Patienten fragen

Hier finden Sie Meldungen, die von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. regelmäßig in der Mitgliederzeitschrift SIGNAL veröffentlicht wurden.

Wir haben uns bemüht, wegen der besseren Verständlichkeit möglichst wenige medizinische Fachbegriffe zu verwenden. Daher bitte für die Suche vor allem laienverständliche Begriffe (z.B. „Brustkrebs“ anstelle „Mammakarzinom“) verwenden.




Brustkrebs

Ganzkörperhyperthermie - Kontraindiktionen

Ich habe Brustkrebs und möchte eine Ganzkörperhyperthermie durchführen lassen. Für welche Patient*innen ist diese nicht geeignet?

Meistens wird eine Ganzkörperhyperthermie mit Erwärmungen auf 39–40 °C als moderate Hyperthermie durchgeführt. Damit sollen die Abwehrkräfte gesteigert werden.

Bei der extremen Hyperthermie hingegen werden Temperaturen von 41,5 bis etwa 42 °C erreicht. Bei dieser Form der extremen Hyperthermie ist die Kreislaufbelastung deutlich ausgeprägter, sodass Sie bitte nachfragen, welche Form der Ganzkörperhyperthermie bei Ihnen durchgeführt werden soll.

Allgemein darf eine Ganzkörperhyperthermie nicht angewandt werden, wenn Herz- oder Lungenerkrankungen bekannt sind, beziehungsweise bei Herzerkrankungen nur nach vorheriger kardiologischer Abklärung und ggf. EKG-Überwachung.
Besonders bei Lungenerkrankungen sollte keine hochgradige Einschränkung der Lungenfunktion vorliegen.
Ebenfalls problematisch sind Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Vor allem bei Epilepsie, erhöhtem Hirndruck, Hirnödemen und Schlaganfall wird von einer Ganzkörperhyperthermie abgeraten. Eine Schwangerschaft ist auch ein Ausschlussgrund. Genauso wie Gefäßkrankheiten: hier zum Beispiel frische Thrombosen oder eine schwere Lymphschwellung. Da die Ganzkörperhyperthermie Entzündungsprozesse bzw. hormonelle Entgleisungen triggern kann, ist eine Ganzkörperhyperthermie bei einer unkontrollierten Schilddrüsenüberfunktion ebenfalls nicht sinnvoll.
Gleiches gilt für akute fieberhafte Infekte. Und selbstverständlich sollte die Anwendung der Ganzkörperhyperthermie immer individuell abgewogen werden, wenn ein stark geschwächter oder stark beeinträchtigter Allgemeinzustand vorliegt, da hier die Kreislaufbelastung problematisch sein kann.
Am besten, Sie besprechen diese Punkte mit Ihrem Therapeuten bzw. Ihrer Therapeutin vor Ort und entscheiden gemeinsam, ob eine Ganzkörperhyperthermie das Richtige für Sie ist.

Die Bedeutung des Lebensstils bei Brustkrebs

Mein Arzt hat zu mir gesagt, ich soll als Brustkrebspatientin einfach essen, was ich will. Darüber bin ich irritiert. Was meinen Sie dazu?

Krebspatienten wollen aktiv an ihrer Genesung mitwirken. Daher ist es verständlich, dass Sie irritiert sind. Denn schließlich ist die Ernährung ideal, um in jeder Phase der Erkrankung dazu beizutragen, die Gesamtsituation des Körpers, die Therapievoraussetzungen und damit auch die Heilungschancen zu verbessern. Dies zeigt sich in den bisher vorliegenden Studien zu Brustkrebs besonders deutlich.

Erst kürzlich diskutierten Expertinnen und Experten anlässlich der 41. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V. 2022 in Stuttgart zum Thema Lebensstil und empfahlen, dass jede Brustkrebspatientin eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen sollte. Die Vorträge zum Thema Bewegung und Ernährung zeigten außerdem sehr eindrucksvoll, wie einfach die Betroffenen das individuelle Brustkrebsrisiko und die Rückfallwahrscheinlichkeit senken können. Die Expert*innen kamen dabei zu folgenden Schlussfolgerungen: Normalgewicht verbessert die Prognose nach einer Erkrankung unabhängig vom Hormonrezeptorstatus. Der Überlebensvorteil von Normalgewichtigen lag bei 14%. Als beste Abnehmmethode hat sich das Intervallfasten in der Taktung 14:10 bewährt, also 14 Stunden Pause und 10 Stunden, während denen Nahrung aufgenommen werden kann.
Eine besonders vorteilhafte Ernährung zur Senkung des Brustkrebsrisikos und zur Senkung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist eine mediterrane Ernährung. Hier senkt der tägliche Konsum von Olivenöl und Nüssen das Brustkrebsrisiko um die Hälfte.
Alkohol steigert abhängig vom Konsumverhalten das Brustkrebsrisiko unterschiedlich, aber deutlich (weniger als 12,5 g Alkohol täglich: um 4–15% bzw. mehr als 15 g Alkohol täglich: um 35%).
Fast alle Frauen mit einem Rezidiv haben einen Vitamin-D-Mangel. Deshalb lautete die Empfehlung der Expertinnen und Experten auf dem Senologie-Kongress: Jährlich den Spiegel messen lassen und bei Mangel substituieren.
Übertroffen wurden die Daten zu Ernährung und Vitamin D nur von regelmäßiger Bewegung, die genauso effektiv wie die Antihormontherapie sein soll: So geht Bewegung mit einer 47% niedrigeren Mortalität (Sterberate) einher. Und 30 Minuten zügiges Gehen am Tag reduziert das Rückfallrisiko um 50%.
Auch hier bestätigen aktuelle Daten der doppelblinden und randomisierten kontrollierten DO-HEALTH-Studie unter Leitung der Uni Zürich, dass selbst bei über 70-Jährigen ein spezielles Bewegungsprogramm das Krebsrisiko um 26% senken konnte. Wurde dies mit der Einnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren kombiniert, konnte dadurch das Krebsrisiko sogar um 61% gesenkt werden. Ein Grund mehr, neben Bewegung und einer Omega-3-haltigen mediterranen Ernährung auf den Vitamin-D-Spiegel zu achten.
Möge Ihnen diese Zusammenstellung zeigen, dass wir vieles selbst in der Hand haben und dass es sich lohnt, vor allem nach einer Brustkrebserkrankung genauer nach dem Lebensstil zu schauen, auch wenn manchmal die Ärzte das Gegenteil behaupten.

Dauer der Therapie mit Aromatasehemmern bei Brustkrebs

Ich hatte Brustkrebs und möchte die verordnete Antihormontherapie mit einem Aromatasehemmer eigentlich nicht länger als fünf Jahre einnehmen. Haben Sie einen Rat für mich?

Da eine Studie aus dem Jahr 2021 darauf hindeutet (Gnant M et al. / N Engl J Med 2021; doi:10.1056/NEJMoa2104162), dass eine Verlängerung der Antihormontherapie nur die Zahl der Knochenbrüche erhöht, ohne vor Brustkrebs zu schützen, sind wir vorsichtig mit einer Empfehlung, die Gabe von Aromatasehemmern bei Nichtrisikopatientinnen über fünf Jahre hinaus zu verlängern.
Doch zunächst einmal zur Studie, für die 3484 postmenopausale Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs untersucht wurden. Diese Patientinnen hatten fünf Jahre lang eine adjuvante endokrine Therapie erhalten und wurden danach in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe erhielt den Aromatasehemmer Anastrozol für weitere zwei Jahre (2-Jahres-Gruppe, Gesamtdauer 7 Jahre), die andere Gruppe für weitere fünf Jahre (5-Jahres-Gruppe, Gesamtdauer 10 Jahre).
Die Verlängerung der 5-jährigen Antihormontherapie um weitere fünf Jahre schützte gegenüber einer Verlängerung um lediglich zwei Jahre nicht besser vor einem erneuten Krebswachstum. Allerdings verschlechterte die Verlängerung der endokrinen Therapie die Verträglichkeit. Der Anteil der Patientinnen mit wenigstens einer Nebenwirkung erhöhte sich von 26,5 % auf 40,2 %. Die häufigste Nebenwirkung war eine Osteoarthritis mit 1,7 % in der 2-Jahres-Gruppe und 4,3 % in der 5-Jahres-Gruppe. Der wichtigste Nachteil waren Knochenfrakturen, deren Häufigkeit von 4,7 % auf 6,3 % anstieg.
Leider wurden keine Patientinnen mit einer lediglich 5-jährigen Gabe untersucht und mit der längeren Gabe verglichen. Diese hätte womöglich ebenfalls einen ähnlichen Nutzen. Zumindest von einem anderen Aromatasehemmer (Letrozol) weiß man (Goss PE et al. / N Engl J Med 2016), dass eine Verlängerung der Antihormontherapie von fünf auf zehn Jahre das krankheitsfreie Überleben nur geringfügig verbesserte (95 % im Letrozol-Arm gegenüber 91 % im Placeboarm) und praktisch keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben hatte (95 % im Letrozol-Arm gegenüber 94 % im Placeboarm).
Aufgrund dieser Studienergebnisse wird inzwischen von der Erweiterung auf zehn Jahre wieder etwas abgewichen. Frauen mit höherem Rückfallrisiko (Lymphknotenbefall, G3-Tumoren) kann eine längere Gabe empfohlen werden. Frauen in den Wechseljahren mit niedrigem Rückfallrisiko haben von der verlängerten Therapie jedoch keinen zusätzlichen Nutzen.
Für alle betroffenen Frauen bedeutet dies aber in jedem Fall, dass sie sich in Ruhe überlegen können, ob dieses Vorgehen wirklich das Richtige für sie ist, wenn eine 10-jährige Antihormontherapie vorgeschlagen wird. Eventuell geben kommende Analysen besser darüber Aufschluss, welche Patientinnen tatsächlich von einerlängeren Therapie profitieren. Und denken Sie auch daran: Die wichtigste Grundlage ist die Kombination aus gesunder Ernäh- rung und Bewegung. Denn der Konsum von viel frischem Gemüse und etwas Obst liefert dem Körper nicht nur wichtige Nährstoffe. In Kombination mit körperlicher Aktivität verzeichnen Brustkrebspatientinnen durch diese Lebensweise nach fünf Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patientinnen, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben (Pierce JP et al. / J Clin Oncol 2007).
Neben Rauchen, das Schätzungen zufolge für ca. 20 % aller Krebserkrankun- gen verantwortlich ist, stellen Adipositas und das Thema Alkohol bei Brustkrebserkrankungen zwei weitere Faktoren dar, die das Krebsgeschehen mitbeeinflussen. Ein Mehrkonsum von 50 g Alkohol pro Tag (etwa drei alkoholische Getränke) ist Studien zufolge mit einer relativen Risikoerhöhung um 50 % für Brustkrebs assoziiert (Baan R et al. / Lancet Oncol 2007). Zusammengenommen kann die Berücksichtigung dieser Faktoren vielleicht sogar besser geeignet sein, um langfristig Brustkrebsrezidive zu verhindern.

 

Scheidentrockenheit und die lokale Anwendung von Hormonen

Ich habe Brustkrebs, bekomme eine antihormonelle Therapie und habe zunehmend ein trockenes Gefühl in der Scheide. Laut Empfehlung meines Gynäkologen soll ich lokal eine Östrogencreme anwenden. Welchen Rat können Sie mir geben? Kann ich dies bedenkenlos machen?

Durch eine antihormonelle Therapie oder die Wechseljahre wird die Schleimhaut der Scheide (Vagina) und des äußeren Genitale (Vulva) sehr häufig trockener und empfindlicher. Oft werden vaginal anzuwendende Cremes oder Zäpfchen empfohlen, die ein weibliches Hormon, das Östriol, enthalten. Einige Frauenärzte halten die lokale Anwendung von Östriol inzwischen für ungefährlich bei Brustkrebs.
In den Beipackzetteln der Hersteller findet man allerdings immer noch den Hinweis, dass bei bestehendem oder früherem Brustkrebs das Arzneimittel nicht eingesetzt werden sollte, vermutlich weil immer noch nicht ganz geklärt ist, ob nicht doch winzige Mengen in den Blutkreislauf gelangen können. Dies scheint aber wohl nur dann der Fall zu sein, wenn zu Beginn der Therapie die Schleimhäute noch sehr trocken und dadurch durchlässiger sind. Manchmal kann sich dies in einem Brustspannen äußern.
Da Östriol aber an den guten Östrogenrezeptor bindet, sollte es eher eine Schutzwirkung haben. In einigen Studien zeigte sich daher auch keine Erhöhung des Rückfallrisikos. Zum Beispiel ergab eine französische Studie mit über 13.000 Brustkrebspatientinnen, die mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern behandelt wurden, keine Hinweise darauf, dass die Rückfallrate bei den 271 Frauen, die lokal Östrogene erhielten, erhöht gewesen war (Le Ray I / Breast Cancer Res Treat 2012; 135: 603–609).
Eine andere Studie zeigte bei 61 Frauen, dass ultraniedrig dosiertes Vaginalgel mit 0,005% Östriol die Östrogen-, FSH- und LH-Spiegel bei Frauen mit Brustkrebs nicht erhöhte. Allerdings wurde eine vorübergehende, sehr geringe Resorption von Östriol beobachtet. Diese Ergebnisse geben laut der Forscher Vertrauen in die sichere Anwendung von Vaginalgel mit 0,005% Östriol bei Frauen mit Brustkrebs mit Indikation zur Behandlung mit vaginalen Östrogenen (Sánchez-Rovira P /
Oncologist 2020. doi: 10.1634/theoncologist. 2020-0417).
Wenn Sie Zweifel haben, gibt es aber auch gut wirksame hormonfreie pflanzliche Hilfen, die bei Scheidentrockenheit angewandt werden können. Die meisten Produkte werden dabei vaginal verabreicht.
Eines gibt es, das oral eingenommen wird, eine Kapsel mit dem Sanddornöl-Extrakt SBA 24®, in Deutschland als Femisanit® erhältlich. In dem kaltgepressten Öl aus Kern und Fruchtfleisch der Sanddornfrucht sind unter anderem Fettsäuren, Betacarotin und Vitamin E enthalten. In einer doppelblind randomisierten und placebokontrollierten Studie mit 116 Frauen in der Postmenopause, die über drei Monate dieses Sanddornprodukt einnahmen, verbesserte sich der Zustand der Scheidenschleimhaut deutlich (Larmo PS / Maturitas 2014). Inzwischen wurden neben positiven Wirkungen auf Haut und Schleimhäute auch Wirkungen auf das Immunsystem beschrieben sowie eine Verbesserung des kardiovaskulären Risikos (Gerhard I / Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2018).
Bei Scheidentrockenheit behelfen sich viele Frauen mit Befeuchtungsgels. Viel besser ist es laut Frau Prof. Ingrid Gerhard (https://www.netzwerk-frauengesundheit.com), mit einer fetthaltigen Creme zu therapieren, die durch antientzündlich wirkende Pflanzenextrakte einen Zusatznutzen bringt. Aus demselben Grund sind zu Anfang milchsäurehaltige Cremes oder Zäpfchen nicht sinnvoll und können zu Schmerzen führen. Es lohnt sich übrigens, immer einen Blick auf die Zusatzstoffe zu werfen, die auch zu Reizungen führen können. Vermeiden Sie in jedem Fall Präparate, in denen Parabene enthalten sind. Empfehlenswerte pflanzliche Präparate für die lokale Anwendung (Beispiele, kein Anspruch auf Vollständigkeit) sind: Femisanit Intimcreme® (Sanddornextrakt, Rosmarin), Sagella® Vaginalcreme (Ringelblume), Delima® Feminin Vaginalzäpfchen (Traubenkernöl, Granatapfelsamenöl), Vulniphan® Vaginalovula (Hyaluronsäure, Wassernabel, Ringelblume, Aloe vera).
Intimpflege bedeutet dabei auch das regelmäßige Einölen und Eincremen des äußeren Genitales und des Scheideneinganges. Geeignet sind reines Pflanzenöl, z. B. Sesamöl, Kokosöl, Olivenöl oder auch das Intimpflegeöl von Primavera bzw. das Damm-Massageöl von Weleda.
Sesamöl ist in der lokalen Anwendung besonders zu empfehlen. In der Ayurvedischen Medizin gilt es als ein tief eindringendes Öl, das in der Lage ist, die Poren zu öffnen und die Haut und Schleimhaut von innen zu versorgen. Abgesehen davon ist es gut verträglich und kann auch vaginal verwendet werden.
Empfehlenswert ist die Kombination mit Maßnahmen, die die Scheidenflora unterstützen. Dabei werden Döderlein-Bakterien verabreicht (z. B. SymbioVag oder 4Vag Vaginalzäpfchen). Achten Sie auch hier auf die enthaltenen Zusatzstoffe, bevor Sie ein Präparat kaufen.

Dauer und Nutzen einer Therapie mit Bisphosphonaten

Ich habe Brustkrebs und soll begleitend fünf Jahre Bisphosphonate zur Vorbeugung erhalten. Was halten Sie von diesem Vorgehen?

Dazu gibt es eine aktuelle Studie: Forscher der Universität Ulm haben in der sogenannten SUCCESS-A-Studie untersucht (Friedl TWP et al. / JAMA Oncol 2021; doi:10.1001/jamaoncol.2021.1854), ob sich die Wirkung einer zweijährigen Therapie mit Zoledronat (einem Bisphosphonat) von der einer fünfjährigen Gabe unterscheidet.
Hierfür wurden Daten von 2987 Brustkrebsbetroffenen ausgewertet, die ein höheres Rückfallrisiko hatten. Nach der Tumorentfernung und einer Chemotherapie wurden die Patientinnen nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten Zoledronat entweder für zwei oder für fünf Jahre.
Das Ergebnis: Eine Behandlung mit Zoledronat nach adjuvanter Chemotherapie von Risikopatientinnen über zwei Jahre hinaus zu verlängern, verbessert die Prognose nicht. Ein Unterschied zwischen den Zoledronat-Gruppen war nicht erkennbar. Dies betraf das krankheitsfreie Überleben, das Überleben ohne Fernmetastasen, eine Knochenmetastasierung und das Gesamtüberleben. Dafür hatten Patientinnen mit fünfjähriger Zoledronat-Therapie häufiger Nebenwirkungen, vor allem Knochenschmerzen (8,3% gegenüber 3,7%) und Gelenkbeschwerden (5,1% gegenüber 3,1%).
Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass von einer fünfjährigen Therapie mit Bisphosphonaten für Brustkrebspatientinnen Abstand zu nehmen ist, sofern deren Knochendichte nicht erniedrigt ist. Wir hoffen, dass diese Ergebnisse Anlass dafür sind, die Empfehlung, Bisphosphonate drei oder gar fünf Jahre zu geben, zu überdenken. Denn auch in anderen Studien hat sich in der adjuvanten Situation kein erkennbar deutlicher Vorteil für das Gesamtüberleben gezeigt (beispielsweise ZO-FAST-Studie: Coleman R et al. / Cancer Res 2009).
Wenn Frauen keine Knochenmetastasen haben, würden wir den Nutzen von Bisphosphonaten sogar generell infrage stellen. Denn Bisphosphonate können ernsthafte Nebenwirkungen (Kiefernekrosen, atypische Frakturen, Speiseröhrenkrebs, Nierenschäden, Vorhofflimmern) zur Folge haben. Sollte eine Osteoporose vorliegen, kann die Knochendichte auch sehr gut naturheilkundlich unterstützt werden, unter Berücksichtigung von Bewegung, Vitamin D, Vitamin K, Magnesium, Kalzium und einer Säure-Basen-Regulation (siehe auch GfBK-Info Knochenstärkung).
Magnesium (neben Vitamin D) scheint hier besonders wichtig zu sein. Denn nur mit einer höheren Magnesiumdosis, zusammen mit mehr Vitamin D und Vitamin K, nahm die Knochendichte über viermal so stark zu, als wenn wenig Magnesium aufgenommen wurde (Michalek et al. / Nutr J 2011).
Diabetiker und Menschen, die Kortison einnehmen, sollten besonders auf knochenstärkende Maßnahmen achten, da hier die Ausscheidung von Kalium, Magnesium und Kalzium erhöht ist und so ein Knochenschwund besonders häufig auftritt.

Omega-3-Fettsäuren und Brustkrebs

Ich mache gerade eine Chemotherapie wegen eines Brustkrebses und frage mich, ob ich Omega-3-Fettsäuren zu mir nehmen sollte. Was halten Sie davon? Und falls ja, in welcher Form?

Auch wir raten zu einer Einnahme von Omega-3-Fettsäuren während einer Chemotherapie. So hat im Jahr 2019 eine kleine Studie mit 48 Frauen, die vor der Operation eine neoadjuvante Chemotherapie erhielten, gezeigt, dass bei täglicher Einnahme von 1 Gramm Omega-3-Fettsäuren eine verminderte Zellteilung in den Gewebeproben auftrat (Darwito D / Asian Pac J Cancer Prev 2019; doi:10.31557/APJCP.2019.20.3.911).
Bei der Nachbeobachtung war das krankheitsfreie Überleben bei den Frauen, die Omega-3-Fettsäuren eingenommen hatten, um fünf Monate und das Gesamtüberleben um sechs Monate länger als in der Kontrollgruppe. Auch wenn die Nachbeobachtung mit knapp einem Jahr zu kurz war, um das Überleben wirklich zu beurteilen, gibt diese Studie erste Hinweise darauf, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei Brustkrebs sinnvoll ist. Eventuell zeigen sich bei höheren Dosierungen sogar noch bessere Effekte. Tendenziell war in dieser Studie die Gabe von Omega-3-Fettsäuren mit 1 g täglich etwas zu niedrig angesetzt. Eine gute Versorgung liegt eher bei einer täglichen Omega-3-Zufuhr von 2 g EPA/DHA vor. Dies entspricht 300 g Makrelenfilet, 15 konventionellen Fischölkapseln oder 1 TL eines hochwertigen und gereinigten Algenöls (Volker Schmiedel, Naturarzt 9/2020).
Auch andere Studien haben gezeigt, dass Brustkrebspatientinnen von der Gabe von Omega-3-Fettsäuren profitieren. So kann ein hoher Fischkonsum das Brustkrebsrisiko um 3/4 bzw. 4/5 reduzieren (Kim J / BMC Cancer 2009). Und in einer anderen Studie hatten Frauen nach den Wechseljahren mit einer hohen Zufuhr an Omega-6-Fettsäuren ein verdoppeltes Brustkrebsrisiko (Chajès V / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2012). Eine hohe Omega-3-Zufuhr halbierte dagegen das Risiko für Brustkrebs. Letzteres zeigte sich in dieser Studie aber nur für übergewichtige Frauen. Eine Erklärung wäre, dass Omega-3-Fettsäuren möglicherweise die entzündliche Wirkung von Übergewicht kompensieren könnten (Schmiedel V / Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2015).
Wenn Sie genau wissen möchten, wie viel Omega-3-Fettsäuren Sie benötigen, lassen Sie Ihr Omega-6:3-Verhältnis im Blut überprüfen. Wenn das Verhältnis deutlich über 5:1 liegt, werden zu viele Omega-6-Fettsäuren im Vergleich zu Omega-3-Fettsäuren aufgenommen. Liegt das Verhältnis zum Beispiel zwischen 7:1 und 15:1, so lautet die Empfehlung, 1 EL Fischöl oder 1 TL Algenöl zu sich zu nehmen. Bei einem Verhältnis über 15:1 darf es ruhig etwas mehr sein, z. B. 1,5 EL Fischöl bzw. 1,5 TL Algenöl oder am Wochenende die doppelte Dosis (2 EL oder 2 TL).
Und wie sieht es mit pflanzlicher Alpha-Linolensäure (ALA) beispielsweise aus Leinöl aus? Fast alle Studien beschränken sich auf die maritimen Omega-3-Fettsäuren EPA/DHA. Man weiß aber inzwischen, dass ALA nur in minimaler Menge vom Organismus in EPA und DHA umgewandelt wird.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat das Potenzial von pflanzlichen und marinen Omega-3-Fettsäuren zur Hemmung der Entwicklung von Brusttumoren verglichen. Allerdings wurde hier nur die Entwicklung von Brusttumoren bei Mäusen untersucht, die gezüchtet wurden, um HER2-positiven Brustkrebs zu entwickeln. Das Ergebnis dieser Laborstudie: Aus Fischöl gewonnene Omega-3-Fettsäuren konnten die Entwicklung aggressiver Brustkrebstumoren wirksamer stoppen als solche aus pflanzlichen Quellen. Mäuse, die den aus Fischöl stammenden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA ausgesetzt waren, hatten um 60–70% kleinere Tumore sowie 30% weni ger Brusttumoren. Um den gleichen Effekt zu erzielen, mussten die Mäuse viel höheren ALA-Dosen ausgesetzt werden. Die Autoren dieser Studie schätzen, dass pflanzliches ALA 1/8 so wirksam ist wie EPA + DHA (Liu J / The Journal of Nutritional Biochemistry 2018). Aufgrund der bisherigen Forschungen wür- den wir (nicht nur bei einer Brustkrebser krankung) empfehlen, das Omega-6:3-Verhältnis im Blut zu überprüfen und daraufhin abgestimmt ein Fisch- oder Algenöl einzu nehmen. Wegen der zunehmenden Ver schmutzung der Meere sind gereinigte und hochwertige Öle besonders sinnvoll. Wenn Sie zusätzlich Fisch essen möchten, achten Sie auf nachhaltige Fangmethoden (MSC-Siegel). Abraten möchten wir Ihnen von Meeresfrüchten oder Thunfisch, die eher mit Schadstoffen belastet sind. Bei Fisch in Dosen kommt ein weiteres Problem hinzu: Biphenol-A-diglycidylether. Dieser Stoff ist ein Bestandteil der Innenbeschichtung und wird von öl- oder fetthaltigen Lebensmitteln aus den Dosen herausgelöst (www.ugb. de/lebensmittel-im-test/ist-fisch-noch-geniessbar/).
Selbstverständlich können auch Omega- 3-reiche pflanzliche Nahrungsmittel (Leinsamen und Co.) in die Ernährung integriert werden. Sie sind bedeutend besser als Omega-6-reiche Pflanzenöle wie Sonnenblumen- oder Distelöl und können dank der enthaltenen Lignane ebenfalls positive Wirkungen entfalten (Buck K / J Clin Oncol 2011).
Achten Sie auch darauf, dass Omega-3-Fettsäuren aufgrund ihrer ungesättigten Doppelbindungen sehr oxidationsempfindlich sind. Öle, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind (neben Algenöl oder Fischöl sind das z. B. Leinöl, Hanföl, Rapsöl, Walnussöl), dürfen nicht zu hell gelagert werden und auch nicht zu warm oder zu lange. Keinesfalls sollte man sie zum Braten verwenden, denn dies kann krebserregende Stoffe erzeugen.
Außerdem kommt es natürlich darauf an, wie das Ernährungskonzept in Gänze aussieht. Fette sind nur ein Teil der Betrachtung, wenn auch ein wichtiger. Detaillierte Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung finden Sie in der GfBK-Broschüre Ernährung bei Krebs.

Herzbeschwerden durch Wechseljahre oder Antihormontherapie

Ich bekomme eine antihormonelle Therapie und habe seitdem mit Herzstolpern zu tun. Was kann ich naturheilkundlich dagegen unternehmen?

Bei der Behandlung mit Antihormonen kann es zu Wechseljahrsbeschwerden kommen, die hauptsächlich durch den therapeutisch erwünschten Mangel an Östrogenen entstehen. Dabei sind Schwitzattacken oder Herzstolpern typisch und treten auch bei gesunden Frauen auf, die in die Wechseljahre kommen.
Herzbeschwerden in und nach den Wechseljahren äußern sich bei den Betroffenen unterschiedlich. Mal ist es nur ein gelegentliches Herzstolpern, bei anderen treten Schmerzen im Brustbereich oder ein angstauslösendes Herzrasen, vor allem nachts, auf. Diese Beschwerden werden von Hausärzten besonders gerne mit Betablockern behandelt. Lassen Sie vorab in jedem Fall von Ihrem Arzt abklären, dass sie keine Herzerkrankungen oder eine Schilddrüsenerkrankung haben. Wenn organische Ursachen ausgeschlossen wurden, kann versucht werden, die Herzbeschwerden naturheilkundlich zu lindern.
Grundsätzlich ist in den Wechseljahren die Einnahme eines citrathaltigen Basenpulvers zu empfehlen. Bei Herzbeschwerden zusätzlich hochdosiert an Magnesium denken, besonders wenn Sie viel schwitzen. Lassen Sie auch die wichtigsten Elektrolyte (Kalium, Kalzium, Magnesium) und eventuell auch Coenzym Q10, das wichtig für die Funktion des Herzmuskels ist, im Blut bestimmen. Achten Sie bei Magnesium darauf, dass es im Vollblut bestimmt wird.
Ängste, Stress und Einsamkeit schlagen nicht nur buchstäblich auf den Magen, sondern können sich auch negativ auf das Herz auswirken. Auch deswegen helfen Entspannungsübungen oder eine psychologische Begleitung, um wieder zu mehr innerer Ruhe zu kommen. Bei nervöser Erschöpfung denken Sie bitte auch an die rezeptfreie Passiflora incarnata Urtinktur (3 × 10 Tropfen). Löst das Herzrasen Schlafstörungen aus, kann Weißdorn als Urtinktur oder als Globuli eingenommen werden. Auch höher dosierte Extrakte aus Weißdorn, wie z. B. Crataegutt® oder Rytmopasc®, können bei leichten bis mittleren Herzrhythmusstörungen helfen.
Eine ähnliche Wirkung haben auch rezeptpflichtige anthroposophische Arzneimittel, wie zum Beispiel Cardiodoron®, das einen Extrakt aus Bilsenkraut, Eselsdistel und Schlüsselblume enthält. Einreibungen mit Lavendelöl oder Aurum-lavendula-Creme – insbesondere vor dem Einschlafen – sind ebenfalls sehr hilfreich und besonders durch das Eincremen der Herzregion ein „Geschenk“ für das Herz. Denken Sie auch daran, bei sehr starken Wechseljahrsbeschwerden oder einer Kombination aus vielen Beschwerden auf pflanzliche Mittel aus der Traubensilberkerze zurückzugreifen (homöopathisch z. B. als Cimicifuga comp. von Weleda). Und reduzieren Sie den Konsum koffeinhaltiger Getränke.

Milch, Joghurt und Ersatzprodukte

Ich habe Brustkrebs und mich treibt schon länger die Frage um, ob nicht nur der Verzehr von Milch, sondern auch von Joghurt bei Brustkrebs problematisch ist?

Zu dieser Frage gibt es eine aktuelle Studie der amerikanischen Loma-Linda-Universität (Fraser GE / Int J Epidemiol 2020; doi:10.1093/ije/dyaa007), die untersucht hat, ob der Verzehr von Milchprodukten mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einhergeht.
Dabei wurden 52.795 Adventisten aus den USA und Kanada, die anfangs krebsfrei waren, fast acht Jahre lang nachverfolgt.
Die Nahrungsaufnahme wurde anhand von Ernährungsfragebögen geschätzt. Wichtig zu wissen ist dabei, dass sich 40% der Adventisten streng vegetarisch oder vegan ernähren und 8% überhaupt keine Milchprodukte verzehren. Ein Großteil hat außerdem einen hohen Sojakonsum.
Die Ergebnisse dieser Studie ergaben eine klare Dosisabhängigkeit. Verglichen mit Personen, die komplett auf Milch verzichteten, reichten bereits geringe Mengen Milch aus, um die Wahrscheinlichkeit für einen Tumor der Brust zu erhöhen: Bei einem Viertel bis einem Drittel Glas täglich waren es 30% mehr, bei zwei Drittel Gläsern waren es 50% mehr, und bei zwei bis drei solcher Portionen stieg das Risiko um 70–80%.
Anders ausgedrückt: Was bei Nichtmilchkonsumenten ein Brustkrebsrisiko von 9–10% auf Lebenszeit sein kann, wird bei Konsumenten mit zwei Drittel Gläsern zu einem Lebenszeitrisiko von 14–15%. Dabei machte es keinen Unterschied, ob Vollfettmilch oder eine fettarme Variante konsumiert wurde.
Die Studie konnte allerdings keinen Zusammenhang zum Verzehr von Joghurt und Käse feststellen. Bei Frauen, die Milchprodukte durch Soja ersetzten, war die Brustkrebsrate tendenziell niedriger. Der schützende Effekt von Soja verschwand jedoch mit zunehmendem Milchkonsum.
Die Autoren der Studie vermuten, dass die Mechanismen, die einer möglichen Ursache zugrunde liegen, die in der Milch enthaltenen Sexualhormone von Rindern sein könnten. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass ein bestimmtes Hormon namens IGF-1 durch den Verzehr von Milch erhöht wird und dadurch das Krebsrisiko steigt.
Auf ein Problem, das den Unterschied zwischen Joghurt und Milch erklären könnte, weist Bruno Melnick, Lehrbeauftragter der Universität Osnabrück, hin. In der Milch gibt es sogenannte Exosome, die vielfältige und bei weitem noch nicht erforschte Aufgaben in der Zellkommunikation haben sollen – und eventuell auch einen Einfluss auf die Entstehung von Krebs. Da diese Partikel bei der Pasteurisierung der Milch nicht zerstört werden, kommt es seit der Einführung dieser Konservierungstechnik in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu einer zunehmenden Belastung unseres Körpers mit diesen nicht artgerechten Lebensmittelbestandteilen. Fermentieren (wie z. B. Joghurt) soll hingegen diese Partikel zerstören (Melnik BC, Schmitz G / Best Pract Res Clin Endocrinol Metab 2017; doi:10.1016/j.beem.2017.10.003).
Auch wir empfehlen übrigens bereits seit einigen Jahren aufgrund anderer Studien (z. B. Ganmaa D / Med Hypotheses 2005; doi:10.1016/j.mehy.2005.06.026), die einen ähnlichen Zusammenhang beobachtet haben, den Milchkonsum einzuschränken bzw. den Konsum zu überdenken. Gary E. Fraser, der Autor der obigen Adventisten-Studie, empfiehlt besonders Frauen mit einem höheren Brustkrebsrisiko oder vermehrten Brustkrebserkrankungen in der Familie, auf pflanzliche Milchalternativen umzusteigen, was dank der vielfältigen Auswahl in Supermärkten heute ja kein Problem mehr ist.

Cannabis und Tamoxifen - mögliche Wechselwirkungen

Bei mir wurde Brustkrebs festgestellt. Es erfolgte die Operation, eine Chemotherapie mit Herceptin und danach Tamoxifen. Vor einem halben Jahr habe ich aufgrund von Gelenkschmerzen und Schlafstörungen mit der Einnahme von CBD-Öl begonnen. Nun habe ich gelesen, dass CBD möglicherweise die Wirkung von Tamoxifen vermindern könnte. Was halten Sie von dieser Info?

Die Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) werden in der Leber über bestimmte Leberenzyme (darunter CYP2C9 und CYP3A4) verstoffwechselt. Deshalb gehen Experten von Wechselwirkungen mit Medikamenten aus, die auf gleichem Wege umgewandelt oder abgebaut werden. Bisher liegen allerdings nur Laborversuche zu dieser Problematik vor. Tamoxifen ist aber durchaus sensibel für Arzneimittelwechselwirkungen. Denn es werden bestimmte Leberenzyme benötigt, um die Vorstufe (Tamoxifen) in die eigentlich wirksame Substanz (Endoxifen) umzuwandeln. Insofern könnte theoretisch eine Hemmung dieses Enzyms (wie zum Beispiel von Cannabinoiden) die Wirksamkeit vermindern.
Wechselwirkungen bei der Einnahme von Cannabisprodukten sind aber nicht nur mit Tamoxifen denkbar, sondern auch mit anderen Substanzen, die ebenfalls sehr stark über die Leber verstoffwechselt werden, wie zum Beispiel Beruhigungsmittel, bestimmte Chemotherapeutika (Cyclophosphamid, Docetaxel, Paclitaxel), Tyrosinkinasehemmer (z. B. Imatinib, Sorafenib, Sunitinib, Nilotinib) und Alkohol. Hier gibt es aber leider noch zu wenige konkrete Daten, sodass die Einnahme im Einzelfall immer individuell abgewogen werden sollte.
Grundsätzlich gilt: Da die Menge der pflanzlichen Wirkstoffe unüberschaubar ist, sind Wechselwirkungen leider noch viel zu wenig erforscht. Letztendlich kann bei vielen, selbst natürlichen Substanzen nie ganz ausgeschlossen werden, dass Wechselwirkungen auftreten, da die Leber ja das wichtigste Stoffwechselorgan ist und viele Stoffe über die Leber ab- und umgebaut werden. Bei pflanzlichen Stoffen ist vor allem die Einnahme von Johanniskraut und Grapefruit während einer schulmedizinischen Krebstherapie nicht zu empfehlen.
Übrigens: Auch viele schulmedizinische Arzneimittel sollten nicht parallel mit Tamoxifen eingenommen werden, weil sie dessen Umwandlung in die aktive Stoffwechselform Endoxifen in der Leber behindern. Dies betrifft das Antiarrhythmikum Amiodaron, bestimmte Magenmittel (Cimetidin, Ranitidin), manche Antidepressiva und Neuroleptika (Clomipramin, Imipramin, Clozapin, Haloperidol, Trazodon), SSRI-Hemmer (Paroxetin, Fluoxetin, Sertralin), Antipilzmittel (Miconazol, Ketoconazol) und einen bestimmter Blutdrucksenker (Nicardipin). Als Alternative zu den genannten Antidepressiva können Venlafaxin, Citalopram oder Escitalopram gegeben werden. Sie beeinträchtigen die Wirkung von Tamoxifen nicht.

Weniger Tamoxifen bei Brustkrebs?

Ich hatte Brustkrebs und habe sehr mit Nebenwirkungen unter Tamoxifen zu kämpfen. Daher überlege ich, das Medikament abzusetzen. Nun habe ich davon gehört, dass es eine Studie gibt, in der viel weniger Tamoxifen genauso wirksam war. Wäre eine geringere Dosis auch für mich eine Option?

Diese Studie gibt es tatsächlich. Allerdings wurde hier Tamoxifen nicht bei invasivem Brustkrebs, sondern bei Brustkrebsvorstufen (sogenanntes DCIS oder LCIS) einge- setzt (Decensi A et al. / J Clin Oncol 2019; doi:10.1200/JCO.18.01779). Dennoch hat diese Studie einen interessanten Ansatz. Denn hier wurde anstatt der üblichen Tamoxifendosis von 20 mg pro Tag eine Do- sis von 5 mg pro Tag gegeben und gegen ein Placebo verglichen. Diese Medikation erhielten 500 Patientinnen mit DCIS, LCIS oder ADH nach der Operation und – falls notwendig – nach zusätzlicher Bestrahlung über insgesamt drei Jahre.
Nach einem Beobachtungszeitraum von 5,1 Jahren zeigte sich, dass niedrig dosiertes Tamoxifen mit 5 mg täglich genauso gut das Risiko für die Entwicklung eines lokalen Rückfalls oder einer erneuten Erkrankung bei Frauen mit duktalem bzw. lobulärem „Carcinoma in situ“ oder atypischer duktaler Hyperplasie verringert wie normal dosiertes Tamoxifen mit 20 mg pro Tag, und das bei geringeren Nebenwirkungen. Allerdings, und des- wegen kann man die Studienergebnisse nicht unbedingt auf einen invasiven Brust- krebs übertragen, waren dies Frauen, die an Brustkrebsvorstufen erkrankt waren. Insofern hoffen wir, dass dieses Vorgehen möglichst bald auch bei Frauen mit invasivem Brustkrebs und nicht nur bei DCIS geprüft wird.
Bis hierzu Erkenntnisse vorliegen, können wir Ihnen nur raten, entweder biologische Maßnahmen einzusetzen, um die Nebenwirkungen zu verringern, oder sich für eine Dosisreduktion zu entscheiden, bevor Tamoxifen ganz abgesetzt oder durch einen Aromatasehemmer, der auch seine Nebenwirkungen hat, ersetzt wird. Be- sprechen Sie dies bitte mit Ihrem behandelnden Arzt, da diese Entscheidung immer auch von individuellen Risikofaktoren abhängig gemacht werden kann.
Alle anderen Frauen, bei denen ein DCIS oder LCIS diagnostiziert wurde und die sich für eine Behandlung mit Tamoxifen entscheiden, sollten ihren Arzt schon zu Beginn der Therapie auf diese Studie aufmerksam machen. Bei DCIS oder LCIS sind wir allerdings sowieso der Meinung, dass die Empfehlung zu Tamoxifen hinterfragt werden kann. In der obigen Studie senkte Tamoxifen das relative Risiko für ein Lokalrezidiv oder eine Neuerkrankung im Vergleich zu Placebo zwar um die Hälfte, in absoluten Zahlen waren dies jedoch „nur“ 5,5% gegenüber 11,3%. Von daher halten wir diese Brustkrebsvorstufen auch ohne invasive Therapiemethoden für heil- bar. Das Wichtigste ist eine ausreichende Entfernung im Gesunden und nicht die Einnahme von Tamoxifen.
Bevor Tamoxifen eingenommen wird, empfehlen wir, einen sogenannten Tamoxifen-Verstoffwechselungstest durchzuführen, um zu überprüfen, ob Tamoxifen ausreichend wirksam ist. Unsere Brustkrebsbroschüre mit ausführlichen Informationen zur antihormonellen Therapie können Sie hier downloaden: www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Brustkrebs.pdf oder in der Hauptgeschäftsstelle in Heidelberg bestellen.
Zusätzliche begleitende Maßnahmen, um das Rückfallrisiko bei Brustkrebs und bei Brustkrebsvorstufen zu minimieren, sind neben einer gesunden Ernährung, aus- reichend Bewegung, dem Verzicht auf Nikotin und dem Maßhalten beim Alkoholkonsum zum Beispiel die an den Blutspiegel angepasste Gabe von Vitamin D und Selen und/oder eine Misteltherapie. Auch eiweißspaltende Enzyme, Heilpilze, Curcuma und Indol-3-Carbinol sind interessante Substanzen. Nähere Infos finden Sie hier: https://www.biokrebs.de/infomaterial/gfbk-infos

Grapefruitkerne und Tamoxifen

Mit großem Interesse habe ich Ihre Beiträge unter „Patientenfragen“ gelesen, und zwar zum Thema Grapefruit, aber leider nicht die Antwort auf meine Frage gefunden. Ich habe verstanden, dass Grapefruit und Tamoxifen keine gute Kombination sind. Aber: Kollidiert das Tamoxifen auch mit der Einnahme des Extrakts von Grapefruitkernen? Ich bin an dieser Stelle verunsichert, da ich mit dem Extrakt bereits gute Erfahrungen gemacht habe.

Das „Grapefruit-Phänomen“ wird durch bestimmte Stoffe, die Furanocumarine, verursacht. Diese blockieren Enzyme im menschlichen Darm, die für den Abbau von Arzneimitteln unentbehrlich sind. Werden bestimmte Medikamente gleichzeitig eingenommen, ist deren Bioverfügbarkeit erhöht, da die Regulierung durch das Enzym entfällt. Das gilt für Zytostatika ebenso wie für Blutdrucksenker, Statine und Psychopharmaka, wodurch bei den meisten Patienten deutlich mehr Nebenwirkungen auftreten. Beim Tamoxifen besteht hingegen das Risiko, dass kein wirksames Endoxifen (4-Hydroxy-N-Desmethyl-Tamoxifen) gebildet wird, sodass die Wirksamkeit von Tamoxifen beeinträchtigt werden kann.
Da Grapefruitkernextrakt jedoch keine Furanocumarine enthält, könnte die Aufnahme von Grapefruitkernextrakt aufgrund der unten beschriebenen Flavonoide sogar eine hemmende Wirkung auf Krebszellen ausüben. Weitere Untersuchungen müssen aber noch erfolgen, um diese Wirkung genauer beschreiben zu können. So sind in Grapefruitkernextrakten wirksame bioaktive Substanzen enthalten, die auf eine Krebstherapie positiv Einfluss nehmen können. Insbesondere sind hier die sekundären Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Flavonoide interessant, wie zum Beispiel Hesperidin, Naringenin, Quercetin und Campherol. Diese Flavonoide, die in Pflanzen, Kräutern und auch in Grapefruitkernen vorkommen, sind eventuell in der Lage, die Resistenz gegenüber Zytostatika umzukehren.
Gezeigt werden konnte das anhand von mehreren Studien, in denen Flavonoide resistente Krebszellen für herkömmliche Chemotherapeutika erneut sensibilisieren oder Krebszellen sogar abtöten konnten. Es muss allerdings noch geprüft werden, ob und wie diese Forschungsergebnisse für Patienten relevant sein könnten (Ye Q et al. / Front Oncol 2019; doi:10.3389/ fonc.2019.00487). Eine gewisse Entwarnung hinsichtlich der gleichzeitigen Einnahme von Grapefruitkernextrakt während Tamoxifeneinnahme scheint aber gegeben.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Antioxidanzien bei Brustkrebs

Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie rät davon ab, während einer Chemotherapie Antioxidanzien einzunehmen. Was halten Sie davon?

Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie lancierte im April 2019 eine Pressemitteilung, in der Teilergebnisse der „MARIE“-Studie kommentiert wurden (Jung AY, Cai X, Thoene K et al. / Am J Clin Nutr 2019). Darin erklärte die Universitätsprofessorin Dr. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO): „Antioxidantien wirken Oxidationsvorgängen entgegen und können somit offensichtlich auch Schäden an Krebszellen abwenden, die man mit einer Bestrahlung und/oder Chemotherapie gerade erreichen möchte.“
Die MARIE-Studie untersuchte die Lebensstilfaktoren, Laborparameter und Genpolymorphismen von 2.223 postmenopausalen Patientinnen mit Brustkrebs. Aus diesen Daten wurden zahlreiche Schlussfolgerungen gezogen, u.a. dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut mit einer schlechteren Prognose einhergeht.
Die aktuelle Veröffentlichung untersuchte, welchen Einfluss Antioxidanzien auf die Prognose haben, wenn sie zeitgleich oder nach einer Chemo- bzw. Strahlentherapie eingenommen werden. Die Einnahme von Antioxidanzien nach einer Chemo- und Strahlentherapie zeigte keine Auswirkungen. Wenn Antioxidanzien hingegen schon parallel zur Chemotherapie verabreicht wurden, traten Rückfälle früher auf, der Faktor dieser Intervallverkürzung lag bei 1,8.
Als „Antioxidanzien“ wurden in dieser Studie Vitamin C, Vitamin E, Vitamin A, Selen, Zink und ganz allgemein Multivitaminpräparate zusammengefasst.
Leider wurde nicht nach den einzelnen Substanzen unterschieden. Man hat physiologische Substanzen chemisch unterschiedlichster Art einfach „in einen Topf“ geworfen. Selbst die Höhe der Dosis spielte bei dieser Analyse keine Rolle.
Außerdem bleibt unklar, ob andere Einflussfaktoren das Ergebnis der Studie verfälscht haben könnten, z.B. der vorzeitige Abbruch einer Antihormontherapie.
Immerhin kommen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass es generell keinen Hinweis auf einen negativen onkologischen Effekt von Antioxidanzien gibt.
Sie schränken diese Aussage aber ein und empfehlen, dass Antioxidanzien während einer Chemo- oder Strahlentherapie nur mit Vorsicht eingesetzt werden sollten.
Dabei ist inzwischen bekannt, dass es das Antioxidans so nicht gibt, sondern dass ein Mikronährstoff je nach biologischem Kontext als Oxidans oder als Antioxidanswirken kann. Ein klassisches Beispiel ist Vitamin C, das vielfältige positive Wirkungen auf die Gesundheit hat. In extrem hohenDosen kann Vitamin C jedoch dazuführen, dass sich in Krebszellen vermehrt zellschädigendes Wasserstoffperoxid bildet. Oder nehmen wir anorganisches Selen als Beispiel: In Laborexperimentenist es zwar als Antioxidans wirksam, in biologischen Systemen wird es aber sehr schnell in Selenenzyme eingebaut. Dann trägt es dazu bei, die Zellteilung zu regulieren, ist in der Schilddrüse bei der Produktion von Schilddrüsenhormonen behilflich oder unterstützt die Immunantwort. Außerdem konnten Mücke et al.bei Patientinnen mit Unterleibstumoren nachweisen, dass unter anorganischer Selengabe strahlungsbedingte Durchfälle seltener auftraten (Muecke et al. / International Journal of Radiation Oncology Biology Physics 2010). Die Wirksamkeit der Strahlentherapie wurde durch das Selen nicht negativ beeinflusst. Auch andere Arbeiten fanden keine negativen Auswirkungen auf Brustkrebspatientinnen durch den Einsatz von Vitamin E, Vitamin C oder Multivitaminen. Die Einnahme unter Chemotherapie zeigte sogar positive Effekte auf die Prognose,während bei Frauen unter Strahlentherapie zumindest keine negativen Effekte auftraten. (Nechuta S, Lu W, Chen Z et al. / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2011). Eine weitere Studie zeigte, abgesehen von Karotinoiden, einen prognostisch positiven Effekt für Vitamin C und E und zumindest keinen prognostisch negativen Effekt für Selen (Greenlee H, Kwan ML, Kushi LH et al. / Cancer 2012).
Wenn Antioxidanzien die Chemotherapie beeinträchtigen würden, dürften Patient*innen keine vitaminhaltigen Lebensmittel wie Obst und Gemüse verzehren und auch keine frischen Säfte trinken. Eine solche Empfehlung wird auch von Schulmedizinern nicht ausgesprochen.
Aus unserer Sicht ist die pauschale Ablehnung von Antioxidanzien, Vitaminen oder Spurenelementen während einer Chemotherapie nicht gerechtfertigt. Optimal wäre es allerdings, bei einigen der Substanzen (v.a. Vitamin D, Vitamin B12, Selen) die Blutspiegel zu bestimmen, um gezielt Mangelzustände auszugleichen.
Immerhin bestätigt dies auch Frau Prof. Combs von der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie: „Tatsächlich kann es durch Therapienebenwirkungen wie Erbrechen oder Schleimhautentzündung zur Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen kommen. Ein solcher Mangel kann aber gezielt diagnostiziert und mit geeigneten Präparaten behoben werden.“

Grapefruit, Tamoxifen und Letrozol

Wie schätzen Sie den Verzehr von Grapefruit bei einer Therapie mit Tamoxifen bzw. Letrozol ein? Sind potenzielle Wechselwirkungen zu befürchten? Und gilt das auch für Orangen.

Mehr Nebenwirkungen. Wenn Sie Medikamente einnehmen und dabei täglich Grapefruit verzehren wollen, ist das grundsätzlich problematisch. Denn die Grapefruit und ihr Saft hemmen das Stoffwechselenzym CYP3A4. Werden bestimmte Medikamente gleichzeitig eingenommen, ist deren Bioverfügbarkeit erhöht, da die Regulierung durch das Enzym entfällt. Das gilt für Zytostatika ebenso wie für Blutdrucksenker und Statine, Psychopharmaka und Mittel gegen Herzrhythmusstörungen und auch für das Immunsuppressivum Cyclosporin. Während einer Chemotherapie kann dies unter Umständen sogar zu gefährlichen Konzentrationen von verabreichten Zytostatika im Blut führen. Viele Patienten berichten dann von einer schlechteren Verträglichkeit der Therapie.

Tamoxifen und Letrozol. Beim Tamoxifen besteht das Risiko, dass kein wirksames Endoxifen (4-hydroxy-N-Desmethyl-Tamoxifen) gebildet wird, sodass die Wirkung des Arzneimittels beeinträchtigt werden kann. Letrozol wird hauptsächlich über CYP3A4 und CYP2A6 in ein inaktives Stoffwechselprodukt umgewandelt. Von daher kann die Grapefruit auch die Verstoffwechselung von Letrozol beeinflussen. Eindeutige Untersuchungen zu dieser Fragestellung liegen bisher jedoch nicht vor.

Auch wir empfehlen daher, während einer Behandlung mit diesen Medikamenten keine Grapefruit und keinen Grapfruitsaft zu verzehren. Wichtig zu wissen: Das betrifft bereits kleine Mengen (ein Glas Saft), und der Effekt hält sogar mehrere Tage lang an.

Und Orangen? Solche Wechselwirkungen sind auch für einige andere Früchte bekannt, wie z.B. für falsch gelagerte Sellerie oder Pastinakenknollen (mikrobielle Belastung) sowie speziell für die Seville-Orange, jedoch nicht für die bei uns übliche Apfelsine/Orange.
Der Verzehr von Orangen ist also auch während schulmedizinischer Therapie möglich. Man weiß z.B., dass  Frauen ihr Brustkrebsrisiko senken können, indem sie täglich mindestens 75 g Zitrusfrucht oder -saft (am besten Orangen) zu sich nehmen. Besonders die Kerne und das Fruchtfleisch sind reich an Limoiden. Diese bewirken das Abtöten von Brustkrebszellen und beeinflussen die Therapie von Brustkrebs nicht.

Wundheilung nach Brustoperation

Ich stehe vor einer Brustkrebsoperation und möchte schon jetzt etwas dafür tun, dass nachher die Wundheilung gut verläuft. Was empfehlen Sie mir?

Zur Unterstützung der Wundheilung nach einer Operation hat sich die Gabe von homöopathischen Globuli bewährt. Nehmen Sie 4–5 Globuli Arnica C30 am Tag vor und nach der Operation. Alternativ können Sie das Komplexmittel Traumeel verwenden.
Weitere Homöopathika wie Staphisagria C 200 (4-5 Globuli) kommen einmalig eine Woche nach der OP zur stabilen Gesundung in Frage.
Falls Nachblutungen oder Blutergüsse auftreten: Arnica C 30 3 x 3 Globuli täglich über 7 Tage. Klären Sie deren Einsatz mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker.

Auch Enzympräparate und eine gute Versorgung mit Vitamin C, Zink und Selen tragen dazu bei, dass die Wunde besser heilt. Enzympräparate werden allerdings nicht vor dem Eingriff, sondern erst eine Woche nach Operation eingenommen, da diese die Blutungsneigung erhöhen können.

Wenn Beschwerden im Bereich der Narbe auftreten, reiben Sie ein hochwertiges Hautöl (z.B. Jojobaöl, Arganöl u.a., z.B. von Primavera) sanft in die betroffenen Hautareale ein – bitte erst, wenn die Wunde verheilt ist, und nicht während einer Bestrahlung. Spezielle Narbensalben (z.B. Veilchensalbe, Wala Narbengel) können ebenfalls hilfreich sein. Massagen dürfen aber nur ganz sanft angewandt werden.

Bei Nervenschmerzen in der Narbe oder im Operationsbereich helfen Öle aus Lavendel oder Kampfer (z.B. Aconit Schmerzöl). Die Bachblüte Walnut wird angewendet, um zu vermeiden, dass Narben Störfelder bilden. Mischen Sie ein paar Tropfen unter das Narbengel oder in Ihr Massageöl. Weitere mögliche Mittel aus der Naturmedizin sind Auflagen mit Honig oder Kanne-Brottrunk und/oder Spenglersan Kolloid G zum Aufsprühen.

In Zusammenhang mit Bestrahlungen treten häufig Hautreaktionen auf. Nach Abschluss der Strahlentherapie können Sie mit der äußeren Anwendung von Weleda Hauttonikum Lotion, Combudoron-Flüssigkeit oder Combudoron-Gel, Aloe-vera-Gel oder Calendula-Salbe beginnen. In einer Überprüfung der Cochrane Collaboration (Kassab S et al. / Cochrane Database Syst Rev 2009) wurde die Wirksamkeit von Calendula gegen Hautentzündungen unter Bestrahlung wissenschaftlich nachgewiesen. Während der Bestrahlung stimmen Sie solche Maßnahmen bitte unbedingt vorher mit Ihrem Strahlentherapeuten ab.

Und noch ein Tipp zum Schluss: Wenn Ihr Körper aufgrund der Therapien schon genügend zu verarbeiten hat, ist es wichtig, ihm weitere Belastungen zu ersparen. Verwenden Sie deshalb zertifizierte Naturkosmetik, z.B. der Firmen Primavera, Weleda oder Wala. Entgiftend über die Haut wirken auch „basisch-mineralische“ Körperpflegeprodukte der Firma Jentschura.

Brustkrebs: Verstoffwechselung von weiblichen Hormonen

Ich habe Brustkrebs und habe davon gehört, dass man sogenannte Östrogenmetaboliten austesten kann. Was ist das genau, und wie stehen Sie zu diesem Test?

Östrogene, die weiblichen Geschlechtshormone, sind wichtige Taktgeber für den Menstruationszyklus und die Schwangerschaften in den fruchtbaren Jahren einer Frau. Mit den Wechseljahren nimmt die Östrogenproduktion immer weiter ab, um sich in der Postmenopause (nach den Wechseljahren) auf niedrigem Niveau einzustellen. Selbst wenn der Östrogenspiegel sinkt und das Hormonmuster sich ändert, bleibt Östrogen auch in der Menopause wachstumsfördernd. Zunehmendes Alter ist nach wie vor einer der Hauptrisikofaktoren bei Krebserkrankungen, vor allem der Mammakarzinome. Frühe Menarche (Einsetzen der Regelblutung), späte Menopause und Adipositas in der Postmenopause sowie eine Hormonersatztherapie über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren erhöhen ebenfalls signifikant die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebserkrankung (Colditz 1998, Jefcoate et al. 2000, Reid et al. 1996, Collaborative group on hormonal factors in breast cancer 1997). Viele Brusttumore tragen Östrogenrezeptoren auf ihrer Oberfläche. Das bedeutet, dass sie unter dem Einfluss von Östrogenen wachsen können. Da die Hormonersatztherapie das Brustkrebsrisiko erhöht, wird zunehmend diskutiert, ob es besser ist, die natürliche Hormonsituation der Frau genauer zu betrachten. Hilfreich kann hier ein Blick auf die Biosynthese der Östrogene sein. Schauen wir uns also an, welche Östrogene es gibt, wie ihre jeweilige Wirkung ist und welche Substanzen Entstehung und Abbau dieser Hormone beeinflussen. Dazu wird es gleich ein bisschen wissenschaftlich: Die wichtigsten Östrogene des Menschen sind Östron (E1), Östradiol (E2) und Östriol (E3). Östron kann als Speicherform aller Östrogene angesehen werden. Es hat eine sehr milde östrogene Wirkung, da es nur schwach an den Östrogenrezeptor bindet. Östradiol besitzt die stärkste östrogene Wirksamkeit. Östriol ist während der Schwangerschaft das Hauptöstrogen. Auch Östriol weist wie Östron nur eine sehr milde östrogene Wirkung auf. Aromatase.

Risikofaktor Übergewicht. Für die Synthese des Östrons aus Androstendion und des Östradiols aus Testosteron ist das Enzym Aromatase verantwortlich. Es ist eine Variante des Cytochrom P450 (CYP19A1). Das Enzym ist in den Eierstöcken, in der Plazenta, im Gehirn, in den Knochen, in der Haut und dem Unterhautfettgewebe lokalisiert. Diesem CYP19A1-Enzym kommt vor allem bei stark übergewichtigen Frauen eine besondere Bedeutung zu: Im ausgedehnten Fettgewebe kann die Aromatase in so großer Menge vorliegen, dass sie die Hormonspiegel der Betroffenen in jüngeren Jahren deutlich beeinflusst und zu Störungen der Fruchtbarkeit führen kann. In den Wechseljahren kann ein zu hohes Körpergewicht dadurch zunächst abschwächende oder verzögernde Wirkung auf die klimakterischen Beschwerden haben. Das Brustkrebsrisiko hingegen kann deutlich ansteigen. Während das Enzym Aromatase in der Leber nur in geringen Mengen vorkommt, spielt vor allem die weitere Umwandlung der Östrogene in der Leber zu Abbauprodukten (den sogenannten Östrogenmetaboliten) eine wichtige Rolle für die Wirkung der Östrogene. Denn die entstehenden Östrogenmetabolite können schützende oder krebsfördernde Eigenschaften haben. Das Verhältnis protektiver und schädigender Abbauprodukte zueinander gibt daher Hinweise auf das Brustkrebsrisiko. Hydrolylierte Östrogene. In der Leber entstehen in zwei Umwandlungsschritten verschiedene Abbauprodukte, sogenannte hydroxilierte Östrogene: 2-Hydroxy-, 4-Hydroxy – oder 16α-Hydroxy-Östron. Die 2-OH-Metaboliten schützen vor Krebs, während das 4-Hydroxy-Östron und das 16-Hydroxy-Östron eine starke Östrogenund damit krebsfördernde Wirkung haben.

Komplexe Zusammenhänge. Umgekehrt wissen wir aus Studien, dass bei einer hohen Hydroxylierungsrate zu 2-Hydroxy-Östron östrogenabhängige Tumore seltener vorkommen. Die Zusammenhänge im Hormonstoffwechsel sind wirklich komplex. 2-Hydroxy- und 4-Hydroxyöstrone können im Weiteren zu Chinonen metabolisiert werden, die unter Umständen direkt mit der DNA reagieren. COMT. Vermittelt wird der zweistufige Abbau (erst Hydroxylierung, dann Methylierung) u.a. durch das Enzym Catechol-O-Methyltransferase (COMT). COMT benötigt als Kofaktoren Magnesium, Kalium und S-Adenosylmethionin (SAM). Das Enzym COMT wird auch beim Abbau von Stresshormonen benötigt. Hieraus erklärt sich der Zusammenhang zwischen Stress, Hormonhaushalt und Krebsrisiko: Je mehr Stresshormone durch eine COMT-vermittelte Methylierung entgiftet werden müssen, desto weniger COMT ist für die Östrogen-Umsetzung übrig. Auch bei adipösen Frauen sinkt die Methylierungsaktivität von COMT. Die Zwischenprodukte können sich dann bis hin zu kritischen Konzentrationen anreichern. Diät und Lebensstil. Mit der Bestimmung der Metabolite und der 2-/16α-Östrogenratio können Aussagen über Veränderungen im Östrogenstoffwechsel getroffen werden.

Einfluß des Lebensstils. Die individuelle 2-/16α-Östrogenratio einer Frau ist jedoch nicht ausschließlich genetisch vorbestimmt. Eine Vielzahl von diätetischen Maßnahmen und Lebensstilfaktoren können die 2-Hydroxylierung der Östrogene beeinflussen und so einen Anstieg der 2-/16α-OH-E1-Ratio bewirken. So kann das zu 2-OH abbauende Enzym CYP1A1 durch den Naturstoff Indol-3-Carbinol (I3C) in seiner Aktivität verbessert werden. Leinsamen und Omega-3-Fettsäuren wirken im positiven Sinne auf die 2-/16α-OH-E1-Ratio. Ergänzend empfehlen wir Brustkrebspatientinnen generell, sich regelmäßig sportlich zu betätigen, im Falle von Übergewicht auf vernünftige Weise abzunehmen und den Alkoholkonsum einzuschränken. Denn Alkohol behindert den Abbau von Östrogenen in der Leber. Wird eine schlechte Methylierungsaktivität der COMT im Labor nachgewiesen, kann durch den Einsatz von bestimmten Mikronährstoffen eine Verbesserung erreicht werden. Dabei steht vor allem der Cofaktor Magnesium, aber auch Vitamin B2 und B3 im Fokus. Resveratrole (z.B. aus blauen Trauben und Himbeeren) blockieren die Oxidation von Katecholöstrogenen zu Chinonen und können dadurch indirekt krebshemmend wirken.

Prävention. Östrogene und ihre Abbauprodukte werden über die Nieren und über die Gallenwege ausgeschieden. Daraus ergeben sich weitere Präventionsmöglichkeiten: Die Patientinnen brauchen ausreichend Flüssigkeit. Weiterhin sollte die Ernährung eine angemessene Menge an Fetten (und ggf. Bitterstoffe) enthalten, um den Gallenfluss anzuregen. Außerdem sind Ballaststoffe wichtig. Sie binden die Hormone und ihre Abbauprodukte im Darm. Frauen, bei deren Verwandten 1. Grades (Mutter, Schwester) Brustkrebs diagnostiziert wurde, die über einen längeren Zeitraum die Pille oder Hormonersatzpräparate eingenommen haben oder die übergewichtig sind, profitieren am meisten von diesen Empfehlungen. So oder so wirken die genannten Maßnahmen auch ohne zusätzliche Untersuchungen präventiv. Gut zu wissen. Die Kosten für die Bestimmung der Estrogen-Metabolite (Estronex) im Urin sind übrigens überschaubar. Sie liegen zwischen 50 und 70 Euro. Bitte beachten Sie, bevor Sie diesen Test durchführen: Die Beurteilung des Brustkrebsrisikos mithilfe der Estrogen-Metamomentum bolite ist nur bei postmenopausalen Frauen sinnvoll. Vereinzelt findet man zwar Berichte in der Literatur, dass auch vor den Wechseljahren ein Zusammenhang festgestellt werden kann. Allerdings ist die Datenlage nicht eindeutig. In größeren Studien wurde keine Assoziation bei prämenopausalen Studienteilnehmerinnen gefunden.

Brustkrebs: Metastasierung nach Biopsie?

Mit meiner Brust ist etwas nicht in Ordnung. Die Mammografie hat leider keinen klaren Befund ergeben. Deshalb soll die Brust demnächst punktiert werden. Nun habe ich gehört, dass dabei möglicherweise Tumorzellen gestreut werden könnten. Soll ich die Punktion trotzdem durchführen lassen oder gibt es in meiner Situation noch andere Diagnoseverfahren?

Ihre Frage ist durchaus nachvollziehbar. Theoretisch wird schon länger diskutiert, ob sich das Tumorgewebe durch eine Punktion entzünden kann und dies in Verbindung mit dem Streuen von Tumorzellen über den Stichkanal eine Fernmetastasierung begünstigen kann.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass dies wahrscheinlich auch von der verwendeten Technik abhängt: In Schweden gibt es Regionen, in denen sich eine Hohlnadelbiopsie (CNB) oder eine Feinnadelbiopsie (FNB) zur  Diagnostik durchgesetzt hat. Dort konnten anhand der Krankheitsverläufe Vergleiche zwischen den Verfahren angestellt werden. Hierfür wurden zwei Gruppen von 354 Patientinnen 15 Jahre lang nachbeobachtet. 181 der Frauen erhielten eine Feinnadelbiopsie, 203 eine Hohlnadelbiopsie (Sennerstam RB et al. / Cancer 2017). Die Auswertung  der Verläufe bestätigt die Vermutung: Nach einer Hohlnadelbiopsie treten bei Brustkrebspatientinnen häufiger Fernmetastasen auf als nach einer Feinnadelbiopsie. Der Unterschied machte sich nach etwa 2–5 Jahren erstmals bemerkbar. Außerdem traten in einem Zeitraum von 10–15 Jahren etwas häufiger lokale Metastasen auf. Allerdings waren die Unterschiede sehr gering.
In größeren Studien nachgewiesen ist die Vermutung einer Streuung und nachfolgenden Metastasierung allerdings nicht. So konnte anhand einer weiteren Studie mit 1.525 Patientinnen nach 9,5 Jahren Nachbeobachtung kein Einfluss auf das Rückfallrisiko oder auf das Auftreten von Metastasen festgestellt werden (Liikanen J et al. / Eur J Surg Oncol 2016). Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass Mammakarzinomzellen nur selten dazu in der Lage sind, zu überleben und an anderer Stelle anzuwachsen.

Das grundsätzliche Problem für die Betroffenen ist aber eher, dass es momentan gar keine Alternative zur Biopsie gibt. Denn offene Gewebeentnahmen werden in den meisten Zentren nicht mehr durchgeführt.

Immerhin können Sie bereits vor und nach der Punktion naturheilkundliche Maßnahmen ergreifen, um einer potenziellen Entzündungsreaktion entgegenzuwirken: Nehmen Sie täglich 400–500 μg Natrium-Selenit 2 Tage vor und nach der Punktion ein. Nach der Punktion unterstützt eine Gabe Arnica C30 (4–5 Globuli) den Heilungsprozess. Eine Woche nach dem Eingriff kann die einmalige Gabe von 4–5 Globuli Staphisagria C200 der körperlichen und seelischen Genesung dienen.

Jod aus Meeresalgen bei Brustkrebs

Ich hatte Brustkrebs. Nun wurde durch einen Urintest festgestellt, dass mir Jod fehlt. Den Mangel möchte ich gerne über die Ernährung ausgleichen. Was halten Sie in diesem Zusammenhang von Algen?

Bevor Sie Jod, mit Jod angereicherte Produkte oder Algen zu sich nehmen, ist es grundsätzlich wichtig, im Blut nach Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion Ausschau zu halten. Am besten, Sie konsultieren einen Therapeuten, der Erfahrung mit Jod hat. Sind Ihre Werte im Normbereich, können wir Ihnen Algen empfehlen.
Gegenüber anderen jodhaltigen Präparaten haben sie zahlreiche Vorteile. Im Vergleich zu anorganischem Jod aus Tabletten wird organisch gebundenes Jodid (in Meerwasser und Meeresalgen) langsamer aufgenommen und besser gespeichert. Inzwischen weiß man, dass eine Schilddrüsenunterfunktion, die wir als Jodmangel wahrnehmen, auch eine Folge einseitiger Ernährung sein kann. Ihr Versuch kann also sinnvoll sein, durch Ernährungsmaßnahmen den Jodmangel auszugleichen.
Hierzu eignet sich die sogenannte Misosuppe hervorragend. Sie wird in Südostasien häufig verzehrt, wo Frauen deutlich seltener an Brustkrebs erkranken. Experten vermuten, das hat nicht nur etwas mit dem Verzehr von reichlich Soja im frühen Erwachsenenalter zu tun, sondern auch mit dem regelmäßigen Konsum von Jod in Seetang und Meeresalgen.
Für die tägliche Misosuppe empfehlen wir die Wakame-Alge. Wakame hat ebenso wie Sushi Nori einen viel geringeren Jodanteil als die Kombu-Alge. Die Firma Monika Ruschin (Importeurin von Algen) empfiehlt 2 Gramm Wakame im Trockenzustand pro Person und Tag.
Die Misosuppe liefert nicht nur organisches Jod. Sie kann den Körper auch beim Entgiften und Ausleiten unterstützen. Miso, traditionell hergestellt, ist reich an Mineralien. Es enthält einen hohen Anteil an B-Vitaminen und Enzymen. Sie aktivieren den Darm und fördern die Verdauung durch das Zersetzen von Eiweiß und Stärke. So wird die Nahrung besser verwertet. Lauch reduziert den Blutfettgehalt. Er enthält in hoher Konzentration Eisen, Magnesium und Zink.
Shiitake-Pilz (1 Pilz ca. 2–3-mal pro Woche verwenden) fördert ebenfalls die Entgiftung, kann den Cholesterinspiegel senken und stärkt das Abwehrsystem. Sein Verzehr kann in äußerst seltenen Fällen zu Hautrötungen führen. Kaufen Sie Pilze nur in guter Qualität, am besten getrocknet im Naturkostfachhandel. Beim Kauf von frischen Pilzen achten Sie darauf, dass die Lamellen noch geschlossen sind, sonst haben die Pilze ihre gesundheitsfördernde Wirkung bereits verloren.
Wer den Geschmack von Algen nicht mag, kann auf standardisierte Präparate aus Algen in Bioqualität und/oder rückstandskontrollierte Varianten von verschiedenen Anbietern zurückgreifen.

Rezept Misosuppe - Alle Angaben pro Person

  • 1 Stück Wakamealge, 2 Gramm im Trockenzustand
  • 1,5 Tassen Wasser
  • 1 Shiitakepilz (2–3-mal pro Woche), 1 Zwiebel, ½ Möhre, 1 Stück weißer Rettich (2 cm)
    oder: Pastinake, Lauch, Rübchen, Radieschen, Knollensellerie …
  • Schnittlauch oder Wildkräuter zum Garnieren
  • Gerstenmiso
  • oder Shoyu, wenn die Brühe klarer sein soll

Die Wakamealge ca. 5 Minuten in kaltem Wasser einweichen. Das Wasser mit der klein geschnittenen Alge aufkochen. Shiitakepilz einweichen, Stiel entfernen, Hut kleinschneiden mit der Alge ca. 10 Minuten kochen. Nach 10 Minuten die Möhren und den Rettich in Würfel schneiden, Zwiebel in Halbmonde schneiden und dem Wasser hinzugeben. Alles zusammen noch einmal 10 Minuten auf kleiner Flamme weiter kochen. Das Miso (ca. 1 TL pro Tasse Kochwasser) mit einigen Löffeln Kochwasser verrühren. Das aufgelöste Miso in die heiße Suppe geben. Darauf achten, dass sie nicht mehr siedet. Kräuter vor dem Servieren über die Suppe streuen. Guten Appetit!

TAILORx-Studie zu Gentests

Mein Brustkrebs ist mit T1N0G2 klassifiziert. Ich bin 56 Jahre alt und stehe vor der Entscheidung, ob ich eine Chemotherapie machen soll. Was können Sie mir raten?

Gut, dass Sie fragen. Die Therapiewahl will wohlüberlegt sein. Als Entscheidungshilfe können in Ihrer Situation bestimmte Gentests nützlich sein. Am besten, Sie lassen einen der neuen Genexpressionstests durchführen, z.B. Oncotype, Mammaprint, ProSigna oder Endopredict. Unseren Recherchen zufolge ist das am weitesten entwickelte Verfahren der 21-Gen-Recurrence-Score: der Oncotype-DX®-Test. Auch eine aktuelle Studie bestätigt dessen Nutzen.

Bisher war durch die „PlanB”-Studie aus Deutschland nur bekannt, dass Patientinnen mit einem niedrigen Recurrence-Score (RS < 18) im Oncotype-DX®-Test sehr gute Heilungschancen haben, wenn sie ausschließlich eine Antihormontherapie anwenden – und das bei bis zu drei befallenen Lymphknoten oder G3-Tumoren (Gluz O / JCO 2016). Jetzt zeigen neue Daten der TAILORx-Studie sogar (Sparano JA / N Engl J Med 2018), dass Patientinnen mit intermediärem Risiko im Oncotype-DX®-Test (hier definiert als Score von 11–25) keine Chemotherapie benötigen. Die 9-Jahres-Überlebensraten unterschieden sich mit 83,3% gegenüber 84,3% kaum. Die weitere Analyse zeigte, dass nur jüngere Patientinnen (< 50 Jahre) von einer Chemotherapie profitieren: Hatten sie einen Recurrence Score zwischen 16–20, dann traten bei zusätzlicher Chemotherapie 1,6% weniger Fernmetastasen nach 9 Jahren auf.
Bei einem Recurrence Score von 21–25 war das Auftreten von Fernmetastasen nach 9 Jahren um 6,5% reduziert. Wenn man die Studienergebnisse in den praktischen Alltag überträgt, brauchen Frauen mit HR-positivem, HER2-negativem, nodalnegativem (ohne Befall der Lymphknoten) Brustkrebs, die älter als 50 Jahre sind und einen Recurrence Score von 0–25 im Oncotype-DX®-Test haben, keine Chemotherapie.

Sie sehen, es lohnt sich, über die Durchführung des Genexpressionstests wie den Oncotype-DX®-Test nachzudenken, auch wenn er momentan leider noch teuer ist. Seine Kosten belaufen sich auf ca. 3.000 Euro. Wesentlich günstiger ist zwar der EndoPredict®-Test, weil er vor Ort von geschulten Pathologen durchgeführt werden kann und nicht an auswärtige Labore verschickt werden muss. Eine Untersuchung zu den verschiedenen Risikoprofilen wurde allerdings noch nicht durchgeführt.
Bei Ihrem Antrag auf Kostenerstattung kann Ihnen die Tatsache helfen, dass die aktuelle Leitlinie der AGO den Oncotype-DX®-Test für Patientinnen ohne Lymphknotenbefall empfiehlt. Außerdem bietet die AOK Rheinland/Hamburg ihren Versicherten die Teilnahme an der sogenannten ADAPT-Studie an, in der mittels Oncotype-DX®-Test geprüft wird, ob eine Chemotherapie notwendig ist. Und denken Sie daran: Sie haben immer die Wahl – auch wenn der Score eine Chemotherapie nahelegen würde, heißt das nicht, dass Sie sie machen müssen. Es ist immer noch Ihre Entscheidung.

Wechseljahrsbeschwerden durch Antihormone

Ich hatte Brustkrebs und bekomme seit einem halben Jahr eine antihormonelle Therapie. Mich plagen erhebliche Wechseljahresbeschwerden und Gelenkschmerzen. Nun möchte ich gerne wissen, was ich selbst tun kann, um die Nebenwirkungen abzumildern.

Bei der Behandlung mit Antihormonen und auch infolge einer Chemotherapie kann es bei Frauen zu Wechseljahresbeschwerden kommen. Sie entstehen hauptsächlich durch den therapeutisch erwünschten Mangel an Östrogenen.

Bei leichten Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen helfen Salbeitee und -zubereitungen. Salbei gibt es inzwischen auch als Kapseln (Sweatosan). Auch schwarzer Holunder in homöopathischer Aufbereitung kann die übermäßige Schweißbildung hemmen (Sambucus niger comp. Globuli Wala). Eine Akupunkturbehandlung (Walker E / Journal of Clinical Oncology 2009, Bokmand S / Breast 2012) oder Entspannungsübungen (Mann E / Lancet 2012) sind ebenfalls wirksam. Auch Bewegung kann zu weniger Schwitzattacken führen. Und nicht zuletzt hilft Kühlung: Mit Minze- oder Salbeihydrolat können Sie Gesicht und Nacken besprühen, probieren Sie kalte Unterarmbäder, Kneipp’sche Güsse oder basische Kniestrümpfe aus. Bei starken Wechseljahresbeschwerden ist es ratsam, eher auf pflanzliche Mittel zurückzugreifen. Hier hat sich die Traubensilberkerze besonders bewährt. Falls Sie Bedenken haben, diese Pflanze als Extrakt zu verwenden, können Sie Traubensilberkerze auch in homöopathischen Dosen einnehmen, z.B. als Bestandteil eines homöopathischen Komplexmittels. (Beispiele: Klimaktoplant N, KLIFE spag. Peka, FeminonN, CefaklimanN/S).

Die unter Aromatasehemmern auftretenden Gelenkschmerzen sind schwer zu behandeln. Neue Studienergebnisse zeigen, dass eine zusätzliche Vitamin-D-Gabe mit einem 25-Hydroxy-Vitamin-D-Zielwert von 40–60 ng/ml helfen kann (Khan QJ / J Clin Oncol 2012 und Rastelli AL / BreastCancerRes Treat 2011). Auch sportliche Aktivität kann den Schmerzen entgegenwirken (Irwin ML / San Antonio 2013). Gemäßigter Ausdauersport wie Laufen, Walken, Radfahren oder Schwimmen sorgt zudem für einen erholsamen Schlaf und hebt die Stimmung. Versuchsweise kann man auch Weidenrinde (z.B. Salix-Tropfen Bürger), Teufelskralle (z.B. Harpagophytum oder Presselin Teufelskrallentropfen), einen Extrakt aus Eschen- und Zitterpappelrinde (Phytodolor) oder Akupunktur einsetzen. Außerdem profitieren viele Frauen von einer proteolytischen Enzymtherapie (z.B. mit Karazym oder Equinovo). Einige Patientinnen berichteten auch über die positive Wirkung von Hagebuttenextrakt (z.B. Litozin ultra, Litoflex oder Bio-Hagebuttenpulver) auf ihre Gelenke. Allgemein wichtig ist eine Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren (Fischöl, Leinöl, Leinsamen und Hanföl), um Entzündungsreize abzumildern.

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Was tun bei Lymphödemen

Mein Arm ist nach der Brustoperation angeschwollen. Jetzt soll ich auch noch zur Lymphdrainage. Kann das nicht auch mein normaler Masseur machen?

Lymphödeme entstehen, wenn Lymphknoten operativ entfernt bzw. durch Bestrahlungen geschädigt oder zerstört wurden. Der Abfluss der Lymphflüssigkeit kann dadurch behindert oder unterbrochen werden. Die wässrige Lymphe staut sich und schwemmt das Gewebe auf. Auch im Körperinneren können solche Ödeme entstehen, ebenfalls in der operierten Brust. Betroffen ist der Körperteil, dessen Lymphabfluss beeinträchtigt wurde, z.B. bei einer Brustoperation rechts der rechte Arm. Ein Ödem kann sich dann im ganzen Arm entwickeln, oder es ist auf den Unter- oder Oberarm beschränkt.

Ödeme nach Krebstherapien werden anders behandelt als solche, die durch Venen-, Herz- oder Nierenleiden entstehen. Bei Letzteren liegt eine Abflussschwäche vor, bei den Ödemen nach Krebs eine Abflussbehinderung.
Im Vordergrund der Behandlung steht meistens die Lymphdrainage. Das ist eine behutsame Streichmassage. Sie soll nur von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten durchgeführt werden. Mit sanftem Fingerdruck werden die Lymphbahnen „ausgestrichen”, um die Abflusswege frei zu machen oder neue zu schaffen. Das geschieht meist zweimal pro Woche. Warten Sie bitte nicht mit dem Beginn der Behandlung, sobald Ihr Arzt dafür grünes Licht gegeben hat. Auch wenn sie sehr sanft ist, bildet die Lymphdrainage eine unverzichtbare Grundlage dafür, dass Ihr Arm bestmöglich in seine alte Form zurückfindet. Knetende oder walkende Massagen sind bei Lymphödemen schädlich.

Zusätzlich haben sich verschiedene Medikamente zur Linderung der Lymphödeme bewährt: Proteolytische Enzyme (Karazym, Wobe Mucos, Wobenzym, Bromelain etc.) werden hochdosiert eingesetzt. Zusätzlich empfehlen wir Selen (300–400 μg täglich, z.B. als Selenase oder Cefasel). Lymphdiaral kann lokal angewendet (Salbe) und parallel innerlich eingenommen werden. Als Heilpilz kommt Polyporus (z.B. von www.terra-mundo.de) infrage. Davon nimmt man anfänglich 1 × 2 Kapseln. Nach einer Woche steigert man die Dosis auf 2 × 2 und nach zwei Wochen auf 3 × 2 Kapseln. Lindernd können auch lokale Wickel mit Quark (angenehme Kühle) oder Kanne Brottrunk wirken.

Verlängerte Antihormontherapie bei Brustkrebs

Mein Brustkrebs war hormonrezeptorpositiv. Seit 5 Jahren nehme ich Letrozol. Bisher sind keine Rückfälle aufgetreten und ich fühle mich auch nicht krank. Nun soll ich die Therapie auf 10 Jahre verlängern. Halten Sie das für empfehlenswert?

In der sogenannten MA.17R-Studie wurde untersucht, ob eine verlängerte Antihormontherapie mit dem Aromatasehemmer Letrozol von fünf auf zehn Jahre bei Frauen nach den Wechseljahren mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs die Rückfallrate verringert (Goss PE et al. / N Engl J Med 2016). Hierfür wurden 1918 postmenopausale Frauen mit frühem, hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom aufgenommen, die initial oder nach einer vorangegangenen Tamoxifen-Behandlung fünf Jahre eine Therapie mit einem Aromatasehemmer erhalten hatten. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip einer Letrozol-Therapie über weitere fünf Jahre oder einem Placebo zugeteilt. Es zeigte sich, dass eine Verlängerung der Antihormontherapie mit Letrozol von fünf auf zehn Jahre das krankheitsfreie Überleben nur geringfügig verbesserte (95% im Letrozol-Arm gegenüber 91% im Placeboarm) und praktisch keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben hatte (95% im Letrozol-Arm gegenüber 94% im Placeboarm).

In dieser Studie  wurden durch die längere Letrozol-Therapie Fernmetastasen (42 vs. 53 Ereignisse), lokoregionäre Rezidive (19 vs. 30), Knochenmetastasen (28 vs. 37) und vor allem kontralaterale Mammakarzinome (13 vs. 31) verhindert. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs auch in der anderen Brust auftritt, konnte um relative 58% gesenkt werden. Die Kommentatoren der Studie meinen daher, dass der Vorteil von dieser Therapieverlängerung vor allem darin liegt, vorzubeugen. Diesen Effekt betrachten sie als Prävention von Neuerkrankungen im Sinne einer Chemoprävention.
Problematisch in puncto Nebenwirkungen war vor allem das Auftreten von deutlich mehr Knochenbrüchen unter Letrozol (14 vs. 9% bzw. 133 vs. 88 Patientinnen). Auch wurde Osteoporose in der Letrozol-Gruppe häufiger neu diagnostiziert (11 vs. 6% bzw. 109 vs. 54 Patienten). Ein Anstieg von kardiovaskulären Ereignissen (schweren Herz-Kreislauf-Problemen) war nicht erkennbar.

Auch eine weitere Studie lässt an der verlängerten Antihormontherapie zweifeln. Dies zeigen Langzeitergebnisse der ABCSG-16-Studie mit postmenopausalen, hormonrezeptorpositiven Brustkrebspatientinnen (Gnant M et al/SABCS 2017; Abstr GS3-01: http://www.ascopost.com/News/58332) In die 2004 begonnene Studie wurden 3.500 postmenopausale Frauen mit frühem HR-positivem Brustkrebs eingeschlossen und in zwei Gruppen randomisiert. Nach abgeschlossener fünfjähriger antihormoneller Standardtherapie erhielten die Patientinnen dabei den Aromatasehemmer Anastrozol entweder für weitere zwei oder für fünf Jahre.
Gegenüber der erweiterten 5-jährigen Aromatasehemmer-Gabe, die inzwischen von vielen Ärzten im Anschluss an eine abgeschlossener fünfjährige antihormonelle Behandlung empfohlen wird, war die zweijährige Gabe genauso effektiv. Es zeigte sich weder im primären Studienendpunkt, dem krankheitsfreien Überleben, noch im Gesamtüberleben bzw. der Rate an kontralateralen Tumoren ein Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen, so dass inzwischen einige Ärzte "nur" noch 7 Jahre und nicht mehr 10 Jahre antihormonelle Therapie empfehlen.

Unsere Empfehlung: Frauen nach fünf Jahren Antihormontherapie die Behandlung um weitere fünf Jahre mit einem Aromatasehemmer oder mit Tamoxifen zu verlängern, liegt zwar im Trend, ist aber umstritten. Wenn Tamoxifen über 10 Jahre gegeben wurde (Davis C / Lancet 2012), sank die Gesamtzahl der Rezidive von 25,1 auf 21,4% und die Brustkrebssterberate von 15,0 auf 12,2%. Diesen geringen Vorteilen stehen erhebliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen gegenüber. So wurde Gebärmutterkrebs in den Jahren 5 bis 14 bei 3,1% der Frauen mit 10-jähriger Tamoxifentherapie und bei 1,6% der Frauen mit 5-jähriger Tamoxifentherapie diagnostiziert. Zudem sind potenziell lebensbedrohliche Lungenembolien bei verlängerter Therapie häufiger aufgetreten.
Da drängt sich uns die Frage auf, wer wirklich von einer erweiterten antihormonellen Therapie profitiert (evt. Frauen mit befallenen Lymphknoten) und ob der Vorteil einer Chemoprävention in einem sinnvollen Verhältnis zu den Risiken und Nebenwirkungen steht.
Wer sich dennoch für eine Verlängerung seiner antihormonellen Therapie entscheidet, sollte in jedem Fall die Osteoporoseprophylaxe ernst nehmen: körperliche Aktivität und ein ausreichend hoher Vitamin-D-Spiegel (40–60 ng/ml) sind vonnöten. Beide Maßnahmen dienen zusätzlich dem Vorbeugen von Rückfällen.

Granatapfel bei Brustkrebs

Meine Ärztin sagte mir, dass man Granatapfel nicht bei hormonabhängigen Tumoren einnehmen dürfe, da er Phytohormone enthalte. Stimmt das?

Granatapfel enthält keine phytohormonell wirksamen Substanzen. Die Schutzwirkung von Granatapfel bei Krebs beruht darauf, dass seine Inhaltsstoffe auf unterschiedliche Stufen der Krebsentstehung Einfluss nehmen: Proliferation, Invasion, Migration, Metastasen, Angiogenese, Entzündungen (Vini R, Sreeja S / Biofactors 2015).

Selektive Wirkung. Granatapfel beeinflusst durchaus auch den Hormonhaushalt. Das sieht man daran, dass die Granatapfel-Polyphenole und ihre Stoffwechselprodukte eine antiöstrogene Wirksamkeit zeigen. So senkte der dreiwöchige Verzehr von täglich etwa 240 ml Granatapfelsaft in gesunden, normalgewichtigen, postmenopausalen Frauen signifikant die Östrogen- und Testosteronspiegel (Kapoor R et al. / Nutr Cancer 2015). Außerdem belegt eine Studie , dass das Wachstum östrogenrezeptorpositiver Brustkrebszellen durch Granatapfelextrakt unterdrückt wird (Sreeja S et al. / J Nutr Biochem 2012). Auch die Wirksamkeit von Tamoxifen, das unspezifisch an Östrogenrezeptor alpha bindet und diesen hemmt, konnte durch Granatapfelextrakt verbessert werden (Banerjee S et al. / J Cell Commun Signal 2011).
Bestimmte Stoffwechselprodukte des Granatapfelsafts, die Urolithine, binden an den Östrogenrezeptor alpha, sie aktivieren ihn jedoch nicht. Dadurch wirken sie antiöstrogen und krebshemmend. Sie blockieren den Östrogenrezeptor, ohne eine starke Hormonwirkung zu entfalten. So gleichen sie überschießende Östrogenwirkungen aus. Im Gegensatz zu anderen Phytohormonen aus Soja haben Urolithine eine hohe Affinität zum proliferativ wirksamen Östrogenrezeptor alpha. Daher wirken sie schon bei geringen Konzentrationen dem Tumorwachstum entgegen.

Fermentation. Besonders fermentierte Granatapfelsaft-Polyphenole können Mammakarzinomen vorbeugen und die Therapie von Brustkrebs unterstützen: Sie hemmen sowohl die Bildung als auch die krebsfördernden Wirkungen von körpereigenem Östrogen. Dabei scheint fermentierter Granatapfelsaft nicht nur das Wachstum von östrogenrezeptorpositiven Brustkrebszellen, sondern auch die krebsfördernde Wirkung von körpereigenen Östrogenen zu bremsen (Kim ND et al. / Breast Cancer Res Treat 2002). Denn die fermentierten Granatapfelsaft-Polyphenole sind in der Lage, das Schlüsselenzym der Östrogensynthese, die Aromatase, zu blockieren und so die Östrogenbildung im Fettgewebe zu senken. In Brustkrebszellkulturen wirkten fermentierte Granatapfelsaft-Polyphenole etwa doppelt so stark wie frischer Granatapfelsaft. Bei hormonrezeptorpositiven Brustkrebszellen hemmten fermentierte Granatapfel-Polyphenole das Krebswachstum um 80%, ohne eine negative Wirkung auf normale Zellen zu zeigen (Kim ND et al. / Breast Cancer Res Treat 2002).

Eine Studie von Dai et al. (Oncol Rep 2010) beschreibt die Anwendung eines Granatapfelextraktes auf eine Brustkrebszelllinie mit Stammzelleigenschaften. Durch Behandlung mit dem Extrakt konnten die Proliferation der Zellen gehemmt und der natürliche Zelltod, die sogenannte Apoptose, ausgelöst werden. Da Brustkrebs aus Krebsstammzellen entsteht, könnten Granatapfel-Polyphenole auch im Rahmen einer Brustkrebsprävention und -therapie ein sinnvoller komplementärer Ansatz sein. Insofern können wir die Empfehlung Ihrer Ärztin nicht nachvollziehen.

Naturidentisches Progesteron bei Brustkrebs

Meine Heilpraktikerin hat mir wegen Spannungsgefühlen in beiden Brüsten natürliches Progesteron als Creme empfohlen. Darf ich die Creme auch bei einem hormonempfindlichen Brustkrebs anwenden?

Zunächst einmal ist der Begriff „natürlich” irreführend. „Naturidentisch“ wäre die korrekte Bezeichnung. Der Ursprung der naturidentischen Hormone ist das Diosgenin. Es wird aus der mexikanischen wilden Yamswurzel gewonnen. Diosgenin ist eine Vorstufe für die labortechnische Herstellung von Hormonen, ganz gleich, ob sie synthetisch oder naturidentisch sind. Entscheidend ist für uns, dass naturidentische/bioidentische Hormone dieselbe Strukturformel haben wie körpereigene. Dadurch sollen sie besser wirksam und verträglich sein als andere Hormone. Studien zu dieser Fragestellung gibt es jedoch nicht.
Progesteron gehört zu den Gestagenen (Gelbkörperhormonen). Es kann auch als Vorstufenhormon für die Synthese anderer Hormone dienen. Bei Stress zum Beispiel kann aus Progesteron Cortisol entstehen. Liegt zu viel Progesteron vor, kann daraus auch Estradiol (also Östrogen) gebildet werden. Vor allem in der zweiten Zyklusphase der Frau ist Progesteron von Bedeutung: Es bereitet die Gebärmutter auf die Einnistung einer Eizelle vor und ermöglicht so eine Schwangerschaft. In den Wechseljahren soll Progesteron unter anderem vor Zysten, Wassereinlagerungen und Gewichtszunahme schützen.

Bei fast jeder Frau fällt schon vor den Wechseljahren erst der Progesteronspiegel ab, bevor dann später auch der Östrogenspiegel sinkt. Fällt vor Eintritt des Klimakteriums das Progesteron im Verhältnis zum Östrogen zu stark ab, spricht man von einer Östrogendominanz. Um die entsprechenden Beschwerden zu mildern, setzen viele Therapeuten Progesteron ein. Sicherlich ist diese Lösung empfehlenswerter als jedes schulmedizinisch verordnete, körperfremde Hormon. Vor ein paar Jahren war es in der Schulmedizin gängige Praxis, Frauen in den Wechseljahren als Mangelwesen abzustempeln. Man verordnete ihnen nach dem Gießkannenprinzip Ersatztherapien.
Wir möchten davor warnen, diese Sichtweise zu übernehmen, ohne den einzelnen Menschen und seine Individualität im Blick zu haben. Einige Therapeuten zweifeln an der Sinnhaftigkeit einer dauerhaften Substitution. Sie befürchten, dass die Selbstregulation des Organismus lahmgelegt wird und dadurch weniger eigene Hormone produziert werden.

Der Einsatz von naturidentischem Progesteron bei Brustkrebs wird noch diskutiert. Vieles spricht dafür, dass die Östrogendominanz und damit ein Progesteronmangel die Entstehung von hormonabhängigen Brusttumoren begünstigen können. Studien mit Brustkrebspatientinnen gibt es jedoch keine. Daher sind wir zurückhaltend mit der Empfehlung, Progesteron bei Frauen mit vorausgegangenen oder bestehenden hormonabhängigen Tumorerkrankungen einzusetzen. Zumal die einzige Studie, die die Anwendung von Progesteron-Creme bei gesunden Frauen untersucht hat, nicht sehr aussagekräftig war: Die Anzahl der Teilnehmerinnen war gering und die Beobachtungsdauer betrug nur ein Jahr. So kann man die Risiken der Behandlung nicht wirklich gut einschätzen. (Leonetti HB et al. / Obstetrics & Gynecology 1999). Eine Studie zeigte außerdem, dass Progesteron die Krebsentstehung begünstigen kann, wenn das Gen BRCA 1 vorliegt (Poole AJ et al. / Science 2006). Forscher aus Regensburg veröffentlichten 2016 in einer Studie (Hosseini H et al. / Nature 2016), dass Progesteron in frühen Stadien, auch über indirekte Wirkungen auf andere Zellen, eine zentrale Rolle spielt. Denn Progesteron-induzierte Veränderungen begünstigen die Migration von Zellen. Außerdem erwerben die Zellen dadurch Stammzelleigenschaften. Beides sind wesentliche Voraussetzungen für die Bildung von Metastasen. Dass naturidentisches Progesteron ähnliche Wirkungen entfaltet hätte, kann zumindest nicht völlig ausgeschlossen werden. Die Progesteron-Befürworter wenden ein, dass das Hormon ein natürlicher Apoptoseförderer sei.
Neben den Wechseljahresbeschwerden soll naturidentisches Progesteron auch bei einer breiten Palette von Erkrankungen wirken, so zum Beispiel bei Schilddrüsenunterfunktion, Burn-out, Fibromyalgie, Multipler Sklerose, Depressionen, Gelenkbeschwerden und nun auch bei Krebserkrankungen. Solche Versprechungen stimmen uns skeptisch. Einige dieser Krankheiten können durch naturheilkundliche und ordnungstherapeutische Maßnahmen gut angegangen werden. Entsprechende Therapien haben sich teils schon seit Jahrzehnten bewährt. Wir gehen davon aus, dass die Ursachen dieser Störungen vielfältiger sind, und würden die Betrachtung nicht auf den Mangel an Progesteron beschränken wollen.

Wir können nicht mit Gewissheit sagen, ob die Behandlung mit naturidentischen Hormonen ein Hormonersatz ohne Risiken ist. Aus diesem Grund würden wir eine Anwendung bei Brustkrebspatientinnen zur Linderung von vorliegenden Wechseljahrbeschwerden erst dann befürworten, wenn andere naturheilkundliche Therapien versagt haben. Eine Alternative zur Antihormontherapie ist naturidentisches Progesteron nicht.
Gesunde Frauen ebenso wie Brustkrebspatientinnen profitieren von einer proteolytischen Enzymtherapie und einer Säure-Basen-Regulation, wenn sie unter häufig auftretenden Spannungsgefühlen in den Brüsten leiden. Außerdem sollte bei ihnen der Jodgehalt im Urin überprüft werden. Auch milchsauer vergorene Gemüsesäfte bzw. Kanne Brottrunk können hilfreich sein. Wir raten außerdem, den Konsum von Koffein und Alkohol versuchsweise zu reduzieren. Bei starker Wassereinlagerung kann auch Tee oder Frischsaft aus der Brennnessel helfen. Generell ist allen Frauen von aluminiumhaltigem Deodorant abzuraten.
Progesteron-Creme oder ähnliche Präparate aus naturidentischem Progesteron sollten weder von gesunden noch von erkrankten Frauen in Eigenregie eingesetzt werden. Wenden Sie sich an einen Arzt oder Heilpraktiker, der damit Erfahrung hat. Er wird zunächst ein paar Laborparameter bestimmen und dann die Dosis auf Ihren individuellen Bedarf anpassen. Unter der Substitutionstherapie reichern sich die gegebenen Hormone in den Speicheldrüsen an. Daher ist ein Speicheltest nur für die Anfangsdiagnostik geeignet. Später zeigt er absurd hohe Werte, die man nicht zur Kontrolle verwenden kann. Experten empfehlen, von Anfang an die Hormonwerte aus dem Serum bestimmen zu lassen. Nur so hat man vergleichbare Daten von der Ausgangsdiagnostik bis zur Erfolgskontrolle. Außerdem sollte eine Gabe zunächst nur für zwei bis maximal vier Monate erfolgen. Spätestens dann sollte eine Veränderung im Blut oder Speichel sichtbar sein und – noch wichtiger – eine Veränderung des Wohlbefindens spürbar werden.

Sauna bei Brustkrebs

Ich wurde vor ein paar Wochen wegen Brustkrebs operiert und bestrahlt. Kann ich nun wieder in die Sauna gehen? Oder fördert der Saunabesuch eventuell das Tumorwachstum?

Es gibt keine Hinweise, dass Saunagänge das Wachstum von Tumoren fördern. Im Gegenteil: Man wendet ja sogar gezielt Wärme zur Behandlung von Tumoren an – in Form von Hyperthermie. Als Krebspatientin sollten Sie dennoch einige Punkte beachten. Nach der Brustkrebs-OP kann das Saunieren ein Lymphödem begünstigen. Deswegen sollten Sie nicht zu frühzeitig nach der Operation oder Bestrahlung in die Sauna gehen. Regulieren Sie die Wärme des Saunaofens auf die unterste Stufe. Vielleicht bevorzugen Sie auch eine Biosauna. Vorsicht ist geboten, wenn der Kreislauf sich von der Operation noch nicht richtig erholt hat. Warten Sie etwa zwei Monate nach den schulmedizinischen Therapien, bevor Sie Ihre Sauna wieder nutzen. Auf jeden Fall sollte vorher die Wunde vollständig verheilt sein. Dann genießen Sie die Entspannung und wohlige Wärme wieder so wie vor dem Eingriff.

Jod und Brustkrebs

Seit einiger Zeit plagt mich ein Kältegefühl, außerdem leide ich unter Verstopfung. Jetzt wurde bei mir eine Unterfunktion der Schilddrüse als Ursache festgestellt. Parallel bin ich an Brustkrebs erkrankt. Nun frage ich mich, ob die beiden Erkrankungen irgendwie zusammenhängen könnten.

Tatsächlich ist es so: In Studien zeigt sich häufig ein Zusammenhang zwischen Jodmangelerkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Brustkrebs (z. B. Turken O et al. / Breast Cancer Research 2003).
Frauen, die sich sehr jodreich ernähren, z. B. durch Algen, Seefisch und Meeresfrüchte, erkranken seltener an Krebs, vor allem an Brustkrebs. Das ist schon lange bekannt (Smyth PP et al. / Breast Cancer Research 2003). Japanische und koreanische Frauen haben so die geringste Krebsrate weltweit. Erste positive Erfahrungen mit dem Einsatz von Jod wurden bereits vor 20 Jahren bei fibrozystischer Mastopathie gesammelt (Ghent WR et al. / Can J Surg 1993). Forscher aus Mexiko kamen schon im Jahr 2005 zu dem Schluss, dass Jod der „Torhüter einer gesunden Brustdrüse“ sei (Aceves C et al. / J Mammary Gland Biol Neoplasia 2005).
In Tierversuchen wurde deutlich, dass natürliches, elementares Jod bzw. Seetang die Entstehung von chemisch erzeugtem Brustkrebs verzögert. Jodid in der Nahrung hatte diesen Effekt nicht (Garcia-Solis P et al. / Mol Cell Endocrinol 2005). Außerdem kann Jodmangel bei Ratten Knoten in der Schilddrüse und auch Brustkrebs hervorrufen (Eskin BA et al. / Biol Trace Elements Res 1995).
Im Rahmen von Studien mit Brustkrebspatientinnen wurde der Einfluss von Jod auf das Tumorwachstum untersucht. Die Teilnehmerinnen erhielten vor der Operation vier Wochen lang 4 mg Jod pro Tag. Damit konnte die Wachstumsrate um 50 Prozent reduziert werden (Vega-Riveroll L et al. / Thyroid Suppl ATA 2007). Was erfahrene Therapeuten aus der Praxis wissen, zeigen nun auch neueste Studien, nämlich dass Jod in höheren Dosen (ab 1 mg) Krebspatienten komplementärmedizinisch unterstützen kann – vor allem bei Brustkrebs (Miller D / Caduceus 2008).

Nicht nur die Schilddrüse braucht Jod

Jod ist ein lebenswichtiges, essenzielles Spurenelement. Es ist als Bestandteil der Schilddrüsenhormone bekannt. Weniger bekannt ist, dass viele andere Körperzellen ebenfalls Jod benötigen. Insbesondere die Zellen der Brust und der Eierstöcke können Jod aufnehmen. Jod hat viele wichtige Eigenschaften, unter anderem schützt es vor freien Radikalen, es stärkt das Immunsystem, wehrt verschiedene Keime ab (Bakterien, Viren, Parasiten) und dient auch der Regulation von Zellwachstum und Zellteilung.
Jod leitet gemeinsam mit Fettsäuren (als sogenannte „Iodlaktone“) den natürlichen Zelltod ein, die Apoptose. Durch sie werden kranke oder bösartige Zellen eliminiert, ohne dass gesunde Zellen geschädigt werden. Dies bestätigte sich auch in einer aktuellen Studie: Jod wirkt zytostatisch auf Krebszellen, das heißt, es tötet sie ab (Rösner H et al. / Oncol Lett 2016).
Natürliche Jodquellen gibt es nur sehr wenige. Das sind Salzwasserfische (z.B. Kabeljau, Seelachs), Krustentiere (Garnelen, Muscheln) und Meeresalgen. Der individuelle Jodbedarf hängt von zahlreichen Faktoren ab: Mit dem Alter steigt er, auch in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Rauchern ist der Bedarf erhöht. Wer reichlich Kohl, Süßkartoffeln, Hirse oder Bohnen verzehrt, braucht ebenfalls mehr Jod. Denn diese Lebensmittel enthalten jodhemmende Glucosinolate.

Jodversorgung rückläufig

Immer mehr Experten warnen inzwischen vor dem Trend einer rückläufigen Jodversorgung in Deutschland. Vor allem Vegetarier und Veganer sind betroffen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weist darauf hin, dass selbst regelmäßiger Fischkonsum als alleinige Jod-Quelle nicht ausreichend ist. Und selbst wer stetig jodiertes Speisesalz zu sich nimmt, kann einen Jodmangel aufweisen. Die Jodmenge, die mit dem Salz aufgenommen wird, reicht nicht aus. Natürliches Jod aus Algen wird vom Organismus besser aufgenommen und gespeichert als Jodid aus Speisesalz. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass bei einem Drittel der Bevölkerung die Jodzufuhr unterhalb des geschätzten Bedarfs liegt (Quelle: Jodmonitoring aus der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, DEGS).
Um den Jodbedarf des ganzen Organismus (Schilddrüse, Brust, Eierstöcke etc.) abschätzen zu können, ist der Jod-Sättigungstest nach Brownstein am besten geeignet. Dazu analysiert man den 24-Stunden-Sammelurin nach der Gabe von Jod. Alternativ kann man das Jod im ersten Morgenurin bestimmen. Die Messung ist einfacher, aber auch etwas störungsanfälliger. Bei einer Jodkonzentration von 25–50 μg/g Kreatinin liegt ein mäßiger Jodmangel vor und damit ein deutlich erhöhtes Hypothyreoserisiko. Werte unter 25 μg/g Kreatinin weisen auf einen schweren Jodmangel hin. Fragen Sie daher unbedingt Ihren Hausarzt oder den behandelnden Onkologen nach dieser Untersuchung.
Zusätzlich ist es sinnvoll, dass neben einer Blutbestimmung der Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4) auch die Schilddrüsen-Autoantikörper (MAK, TAK und TRAK) untersucht werden. Solche Analysen müssen Sie möglicherweise mit Nachdruck bei den Ärzten einfordern. Hinweise dazu, wie ein Jodmangel ausgeglichen werden kann, finden Sie in der GfBK-Kurzinfo „Jod und Brustkrebs“.

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Soja und Phytohormone bei Brustkrebs

Darf ich während der Einnahme von Tamoxifen Sojaprodukte essen? Sie enthalten doch sogenannte Phytoöstrogene...?

Fachleute raten davon ab, Tamoxifen und Soja beziehungsweise hochdosierte Phytohormone gemeinsam einzunehmen. Man fürchtet, dass die Wirkung des Antihormons geschwächt werden könnte, weil die Phytohormone dieselben Rezeptoren besetzen. Tatsache ist, dass in Tierversuchen bei der gleichzeitigen Gabe von Tamoxifen und dem Soja-Isoflavon Genistein Wechselwirkungen beobachtet wurden. Solche unerwünschten Wirkungen ließen sich allerdings in Studien am Menschen nicht bestätigen.

Stattdessen häuften sich die Studienhinweise über positive Effekte von Phytohormonen bzw. Soja bei Brustkrebspatienten. In den U.S.A. beobachteten Wissenschaftler 3.088 Frauen nach überstandenem Brustkrebs über einen Zeitraum von 7,3 Jahren (Caan BJ/Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2011). Das Wiederauftreten von Krebs und die Sterblichkeit wurden mit der Zufuhr von Isoflavonen (Sojainhaltsstoffe) in Zusammenhang gebracht. Das Ergebnis: Keine der Frauen, die Isoflavone zu sich nahmen, hatten ein höheres Sterblichkeitsrisiko oder ein erhöhtes Risiko, erneut an Brustkrebs zu erkranken. Das Gegenteil war der Fall: Je höher die zugeführte Menge an Isoflavonen desto länger lebten die Frauen und desto geringer war ihr Risiko, erneut an Krebs zu erkranken.
Ähnliches trifft für eine ebenfalls in den USA durchgeführte Studie mit 1.954 Teilnehmerinnen zu (Guha N/Breast Cancer Research 2009). Die Frauen hatten keine unerwünschten Effekte durch den Verzehr von Isoflavonen bezüglich ihrer Brustkrebsprognose. Der Schutzeffekt durch Soja zeigte sich vor allem bei Frauen mit Brustkrebs nach den Wechseljahren, die Östrogen-Rezeptor-positiv waren und die mit Tamoxifen behandelt wurden. Ihr Rückfallrisiko wurde durch die Sojainhaltsstoffe um etwa 60 Prozent gesenkt.
Eine Studie aus China (Shu XO/JAMA 2009) mit über 5.000 Betroffenen kommt zum selben Ergebnis: Der Verzehr sojahaltiger Nahrungsmittel nach einer Krebsdiagnose verbessert die Prognose. So hatten Patientinnen, die am meisten Isoflavone aufnahmen, ein 29 Prozent niedrigeres Risiko, während der Studienperiode zu sterben. Bei ihnen lag die Wahrscheinlichkeit, dass der Brustkrebs zurückkehrte 32 Prozent unter dem der Betroffenen mit dem geringsten Sojakonsum.
Eine britische Übersichtsstudie fasste Untersuchungen an fast 10.000 Brustkrebs-Patientinnen zusammen und stellte fest, dass der regelmäßige Verzehr von Soja-Produkten keine negativen Auswirkungen hatte. Er ging teilweise sogar mit einem geringeren Risiko einher, an der Erkrankung zu sterben oder einen Rückfall zu erleiden (Magee PJ/ Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2012). In dieser Studie konnte übrigens auch keine Wechselwirkung zwischen Soja und der Gabe von Tamoxifen bzw. Anastrozol festgestellt werden.

Diese und andere Studien zeigen, dass der Verzehr sojahaltiger Nahrungsmittel nach einer Krebsdiagnose die Aussicht auf Heilung nicht, wie oft behauptet wird, verschlechtert, sondern verbessert. Die weit verbreiteten Vorbehalte gegenüber Soja bei Brustkrebs, die vor allem auf Laborexperimenten beruhen, dürfen Sie daher kritisch betrachten.
Dass aufgrund laborchemischer Daten zur Vorsicht geraten wird, können wir nicht nachvollziehen. Solch ein voreiliges Urteil wird dem komplexen Wirkungsmechanismus der Phytohormone nicht gerecht. Erst kürzlich hat das American Institute for Cancer Research (AICR) festgestellt, dass ein täglicher Sojakonsum, der maximal 160 g Tofu oder 500 ml Sojamilch entspricht, als unbedenklich gelten darf. Grundlage dieser Aussage war eine Übersichtsanalyse aus 40 Studien.
Eine vielseitig zusammengestellte pflanzenkostreiche Ernährung, die einen natürlichen Verbund an Phytohormonen (Soja, Linsen, Hülsenfrüchte und Leinsamen) enthält, ist durchaus zu befürworten. Wir raten nur von hochdosierten Sojabestandteilen in Nahrungsergänzungsmitteln und von stark verarbeiteten und oftmals genmanipulierten Sojaprodukten ab.

Bedenklicher im Hinblick auf eine Brustkrebserkrankung sind Milch und Fleisch. In einer Studie an über 25.000 Norwegerinnen zeigte sich ein um 191 Prozent erhöhtes Krebsrisiko bei Frauen, die mehr als 750 ml Vollmilch täglich tranken, im Vergleich zu einem Konsum von weniger als 150 ml (Gaard M/ Int J Cancer 1995). Fleisch und tierische Produkte allgemein erhöhen das Brustkrebsrisiko deutlich um durchschnittlich 87 Prozent (Toniolo P/ Epidemiology 1994).

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Tamoxifen und Nebenwirkungen

Ich wurde vor zwei Jahren wegen Brustkrebs an der Brust operiert und nehme seit der Strahlentherapie Tamoxifen. Ich habe erhebliche Nebenwirkungen und möchte wissen, ob man dieses Mittel durch eine biologische Alternative ersetzen oder wenigstens etwas gegen die Nebenwirkungen unternehmen kann?

Grundsätzlich können Brusttumore in ihrem Wachstum durch körpereigene Hormone, vor allem den Östrogenen gefördert werden. Das soll eine Anti-Hormon-Therapie verhindern. Das Prinzip: Die Brustdrüsenzellen tragen auf der Oberfläche Rezeptoren, mit denen sie die von den Eierstöcken produzierten Östrogene einfangen. Um das zu verhindern, werden hormonähnliche Substanzen (z. B. "Tamoxifen") verabreicht, die sich ebenfalls an den Rezeptoren festsetzen und diese blockieren. Die körpereigenen Östrogene können nicht mehr wirksam werden.

An Stelle von Tamoxifen gibt es neuerdings so genannte Aromatasehemmer wie "Aromasin", "Letrozol", "Anastrozol" oder "Exemestan". Diese verhindern im Gegensatz zur Rezeptorhemmung durch Tamoxifen die Bildung körpereigener Östrogene. Bei Patientinnen, die Tamoxifen nicht vertragen oder erhöhtem Risikoprofil (Thrombose- oder Embolierisiko), werden inzwischen Aromatasehemmer empfohlen. Allerdings können auch unter der Einnahme von Aromatasehemmern Nebenwirkungen häufig in Form von Knochen- und /oder Gelenkschmerzen auftreten, die die Patientin je nach Ausmaß in Ihrer Lebensqualität beeinträchtigen können.

Kommt es unter der Behandlung mit Antihormonen zu Wechseljahrsbeschwerden, können biologische Maßnahmen lindernd angewandt werden. So hilft bei leichten Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen Salbei als Teeaufguss oder als Präparat. Ähnlich gut wirken eine Akupunkturbehandlung (Walker E/Journal of Clinical Oncology 2009 und Bokmand S/Breast 2012), Entspannungsübungen (Mann E/Lancet 2012) sowie regelmäßige Bewegung. Günstige Effekte hat auch der tägliche Verzehr von Leinsamenschrot (Pruthi S/J Soc Integr Oncol 2007). Nicht zuletzt hilft Kühlung: Mit Minze- oder Salbeihydrolat Gesicht und Nacken besprühen; kalte Unterarmbäder oder basische Kniestrümpfe anwenden.
Bei starken Wechseljahrsbeschwerden sollte eher auf pflanzliche Präparate aus der Traubensilberkerze zurückgegriffen werden. Bei individuellen Bedenken gegen die Einnahme von Traubensilberkerzenextrakt können auch Komplexmittel, die Traubensilberkerze in homöopathischer Dosierung enthalten, eingesetzt werden. Besprechen Sie dies bitte mit Ihrem behandelnden Arzt.

Grundsätzlich muss man sich bei einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität durch eine antihormonelle Therapie fragen, ob die Nebenwirkungen dann nicht die Wirkung übertreffen. Immerhin ist der Nutzen einer antihormonellen Therapie beschränkt auf Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs (Deutsche Krebsgesellschaft e.V.): So wird durch die 5-jährige Einnahme von Tamoxifen das Rückfallrisiko um 13,4 %, das Sterberisiko um 9 % gesenkt (Möbis V/ In Kreienberg R et al: Management des Mammakarzinoms. Springer 2002; Seite 228). Nicht zuletzt sollte man bei der individuell zu treffenden Entscheidungsfindung auch einen wichtigen Punkt nicht außer Acht lassen: In einer großen Studie senkte moderater Ausdauersport, d.h. wöchentlich drei bis fünf Stunden Laufen oder gleichwertige Übungen, das Risiko an Brustkrebs zu sterben, um 50% (Holmes/JAMA 2005 und Ballard-Banash R/J Natl Cancer Inst 2012). Es gibt derzeitig in der Medizin keine Therapie, die einen solchen Effekt annähernd erreichen könnte.

Unsere Brustkrebsbroschüre mit ausführlichen Informationen zur antihormonellen Therapie können Sie hier downloaden.
Bei Brustkrebs empfehlen wir begleitend zur schulmedizinischen Therapie oder wenn die antihormonelle Therapie schlecht vertragen wird, auch als alleinige Maßnahme z.B. sportliche Aktivität, eine Ernährungsumstellung, eine Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen, abwehrstärkende Maßnahmen mit Mistel und/oder Thymus sowie die Gabe von Enzymen. Durch diese Maßnahmen werden Heilungsprozesse nach einer Brustkrebsoperation ebenfalls sinnvoll gefördert.

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Brustkrebs: Indol-3-Carbinol oder Brokkoliextrakte

Über Brokkoli, Brokkoliextrakt und Indol-3-Carbinol habe ich in letzter Zeit einiges gelesen. Ich bin Brustkrebspatientin und möchte so etwas gerne einnehmen. Welche Substanzen würden Sie bevorzugen: Brokkoliextrakt oder Indol-3-Carbinol? Und in welcher Dosierung?

Sekundäre Pflanzenstoffe, wie das schwefelhaltige Glucosinolat-Derivat „Indol-3-Carbinol”, sind in Zusammenhang mit Brustkrebs in der Tat interessant. Wir nehmen Indol-3-Carbinol (I3C) mit der Nahrung beim Verzehr von Kohlgewächsen, wie Brokkoli, Rosenkohl oder auch Grünkohl, zu uns. Höchste I3C-Gehalte finden sich im Samen und in jungen Keimlingen dieser Pflanzen. Der Wirkstoff entspringt den Senfölen, die im menschlichen Organismus je nach Kohlart zu unterschiedlichen Substanzen weiter verstoffwechselt werden, wie z. B. dem Indol-3-Carbinol oder den Sulphoraphanen.

Eigenschaften des Indol-3-Carbinol. Es wirkt entgiftend, antientzündlich und wachstumshemmend. Forscher vermuten, dass Indol-3-Carbinol zusätzlich in der Lage ist, Östrogensignale abzuschwächen: Es bewirkt, dass aus Östradiol vorwiegend das „gute” 2-Hydroxyestradiol und nicht das „gefährliche”, weil wachstumsfördernde 16-alpha-Hydroxyestradiol gebildet wird (Fowke JH / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2000).

Kombination mit Tamoxifen. Erste Studien zu Indol-3-Carbinol sind vielversprechend. So konnte gezeigt werden, dass der Verzehr von Kreuzblütlern vor Brustkrebs schützen kann (Laidlaw M / Breast Cancer 2010 und Liu X / Breast 2013). An der „Women′s Healthy Eating and Living (WHEL)”-Studie nahmen über 3000 Brustkrebspatientinnen teil. Das Ergebnis war erfreulich: Wenn die Frauen während ihrer Tamoxifen-Therapie Kreuzblütlergemüse verzehrten, sank ihr Rückfallrisiko (Thomson CA / Res Treat 2011). Dies bestätigt, was zuvor in Zellkulturen beobachtet worden ist: Indol-3-Carbinol ist gegen östrogenrezeptorpositive Brustkrebszellen stärker wirksam als Tamoxifen. Eine Kombination von Indol-3-Carbinol und Tamoxifen hemmt östrogenrezeptorpositive Brustkrebszellen effektiver als die beiden Wirkstoffe allein (Cover CM / J Biol Chem 1998 und Cover CM / Cancer Res 1999).

Einfluss auf die Schilddrüse. Insbesondere im Rohzustand verzehrter Kohl kann je nach Menge die  Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Schlimmstenfalls kann es zum sogenannten „Kohlkropf” kommen. Das liegt daran, dass Thiocyanate aus dem Kohl Jod verdrängen. Achten Sie daher auf eine ausgewogene Balance und setzen Sie bei Ihrem Speisenplan auf Vielfalt. Für Indol-3-Carbinol ist die Ausbildung einer Schilddrüsenunterfunktion nicht bekannt. Grundsätzlich raten wir dennoch allen Brustkrebspatienten, ihre Jodausscheidung im Urin bestimmen zu lassen. Nicht nur die Schilddrüse, sondern auch die Brust benötigt Jod! Ein Jodmangel kann das Auftreten einer Mastopathie begünstigen – und sogar Brustkrebs fördern.

Anwendung. Zurück zur konkreten Dosierung: Von Experten wissen wir, dass die wirksame Dosis von Indol-3-Carbinol bei etwa 400–600 mg pro Tag liegt. Diese Menge durch Brokkoliextrakt zu erhalten, ist nicht praktikabel. Will man täglich 600 mg Indol-3-Carbinol durch Verzehr von Kreuzblütlergemüse oder auch Brokkoliextrakt aufnehmen, müsste man fast 0,5 kg Sprossenmaterial essen. Bei dieser Menge würden etwa 12 g anderer „Restglucosinolate” verzehrt, die toxisch oder zumindest stark abführend wirken. Folglich wird isoliertes und angereichertes Indol-3-Carbinol verwendet. Die Dosis ist abhängig vom Körpergewicht: Bis 65 kg werden 400 mg Indol-3-Carbinol empfohlen, bei mehr als 65 kg Körpergewicht 600 mg.

Die ganze Pflanze nutzen. Allerdings ist hochdosiertes Indol-3-Carbinol nur eines von etwa 120 Glucosinaten in Kohlsorten. Wir halten es daher grundsätzlich für empfehlenswert, sich nicht nur auf teure Nahrungsergänzungsmittel zu fokussieren, sondern die Vorteile der gesamten Pflanze zu nutzen und auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Kreuzblütlerpflanzen zu achten, zumal nach derzeitigem Kenntnisstand noch nicht eindeutig gesagt werden kann, welche Konzentrationen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Sulforaphan, Indol-3-Carbinol oder sonstigen Glucosinolat-Derivaten (z.B. DIM) wirklich sinnvoll sind. Bei Brustkrebs raten wir eher zu Brokkoli-Extrakt und/oder Indol-3-Carbinol, da unter Einnahme von DIM die Plasmaspiegel der pharmakologisch aktiven Metaboliten von Tamoxifen absanken (Thomson CA, Breast Cancer Res Treat 2017).

Nebenwirkungen. Beachten Sie bitte, dass auch pflanzliche Mittel Nebenwirkungen haben können. Bei der Einnahme von Indol-3-Carbinol wird manchmal davon berichtet, dass Haarausfall und Magen-Darm-Probleme auftreten können. Für den Fall, dass Nebenwirkungen auftreten, würden wir ein Absetzen empfehlen, damit man feststellen kann, ob die Nebenwirkungen dann zurückgehen.

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Antihormonelle Therapie bei Brustkrebs

Die konventionelle Sicht

Der erste Vertreter der so genannten Antihormontherapeutika war das Tamoxifen, ein Antiöstrogen. Es wurde zum ersten Mal 1973 zur Behandlung von fortgeschrittenem Brustkrebs zugelassen. Tamoxifen soll verhindern, dass sich Östrogen an die Östrogenrezeptoren des Tumors bindet, indem es diese Empfangsstellen blockiert. Wenn man sich diese Östrogenrezeptoren als Schloss vorstellt, wäre das Östrogen der Schlüssel dazu. Und dieser Schlüssel wird nutzlos, wenn das Tamoxifen wie Knetmasse schon das Schlüsselloch verklebt hat – der Tumor bekommt keinen Östrogennachschub mehr und „schwächelt”.
Allerdings entwickeln manche Tumoren im Laufe der antihormonellen Therapie eine Gegenstrategie: Sie bilden lauter neue Schlüssellöcher. So viele, dass die Knetmasse Tamoxifen nicht alle zustopfen kann. In diesen Fällen kann der im Blut ja immer noch vorhandene Schlüssel Östrogen doch noch an einige Östrogenrezeptoren vordringen: Das Tamoxifen hat dann die Grenze seiner Wirksamkeit erreicht. Es entwickelt sich eine Resistenz gegenüber Tamoxifen. Forscher fanden mit den so genannten Aromatasehemmern neue Behandlungsalternativen, die vielleicht in der Lage sind, einige Mechanismen zu unterlaufen, die zur so genannten Antiöstrogenresistenz führen. Die Wirkstoffe dieser Gruppe heißen beispielsweise Anastrozol, Letrozol oder Exemestan. Während Tamoxifen die Hormonrezeptoren des Tumors blockiert, setzen Aromatasehemmer eine Stufe vorher an: Sie verhindern durch die Blockade des Enzyms Aromatase die Umwandlung von Östrogenvorstufen zu Östrogenen in Geweben wie Muskeln, Fett- und Brustdrüsengewebe.
Die Aromatasehemmer werden heutzutage nach Meinung zahlreicher Fachleute als das überlegene Produkt gesehen. Sie plädieren dafür, dass hormonrezeptorpositive Brustkrebspatientinnen nach den Wechseljahren von Tamoxifen auf einen Aromatasehemmer wechseln sollten. Sie seien besser verträglich und hätten weniger Nebenwirkungen. Allerdings kann es auch bei den Aromatasehemmern zu starken Nebenwirkungen kommen, jedoch von anderer Art als beim Tamoxifen. Das renommierte unabhängige Arzneimitteltelegramm weist bereits in seiner ersten Ausgabe des Jahres 2005 darauf hin, dass bei den Aromatasehemmern die Zahl der Knochenbrüche, Muskel- und Gelenkbeschwerden deutlich zunehmen. Bei längerer Einnahme ist zudem das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen (Schlaganfälle) erhöht. Dies ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass Aromatasehemmer zwar das rückfallfreie Überleben, nicht jedoch das Gesamtüberleben verlängern.
Immerhin scheint der Wechsel von Tamoxifen auf einen Aromatasehemmer besser zu sein als fünf Jahre lang die gleiche antihormonelle Therapie einzunehmen. Außerdem sprechen Patientinnen mit Tumoren, die HER2-positiv oder überwiegend lobulär gewachsen sind, wahrscheinlich besser auf Aromatasehemmer als auf Tamoxifen an.
Auch hier zeigt sich, dass die Vorgänge in unserem Organismus wesentlich komplexer und vielfältiger ablaufen und dass vermutlich der Nutzen einer antihormonellen Therapie nicht nur vom Ausmaß der Hormonrezeptorausprägung, sondern auch von anderen Tumoreigenschaften abhängig ist!

Die Sichtweise der GfBK

Die folgenden Gedanken sollen nicht grundsätzlich eine antihormonelle Therapie in Frage stellen, sondern Frauen, die sich vielleicht gegen eine solche Therapie entscheiden, eine Hilfestellung sein.
Eindeutige Untersuchungen im Labor oder am Gewebe sind nur bedingt auf unseren lebendigen Organismus übertragbar. So ging man in der Medizin beispielsweise mehrere Jahrzehnte nur von den positiven Wirkungen einer Hormonsubstitution im Alter aus und verordnete fast jeder Frau in den Wechseljahren Hormonpräparate. Heute sind Frauenärzte wesentlich kritischer bei der Verordnung, da aktuelle Studien auf die problematischen Nebenwirkungen hinweisen.
Zwar zeigen Studienergebnisse für die antihormonelle Therapie positive Resultate, dennoch ist neben dem so genannten Rezeptorenstatus die Indikation im Einzelfall streng zu prüfen: Es gilt, persönlich abzuwägen, ob eine Verschlechterung der Lebensqualität die wahrscheinliche Verlängerung der Überlebenszeit, manchmal um einige Monate, rechtfertigt.
Denn neben den fraglich positiven Wirkungen birgt die Einnahme des am häufigsten verordneten Antihormons Tamoxifen erhebliche Risiken für die Gesundheit der Frau: Die Entstehung von Krebs der Gebärmutterschleimhaut wird gefördert, Netz- und Hornhautschäden am Auge können entstehen, die Chance von gefährlichen Thrombosen, Schlaganfällen und Lungenembolien nimmt zu und der Abbau des Antihormons stellt eine Belastung für die Leber dar. In einer Liste von 218 Substanzen, die vom nationalen amerikanischen Umweltinstitut im Jahr 2000 erstellt wurde und die als krebserregend gelten, ist Tamoxifen mitaufgeführt. Dazu kommen die subjektiven Beschwerden in Form einer Verschlimmerung der Wechseljahre-Symptomatik: Schweißausbrüche, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Nachlassen der Lust auf Sex und Gewichtszunahme.
Außerdem ist nicht eindeutig geklärt, wie das Problem der Gewöhnung und damit Nichtwirksamkeit (sog. Resistenz) einer antihormonellen Therapie einzuschätzen ist. Man weiß aber inzwischen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tumor hormontherapieresistent wird, im Laufe der antihormonellen Behandlung kontinuierlich zunimmt.
Übrigens, durch Bestimmung eines bestimmten Enzyms, dem CYP2D6, kann man feststellen, ob Tamoxifen in der Leber überhaupt zum aktiven Stoffwechselprodukt umgewandelt und damit wirksam werden kann. Ein Bluttest (AmpliChip® CYP450) kann darüber Auskunft geben und wird in Laboren durchgeführt, die auf humangenetische Analysen spezialisiert sind.

Unser Rat: Der Wunsch von Frauen nach Brustkrebs, alles zu unternehmen, um einem Rezidiv vorzubeugen, ist verständlich und nachvollziehbar. Wird bei einem positiven Rezeptorstatus eine antihormonelle Therapie wirklich gut vertragen und vermittelt sie ein Gefühl der Sicherheit, dann würden wir die Anwendung nicht zur Diskussion stellen. Für den Fall einer starken Einschränkung der Lebensqualität und einer inneren Ablehnung der antihormonellen Präparate halten wir ein kritisches Überdenken der Notwendigkeit für gerechtfertigt, da in diesem Fall die negativen Wirkungen wahrscheinlich überwiegen.
Nachgewiesenermaßen haben Bewegung und Ernährung einen eindeutig schützenden Effekt hinsichtlich eines Rückfallrisikos. So senkte in einer großen Studie moderater Ausdauersport, d.h. wöchentlich drei bis fünf Stunden Laufen oder gleichwertige Übungen, das Risiko an Brustkrebs zu sterben, um bis zu 40% (Holmes MD / Physical activity and survival after breast cancer diagnosis. JAMA 2005). Es gibt derzeitig in der Medizin keine Therapie, die einen solchen Effekt annähernd erreichen könnte! Manch eine Frau wird sich daher nach einer konventionellen Therapie auf die Faktoren Bewegung und Ernährung verlassen. Im Optimalfall ist es die mündige Patientin, die zusammen mit ihrem behandelnden Arzt eine Entscheidung für ihre Zukunft fällt, die leider in jedem Fall mit Risiken behaftet ist.

Im Folgenden möchte die GfBK Ihnen einige Ratschläge geben, wie Sie im Falle der Einnahme von Antihormonpräparaten den Nebenwirkungen vorbeugen oder diesen besser begegnen können:

Thrombophlebitis/Thrombose
Folgende Kräuter können zur Stärkung der Venen, zur Reduktion von Reizungen und zur Vorbeugung von Blutgerinnseln eingesetzt werden:
Wiesenklee, Brennessel und Schachtelhalm: Teemischung mit ¼ l kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten ziehen lassen. 2 bis 3 Tassen täglich trinken – behutsame Blutverdünnung, wirkt Entzündungen entgegen. Jegliche durchblutungsfördernde Bewegung beugt einer Thrombophlebitis vor und stärkt zugleich das Immunsystem – beispielsweise täglich eine halbe Stunde spazieren gehen.

Leberbeschwerden
Folgende Kräuter dienen zur Stärkung und zum Schutz der Leber: Essig oder Tinkturen aus Löwenzahn, Großer Klette, Schafgarbenwurzeln oder Mariendisteln, Beispiele für apothekenpflichtige Präparate: Legalon®, Silymarin®.

Augenprobleme
Die Traditionelle Chinesische Medizin sieht einen Zusammenhang zwischen Augen und Leber. Da Tamoxifen die Leber schädigt, kann es demnach auch Augenprobleme verursachen. Kräuter (siehe oben bei Leberbeschwerden), carotinhaltige Lebensmittel und Fenchelsamen stärken die Augen.

Krankhafte Veränderungen der Gebärmutter
Auftreten von Wucherungen an der Gebärmutter wie Polypen, Tumore, Endometrium-ähnliches Gewebe und Carcinome bei einer signifikanten Anzahl von Frauen unter Tamoxifen-Einnahme. Je höher die Tamoxifendosis und je länger die Einnahme, desto größer das Risiko solcher Veränderungen.
Bei irregulären Regelblutungen, Scheidenblutungen, Veränderungen des Scheidenausflusses, Beckenschmerzen, Schmerzen oder Druck im Unterleib umgehend einen Arzt aufsuchen. Vorbeugung: Beispielsweise das Becken kräftigende Yoga-Übungen, Bevorzugung phytohormonhaltiger Nahrungsmittel (Soja, Linsen, Leinsamen).

Gelenkbeschwerden
Die unter Aromatasehemmern auftretenden Gelenkschmerzen werden durch eine zusätzliche Vitamin-D-Gabe oder sportliche Aktivität gelindert. Auch Akupunktur, Hagebuttenextrakt, Teufelskrallezubereitungen oder eiweißspaltende Enzyme aus der Ananas bzw. der Papaya können hilfreich sein.

Weiterlesen in der Broschüre der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr: Brustkrebs ganzheitlich und individuell behandeln

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Zitruspektine bei Brustkrebs?

Vor fünf Jahren bin ich an Brustkrebs erkrankt. Ich wurde erst operiert, dann bestrahlt und nehme seit der Zeit auch Medikamente zur Anti-Hormontherapie. Nun stoße ich bei meinen Recherchen auf ein Mittel, das mich interessiert. Es heißt Zitruspektin und soll speziell bei Brustkrebs die Metastasenbildung verhindern. Das Mittel ist ziemlich teuer. Daher möchte ich Sie gerne um Ihre Meinung bitten, bevor ich mich in Unkosten stürze.

Modifiziertes Zitruspektin (MCP) ist ein hochmolekulares Polysaccharid (Kohlenhydratmolekül). Es wird aus der Schale und dem Fruchtfleisch von Zitrusfrüchten gewonnen, vor allem aus Orangen, Zitronen und Grapefruits. Als Nahrungsergänzungsmittel wird es bei verschiedenen Krebsarten in der Nachsorge eingesetzt. Nach übereinstimmender Datenlage tragen Zitruspektine zur Prophylaxe von Darmkrebs bei. Wegen ihres hohen Molekulargewichts können sie nicht vom Körper aufgenommen werden und dienen daher als Ballaststoffe. Bei der Herstellung von MCP wird das ursprüngliche Zitruspektin Temperaturveränderungen ausgesetzt, die das Ausgangsmolekül in kürzere Kohlenhydratketten aufbrechen und damit für den Organismus verwertbar machen.

In Laborexperimenten unterdrückte dieses modifizierte Zitruspektin das Wachstum bösartiger Zellen (Hsieh TC et al. / Biochem Mol Biol Int 1995), reduzierte die Bildung von Metastasen (Platt D, Raz A / J Natl Cancer Inst 1992) und führte in Tiermodellen dazu, dass sich Tochtergeschwulste zurückbildeten (Pienta KJ et al. / J Natl Cancer Inst 1995 und Nangia-Makker P et al. / J Natl Cancer Inst 2002). Eine Studie an Patienten ergab, dass der Zeitraum, in dem sich der PSA-Wert (Tumormarker bei Krebs der Vorsteherdrüse) verdoppelt, sich durch Zitruspektin verlängern kann, und zwar bei 7 von 10 Männern mit Prostatakrebs (Guess BW et al. / Prostatic Dis 2003).

MCP hat sicher eine weitere Erforschung verdient und kann als Zusatzmedikation durchaus sinnvoll sein. Um präzise Aussagen über seine Wirkung machen zu können, brauchen wir Studien mit einer größeren Anzahl von Teilnehmern, die über einen längeren Zeitraum beobachtet werden.

Nebenwirkungen sind nur wenige bekannt: Wer eine Allergie gegen Zitrusfrüchte hat, muss mit Magenbeschwerden rechnen. Bei Dosierungen ab über 60 g pro Tag kann es außerdem zu Durchfällen kommen. Die empfohlene Tagesdosis liegt jedoch im Allgemeinen bei maximal 15 g. Über mögliche Wechselwirkungen mit schulmedizinischen Therapien liegen noch keine belastbaren Aussagen vor. Daher raten wir generell dazu, mit der Einnahme von MCP während einer Chemotherapie oder Bestrahlung zurückhaltend zu sein. Im Zweifelsfall spricht der ärztliche Beratungsdienst der GfBK eine individuelle Empfehlung aus.
Um Metastasen vorzubeugen, haben sich in der Praxis einfache Maßnahmen bewährt, vor allem ausreichend Bewegung sowie eine ausgewogene, gesundheitsfördernde Ernährung. Wenn Sie Zitruspektin gerne nutzen wollen, muss es übrigens nicht unbedingt ein teures Nahrungsergänzungsmittel sein. Reiben Sie einfach ein wenig Zitronenschale (Bio-Qualität) in Ihren Salat oder in Ihr Müsli. Einige Patienten berichten sogar, dass sich dadurch Ihre Verdauung harmonisiert hat.

Fibroadenom in der Brust

Vor einigen Jahren hatte ich Brustkrebs.Nun hat meine Tochter (25 Jahre) ein Fibroadenom in einer Brust diagnostiziert bekommen. Habe ich ihr möglicherweise eine Veranlagung für Krebs vererbt? Und was kann sie tun, damit sie gesund bleibt?

Ein Fibroadenom lässt sich meistens sehr gut im Ultraschall sehen und damit auch leicht diagnostizieren. Wenn der Befund eindeutig ist, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Fibroadenome sind gutartige Gewebsknoten. Sie treten vor allem bei Frauen zwischen dem 20. Und dem 40. Lebensjahr auf. Hormonelle Faktoren, wie die Einnahme der „Pille“ oder eine Schwangerschaft, begünstigen das Entstehen von Fibroadenomen. Mit zunehmendem Alter bilden sie sich meistens zurück. Normalerweise reicht es, wenn der Befund in regelmäßigen Abständen vom Frauenarzt kontrolliert wird. Eventuell wird der Gynäkologe Ihrer Tochter aufgrund Ihrer Vorerkrankung einen Gentest empfehlen – unabhängig vom Fibroadenom. Ihr Brustkrebsrisiko steigt nicht durch diesen Knoten. Auch ein chirurgisches Eingreifen ist in der Regel nicht notwendig. Fibroadenome sollten erst entfernt werden, wenn sie größer werden oder wenn ihr Umfang mehr als 2 cm Umfang beträgt.

Zur Vorbeugung vor Brustkrebs halten wir es für wichtig, bestehende Lebensstilfaktoren zu hinterfragen, vor allem wenn andere Veränderungen in den Brüsten Ihrer Tochter erkennbar sein sollten, wie z. B. eine Mastopathie. Studien zeigen immer wieder: Mit Bewegung und Ernährung lässt sich das Brustkrebsrisiko wirksam senken. Ratsam ist es, drei bis fünf Mal die Woche 30 Minuten Sport zu treiben. Ein gesunder Speisenplan enthält wenig tierisches Fett und tierisches Eiweiß, reichlich Gemüse, Früchte, Omega-3-Fettsäuren und Leinsamen. Auch milchsauer vergorene Gemüsesäfte bzw. Kanne Brottrunk können hilfreich sein. Empfehlenswert ist außerdem das „Budwig-Müsli”. Dafür mischt man einen Esslöffel Leinöl und Milch, 100 Gramm Magerquark, einen Teelöffel Honig und einen Esslöffel frisch geschrotete Leinsamen. Wer mag, gibt frisches Obst dazu. Falls vor der Periode immer wieder Brustschmerzen auftreten, sind die Brüste vermutlich wegen Wassereinlagerungen geschwollen. Dann kann versuchsweise der Konsum von Koffein und Alkohol reduziert werden. Bei starker Wassereinlagerung helfen Tee oder Frischsaft aus der Brennnessel sowie die Einnahme von proteolytischen Enzymen. Generell ist allen Frauen von aluminiumhaltigem Deodorant abzuraten.

Behutsame Massagen der Brüste können gesunde ebenso wie vormals erkrankte Frauen selbst durchführen. Ihre wohltuende Wirkung wird leider oft unterschätzt. Verwenden Sie nach Ihrem Geschmack ein Öl aus Wildrosen, Johanniskraut, Ringelblumen oder Löwenzahn. Auch Lymphdiaral-Salbe oder Schüßlersalz-Salben sind für die sanfte Massage geeignet. Neben der körperlichen Wirkung trägt solch eine Selbstmassage dazu bei, ein freundliches Verhältnis zum Körper zu gewinnen und einen entspannten Umgang mit der eigenen Weiblichkeit zu finden. Verspannungen oder Verhärtungen lösen sich nicht nur im Körper, sondern auch im seelischen Bereich.

Und noch ein wichtiger Hinweis zu guter Letzt: Ihre Tochter ist erwachsen und darf selbst entscheiden, welche Maßnahmen sie ergreifen möchte, um ihre Gesundheit zu erhalten. Für uns als Mütter ist das oft ein Balance-Akt, den jungen Frauen in dieser Situation ihren berechtigten Freiraum zu lassen. Die Gefahr ist groß, dass wir unsere Ängste auf sie übertragen und deshalb mit Druck versuchen, auf ihr Verhalten einzuwirken. Auf der Seelenebene braucht sie Sie vor allem als Mutter, nicht als medizinische Ratgeberin. Auch eine gesunde Mutter-Tochter-Beziehung ist krebsvorbeugend. Deshalb bleiben Sie – so gut Sie können – entspannt. Bieten Sie Informationen an und akzeptieren Sie, dass Ihre Tochter selbst wählt, was für sie persönlich passt. Manchmal trägt es zur Harmonie in der Familie bei, wenn man das Thema an außenstehende Experten abgibt. Selbstverständlich berät der ärztliche Beratungsdienst der GfBK auch Ihre Tochter gerne.

Umweltfaktoren und Pestizide als Brustkrebsursache?

Als Brustkrebspatientin frage ich mich, ob Umweltgifte zur Entstehung meiner Krank heit beigetragen haben könnten. Kennen Sie dazu irgendwelche Forschungsergebnisse?

Ihre Frage berührt ein wichtiges Thema, das noch viel zu wenig im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen ist. In der Tat gibt es neue Forschungsergebnisse zur Frage nach der Bedeutung von Umweltschadstoffen für die Entstehung von Krebs. Laut der Forschergruppe um Barbara Cohn vom Public Health Institute in Berkeley, Kalifornien, erkranken Frauen, die im Mutterleib einer erhöhten Konzentration des Pestizids DDT ausgesetzt waren, im Erwachsenenalter viermal häufiger an Brustkrebs (Cohn BA et al. / JCEM 2015).

Das Pestizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) wurde in den USA bis in die 1960er-, in Europa sogar noch bis in die 1970er-Jahre eingesetzt. Es gehört zu den ersten Umweltgiften, für die eine hormonartige Wirkung belegt werden konnte. Als sogenannter »endokriner Disruptor « kann es in kleinster Menge die fetale Frühentwicklung stören. In der Studie wurde untersucht, welche Auswirkungen es später auf die Töchter hatte, wenn ihre Mütter vor oder während der Schwangerschaft dem Gift ausgesetzt waren. Die Forscher analysierten Daten von 20.754 Frauen. Sie hatten in den Jahren 1959 bis 1967 an den Child Health and Development Studies teilgenommen. Ihre Blutproben waren damals archiviert worden. Insgesamt 9.300 Teilnehmerinnen gebaren während dieser Zeit ein Mädchen. Zum Zeitpunkt der Studie waren die Kinder bis zu 52 Jahre alt. Einige von ihnen waren an Brustkrebs erkrankt. Die Forscher setzten die Konzentration eines DDT-Metaboliten im Blut der Mutter mit der Brustkrebsrate bei den Töchtern in Beziehung. Die Ergebnisse zeigten, dass eine erhöhte DDT-Exposition in der Gebärmutter das Brustkrebsrisiko der Töchter fast um den Faktor vier erhöht. Bei 83 Prozent der Tumoren handelte es sich um ein Östrogenrezeptor-positives Mammakarzinom, was die ursächliche Bedeutung des Pestizids bestätigt.

Außerdem zeigte die Studie, dass die Pestizidbelastung mit dem Tumorstadium zusammenhing. Frauen, die im Mutterleib einer höheren DDT-Konzentration ausgesetzt waren, erkrankten häufiger an schnell wachsendem Krebs. Ihre Tumoren waren auch häufiger HER2-positiv. Das passt zu den Ergebnissen aus experimentellen Studien der Wissenschaftlerin Barbara Cohn: Sie stieß ebenfalls darauf, dass DDT die Bildung des HERProteins fördern kann. 
Diese Erkenntnisse belegen eindrucksvoll, dass das Krebsrisiko steigt, wenn der Fötus im Mutterleib Umweltgiften ausgesetzt ist.

In der Vergangenheit konnten schon andere Studien aufzeigen, dass viele Schwangere gleich mit mehreren Chemikalien verseucht sind, die ihren heranreifenden Nachwuchs schädigen können (Tracey J et al. / Environ Health Perspect 2011). Dazu zählen Polychlorierte Biphenyle (PCB), Pestizide, FluorKohlenstoffVerbindungen (PFC), polybromierte Diphenylether (PBDE), Phthalate, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) und Perchlorate. Selbst DDT, das seit 1972 in den USA verboten ist, wurde in dieser Untersuchung immer noch nachgewiesen. Bisphenol A (BPA) ist in Plastik und Epoxydharzen enthalten. Die Substanz wurde in einigen Ländern für Babyflaschen verboten. BPA war bei 96 Prozent der Schwangeren nachweisbar. Also waren fast alle Kinder schon vor ihrer Geburt mit BPA belastet. Umweltschadstoffe sind biologisch nicht gut abbaubar. Deshalb kann man momentan nur zwei Dinge tun: entweder politisch aktiv werden und/oder bestimmte Haushaltsprodukte meiden. Dies sind vor allem beschichtetes Kochgeschirr, Plastikwaren und Körperpflegemittel, die schädigende Chemikalien enthalten.

Billig kann hier – wie so oft – letztlich ziemlich teuer werden. Und selbst kostspielige Nobel-Marken sind nicht automatisch auch gesund. Achten Sie auf das Siegel der geprüften Naturkosmetik. Bei der Auswahl Ihrer Körperpflegeprodukte helfen zudem Testberichte von Stiftung Warentest und Öko-Test. Benutzen Sie zur Produktbewertung die Apps von CodeCheck, Hautschutzengel oder ToxFox, damit Kosmetikprodukte mit hormonell wirksamen Schadstoffen nicht mehr im Einkaufskorb landen. Angesichts der hohen Resorptionsfähigkeit der Haut gilt grundsätzlich: Tragen Sie nur das auf, was Sie auch essen würden. Diesen Grundsatz haben wir bei der Grande Dame der Naturkosmetik, Dr. med. Ita Wegmann, entliehen.

Brustkrebs: Multivitaminpräparate verringern die Sterblichkeit

Ich habe Brustkrebs und bin mir unsicher, ob ich Nahrungsergänzungsmittel einnehmen soll. Was können Sie mir raten?

Der Einsatz von Multivitaminpräparaten bei Brustkrebs und bei Krebserkrankungen im Allgemeinen wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert, obwohl es mehrere Studien gibt, die Hinweise auf positive Wirkungen gezeigt haben.
In einer Studie aus den USA wurden von 1997 bis 2000 insgesamt 2.236 Frauen mithilfe von Fragebögen zu ihren Lebensgewohnheiten befragt. Die Studienteilnehmerinnern befanden sich im Frühstadium einer Brustkrebserkrankung (Stadium I ≥1 cm, II oder IIIA) (Kwan ML et al. / Breast Cancer Res Treat 2011). Bei den Patientinnen, die sich gleichzeitig gesund ernährten, war die Einnahme eines Multivitaminpräparats mit einer Senkung ihres Sterberisikos verbunden. Ähnliches zeigte sich in dieser Studie bei Frauen, die regelmäßig Sport trieben. Gegenüber der Vergleichsgruppe, in der die Teilnehmerinnen noch nie ein Multivitaminpräparat genutzt hatten, war das Rückfallrisiko etwas geringer und auch das Sterberisiko vermindert, wenn die an Brustkrebs Erkrankten schon vor der Diagnosestellung und auch danach ein Multivitaminpräparat zu sich nahmen.
Eine aktuellere Studie aus dem Jahr 2013 kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Hier wurden 7.728 Frauen zwischen 50 und 79 Jahren durchschnittlich 7,1 Jahre lang beobachtet (Wassertheil-Smoller S et al. / Breast Cancer Res Treat 2013). Ihr Risiko, an Brustkrebs zu sterben, war um 30 Prozent geringer, wenn sie ein Multivitaminpräparat einnahmen.
Unserer Ansicht nach bekräftigen diese Studien die Annahme, dass Multivitaminpräparate die Heilungschancen bei Brustkrebs nicht verschlechtern, sondern zur Verbesserung der Prognose beitragen können. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie sportliche Aktivität wichtige Grundlagen für die Genesung sind. Den Einsatz eines Multivitaminpräparats – idealerweise auf pflanzlicher Basis – empfehlen wir ohne Bedenken als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung.
Wenn Sie einzelne Vitamine als Nahrungsergänzung nutzen wollen, sollten Auswahl und Dosierung auf Ihre persönlichen Bedürfnisse individuell abgestimmt sein. Gewisse Mangelzustände lassen sich mit Laboranalysen abklären. Nur so kann für bestimmte Nährstoffe eine optimale Dosis festgelegt werden. Vor der Einnahme empfehlen wir, folgende Blutwerte untersuchen zu lassen: Vitamin D als 25-OH-Vitamin-D, Vitamin B12 als Holo-Transcobalmin, Selen und Zink. Zink muss möglichst im Vollblut bestimmt werden, da dieses Spurenelement vor allem in den Zellen vorkommt.
Außerdem zeigen Studien immer wieder, dass die kombinierte Gabe von Vitalstoffen auf pflanzlicher Basis der isolierten Gabe von künstlichen Vitaminen überlegen ist. Ein typisches Beispiel ist das Vitamin E: In künstlicher Form wirkt es sich ungünstig auf den Organismus aus. Achten Sie daher darauf, dass Sie Vitamin-E als alpha-Tocopherol einnehmen und nicht als künstliches dl-alpha-Tocopherol.
Die Gabe von Vitaminen ersetzt jedoch nicht eine vitalstoffreiche Ernährung. Denn der Konsum von viel frischem Gemüse und etwas Obst liefert dem Körper nicht nur wichtige Nährstoffe. In Kombination mit körperlicher Aktivität verzeichnen Brustkrebspatienten durch diese Lebensweise nach 5 Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patienten, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben (https://ascopubs.org/doi/full/10.1200/jco.2006.08.6819). Dies scheint aber nur der Fall zu sein, wenn beides (gesunde Ernährung und Bewegung) miteinander kombiniert wird.

Milchkonsum - Risiken

In Ihren Infos lese ich gerade, dass ich als Brustkrebspatientin Milch meiden soll. Das ist doch ein Grundnahrungsmittel, das seit Menschengedenken auf den täglichen Speiseplan gehört! Wie kommen Sie darauf, dass Milch schädlich ist?

Vor 60 Jahren gab eine Kuh maximal 10 Liter Milch am Tag, heute produzieren Hochleistungs-Milchkühe täglich bis zu 50 Liter des Drüsensekrets. In industriellen Molkereien werden die Kühe bis zu 300 Tage im Jahr gemolken, um eine möglichst hohe Ausbeute zu erzielen. Milch ist zum Massenprodukt geworden. Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und damit die Qualität der Milch haben sich in den letzen Jahrzehnten ganz wesentlich verändert. Otto Bruker (»Der Murks mit der Milch«) stellte schon Anfang der 1990er-Jahre fest, dass zu viel Milch problematisch ist.

Inzwischen gibt es umfangreiche Untersuchungen zum angeblichen »Männer-Munter-Macher«: Sie belegen, dass in industriell hergestellter Milch hormonaktive Östrogenderivate in erheblichen
Konzentrationen enthalten sind. Das betrifft etwa 95 % der im Handel befindlichen Milchprodukte. Forscher der weltweit renommierten Harvard-Universität weisen darauf hin, dass der Hormongehalt der Milch das Risiko für hormonbezogene Krebsarten, wie z. B. Eierstockkrebs, erhöhen kann (Milksymposium, Harvard Study: Pasteurized milk from industrial dairies linked to cancer, 2/2012).

Ursachen findet man zum einen darin, dass sogenanntes »Wachstumsfutter« zugefüttert wird, das entsprechende Hormone enthält. Zum anderen werden die Kühe auch gemolken, während sie trächtig sind. Dann ist der Hormongehalt der Milch naturgemäß besonders hoch. In traditionellen Hirtengesellschaften, wie z. B. in der Mongolei, käme niemand auf die Idee, eine schwangere Kuh zu melken. Dass ein hoher Milchkonsum das Risiko für Brustkrebs erhöhen kann, bestätigen seit Jahren mehrere Studien. Eine groß angelegte Untersuchung, in der die Ernährungsgewohnheiten von 40 Ländern in Augenschein genommen wurden, zeigt beispielsweise einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milch und Fleisch mit dem Auftreten von Brustkrebs (Ganmaa D, Sato A/Med Hypotheses 2005). In den 50 Jahren zwischen 1947 und 1997 ist auch in Japan der Konsum von Milch (20-fach), Fleisch (10-fach) und Eiern (7-fach) deutlich angestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich dort die altersstandardisierte Sterblichkeit an Brustkrebs in etwa verdoppelt (Li XM et al./Med Hypotheses 2003). Außerdem wurde bei mehr als 25 000 Norwegerinnen untersucht, welchen Einfluss die Höhe des Milchkonsums auf die Wahrscheinlichkeit hat, an Brustkrebs zu erkranken. Das Ergebnis: Wer täglich mehr als 750 ml Vollmilch trank, hatte ein um 191 % erhöhtes Risiko gegenüber den Frauen, die am Tag weniger als 150 ml Vollmilch zu sich nahmen (Gaard M et al./Int J Cancer 1995).

Wozu brauchen wir Milch eigentlich? Glaubt man den Aussagen der Milchindustrie, baut das Kalzium aus der Milch unsere Knochen auf und schützt uns damit vor Osteoporose. Dem widersprechen Studienergebnisse ganz entschieden: Weder in der Nurses’ Health Study noch in der Health Professionals Follow-up Study aus den USA war irgendein positiver Effekt von Milch auf die Knochendichte nachweisbar, selbst wenn Frauen bereits in der Kindheit und Jugend regelmäßig Milchprodukte verzehrten (Feskanich D/JAMA Pediatr 2014).
Eine Veröffentlichung aus Schweden zeigt sogar einen gegenteiligen Effekt: 61 433 Frauen und 45 339 Männer hielten ihre Ernährungsgewohnheiten in Fragebögen fest. Die Studienteilnehmer wurden 11 Jahre lang nachbeobachtet. In der Zeit kam es bei hohem Milchkonsum vermehrt zu Knochenbrüchen (Frakturen) infolge von Osteoporose (Michaëlsson K et al./BMJ 2014). Vor allem für Frauen erhöhte sich das Osteoporoserisiko durch Milch: So nahm für jedes Glas Milch am Tag das Frakturrisiko um 2 % zu; bei den Hüftfrakturen betrug der Anstieg sogar 9 %. Außerdem – und das ist erstaunlich und bedenklich zugleich – erhöhte der Milchkonsum die Sterberate: Die Autoren der Studie ermittelten einen Anstieg der Gesamtsterblichkeit je 200 ml Milch um 15 % bei Frauen und um 3 % bei Männern.

Asiaten mit ihrer traditionellen Ernährung kennen das Problem der Osteoporose kaum. Sie decken ihren Kalziumbedarf nicht mit Milch, sondern mit pflanzlicher Ernährung, vor allem mit Sesam. Sesam kann als Sesamsalz (Gomasio) übrigens sehr gut in die westliche Küche integriert werden. Viel Kalzium steckt auch in grünem Gemüse, verschiedenen Kohlsorten, Blattsalaten und Kräutern.

Vergleicht man konventionelle Industriemilch mit Milch aus Demeter-Landwirtschaft, enthält die Bio-Milch zwei Drittel mehr an gesunden Omega-3-Fettsäuren (Food Standards Agency FSA, Großbritannien, 3/2004). In der Aprilausgabe der Zeitschrift Öko-Test erfahren Sie, welche Milch wirklich von Kühen stammt, die Heu und Gras fressen, sodass ihr Omega-3-Gehalt hoch ist.

All diese Forschungsergebnisse und Beobachtungen geben Anlass, Milch als Lebensmittel kritisch zu betrachten und die Konsumgewohnheiten zu überdenken – sowohl quantitativ als auch qualitativ. Wir empfehlen, lieber zu pflanzlichen »Milch-Alternativen« zu greifen, die es in vielen Varianten gibt, wie z. B. Hafer-, Dinkel-, Mandel-, Reis- oder Sojamilch. Die Geschmäcker sind verschieden. Probieren Sie mehrere Hersteller aus, bis Sie ein Produkt gefunden haben, das Ihnen mundet.

Tamoxifen und Wechselwirkungen

Muss ich bei der Einnahme von Tamoxifen auf Wechselwirkungen mit Pflanzenstoffen achten?

Mögliche Wechselwirkungen sind in den letzten Jahren vor allem bei Johanniskraut untersucht worden. Johanniskraut ist an einer Vielzahl von Enzym- und Transportsystemen beteiligt. Dadurch kann es den Abbau anderer Medikamente in der Leber beeinflussen.
Solche Wechselwirkungen betreffen auch andere Präparate. Viele Arzneien, vor allem schulmedizinische sollten nicht parallel zu Tamoxifen eingenommen werden, weil sie seine Umwandlung in die aktive Stoffwechselform Endoxifen in der Leber behindern. Das ist beispielsweise so bei dem Antiarrhythmikum Amiodaron, bei bestimmten Magenmitteln (Cimetidin, Ranitidin), bei manchen Antidepressiva und Neuroleptika (Clomipramin, Imipramin, Clozapin, Haloperidol, Trazodon), bei SSRI-Hemmern (Paroxetin, Fluoxetin, Sertralin), Anti-Pilzmitteln (Miconazol, Ketoconazol) und einem Wirkstoff zum Senken des Blutdrucks (Nicardipin).

Diskutiert wird noch, ob Baldrian und Grüner Tee die Wirkung von Tamoxifen verändern. Eindeutige Belege fehlen bisher. Grüner Tee beeinflusst bestimmte Transportproteine. Vermutlich wird daher mehr Tamoxifen vom Organismus aufgenommen, wenn man Grünen Tee trinkt. Ob dadurch die aktive Stoffwechselform im Körper höher konzentriert ist, hat man leider noch nicht untersucht.

Die Menge der pflanzlichen Wirkstoffe ist unüberschaubar. Daher sind Wechselwirkungen generell noch viel zu wenig erforscht. Nehmen Sie im Zweifelsfall ein pflanzliches Präparat zeitlich versetzt zum Tamoxifen ein. Es ist ratsam, während der Tamoxifen-Therapie auf Johanniskraut, SSRI-Hemmer und die anderen oben genannten Substanzen komplett zu verzichten. Als Alternative zu den oben aufgelisteten Antidepressiva können Venlafaxin, Citalopram oder Escitalopram gegeben werden. Sie beeinträchtigen die Wirkung von Tamoxifen nicht.
Falls Sie Antidepressiva nutzen, sprechen Sie bitte unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt. Er muss wissen, dass Sie Tamoxifen einnehmen.

Bisphosphonate bei Knochenmetastasen nur noch alle drei Monate

Wie oft sollen Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen Bisphosphonate gegeben werden?

Bisphosphonate sind Medikamente, die zur Behandlung von Osteoporose und darüber hinaus zur Behandlung von Knochenmetastasen eingesetzt werden. Es handelt sich um Phosphorverbindungen, die, einmal im Knochen angelangt, viele Jahre dort verbleiben und den Knochenabbau verhindern. Bekannt ist, dass durch die Gabe von Bisphosphonaten die Beschwerden durch Knochenmetastasen wirksam gelindert werden können. Die OPTIMIZE-2-Studie untersuchte die Therapieintervalle bei Brustkrebsbetroffenen mit Knochenmetastasen am Beispiel von dem Bisphosphonat Zoledronsäure (Zometa). Das Ergebnis: Nach einem Jahr kann die Medikation von 4 mg alle vier Wochen auf 4 mg alle drei Monate reduziert werden, ohne dass die Wirkung beeinträchtigt wird. Eine Patientengruppe erhielt das Bisphosphonat alle drei Monate, die andere monatlich. Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von zwölf Monaten wurde die Anzahl »skelettbezogener Ereignisse« verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass für die insgesamt 403 Patientinnen die längeren Intervalle keine deutlichen Nachteile (23,2 Prozent zeigten skelettbezogene Ereignisse) gegenüber der Standardbehandlung (22 Prozent zeigten skelettbezogene Ereignisse) hatten.
Auch in punkto Nebenwirkungen zeigten sich in den beiden Gruppen keine statistisch relevanten Unterschiede. Zwei Patienten mit monatlicher Gabe entwickelten Nekrosen des Kieferknochens, bei Patienten mit größeren Intervallen wurden derartige Nebenwirkungen nicht beobachtet. Aus der Studienlage heraus kann man den Betroffenen durchaus empfehlen, mit ihrem Arzt über die Verlängerung der Intervalle auf drei Monate zu sprechen.

Brustkrebs: Neue Methoden der Bestrahlung

Ich habe Brustkrebs und soll mich bestrahlen lassen. Wie viele Bestrahlungssitzungen sind wirklich notwendig? Gibt es Erfahrungen damit, vom empfohlenen Standard abzuweichen?

Inzwischen gibt es neuere Methoden, durch die die Strahlenbelastung minimiert werden soll. Die intraoperative Strahlentherapie wird – wie der Name verrät – während der Operation direkt im Anschluss an die Tumorentfernung angewandt. Rund 10 Prozent der zertifizierten Brustzentren in Deutschland bieten diese Form der Bestrahlung an (IORT oder INTRABEAM). Es ist fraglich, ob durch die IORT eine ausreichende Dosisdichte an den Rändern des Tumorbettes erreicht wird. Deshalb wird in den meisten Fällen eine zusätzliche Boost-Bestrahlung durchgeführt. Kritiker bemerken, dass die bisherige Beobachtungszeit von fünf Jahren zu kurz ist (Vaidya J/Lancet 2014), um aufschlussreiche Erkenntnisse über die nachhaltige Wirksamkeit der Methode zu gewinnen. Daher wird die IORT bisher vor allem bei Patientinnen empfohlen, die über 50 Jahre alt sind, deren Tumor etwa 2 cm groß ist und günstige Tumoreigenschaften aufweist. Ob durch die IORT die Nebenwirkungen wirklich reduziert werden können, wird unter Fachleuten noch diskutiert. Es scheint eher so zu sein, dass die Rate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geringer ist und dass andere Nebenwirkungen (Gewebefibrosen und Wundheilungsstörungen) auftreten als unter herkömmlicher Bestrahlung.

Ältere Frauen mit günstigen Tumoreigenschaften (Tumor kleiner als 2 cm, G1 oder G2, hormonrezeptorpositiv, HER2-negativ, kein Lymphknotenbefall) sollten vor allem nach einer hypofraktionierten Bestrahlung fragen. Hier reichen bereits 15 statt der sonst üblichen etwa 25 Sitzungen aus. Es werden höhere Einzeldosen, dafür aber eine geringere Gesamtdosis verabreicht. Dadurch verkürzt sich die Behandlungszeit von sieben bis acht auf drei bis fünf Wochen. Aktuelle Studiendaten legen nahe (Haviland JS/Lancet 2013), dass die hypofraktionierte Bestrahlung trotz geringerer Gesamtstrahlendosis einen stärker antitumorösen Effekt hat und daher mindestens so effektiv ist wie die übliche Bestrahlung. So kam es im Vergleich zur Standard-Bestrahlung mit insgesamt 50 Gy unter der hypofraktionierten Bestrahlung mit einer Gesamtdosis von 40 Gy innerhalb von zehn Jahren sogar seltener zu Lokalrezidiven (5,5 Prozent gegenüber 4,3 Prozent). Während in Großbritannien seit 2009 die hypofraktionierte Bestrahlung in den Leitlinien verankert wurde, ist in Deutschland diese Behandlungsform nur als mögliche Option definiert. Grundsätzlich können aber alle Strahlentherapie-Abteilungen die Brust auch hypofraktioniert bestrahlen. Es lohnt sich, vor Ort nachzufragen.

Bei älteren Patientinnen kann unter bestimmten Umständen auf eine Strahlentherapie eventuell sogar ganz verzichtet werden. Darauf weist die Datenlage der PRIME-II-Studie hin (Kunkler I/San Antonio 2013). An ihr nahmen 1326 Frauen im Alter von über 65 Jahren teil. Die Heilungschancen der Teilnehmerinnen wurden als sehr hoch eingestuft, weil der Tumor kleiner als 3 cm war und bei der brusterhaltenden Operation ohne Tumornachweis in den Randschnitten entfernt werden konnte. Hier war der Verzicht auf die Strahlentherapie nach 5 Jahren Beobachtungszeit nur geringfügig häufiger mit einem Rezidiv verbunden (4,1 gegenüber 1,3 Prozent). Einen Einfluss auf die Überlebenszeit hatte die Bestrahlung bei diesen Frauen nicht.

Schilddrüse und Brustkrebs

Meine Seit einigen Wochen fühle ich mich unwohl und habe häufiger Schwindel. Nun hat mein Hausarzt eine leichte Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt. Wegen meiner Brustkrebserkrankung habe ich Angst, dass sich das negativ auswirken könnte. Was können Sie mir zu Problemen mit der Schilddrüse sagen?

Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ im vorderen Halsbereich. Ihre Bedeutung wird oft unterschätzt. Die Schilddrüsenhormone beeinflussen den Energiestoffwechsel
und den Funktionszustand fast aller Organe. Die von der Schilddrüse gebildeten Hormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin/ Tetraiodthyronin (T4) sind Iodverbindungen.
Deshalb muss eine ausreichende Zufuhr von Iod über die Nahrung gewährleistet sein. Sind die beiden Hormone T3 und T4 »zusammengebaut«, werden sie in der Schilddrüse gespeichert, bis die Speicherzellen das Signal erhalten, die aktiven Hormone T3 und T4 ins Blut abzugeben. Dieses Signal kommt vom thyreoideastimulierenden Hormon (TSH, »Thyreoidea « = Schilddrüse), das aus der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) stammt. TSH gelangt über das Blut zur Schilddrüse und bindet an spezielle TSH-Rezeptoren. Sobald sich das stimulierende Hormon mit dem Rezeptor verbunden hat, entlässt die Schilddrüse die Hormone T3 und T4 ins Blut.

Sowohl die Ursachen als auch die Erscheinungsformen von Erkrankungen der Schilddrüse sind vielfältig. Am häufigsten treten gutartige Vergrößerungen (sog. Jodmangelstruma), aber auch Entzündungen und Autoimmunerkrankungen (Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis) auf. Alle Schilddrüsenkrankheiten können zu Störungen des Hormonstoffwechsels führen. Diese machen sich entweder als Überfunktion (Hyperthyreose) oder als Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse bemerkbar.

Da Rezeptoren für Schilddrüsenhormone überall im Organismus vorhanden sind, kann es infolge von Funktionsstörungen der Schilddrüse zu Beschwerden in fast allen Organsystemen kommen. So kann eine Überfunktion Herzrasen, unwillkürlichen Gewichtsverlust, Nervosität und Zittern sowie Durchfall verursachen. Eine Unterfunktion äußert sich meistens in einem verlangsamten Herzschlag, einer Gewichtszunahme, Verstopfung, Müdigkeit, Schwindel und häufigem Frieren. Es gibt sogar Patienten, bei denen die Unterfunktion der Schilddrüse eine Depression auslöst.
Viele dieser Beschwerden können auch andere Ursachen haben. Daher ist es immer ratsam, eine Laboruntersuchung durchführen zu lassen. Im Blut werden das Schilddrüsen-Steuerhormon TSH und das freie Schilddrüsenhormon T3 und T4 gemessen. Liegt der TSH-Wert über 4 mU/l, sollten Sie mit Ihrem Arzt über eine mögliche Behandlung sprechen. In einigen Fällen sind nur die Laborwerte auffällig, ohne dass der Patient Beschwerden hat.
Therapeutische Maßnahmen werden dann von Spezialisten eher kritisch beurteilt. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie meldet, dass in den letzten Jahren die TSH-Referenzwerte gesenkt worden sind, was die zunehmende Verordnung von Schilddrüsen-Hormonen erklären könnte.
Ob der Körper Abwehrstoffe (sogenannte Autoantikörper) gegen die eigene Schilddrüse bildet, erkennt der Arzt anhand einer Blutuntersuchung auf »MAK, TAK und TRAK«. Sind diese stark erhöht, liegt in den allermeisten Fällen ein Morbus Basedow oder eine Hashimoto-Thyreoiditis vor. Weichen diese Werte geringfügig von der Norm ab, hat das allerdings auch hier nicht immer einen Krankheitswert.

Aus naturheilkundlicher Sicht empfehlen wir bei Autoimmunerkrankungen und Funktionsstörungen der Schilddrüse die Gabe von Omega-3-Fettsäuren und Selen. Bei entzündlichen Vorgängen können Sie Beinwell-Salbe (z. B. Kytta-Salbe) oder Retterspitz-Wickel in der Schilddrüsenregion lokal anwenden. Neben den Störungen der Schilddrüsen funktion kommt es hierzulande leider immer noch zu einer Vergrößerung der  Schilddrüse durch Jodmangel (Jodmangelkropf) – obwohl sich jodiertes Speisesalz fast überall durchgesetzt hat. Professor Markus Luster vom Uniklinikum Marburg beobachtet sogar den Trend einer rückläufigen Jodversorgung in Deutschland. Vielleicht liegt dies auch daran, dass natürliches Jod besser aufgenommen werden kann als Jodid aus dem Speisesalz. Zudem werden viel zu viele fluorhaltige Zahncremes und Lebensmittel (z. B. fluoridiertes Salz) verwendet. Fluorid verhindert nämlich die Jodaufnahme in die Schilddrüse! Sie können Ihre Jodversorgung durch jodiertes Salz (am besten Meersalz) oder mit natürlichem Jod (z. B. mit Jod angereicherten Algen als Presslinge) verbessern.
Fischkonsum ist als alleinige Jod-Quelle laut der DGE leider nicht ausreichend. Dabei betont die DGE auch, dass das Einnehmen von Jod selbst bei Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse unbedenklich ist.

Eine Beziehung zwischen Schilddrüsenerkrankungen und Brustkrebs wird in der Fachwelt immer noch diskutiert. Prof. Gärtner in München bemerkt, dass die häufigste Assoziation, die sich in Studien zeigt, der Zusammenhang zwischen Jodmangelerkrankungen, Hypothyreose und Brustkrebs ist. Außerdem weiß man, dass Jod und seine Stoffwechselprodukte auch in der Brustdrüse eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Wachstumsregulation spielen. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass natürliches Jod, bzw. Seetang, die Entstehung von chemisch erzeugten Mamma-Karzinomen verzögert, nicht aber Jodid in der Nahrung.

Durch die langfristige Zufuhr von Jod konnte die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Brustkrebs bei Ratten um 70 % gesenkt werden. Klinische Studien mit Brustkrebs-Patientinnen ergaben, dass die Wachstumsrate in den Tumoren um 50 Prozent reduziert werden konnte, wenn die Frauen vor der Operation über vier Wochen 4 Milligramm Jod pro Tag erhalten hatten (Vega-Riveroll L et al./ Thyroid Suppl ATA 2007). In Japan werden diese positiven Effekte bereits seit Urzeiten genutzt: Asiatinnen verzehren besonders gerne Miso-Suppe mit Seetang. Möglicherweise ist dies auch ein vielversprechender Ansatz bei der Vorbeugung und Therapie von Brustkrebs in Europa.

Alkohol und Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs und würde gerne wissen, wieveil Alkohol ich trinken darf?

Neueren Studien zufolge wirkt übrigens nicht nur Kaffee gegen Brustkrebs, sondern auch ein mäßiger Alkoholkonsum. Das ergab eine aktuelle US-amerikanische Studie mit 23.000 Brustkrebs-Patientinnen. Die Frauen, die wöchentlich 30 bis 60 Gramm Alkohol tranken, lebten länger als diejenigen ohne Alkoholkonsum. (Newcomb PA/Journal of Clinical Oncology 2013). Zur Orientierung: Ein Glas Wein (200 ml, 11 Vol.-%) enthält 17,6 g Alkohol.
Da ein erhöhter Alkoholgenuss mit einer Vielzahl von Risikofaktoren verbunden ist, wird wohl keiner einem Krebspatienten zum Alkoholkonsum raten wollen. Dieses Studienergebnis veranschaulicht aber, dass vieles, was vermeintlich gesundheitsschädlich ist, nicht immer Schaden anrichtet, wenn man es genauer unter die Lupe nimmt. Leider wurde in dieser Studie nicht untersucht, welche Art von Alkohol die besten Ergebnisse erzielt. Das wäre interessant gewesen, zumal die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu sterben, durch mäßigen Alkoholkonsum nur um drei Prozent gesenkt werden konnte.
Dieses Studienergebnis veranschaulicht, dass vieles, was vermeintlich gesundheitsschädlich ist, nicht immer Schaden anrichtet, wenn man es genauer unter die Lupe nimmt. Leider wurde in dieser Studie nicht untersucht, welche Art von Alkohol die besten Ergebnisse erzielt. Das wäre interessant gewesen, zumal die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu sterben, durch mäßigen Alkoholkonsum in dieser Studie nur um drei Prozent gesenkt werden konnte. Es sollte also gut abgewogen werden, in welchem Verhältnis der mögliche Nutzen zu den Risikofaktoren steht.
Da ein erhöhter Alkoholgenuss mit einer Vielzahl von Risikofaktoren verbunden ist, wird wohl keiner einem Krebspatienten zum Alkoholkonsum raten wollen. Daher lautet unsere Empfehlung auch, nur ab und zu - zum Beispiel am Wochenende - die gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe von Rot- oder Weißwein aus ökologischem Anbau zu geniessen. Frauen sollten eher weniger Alkohol trinken als Männer (optimal wäre nicht mehr als 1/8 l Rot- oder Weißwein am Tag), da obige Studienergebnisse durch eine neuere Studie und andere Studien widerlegt wurden (Jung S/Int J Epidemiol. 2015): Hier nahm bei Frauen, deren Alkoholkonsum täglich mehr als 30 Gramm betrug (das entspricht 2 Gläsern Wein), die Wahrscheinlichkeit um 35 Prozent zu, an einem hormonrezeptor-positiven Brustkrebs zu erkranken. Die Wahrscheinlichkeit, an einem hormonrezeptor-negativem Brustkrebs zu erkranken, war 28 % höher im Vergleich zu Frauen, die keinen Alkohol konsumierten.

Schadet Kaffee bei Brustkrebs?

Ich habe Brustkrebs und trinke gerne meinen Nachmittagskaffee. Nun hat mir eine Bekannte davon abgeraten. Was meinen Sie dazu?

Bereits seit 2006 gibt es Hinweise, dass sich regelmäßiger Kaffeekonsumpositiv bei Patienten mit Krebserkrankungen auswirken kann. Lange galt Kaffee als krebserregend, dann konnte bei Frauen mit Brustkrebs anhand einer schwedischen Studie (Simonsson M et al. / Cancer Causes Control 2013) gezeigt werden, dass der Genuss des Heißgetränks die Wirkung von Tamoxifen verstärkt.
Dabei wurden 600 Patientinnen über einen Zeitraum von 5 Jahren beobachtet. Die Hälfte der Frauen trank 2 oder mehr Tassen Kaffee am Tag, während die andere Hälfte maximal 1 Tasse Kaffee am Tag trank. Alle Frauen nahmen Tamoxifen als antihormonelle Therapie ein. Das Ergebnis: Die Einnahme von zwei oder mehr Tassen reduzierte das Rückfallrisiko um die Hälfte.

Eine Erklärung für diese Beobachtung findet sich in einer anderen Studie (Schliep KC et al. / American Journal of Clinical Nutrition 2012), die belegt, dass bei weißen US-Amerikanerinnen der Östrogenspiegel durch Kaffee gesenkt wird.

Interessanterweise tritt dieser Effekt nicht nur bei Östrogenrezeptor-positiven Tumoren, sondern auch bei Östrogenrezeptor-negativen auf (Li J et al. / Breast Cancer Research 2011). Warum das so ist, untersuchte eine experimentelle Studie (Geraets L/Biochem Pharmacol 2006). Sie offenbarte, dass Kaffee (ohne Filter) wie ein PARP1-Hemmer wirkt. Diese Substanzen werden u. a. bei Triple-negativen Tumoren eingesetzt. Zusammengefasst ergibt sich das Bild, dass Kaffee nicht nur Genuss bringt, sondern auch eine heilsame Wirkung bei Brustkrebs erzielen kann. Wir empfehlen Kaffee ohne Filter und ohne Milch als Espresso zu genießen.

Gentest und dann?

Meine Mutter ist an Brustkrebs gestorben. Dass ich eventuell eine erbliche Vorbelastung habe, ist mir bewusst. Ich versuche daher möglichst gesund zu leben. Durch die Presseberichte über die Amputation von Angelina Jolie bin ich aufgeschreckt. Was meinen Sie: Soll ich auch einen Gentest machen? Und ist es wirklich notwendig, sich beide Brüste abnehmen zu lassen, falls er positiv ausfällt?

Für viele Frauen ist die Brustamputation (Brustentfernung) ein einschneidender Eingriff, der im Einzelfall gut überlegt sein will. Angelina Jolie hatte laut Presseberichten ein 87-prozentiges Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, durch die Amputation sank es auf fünf Prozent. Solche Zahlen betreffen allerdings nur Frauen, bei denen eine Mutation in einer der beiden Brustkrebsgene BRCA1 oder BRCA2 nachgewiesen wurde. Dies ist bei 5 bis maximal 10% aller Brustkrebsfälle der Fall.

Die Entscheidung für oder gegen eine solchen Eingriff ist neben den vorliegenden Statistiken immer auch von der persönlichen Lebenssituation und der eigenen Biographie abhängig. So ist es aus Ihrer Sicht verständlich, dass Sie Ihr persönliches Risiko für eine Krebserkrankung so gering wie möglich halten wollen, da sie den Tod ihrer eigenen Mutter durch Brustkrebs miterlebt haben.

Bei Frauen mit Brustkrebs wird vor allem dann an eine erbliche Tumorneigung gedacht, wenn mehrere Familienmitglieder von Brust- und/oder Eierstockkrebs betroffen sind, ein besonders junges Erkrankungsalter vorliegt oder Frauen beidseitig erkranken. Belegt das Ergebnis des Gentests, dass die untersuchte Person eines der beiden BRCA-Gene in veränderter Form in sich trägt, bedeutet dies ein deutlich erhöhtes Risiko, an Brust- und/oder Eierstockkrebs zu erkranken. Mit verändertem BRCA1-Gen erkranken durchschnittlich zwischen 60 und 80 von 100 Personen an Brustkrebs, mit verändertem BRCA2-Gen erkranken zwischen 45 und 80 von 100 Personen an Brustkrebs. Weitere umfangreiche Informationen erhalten Sie auch auf: https://www.brca-netzwerk.de/

Inwieweit wissenschaftlich gesicherte statistische Wahrscheinlichkeiten auf die einzelne ratsuchende Frau übertragbar sind, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Auch die Wissenschaft ist in ständigem Wandel und einer Weiterentwicklung. Mit Sicherheit sind Faktoren, die zu Krankheiten führen wie auch die, die Heilprozesse unterstützen, weitaus komplexer als die Wissenschaft für den betroffenen Menschen in seiner körperlich, seelisch und geistigen Einheit abzubilden vermag. Unklar ist auch, inwieweit Ängste die Entstehung und Entwicklung von Krankheitsprozessen beeinflussen oder verstärken können. Insofern scheint es uns wichtig, dass Menschen bei genetischen Beratungen selbstbestimmt und individuell entscheiden, angefangen auch mit der Tatsache, dass sie ohne Druck entscheiden dürfen, ob sie eine solche Beratung in Anspruch nehmen wollen oder nicht.

Wir möchten Ihnen empfehlen, sich zu Ihrem möglichen Risiko und den daraus ergebenen Konsequenzen von einer humangenetischen Beratungsstelle beraten zu lassen. Auch viele Brustzentren bieten diese Beratungen an. Ansprechpartner in Brustzentren sind die sogenannten Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs. Dort werden die Vor- und Nachteile des Gentests erläutert, und es wird Ihnen auch eine ausreichende Bedenkzeit gegeben, damit Sie sich informiert für oder gegen einen Test entscheiden können.

Ob der Weg von Angelina Jolie der Richtige für Sie ist, können nur Sie selbst entscheiden. Wenn Sie durch eine Mutation in den Genen BRCA1 oder BRCA2 ein stark erhöhtes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken, kann die Brustentfernung eine Möglichkeit sein. Eine weitere Option ist an intensiven Früherkennungsprogrammen teilzunehmen. Auch hier ist eine persönliche Abwägung wichtig, ob die psychischen Belastungen einer halbjährlichen Früherkennungsuntersuchung leichter zu ertragen sind als die seelischen und körperlichen Belastungen einer vorsorglichen Brustentfernung. Die prophylaktische Brustentfernung senkt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Brustkrebs deutlich, jedoch scheinen im Langzeitverlauf beide Verfahren die Sterblichkeit gleichermaßen zu senken, so dass sie im Endeffekt als gleichwertig angesehen werden können (Quelle: www.krebsgesellschaft.de). Überlegen Sie daher in Ruhe und nehmen Sie bei Bedarf auch eine psychologische Begleitung wahr, um diesen sensiblen Schritt zu unterstützen.

Beachten Sie bitte auch, dass erbliche Dispositionen kein Schicksal besiegeln. Gene können vereinfacht gesprochen an- und abgeschaltet werden. Unser Lebensstil, unsere psychische Balance und andere Aspekte haben Einfluss auf das Auftreten von Erkrankungen. Krebs ist ein multifaktorielles Geschehen, d. h. es gibt zahlreiche Einflussfaktoren, die wir positiv gestalten können. Studien belegen beispielsweise, dass regelmäßige Bewegung das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um 50 Prozent senkt. Außerdem belegen die Erkenntnisse der Psychoneuroimmunologie die Wechselwirkungen zwischen Seele und Abwehrsystem. Bei Frauen mit erblicher Veranlagung für Brust- und Eierstockkrebs gibt es bisher jedoch keine Studien, die untersucht haben, ob durch eine Lebensstiländerung im Sinne von mehr körperlicher Aktivität und Umstellung auf gesunde Ernährung das Auftreten der Krebserkrankung vermindert oder gar verhindert werden kann. Diese Lücke schließen will man mit der sogenannten LIBRE-Studie.

Ursache von Brustkrebs - Bedeutung der Umwelt

Ich bin an Brustkrebs erkrankt und würde gerne mehr darüber erfahren, inwieweit Umweltgifte eine Rolle spielen und was ich selbst zur Vermeidung eines Rückfalls tun kann?

Krebs ist immer als eine multifaktorielle Erkrankung anzusehen. Das bedeutet, dass im Laufe des Lebens verschiedene Belastungsfaktoren zusammenkommen, die dann eine Krebserkrankung auslösen können, wenn das Gleichgewicht im Organismus zunehmend verschoben ist und das sprichwörtliche Fass überläuft. Was viele nicht wissen: Familiäre genetische Belastungen sind nur für einen geringen Anteil aller Brustkrebserkrankungen (fünf bis zehn Prozent) verantwortlich.

Um Rückfällen vorzubeugen, können Sie all das, was diesen Krebs verhindern hilft, für sich einsetzen: Die Statistik zeigt beispielsweise, dass schlanke und körperlich aktive Frauen seltener an Brustkrebs erkranken. Auch haben bereits erkrankte Frauen, die auf ihr Gewicht achten und sich regelmäßig bewegen, größere Chancen, wieder gesund zu werden. Brustkrebs-Patientinnen, die sich drei bis viermal pro Woche 40 Minuten oder länger bewegen hatten nach fünf Jahren deutlich weniger Rückfälle.

Die wichtigste Grundlage ist offensichtlich die Kombination von Bewegung mit gesunder Ernährung. Denn der Konsum von viel frischem Gemüse und etwas Obst liefert dem Körper nicht nur wichtige Nährstoffe. In Kombination mit körperlicher Aktivität verzeichnen Brustkrebspatienten durch diese Lebensweise nach 5 Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patienten, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben (https://ascopubs.org/doi/full/10.1200/jco.2006.08.6819).

Gesunde Ernährung bedeutet eine Kost mit hohem Gemüseanteil sowie reichlich Vollkornprodukten bei begrenzter Fettzufuhr.
Zum Beispiel vermindern hohe Carotinoid-Spiegel im Blut das Brustkrebsrisiko. Carotinoidreich sind insbesondere gelbe bis orangefarbene Obst- und Gemüsesorten (Karotten, Paprika, Süßkartoffel, Kürbis, Aprikosen, Papaya, Mango, Pfirsiche, Sanddorn, aber auch Tomaten) und grünes Gemüse (Spinat, Brokkoli, Kresse, Endivien etc.).

Zahlreiche Studien belegen auch die Bedeutung einer ausreichenden Vitamin D-Konzentration im Blut für die Minimierung des Brustkrebsrisikos und die Vermeidung von lokalen Rückfällen und Tumorabsiedlungen. Eine Berechnung aus den U.S.A. ergab, dass die Anhebung des Vitamin D-Spiegels durch die Gabe einer Dosis von 2000 I. E. (= Internationale Einheit) täglich jedes Jahr etwa 58.000 neue Fälle von Brustkrebs verhindern könnte.

Brustkrebszellen werden in ihrem Wachstum entscheidend durch Hormone beeinflusst. Hormonelle Faktoren spielen daher bei der Brustkrebsentstehung eine wichtige Rolle. So schützen ein spätes Eintreten der ersten Regelblutung und ein früher Eintritt in die Wechseljahre vor Brustkrebs, da der weibliche Organismus dann nur wenige Jahre einem Hormoneinfluss ausgesetzt ist. Dies erklärt auch, warum die zusätzliche Einnahme von Geschlechtshormonen in den Wechseljahren das Brustkrebsrisiko erhöht: Die Brustzellen erhalten einen zusätzlichen Wachstumsimpuls durch die Hormone. In großen Untersuchungen stellte sich heraus, dass vor allem die Gabe von weiblichen Hormonen (= Östrogene) gegen Wechseljahresbeschwerden das Brustkrebsrisiko um bis zu 45 Prozent erhöht.

Es wird diskutiert, ob die sogenannte Östrogendominanz am Anfang der Wechseljahre, die oft kombiniert mit einem Progesteronmangel ist, die Entstehung und das Wachstum von Brusttumoren fördern kann. Experten vermuten, dass dabei auch der Einfluss von Umweltschadstoffen eine Rolle spielt, da diese häufig östrogene Eigenschaften besitzen. Histologische Untersuchungen ergeben oft, dass Brustkrebsgewebe mit Schadstoffen, vor allem mit Pestiziden und Schwermetallen überlastet ist. Außerdem kommt es darauf an, wann die Aufnahme von Umweltschadstoffen erfolgte. Besonders die sensiblen Phasen der vorgeburtlichen Entwicklung und der Pubertät gelten als besonders gefährlich.

Auch andere Substanzen in der Umwelt können schädigend auf den Menschen einwirken. Erst vor kurzem hat die International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die gesundheitlichen Gefahren durch Dieselabgase neu bewertet und stuft sie eindeutig als krebserregend ein. Immer wieder erscheinen Pressemeldungen, dass Pestizide unerwartet im menschlichen Organismus nachgewiesen werden konnten. Besonders bei den Umweltschadstoffen sieht man, dass es zunehmend kompliziert wird, das Störungspotential genau einzukreisen, da inzwischen unüberschaubar viele Umweltfaktoren auf die Menschheit einwirken oder auf frühere Generationen eingewirkt haben.

Dieser umweltmedizinische Aspekt kann für betroffene Frauen wichtig sein, da er eine andere Färbung in die Diskussion um die Krankheitsentstehung einbringt. Schließlich gibt es immer mehr Frauen, die trotz gesunden Lebensstils an Brustkrebs erkranken. Aus epigenetischer Forschung weiß man inzwischen, dass wir nicht nur das sind, was wir beispielsweise momentan essen, sondern auch durch das beeinflusst werden, was unsere Mütter oder Großmütter gegessen haben.

Übrigens enthalten auch vermeintlich gegen die Erkrankung wirkende Medikamente zweifelhafte Stoffe. Werfen wir einen Blick auf die sogenannten Hilfsstoffe der marktüblichen Antihormone. Was für die Krankenkassen vordergründig billiger ist, hat möglicherweise einen hohen gesundheitlichen Preis: Manche Präparate enthalten Farbstoffe, z. B. E 102, die in früheren Jahren verboten waren, da sie Nebenwirkungen vor allem bei Kindern haben und Krebs fördern sollen. Aufgrund der EU-Gesetzgebung wurde diese wieder zugelassen. Sie sehen, dass es auch hier wichtig ist, die verschriebenen Präparate zu hinterfragen und genauer nachzuschauen.

Übrigens: Bei allen negativen Meldungen zu potentiellen Umweltschadstoffen ist es wichtig, dass wir eine gesunde Balance im Umgang mit dem Thema finden. Jede Form von Fanatismus schadet. Lassen Sie sich den Genuss beim Essen nicht verderben! Denn auch die Psyche trägt entscheidend dazu bei, wieder gesund zu werden. Wenn Sie fortan bei jedem Apfel ängstlich oder misstrauisch darüber nachdenken, ob er mit Schadstoffen belastet sein könnte, ist das Ihrer Gesundheit auch nicht zuträglich.

Knochenstärkung bei Knochenmetastasen

Ich habe Brustkrebs mit Knochenmetastasen und erhalte deswegen Bisphosphonate sowie eine lokale Bestrahlungsbehandlung Außerdem plagt mich eine schon seit längerem bestehende Osteoporose. Was kann ich tun, um einem weiteren Knochenschwund vorzubeugen?

Nachfolgende Empfehlungen können parallel zu einer Therapie mit Bisphosphonaten bzw. zu einer möglichen Strahlentherapie durchgeführt werden. Dies sind eine Säure-Basen-Regulationstherapie, eine homöopathische Behandlung z.B. mit Silicea D12 zusammen mit Calcium fluoratum D12 (je 3 x 2 Tabl.) oder Steirocall® (3 x 50 Tr.) sowie die Einnahme von mineralstoffreichen Präparaten, wie z.B. braune Wildhirse mit täglich 3 EL (erhältlich im Reformhaus/Naturkostladen) oder schwarzem Sesam-Ursamen mit täglich 2 TL. Ein sehr kalziumreiches Nahrungsmittel ist Sesam, das als Sesamsalz (Gomasio) sehr vielseitig in der Küche verwendet werden kann.
Außerdem möchten wir Ihnen empfehlen, Ihren 25-OH-Vitamin-D-Spiegel im Blut bestimmen zu lassen und darauf abgestimmt zusätzlich Vitamin D einzunehmen. Alle genannten Empfehlungen können gleichzeitig oder parallel durchgeführt werden, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen, wobei die Einnahme von mineralstoffreichen Präparaten am wichtigsten ist.
Zusätzlich kann zur Schmerzerleichterung eine Magnetfeldtherapie mittels einer Magnetfeldmatte versuchsweise auf Leihbasis für zunächst 4 Wochen und täglicher Anwendung empfehlenswert sein. Bei multiplen sehr schmerzhaften Knochenmetastasen ist es ratsam, den behandelnden Arzt auf eine sog. Radionuklidtherapie anzusprechen, die von verschiedenen Strahlenkliniken durchgeführt wird.
Weitere Infos erhalten Sie in unserer GfBK-Info Knochenstärkung.

Herceptin bei Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs und mein behandelnder Frauenarzt hat mir die Gabe von Herceptin empfohlen. Nun mache ich mir Sorgen, weil ich gehört habe, dass dadurch Herzschädigungen auftreten können. Was ist das für eine Substanz und wie unbedenklich ist deren Anwendung?

"Herceptin" (Trastuzumab) ist der Handelsname eines Antikörper-Präparats zur Behandlung von Brustkrebs. Herceptin ist als monoklonaler Antikörper in der adjuvanten Situation (d.h. nach Primäroperation) und bei metastasiertem Brustkrebs zugelassen.
Herceptin wirkt folgendermaßen: Brustkrebszellen tragen auf ihrer Oberfläche häufig Rezeptoren (HER 2), mit denen sie bestimmte Eiweißstoffe aufnehmen. Diese körpereigenen Eiweißstoffe fördern das Wachstum von Brustdrüsenzellen. Brustkrebszellen bilden häufig besonders viele HER-2-Rezeptoren aus. Um diese Wachstumsimpulse für Krebszellen zu verhindern, wurde ein Antikörper entwickelt, der sich ebenfalls an die HER 2-Rezeptoren anbindet und diese blockiert. Dadurch können die körpereigenen Wachstumsförderer nicht mehr andocken, wodurch die Tumorzellen keine Wachstumsimpulse mehr erhalten.

FISH-Test. Voraussetzung für die Anwendung ist eine dreifache Ausprägung (sog. Überexpression) des sogenannten HER2-Rezeptors. Nur dann keine eine Herceptin-Therapie überhaupt wirksam werden. Darum muss vor einer Behandlung untersucht werden, ob HER2-Rezeptoren vorhanden sind, am besten mithilfe des sogenannten FISH oder CISH Tests. Das sollte in einem darauf spezialisierten Labor geschehen, da der Test noch nicht allgemein standardisiert ist und Fehlerbstimmungen mit bis zu 34 % zwischen einzelnen Labors häufig vorkommen (Lebeau A/Der Gynäkologe 2009). Besonders bei Tumormaterial, das aus der Biopsie gewonnen wurde, werden wiederholt falsch-positive Befunde erhoben. Folglich werden Patientinnen aufgrund eines falschen Biopsiebefundes mit Herceptin therapiert, obwohl dies völlig unnötig wäre.

Studien.  Die Zulassung von Herceptin® erfolgte vor allem auf der Basis der HERA-Studie, bei der Herceptin® in der adjuvanten Situation, das heißt nach Primär-Operation, angewandt wurde. Die Zwischenauswertung dieser Studie (Piccart-Gebhart MJ/N Eng J Med 2005), bei der Herceptin® in der adjuvanten Situation, das heißt nach Primär-Operation, angewandt wurde, verbesserte das krankheitsfreie Überleben nach ein- beziehungsweise zweijähriger Nachbeobachtung lediglich um 5,5 beziehungsweise 7,6 %. Nach vier Jahren waren es 6,4 %. Das heißt konkret: ohne Herceptin®-Therapie waren 72,2 %, und mit Herceptin®-Therapie 78,6 % der Patientinnen krankheitsfrei. Nach 11 Jahren Nachbeobachtung verbesserte sich das krankheitsfreie Überleben ebenfalls nur um 6,8 Prozent (Cameron D/Lancet 2017).

Auch in anderen Studien konnte der Nutzen einer Therapie nicht überzeugend dargestellt werden, so dass einige Fachleute dazu raten, bei bisher fehlenden Hinweisen für einen Nutzen der Antikörpertherapie, die vorbeugende Gabe von Herceptin® trotz bestehender Zulassung weiterhin kritisch zu bewerten. Auch die geeignete Behandlungsabfolge ist laut dem pharmaunabhängigen arznei-telegramm noch ungeklärt. Möglicherweise hat die bei uns übliche Gabe von Herceptin® nach Abschluss der Chemotherapie nur einen sehr geringen Nutzen. So weisen mehrere Studien darauf hin, dass die Gabe von Herceptin® während oder vor einer Chemotherapie besser wirksam, aber möglicherweise auch schlechter verträglich ist. Studienergebnisse der HannaH-Studie und der PrefHer-Studie zeigen, dass ins Unterhautfettgewebe (subkutan) verabreichtes Herceptin ® ebenso wirksam und sicher wie in die Vene (intravenös) verabreichtes Trastuzumab ist.

Therapiedauer verkürzen. Eine aktuelle Studie zeigte auch (Earl HM/J Clin Oncol 2018), dass eine kürzere Gabe von Herceptin® genauso effektiv ist. In der sogenannten Persephone-Studie wurde an 4089 Frauen untersucht, ob die Dauer der adjuvanten Therapie mit Herceptin® bei frühen Mammakarzinomen von den üblichen 12 Monaten auf 6 reduziert werden kann, ohne dass dadurch das Rückfallrisiko erhöht wird. Ergebnis: Das krankheitsfreie 4-Jahres-Überleben lag bei 89,4 % nach 6 Monaten Herceptin® und bei 89,9 % nach 12 Monaten Herceptin®. Herz-Kreislauf-Reaktionen, die zum Therapieabbruch führten, halbierten sich bei verkürzter Therapiedauer deutlich.

Nebenwirkungen. Von den Nebenwirkungen her problematisch ist beim Herceptin vor allem, dass es sich nicht nur gegen Krebszellen auswirkt, sondern auch Rezeptoren im Herzgewebe besetzt und am Herzmuskel Schäden verursachen kann, die neueren Studien zufolge jedoch oft wieder rückläufig sind Pivot X/Eur J Cancer 2015). Unter der Gabe von Herceptin treten bei ungefähr 4% der Patienten diese Herzschäden und Herz-Kreislauf-Reaktionen auf (Romond EH/ J Clin Oncol 2012). Besonders gefährdet sind Frauen, die Herceptin mit bestimmten chemotherapeutischen Substanzen, den Anthrazyklinen, einnehmen oder bereits vor Behandlungsbeginn Anthrazykline erhalten haben. Hier kann sich der Anteil an Herzproblemen auf bis zu 20 % steigern.
Um Herzproblemen vorzubeugen, empfiehlt die GfBK im Falle einer Herceptinbehandlung die kombinierte Gabe von Coenzym Q10 und L-Carnitin. In der Schulmedizin wird zum Herzschutz ein Chelatbildner, das Dexrazoxan eingesetzt. In jedem Fall ist es wichtig, vor und während der Herceptin-Gabe Ultraschalluntersuchungen vom Herzen durchführen zu lassen.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Herceptin durchaus im Einzelfall vorteilhaft für Patientinnen sein kann, dass man aber noch nicht genau einschätzen kann, welche Frauen besonders von der Herceptin-Gabe profitieren. Wir empfehlen Patientinnen daher, vor einer Therapie die persönliche Entscheidung gemeinsam mit den behandelnden Ärzten kritisch zu hinterfragen. Hinterfragen Sie auch, ob der Herceptin-Rezeptor korrekt bestimmt wurde. Bei Zweifeln wenden Sie sich an ein Zweitlabor.

OP-Vorbereitung bei Brustkrebs

Ich soll in einer Woche an Brustkrebs operiert werden. Was kann ich jetzt schon tun, um meine Abwehrkräfte zu stärken? Und was sollte ich noch beachten?

Grundsätzlich ist es wichtig so früh wie möglich mit einer Stärkung der Abwehrkräfte zu beginnen. Am optimalsten ist es, wenn Sie bereits vor dem OP-Termin bestimmte Maßnahmen anwenden. Dies sind eine Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen (Blutspiegelbestimmung von Vitamin D und Selen), abwehrstärkende Maßnahmen mit Mistel sowie Maßnahmen zur Basenregulation bzw. Darmstärkung (nähere Informationen erhalten Sie bei der GfBK).

Außerdem kann durch die Einnahme von homöopathischen Mitteln wie z.B. Arnika C 30, Traumeel® oder hochdosierten Selengaben OP-Komplikationen wie z.B. Wundheilungsstörungen, Nachblutungen oder Ödembildungen vermindert werden. Eine Gabe von Enzymen empfehlen wir erst nach der Operation, wenn keine Blutungsgefahr mehr vorliegt, da Enzyme das Blut dünnflüssiger machen können.

Frauen mit Brustkrebs und noch bestehender Regelblutung können darauf achten, den OP-Termin in die zweite Zyklushälfte (= vom Eisprung zur Menstruation) zu legen, da dann die Zweiterkrankungsrate in einer - allerdings etwas älteren - Untersuchung deutlich geringer war (Veronesi U/Lancet 1994).

Es kann möglicherweise auch ratsam sein, einen Teil des entnommenen Tumorgewebes frisch zu entnehmen, d.h. schockzugefrieren, damit es für spätere Maßnahmen wie beispielsweise eine Tumorimpfung  (siehe GfBK-Info Tumorimpfung) verwendet werden kann. Dazu muss allerdings die Patientin diese Entnahmemethode rechtzeitig mit dem Operateur absprechen.

Weitere Infos finden Sie in unserer GfBK-Kurzinfo OP-Vor- und Nachbereitungstherapie.

Bisphosphonate bei Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs und mein Arzt rät mir, Bisphosphonate einzunehmen, da diese das Risiko senken würden, Metastasen zu bekommen. Was können Sie dazu sagen?

Bisphosphonate sind Medikamente, die zur Behandlung von Osteoporose (Knochenschwund) und darüber hinaus zur Behandlung von Knochenmetastasen eingesetzt werden. Bekannt ist, dass durch die Gabe von Bisphosphonaten die Beschwerden durch Knochenmetastasen wirksam gelindert werden können. Seit einiger Zeit wird diskutiert, ob die Behandlung mit Bisphosphonaten auch vorbeugend wirksam ist.
In Studien zeigte sich jedoch nur eine Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens. Bisher konnte nicht eindeutig belegt werden, dass die Frauen auch tatsächlich länger lebten (sogenanntes Gesamtüberleben). So untersuchte eine österreichische Studie (ABCSG-12: Gnant M/N Engl J Med 2009), ob eine Verabreichung von Bisphosphonaten als Infusion auch zur Vorbeugung wirksam ist. Auch wenn hier die Autoren von einer Verbesserung des Gesamtüberlebens sprechen: Tatsächlich verbesserte das Bisphosphonat die 4-Jahres-Überlebensrate von absolut 90,8 auf 94 %!
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die amerikanische Zo-Fast-Studie (Brufsky AM/Clin Breast Cancer 2009). Hier erhielten 1.065 Patientinnen zusätzlich zu einem Aromatasehemmer entweder von Anfang an eine Infusion mit Zoledronat (Zometa®) oder erst bei einer zu geringen Knochendichte. Dabei verbesserte die sofortige Gabe von Zoledronat® das krankheitsfreie Überleben nach fünf Jahren um absolut 3,6 % (88,3 % gegenüber 91,9 %).
Tendenziell zeigte sich nur dann ein Überlebensvorteil, wenn wechseljahrsbedingt niedrige Östrogenspiegel vorlagen. Auch in den Auswertungen der sogenannten AZURE-Studie zeigte sich ein Vorteil nur bei den Patientinnen, deren Menopause schon fünf Jahre zurücklag oder die über 60 Jahre alt waren (Coleman R/Cancer Res 2009). Nach einer aktuellen Metaanalyse der Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group (EBCTG), veröffentlich im Lancet 2015, konnte das Risiko für Knochenmetastasen um 2,2 Prozent (6,6 versus 8,8 Prozent) und die Brustkrebssterblichkeit um 3,3 Prozent (14,7 versus 18,0 Prozent) reduziert werden. An den Studienergebnissen sieht man, dass der Einfluss marginal ist und vor allem das Verhindern von Knochenmetastasen betrifft. Auf Lokalrezidive hatten Bisphosphonate keinen Einfluss. Außerdem zeigte sich in der aktuellen Metaanalyse: Bei Frauen vor der Menopause waren Bisphosphonate nutzlos. Lediglich bei Frauen nach den Wechseljahren zeigten sich oben genannte Einflüsse auf Knochenmetastasen und Brustkrebssterblicheit.

Bedenken Sie, dass Bisphosphonate nicht ohne Nebenwirkungen sind: So können Knochenschmerzen, Gelenkschmerzen oder Fieber auftreten. In seltenen Fällen (5-10 %) können Bisphosphonate sogar Knochenentzündungen und -defekte im Kieferbereich hervorrufen. Das Risiko dafür ist erhöht, wenn das Immunsystem sehr geschwächt ist, gleichzeitig Behandlungen mit Chemotherapie oder Cortison nötig sind oder wenn bereits Entzündungen im Mundraum bestehen. Insbesondere chronische Zahnfleischentzündungen mit Taschenbildung und vielen Bakterien sind gefährlich. Das Risiko scheint auch abhängig von der Art des Bisphosphonats zu sein, der Dosierung und der Dauer der Therapie. Frauen, deren Osteoporose mit Bisphosphonaten behandelt wird, in der Regel mit Tabletten, haben ein viel geringeres Risiko als Tumorpatienten, die meistens mit Infusionen behandelt werden.

Unsere Empfehlung: Aufgrund der aktuellen Studienlage kann momentan noch nicht eindeutig beantwortet werden, ob Frauen mit Brustkrebs vorbeugend mit Bisphosphonaten therapiert werden sollten. Frauen, die Osteoporose, also einem Knochenschwund vorbeugen möchten, raten wir eher zu einfacheren und nebenwirkungsfreien Maßnahmen, wie z.B. die Gabe von Vitamin D und Kalzium, eine effektive Säure-Basen-Regulation sowie ausreichend Bewegung (siehe auch unsere GfBK-Info Knochenstärkung). Bei Menschen, die Bisphosphonate wegen vorhandenen Knochenmetastasen einnehmen sollen, raten auch wir meistens zu einer Gabe.

Gerade in Anbetracht der selten auftretenden Komplikation von schweren Knochenschädigungen des Kiefers ist es wichtig, vor Beginn einer Bisphosphonattherapie immer eine zahnärztliche Untersuchung und gegebenenfalls Sanierung durchführen zu lassen. Wichtig ist auch die Durchführung eines Zahn-Panorama-Röntgenbildes vor der Gabe von Bisphosphonaten.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Knochenstärkung und Säure-Basen-Haushalt

Seit meiner Brustkrebs-OP vor 2 Jahren nehme ich Antihormone ein. Nun hat sich bei meiner letzten Knochendichtemessung herausgestellt, dass sich die Werte verschlechtert haben. Was kann ich zusätzlich tun, um die Knochengesundheit zu unterstützen? Gibt es Möglichkeiten von Ernährungsseite auf eine Verbesserung der Situation einzuwirken?

Zunächst ist eine pflanzen- bzw. basenreiche Kost besonders wichtig, weil dadurch die Knochendichte gefestigt wird. So wurde inzwischen nachgewiesen, dass unsere durch ein Übermaß an tierischen Proteinen wie im Fleisch oft säurereiche Kost selbst bei sonst gesunden Personen zu einer Übersäuerung führt, welche im Alter mit abnehmender Nierenfunktion noch zunimmt. Insbesondere, wenn sich die Pufferreserven des Körpers erschöpft haben, werden die Mineralstoffdepots in den Knochen angegriffen. Diesem Teufelskreis wirkt eine pflanzen- bzw. basenreiche Kost entgegen. Der Verzehr von basisch wirkenden Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an säurebindenden Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt die Pufferorgane mit „Munition". Diese liefern insbesondere Gemüse, Obst, Salate und Kartoffeln (als Salz- oder Pellkartoffel) und Gewürzkräuter. Die Ernährung soll zu etwa 70 Prozent aus basischen, zu 30 Prozent aus säuernden Lebensmitteln bestehen. Einzuschränken sind daher säuernde Lebensmittel wie vor allem Fleisch, Wurst, Käse, Weißmehlprodukte, Zucker, Kaffee und Alkohol. Ganz zu vermeiden ist das Genussgift Nikotin. Die tägliche Trinkmenge sollte insgesamt 2 – 2,5 l betragen. An Getränken eignen sich Kräutertees, grüner Tee und kohlensäurearmes Mineralwasser, sowie abgekochtes und energetisiertes Wasser (Ayurveda-Wasser). Zu bedenken ist, dass außerhalb der Ernährung es eine Fülle weiterer Faktoren gibt, die zur Übersäuerung beitragen können, wie Stress, Bewegungsmangel, nicht genügend trinken, allopathische Medikamente sowie die Mehrzahl der konventionellen aggressiven Therapien bei Krebs. Weitere Detailinformationen zum Säure-Basenhaushalt finden Sie auf dem GfBK-Infoblatt "Säure-Basenhaushalt".
Wer es über die Ernährung allein nicht schafft, kann dem Verlust von Knochensubstanz auch durch die tägliche Einnahme eines Basenpräparates entgegenwirken. Empfehlenswert sind Mischungen von Kalzium, Kalium, und Magnesium in Citratform. Diese verändern weder das Magen- noch das Darmmilieu in ihrem vorgegebenen pH-Wert. Sinnvoll ist es auch, den 25-OH-Vitamin-D-Spiegel im Blut bestimmen zu lassen und darauf abgestimmt Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich einzunehmen. Weitere Informationen finden Sie auch auf unserem GfBK-Infoblatt "Vitamin D".

Bestrahlung bei Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs, der gut örtlich operiert werden konnte. Meine Lymphknoten waren nicht befallen. Ich möchte keine Bestrahlung durchführen lassen. Gibt es irgendwelche Erkenntnisse, welche Frauen wirklich von einer Strahlentherapie profitieren?

Nach brusterhaltender Operation und Bestrahlung beträgt das Risiko für einen erneuten Tumor in der gleichen Brust in den folgenden zehn Jahren ungefähr zehn Prozent. Sind die Lymphknoten nicht befallen, wird durch die Bestrahlung das Rückfallrisiko zwar um 20 bis 30% gesenkt, die Überlebensrate verbessert sich aber nur bei befallenen Lymphknoten.

In wenigen Fällen können Spätfolgen auftreten: Frauen, die zwischen 1970 und 1996 eine Strahlentherapie erhielten, litten 10 Jahre später häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn die linke Seite bestrahlt worden war. Eine Bestrahlung in Bauchlage soll das Risiko verringern.Hiervon profitieren besonders Patientinnen mit Risikofaktoren wie zum Beispiel Übergewicht, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten oder wenn eine herzschädigende Chemotherapie verabreicht wurde. Außerdem stieg in einer Studie das Lungenkrebsrisiko leicht an, wobei jedoch auch hier gewichtige Risikofaktoren eine Rolle spielen. 91 Prozent der Frauen mit Lungenkrebs waren Raucherinnen.

So genannte Prognosefaktoren, welche Patientinnen eher an einem Lokalrezidiv erkranken, sind vielfältig: z. B. junges Alter bei der Diagnose, Operationsränder ohne Sicherheitsabstand zum Krebsgewebe und die Dichte des Brustgewebes. Außerdem ist bekannt, dass die durch Mammographie bestimmte Dichte des Gewebes einen Einfluss auf die Brustkrebsentstehung hat. Nun konnte eine aktuelle Studie belegen, dass auch das Rezidivrisiko davon beeinflusst wird. Ist die Dichte hoch, steigt auch das Risiko für einen Rückfall nach der Operation – insbesondere dann, wenn nicht bestrahlt wurde. Dagegen profitieren Patienten mit einer geringen Brustdichte eher wenig von einer Strahlentherapie. Zukünftig könnte also die Bestimmung der Brustdichte eine einfache Entscheidungshilfe sein, um vorherzusagen, welchen Patienten die Strahlentherapie voraussichtlich nutzt. Fragen Sie Ihren Arzt daher nach der Brustdichte.

Neuere und innovative Bestrahlungsmethoden können helfen, die Belastung für den Patienten zu minimieren. So bieten rund zehn Prozent der zertifizierten Brustzentren in Deutschland die so genannte intraoperative Strahlentherapie (IORT) an, z. B. Heidelberg, Mannheim, München, Berlin, Frankfurt. Die Bestrahlung erfolgt dabei direkt nach der Tumorentfernung noch während der Operation. Im Vergleich zur herkömmlichen Bestrahlung soll die Rückfallrate wesentlich verringert werden. Es lohnt sich also, vor der Operation nachzufragen, welche Kliniken diese Behandlungsmethode anbieten.

Brustkrebs: Chemotherapie individuell abwägen

Ich habe Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall und stehe nun vor der Entscheidung, vorsorglich eine adjuvante Chemotherapie machen zu lassen. Allerdings stehe ich einer Chemotherapie eher ablehnend gegenüber, da ich gehört habe, dass diese nicht sehr viel bringen soll. Was können Sie mir diesbezüglich raten? 

Die Entscheidung darüber, ob bei kleinen und mittelgroßen Tumoren ohne Befall der Lymphknoten (mittleres Risiko) im Anschluss an die Operation eine Chemotherapie durchgeführt werden soll oder nicht, muss heute nicht mehr nur anhand der Tumorklassifikation nach der Operation getroffen werden. Inzwischen gibt es neue Prognoseparameter, die eingesetzt werden können, um das individuelle Risiko besser abschätzen zu können. Mit den sogenannten Genexpressionstests (wie z.B.„Oncotype", „EndoPredict", „MammaPrint", „ProSigna" ) ist es möglich, vorab festzustellen, wie hoch das Risiko ist, dass der Tumor Metastasen bildet, ob also eine Chemotherapie notwendig ist oder nicht. Ein niedriger Oncotype-Recurrence-Score (RS < 18) bedeutet zum Beispiel, dass die Patientin auf eine Chemotherapie verzichten kann.

Die „PlanB“-Studie aus Deutschland hat inzwischen bestätigt, dass Patientinnen mit einem niedrigen Recurrence-Score (RS < 18) im Oncotype DX®-Test sehr gute Heilungschancen mit einer alleinigen Antihormontherapie haben, und das sogar bei bis zu drei befallenen Lymphknoten oder G3-Tumoren (Gluz O/JCO 2016). Neue Daten der TAILORx-Studie zeigen sogar, dass Patientinnen mit intermediärem Risiko im Oncotype DX®-Test (hier definiert als Score von 11 bis 25) keine Chemotherapie benötigen. Die 9-Jahres-Überlebensraten unterschieden sich mit 83,3% gegenüber 84,3% kaum. Die weitere Analyse zeigte, dass nur jüngere Patientinnen (< 50 Jahre) von einer Chemotherapie profitieren: Bei einem Recurrence Score zwischen 16-20 traten bei zusätzlicher Chemotherapie 1,6% weniger Fernmetastasen nach 9 Jahren auf. Bei einem Recurrence Score von 21-25 wurden Fernmetastasen nach 9 Jahren um 6,5% reduziert. Wenn man die Studienergebnisse in den praktischen Alltag überträgt, brauchen Frauen mit HR-positivem, HER2-negativem, nodal-negativem Brustkrebs, die älter als 50 Jahre sind und einen Recurrence Score von 0-25 im Oncotype DX® Test haben, keine Chemotherapie. (Kontaktadressen zu diesen Testverfahren finden Sie in unserer Brustkrebsbroschüre).

Jedoch ist, auch wenn keine Testung erfolgen konnte, in Anbetracht der möglichen Nebenwirkungen eine gründliche Information über Sinn und Zweck einer Chemotherapie unabdingbar. Wichtig ist, dass die Entscheidung zu einer Chemotherapie nicht auf Grund von Druck seitens der Ärzte erfolgt. Bis zu Beginn der Chemotherapie ist genügend Zeit, um eigene Wege im Umgang mit der Erkrankung zu finden und um Maßnahmen zu ergreifen, die das Immunsystem stärken helfen. So hat eine dänische Studie gezeigt (Cold S/Brit J Cancer 2005), dass ein früher Beginn der Chemotherapie innerhalb der ersten drei Wochen nach der Operation keinen Überlebensvorteil für die Patientinnen bedeutet. Wenn möglich, lassen Sie sich von den behandelnden Ärzten mithilfe eines Prognoseberechnungsprogramm der Universität Camebridge einen ersten Eindruck über die Wirksamkeit der Therapie geben.
Am besten besprechen Sie Ihre Entscheidung mit einem zweiten Arzt, der sowohl schulmedizinische als auch immunbiologische Therapieverfahren kennt und einschätzen kann.

Und nicht zuletzt sollte man bei der ganzen Diskussion auch einen wichtigen Punkt nicht außer Acht lassen: Die wichtigste Grundlage ist die Kombination aus gesunder pflanzenbasierter Ernährung und Bewegung. Durch diese Lebensweise verzeichnen Brustkrebspatientinnen nach 5 Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patienten, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben (https://ascopubs.org/doi/full/10.1200/jco.2006.08.6819). Es gibt derzeitig in der Medizin keine Therapie, die einen solchen Effekt annähernd erreichen könnte.

Vitamin D und Aromatasehemmer

Ich nehme Aromatasehemmer und leide unter den Nebenwirkungen, besonders unter den Knochenschmerzen. Was kann ich dagegen tun?

Bei vielen Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs werden Aromatasehemmer verordnet. Sie blockieren das Enzym Aromatase und verhindern so die Umwandlung von Östrogenvorstufen zu Östrogen in Geweben wie Muskeln, Fett- und Brustdrüsengewebe. Aromatasehemmer wirken vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren, wenn die Hormonproduktion in den Eierstöcken deutlich nachlässt. Bei vielen Frauen, die sich dieser vorbeugenden Therapie unterziehen, treten Knochen- und Gelenkschmerzen (sog. Arthralgien) sowie Fatigue- Symptome auf, was zu einem Therapieabbruch führen kann. Die Gelenkschmerzen sind leider eher schwer zu behandeln. Naturheilkundliche Therapeuten empfehlen versuchsweise vor allem Weidenrinde, Teufelskralle, proteolytische Enzyme, Hagebuttenextrakt oder Akupunktur.

Studienergebnisse zeigen auch, dass eine zusätzliche Vitamin-D-Gabe helfen kann, diese Nebenwirkungen zu mindern (Khan QJ et al. / J Clin Oncol 2012; 30; suppl; abstr 9000). 147 Patientinnen erhielten täglich eine Therapie mit Letrozol plus 600 I. E. (= Internationale Einheiten), Vitamin D3 und 1200 mg Kalzium sowie zusätzlich nach dem Losprinzip ausgewählt entweder weitere 30 000 I. E. Vitamin D3 pro Woche oder ein Placebo. Von den Patientinnen, die zusätzlich hochdosiert Vitamin D3 erhalten hatten, litten nach 24 Wochen bedeutend weniger unter Knochen- und Gelenkschmerzen sowie an Fatigue-Symptomen.

Durch Vitamin D wird der ungünstige Einfluss der Aromatasehemmer auf Knochen- und Gelenkschmerzen minimiert. Zudem verbessert es die Knochendichte (Osteoporose ist eine weitere Nebenwirkung dieser Therapieform). Daher empfehlen wir, bei jeder Brustkrebspatientin standardmäßig eine Bestimmung des Vitamin-D Spiegels durchführen zu lassen. Bei einer Substitution sollte der 25-OH-D-Spiegel einen Zielwert von mehr als 40 ng / ml erreichen.
Wenn Sie einen Aromatasehemmer einnehmen, lassen Sie außerdem halbjährlich Ihre Knochendichte mit dem DXA-Verfahren (= Dual-X-Ray-Absorptiometrie) messen sowie Ihren Kalzium-Spiegel und die Alkalische Phosphatase (AP) im Blut bestimmen.

Heilpilze bei Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs und möchte etwas zur Immunstärkung machen. Gerne würde ich dazu Heilpilze einnehmen, da ich darüber viel Positives gehört habe. Was können Sie mir empfehlen?

Präparate aus so genannten medizinischen Pilzen oder Heilpilzen werden in der traditionellen chinesischen Medizin seit mehreren tausend Jahren verwendet und seit längerem in Japan in der Krebstherapie eingesetzt. Heilpilze wirken antioxidativ, entgiftend und enthalten essentielle Aminosäuren sowie eine Vielzahl bioaktiver Substanzen. Sie haben einen hohen Gehalt an B-Vitaminen, Vitamin D und Spurenelementen. Von großem Interesse ist ihr Gehalt an bestimmten Ballaststoffen, den Polysacchariden bzw. Beta-Glucanen (langkettige Zuckerverbindungen). Diese besitzen eine abwehrstärkende Wirkung, indem sie verschiedene Zellen des Abwehrsystems stimulieren, so z.B. natürliche Killerzellen oder Fresszellen.
Laboruntersuchungen und vereinzelte Studien bestätigten die im Tierversuch beobachteten Effekte einer Anti-Tumorwirkung und Immunstärkung. Beispielsweise konnte die mittlere Überlebenszeit von Patienten mit fortgeschrittenem Magenkrebs durch eine Chemotherapie mit Lentinan (Shitake) nahezu verdoppelt werden. Diese Ergebnisse unterstreichen die Vermutung, dass durch Heilpilze die Empfindlichkeit von Tumorzellen gegenüber Chemotherapeutika erhöht werden kann. In Japan ist Lentinan (Shitake) sogar für die Anwendung bei Patienten mit Magen- oder Darmkrebs offiziell zugelassen.

Für Brustkrebs werden vor allem folgende Pilzsorten empfohlen: Royal Sun Agaricus, Maitake und Coriolus. Besonders reich an den schon erwähnten ß-D-Glukan-Verbindungen sind der Coriolus und Maitake – diese haben im Laborversuch die höchste immunstärkende Wirkung im Vergleich zu anderen Natursubstanzen. Der Agaricuspilz ist wegen seiner die Blutbildung fördernden Wirkung besonders während und nach einer Chemotherapie wichtig. Der Maitakepilz ist nicht nur generell ein vielseitiger Heilpilz, sonder stärkt die Knochensubstanz und ist daher besonders bei Knochenmetastasen oder unter anti-hormoneller Therapie anzuraten. Ergänzend zum Maitake ist bei Knochenbefall auch besonders der Agaricus zu empfehlen, der die Blutbildung im Knochenmark unterstützt. Der Coriolus stärkt wie alle anderen Heilpilze die Immunabwehr und wird insbesondere bei hormonabhängigen Tumoren empfohlen. Nicht vergessen sollte man auch die positive Wirkung von Hericium auf das darmassozierte Immunsystem; dessen Stärkung kann bei chronischen Darmbeschwerden oder nach belastenden Therapien sinnvoll sein. Bei Vorliegen von Allergien kann auch der Reishi zur allgemeinen Stärkung hilfreich sein.
Am besten, man kombiniert zwei Pilzsorten miteinander und nimmt diese – meistens erhältlich in Kapselform – zu den Mahlzeiten ein. Besser scheint übrigens die Einnahme von Pilzextrakten zu sein und diese evt. mit getrocknetem Pilzpulver zu kombinieren, um die positiven Eigenschaften beider Rohstoffqualitäten nutzen zu können. Ein Tipp: Die gleichzeitige Einnahme von Vitamin C bspw. in Form eines natürlichen Vitamin C-Spenders, wie die Acerolakirsche, kann die Aufnahme der pilzspezifischen Inhaltstoffe verbessern und das Immunsystem noch zusätzlich unterstützen.
Achten Sie bei der Wahl der Produkte auch darauf, dass keine Schadstoffe in den Pilzen enthalten sind, da Pilze auch Umweltgifte speichern können. Fragen Sie also nach der Anbauweise und noch

Lymphknotenentfernung bei Brustkrebs

Ich bin Brustkrebspatientin und bei mir ist ein Wächterlymphknoten befallen. Nun sollen mir alle Lymphknoten entfernt werden. Ich habe jedoch Angst vor Folgebeschwerden. Ist die komplette Entnahme aller Lymphknoten wirklich noch zeitgemäß?

Eine große aussagekräftige Studie an 891 Frauen mit Brustkrebs (Giuliano / J Clin Oncol 2010) zeigte, dass Patientinnen mit günstigem Gesamtrisikoprofil keine Vorteile durch die zusätzlich durchgeführte Lymphknotenentfernung nach positiver Wächterlymphknotenbiopsie haben, da die Heilungschancen dadurch nicht verbessert wurden.
So betrug nach 6 Jahren Beobachtungszeit die 5-Jahres-Lokalrezidivrate ( Krankheitsrückfall direkt in einer Brust ) 3,7%, wenn alle Lymphknoten entfernt wurden und 2,1%, wenn nur der Wächter-Lymphknoten entfernt wurde. Das 5-Jahres-Gesamtüberleben unterschied sich ebenfalls praktisch kaum: So betrug es 91,9%, wenn alle Lymphknoten entfernt wurden und 92,5%, wenn nur der Wächter-Lymphknoten entfernt wurde. Angesichts der Erfahrung, dass eine radikale Lymphknotenentfernung Patientinnen in vielfältiger Weise belasten kann, raten wir dazu, genau hinzuschauen, welches Tumorstadium vorliegt und dies gemeinsam mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Denn inzwischen haben diese Studienergebnisse Eingang in die Empfehlungen der deutschen Fachgesellschaften gefunden und sollten eigentlich bei allen Patienten umgesetzt werden. So wird empfohlen, bei Frauen, die brusterhaltend therapiert werden und die nachfolgende Tumorkonstellation aufweisen (cT1-2, cN0, 1-2 befallene Sentinel-LK, tangentiales Bestrahlungsfeld der Brust) auf eine komplette Lymphknotenentfernung zu verzichten.

Regionale Chemotherapie bei Brustkrebs

Vor kurzem wurde ich mit der Diagnose eines Brustkrebses konfrontiert. Ich soll nun schon vor der Operation eine Chemotherapie erhalten, um den Tumor zu verkleinern, damit dieser brusterhaltend operiert werden kann. Kennen Sie andere Verfahren, die meinen Körper weniger belasten?

Um auch größere Brusttumoren brusterhaltend operieren zu können, wird seit einigen Jahren eine präoperative, sog. neoadjuvante Chemotherapie durchgeführt. Dies geschieht oft schon ab einer Tumorgröße von etwa 2 Zentimetern. Durch diese Chemotherapie vor der Operation soll der Tumor so verkleinert werden, dass eine schonende und brusterhaltende Operation durchgeführt werden kann. Inwieweit auch bei kleineren Tumoren die mittlerweile immer öfter präoperativ angewandte Chemotherapie Sinn macht, ist gegenwärtig eher mit Skepsis zu beurteilen. Vor allem bei jungen Frauen und Frauen mit bestimmten Tumoren (HER-positiv, triple-negativ oder lymphknotenpositiv) scheint eine neoadjuvane Chemotherapie auch die Prognose zu verbessern.

Zur Vermeidung der systemischen Nebenwirkungen und damit zur Entlastung des Gesamtstoffwechsels, ist die sog. neoadjuvante Chemotherapie auch in Form einer regionalen Chemotherapie möglich. Unter regionaler Chemotherapie versteht man die örtliche, also auf eine Körperregion beschränkte Chemotherapie. Das Medikament wird dabei stets über die den Tumor oder die Tumorregion versorgende Arterie zugeführt. Dies führt wiederum zu einem konzentrationsbedingt höheren Übertritt der Zytostatika in die Tumorzellen und folglich zu einer besseren Wirkung vor Ort bei einer gleichzeitigen Minderung der Nebenwirkungen auf den gesamten Organismus. Vermeiden lassen sich Schäden am Blutbild, Schleimhautentzündungen und Haarausfall.

Dass diese Therapieform auch bei Patientinnen mit Brustkrebs vor einer Operation erfolgreich eingesetzt werden kann, hat eine deutsche Studie von Prof. Aigner zeigen können (Aigner KR/Cancer Therapy 2008). Dabei erhielten 53 Patientinnen über ein spezielles Port-System 6 Zyklen einer Kombination aus verschiedenen Chemotherapeutika. Ergebnis der Behandlung: In sämtlichen Fällen konnte die Brust erhalten werden; bei 26% der Patientinnen war bei der feingeweblichen Untersuchung kein Tumorgewebe mehr nachweisbar; und bei 48% war der Tumor stark verkleinert. Auch die Langzeitergebnisse waren erfreulich: So traten innerhalb einer 16-jährigen Nachbeobachtungsphase nur 17% Rezidive auf. Und es lebten nach demselben Zeitraum noch 87% der Patientinnen. Außerdem wurde die Behandlung von den Patientinnen gut vertragen, wobei die meisten Patientinnen zwischen den Behandlungszyklen voll arbeitsfähig waren.

Der einzige Wermutstropfen: Diese Therapie wird nur an wenigen Zentren durchgeführt, ist sehr kostenintensiv und wird von den Krankenkassen nicht erstattet, so dass bei den meisten Patienten diese Therapieform schon aus rein praktischen Gründen nicht infrage kommt.

CT-Untersuchungen und Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs. Nun habe ich gelesen, dass Röntgenuntersuchungen eine hohe Strahlenbelastung bedeuten, die wiederum Krebserkrankungen auslösen können. Was wissen Sie darüber? 

In der Tat stellen Röntgenuntersuchungen eine hohe und häufig unterschätzte Strahlenbelastung für den Patienten dar. Insbesondere bei computertomografischen Untersuchungen (CT) ist sie 100- bis 500-mal so hoch wie bei einer konventionellen Röntgen-Thorax-Untersuchung. Das fördert die Entstehung von Brustkrebs. Das unabhängig arbeitende US-amerikanische Institute of Medicine veröffentlichte eine aktuelle Untersuchung hierzu. Sie kam sogar zu dem Schluss, dass die kombinierte Hormonersatztherapie und ionisierende Strahlung das Brustkrebsrisiko stärker beeinflussen als andere Umweltfaktoren (Smith-Bindman R/Arch Intern Med. 2012). Erst kürzlich titelte daraufhin das Deutsche Ärzteblatt: »Ist moderne Bildgebung die häufigste vermeidbare Ursache für Brustkrebs?« Wir meinen ja, denn Schätzungen zufolge können wiederholte CT-Aufnahmen des Brustkorbs bei Mädchen im Teenageralter das Zehn-Jahres-Risiko für Brustkrebs mehr als verdoppeln. Das Institute of Medicine schätzt sogar, dass in den USA pro Jahr 2800 Brustkrebsfälle auf das Konto ionisierender Strahlung gehen, davon etwa 1900 auf das von Computertomografien des Thorax. Dies ist insofern bedenklich, als dass selbst Radiologen inzwischen davon ausgehen, dass 30 Prozent der durchgeführten CT-Untersuchungen nicht notwendig sind. Besonders gefährlich wird die Situation bei Frauen, die eine Mutation der beiden Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 tragen. Hier kann eine einzige Mammografie (Pijpe A/BMJ 2012) oder eine Röntgenuntersuchung des Thorax (Andrieu N/JCO 2006) eine Brustkrebserkrankung auslösen, da die Brustzellen dieser Frauen besonders anfällig gegenüber ionisierender Strahlung sind. Eine Kernspintomografie ist in solchen Fällen die geeignetere Untersuchungsmethode.

Zweitmeinung - Second Opinion

Ich habe Brustkrebs in fortgeschrittenem Stadium und war inzwischen bei zwei Ärzten, die sich nicht einigen können, welche Behandlung die beste für mich ist. Nun bin ich total verunsichert und weiß nicht, was ich tun soll. Was raten Sie mir?

Zunächst ist es wichtig, dass beide Ärzte miteinander kommunizieren und Ihnen deutlich machen, warum unterschiedliche Behandlungen
favorisiert werden. Nur so können Sie die Empfehlungen nachvollziehen. Machen Sie Ihre Ärzte darauf aufmerksam, dass Sie verwirrt sind und so nur schwer zu einer Entscheidung kommen können. Falls Sie zu beiden Ärzten kein Vertrauen haben, kann es besser sein, einen dritten Arzt oder den Ärztlichen Beratungsdienst unserer Gesellschaft zurate zu ziehen. Fragen Sie den jeweiligen Arzt vor allem nach den konkreten Vor- und Nachteilen seiner bevorzugten Therapieoptionen.

Oft ist die individuelle Therapieentscheidung ein Prozess, und es lohnt sich eigentlich immer, noch einmal darüber zu schlafen. Schreiben Sie Ihre Fragen auf und gehen Sie damit erneut zum Arzt. Nur indem Sie alle fraglichen Punkte bei Ihrem Arzt direkt ansprechen, erhält er die Möglichkeit, Sie näher kennenzulernen. Geben Sie ihm diese Chance, bevor Sie weitere Ärzte konsultieren.

Manchmal ist es auch gut, zu einem zweiten Gespräch einen Freund oder eine Freundin mitzunehmen, damit Informationen nicht verloren gehen und auch wirklich alle wichtigen Fragen gestellt werden. Auf diese Weise ist in vielen Fällen ein »Doktor-Hopping« vermeidbar. Meistens ist Aktivität zwar gut – Aktionismus jedoch nicht, da hierdurch noch mehr Verwirrung gestiftet werden kann.

Bevor Sie eine Therapie anfangen, überzeugen Sie sich – soweit für Sie nachvollziehbar – von dem, was auf Sie zukommt, und tragen Sie auch innerlich diese Entscheidung mit.
Wissenschaftliche Untersuchungen geben eindeutige Hinweise darauf, dass sich die Aussichten auf Heilung deutlich verbessern, wenn der Patient seine Therapien nachvollziehen und mittragen kann. Nehmen Sie sich daher  Zeit, um in Ruhe darüber nachzudenken, was für Sie sinnvoll und notwendig ist. Inzwischen räumen auch Experten ein: »Die sorgfältige Auswahl der Therapie ist bei Krebs wichtiger als der rasche Behandlungsbeginn«

Nur in den Fällen, in denen Sie beim wiederholten Nachfragen das Gefühl haben, dass Ihr Arzt nicht bereit ist, Sie als Mensch zu begleiten, sollten Sie sich jemanden suchen, der diese »Lotsenfunktion« ausfüllen kann. Hier helfen Zweit- oder Drittmeinungen weiter. Bitte beachten Sie, dass Experten aus universitären Einrichtungen oftmals ähnliche Empfehlungen geben. Ziehen Sie daher Mediziner zurate, die sowohl schulmedizinische als auch naturheilkundliche Therapien einschätzen können.

Sport und Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs und würde gerne mehr für meine Gesundheit tun. Nun habe ich gelesen, dass Sport fast so wirksam ist wie eine Chemotherapie. Bisher war ich jedoch ein Sportmuffel. Was empfehlen Sie mir?

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Sport kann das Sterblichkeitsrisiko je nach Ausmaß der körperlichen Betätigung um 30 bis 60 Prozent reduzieren. Dies gilt für viele Tumorarten, vor allem für Tumore der Brust, des Darms und der Prostata. Eine Studie mit 400 000 gesunden Teilnehmern aus Taiwan belegt, dass bereits eine Viertelstunde Bewegung am Tag die Lebenserwartung um drei Jahre verlängern kann (Wen CP/Lancet 2011). Die Wissenschaftler bewiesen, dass bereits ein Mindestmaß an täglicher Bewegung mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit für Krebs (minus 10 Prozent), Gefäßerkrankungen (minus 19 Prozent), Herzleiden (minus 25 Prozent), Schlaganfälle (minus 12 Prozent) und Diabetes (minus 11 Prozent) einherging. Dabei zeigte sich auch, dass das Krankheitsrisiko weiter sinkt, je mehr man sich bewegt. Dies bestätigte auch die sehr umfangreiche Übersichtsarbeit von Michael Leitzmann, die den günstigen Effekt körperlicher Aktivität auf die Lebenserwartung statistisch signikant belegt – und dies in einer Größenordnung, die adjuvanten Therapien nahe kommt (Zitat von Prof. Kleeberg aus Hamburg in der Zeitschrift InFoOnkologie 7/2014). So verringerte jede Steigerung der körperlichen Aktivität um 10 MET (metabolic equivalent task)-Stunden pro Woche die Sterberate von Brustkrebs um 24% und die von Darmkrebs um 28% (Schmid D, Leitzmann MF/Ann Oncol 2014).

Sie müssen aber nicht gleich zum Hochleistungssportler werden oder einen Marathon laufen. Die Freude ist wichtig, und wie vieles anderes macht auch Sport nur Spaß, wenn er ohne Stress und Zwang ausgeführt wird. Nehmen Sie sich daher Zeit für eine Umstellung und beginnen Sie mit kleinen Schritten. Kurze aktive Intervalle wie schnelles Gehen, Radfahren, Schwimmen oder Tanzen sind in ihrer Summe ebenso wirksam wie Ausdauersport. Optimal scheint für den Einstieg das Walken (schnelles Gehen) oder je nach Belastbarkeit auch das Laufen in freier Natur zu sein. Fachleute empfehlen mindestens dreimal pro Woche 45 bis 60 Minuten schnelles Gehen. Beginnen Sie eher mit kleinen Intervallen von 20 Minuten und spüren Sie nach, bei welchem Tempo Sie sich gut fühlen. Finden Sie das Tempo, bei dem Sie noch lächeln oder sich mit anderen unterhalten können. Wenn es zu anstrengend wird, werden Sie einfach langsamer. Lassen Sie sich nicht entmutigen, auch wenn Sie das erste Mal »nur« Spazierengehen. Sie tanken Sauerstoff, Sie sind in der Natur und werden jedes Mal ein bisschen ausdauernder. Übrigens: Als Ergänzung ist ein Minitrampolin für zu Hause ideal, damit man auch bei »Schmuddelwetter« in Bewegung bleibt. Vielleicht möchten Sie auch in eine Laufgruppe einsteigen. Es gibt inzwischen spezielle Sportgruppen der Krebsnachsorge, die von den Landessportbünden in zahlreichen Orten eingerichtet wurden. Eine Liste bietet der Deutsche Sportbund unter www.sportprogesundheit.de.

Kombinieren Sie ausreichend Bewegung bitte auch mit einer gesunden Ernährungsweise. Denn der Konsum von viel frischem Gemüse und etwas Obst liefert dem Körper nicht nur wichtige Nährstoffe. In Kombination mit körperlicher Aktivität verzeichnen Brustkrebspatienten durch diese Lebensweise nach 5 Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patienten, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17557947/).

Tamoxifen und Phytohormone

Ich bin Brustkrebspatientin und habe in der Presse gelesen, dass Phytohormone, wie sie z.B. in Soja enthalten sind, das Wachstum von Tumoren fördern können. Als ich meinen Frauenarzt daraufhin ansprach, weil ich als Folge der Tamoxifentherapie - einem antihormonellen Medikament - stark unter Wechseljahrsbeschwerden leide, meinte der, dass man Phytohormone und Tamoxifen sowieso nicht zusammen einnehmen solle. Jetzt bin ich natürlich sehr verunsichert, da ich meine Ernährung seit der Erkrankung entsprechend umgestellt habe. Was können Sie mir zu diesem Thema sagen?

Die Aussage, dass für Frauen mit Brustkrebs Bedenken gegen die Einnahme von pflanzlichen Hormonen (Phytohormonen) bestehen, beruht ausschließlich auf Versuchen an östrogenfreien Nagetieren, in denen bestimmte isolierte Phytohormone (Genistein und Daidzein) das Wachstum hormonabhängiger Brusttumore stimulierten. Meistens unbeachtet ist allerdings die Beobachtung aus denselben Untersuchungen, dass hohe Konzentrationen von Phytohormonen das Tumorwachstum hemmen und die Tamoxifenwirkung verstärken. Außerdem ist der weibliche Organismus kein Rattenmodell. Soja bzw. Phytohormone haben eine 1000-fach geringere Hormonwirkung als körpereigene weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) und wirken als sog. selektive Östrogen Rezeptor Modulatoren.
Das bedeutet, dass Phytohormone Substanzen sind, die teils östrogene, teils antiöstrogene Wirkungen aufweisen. In einem vollständig östrogenfreien Milieu wie in diesem Experiment ist es also durchaus möglich, dass vorwiegend östrogene Effekte zum tragen kommen. Ein solches Milieu gibt es allerdings nur in einem künstlichen Versuchsaufbau. Selbst nach den Wechseljahren lässt sich immer noch eine nachweisbare Östrogenproduktion feststellen, so dass auch hier der antiöstrogene Effekt der Phytohormone zum tragen kommt. Diese Wirkung ist es auch, auf die der Schutz vor Krebs zurückgeführt werden kann.

Ihre zweite Frage war, ob Phytohormone dem tumorwachstumshemmenden Effekt von Tamoxifen entgegenwirken. Tatsache ist, dass in Tierversuchen bei der gleichzeitigen Gabe von Tamoxifen und Genistein Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Substanzen beobachtet wurden, die evt. darauf hinweisen, dass diätetisches Genistein die Antitumor-Wirkung von Tamoxifen reduzieren kann. Allerdings sind dies theoretische Überlegungen; und es fehlen auch hier Erfahrungen an Patienten. Eine Studie bei Brustkrebspatientinnen mit einem Präparat aus der Traubensilberkerze, das häufig bei Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt wird, hat jedoch gezeigt, dass das Wiedererkrankungsrisiko unter Einnahme dieses pflanzlichen Hormons nicht erhöht war (Rostock M/Gynecol Endocrinol 2011).

Unser Fazit: Solange nicht eindeutig geklärt ist, ob durch die Gabe von Phytoöstrogenen, die denselben Rezeptor wie Tamoxifen besetzen, die Tamoxifenwirkung abgeschwächt werden kann, sollte die gleichzeitige Einnahme von phytohormonhaltigen hochdosierten Präparaten und Tamoxifen individuell und gemeinsam mit dem behandelnden Frauenarzt überdacht werden. Normale Sojaprodukte in der Ernährung können Sie beruhigt anwenden. Bei sehr stark ausgeprägten Wechseljahrsbeschwerden unter Tamoxifen können auch homöopathische Komplexmittel empfohlen werden.

Übrigens: Da Phytohormone selbst in geringem Maße wie Aromatasehemmer wirken, beeinträchtigen sie die Wirkung von in der Krebsmedizin eingesetzten Aromatasehemmern nicht, da die Wirkung nicht rezeptorvermittelt ist.
Da in Soja und Sojaprodukten Phytohormone im natürlichen Verbund mit anderen Pflanzeninhaltsstoffen wirksam sind, kann man diese Versuche auch nicht auf Sojaprodukte im Allgemeinen übertragen. Ein Reagenzglas- oder Tierversuch sagt außerdem nicht zwangsläufig etwas über die Wirkung im menschlichen Organismus aus, so dass gegen eine pflanzenkostreiche phytohormonhaltige Ernährung (mit Soja, Leinsamen, Linsen) nichts einzuwenden ist.

Trockene Scheide unter antihormoneller Therapie

Ich erkrankte im Alter von 40 Jahren an Brustkrebs. Es erfolgten zwei OP's, mit anschließender Chemotherapie und eine antihormonelle Therapie. Wegen starker Beschwerden im Scheidenbereich (Trockenheit und Juckreiz) empfiehlt mir meine Frauenärztin Zäpfchen, die Östrogene enthalten. Angeblich ist der darin enthaltene Östrogenanteil so niedrig, dass keine Gefahr besteht (mein Tumor war hormonabhängig). Teilen Sie diese Ansicht? Falls "Nein": Welche anderen Therapiemöglichkeiten stehen mir zur Verfügung?

Ob die Verabreichung von östrogenhaltigen Vaginalzäpfchen bei Brustkrebs wirklich unbedenklich ist, kann nicht eindeutig beantwortet werden, da zumindest theoretisch geringe Mengen von Östrogenen durch diese Verabreichungsform in den Organismus gelangen können.

Es gibt Alternativen zu Hormonzäpfchen.

Eine sanfte und natürliche Intimpflege, abgestimmt auf den physiologischen pH-Wert in der Scheide, bildet die Grundlage. Besser als jede Waschlotion ist, sich nur mit Wasser zu waschen.
Intimpflege bedeutet dabei auch das regelmäßige Einölen und Eincremen des äußeren Genitales und des Scheideneinganges. Geeignet sind reines Pflanzenöl, z.B. Sesam, Kokos, Mandel, Olive oder auch das Damm-Massage-Öl von Weleda.

Bei Scheidentrockenheit behelfen sich viele Frauen mit Befeuchtungsgels. Das ist auf einer gereizten und ausgetrockneten Schleimhaut im Notfall zur Erleichterung des Geschlechtsverkehrs möglich. Viel besser ist es laut Prof. Ingrid Gerhard (www.netzwerk-frauengesundheit.com), mit einer fetthaltigen Creme bzw. antientzündlich wirkenden Pflanzenextrakten zu behandeln. Aus demselben Grund sind zu Anfang auch milchsäurehaltige Cremes oder Zäpfchen nicht sinnvoll und können zu Schmerzen führen.

Empfehlenswerte Präparate:

  • Femisanit Intimcreme® (Sanddornextrakt, Rosmarin)
  • Sagella® Vaginalcreme (Ringelblume)
  • Delima® Feminin Vaginalzäpfchen (Traubenkernöl, Granatapfelsamenöl)
  • Vulniphan® Vaginalovula (Hyaloronsäure, Wassernabel, Ringelblume, Aloe vera)
  • SOS Balsam oder Regenerations-Zäpfchen (Eisbär-Apotheke Karlsruhe)
  • Vicosan Intim® Aufbaumilch (Colostrum)
  • 4vag® Hypo-a (Laktobazillen, Vitamine)
  • Rosenzäpfchen (www.rosenzaepfchen.de)

Empfehlenswerte Gele: Multi Gyn® Liquigel (Aloe vera) oder Majorana® Vaginalgel (Ringelblume, Sonnenhut)

Diese Produkte werden vaginal verabreicht. Als Kapsel für die orale Gabe kann auch Femisanit® empfohlen werden. Diese enthält einen speziellen Sanddornöl-Extrakt aus Kern und Fruchtfleisch der Sanddornfrucht. In einer Studie konnte die positive Wirkung auf die Scheidenschleimhaut gezeigt werden (Larmo PS/ Maturitas 2014).

Einfach durchführbar und sehr hilfreich kann auch das Einführen von handelsüblichen pflanzlichen Vitamin-E- oder Nachtkerzenöl-Kapseln in die Scheide sein. Auch andere Öle können prinzipiell angewandt werden, so z. B. das Damm Massage-Öl von Weleda oder Mandelöl. Bei schmerzhaftem Geschlechtsverkehr ist es ratsam, ein Gleitgel, Kokosöl oder Olivenöl zu verwenden. Falls Sie mit Kondomen verhüten, wegen der Öle nur latexfreie Qualität (Polyurethan) benutzen.

Folgende Ölmischung wirkt auch sehr gut bei Scheidentrockenheit: 10 ml Mandelöl, 1 Tropfen indisches Weihrauchöl, 1 Tropfen Rosenöl. Diese Mischung kann mit Ölen der Fa. Primavera selbst hergestellt oder von jeder Apotheke zusammengemischt werden. Die Hessel Apotheke in Wiesloch (www.hessel-apotheke.de) bietet neben dieser Weihrauch-Rosen-Mischung auch noch andere Ölmischungen bei Scheidentrockenheit an. Biologische Intimpflegeöle- und –cremes nach Heide Fischer bietet die Sonnen-Apotheke Freiburg an.

Empfehlenswert ist die Kombination mit Maßnahmen, die die Scheidenflora (Döderleinflora) unterstützen. So hat sich das vaginale Einführen von Acidum lacticum D3 Tabletten einmal abends bewährt. Andere Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Scheidenmilieus, insbesondere wenn immer wieder vaginale Infektionen auftreten, sind die lokale Anwendung von Döderleinbakterien oder die Applikation von SymbioVag (www.symbiopharm.de) oder 4vag Vaginalzäpfchen (www.4vag.de).

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Vitamin D bei Brustkrebs

In einer Zeitschrift stand in einem Artikel über Vitamin D, dass amerikanische Froscher herausfanden, dass es besonders bei Brustkrebs helfen würde. Empfehlen Sie Brustkrebspatientinnen, Vitamin D regelmäßig einzunehmen?

Unter den Vitaminen hat Vitamin D eine Sonderstellung, da der Körper dies in den Hautzellen mit Hilfe von UV-B-Licht selbst in der Haut bilden kann. Durch seinen Einfluss auf den Kalziumstoffwechsel ist Vitamin D für den normalen Aufbau von Knochen und Zähnen sehr wichtig. Außerdem beeinflusst es die Immunabwehr und Zelldifferenzierung.
Inzwischen zeigen zahlreiche Studien bei Krebspatienten, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung vor Rückfällen und Metastasen schützen kann. Dies ist bisher vor allem für Patienten mit den häufigen Krebsarten Brust- und Darmkrebs nachgewiesen.
Dass Brustkrebspatientinnen mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln ein erhöhtes Risiko für Metastasen haben, konnte in einer Studie mit 512 Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium gezeigt werden (Goodwin et al. / J Clin Oncol 2008). Aus den Blutproben bei der Erstdiagnose wurden unter anderem die Vitamin D-Spiegel bestimmt. Ergebnis: 192 Frauen von den im Durchschnitt 50-jährigen Frauen hatten einen Vitamin-D-Mangel (unter 20mg/ml) und 197 Frauen einen verringerten Vitamin-D-Spiegel (20 bis 30 ng/ml). Einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel (über 30 ng/ml) hatten nur 123 von 512 Studienteilnehmerinnen. Bei den Nachuntersuchungen fiel auf, dass bei Frauen mit einem verminderten Vitamin-D-Spiegel das Risiko für eine Metastasierung nahezu verdoppelt war im Vergleich zu Frauen mit ausreichender Vitamin-D-Versorgung.
Wir empfehlen daher, dass jeder Gesunde und natürlich auch jede Brustkrebspatientin ihren persönlichen Vitamin-D-Spiegel im Blut kennen sollte, um die Gabe von Vitamin D individuell einstellen zu können. Besonders wichtig ist eine Bestimmung des Blutspiegels vor und nach den Herbst-bzw. Wintermonaten. Weiterlesen können Sie im GfbK-Info Vitamin D-Ein wichtiger Schutzfaktor.

Tamoxifen bei starken Nebenwirkungen absetzen?

Ich habe Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs und nehme seit einigen Monaten Tamoxifen ein. Seitdem habe ich erheblich mit Nebenwirkungen zu kämpfen. Soll ich Tamoxifen weiternehmen oder zu einen sogenannten Aromatasehemmer wechseln, der besser verträglich sein soll?

Zwar zeigen Studienergebnisse für die antihormonelle Therapie gewisse positive Resultate, dennoch ist neben dem so genannten Rezeptorenstatus die Indikation im Einzelfall streng zu prüfen: Es gilt, persönlich abzuwägen, ob eine oft eindeutige Verschlechterung der Lebensqualität wie bei Ihnen die wahrscheinliche Verlängerung der Überlebenszeit um manchmal nur einige Monate rechtfertigen. Neben den geringen positiven Wirkungen birgt die Einnahme des am häufigsten verordneten Antihormons Tamoxifen erhebliche Risiken für die Gesundheit der Frau: Die Entstehung von Krebs der Gebärmutterschleimhaut wird gefördert, Netz-  und Hornhautschäden am Auge können entstehen, die Chance von Thrombosen, Schlaganfällen und Lungenembolien nimmt zu, und der Abbau des Antihormons stellt eine Belastung für die Leber dar. Außerdem ist bekannt, dass der Körper Resistenzen gegen das Antihormon bilden kann, die mit zunehmender Therapiedauer zu einer Wirkungsabschwächung des Präparates führen. Dazu kommen die subjektiven Beschwerden in Form einer Verschlimmerung der Wechseljahre-Symptomatik: Schweißausbrüche, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Nachlassen der Lust auf Sex und Gewichtszunahme.

Auch die neue Generation der Antihormonpräparate, die Aromatasehemmer, verursachen Nebenwirkungen, allerdings anderer Art wie das Tamoxifen, die aber für die Betroffenen genauso belastbar sein können. So nehmen unter Einnahme von Aromatasehemmern Muskel- und Gelenkbeschwerden deutlich zu. Auch das Osteoporoserisiko wird erhöht.

So ist Ihre Frage auch nicht pauschal, sondern nur individuell zu beantworten. Denn der Wunsch von Frauen nach Brustkrebs, alles zu unternehmen, um einem Rezidiv vorzubeugen, ist verständlich und nachvollziehbar. Somit ist es die mündige Patientin, die im Optimalfall zusammen mit ihrem behandelnden Arzt eine Entscheidung für ihre Zukunft fällt.
Wird bei einem positiven Rezeptorstatus eine antihormonelle Therapie gut vertragen, und vermittelt sie ein Gefühl der Sicherheit, dann würden wir die Anwendung nicht zur Diskussion stellen. Für den Fall einer starken Einschränkung der Lebensqualität und einer inneren Ablehnung der antihormonellen Präparate halten wir jedoch ein kritisches Überdenken der Notwendigkeit für gerechtfertigt, da in diesem Fall die negativen Wirkungen wahrscheinlich überwiegen. GfBK-Info „Antihormonelle Therapien”

Diagnose Brustkrebs - wenn Maßnahmen abgelehnt werden

Schon bei der Diagnose "Brustkrebs" stand mein Entschluss fest, mich nur operieren zu lassen. Wegen der Tumorgröße, zweier befallener Lymphknoten und positiver Hormonrezeptoren wurde mir jedoch eine kombinierte Chemo-Strahlen-Therapie und eine über fünf Jahre dauernde Anti-Hormon-Therapie als unbedingt notwendige Nachbehandlung empfohlen. Da ich diese Massnahmen weiterhin ablehne, finde ich mich als Außenseiterin massivem Druck von ärztlicher Seite wie auch aus dem familiären Umfeld ausgesetzt. Wie stehen Sie zu meiner Entscheidung?

Die GfBK respektiert Ihre individuelle Entscheidung und wird Sie, falls gewünscht, gerne beratend begleiten. Aus der Sicht der konventionellen Medizin ist ohne Zweifel eine intensive Nachbehandlung notwendig, wobei Ihre persönliche Einstellung zu Krankheit und Therapie unserer Meinung nach ebenso entscheidende Faktoren für den Krankheitsverlauf sind. Daher gibt es bei Ihrem Erkrankungsfall für Sie persönlich keine zwingende Verpflichtung für die vorgeschlagene aggressive Nachbehandlung, auch wenn Ihnen ein solcher Behandlungsweg nahegelegt wird. Ob aufgrund manchmal fragwürdiger statistischer Aussagen und Wahrscheinlichkeiten Ihre Prognose entscheidend positiv beeinflusst wird, kann leider niemand wirklich versprechen. Natürlich sollten Sie nicht unverantwortlich mit Ihrem Schicksal umgehen und sich Informationen und rationalen Argumenten nicht verschliessen  -  bei gewissen Entscheidungen kann aber die emotionale Komponente wichtiger sein als die rationale. Eine andere Patientin mit einem Befund, der in jeder Hinsicht Ihrem Befund gleicht, könnte sich beispielsweise zu einer Strahlen- und antihormonellen Nachbehandlung entscheiden und würde bei diesem Vorgehen für sich den größten Sinn sehen.

Wenn Sie sich in Ihrer Entscheidung unsicher sind, würden wir Ihnen in erster Linie empfehlen, Ihren behandelnden Arzt zu befragen, um wieviel Prozent die Chemotherapie beziehungsweise die Antihormontherapie das Rückfallrisiko verringert. Erst nach dieser Aussage ist es eigentlich erst möglich, eine individuelle Entscheidung zu treffen. Alternativ ist es auch möglich, dass Sie mit einem von der Universität Cambridge entwickelten Modell (www.predict.nhs.uk) das Wiedererkrankungsrisiko mit oder ohne Chemotherapie berechnen.

Im Optimalfall ist es die mündige Patientin, die zusammen mit dem behandelnden Arzt, der im Idealfall offen für eine ganzheitliche Betreuung ist, eine Entscheidung für die Zukunft fällt. Stellen Sie sich im Verlauf Ihrer Entscheidungsfindung auch folgende Fragen: Wie fühlt es sich für sie an? Machen Sie sich Vorwürfe, wenn wieder ein Rezidiv kommt? Können Sie sie (relativ) „Angst frei“ weiterleben, wenn Sie die Therapie nicht machen?

Übrigens, es besteht auch die Möglichkeit, die Chemotherapie zunächst zu beginnen und dann bei einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität wieder abzubrechen. Und es gibt eine Vielzahl an naturheilkundlichen Möglichkeiten, um den Organismus während einer Chemotherapie zu stärken. Diese Maßnahmen sind auch in einer unserer Broschüren aufgeführt: https://www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Nebenwirkungen-aggressiver-Therapien.pdf

Brustkrebs: Alternative zur Operation?

Durch Selbsttasten habe ich vor etwa einer Woche einen Knoten in meiner linken Brust bemerkt. Das Nachtasten beim Frauenarzt bzw. die Mammographie bestätigen leider den hochgradigen Verdacht auf ein Mamma-Ca. Ich bin 28 Jahre alt. Mein Frauenarzt drängt mich zu einer baldigen operativen Entfernung des Tumors. Gibt es für mich Alternativen zur OP?

Wir empfehlen Ihnen, sich baldmöglichst den Brusttumor operativ entfernen zu lassen. Durch die Sicherung der Diagnose über den histologischen (=feingeweblichen) Befund wird die psychisch belastende Situation beendet. Die Entfernung des Tumors stärkt die Eigenregulation des Organismus, indem die belastende Tumormasse entfernt wird.  Ein über unsere zentrale Beratungsstelle erhältliches Operationsvor- und Nachbereitungsprogramm hilft, Wundheilungsstörungen und die Nachblutungsgefahr zu verringern. Zusammengefasst gibt es aus unserer gegenwärtigen Sicht und Erfahrung keinerlei Alternative zu einem operativen Eingriff. Auch wenn wir aus den genannten medizinischen Gründen den operativen Eingriff als sinnvollste Intervention sehen, würden wir eine anderslautende Entscheidung Ihrerseits natürlich auch akzeptieren und Ihren weiteren Weg soweit möglich unterstützen.

Zusätzliche begleitende Maßnahmen bei Brustkrebs sind neben psychologischer Unterstützung, vielseitiger Ernährung, Bewegung z.B. Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen, abwehrstärkende Maßnahmen mit Mistel und/oder Thymus, die Gabe von Enzymen sowie Maßnahmen zur Säure-Basen-Regulation und Ausleitung. Weitere Informationen zur ganzheitlichen Therapie bei Brustkrebs finden Sie auch in unserer Broschüre, die Sie hier downloaden können: Broschüre Brustkrebs

Brustkrebs: Chemotherapie vor der OP

Vor ca. vier Wochen wurde bei mir mammographisch ein Brusttumor von etwa 3 cm Größe diagnostiziert. Man rät mir jetzt zu einer Chemotherapie, um den Tumor verkleinern und damit besser Brust erhaltend operieren zu können. Soll ich mich darauf einlassen?

In der konventionellen Medizin zeichnet sich seit einiger Zeit ein neuer Therapietrend bei Brustkrebs ab. Damit auch größere Tumore bei relativ kleinem Brustvolumen noch Brust erhaltend operiert werden können, wird eine Chemotherapie vor der Operation empfohlen bzw. durchgeführt. Wir meinen, dass in jedem Einzelfall eine sorgfältige Abwägung vorgenommen werden sollte, die dabei deutlich mehr als bisher auf die Wünsche der betroffenen Frauen hinsichtlich der Therapieoptionen eingeht. Es kann im Vorfeld natürlich nicht garantiert werden, dass eine Chemotherapie ihr Ziel erreicht. Ob das kosmetische Ergebnis bei Brust erhaltender Vorgabe und kleinem Brustvolumen wirklich zufriedenstellend ist, hängt sehr von der Erfahrung und Geschicklichkeit des Operateurs ab. Daher sollten Sie Ihre Fragen in sich bewegen und mit den Behandlern vor der endgültigen Entscheidung noch einmal sehr eingehend diskutieren, bevor Sie Ihre Zustimmung zu der geplanten Vorgehensweise geben.

Duktales Carcinoma in situ und Brustkrebsvorstufen

Ich bin 34 Jahre und leide seit einiger Zeit an einer Mastopathie (chronisch entzündliche Veränderung meiner Brustdrüse). Meinem Frauenarzt kam der Befund verdächtig vor und er überredete mich zu einem operativem Eingriff. Dabei wurde eine Vorstufe eines ca. 5 mm großen Ca, ein sogenanntes DCIS (einer bestimmten harmloseren Art bzw. Vorstufe des Brustkrebses) festgestellt und im Gesunden entfernt; die Lymphknoten waren nicht befallen, der Tumor erwies sich als hormonabhängig. Prophylaktisch wurde mit für die Dauer von 5 Jahren eine antihormonelle Therapie mit dem Präparat Tamoxifen vorgeschlagen. Ist das nach Ihrer Meinung sinnvoll ?

Die von Ihnen beschriebene Vorstufe einer Krebserkrankung, ein sog. DCIS (Duktales Carcinoma in situ) ist nicht als invasiver Tumor anzusehen. Daher ist dieses Krankheitsbild unserer Ansicht nach im Anschluß an den operativen Eingriff meist auch ohne konventionelle Behandlungsmethoden therapierbar. Der Sinn einer Nachbehandlung mit Tamoxifen wird vielfach inzwischen auch von Schulmedizinern in Frage gestellt. Dem geringen Therapieeffekt bei einer Vorstufe eines Mamma-Karzinoms stehen Nebenwirkungen (klimakterische Beschwerden) und potentielle Risiken (Thromboembolien - Blutgerinnungsstörungen, Endometriumkarzinom - Krebserkrankung der Schleimhäute in der Gebärmutter, Leberschäden, Augenschäden) gegenüber, deren langfristige Folgen nicht abzuschätzen sind. Bei einem DCIS sollte daher einer intensiven biologischen Nachbehandlung ohne antihormonelle Therapie der Vorzug gegeben werden.

Nutzen der Bestrahlung

In der großen UK/ANZ-DCIS-Studie (Cuzick J/Lancet Oncology 2011) konnte dies bestätigt werden: Lokale Rückfälle wurden in dieser Studie nicht durch Tamoxifen, sondern nur durch eine Strahlentherapie verhindert: Nach 12,7 Jahren kam es zu einer Reduktion der Rückfallrate von 19,4 % auf 7,1 %. Außerdem zeigte sich, dass vor allem Frauen unter 40 Jahren mit mäßig oder schlecht differenziertem DCIS und nicht eindeutig tumorfreien Operationsrändern von einer Strahlentherapie profitierten.

Tamoxifen niedriger dosieren

Eine aktuelle Studie (Decensi A/J Clin Oncol 2019) zeigte sogar, dass niedrig dosiertes Tamoxifen mit 5 mg täglich genauso gut das Risiko für die Entwicklung eines lokalen Rückfalls oder einer erneuten Erkrankung bei Frauen mit duktalem bzw. lobulärem „Carcinoma-in-situ“ oder atypischer duktaler Hyperplasie verringert wie normal dosiertes Tamoxifen mit 20 mg pro Tag, und das bei geringeren Nebenwirkungen.
Diese Medikation erhielten 500 Patientinnen mit DCIS, LCIS oder ADH nach der Operation und – falls notwendig – nach zusätzlicher Bestrahlung über insgesamt drei Jahre.
Im Vergleich zu Placebo senkte Tamoxifen das Rezidivrisiko zwar um die Hälfte, in absoluten Zahlen waren dies jedoch „nur“ 5,5% gegenüber 11,3%.

Expertenmeinungen

Auch die Experten auf der 16. Internationalen St.-Gallen-Konsensus-Konferenz waren sich 2019 einig, dass Patientinnen mit einem kleinen DCIS eine günstigere Prognose haben und eine weniger intensive Behandlung benötigen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Patientin älter als 50 Jahre alt ist und das DCIS günstige Tumoreigenschaften aufweist.
Die deutsche Expertengruppe betonte anlässlich dieses Meetings auch, dass der Einsatz von Tamoxifen bei DCIS eine individuelle Abwägung von Nutzen und Risiko erfordert. Denn bisher ist für das DCIS weder durch die antihormonelle Therapie noch durch die Bestrahlung ein Überlebensvorteil beschrieben worden. Mit Tamoxifen kann man also bei den Brustkrebsvorstufen nicht das Überleben, sondern „nur“ Zweitkarzinome und Lokalrezidive verhindern.

Wir halten es daher für sinnvoll, diese Faktoren bei der Therapieentscheidung bezüglich Tamoxifen zu berücksichtigen.

Verursachen BHs Brustkrebs?

Unlängst wurde in unserer Selbsthilfegruppe diskutiert, ob Brustkrebs durch ständiges Tragen eines BH′s verursacht werden? Was denken sie als Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr zu diesem Thema? Einen wirklich schlüssigen Beweis für diese Behauptung lässt sich in der Literatur nur schwer finden. Dennoch ist es durchaus sinnvoll im Zusammenhang mit der Ursachenforschung von Krebserkrankungen auch diese Frage zu stellen. Außer einer einzigen Studie gibt es allerdings kaum Untersuchungen, die einen Zusammenhang eindeutig nahe legen.

Unserer Ansicht nach soll die Krebserkrankung immer als ein multifaktorielles Geschehen mit verschiedenen Störfaktoren und Ursachen bewertet werden. Eine Brustkrebserkrankung allein am Tragen eines BH′s festzumachen ist unserer Meinung nach zu einfach gedacht und für die Betroffenen auch nicht nützlich. Natürlich kann das ständige Tragen eines BH eine Belastung für die Lymphabflusswege im Brustbereich bedeuten. Wir sind durch unsere heutige Lebensweise aber leider vielen solchen Belastungsfaktoren ausgesetzt, die wir nicht alle unmittelbar beseitigen können oder müssen. Experten weisen zu Recht darauf hin, das individuelle Zusammenwirken seelischer Aspekte, Umwelteinflüsse, hormoneller Risikofaktoren, u.v.m. bei der Ursachenforschung ausgewogen zu berücksichtigen.

Brustkrebs: Vorbeugung mit der Ernährung und Leinsamen

Meine Mutter ist an Brustkrebs erkrankt. Gerne möchte ich etwas tun, um auch bei mir Brustkrebs vorzubeugen, insbesondere da bei mir seit längerem eine Mastopathie besteht, wodurch ich vor meiner Regelblutung Schmerzen in der Brust habe. Nun habe ich gehört, dass der regelmäßige Verzehr von Leinsamen sinnvoll sein soll. Stimmt das und gibt es noch andere Ernährungmaßnahmen, um Brustkrebs vorzubeugen?

Lignane sind in Samen, Getreide, Gemüse und Obst enthalten und zählen zu den von Europäern am häufigsten verzehrten Phytohormonen. Aktuell konnte in einer großen Studie die krebsvorbeugende Wirkung von Lignanen und damit auch Leinsamen, das sehr viel Lignane enthält, belegt werden. Schwedische Forscher haben im Rahmen einer Mammographie-Studie über 50.000 Frauen nach ihren Essgewohnheiten befragt und die aufgenommene Menge an Lignanen geschätzt. über einen Zeitraum von acht Jahren wurde beobachtet, wie häufig Brustkrebs auftrat. Das Ergebnis: Frauen nach den Wechseljahren, deren Kost viele Lignane enthält, erkranken um 17 Prozent seltener an Brustkrebs als Frauen, bei denen nur wenig lignanhaltige Lebensmittel verzehrt werden. Die Lignane wirkten dabei besonders bei Frauen, die Hormone einnahmen. Dies könnte an der phytohormonartigen Wirkung liegen, da Phytohormone bei hohen östrogenspiegeln eher wie leichte Antihormone wirken. Und sicherlich spielen auch noch andere Wirkungsmechanismen eine Rolle. Bei hohem Ballaststoffgehalt der Nahrung werden beispielsweise weniger Hormone durch den Magen-Darm-Trakt aufgenommen.

Leinsamen ist eine besonders reiche Lignanquelle. Außerdem enthält eine getreide- bzw. ballaststoffreiche Kost besonders viel Lignane. Lignane sind auch sonst weit verbreit und finden sich in vielen Obst - und Gemüsesorten (wie z.B. Kirschen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Karotten, Brokkoli, Fenchel, Zwiebel und Knoblauch). Zur Vorbeugung und auch bei bereits Erkrankten ist die regelmäßige Einnahme von Leinsamen, der neben viel Lignanen auch wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und vor allem Omega-3-Fettsäuren enthält, empfehlenswert. Die tägliche Verzehrmenge beträgt dabei 1-2 TL, z.B. in Jogurt verrührt. Damit die Inhaltsstoffe aufgenommen werden können, muss der Leinsamen frisch geschrotet werden.

Zur weiteren Vorbeugung und Bekämpfung von Brustkrebs haben sich neben Leinsamen folgende Pflanzenstoffe bzw. Lebensmittel bewährt: Soja und Sojaprodukte, Linsen, Omega-3-Fettsäuren (Fischöl), Gelbwurz, Knoblauch, alle Kreuzblütler (wie z.B. Brokkoli, Rosenkohl, Blumenkohl, Weißkohl, Wirsingkohl, Kresse, Radieschen, Rettich, Rucola), Grüner Tee, Äpfel, Beeren und Sprossen. Außerdem sollte nur in geringen Mengen Eiweiß und Fett in Form von Fleisch und Wurst verzehrt werden. Um Brustkrebs vorzubeugen, ist eine fettarme Ernährung besonders wichtig. Raffinierter Zucker, Süßgetränke, Weißmehlprodukte, hocherhitzte Speisen (über 180 Grad C), Fertigprodukte und Fast Food sind stark einzuschränken. Stattdessen ist es empfehlenswert, auf die Zufuhr hochwertiger Kohlehydrate mit viel Ballaststoffen und antioxidativen Vitaminen, also Gemüse, Salate, Obst und Vollkornprodukte - möglichst in naturbelassener Form - und auf die Zufuhr naturbelassener pflanzlicher Öle (insbesondere Olivenöl und Leinöl) zu achten. Außerdem sollte Alkohol eher gemieden und genügend Flüssigkeit aufgenommen werden: mindestens 2 - 2,5 l/Tag in Form von kohlensäurearmen Mineralwässern und Kräutertees; Säfte nur verdünnt trinken (und möglichst auch milchsauer vergorene Säfte wie Sauerkraut-, Sellerie-, Karottensaft, Kanne- Brottrunk). Dieselben Ernährungsempfehlungen gelten auch für an Brustkrebs Erkrankte.

Seelische Faktoren bei Brustkrebs

Meiner Meinung nach beschäftigt sich die Medizin viel zu wenig mit dem Einfluss seelischer Faktoren in der Behandlung von Brustkrebs? Immer wieder höre ich in den Kliniken, dass nur die Gene oder evidenzbasierte wissenschaftliche Therapien einen Einfluss auf den Krankheitsprozess haben. Welche Meinung vertritt die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr in dieser Hinsicht? Was können Patientinnen tun, die sich für diese Fragestellung interessieren?

Seelische Einflussfaktoren werden sowohl im Hinblick auf die Entstehung wie auch die Behandlung von Brustkrebs in der Psychoonkologie zu wenig erforscht. Wie in der Wissenschaft nicht selten scheinen bislang einerseits viele Ergebnisse widersprüchlich, andererseits werden wichtige Erkenntnisse bewusst nicht zur Kenntnis genommen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. So wird zwar seelischen Einflussfaktoren bei der Behandlung von Brustkrebs eine Verbesserung der Lebensqualität zugebilligt - die eindeutigen Hinweise auf die Verlängerung der Überlebenszeit bei diesem Krankheitsbild werden aber negiert.

Obwohl schon die Studienergebnisse von David Spiegel Anfang der 90-er Jahre die Verlängerung der überlebenszeit durch seelische Unterstützung bei Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs eindeutig belegten und auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die im Artikel Motivation und Hoffnung (Signal 1/2009, Seite 10) zitiert werden, eine Senkung der Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs um 68% beweisen, kümmert sich die Medizin um solche im Grunde genommen sensationellen Ergebnisse kaum. Im Vergleich zu den ungeheuren und mit Milliardenbeträgen finanzierten Forschungsanstrengungen mit pharmazeutischen Produkten und technischen Innovationen - denen die Berechtigung nicht grundsätzlich abgesprochen werden soll - sind die Fortschritte der Erkenntnisfindung und praktischen Umsetzung einzelner Forschungsergebnisse in der Psychoonkologie ein kleiner Tropfen auf einen heißen Stein.

Beispielsweise wurden in der wissenschaftlichen öffentlichkeit auch die Ergebnisse einer Aufsehen erregenden norwegischen Studie mit annähernd 110.000 Frauen, die unlängst in einer renommierten amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlicht (Journal Archives of Internal Medicine, Zahl - 2008) und sogar in der New York Times diskutiert wurden, nicht zur Kenntnis genommen. Die Studie diente dem Vergleich von Frauen, die das Mammographiescreening in Anspruch nahmen und einer vergleichbaren Gruppe, die dem Angebot nicht folgte. Da es in der Gruppe der Frauen, die nicht an dem Screening teilnahmen über ein fünftel weniger Brustkrebs gab, muss man davon ausgehen, dass es bei 22% der Frauen in dieser Gruppe zu einer Spontanheilung gekommen sein muss.
In dem Zusammenhang mit obiger Frage soll nicht über die Sinnhaftigkeit von Screeningprogrammen diskutiert werden. Es ist nur sehr bedauerlich, dass erneut ernsthaften Hinweisen auf Spontanheilungen nicht nachgegangen wird und dieses Phänomen trotz bahnbrechender Erkenntnisse der jungen Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie nicht eingehend erforscht wird.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich praktisch ziehen? Eine "hoffnungslose" Prognose gibt es nur für die Patientinnen, die die Hoffnung selbst aufgegeben haben. In jedem Menschen ist ein unendliches Heilungspotential angelegt, welches auch bei sehr fortgeschrittenen Krankheitsbildern noch eine Umkehr des Krankheitsprozesses bewirken kann. Daher können bei Krebskranken durchaus Mittel und Methoden eine positive Wirkung entfalten, denen die konventionelle Medizin eine Unwirksamkeit nachsagt.

Jeder Krebskranke wird von Angehörigen, Mitpatientinnen und Mitpatienten sowie Therapeuten und ärzten mit einer Vielfalt gut gemeinter Ratschläge überschüttet und ist mit sehr vielen Informationen sein Krankheitsbild betreffend konfrontiert. In dieser Situation ist es für den Betroffenen besonders wichtig, den "inneren Arzt" zu entdecken. Durch angstlösende Gespräche, Entspannungs- und Visualisierungsübungen, Meditation und ähnliche Verfahren kann der Krebskranke lernen, Entscheidungen für sich und nicht nur gegen die Krankheit zu fällen. Eine innere Stabilität hilft dem Patienten auch, sich im Spannungsfeld schulmedizinischer und unkonventioneller Heilmethoden besser zurechtzufinden. Viele weitere wertvolle Hinweise enthält die Broschüre "Wege zur seelischen Begleitung".

Leinsamen, Sesam und Kürbiskerne bei Brustkrebs

Ich habe Brustkrebs und habe gehört, dass Pflanzenhormone aus Saaten bei dieser Erkrankung sinnvoll sein sollen. Können Sie das bestätigen?

Aufgrund ihrer Erkenntnisse aus vielen Untersuchungen der letzten Jahre schreiben Tumorexperten den Phytoöstrogenen, Pflanzeninhaltsstoffen mit hormonähnlicher Wirkung, krebshemmende Eigenschaften zu. Mit Ihrer Frage meinen Sie vermutlich die im Jahr 2011 veröffentlichte Studie von Buck im Journal of Clinical Oncology. Bruck konnte erstmals anhand von Biomarkern zeigen, dass Pflanzenhormone aus Saaten (z. B. Leinsamen, Sesam und Kürbiskernen) das Überleben von Brustkrebspatientinnen positiv beeinflussen. Dabei nahmen die Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg zwischen 2002 und 2005 Blutproben von 1140 Frauen. Die Teilnehmerinnen der Studie waren nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankt. Aus dem Blut bestimmte man die sogenannten Enterolaktone; das sind die Stoffe, die nach dem Verzehr von Leinsamen & Co. im Darm gebildet und aufgenommen werden.

Das erstaunliche Ergebnis: Die Teilnehmerinnen mit den höchsten Enterolakton-Spiegel hatten im Vergleich zu den Frauen mit den niedrigsten Blutwerten ein um 40 Prozent geringeres Sterblichkeitsrisiko. Berücksichtigten die Wissenschaftler zusätzlich das Auftreten von Metastasen und Zweittumoren, kamen sie zu einem ähnlichen Resultat. Frauen mit den höchsten Enterolakton-Werten hatten bessere Chancen auf einen in dieser Hinsicht günstigeren Krankheitsverlauf. Besonders profitierten von dem erhöhten Enterolakton die Patientinnen mit hormonrezeptornegativen Tumoren. Das könnte bedeuten, dass Lignane den Schutz vor Krebs nicht nur über ihre hormonartige Wirkung vermitteln. Es ist bekannt, dass durch Pflanzenstoffe vielfältige Reaktionen im Organismus ausgelöst werden können, die krebsvorbeugend wirken. So können sie den Zelltod von Tumorzellen (Apoptose) und das Aussprießen neuer Blutgefäße (Angiogenese) zur Versorgung des Tumors hemmen. Besonders bei Brustkrebspatienten empfehlen wir daher die regelmäßige Einnahme von Leinsamen, die neben viel Lignanen auch wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und vor allem Omega-3-Fettsäuren enthalten, die ebenfalls wichtig für die Gesunderhaltung sind.

Akupunktur bei Lymphstauungen infolge Brustkrebs

Vor einem Jahr wurde mir wegen Brustkrebs die linke Brust abgenommen und 13 Lymphknoten aus der Achsel entfernt. Da drei Lymphknoten befallen waren, wurde ich nachbestrahlt. Als Folge dieser Maßnahmen leide ich unter Lymphstauungen im linken Arm insbesondere im Unterarmbereich und in der Hand. Eine Bekannte von mir hat gute Erfahrungen mit der Akupunktur gemacht. Darf ich überhaupt am linken Arm genadelt werden?

Die Therapie sollte nur von einem erfahrenen Akupunkturarzt durchgeführt werden. Wenn erforderlich dürfen auch gewisse Punkte am linken Arm genadelt werden. Zusammen mit Lymphdrainage und der Einnahme spezieller Präparate können die Lymphabflußstörungen am linken Arm günstig beeinflußt werden.

Zusätzliche begleitende Maßnahmen bei Lymphödemen sind die hochdosierte Gabe von eiweißspaltenden Enzymen (z.B. als Wobe-Mucos oder Bromelain POS) und Selen (300 – 400 µg täglich z.B. als Selenase oder Cefasel) sowie die lokale Anwendung oder innerliche Einnahme von Lymphdiaral. Als Heilpilz kommt Polyporus (z.B. von www.terra-mundo.de), erst 1 x 2, nach 1 Woche 2 x 2 und nach 2 Wochen 3 x 2 Kapseln in Frage.

Positiv verstärkende Effekte sind zusätzlich durch eine tiereiweißarme Ernährung zu erreichen.

Darmkrebs

Enddarmkrebs, wie lange mit der OP warten

Enddarmkrebs, wie lange mit der OP warten? Ich habe Enddarmkrebs und gerade eine neoadjuvante Radiochemotherapie hinter mir. Nun möchte ich ein paar Wochen in Urlaub fahren, um mich zu erholen. Wie lange kann ich mit der Operation warten?

Die bisherige Empfehlung für Patient*innen mit Enddarmkrebs (Rektumkarzinomen) lautet, die Operation spätestens sechs bis acht Wochen nach einer Radiochemotherapie durchführen zu lassen. Nun wurde untersucht, ob sich ein noch längeres Zeitintervall zwischen Radiochemotherapie und Operation auf das pathologische Komplettansprechen auswirkt (Lefevre JH et al. / J Clin Oncol 2016). Dabei wurden 253 Patienten mit Tumoren des mittleren oder unteren Rektums (cT3, T4 oder TxN+) entweder sieben oder elf Wochen nach der Radiochemotherapie operiert. Das Ergebnis: Zwischen den beiden Gruppen bestand bezüglich des Komplettansprechens kein Unterschied. Allerdings war die Gesamterkrankungsrate in der Elf-Wochen-Gruppe höher (44,5 gegenüber 32%) und die Qualität/das Ergebnis der Enddarmkrebsoperation etwas schlechter (vollständiges Mesorektum 78,7 gegenüber 90%). Bei manchen Patient*innen darf auch darüber nachgedacht werden, ob überhaupt eine Operation infrage kommt. Zwei Studienergebnisse zeigen, dass es bei Patienten mit Enddarmkrebs sicher ist, auf eine Operation zu verzichten, wenn mit einer Radiochemotherapie der Tumor vollständig zum Verschwinden gebracht worden ist (Maas M, Beets-Tan RG, Lambregts DM et al. / J Clin Oncol 2011). Besprechen Sie das Vorgehen in jedem Fall mit den Ärzt*innen vor Ort. Ein längerer Urlaub bis zur Operation ist in jedem Fall möglich.

Darmkrebs: Wem nützt die Chemotherapie?

Ich habe Darmkrebs im Stadium II und soll eine Chemotherapie bekommen. Was raten Sie mir?

Bisher wird bei bestimmten Patient*innen mit kolorektalen Karzinomen (Darmkrebs) im Stadium II (pT4, G3, Gefäßinvasion, Operation unter Notfallbedingungen und/oder <10 untersuchte Lymphknoten) eine adjuvante Chemotherapie nach der Operation empfohlen. Eine niederländische Studie zeigte allerdings, dass dieses Vorgehen nur bei T4-Tumoren mit einem längerem Überleben assoziiert war (Verhoeff SR / Int J Cancer 2016).
In die Studie aufgenommen wurden 4.940 Patient*innen aus dem niederländischen Krebsregister mit einem Kolonkarzinom im Stadium II, die zwischen 2008 und 2012 die Diagnose erhielten und operiert worden waren. 16% dieser Gruppe erhielten eine Chemotherapie gleich nach der Operation. Das durchschnittliche Alter der Patient*innen betrug 73 Jahre.
Die Sterbewahrscheinlichkeit konnte nur bei Patient*innen mit einem pT4-Tumor oder mindestens zwei Risikofaktoren durch die Chemotherapie reduziert werden. Das Drei-Jahres-Gesamtüberleben betrug bei einem pT4-Tumor 91% mit Chemotherapie gegenüber 73% ohne Chemotherapie. Eine weitere Unterteilung der Untergruppe mit mindestens zwei Risikofaktoren ergab, dass die adjuvante Chemo nur bei Patient*innen mit pT4-Tumor zu einem verlängertem Gesamtüberleben führte, nicht aber bei mindestens zwei Risikofaktoren und einem Nicht-pT4-Tumor.
Diese Studie dokumentiert, dass in der inhomogenen Therapie der Kolonkarzinome im Stadium II weniger Therapie bei bestimmten Patientenuntergruppen besser ist. Wenn, wie in dieser Studie aufgezeigt, nur die Patient*innen mit pT4-Tumoren von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren, sollte besonders im Stadium II bei Kolonkarzinomen kritisch hinterfragt werden, ob dies wirklich im Einzelfall zutrifft, bevor eine solche Behandlung begonnen wird.
Außerdem ist eine kürzere Therapiedauer in der Diskussion, vor allem bei Patient*innen im Stadium III, die eine adjuvante Chemotherapie erhalten. Eigens für diese Frage hat sich die IDEA-Gruppe „International Duration Evaluation in Adjuvant Chemotherapy” gebildet. Das Gremium hat die derzeit übliche sechsmonatige adjuvante Chemotherapie mit FOLFOX oder CAPOX mit einer dreimonatigen Chemotherapie mit den gleichen Substanzen verglichen. Die Ergebnisse dieser Studie mit über 12.000 Patienten (Axel Grothey A / N Engl J Med 2018) sind aufschlussreich: Die krankheitsfreie Überlebensrate nach drei Jahren betrug nach der dreimonatigen adjuvanten Chemotherapie 74,6% und nach der sechsmonatigen adjuvanten Chemotherapie 75,5%. In den weiter fortgeschrittenen Stadien T4 und/oder N2 lag die Drei-Jahres-Rate des krankheitsfreien Überlebens nach der sechsmonatigen adjuvanten Chemotherapie bei 64,4% und nach der dreimonatigen adjuvanten Chemotherapie bei 62,7%. Allerdings müssen die geringen Vorteile der längeren Chemotherapie mit den Nebenwirkungen in Beziehung gesetzt werden, die bei einer dreimonatigen Chemotherapie natürlich deutlich weniger waren. Insofern lautet unser Fazit: Sie profitieren statistisch gesehen nur dann von einer längeren Chemotherapie, wenn Sie ein Kolonkarzinom im Stadium II und gleichzeitigen pT4-Tumoren haben. Doch selbst dann könnte eine dreimonatige Gabe anstelle einer sechsmonatigen Chemotherapie die bessere Wahl sein, insbesondere wenn Sie sehr geschwächt sind und viele Begleiterkrankungen haben. Besprechen Sie das individuelle Vorgehen bitte mit Ihren behandelnden Ärzt*innen.
Übrigens, auch andere Studien sind eher enttäuschend hinsichtlich des Langzeitüberlebens nach einer Chemotherapie. Zehn-Jahres-Daten bei fortgeschrittenem Rektumkarzinom zeigen an 1.011 Patient*innen mit resezierbarem Rektumkarzinom im Stadium T3 oder T4, dass das Gesamtüberleben bei 49,4% in der Gruppe ohne und bei 50,7% in der mit präoperativer Chemotherapie lag; nach zusätzlicher adjuvanter Chemotherapie waren es 51,8%, ohne adjuvante Chemotherapie waren es 48,4% (Bosset JF / Lancet Oncol 2014). Lokalrezidive traten unter Chemotherapie etwas seltener auf, Fernmetastasen traten gleich häufig auf.
Fazit der Autoren dieser Studie: Eine adjuvante Chemotherapie nach präoperativer Radiotherapie (mit oder ohne Chemotherapie) beeinflusst krankheitsfreies und Gesamtüberleben nicht. Somit sollte das Vorgehen, eine adjuvante Chemotherapie im Anschluss an eine präoperative Radio(chemo)therapie zu geben, prinzipiell überdacht werden.

Nüsse halbieren das Sterberisiko bei Darmkrebs

Als Darmkrebspatient möchte ich meine Genesung durch Ernährungsmaßnahmen unterstützen. Ich habe gelesen, dass Nüsse dienlich sein könnten. Ist das ein Mythos oder helfen sie wirklich?

Mit dem Essen von Nüssen können Sie Ihr Rückfallrisiko deutlich verringern. Ein erhöhter Konsum verbessert sogar die Überlebenschancen – und zwar in einem Ausmaß, das den Effekten einer Chemotherapie entspricht! Zu dieser Erkenntnis kam eine Studie mit 826 Patienten im Stadium III (Fadelu T, Niedzwiecki D, Zhang S et al. / Journal of Clinical Oncology 2017).
Patienten, die mehr als zwei Portionen Nüsse (60 Gramm) pro Woche verzehrten, hatten ein um 42% geringeres Rezidivrisiko. Ihr statistisches Sterberisiko war nicht einmal halb so hoch wie das der Probanden ohne Nusskonsum.
Es ist verblüffend, dass derart einfach umzusetzende Maßnahmen einen solchen Nutzen haben, wie der Genuss von zwei Handvoll Walnüssen in der Woche. Daher empfehlen wir, Nüsse regelmäßig auf den Speisenplan zu setzen. Ein Laborexperiment an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena unterstreicht die Bedeutung von Nüssen in diesem Zusammenhang (Schlörmann W et al. / Molecular Carcinogenesis 2017). Hier wurde die Wirkung verschiedener Nusssorten (Macadamia-, Hasel und Walnuss, Mandeln und Pistazien) auf Darmkrebszellen untersucht. Die Forscher fanden heraus, dass Nüsse die Aktivität der beiden Enzyme Katalase und Superoxiddismutase steigerten, wodurch sie die natürliche Entgiftung in Körperzellen ankurbelten. Außerdem bewirkten Nüsse in diesem Experiment, dass Darmkrebszellen ihr natürliches Selbstzerstörungsprogramm einleiten (Apoptose).
Die Anti-Krebs-Wirkung war in den Untersuchungen auf die Baumnussarten beschränkt: Cashew-, Pecan-, Hasel- und Walnüsse sowie Mandeln. Erdnüsse und Erdnussbutter zeigten keinen positiven Effekt auf die Gesundheit. Botanisch gesehen zählen Erdnüsse auch nicht zu den Nüssen, sondern zu den Hülsenfrüchten.

Abwarten als Option beim Enddarmkrebs

Ich bin 76 Jahre alt und habe ein Enddarmkrebs (Rektumkarzinom). Den Krebs möchte ich lieber nicht operieren lassen. Gibt es aus Ihrer Sicht sinnvolle Alternativen?

Die sicherste Behandlungsmethode beim Rektumkarzinom ist eine Operation, sieben bis acht Wochen nach Abschluss der neoadjuvanten Radiochemotherapie. Scheinbar eignet sich für einige wenige Patienten ohne Fernmetastasen die „Waitand-watch“-Strategie (ähnlich wie beim Prostatakarzinom). Voraussetzung ist, dass eine neoadjuvante Radiochemotherapie den Tumor komplett zum Verschwinden gebracht hat, sodass keine Zeichen eines Resttumors zu finden sind. Forscher aus Manchester fanden das in einer Studie an 259 Patienten heraus (Renehan AG et al. / Lancet Oncol 2015).
Eine etwas ältere Studie aus den Niederlanden zeigte ebenfalls, dass bei Patienten mit Enddarmkrebs eine Operation keinen Vorteil für das Zwei-Jahres-Überleben der Patienten brachte, wenn Chemotherapie und Bestrahlung der Tumor vollständig zum Verschwinden gebracht hatten (Maas M/J Clin Oncol 2011).
Von daher ist es richtig zu überlegen, ob Sie, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, auch einfach nur abwarten können. Denn mit der Operation sind unangenehme Begleitfolgen verbunden, wie ein künstlicher Darmausgang. Wir empfehlen Ihnen, mit Ihrem weiterbehandelnden Arzt ausführlich über das weitere Vorgehen zu sprechen.

Bei allen anderen Patienten, die den Wunsch nach einer Kontinenzerhaltung ohne einen dauerhaften künstlichen Darmausgang haben, kommt eventuell eine „Gracilis-Plastik“ in Betracht. Mit diesem experimentellen Operationsverfahren arbeiten allerdings nur wenige Krankenhäuser, so z. B. die Universitätskliniken von Brüssel, Bern, Berlin und Hamburg.

Beschwerden nach Darmoperation

Vor etwa sechs Monaten wurde ich wegen Darmkrebs kontinenzerhaltend operiert. Nach sorgfältiger Abwägung hatte ich mich seinerzeit gegen die vom Arzt empfohlene Chemotherapie entschieden. Die große Bauchnarbe ist äußerlich gut verheilt. Jedoch leide ich nach jeder Mahlzeit unter krampfartigen Bauchschmerzen und starken Blähungen. Bei der endoskopischen Kontrolle war alles in Ordnung. Haben Sie einen Tipp für mich, wie ich diese Beschwerden in den Griff bekommen kann?

Zur inneren Wundheilung benötigt der Organismus etwa drei Monate Zeit. Die damals länger bestehende Tumorbelastung, der Operationsstress und die operationsbedingten anatomischen Veränderungen haben Ihre Darmmotorik gestört und Ihre Verdauungsleistung (das »Innere Milieu«) nachhaltig geschwächt. Um Ihre Beschwerden zu lindern, brauchen Sie jetzt ein bisschen Zeit und Geduld. Wir empfehlen Ihnen eine hochwertige, vollwertige und dennoch leicht verdauliche Ernährung: Verspeisen Sie Ihr Essen in der Regel gegart, genießen Sie Rohkost nur in sehr kleinen Mengen, verdünnen Sie konzentrierte Säfte mit Wasser und trinken Sie sie nicht pur, verwenden Sie Vollkorn als Feinkorn, nicht als Grob- bzw. Mehrkorn.
Bewährte Ballaststoffhilfen für den Darm sind Flohsamenschalenpulver, Akazienfasern und Inulin.
Trennen Sie Essen und Trinken zeitlich voneinander, um die Verdauungssäfte nicht zu »verdünnen«. Setzten Sie vor und nach den Mahlzeiten ein Bitterstoffpräparat ein, z. B. Bitterstern ®. Kombinieren Sie es mit einem homöopathischen Komplexmittel wie z. B. Spascupreel®, das entkrampfend auf die Hohlorgane wirkt. Nach den Mahlzeiten können feucht-warme Bauchwickel mit Kanne-Brottrunk® bzw. Retterspitz-äußerlich® zusätzliche Linderung der Beschwerden bringen. Empfehlenswert ist auch eine naturheilkundliche Darmsanierung, siehe GfBK-Infoblatt Darmregulation. Lassen Sie zuvor eine laborchemische Stuhlanalyse vornehmen, damit diese Behandlung genau auf Ihre aktuelle Situation angepasst werden kann.

Darmkrebs, Ernährung und Sport

Ich hatte Darmkrebs, bin operiert und möchte gerne wissen, was ich selbst für meine Gesunderhaltung tun kann.

Da sich bei Darmkrebspatienten oft in der Leber zuerst Metastasen bilden, sollte in der Lebensweise alles vermieden werden, was die Leber unnötig belastet: Alkohol meiden, Zurückhaltung bei Genussmitteln und chemischen Medikamenten. Eine Aufgabe der Leber ist es auch, eine Übersäuerung der Gewebe zu verhindern. Deshalb ist es wichtig, tierisches Eiweiß und andere säuernde Lebensmittel (Fleisch, Süßwaren) zu reduzieren.
Günstig auf den Heilungsprozess wirken alle Arten von pflanzlicher Kost. Mit Obst, Gemüse und Getreideprodukten werden dem Körper die meisten lebenswichtigen Vitalstoffe zugeführt. Die darin enthaltenen bioaktiven Pflanzenstoffe schützen vor Krebs und hemmen seine Entwicklung. Sie neutralisieren und entgiften Schadstoffe und stärken die Abwehr- und Selbstheilungskräfte. Sehr günstig auf das Darmmilieu wirken milchsaure, vergorene Produkte wie Sauerkraut, Gemüsesäfte, Joghurt, Kefir oder Brottrunk bzw. Fermentgetreide.
Mangelnde Bewegung führt außerdem dazu, dass der Darm träge wird und der Nahrungsbrei zu lange im Darm verbleibt. Mehrere Studien haben gezeigt (Meyerhardt JA/Arch Intern Med 2009 und Schmid D/Ann Oncol 2014), dass Sport die Überlebenschancen von Darmkrebspatienten verbessert und dass Männer, die sich vier Stunden in der Woche körperlich bewegen, nur halb so häufig an der Darmkrebs-Diagnose versterben. Daran sieht man, dass nicht immer Medikamente notwendig sind, um die Überlebenschancen zu verbessern. Zum Vergleich: Eine adjuvante Behandlung mit einer nebenwirkungsreichen Chemotherapie erreicht bei Darmkrebspatienten gerade mal einen Überlebensvorteil von maximal 20 Prozent. Daher ist die Empfehlung, als Krebspatient regelmäßig Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren eine mehr als sinnvolle Ergänzung zur herkömmlichen Krebstherapie.

Wundheilungsstörungen nach Operation im Enddarmbereich

Nach meiner Tumor-Operation im Enddarmbereich heilt die Wunde schlecht zu. Mein Schulmediziner rät mir abzuwarten. Was kann ich naturheilkundlich zusätzlich tun?

In der Akutsituation können im Enddarmbereich Sitzbäder Linderung verschaffen. Naturheilkundlich bewährt haben sich bei Wundheilungsstörungen auch die Gabe von hochdosiertem Zink (mindestens 20 mg am Tag) und Vitamin C (500 bis 1000 mg in drei Einzeldosen verteilt), sowie die Gabe von Enzymen, Selen und eine Säure-Basen-Regulation. Enzyme und Selen können auch helfen, Lymphödeme oder Schwellungen abzulindern. Zusätzlich kommen, insbesondere wenn eitrige Entzündungen im Wundbereich vorliegen, wöchentliche Vitamin-C-Infusionen in Betracht. Bei längerem Verlauf und immer wieder kehrenden Infektionen denken Sie bitte auch an eine Darmregulation (siehe GfBK-Infoblatt: Darm-Regulation).

Vitamin D und Darmkrebs

Von einem Mitpatienten, der ebenfalls wie ich an Darmkrebs erkrankt ist, habe ich gehört, dass die zusätzliche Einnahme von Vitamin D empfehlenswert ist. Können Sie das bestätigen?

Auch wir halten die zusätzliche Einnahme von Vitamin D bei Krebspatienten insbesondere mit Darmtumoren für sinnvoll. Vitamin ist aber auch bei Gesunden empfehlenswert, da in den letzten Jahren immer deutlicher wird, dass Vitamin D nicht nur die Kalziumaufnahme und die Knochenmineralisierung fördert, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Kontrolle des Tumorwachstums und der Entstehung von Tumoren spielt. Somit ist Vitamin D nicht nur ein „Knochenvitamin" zum Schutz vor Osteoporose, sondern auch ein „Anti-Krebs-Vitamin" zum Schutz vor Krebs. Besonders wurde dies nachgewiesen bei Brust- und Darmkrebs, aber auch bei anderen Tumorarten (vor allem Tumoren des Magen-Darm-Traktes). Hier konnten hohe Vitamin D-Konzentrationen im Blut nicht nur das Neuauftreten von Tumoren reduzieren, sondern auch bei vorhandenen Krebserkrankungen das Auftreten von Rezidiven oder Metastasen verhindern und die Überlebenschancen verbessern.

Hinzu kommt noch, dass viele Ärzte bei genauer Blutanalyse sehr häufig Mangelzustände und suboptimale Werte nicht nur bei Krebspatienten sondern auch bei Gesunden feststellen. So weiß man längst, dass das Risiko einer schlechten Versorgung mit Vitamin D ist nicht nur bei älteren Menschen gegeben ist. So kommt die Nationale Verzehrsstudie zu dem Ergebnis, dass insgesamt 82 Prozent der Männer und 91 Prozent der Frauen die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin D nicht erreichen. Besonders kritisch ist dies in den Wintermonaten, da von Oktober bis April in unseren Breitengraden in der Haut durch die Sonne gar kein Vitamin D gebildet wird, selbst wenn die Sonne einmal scheinen sollte.

Experten bemerken außerdem, dass der „Normwert" von Vitamin D im Blut von 50 nmol/l nicht optimal ist. So konnte in einer Studie gezeigt werden (Jenab M/British Medical Journal 2010), dass Menschen, die leicht über dem Normwert liegen, ihr Dickdarmkrebsrisiko um weitere 12%, bei optimalen Werten über 100 nmol/l um weitere 23% senken konnten. Vergleicht man Menschen mit der besten Versorgung mit denen mit einer sehr schlechten Ausstattung, so wird das Risiko für Dickdarmkrebs damit fast verdoppelt.
Auch an bereits Erkrankten zeigte sich, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel die Prognose deutlich verschlechtern (Zgaga L et al. / J Clin Oncol 2014).

Da eine optimale Aufnahme über die Nahrung fast nicht möglich ist, sollten Krebspatienten zumindest im Winter zusätzlich Vitamin D-Präparate mit mindestens 2000 I.E. täglich einnehmen. In Abhängigkeit vom Vitamin D-Spiegel wird  sogar eine tägliche Zufuhr von 2000-6000 I.E. Vitamin D empfohlen, um bei den meisten Krebspatienten die wünschenswerte Vitamin D-Konzentration von mehr als 75, besser 100 nmol/l (bzw. 40 ng/ml) zu erreichen. Veranlassen Sie daher am besten eine Bestimmung Ihres Vitamin D-Spiegels im Blut, um die optimale Dosierung festlegen zu können. Als sicher - auch ohne Überprüfung des Laborwertes - gelten übrigens Dosierungen bis 2000 I.E. (Kinder bis 1000 I.E.).
Weitere Informationen zu Vitamin D finden Sie auch in der Therapieinfo der GfBK.

Biologische Leberstärkung bei Darmkrebs

Ich habe Darmkrebs und seit einem Jahr Lebermetastasen. Welche biologischen Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach sinnvoll, um die Leberfunktion zu stärken? Können diese Mittel auch schon während einer Chemotherapie angewandt werden?

Das Entgiftungsorgan Leber wird durch eine Chemotherapie, andere Medikamente und durch toxische Abbauprodukte von Tumorzellen stark belastet. In einer so geschwächten Leber können sich leichter Metastasen bilden als in einem voll funktionsfähigem Organ. Um die Leberfunktion zu stärken, raten wir daher auch bei Patienten ohne bereits aufgetretene Lebermetastasen zu einer Stärkung der Entgiftungsfunktion durch naturheilkundliche Maßnahmen. Es ist sinnvoll, diese Maßnahmen bereits während einer Chemotherapie anzuwenden, um der Leber bei der Entgiftung von Schadstoffen zu helfen.

Die Entgiftungsfunktion der Leber wird durch Präparate aus der Mariendistel oder Mittel mit dem Wirkstoff Ornithinaspartat gefördert. Diese Mittel können begleitend zur Chemotherapie und auch anschließend gegeben werden. Eine Übersäuerung der Gewebe lässt sich auch durch Basenpräparate (z. B. Alkala S® oder Dr. Jacob´s Basenpulver®) mindern. Leberstärkend wirken ferner einige Aufbau- oder Nahrungsergänzungsmittel, z.B. Kombucha-Tee, Papaya-Konzentrat (mit Kombucha-Teepilz) Kräutertees und Produkte, die rechtsdrehende Milchsäure enthalten (z.B. Gelum®-Tropfen, RMS-Tropfen, Kanne Brottrunk®, Rechtsregulat®, RegEnergetikum®, Sauerkrautsaft). Und schließlich sind Bitterstoffe beispielsweise in der Fertigmischung der Bittersterntropfen®, welche über Ihre Apotheke erhältlich ist, empfehlenswert. Der Kräuterbitter basiert auf Rezepturen aus dem Umfeld Hildegard von Bingens. In ihm sind die Auszüge von die 18 Leber und Galle stärkenden Kräutern von Absinth, Engelwurz, Ingwer, Kümmel, Koriander über Scharfgabe, Galgant bis zu Majoran, Lavendel und Löwenzahn zu finden. Bei Bedenken wegen des Alkoholgehaltes der Tropfen kann auch das BitterKraft®Vitalpulver oder das Urbitter-Biogranulat® von Dr. Pandalis empfohlen werden.

Bei Vorliegen von Lebermetastasen ist außerdem auf eine entsprechende Ernährung zu achten. Bewährt hat sich eine Vollwertkost, bei der vorwiegend Gemüse, Obst und Getreideprodukte verzehrt werden. Zu viel tierisches Eiweiß und Fett (auch Quark) belasten die Leber unnötig. Genussmittel wie Süßwaren und Kaffee sind stark einzuschränken, Alkohol ist ganz zu meiden.

Darmkrebs: Chemotherapie pausieren?

Ich habe metastasierten Darmkrebs und möchte, da ich unter den Nebenwirkungen der laufenden Chemotherapie (FOLFOX) sehr leide, gerne eine Pause machen. Mein Arzt ist jedoch skeptisch, ob man nach 6 Gaben bereits eine Pause machen sollte. Was meinen Sie?

Um sich von therapiebedingten Nebenwirkungen zu erholen und die Lebensqualität zu verbessern, können durchaus auch längere Chemotherapiepausen sinnvoll sein. Bei fortgeschrittenem Darmkrebs konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden, dass dies keinen Einfluss auf die Ansprechrate und das Überleben hat (Maughan TS et al./Lancet 361, 2003 und de Gramont A et al./J Clin Oncol 25; 2007). Viele der untersuchten Patienten sprachen sogar bei Wiederaufnahme der Chemotherapie erneut auf diese an. Daher können wir Sie in dem Wunsch nach einer Therapiepause bestärken. Schließlich ist es wichtig, dass sich der Organismus von therapiebedingten Nebenwirkungen erholen und wieder Kraft schöpfen kann. Wir halten dies im Übrigen auch bei anderen fortgeschrittenen oder metastasierten Tumorarten für empfehlenswert. Es ermöglicht neben längeren Erholungsphasen für die Patienten auch die Chance auf eine weitere Therapieoption, da die Patienten auch nach längerer Therapiepause erneut mit einem Ansprechen auf die Chemotherapie rechnen können.

Therapien

Ganzkörperhyperthermie - Kontraindiktionen

Ich habe Brustkrebs und möchte eine Ganzkörperhyperthermie durchführen lassen. Für welche Patient*innen ist diese nicht geeignet?

Meistens wird eine Ganzkörperhyperthermie mit Erwärmungen auf 39–40 °C als moderate Hyperthermie durchgeführt. Damit sollen die Abwehrkräfte gesteigert werden.

Bei der extremen Hyperthermie hingegen werden Temperaturen von 41,5 bis etwa 42 °C erreicht. Bei dieser Form der extremen Hyperthermie ist die Kreislaufbelastung deutlich ausgeprägter, sodass Sie bitte nachfragen, welche Form der Ganzkörperhyperthermie bei Ihnen durchgeführt werden soll.

Allgemein darf eine Ganzkörperhyperthermie nicht angewandt werden, wenn Herz- oder Lungenerkrankungen bekannt sind, beziehungsweise bei Herzerkrankungen nur nach vorheriger kardiologischer Abklärung und ggf. EKG-Überwachung.
Besonders bei Lungenerkrankungen sollte keine hochgradige Einschränkung der Lungenfunktion vorliegen.
Ebenfalls problematisch sind Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Vor allem bei Epilepsie, erhöhtem Hirndruck, Hirnödemen und Schlaganfall wird von einer Ganzkörperhyperthermie abgeraten. Eine Schwangerschaft ist auch ein Ausschlussgrund. Genauso wie Gefäßkrankheiten: hier zum Beispiel frische Thrombosen oder eine schwere Lymphschwellung. Da die Ganzkörperhyperthermie Entzündungsprozesse bzw. hormonelle Entgleisungen triggern kann, ist eine Ganzkörperhyperthermie bei einer unkontrollierten Schilddrüsenüberfunktion ebenfalls nicht sinnvoll.
Gleiches gilt für akute fieberhafte Infekte. Und selbstverständlich sollte die Anwendung der Ganzkörperhyperthermie immer individuell abgewogen werden, wenn ein stark geschwächter oder stark beeinträchtigter Allgemeinzustand vorliegt, da hier die Kreislaufbelastung problematisch sein kann.
Am besten, Sie besprechen diese Punkte mit Ihrem Therapeuten bzw. Ihrer Therapeutin vor Ort und entscheiden gemeinsam, ob eine Ganzkörperhyperthermie das Richtige für Sie ist.

Kryotherapie bei Krebs

Ich habe von der Vereisungstherapie gehört. Wann kommt diese zum Einsatz? Wäre eine Vereisung möglicherweise sinnvoll, um meine Metastasen zu behandeln?

In den letzten Jahren hat sich die Tumortherapie mittels interventioneller Methoden zu einem weiteren Werkzeug entwickelt, das die etablierten Verfahren Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie ergänzt. Neben der Tumorembolisation mit chemotherapiebeladenen (TACE) oder mit Betastrahler beladenen radioaktiven (SIRT) Partikeln spielen die ablativen Verfahren eine immer größere Rolle: Dünne Sonden werden in den lokal begrenzten Tumor eingeführt, um diesen entweder mithilfe von Hitze (Radiofrequenzablation/Mikrowellenablation) oder Kälte (Kryoablation) zu zerstören.
Vorteile. Die Kryotherapie stellt ein minimal-invasives Verfahren dar, das gemeinsam mit der Tumorembolisation und den thermoablativen Verfahren (Radiofrequenzablation und Mikrowellenablation) die schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten erweitert. Die Vorteile liegen in der geringen Belastung der Patient*innen, der schnellen und guten Schmerzreduktion sowie in der Möglichkeit wiederholter Anwendungen bei Rezidiven oder neuen Tumorlokalisationen (auch in vorbestrahlten Feldern). Das Vereisungsareal wird unter CT-Bildgebung überwacht, so kann man auch in der Nähe kritischer Strukturen (z.B. Nerven) mit Vereisung arbeiten. Allerdings ist der technische Aufwand erheblich, und der Eingriff dauert im Vergleich zu thermoablativen Verfahren etwas länger.

Geschichte. Die Kryotherapie in ihrer heutigen Form wurde in den 1990er-Jahren entwickelt. Sie ist in den USA, Frankreich und den Niederlanden weiter verbreitet als in Deutschland. Das Verfahren konnte sich zunächst nicht durchsetzen: Der technische Aufwand war zu hoch. Und die logistischen Anforderungen waren durch die Verwendung zweier unterschiedlicher Gase anspruchsvoll. Außerdem kam es zu vermehrten Nachblutungen nach den Eingriffen durch die in den 1990er-Jahren eingesetzten großen Sondenkaliber. Die Technik wurde in den letzten Jahren jedoch deutlich verbessert. Die Nadelstärke konnte auf 17G (1,47 mm) reduziert werden, sodass das Komplikationsrisiko verringert wurde.

Vorgehen. Bei der Kryoablation werden je nach Tumorgröße eine oder mehrere Nadeln (Kryosonden) in den Tumor eingeführt. Die Sonden sind innen hohl. Über eine angeschlossene Leitung wird hochkomprimiertes Argongas in die geschlossene Nadel eingeleitet. Auf der Außenseite der Nadelspitze entwickelt sich eine Temperatur von ca. –110°C. Diese Temperatur fällt im Gewebe mit zunehmendem Abstand kontinuierlich ab, die Steilheit des Abfalls wird von den Gewebeeigenschaften und der lokalen Durchblutungssituation wesentlich mitbestimmt.
Nicht das Einfrieren an sich tötet die Tumorzellen ab, sondern eine Kombination aus sehr schnellem Einfrieren und Auftauen. Genau genommen beruht der Effekt auf den starken osmotischen Verschiebungen von freiem Wasser in oder aus der Zelle, auf der Bildung von Eiskristallen in der Zelle (sie zerschneiden die Zellmembran und die Zellorganellen) sowie auf dem Einfrieren der kleinen Blutgefäße und der dadurch unterbrochenen Sauerstoffzufuhr.
Aus praktischen Gründen wird die Kryotherapie meistens mithilfe der Computertomografie (CT) durchgeführt. Der Eisball im Bereich der Nadelspitze ist in der Computertomografie sehr präzise abgrenzbar.

Narkose. Der Eingriff kann unter Vollnarkose oder mit örtlicher Betäubung erfolgen. Ein Vereisungszyklus besteht aus ca. 12 Minuten schnellem Einfrieren, gefolgt von 4 Minuten passiven Auftauen und 4 Minuten aktivem Auftauen. Hierzu wird das Heliumgas eingeleitet. Der gesamte Vorgang wird mindestens zweimal durchgeführt, um eine sichere Tumordestruktion zu erreichen. Also dauert eine einzelne Kryoablation rund 40 Minuten. Mehrere Kryosonden können gleichzeitig platziert und angesteuert werden. Bei größeren Tumoren werden die Nadeln dabei strategisch so im Tumor platziert, dass die entstandenen Eisbälle zu einer größeren Eisformation verschmelzen, die den Tumor möglichst komplett abdeckt.

Größe der Tumoren. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Kryotherapie ihre besten Ergebnisse bei Tumoren unter 3 cm Durchmesser erzielt. Ausreichend gute Ergebnisse werden auch noch bei Tumoren bis 5 cm erreicht. Größere Tumore weisen eine deutlich ansteigende Rate an Lokalrezidiven auf. Außerdem steigen bei größeren Tumorformationen die Komplikationsraten durch den Eingriff selbst, aber auch durch die anschließende Reaktion des Körpers auf das zerstörte Gewebe an. Die Kryotherapie wird aktuell vor allem in der Behandlung von metastasierten Tumoren eingesetzt. Dazu gehören Knochenmetastasen und Lungenmetastasen. In einzelnen Fällen, insbesondere bei kleinen Nierentumoren oder Prostatatumoren, kann auch auf Patientenwunsch oder bei eingeschränkter OP-Fähigkeit eine kurative Behandlung erfolgen.

Leber. Die Kryoablation wird im Bereich der Leber in den letzten Jahren eher selten angewandt. Der Hauptgrund hierfür ist vorwiegend die weite Verbreitung und einfachere Handhabung der hitzeablativen Verfahren sowie deren hohe Effizienz bei Lebermetastasen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Lebergewebe gegenüber Kälte resistenter ist als gegenüber Hitze wie z.B. bei einer Radiofrequenzablation.

Bewegungsapparat. Behandelt man Knochen mit Kryotherapie, zielt dies meist darauf, Schmerzen zu reduzieren und die Knochenstabilität zu erhöhen. Im Bereich der Wirbelsäule kombiniert man die Vereisung oft mit der Vertebroplastie: Die Metastase wird zunächst durch Kälte zerstört, anschließend wird Zement in die Tumorhöhle eingebracht, um den Wirbel zu stabilisieren. Auch hier kommt deutschlandweit häufiger die Ablation mit Hitze zum Einsatz. Im Rahmen der sogenannten STAR-Ablation werden Wirbelkörpermetastasen mittels Hitze zerstört, und der entstandene Hohlraum wird mit Knochenzement aufgefüllt. Dieses Verfahren wird inzwischen an vielen Kliniken durchgeführt, während es in Deutschland nur wenige „Kryozentren“ gibt, so z.B. am Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss oder am Universitätsklinikum Marburg. Die einzelnen Kryosonden im Wirbelkörper strategisch zu platzieren, ist in der Regel schwierig und zeitaufwendig. Daher konkurriert die Vereisung nicht mit der Strahlentherapie, sondern sie ist eher als Ergänzung zu sehen. Bei Bedarf werden beide Verfahren kombiniert. In ausbestrahlten Regionen bietet sie sich an, falls ein Lokalrezidiv auftritt. Diese Behandlung kann auch mehrfach wiederholt werden.

Minimal-invasive Ablationsverfahren. Sie werden vor allem bei Lungenmetastasen eingesetzt. Ein Schwerpunkt ist hier die Behandlung von Lungenmetastasen bei kolorektalen Karzinomen (Darmkrebs, Tumoren des Rektums). Bei frühzeitiger Therapie sind die Heilungschancen erfahrungsgemäß gut. Solange die Lungenfunktion nicht drastisch eingeschränkt ist, kann die Vereisung fast beliebig oft wiederholt werden kann. Die Therapie stellt keine hohe Belastung für den Patienten bzw. die Patientin dar. Sie ist daher bei kleinen Herden in palliativer Situation eine echte Alternative zur Lungenchirurgie, wobei allerdings erst wenige Langzeitergebnisse vorliegen. Das Verfahren ist besonders bei sehr kleinen Lungenmetastasen ähnlich einer einfachen Lungenpunktion, wie sie auch zur diagnostischen Gewebegewinnung angeboten wird. Allerdings wird bei der Vereisung der punktierte Herd gleichzeitig zerstört. Da gegebenenfalls mehrere Kryosonden benutzt werden müssen, ist der Eingriff zwar schonend, aber nicht gänzlich frei von Risiken wie Pneumothorax, Blutung, Fistel – und Abszesshöhlenbildung, auch wenn diese Komplikationen insgesamt eher selten auftreten. Schlussfolgerung. Bis dato liegen nur wenige vergleichende Studien vor, sodass sich der Stellenwert der Kryotherapie erst in der Zukunft zeigen wird. Bei Metastasen in der Lunge oder im Knochen stellt sie ebenso wie die thermoablativen Verfahren eine sinnvolle Ergänzung bzw. Alternative zu Operation und Chemotherapie dar.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Helicobacter pylori – Gastritis naturheilkundlich behandeln

Bei mir wurde ein Befall mit dem Bakterium Helicobacter pylori festgestellt. Er soll die Ursache meiner chronischen Gastritis sein. Daher wurde ich mehrmals mit Antibiotika behandelt – leider ohne Erfolg. Haben Sie Erfahrungen mit Naturheilkunde zur Behandlung dieser Magenschleimhautinfektion? Was kann ich tun?

Der Helicobacter pylori ist ein hartnäckiger Geselle. In der naturheilkundlichen Therapie kombiniert man daher Oregano-Essenz (erhältlich über www.Gesundheits-Mittel.de), kolloidales Silber und Weihrauch-Kapseln (z.B. von www.boscari.de). Nehmen Sie die Präparate kurmäßig über vier bis sechs Wochen ein. Das tägliche Anwenden eines Basenpräparats (Basentabletten von Dr. Jacobs über www.drjacobsmedical.de), die Einnahme von Manuka-Honig sowie eine Ausleitungstherapie (siehe GfBK-Info Ausleitung und Entgiftung) ergänzen das naturheilkundliche Konzept. Auch Heilerde, Zeolithe oder Huminsäuren können bei dauerhaften Beschwerden einer Magenschleimhautentzündung lindernd wirken. Lebensgewohnheiten spielen bei Gastritis oft eine wichtige Rolle. Es reicht häufig nicht, irgendwelche Arzneien einzunehmen. Finden Sie daher eine Möglichkeit, Stress in Ihrem Leben effektiv zu reduzieren. Probieren Sie verschiedene Verfahren aus: autogenes Training, progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder andere Entspannungsmethoden eignen sich vielleicht, möglicherweise profitiert Ihre Seele auch von der Entlastung durch eine Psychotherapie. Ihr Magen braucht jetzt auf jeden Fall Schonung. Der konsequente Verzicht auf tierische Fette, geräucherte Speisen, Zucker, Alkohol und Kaffee kann sich sehr lohnen. Gute Besserung!

Mit NADH die Energieproduktion anheizen?

In der Presse habe ich in letzter Zeit immer wieder etwas über NADH gelesen. Inwieweit kann die Gabe von NADH bei Krebserkrankungen hilfreich sein?

Wie man am besten die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, aktiviert, wird immer wieder heiß diskutiert. Es gibt inzwischen verschiedene Anbieter in diesem Bereich, angefangen von Glutathion über Coenzym Q 10 und seit Neuestem auch NADH. Letzteres ist schon seit Jahrzehnten im Blickfeld der Wissenschaft. Allerdings war es bisher nicht möglich, eine stabile Form von NADH zu entwickeln. Die Abkürzung NADH steht für Nikotinamid-Adenin-Dinucleotid-Hydrid. Diese Substanz ist in jeder menschlichen Zelle vorhanden. NADH ist die biologische Form von Wasserstoff und reagiert mit Sauerstoff unter Bildung von ATP und Wasser. Je mehr NADH eine Zelle zur Verfügung hat, desto mehr Energie kann sie produzieren, desto besser funktioniert sie und desto länger lebt sie. Die Hauptaufgabe von NADH ist die Energieübertragung und die gesteigerte Bildung von ATP. ATP ist der universelle und unmittelbar verfügbare Energieträger in jeder Zelle. NADH spielt dabei die Rolle des »Treibstoffes«, den die Zellen zur Energiegewinnung benötigen.

Genau genommen ist NADH ein Coenzym, das wichtigste in unserem Organismus, das mehr als 1000 Stoffwechselreaktionen »entzündet«. Außerdem ist NADH als starkes Antioxidans zur Zell- und DNA-Reparatur notwendig. In Studien konnte gezeigt werden, dass NADH die Energie in Herzzellen erhöht, die Durchblutung aller Organe, insbesondere von Herz und Gehirn verbessert und den Cholesterinspiegel sowie zu hohen Blutdruck senkt. In einer Studie der Universität Berlin konnte nachgewiesen werden, dass NADH die Produktion von Interleukin-6, einem Botenstoff des Abwehrsystems, stimuliert. NADH kommt in allen lebenden Zellen von Tieren und Pflanzen vor. Daher findet sich NADH auch in unserer täglichen Nahrung, am meisten in Fleisch und Fisch. Davon können jedoch nur minimale Mengen aufgenommen werden, da NADH durch den sauren Magensaft sofort abgebaut wird. Zur Wirksamkeit bei Krebs gibt es bisher nur vielversprechende Erfahrungsberichte und Kasuistiken. Klinische Studien liegen noch nicht vor. Im Rahmen eines biologischen Gesamtkonzepts halten wir die Gabe von NADH für interessant und vertretbar. Wählen Sie Produkte, die NADH in stabilisierter Form enthalten. Stabilisierung heißt, der gasförmige Stoff wird gefestigt. Es hat sich die Anwendung von Lutschpastillen durchgesetzt, auch wenn sie nicht magensaftresistent sind. Alternativ kann man Filmtabletten schlucken, bei denen der Wirkstoff den Magen ungehindert passiert. Diese sind allerdings deutlich teurer. In Österreich haben Prof. Birkmayer (NADH® RAPID ENERGY: www.birkmayer-nadh.com) und Herr Kraxner (NX 10 NADHpur: www.vermonde.com) vergleichbare, qualitativ hochwertige Produkte entwickelt. Bei Krebspatienten werden bis zu 6 Pastillen am Tag empfohlen.

MMS – Desinfektion als Therapie?

Eine Kollegin aus meiner Selbsthilfegruppe ist davon überzeugt, dass MMS bei allen möglichen Erkrankungen hilft – auch bei Krebs. Was ist das überhaupt und was halten Sie davon?

Miracle Mineral Supplement (MMS) wird im Internet als Natriumchlorit (NaClO2) angeboten, nicht zu verwechseln mit Kochsalz (Natriumchlorid = NaCl). Durch Zugabe einer verdünnten Säure (Citronensäure oder Weinsteinsäure) entsteht daraus die eigentliche Wirksubstanz, das Chlordioxid (ClO4). Das ist eine hochreaktive instabile chemische Verbindung aus Chlor und Sauerstoff, auch Chlorbleiche genannt. In der Industrie wird diese Substanz als Desinfektionsmittel für Wasser, als Anti-Schimmelmittel sowie zum Bleichen genutzt. In den USA wird Chlordioxid außerdem zur Desinfektion von Hühnerfleisch (»Chlor-Hühnchen«) und anderem Fleisch verwendet.

Der Begründer dieser Therapie, der amerikanische Ingenieur Jim Humble, beschreibt MMS als ein wahres Wundermittel. Er infizierte sich während einer Dschungelexpedition mit Malaria. Statt die üblichen Medikamente zu schlucken, nahm Humble große Mengen Chlordioxids ein, wodurch die Krankheit angeblich binnen weniger Stunden ausheilte. Durch dieses persönliche Erlebnis vertritt er die Meinung, dass das Wasserdesinfektionsmittel in der Lage ist, schädliche Mikroben im Körper abzutöten. Unserer Meinung nach ist dieses Mittel in Schwimmbädern besser aufgehoben, wo es Fußpilzkeime im Wasser abtötet, als in der äußerlichen oder innerlichen Anwendung beim Menschen. Chlordioxid wirkt reizend auf Haut und Schleimhaut. Je nach Dosis können Verätzungen auftreten.

Selbst Jim Humble gibt zu bedenken, dass MMS vor allem bei geschwächten und sensiblen Menschen unangenehme Nebeneffekte hervorrufen kann, wie z. B. Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen. Dass eine äußerst sensible Dosierung entscheidend ist, haben US-Forscher von der Northwestern University in Chicago in Tests mit an Neurodermitis erkrankten Kindern und Jugendlichen gezeigt. Hier waren regelmäßige Bäder mit einer geringen Menge an Chlorbleiche ein einfaches Mittel, um den Hautzustand in kurzer Zeit zu verbessern und neuen Schüben vorzubeugen. Laut der Forscher soll die Bleiche wirken, indem sie Bakterien abtötet, darunter auch Staphylococcus aureus, der Erreger findet sich  häufig in den aufgekratzten Bereichen. Äußerlich angewandt soll stark verdünntes MMS auch bei Zahnabszessen, Infekten der Rachenschleimhaut, Kopfschuppen, Insektenstichen, Sonnenbrand und anderen Hautverbrennungen wirken. Viele Anhänger von Jim Humble postulieren, dass die orale Einnahme von MMS eine Vielzahl schwerer Erkrankungen heilen könne. Belege für diese Behauptung gibt es nicht. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat keine einzige Studie gefunden, die einen Nutzen von MMS bei Krebs oder sonstigen Erkrankungen belegt. Eine aktuelle Stellungnahme des BfArM weist darauf hin, dass Produkte mit Natriumchlorit bzw. das daraus entstehende Chlordioxid in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen sind. Außerdem warnt sie vor Verätzungen des Magen-Darm-Trakts sowie vor Erbrechen und Durchfall, wozu es bei hoch dosierter Einnahme des Mittels kommen kann.

Ungeklärt ist außerdem die Frage, was mit den gesunden Darmbakterien passiert, wenn man ein unspezifisch auf alle Mikroben abtötend wirkendes Desinfektionsmittel einsetzt.
Die bisherige Studienlage ist unzureichend, um eine Beurteilung der Substanz für die Anwendung am Patienten zu treffen. Die Aussagen über die angebliche Wirksamkeit bei Krebs beruhen lediglich auf Erfahrungsberichten und sind für uns nicht nachvollziehbar. Wir empfehlen daher, im Falle einer Einnahme achtsam und vorsichtig mit der Substanz umzugehen bzw. eher eine der bewährten Methoden zu bevorzugen.

Cimetidin zur Verhütung von Metastasen?

Von Bekannten habe ich gehört, dass in Amerika ein bestimmtes Magenmittel zur Verhütung von Metastasen bei Krebserkrankungen im Magen-Darmtrakt eingesetzt wird. Können Sie mir hierzu näheres sagen?

Wahrscheinlich ist das als Magenmittel eingesetzte Cimetidin (bekannt als Tagamet®) gemeint, das in einigen Studien erstaunliche Ergebnisse auch bei Krebspatienten gezeigt hat. Besonders gut wurde dies schon bei Patienten mit Tumoren des Magen-Darm-Traktes untersucht.
Cimetidin reduziert die Bildung von Magensäure, indem es die Histamin-(H2)-Rezeptoren an den säurebildenden Zellen der Magenschleimhaut blockiert und dadurch nicht mehr genügend Magensäure gebildet wird. Daher wird Cimetidin häufig zur Behandlung von Magenbeschwerden verschrieben. Es hat aber auch noch andere Wirkungsweisen: Bereits 1988 wurde eine interessante Beobachtung gemacht, dass Patienten mit einem Magenkarzinom, die zusätzlich mit Cimetidin behandelt wurden, ein besseres und längeres Ansprechen auf die Chemotherapie hatten als Patienten, die kein Cimetidin erhielten (Tonnesen H/Lancet 1988). Nach dieser ersten Studie bestätigten auch andere klinische Studien die Anti-Tumor-Wirkung vor allem bei Darmkrebs-Betroffenen. Hier zwei Beispiele: In einer 1994 durchgeführten Studie erhielten Patienten mit Darmkrebs 7 Tage vor und 2 Tage nach der Operation Cimetidin mit 2 x 400 mg als Tablette. Diese Maßnahme allein reduzierte die 3-Jahressterblichkeit von 41% auf 7% (Adams WJ/Lancet 1994). Eine japanische Studie aus dem Jahre 2002 zeigte bei Patienten mit Darmkrebs,die mit Cimetidin behandelt wurden, dass die Patienten, die postoperativ zur Chemotherapie 800 mg Cimetidin erhielten, eine 10 Jahres-Überlebenszeit von 85% aufwiesen, die Placebogruppe dagegen nur von 50% (Matsumoto S/Br J Cancer 2002). Selbst bei den Glioblastomen, einer Gruppe von sehr aggressiv wachsenden Hirntumoren, zeigte Cimetidin bessere Überlebensraten (Lefranc F/Int J Oncology 2006).
Möglicher Hintergrund der Wirkungsweise von Cimetidin könnte die Beeinflussung des Histaminrezeptors sein, da viele Tumorarten, besonders nach chirurgischen Eingriffen, Histamin freisetzen, was wiederum eine Schwächung des Immunsystems bewirkt.
Leider ist Cimetidin bei vielen Ärzten nicht für dessen krebshemmende Wirkung bekannt. Und da man das Präparat nicht mehr patentieren kann, fehlen weitere aussagekräftige Studien. Unserer Ansicht nach stellt Cimetidin möglicherweise bei Patienten mit Magen- oder Darmkrebs vor und nach Operation ein geeignetes Medikament dar, um das Abwehrsystem zu unterstützen. Bei anderen Tumorarten ist ein ähnlicher Effekt denkbar, aber noch nicht in Studien untersucht worden.
Ob Cimetidin allerdings besser als andere natürlich vorkommende ähnlich wirksame Stoffe ist, muss offen bleiben. Da Forschungsergebnisse zeigen, dass die positiven Effekte vor allem auf die antientzündlichen Wirkungen von Cimetidin zurückzuführen ist, könnte die Gabe von pflanzlichen Entzündungshemmern, wie z.B. Omega-3-Fettsäuren, Gelbwurz (Kurkuma) oder Weihrauch (Bowelliasäuren) durchaus eine Alternative zum Cimetidin darstellen.

Bisphosphonate zur Knochenstärkung bei Krebs?

In der Presse habe ich gelesen, dass die Gabe von Bisphosphonaten wegen möglicher Risiken nicht unproblematisch sei. Was können Sie dazu sagen?

Bisphosphonate sind Medikamente, die zur Behandlung von Osteoporose und darüber hinaus zur Behandlung von Knochenmetastasen eingesetzt werden. Es handelt sich um Phosphorverbindungen, die, einmal im Knochen angelangt, viele Jahre dort verbleiben und den Knochenabbau verhindern. Außerdem hemmen sie das Anhaften von Tumorzellen im Knochen, so dass Knochenmetastasen (allerdings nur bei Frauen nach den Wechseljahren) verhindert werden können.
Doch diese Substanzen sind in der Tat nicht ohne Risiken: So können Knochenschmerzen, Gelenkschmerzen oder Fieber auftreten. In seltenen Fällen (5-10 %) können Bisphosphonate sogar Knochenentzündungen und -defekte im Kieferbereich hervorrufen. Das Risiko dafür ist erhöht, wenn das Immunsystem sehr geschwächt ist, gleichzeitig Behandlungen mit Chemotherapie oder Cortison nötig sind oder wenn bereits Entzündungen im Mundraum bestehen. Insbesondere chronische Zahnfleischentzündungen mit Taschenbildung und vielen Bakterien sind gefährlich. Das Risiko scheint auch abhängig von der Art des Bisphosphonats zu sein, der Dosierung und der Dauer der Therapie. Frauen, deren Osteoporose mit Bisphosphonaten behandelt wird, in der Regel mit Tabletten, haben ein viel geringeres Risiko als Tumorpatienten, die meistens mit Infusionen behandelt werden.
Auch vor einer anderen Nebenwirkung der Bisphosphonate wird inzwischen gewarnt: So können bei längerfristiger Einnahme in etwa 5 % sogenannte atypische Frakturen vor allem am Oberschenkel auftreten. Diese traten bei Frauen, die orale Bisphosphonate wegen Osteoporose über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren eingenommen hatten, fast dreimal häufiger auf als bei denen, die nur etwa drei Monate Bisphosphonate angewendet hatten (Park-Wyllie L/JAMA 2011). Und zu guter Letzt wird das Auftreten von Krebs der Speiseröhre immer häufiger in Verbindung mit einer Bisphosphonat-Gabe in Tablettenform gebracht. Patienten einer Studie, die zehn oder mehr Rezepte für orale Bisphosphonate erhalten hatten, erkrankten mehr als doppelt so häufig an einem Krebs der Speiseröhre verglichen zur Placebo-Gruppe ohne Bisphosphonate (Cardwell C/JAMA 2010).
Frauen, die Osteoporose, also einem Knochenschwund vorbeugen möchten, raten wir eher zu einfacheren und nebenwirkungsfreien Maßnahmen, wie z.B. die Gabe von Vitamin D und Kalzium, eine effektive Säure-Basen-Regulation sowie ausreichend Bewegung (siehe auch unsere GfBK-Info Knochenstärkung). Bei Menschen, die Bisphosphonate wegen vorhandenen Knochenmetastasen einnehmen sollen, raten auch wir meistens zu einer Gabe.

Wundermittel bei Krebs

Eine Bekannte von mir ist an Darmkrebs mit Lebermetastasen erkrankt. Von Anfang an versuchte ich, sie für ein ganzheitliches Therapiekonzept zu interessieren. Leider bisher ohne Erfolg. Stattdessen sucht sie täglich im Internet, in Fernsehsendungen und in der Presse nach Wundertherapien, die ihre Prognose entscheidend verbessern sollen. Wie bewerten Sie diese Einstellung?

Wir registrieren seit geraumer Zeit leider eine Entwicklung, die Ihren Schilderungen entspricht. Statt ein sinnvolles und ausgewogenes biologisches Therapiekonzept in Ergänzung der schulmedizinischen Therapie durchzuführen, verwenden viele Erkrankte zu viel Zeit, Energie und Geld, um verschiedene sogenannte Wundertherapien aufzuspüren und durchzuführen. Viel hilft nicht immer viel! Bei jeder Tumorerkrankung und in jedem Stadium besteht die Möglichkeit einer Orientierungshilfe über sinnvolle und bewährte Therapiemöglichkeiten durch die Gesellschaft für biologische Krebsabwehr (GfBK). Versuchen Sie, Ihre Bekannte zu motivieren, den ärztlichen Beratungsdienst der GfBK zu konsultieren. Die Beratungszeiten sind montags bis donnerstags von 9.30 bis 16.00 Uhr, freitags 9.30 bis 15.00 Uhr und mittwochs 9.30 bis 19.00 Uhr. 

Anthroposophische Medizin bei Krebs

Durch meine Kinder habe ich sehr positive Erfahrungen mit der Anthroposophischen Medizin gemacht. Nun bin ich selbst an einem Ovarialcarcinom erkrankt, wurde inzwischen operiert und soll in Bälde eine Chemotherapie durchführen. Welche Meinung haben Sie über die anthroposophische Medizin insbesondere im Hinblick auf Tumorerkrankungen?

Die GfBK sieht die anthroposophische Medizin als wichtige Wegbereiterin für ein ganzheitliches Denken in der Medizin. Im Bereich der Tumorerkrankungen verdanken wir ihr die Misteltherapie als inzwischen am häufigsten angewandten biologischen Therapieverfahren, insbesondere zur Aktivierung des Immunsystems und Verbesserung der Lebensqualität. Die künstlerischen Therapien Plastizieren, Malen, Musizieren wie auch die Eutonie sind wichtige Methoden zur Harmonisierung der Seele und somit zur Stärkung der Selbstheilungskräfte. Nur die Ernährungsratschläge der anthroposophischen Medizin werden von uns eher skeptisch gesehen, da gerade Tomaten und Kartoffeln aufgrund ihres Reichtums an sekundären Pflanzenstoffen sehr gesundheitsfördernd sind. Bei stationärer Behandlung in einer anthroposophischen Kliniken erfährt die (der) Erkrankte eine verstärkte persönliche Zuwendung und Betreuung, ausgerichtet an dem Menschenbild des Begründers der Anthroposophie Rudolf Steiner. Adressen von anthroposophischen Kliniken finden Sie unter "Kliniksuche".

Wie lange dauert die Therapie?

Vor einem Jahr hatte ich eine Totaloperation der Prostata. Seither führe ich konsequent nach Empfehlungen der GfBK ein "Biologisches Therapiekonzept" mit verschiedenen Schwerpunkten durch. Wie lange ist ein solches Programm eigentlich angesagt?

Diese Fragestellung lässt sich keinesfalls pauschal beantworten. Die beiden ersten Jahre nach Diagnosestellung einer Tumorerkrankung gelten allgemein als Zeitraum, in dem am häufigsten ein Rezidiv (Krankheitsrückfall) oder eine Metastasierung (Tochtergeschwülste) auftreten können. Daher sollten Sie Ihr biologisches Programm zumindest in diesem Zeitraum konsequent durchführen. Danach sind je nach individueller Bewertung, insbesondere was den bisherigen Verlauf der Erkrankung, die therapeutischen Massnahmen der konventionellen Medizin und Ihren aktuellen Allgemeinzustand betrifft, Veränderungen des Therapiekonzeptes sinnvoll. Hierbei wird sicher eine Reduzierung der biologischen Massnahmen im Sinne einer verstärkten Intervalltherapie und längeren Behandlungspausen zu diskutieren sein.
Bei gewünschten Therapieänderungen empfehlen wir Ihnen diese in Absprache mit Ihrem/r Therapeuten/-in oder dem ärztlichen Beratungsdienst der GfBK vorzunehmen.

Palliative naturheilkundliche Begleitung bei Krebs

Mein Vater (75 Jahre alt) wurde wegen eines inoperablen Bronchial-Carcinoms (Lungenkrebs) mit einer Chemotherapie behandelt. Nach zwei Zyklen traten derart massive Nebenwirkungen auf, dass die Chemotherapie abgebrochen wurde. Was können wir im häuslichen Umfeld noch für ihn tun?

Die ärztliche Versorgung im häuslichen Umfeld sollte eine stets ausreichende Schmerztherapie beinhalten sowie bei Problemen in der Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme eine entsprechende Nahrungsergänzung durch Infusionen umfassen. Weiterhin können über eine Sauerstoff-Inhalationstherapie, eine täglich praktizierte Misteltherapie und über den Einsatz von Bach-Blüten-Notfalltropfen (Rescuetropfen) die Lebensqualität und die Psyche des Erkrankten entscheidend stabilisiert werden. Ein einfühlsamer Fußreflexzonentherapeut kann auch sinnvoll zur Entspannung Ihres Vaters beitragen. Schließlich sollten Sie nicht vergessen, dass geeignete Musik, die Ihren Vater anspricht, sowohl Angstgefühle vermindern wie auch spirituelle Dimensionen öffnen kann. Ein mögliches Therapiekonzept "Häusliche Versorgung Tumorerkrankter im Endstadium" können Sie auf Anfrage bei der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr erhalten.

Bachblüten bei Krebserkrankungen

Nach einer Brustkrebs-Operation unterziehe ich mich aktuell einer Strahlentherapie. Da ich durch die Erkrankung und die Therapie seelisch und körperlich belastet bin, wurde mir von einer Heilpraktikerin unterstützend die Bach-Blütentherapie empfohlen. Was versteht man darunter und inwiefern kann mir diese Therapie helfen? 

Die Bach-Blütentherapie basiert auf den Erkenntnissen des englisches Arztes Edward Bach.Demnach können homöopathische Aufbereitungen wässriger Auszüge von 38 verschiedenen Blüten wild wachsender Pflanzen und Bäume bei der Auflösung seelischer Disharmonien und blockierter Energiepotentiale unterstützend auf den Gesamtorganismus wirken. Er ging davon aus, dass fast alle Patienten in einer jeweils typisch-individuellen Gemütshaltung auf Krankheiten reagierten. Hilfe zur Selbsthilfe ist der Kerngedanke der Bachblütentherapie. Im Gegensatz zu  homöopathischen Hochpotenzen, die nur von erfahrenen Homöopathen verordnet werden sollten, sind Bachblüten völlig ungefährlich und heftige Reaktionen werden nicht berichtet.  Als bewährte Kombination in Ihrem Fall käme eine Mischung der Blüten Nr. 2 (Aspen) und Nr. 20 (Mimulus) gegen Ängste, die Nr.1 (Agrimony) zur inneren Harmonisierung,  die Nr. 10 (Crab Apple) als Reinigungsblüte, die Nr. 23 (Olive) und 37 (Wild Rose) gegen körperliche und seelische Erschöpfung und die Nr. 35 (White Chestnut) gegen ständiges Gedankenkreisen in Frage. Lassen Sie sich eine solche Mischung von Ihrer Heilpraktikerin zusammenstellen und nehmen Sie täglich 4 x 4 Tropfen direkt aus der Flasche ein. Sie können relativ rasch eine mitunter deutliche Verbesserung Ihres Allgemeinbefindens feststellen. Die Tropfen können unproblematisch zusätzlich zu anderen Medikamenten eingenommen werden, Nebenwirkungen der Bach-Blütentherapie sind nicht bekannt.

Redifferenzierungstherapie – neue Hoffnung bei fortgeschrittenem Krebsleiden?

Nach einer Darmkrebs-OP vor fünf Jahren mit nachfolgender Chemotherapie wegen befallener Lymphknoten wurden bei mir Anfang 2005 Lebermetastasen diagnostiziert. Trotz umfangreicher therapeutischer Bemühungen mit LITT (Laser induzierter Thermotherapie) und erneuter Chemotherapie hat die Lebermetastasierung leider zugenommen. Nun setze ich meine ganze Hoffnung auf die „Redifferenzierungstherapie nach Dr. Kremer”. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Immer wieder werden neue interessante Behandlungskonzepte in den Medien zur Diskussion gestellt und wecken natürlich das Interesse von betroffenen Krebskranken. Im Zellsymbiose-Konzept von Dr. Kremer wurden 2001 sechs besonders bedeutsame Eigenschaften von Krebszellen aufgeführt, die nach seinen Erkenntnissen einen dauerhaften Therapieerfolg erschweren:

  • Zellteilung auch ohne externe Wachstumssignale,
  • Wachstum trotz Stopp-Signal der Nachbarzelle,
  • Umgehen des normalen Selbstzerstörungsprogramms ,
  • Stimulation der Neubildung von Blutgefäßen,
  • Gewinn potenzieller Unsterblichkeit sowie
  • Invasion und Bildung von metastasierenden Tochterzellen.

Aus diesen Erkenntnissen und daraus abgeleiteten biochemischen Reaktionsketten im Organismus entwickelte Dr. Kremer seine sogenannte Redifferenzierungstherapie. Vereinfacht ausgedrückt soll aufgrund seiner Theorie eine Krebszelle wieder in eine normale Körperzelle zurückdifferenziert werden.
Die therapeutischen Vorgaben beinhalten dabei hauptsächlich Nahrungsergänzungsmittel bzw. antioxidativ wirksame Substanzen („Radikalenfänger”) wie z. B. Quercetin, Curcumin, Glutathion und als Enzymmuster Bromelain, die in der komplementären Onkologie schon zum Teil seit längerem angewandt werden.
Präparate und Originaldosierungsvorgaben nach Dr. Kremer können über folgende Adresse nachgefragt werden: www.mecoline.de. Bitte bedenken Sie aber, dass es sich hier nicht um eine neutrale Informationsstelle, sondern um Herstellerangaben handelt.
Wer mehr über die Redifferenzierungstherapie nachlesen will, kann dies im Fachbuch von Dr. Kremer: „Die stille Revolution der Krebs- und Aids-Medizin”, erschienen im Ehlers-Verlag, ISBN 3-934196-14-6, tun.
Von Seiten der GfBK fällt eine Nutzen-Risiko-Bewertung der eingesetzten Präparate zurückhaltend aus. Trotz einiger positiver klinischer Untersuchungen für einzelne Substanzen liegen das Gesamtkonzept betreffend weder ausreichend wissenschaftlich aussagefähige Ergebnisse oder genügend überzeugende Erfahrungswerte von ärztlichen Anwendern vor. Auch wenn das gedankliche Modell dieser Therapieform für uns durchaus plausibel klingt und Sie keine schädlichen Nebenwirkungen befürchten müssen, ist die Anwendung im Einzelfall genau zu prüfen. In Ihrer speziellen Situation empfehlen wir Ihnen eine Beratung durch den ärztlichen Beratungsdienst der GfBK, aus dem Sie bewährte biologische Therapievorgaben in Ihrem Erkrankungsfall erwarten können.

Ernährung

Resistente Stärke

Im Internet habe ich gelesen, dass man mehr resistente Stärke aufnehmen sollte. Was ist das und wie stehen Sie dazu?

Normalerweise gilt Stärke, die in Kartoffeln, Nudeln und Reis enthalten ist, als Dickmacher. Resistente Stärke wiederum entsteht dann, wenn diese gekochten stärkehaltigen Nahrungsmittel abgekühlt werden. Durch das Abkühlen soll die Stärke ihre chemische Struktur verändern, sodass sie unverdaut in den Dickdarm gelangt (ohne den Blutzuckerspiegel stark zu erhöhen) und dort ähnlich wie Ballaststoffe den nützlichen Darmbakterien als Nahrung dient. Dadurch soll die resistente Stärke einen positiven Einfluss auf die Darmflora und die Integrität der Darmschleimhaut haben, weil bei fehlendem Nahrungsangebot für die guten Darmbakterien sich genau die Darmbakterien vermehren würden, die die schützende Schleimhautschicht als Nahrung verwenden und so die Durchlässigkeit der Darmwand fördern können.
Prof. Dr. Mario Zaiss, Experte für Immuntoleranz und Autoimmunität an der Universität Erlangen, betont ebenfalls aufgrund seiner Forschungsergebnisse, dass die Darmbakterien, die bei Erwachsenen rund zwei Kilogramm des Körpergewichts ausmachen, darauf angewiesen sind, gut gefüttert zu werden. Das heißt: Sie brauchen Ballaststoffe. Die heutige Ernährung ist jedoch oft ballaststoffarm, was zu einer gestörten Darmflora führen kann. Denn dann produzieren die Darmbakterien weniger kurzkettige Fettsäuren.
Wenn die resistente Stärke von den Darmbakterien abgebaut wird, entsteht übrigens ebenfalls die kurzkettige Fettsäure Butyrat, auch Buttersäure genannt. Diese hat wie andere kurzkettige Fettsäuren noch weitere vielfältige positive Wirkungen auf den Organismus. Denn diese Fettsäuren sind nicht nur wie oben beschrieben wichtige Energielieferanten für die Darmschleimhaut. Sie haben auch einen positiven Einfluss auf entzündliche Erkrankungen. Studien haben unter anderem gezeigt, dass eine ballaststoffreiche Ernährung bei Menschen mit Arthritis unter anderem die Zahl der sogenannten regulatorischen T-Zellen erhöht, die Autoimmunreaktionen entgegenwirken (Häger J / Nutrients 2019). Außerdem sollen Ballaststoffe und kurzkettige Fettsäuren die Umwandlung von potenziell krebserregenden Gallensäuren hemmen.
Aber nicht nur abgekühlte Kartoffeln, Nudeln oder Reis enthalten resistente Stärke. Auch andere Nahrungsmittel enthalten quasi von Natur aus größere Mengen, wie zum Beispiel gegarte Hülsenfrüchte, Vollkornhaferflocken und unreife Bananen. Etwas weniger resistente Stärke ist in Vollkornbrot und Karotten enthalten. Vielleicht ist auch unter diesem Aspekt der „Overnight Oat“ mit Haferflocken und Hafermilch oder der Haferporridge eine so gesunde Morgenmahlzeit. Und das wieder aufgewärmte „Resteessen“ ist vielleicht doch besser als sein Ruf.

Grünkohl und Brunnenkresse

Immer wieder lese ich, wie gesund Kohlgemüse ist. Daher möchte ich sein heilsames Potenzial nutzen. Allerdings bekomme ich von Kohl lästige Blähungen. Können Sie mir eine Alternative vorschlagen? Soll ich Ihrer Meinung nach lieber Nahrungsergänzungsmittel einnehmen?

Das besondere an Kohlgemüse ist sein Gehalt an Glukosinolaten, die Kohl vor gefräßigen Insekten(-raupen) schützen. Der menschliche Organismus hingegen wandelt Glukosinolate in Senföle um, die vor Krebs schützen können.

Durch die Zugabe von Essig und Kümmel können Sie versuchen, die Verträglichkeit von Kohlspeisen zu verbessern. Falls trotzdem Blähungen Ihren Alltag beeinträchtigen, nehmen Sie stattdessen regelmäßig Brokkoli-Sprossen oder den geschroteten Samen (1–2 Esslöffel) zu sich. In dieser Form ist die Wirksubstanz etwa 20–100-mal so hoch konzentriert wie in ausgewachsenem Brokkoli (www.klinikum.uni-heidelberg.de/MOC).

Eine gute Alternative sind auch Grünkohl und Brunnenkresse, die häufig besser vertragen werden. Lange Zeit galt Brokkoli als bestes Anti-Krebs-Gemüse. Dabei enthalten manche Grünkohlarten zehnmal mehr krebsvorbeugende Substanzen. Das berichteten Christoph Hahn und Kollegen aus Bremen und Oldenburg (Hahn C / J Agric Food Chem 2016).
Ein Kultgemüse ist Grünkohl schon seit Jahrzehnten – besonders im Nordwesten Deutschlands. Während er dort vor allem als deftiges Wintergemüse geschätzt wird, entdecken immer mehr Menschen, dass Grünkohl in der Küche deutlich vielseitiger eingesetzt werden kann, z.B. als Chips, in Pestos, Aufläufen oder grünen Smoothies und am gesündesten als Rohkost im Salat.

Ähnlich gut wie Grünkohl wirkt die immergrüne Brunnenkresse, die an fließenden Gewässern wuchert – nicht zu verwechseln mit der Gartenkresse! Allerdings ist Brunnenkresse (noch) selten und am ehesten auf dem Wochenmarkt oder in Bioläden erhältlich. Dabei ist die Pflanze ein wahres Gesundheitstalent. Mit großer Kraft fördert sie das Ausscheiden von Schlacken und weist auch bei der Hemmung von Krebszellen eine erstaunliche Wirkung auf. Bereits eine Studie aus dem Jahr 1995 (Hecht SS / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 1995) beschrieb, wie Brunnenkresse Rauchern beim Entgiften hilft und so möglicherweise vor Krebs schützen kann.
Ein weiterer Vorteil von Brunnenkresse: Man benötigt vermutlich nur geringe Mengen. Ähnlich wie Grünkohl eignen sich ihre Spitzen für einen Salat. Eine kleine Prise Brunnenkresse verleiht Ihrem Smoothie eine interessante Note.Sie sehen also: Wenn Sie Kohl schlecht vertragen, gibt es einige natürliche Lösungen, die Sie ausprobieren können, bevor Sie Nahrungsergänzungsmittel mit Glukosinolat und seinen Derivaten einnehmen. Bleiben Sie lieber bei Ihrer Idee, Glukosinolate mit der Nahrung aufzunehmen.

Risikofaktor Fleisch

Mein Partner grillt gerne. Ich bin an Brustkrebs erkrankt, und er hat Prostatakrebs. Immer wieder lese ich, dass Grillen problematisch ist. Was sagen Sie dazu?

Schon lange ist bekannt, dass durch das Grillen krebserregende Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) entstehen, und zwar immer dann, wenn Fett, Fleischsaft oder Öl in der Glut verbrennen. Die PAKs steigen dann im Rauch hoch und lagern sich auch auf dem Grillgut oder in der Kleidung ab. Doch das ist nicht alles. Wenn rotes Fleisch nicht ganz durchgegart ist, überleben Viren, die wir dann mit dem Fleisch verzehren. So kann es zu einer Infektion mit diesen Erregern im Dickdarm oder Rektum kommen. Forscher vermuten, dass dadurch das Risiko für Dickdarmkrebs erheblich ansteigt. Durch die direkte nachbarschaftliche Lage der vergrößerten Prostata zum Dickdarm können auch Kanzerogene, z.B. PAKs aus gegrilltem Fleisch (Knize und Felton 2005) und möglicherweise andere krebsauslösende Erreger aus dem Rektum in die Prostata gelangen und die Entstehung eines Tumors zusätzlich fördern.

Das ist ein weiterer Grund, kein gegrilltes, innen noch rohes Fleisch zu verzehren. Es ist nicht nur außen kanzerogen, sondern weist auch im Inneren möglicherweise eine Virenbelastung auf. Das Bovine Leukämie-Virus (BLV), das bei Rindern zu einem B-Zell-Blutkrebs führen kann, steht aktuell in Verdacht, Brustkrebs auszulösen. In einer Studie konnte das Auftreten der Erkrankung mit dem Vorkommen dieser Viren im Brustgewebe in Verbindung gebracht werden. 59% der Frauen mit Brustkrebs hatten dieses Virus im Brustgewebe, bei den gesunden Frauen war es nur in 29% der Fälle nachweisbar (Buehring et al. 2015: www.welt.de/gesundheit/article146609873/Kann-ein-Rindervirus-Brustkrebs-ausloesen.html).

Der Erreger kommt insbesondere in Kuhmilch vor. Vor allem bei großen Kuhherden führt die Vermischung der Milch in den riesigen Milchtanks zu einer Durchseuchungsrate von bis zu 100% (USDA 2008). Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum sich das Brustkrebsrisiko um 21% reduzieren lässt, wenn man weniger Milchprodukte zu sich nimmt (Brit J Cancer 2015; 112: 149–152). Eine Studie mit fast 450.000 Männern und Frauen aus 23 europäischen Ländern bestätigte das Risiko eines hohen Fleischverzehrs (Rohrmann S et al. / BMC Medicine 2013; doi:10.1186/1741-7015-11-63). Diejenigen, die mehr als 160 g Fleisch (rotes Fleisch) pro Tag verzehrten (das ist gerade mal ein kleines Schnitzel), hatten ein um 14% erhöhtes Risiko zu sterben als die Studienteilnehmer, die weniger als 20 g pro Tag konsumierten (das entspricht einem Schnitzel pro Woche). Beschränkte man den Vergleich auf verarbeitete Fleischwaren, wie z.B. Wurstwaren und Fertigprodukte, so gab es in der Gruppe der „Fleischesser” (wieder mehr als 160 g dieser Produkte) sogar 44% mehr Todesfälle als bei den überwiegenden „Grasessern“ (weniger als 20 g verarbeitete Fleischwaren).

Betrachtet man einzelne Todesursachen, so steigt mit hohem Fleischkonsum die Sterberate um 7% für Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle, aber um 21% für krebsbedingtes Sterben. Schauen wir auf den Verarbeitungsgrad der Fleischwaren: Bei verarbeitetem Fleisch (wie Wurst oder Schinken) kam es bei mehr als 160 g pro Tag zu 72% mehr Herz-Kreislauf-Todesfällen und zu „nur” 21% mehr Krebstoten. Von daher halten wir es für wichtig, den Fleischkonsum insgesamt zu überdenken. Die WHO stuft verarbeitetes Fleisch als genauso krebserregend ein wie das Rauchen und rotes Fleisch so gefährlich wie Arsen.

Wenn Sie also damit anfangen, weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse zu grillen, wäre ein großer Schritt in Richtung Gesundung getan. Gleichzeitig hielten wir es für unangemessen und eindimensional, allein dem Grillen die Schuld an Ihrer Erkrankung zu geben. Krebs ist immer ein multifaktorielles Geschehen. Viele Aspekte haben eine Auswirkung auf das individuelle Erkrankungsrisiko. Auf manche haben wir mehr Einfluss, auf andere weniger. Daher ist es sinnvoll, die Risiken zu minimieren, auf die wir praktisch einwirken können – ohne etwas per se zu verteufeln oder fanatisch zu werden.

Paläo-Diät bei Krebs?

Immer wieder lese ich von der Paläo-Diät mit möglichst wenigen Kohlenhydraten und viel Fleisch. Was halten Sie davon?

Die Paläo-Diät, auch als Steinzeit-Diät bekannt, geht von der Theorie aus, dass sich unser Verdauungsapparat an den Wechsel zur Ackerbaugesellschaft vor 20.000 Jahren nicht angepasst hat. Einen Beleg, der diese These stützt, gibt es nicht. Vielmehr weist einiges darauf hin, dass wir uns im Laufe der Evolution so gut durchsetzen konnten, weil der Mensch in Sachen Ernährung so flexibel und anpassungsfähig ist. Außerdem weiß niemand mit Gewissheit, was die Steinzeitmenschen tatsächlich gegessen haben. Wahrscheinlich haben sie sich als Allesfresser stark an die regionalen Nahrungsvorkommen angepasst, um zu überleben. Vermutlich gab es Stämme, die vorwiegend vegetarisch gegessen und andere, die eher Fisch verzehrt haben. Eine einheitliche Ernährung in der Steinzeit beschreiben zu wollen, ist vermessen. Manche Funde aus der Steinzeit weisen auf eine fleischreiche Kost hin. Pflanzen, Früchte, Nüsse und Samen sowie Insekten und Würmer waren mutmaßlich die Hauptbestandteile  der Ernährung. Dass jeden Tag ein wildes Tier erlegt werden konnte, darf bezweifelt werden.

Ob die Steinzeitmenschen durch ihre Ernährung gesünder waren, als wir es heute sind, darüber kann man nicht sinnvoll spekulieren. Die Menschen wurden nicht so alt, und die meisten (Alters-)Erkrankungen, vor denen diese Diät angeblich schützen soll, traten bei ihnen schon aufgrund des frühen Ablebens nicht auf. Das Problem einer ungesunden Ernährung in unserer modernen Zeit liegt nicht primär darin, dass wir zu viel Kohlenhydrate zu uns nehmen. Die Kohlenhydrate, die unseren Speisenplan dominieren, sind schlichtweg die falschen. Wir verzehren viel zu viele Weißmehlprodukte und unnatürlich gesüßte Getränke und Speisen. Wenn wir uns an der Steinzeit orientieren wollen, dann sollten wir vor allem die Energiebilanz im Auge haben. Unsere Kalorienzufuhr ist in Summe einfach zu hoch, führt in Kombination mit dem weit verbreiteten Bewegungsmangel zu Übergewicht, und das zeigt sich dann in der Folge als Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen. Hilfreich ist der Blick in frühere Epochen in puncto Conveniencefood. Fertigprodukte und Wurstwaren mit ihren zahlreichen Zusatzstoffen, ihrem Mangel an Vitalstoffen und teils fragwürdigen Herstellungsweisen oder Zubereitungsarten sind wirklich naturfern. Für uns ist nicht nachvollziehbar, warum sie zuweilen von den Anhängern der Paläo-Diät empfohlen werden. Dies betrifft vor allem Wurstwaren, wobei Wurst und Fleisch von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) inzwischen als krebserregend eingestuft worden sind.

Wir empfehlen eine nachhaltige, möglichst unverarbeitete Nahrung mit pflanzlichen Ballaststoffen. Wer gerne Fleisch essen will und das Gefühl hat, dass es ihm oder ihr guttut, dem raten wir dazu, ab und an ein Stück Fleisch aus Biohaltung zu genießen. Wir lehnen jede Form von Fanatismus entschieden ab. Jeder darf und sollte selbst herausfinden, welche Ernährung ihm oder ihr dient. In unseren Augen brauchen wir vor allem einen entspannteren Umgang mit dieser Thematik. Viele Menschen versuchen verbissen, sich an irgendwelche Konzepte zu halten, ohne dabei auf ihren Körper zu hören. Informieren Sie sich über unterschiedliche Kostformen. Wägen Sie ab, welche Ernährung gut zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt. Und lassen Sie sich bloß nicht den Appetit verderben.

Wie schädlich ist Alkohol bei Krebs?

Ich bin ein Genussmensch. Gerne trinke ich abends ein Gläschen Wein oder Bier. Manchmal wird es auch ein bisschen mehr. Nun bin ich an Brustkrebs erkrankt und frage mich, ob ich meinen Lebensstil ändern sollte. Wie sehen Sie das?

Der Zusammenhang zwischen Alkohol und Brustkrebs steht immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Wissenschaftliche Fachgesellschaften sehen Alkohol als Risikofaktor für Brustkrebs. Die IARC (International Agency for Research on Cancer) kommt zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, mit jedem alkoholischen Getränk pro Tag (ca. 10 g reiner Alkohol) um 7–10% ansteigt (Liu Y et al. / Womens Health 2015). Dieser Zusammenhang konnte bei Frauen vor und nach den Wechseljahren beobachtet werden. Da Alkohol in vielen Kulturen stark eingebettet ist, hat dieser Zusammenhang auf der ganzen Welt Bedeutung.
Den Alkoholgehalt in Gramm können Sie berechnen. Die Formel lautet: Menge in ml × 0,8 × Volumenprozent/100. Beispiel: Ein Glas Rotwein (14%): 250 × 0,8 × 14/100 = 28.
Als akzeptable Alkoholmenge werden im deutschsprachigen Raum zurzeit 10 g/Tag für gesunde Frauen und 20 g/Tag für gesunde Männer angesehen. 20 g Alkohol entsprechen ca. 0,5 l Bier oder 0,25 l Wein bzw. Sekt (www.dge.de/presse/pm/praevention-durch-moderaten-alkoholkonsum).

Wer mehr als 30 g Alkohol pro Tag zu sich nimmt, riskiert damit einen besonders deutlichen Anstieg seines Krebsrisikos. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie (www.bmj.com/content/351/bmj.h4238). Verglichen mit anderen Organen scheint die Brust anfälliger für die krebsfördernde Wirkung des Alkohols zu sein. Während sich das Risiko für Tumoren anderer Organe durch einen geringen Alkoholkonsum (≤ 1 alkoholisches Getränk pro Tag oder ≤ 12,5 g/Tag) nicht signifikant verändert, steigt die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, dabei um 4–15% an (Bagnardi V / Ann Oncol 2013 und Seitz HK et al. Alcohol 2012).

Viele Frauen im gebärfähigen Alter trinken Alkohol, 18% von ihnen sogar vier oder mehr alkoholhaltige Getränke auf einmal. Betrachtet man die Studienergebnisse, stellt der Alkoholkonsum ein besorgniserregendes Gesundheitsproblem dar (Centers for Disease Control and Prevention / Morbidity and Mortality Weekly Report, 25. Sep 2015). Ein gesunder Lebensstil reduziert das Risiko. Dazu ist es nicht nur hilfreich, den Konsum von Genussgiften wie Alkohol auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Auch eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und das Vermeiden von Übergewicht dienen der Gesundheit.

Für gesunde Menschen bedeutet die Empfehlung, dass sie Alkohol nicht komplett aus ihrem Leben verbannen müssen. Gegen ein Glas Wein zum Abendessen in geselliger Runde ist nichts einzuwenden. Mindestens zwei Tage pro Woche sollte man jedoch ohne alkoholische Getränke auskommen. Noch ist nicht vollständig geklärt, über welchen Mechanismus Alkohol Brustkrebs auslösen kann. Der Ethanolmetabolit Acetaldehyd soll als ein besonders starkes Zellgift wirken und außerdem den Abbau von Östrogenen in der Leber behindern. Tierversuche und Studien mit Patienten zeigen, dass Alkohol Veränderungen hervorruft, die sich auf wichtige Stoffwechselwege auswirken. Möglicherweise wird Brustkrebs auf diesem Weg begünstigt. Beispielsweise stehen erhöhte Östrogenspiegel in Verbindung mit dem Brustkrebsrisiko, da unter diesen Umständen die Zellteilungsrate steigt (Frydenberg H et al. / Breast Cancer Research 2015). In dieses Bild passt das Ergebnis einer Studie mit postmenopausalen Frauen. Es zeigt, dass Alkohol stärker die Entstehung von hormonabhängigen Brusttumoren beeinflusst als die von hormonunabhängigen (Li CI et al. / J Natl Cancer Inst. 2010).

Ernährungsphysiologisch spielt außerdem die hohe Energiedichte von Alkohol eine bedeutsame Rolle: Mit einem Energiegehalt von 7 kcal/g ist Alkohol fast so kalorienreich wie Fett (9 kcal/g). Zusätzlich wirkt Alkohol appetitanregend und kann dadurch zu überflüssigen Pfunden führen (www.dge.de/presse/pm/praevention-durch-moderaten-alkoholkonsum/). Der World Cancer Research Fund wertet ein zu hohes Gewicht als Risikofaktor für Brustkrebs (World Cancer Research Fund / American Institute for Cancer Research 2017: wcrf.org/breast-cancer-2017). Will man Brustkrebs vermeiden, sollte man das Bier oder das Gläschen Wein beim Treffen mit Freunden auch in der persönlichen Energiebilanz berücksichtigen. Wenn übergewichtige Patientinnen regelmäßig alkoholische Getränke zu sich nehmen, ist das also in mancherlei Hinsicht problematisch.
Nach all diesen Studienergebnissen können wir nur begrüßen, dass Sie Ihre bisherigen Gewohnheiten anlässlich Ihrer Krebserkrankung infrage stellen.
Finden Sie schmackhafte Alternativen, z.B. alkoholfreie Cocktails oder fruchtig-frische Smoothies. Experimentieren Sie ein bisschen, bis Sie einen gesunden Drink gefunden haben, den Sie mit Freude genießen können.

Unser täglich Brot

Ich esse seit jeher zweimal täglich Brot. Können Sie mir eine gute Alternative empfehlen?

Es gibt mehrere Gründe, Brotmahlzeiten ersetzen zu wollen. Sie schreiben nicht, warum Sie nach einer Alternative suchen. Also gehen wir auf verschiedene Hintergründe ein:

Low Carb. Vielleicht streben Sie eine Low-Carb-Ernährung an. Grundsätzlich verzehren wir in Mitteleuropa im Verhältnis zu Eiweiß und Fett besonders viele Kohlenhydrate. Das mag im Einzelfall unproblematisch sein. In Ernährungsfragen streiten sich selbst die Experten seit Jahrzehnten ohne allgemeinen Konsens. Was für wen passt, ist auch und besonders bei der Ernährung höchst individuell zu beurteilen. Besonders für Menschen mit Blutgruppe B kann es empfehlenswert sein, die Kohlenhydrate zu reduzieren. Sie stecken in unserer „western diet” vor allem in Weißmehlprodukten und Zucker. Davon nehmen wir in der Regel viel zu viel zu uns. Wenn das der Grund ist, Ihre Brotmahlzeiten infrage zu stellen, habe ich eine gute Nachricht für Sie: Es gibt wunderbare Alternativen zum herkömmlichen Brot! Derzeit in aller Munde ist das sogenannte Live changing Bread. Es besteht fast ausschließlich aus Samen und Nüssen, ist ausgesprochen schmackhaft und kann in einer Kastenform problemlos gebacken werden.

Rezept Live changing Bread
50 g Kokosfett
50 g Nussmus, z.B. Kokos, Erdnuss oder Mandel
350 ml warmes Wasser
Fett und Mus in Wasser auflösen
140 g Sonnenblumenkerne
90 g Leinsamen
30 g Leinsamen gemahlen
70 g Nüsse, z.B. Walnüsse grob zerkleinert
130 g Nussmehl, z.B. Mandel oder Haselnuss
30 g Kokosmehl
3 EL Chiasamen
3 EL Flohsamenschalen, gemahlen
½ TL Salz
Beschichtete Kastenform, NICHT einfetten! Alle Zutaten in eine große Schüssel geben und gut vermengen. Wasserlösung hinzugeben und durchrühren. Alles in eine Kastenform füllen und glattstreichen. Bei 160 Grad Umluft (oder 180 Grad traditionell) 25 Minuten in den Backofen. Brot herausnehmen, 5 Minuten abkühlen lassen. Brot aus der Form lösen und auf ein Blech stürzen. Brot zurück in den Backofen. 40 – 50 Minuten weiterbacken. Im Backofen auskühlen lassen. Ein bisschen Geduld ist erforderlich: Am nächsten Morgen (frühestens nach 4 Stunden) genießen Sie das Brot, ohne dass es beim Aufschneiden auseinanderfällt. Guten Appetit!

Gluten. Manche Menschen leiden unter einer Glutenunverträglichkeit. Auch hier ist das Live changing Bread eine gute Alternative. Es enthält keinerlei Gluten. Im Handel können Sie mittlerweile viele glutenfreie Produkte erwerben. Testen Sie verschiedene Marken und Sorten. Nicht alle sind wirklich lecker. Aber ein bisschen Ausdauer kann sich auch hier sehr lohnen. Probieren Sie beispielsweise Brot aus Kastanienmehl.

Weißmehl. Problematisch sind Brotmahlzeiten vor allem, wenn sie als Weißmehlprodukte verzehrt werden. Der Insulinspiegel im Blut schnellt dann in die Höhe. Erst steigt er schnell, dann fällt er rasch. Die Sättigung hält nicht an. Oft ist Heißhunger die Folge. Dann werden mehr Mahlzeiten verzehrt als notwendig, und eine kluge Auswahl der Speisen ist in diesem Zustand schwierig. Das Auf und Ab des Blutzuckerspiegels schlägt auf die Figur und die Stimmung. Die Nüsse und Samen aus unserem Rezept halten Sie eine ganze Weile satt; der Insulinspiegel verändert sich langsamer.

Belag. Manchmal ist nicht (nur) das Brot selbst, sondern vor allem der Belag unserer Gesundheit nicht dienlich. Fette Wurst, meist mit Nitrit gepökelt, ist der Deutschen liebster Brotbelag. Dabei gibt es tausend Alternativen! Stöbern Sie im Bioladen. Entdecken Sie Exotisches wie Hummus (Kichererbsenmus) oder Kokosmus. Testen Sie aus, ob Ziegen- oder Schafskäse für Sie besser verträglich ist als Kuhmilchkäse. Wenn Sie Tierisches auf dem Teller mögen, bevorzugen Sie Schinken oder Putenbrust in Bioqualität. Auch aus Soja oder auf Hefebasis gibt es Brotaufstriche aller Geschmacksrichtungen. Achten Sie auch bei Brotaufstrichen darauf, dass diese ohne Zucker auskommen.

Backtriebmittel. A propos Hefe: Falls Sie Brot nicht vertragen, kann das auch an den Backtriebmitteln liegen. Sie ahnen es schon – das Live changing Bread kommt gänzlich ohne aus. Das traditionelle indische Roti ist auch eine schöne Alternative ohne Backtriebmittel. Sie können es mit einer großen Eisenpfanne zu Hause selbst herstellen. Dann wissen Sie auch, was drin ist.

Ersatz. Statt Brot können Sie vormittags einen warmen Getreidebrei genießen. Keine Angst: Das klingt viel schlimmer, als es schmeckt. Gießen Sie einfach heißes Wasser z.B. auf Haferflocken, lassen Sie das Ganze ein bisschen quellen und fügen Sie nach Belieben Nüsse oder Früchte hinzu. Vielleicht mögen Sie Soja-Joghurt in dem Brei. Fruchtjoghurt enthält in der Regel unnötig viel Zucker. Fügen Sie Ihre Früchte lieber selbst dazu. Mit einem Mixer oder Pürierstab können Sie aus all den Zutaten auch einen leckeren Smoothie zubereiten. Er verträgt bei Bedarf auch etwas Nussmus, damit er wirklich satt macht. Variieren Sie die Konsistenz über die beigefügte Wassermenge. Wer die Fruchtsäure gut verträgt, kann sich auch schon zum Frühstück einen Obstsalat gönnen. Herzhafte Frühstücksalternativen sind Rühreier – gerne mit Kräutern aus dem Garten oder vom Fensterbrett, alternativ aus dem Tiefkühlfach. Probieren Sie ruhig mal etwas Ausgefallenes: Quinoa ist beispielsweise ein schmackhafter Reisersatz. Salate können mittags ohne Bedenken verzehrt werden. Als Abendmahlzeit sind sie nicht für jeden geeignet, weil sie eine relativ große Verdauungsleistung erfordern. Und das stört manchmal den Nachtschlaf. Als Snack am Abend eignet sich grundsätzlich Gemüse. Bereiten Sie sich z.B. Gemüsenudeln, Kartoffeln mit Quark oder eine warme Gemüsesuppe zu. Auch hier könnte man an den eiweißreichen Quinoa oder an Linsen denken. Selbstverständlich beachten Sie Ihre persönlichen Neigungen und Verträglichkeiten.

Gesunde Süße?

Immer wieder lese ich Ihre interessanten Informationen, was man durch die Ernährung selbst dazu beitragen kann, nicht an Krebs zu erkranken oder davon zu gesunden. Eine Frage hätte ich dazu, die wahrscheinlich auch andere Menschen interessiert: Was halten Sie von den neuen Zuckerersatzsstoffen wie Stevia & Co.?

Dass Zucker krank machen kann, weiß inzwischen fast jeder. Deswegen steht die Frage immer dringlicher im Raum, welcher Zucker denn nun besser ist und ob natürliche Zuckerersatzstoffe als Alternative taugen.
Recherchiert man intensiv zu dem Thema, dann kommt man zu dem Schluss, dass sich selbst Experten nicht einig sind. Klar ist nur, dass schon ein gemäßigter Zuckerkonsum vor allem aus Haushaltszucker (Glucose, Saccharose), aber auch aus Fruchtzucker (Fructose) von Forschern als kritisch eingestuft wird. Und wir wissen auch, dass künstliche Süßstoffe, wie Aspartam, Saccharin und Co., dick machen und Tumoren fördern können.

Agavendicksaft. In dem Bestseller „Das Anti-Krebs-Buch” schreibt Servan-Schreiber über Agavendicksaft. Er bezieht sich auf ein Forscherteam der Universität Sydney und erklärt, dass Agavendicksaft einen glykämischen Index hat, der vier bis fünf Mal niedriger ist als der von Honig. Der glykämische Index misst, wie schnell nach dem Verzehr eines Nahrungsmittels die Zuckerkonzentration im Blut ansteigt. Auch wenn Agavendicksaft und Apfeldicksaft sicherlich gesünder sind als herkömmlicher Haushaltszucker, bestehen sie fast ausschließlich aus Fructose. Daher sind sie nur eingeschränkt zu empfehlen. Menschen mit Übergewicht, Fettleber oder Fructoseintoleranz sollten sie eher meiden. Etwas empfehlenswerter als Dicksäfte sind Ahornsirup und Limettensirup bzw. Dattelsirup, deren Fructoseanteil geringer ausfällt. Datteln selbst enthalten viele wertvolle Mikronährstoffe.

Honig. Beim Honig handelt es sich um ein naturbelassenes Produkt. Im Gegensatz zu Dicksäften und Sirups wird Honig nicht erhitzt. Er enthält neben Fructose und Glucose sowie Mehrfachzuckern auch noch einige Vitamine, Mineralien und Enzyme. Außerdem sind in der Literatur über die Inhaltsstoffe von Honig antiproliferative und immunstimulierende Wirkungen beschrieben. Honig wird unter anderem erfolgreich bei der lokalen Behandlung von schwer heilenden Wunden und bei Mundschleimhautentzündungen angewendet. Studien belegen derzeit am besten die vorbeugende und therapeutische Wirkung von Honig für Mundschleimhautentzündungen, die in Zusammenhang mit der Bestrahlung von Kopf-Hals-Tumoren entstanden sind. Dennoch sollte Honig wie alle anderen Zuckerarten nur in sehr geringen Mengen verzehrt werden.

Birkenzucker. Immer wieder diskutieren Experten über einige neuere bzw. wiederentdeckte Süßungsmittel: Stevia, Xylit oder Kokosblütenzucker. Xylit wird oft auch Birkenzucker genannt. Er kommt in Beeren und in Birkenholz vor. Das Süßungsmittel soll vor Karies schützen, weshalb es in Zahnpflegekaugummis enthalten ist. Xylit (auch als E 967 bezeichnet) gehört ähnlich wie Sorbit (E 420) zu den Zuckeraustauschstoffen bzw. Zuckeralkoholen in „zuckerfreien” Bonbons oder „zahnschonenden” Süßigkeiten. Der Nachteil ist, dass Xylit ähnlich wie Sorbitol leicht abführend wirkt und schon allein deswegen nur in geringen Mengen verzehrt werden kann.

Kokosblütenzucker. Er ist echtem Rohrohrzucker ähnlich. Allgemein gilt: Je weniger der Zucker behandelt wurde, desto mehr Mineralstoffe und Vitamine sind noch darin enthalten, die bei der Zuckerverdauung helfen. Zu Kokosblütenzucker existiert nur eine etwas dubiose Studie aus dem Erzeugerland, die zu dem Ergebnis kommt, dass Kokosblütenzucker einen niedrigen glykämischen Index haben soll.

Erythrit. Bitte beachten Sie bei Ihrer Auswahl, dass es zu keinem der neuen Süßungsmittel eine Studie gibt, die deren Unbedenklichkeit belegt. Auch zu dem neueren Erythrit, einem Zuckeralkohol, der durch Fermentation von Traubenzucker hergestellt wird, gibt es keine Langzeitstudien. Ein Versuch deckte auf, dass Erythrit eine insektizide Wirkung auf Fliegen hat. Die Frage, ob einen das ermuntert, auf diesen Ersatzstoff umzusteigen, mag jeder für sich selbst beantworten.

Stevia. Stevia ist eine süß schmeckende Pflanze aus Südamerika. Sie wird seit 40 Jahren in Japan u.a. in Softdrinks verwendet. Stevia scheint uns bisher am ehesten geeignet, den herkömmlichen Haushaltszucker zu ersetzen. Einhundert Jahre, nachdem der Naturwissenschaftler Moises Bertoni von den Guarani-Indianern in Paraguay vom „süßen Kraut” erfuhr, mit dem sie ihren Mate-Tee süßten, wurde nach einigen Hürden seit Dezember 2011 der Zuckerersatzstoff aus Steviolglycosiden als E 960 in Europa zugelassen. Allerdings stammt diese Pflanze nicht mehr aus Südamerika, sondern wird zur Herstellung des weißen Pulvers in China angebaut. Auch wenn Stevia immer noch ein Natur-Image anhaftet: Mit der ursprünglichen Pflanze haben die neuen Züchtungen nicht mehr viel zu tun. Und bei der Herstellung des Pulvers, das durch ein komplexes chemisches Verfahren entsteht, sind viele Chemikalien im Spiel (z. B. Aluminiumhydroxid), erklärt der Agrarwissenschaftler Udo Kienle von der Universität Hohenheim in dem Buch von Hans-Ulrich Grimm „Wie uns die Zucker-Mafia krank macht”.
Trotzdem sehen wir für die Menschen, denen das Süßen von Speisen einen Gewinn an Lebensqualität in gesundheitlich ohnehin stark beeinträchtigten Zeiten bringt, Zuckerersatzstoffe wie Stevia als eine gute Alternative an. Voraussetzung ist, dass die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten wird. Sie beträgt maximal 4 Milligramm Stevia pro Kilogramm Körpergewicht. Mehr können Sie nur dann zu sich nehmen, wenn Sie sehr viele mit Stevia gesüßte Softdrinks in sich hineinschütten. Wer es ganz natürlich mag, kauft sich Steviablätter oder Steviapulver im Onlinehandel und kann hieraus in kochendem Wasser eine süße Flüssigkeit ziehen.

Austauschen oder weglassen. Bei der Diskussion um das Für und Wider von Zuckerersatz durch Stevia wird eines deutlich: Bevor man über Zuckeralternativen nachdenkt, kann man auch überlegen, an welcher Stelle man die Süßung ganz weglässt. Die WHO empfiehlt maximal 50 Gramm Zucker pro Tag. Diese Menge erreicht man bereits, wenn man einen halben Liter Apfelsaft trinkt. Der Konsum von Süßigkeiten, Getränken und Backwaren ist kritisch zu hinterfragen. Wenn man noch weiter gehen möchte, lohnt sich auch ein Blick aufs Etikett, da vielen Lebensmitteln Zucker zum Beispiel in Form von Fructose zugesetzt wird.
Wichtig ist auch hier: Die Dosis ist entscheidend. Der gesündeste Süßgenuss ist immer noch ein Stück Obst. Die darin enthaltenen Ballaststoffe verzögern die Zuckeranflutung stark, sodass man sich nicht überisst. Für den Einzelnen kann auch ungeschwefeltes Trockenobst eine gute Alternative sein.

So essen Sie sich fit!

Durch die schulmedizinische Behandlung bin ich sehr müde und fühle mich zunehmend schlapp. Unglücklicherweise hat sich der Zustand im Winter noch verstärkt. Kann ich bei meiner Ernährung irgendetwas verändern, damit ich wieder fitter werde?

Fatigue ist eine quälende Müdigkeit, die leider häufig als Folge von Chemo- oder Strahlentherapie auftritt. Sie über die Ernährung zu beeinflussen, kann in begrenztem Umfang gelingen: Einen Versuch ist das schon wert. Bitte lassen Sie vorher abklären, ob bei Ihnen ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder an Salzen besteht. Falls ein gravierender Mangel vorliegen sollte, kombinieren Sie die unten beschriebenen Ernährungsmaßnahmen mit einem entsprechenden Nahrungsergänzungsmittel.

Außerdem ist es ratsam, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Entgiftungsorgane zu stärken und die Darmschleimhaut zu regenerieren (GfBK-Infoblätter: Darmregulation, Ausleitung und Entgiftung).

Der Körper braucht Eisen insbesondere zur Blutbildung. Daher können bei Blutarmut pflanzliche Nahrungsmittel nützlich sein, die Eisen enthalten: Getreide, Pseudogetreide (Quinoa, Amaranth), Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Durch Vitamin C (z.B. aus Kiwi, Paprika oder Orangen) wird Eisen vom Organismus wesentlich besser aufgenommen. Auch Rote-Beete-Saft, Aroniasaft oder roter Traubensaft können zur Verbesserung des Blutbildes beitragen. Polyphenole aus Kaffee, Tee und Kakao hemmen die Eisenaufnahme. Darum sollten diese Getränke nur zwischen den Mahlzeiten genossen werden, wenn Sie Ihren Eisenspiegel über die Ernährung auffüllen wollen.

Um Ihre Vitamin-B12-Versorgung zu prüfen, wird der Holo-Transcobalmin-Wert im Blut bestimmt. Bei Verdacht auf einen Mangel setzen Sie öfter Fisch auf den Speisenplan, z. B. Hering oder Makrele. Auch Käsesorten wie Camembert, Tilsiter oder Emmentaler oder Sauerkraut enthalten Vitamin B12. Kaufen Sie Milchprodukte generell aus biologischer Herstellung. Patienten, denen der Magen entfernt wurde, müssen Vitamin B12 regelmäßig als Injektion erhalten.

Falls Sie anfällig für Infekte sind oder Ihre Wundheilung gestört ist, sollte auch an die Vitamine D und C sowie an Zink gedacht werden. Nicht nur für Patienten, sondern auch bei Gesunden, halten wir es für unerlässlich, den Vitamin-D-Spiegel im Blut (OH-25-Wert) zu kontrollieren. Die meisten Menschen sind mit dem Sonnenhormon unterversorgt, ohne es zu wissen – nicht nur im Winter.

Wenn Sie unter Muskelabbau leiden, empfehlen wir neben regelmäßiger Bewegung auch die zusätzlich Gabe von Eiweiß. Verschiedene – auch pflanzliche – Eiweißdrinks finden Sie in fast jedem Reformhaus.

Ernährung bei Gewichtsverlust

Ich bin Darmkrebspatient und habe in der Zeit nach der Operation stark an Gewicht verloren. Ich bekomme momentan eine Chemotherapie und habe Angst, dass ich darunter noch mehr an Gewicht verliere. Was kann ich dagegen tun?

Um eine Gewichtszunahme zu erreichen, müssen Sie nicht mehr Nahrungsmengen essen. Reichern Sie ruhig mit Kalorien an; gehen Sie üppiger um mit Sahne, Butter und hochwertigen Ölen um und wählen Sie Sahnekäse statt Magerkäse. Gönnen Sie sich öfter gemixte Säfte, Milchmix- oder Quarkgetränke, die mit Mandelmus oder Sanddorn angereichert sein können oder mit Honig gesüßt werden. Als Zwischenmahlzeit eignen sich auch sehr gut selbst gemixte grüne Smoothies mit einem Schuß Pflanzenöl.
Bei Appetitlosigkeit ist es ratsam, lieber häufiger kleine Mahlzeiten oder Häppchen zu sich zu nehmen und den Appetit vorab mit Artischockencocktail, Aperitif oder gut gewürzten Suppen anzuregen. Bei Übelkeit und Brechreiz kann auch der konsequente Einsatz so genannter „Bitterstoffe" helfen wie z. B. „Amara-Tropfen" (Weleda), „Enzian-Magentonikum" (Wala) oder „Bitterstern-Mixtur, jeweils 15 Minuten vor dem Essen einzunehmen.
Als zusätzliche Nahrungsergänzung haben sich Omega-3-Fettsäuren und bei ausgeprägter körperlicher Schwäche auch die Gabe von hoch dosiertem L-Carnitin, einer vitaminähnlichen Substanz bewährt. Wichtig ist dabei, dass mit 3g täglich ausreichend hoch dosiert wird.
Sprechen Sie auch mit Ihrem behandelnden Arzt darüber, ob eine zusätzliche Ernährung über die Venen sinnvoll wäre. Denn eine Heidelberger Forschergruppe konnte im Jahr 2010 zeigen, dass sich eine sogenannte parenterale Ernährung positiv auf den Gesundheitszustand und sogar auf das Überleben von Darmkrebspatienten auswirken kann (Hasenberg T/Colorectal 2010).

Milch und Krebserkrankung

Von einer Bekannten habe ich gehört, dass Milchprodukte bei Krebs nicht gut sein sollen. Was empfehlen Sie Patienten diesbezüglich? Schließlich soll Milch doch Osteoporose vorbeugen.

Milchprodukte decken ein Viertel unseres täglichen Nahrungsbedarfes, damit verbrauchen die Deutschen ein Vielfaches mehr Milch als andere Länder, wie z. B. die Asiaten, bei denen Milchprodukte so gut wie nicht verzehrt werden. Hierzulande wird uns hingegen – auch aufgrund der Überproduktion – weiß gemacht, dass Milch wegen seines hohen Kalziumgehaltes vor Osteoporose schützt und daher ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Ernährung ist.
Allerdings wird dabei häufig nicht beachtet, dass in Japan oder China, wo traditionell wenig bis gar keine Milch getrunken wird, die Osteoporoseraten viel geringer als in westeuropäischen Ländern sind. Somit ist es schlüssig, dass eine ausgewogene Ernährung mit viel pflanzlichen Lebensmitteln, mit wenig oder gar keinen Milchprodukten, die Kalziumbilanz ebenso sichern kann. Denn es gibt viele pflanzliche Lebensmittel, in denen der Mineralstoff in nennenswerten Mengen enthalten ist, so z.B. in grünem Gemüse, Grünkohl, Fenchel, Brokkoli, frischen Kräutern, Hülsenfrüchten, Haferflocken sowie in kalziumhaltigem Mineralwasser. Übrigens schützen auch andere Faktoren vor Knochenschwäche, beispielsweise Bewegung und eine durch mehr Sonneneinstrahlung gesteigerte körpereigene Vitamin-D-Produktion.

Eines wird bei der Diskussion, wie man dem Knochenschwund, der sog. Osteoporose vorbeugen kann, häufig vergessen, dass z.B. Fast Food, süße Mixdrinks, Cola, Fleisch, Wurstwaren und süße Backwaren einen besonders hohen Anteil von Phosphat haben und dadurch die Kalziumaufnahme hemmen. Auch andere Substanzen hemmen die Aufnahme von Kalzium: so z. B. Oxalsäure in Rhabarber und Spinat, Kakao und schwarzem Tee; Phytin im Getreide sowie Koffein. Und auch bei der Verdauung von tierischem Eiweiß wird viel Kalzium verbraucht, so dass bei Menschen, die sehr viel Fleisch essen, Kalzium dem Knochen nicht mehr zur Verfügung steht.

Damit der Körper Kalzium aufnehmen kann, wird zudem ein anderer Mineralstoff, das Magnesium benötigt. Magnesium ist jedoch in Milch und Milchprodukte nur in geringen Mengen enthalten. Ohne genügend Magnesium wird Kalzium z. B. an den Gefäßwänden abgelagert, die zu Gefäßverkalkungen werden. Diese Gefahr der sog. arteriosklerotischen Plaquebildung bestätigt sich auch in aktuellen Studien, wonach eine zu hohe Kalziumaufnahme das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, wie Herzinfarkt und Schlaganfälle erhöht.

Viele Menschen wissen außerdem nicht, dass es mit der Qualität unserer Milch nicht immer zum Besten bestellt ist. So ist die Milch seit den 60er Jahren längst zu einem industriell verarbeiteten Nahrungsmittel geworden, da die Milch wärmebehandelt und homogenisiert wird. Einige Ernährungswissenschaftler warnen sogar davor, dass durch die Homogenisierung die Molekülstruktur von Fett und Eiweiß verändert werden könne, was wiederum den Verdauungstrakt stören kann.

Häufig wird die Frage gestellt, ob Biomilch besser ist. Dies kann bejaht werden, da Biomilch keine Schadstoffe und auch mehr von den gesunden Omega-3-Fettsäuren enthält, da die „Bio-Kühe" viel Grünfutter bekommen.
Gerade bei Krebs ist es wichtig, konventionell hergestellte Milch eher zu meiden, da viele Kühe vorbeugend Antibiotika und Wachstumshormone erhalten, die dann auch in der Milch zu finden sind. So zeigen beispielsweise Untersuchungen, dass das Risiko für Prostatakrebs infolge des Milchverzehrs eher ansteigt, und zwar um etwa 30 Prozent, verglichen mit Männern mit geringem Milchkonsum. Daher raten wir insbesondere bei hormonabhängigen Tumoren zu einem eher eingeschränkten Konsum von Milch und Milchprodukten und dem Ausweichen auf Biomilch, Ziegen- oder Schafsmilch. Insbesondere Ziegen und Schafe weiden auf der Wiese, essen daher vor allem Gras und werden nicht mit Kraftfutter gefüttert.

Milch ist für manche auch deshalb kein empfehlenswertes Nahrungsmittel, da etwa 15 Prozent der Menschen keine Milch vertragen. Dabei fehlt den Betroffenen ein Enzym, das den Milchzucker in seine verdaulichen Bestandteile zerlegt. Ohne das Enzym gelangen die Kohlenhydrate unverdaut in den Dickdarm und werden von Darmbakterien vergoren. Völlegefühl, Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall sowie erhöhte Infektanfälligkeit oder Sodbrennen sind die Folge. Diese sog. Laktose-Intoleranz kann sich während oder nach einer Chemotherapie noch verstärken bzw. neu auftreten, weshalb neu aufgetretene Beschwerden wie Völlegefühl, Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Sodbrennen auch Folge einer Milchunverträglichkeit sein können und spätestens dann Anlass dazu geben sollten, den Milchkonsum zu reduzieren.

Kaffee und Grüner Tee beeinflussen den Hormonspiegel

Ich habe gelesen, dass Kaffee und Grüner Tee Einfluss auf Hormonspiegel haben soll. Können Sie mir darüber etwas sagen?

Zu dieser Frage wurde erst vor kurzem eine amerikanische Studie veröffentlicht (Schliep KC / American Journal of Clinical Nutrition 2012). Dabei wurden 259 Frauen, die sich vor den Wechseljahren befanden, über einen Zeitraum von zwei Monatszyklen bis zu drei Mal wöchentlich eine Blutprobe abgenommen und ein ausführlicher Fragebogen zur Nahrungszufuhr in den letzten 24 Stunden ausgefüllt. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass zwei Tassen Kaffee am Tag den Östrogenspiegel bei Asiatinnen und afroamerikanischen Frauen steigern, während bei weißen US-Amerikanerinnen die gegenteilige Wirkung eintritt und der Östrogenspiegel gesenkt wird.
Allerdings waren die Unterschiede zwischen den ethnischen Gruppen nur auf das Koffein im Kaffee beschränkt. Alle anderen koffeinhaltigen Getränke und Grüner Tee steigerten den Östrogengehalt. Die Ausschläge waren jedoch gering und lösten keine Zyklusstörungen aus.

Auch eine Dosisfrage. Während bei Kaffee vor allem der moderate Genuss von 2 bis 3 Tassen positive Effekte hat, darf es beim Grünen Tee wohl noch etwas mehr sein. So zeigte eine Studie, dass durch den Genuss von grünem Tee (allerdings mindestens fünf Tassen täglich) das Brustkrebsrisiko um 22 Prozent gesenkt werden konnte (Sun C/Carcinogenesis 2006). Eine andere Studie zeigte einen Schutz vor Krebserkrankungen sogar erst ab dem täglichen Genuss von 10 Tassen Grünem Tee (Nakachi K / Biofactors 2000). Andere Forscher wiederum schränken ein, dass wer mehr als zehn Tassen grünen Tee am Tag trinkt, dadurch seine Leber und Nieren schädigen könnte (Lambert Y / Chem. Res. Toxicol. 2007). Allerdings gilt auch für andere Erkrankungen, wie z.B. Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose, dass man auch hier zur Vorbeugung bzw. Behandlung größere Mengen am Tag zu sich nehmen müsste. Insofern kann man aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse festhalten, dass Mengen zwischen 5 und 10 Tassen (8 Tassen entsprechen einem Liter Tee) bei Krebserkrankten am meisten gesundheitsfördernd wirken und völlig unbedenklich sind. Für die Vorbeugung bei Gesunden reichen wahrscheinlich vier Tassen kräftiger Tee völlig aus.

Inhaltsstoffe von Grüntee. Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Grünen Tees sind übrigens neben dem anregenden Koffein (bzw. Teein) Wirkstoffe aus der Gruppe der Catechine, deren bekanntester Vertreter das Epigallocatechingallat (EGCG) ist, das für die krebshemmende Wirkung verantwortlich sein soll. Catechine geben übrigens dem Grünen Tee seinen bitteren Geschmack, der sich erst nach längerem Ziehen bemerkbar macht.
Das EGCG kommt allerdings in verschiedenen Teesorten in unterschiedlichen Konzentrationen vor. Generell sollen die japanischen Grüntees hochwertiger als die chinesischen sein. Auch wenn alle japanischen Produkte vor der Einfuhr in die EU einer Kontrolle unterliegen, sollte man dennoch kritisch sein, was die Unbedenklichkeit nach dem AKW-Unfall in Japan angeht. Allgemein kann man sagen, dass der Sencha-Tee wohl die höchsten Konzentrationen an EGCG enthält. Achten Sie generell darauf, dass Sie Produkte verwenden, die aus ökologischer Landwirtschaft kommen. Am besten, Sie verwenden „rückstandskontrolierte" Tees.

Optimierter Teegenuss. Im Gegensatz zu anderen Teesorten sollte man beim Aufbrühen von Grünem Tee nur Wasser mit einer Temperatur von 70 bis 80 °C verwenden, da der Tee sonst zu bitter schmeckt. Normalerweise lässt man das abgekochte Wasser etwa 5 Minuten stehen, bevor man es für den Teeaufguss nimmt. Um maximale Wirkstoffkonzentrationen im Teeaufguss zu erhalten, ist es am besten, den Tee für ca. 8-10 min ziehen zu lassen. Für die Geschmacksverbesserung kann man z.B. etwas Zitrone oder Orangensaft hinzufügen. So soll das darin enthaltene Vitamin C die Aufnahme im Körper verbessern. In keinem Fall Milch dazugeben, da dann die Wirkstoffe nicht aufgenommen werden können. Wer langes Ziehen nicht mag, kann grünen Tee auch zwei- bis dreimal aufgießen, um höhere Wirkstoffkonzentrationen zu erhalten. Allerdings gilt zu beachten, dass bei weiteren Aufgüssen die Ziehzeit kürzer sein sollte.

Zimt weglassen?

Ich habe im Internet gelesen, dass seit den 1970er Jahren Cumarin (ist in Zimt enthalten) unter Verdacht steht, Krebs zu verursachen und auch die Leber schädigen kann. Sollte ich also besser auf Zimt verzichten?

Cumarin ist ein natürlich vorkommender sekundärer Pflanzenstoff, der in verschiedenen Gräsern, im Waldmeister, in Datteln sowie in bestimmten Zimtarten (Cassia-Zimt) enthalten ist. Die Vermutungen, dass das in Zimt enthaltene Cumarin genschädigend wirken könne, gehen auf Tierversuche zurück. Möglicherweise können besonders Menschen mit Leber-Vorerkrankungen wie Hepatitis empfindlich auf Cumarin reagieren. Bisher waren solche Leberschädigungen immer reversibel. Wir bezweifeln, dass Menschen, die sich im normalen Rahmen gesund ernähren, bedenkliche Mengen an Cumarin zu sich nehmen können.

Budwig Diät bei Krebs

Ich habe Krebs im fortgeschrittenen Stadium und bekomme seit einigen Monaten eine Chemotherapie. Nun habe ich von Mitbetroffenen von den positiven Wirkungen der Budwig-Diät gehört und möchte diese gerne durchführen. Was halten Sie davon?

Johanna Budwig (1908-2003), eine Chemikerin, war der Meinung, dass Krebs durch eine bestimmte Öl-Eiweiß-Kost heilbar wäre. Bei der Budwig-Diät wird im Fettstoffwechsel der entscheidende Faktor für die Krebsentstehung gesehen. Besonders empfohlen wird der Verzehr von Leinsamen, kaltgepresstem Leinöl, Quark und Hüttenkäse. Auch Gemüse, Sauerkrautsaft, Obst oder Nüsse (jedoch keine Erdnüsse) können verzehrt werden. Gänzlich verzichtet werden soll auf Fleisch, Fisch, Butter, konservierte Nahrungsmittel, Margarine, Nudeln, Tiefkühlkost und Zucker. Laut Johanna Budwig hat die Diät Auswirkungen auf die Zellatmung des Tumorgewebes, indem deranaerobe Stoffwechsel der Tumorzellen zurück zum aeroben Stoffwechsel geführt werden könne. Einen von der Wissenschaft akzeptierten Beweis konnte Frau Budwig aber leider nicht erbringen, so dass viele positive Schilderungen auf die Erfahrungen von Patienten zurückgehen.
Unsere Bewertung: Auch wenn es ohne Zweifel einzelne Erfolge gibt, gibt es keine Krebsdiät, die sich bei einer auffälligen Vielzahl von Betroffenen zur Bekämpfung von Krebs bewährt hat. So sollte auch bei der Budwig-Diät nicht davon ausgegangen werden, dass diese Kost spezifisch wirksam gegen Krebs ist. Die Budwig-Diät ist im Gegensatz zu anderen deutlich einseitigeren Diätformen (z. B. übertriebene Formen der makrobiotischen Kost, Breuß-Fastenkur, strenger Veganismus) als medizinisch unbedenklich anzusehen. Insbesondere das von Frau Budwig vorwiegend verwendete Leinöl ist sehr empfehlenswert und kann ohne weiteres z. B. in Form des Leinöl-Quarks in die tägliche Ernährung integriert werden.
Viele Patienten berichten über eine Verbesserung des Allgemeinbefindens durch die Einhaltung der Budwig-Diät. Sicherlich spielen hier die Verwendung von hochwertigen Ölen und Fetten, die Reduktion der Kohlenhydratzufuhr und der Verzicht auf veränderte industrielle Nahrungsmittel eine Rolle. So weisen zahlreiche Studien auf die krebshemmende Wirkung von Omega-3-Fettsäuren, wie sie auch im Leinöl enthalten sind, hin. Auch aktuelle Forschungen des Tumorwissenschaftlers Johannes Coy zeigen, dass unter bestimmten Voraussetzungen eine glukose- und kohlenhydratarme sowie eine hochwertige öl- und proteinreiche Ernährung eine Krebstherapie unterstützen kann. Auch darin könnte ein Hinweis für die positiven Wirkungen der Budwig-Diät liegen.
Grundsätzlich gilt: Eine gesunde Ernährung sollte neben ihrem gesundheitlichen Aspekt in erster Linie die Lebensfreude stärken. Entscheidend für die Ernährung bei Gesunden und Krebserkrankten ist es, eine ausgewogene, naturbelassene und abwechslungsreiche Ernährung im Sinne einer sog. lacto-vegetabilen Vollwertkost zusammenzustellen, die auf die jeweiligen Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten ist. Das bedeutet auch, dass z. B. während Strahlen- oder Chemotherapie auf bestmögliche Verträglichkeit und die Verhinderung einer Mangelernährung zu achten ist, so dass eine Vollwertkost unter diesen Bedingungen je nach Verträglichkeit und Verdauungsleistung nicht immer sinnvoll sein muss. Hier können die Bevorzugung von gedünstetem Obst und Gemüse und die Einstreuung milchsäurehaltiger Lebensmittel in den Speiseplan hilfreich sein.

Ketogene Diät

Eine Kollegin aus meiner Selbsthilfegruppe schwört auf die ketogene Diät. Was steckt genau dahinter, und soll ich wirklich komplett jeden Zucker meiden, auch den Fruchtzucker aus meinem geliebten täglichen Apfel?

Die Befürworter der ketogenen Diät gehen davon aus, dass durch eine Ernährungsumstellung auf eine kohlenhydratarme und fett- bzw. eiweißreiche Ernährung das Wachstum von aggressiven Krebszellen und Metastasen gehemmt werden kann. Im Rahmen dieser Diät soll es vor allem wichtig sein, keine stark kohlenhydrathaltigen Lebensmittel mit so genanntem hohen glykämischen Index zu verzehren. Dabei ist von großer Bedeutung, ob der Zucker im Organismus langsam oder schnell verstoffwechselt wird. Der glykämische Index zeigt das Glykämiepotenzial eines Kohlenhydrats; d. h., seine Fähigkeit, nach der Verdauung eine bestimmte Glukosemenge freizusetzen und dadurch den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Die glykämische Last berücksichtigt zusätzlich wie das Verhältnis der Kohlenhydrate zu den anderen Bestandteilen in einem Lebensmittel ist. Ein Beispiel: Der Blutzuckereffekt von 100 g Baguettebrot ist wegen seines sehr hohen Kohlenhydrat-Gehalts trotz identischem glykämischen Index etwa sechsmal so groß wie der von 100 g gekochten Möhren, d. h. man muss ungefähr 600 bis 700 g Möhren zu sich nehmen, um die Blutzuckerwirkung von 100 g Baguette zu erreichen. Was jedoch kaum jemand weiß: 158 g Steak führen zu einer wesentlich höheren Insulinausschüttung als 200 g Pasta, während andererseits bei der ketogenen Diät gerade die Pasta verboten und Schweinebraten empfohlen wird.

Zur Studienlage. Bei genauer Sicht der epidemiologischen und ernährungswissenschaftlichen Studienlage ist Vorsicht geboten. Die These, eine »ketogene Diät« könne den Tumor »aushungern« und das Überleben verlängern, ist wissenschaftlich nicht belegt. Bisher gibt es zur Anwendung dieser Diätform nur Laborversuche, Erfahrungsberichte und nur wenige Ergebnisse veröffentlichter Studien an Patienten. In keiner der Studien am Patienten konnte dabei eine Verlängerung des Überlebens oder eine Verbesserung des Therapieansprechens eindeutig gezeigt werden.

Dass die ketogene Ernährung im Widerspruch zu ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen steht, zeigt folgendes Beispiel: Die Menschen der Okinawa-Inseln in Japan haben nachweislich die höchste Lebenserwartung und trotz deutlich höherer Lebenserwartung 80 bis 90 Prozent weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brust- und Prostatakrebs. Die Ernährung der Menschen aus Okinawa (die sich pflanzen- und kohlenhydratreich, kalorien-, fett- und eiweißarm ernähren) steht dabei im krassen Gegensatz zu den genetisch verwandten kanadischen Inuits, die mit ihrer traditionellen Fett-Eiweiß-Kost die kürzeste Lebenserwartung und die meisten Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aller Kanadier haben.

Die in der ketogenen Diät empfohlene erhöhte Zufuhr an Fetten und Eiweißen ist übrigens nicht unproblematisch: Denn tierisches Eiweiß in Form von Fleisch belastet im Übermaß durch Ammoniakbildung im Darm die Leber und damit den Stoffwechsel. Die China Study, die bisher umfassendste Studie über Ernährung, Lebensweise und Krankheit, bestätigt die Bedenken zum Verzehr tierischer Lebensmittel in einer einzigartigen Deutlichkeit in über 100 Originalstudien. Colin Campbell leitete die China Study, an der zwei westliche Universitäten sowie die Chinesische Akademie für Präventivmedizin beteiligt waren. Die als Buch erschienene China Study belegt eindeutig, dass das Risiko, an Darm-, Brust- und Prostatakrebs oder an einer Herzkrankheit zu erkranken, proportional mit dem Fleisch- und Milchkonsum steigt. Quelle: www.thechinastudy.com.

Auch sollte man bedenken, dass allzu häufig tierische Fette mit gesundheitsschädlichen Omega-6-Fettsäuren verzehrt werden und nicht die hochwertigen Omega-3-Fettsäuren (wie sie in Fisch, Fischöl, Leinöl und Rapsöl enthalten sind). Neue Ergebnisse der europäischen EPIC-Studie belegen ebenfalls die hohe Risikokorrelation zwischen Brustkrebs und Fettkonsum. So verdoppelte ein hoher Fettkonsum (Gesamtfett) das Brustkrebsrisiko der deutschen EPIC-Teilnehmerinnen (Schulz et al., 2008). Bei Französinnen führten insbesondere Transfettsäuren aus industriell verarbeiteten Lebensmitteln zu einem 75 Prozent höheren Brustkrebsrisiko (Chajès et al., 2008).

Zusammenfassend legt die wissenschaftliche Datenlage nahe, dass zur Vorbeugung unserer heutigen Zivilisationskrankheiten eine abwechslungsreiche, pflanzliche Ernährungsweise die beste Medizin ist. Daher empfehlen wir lieber ein ausgewogenes, an einer vollwertigen Kost orientiertes Ernährungskonzept, dass natürlich auf den einzelnen Menschen und seine Gesundheitssituation abzustimmen ist. Wichtig ist, stark kohlenhydrathaltige Speisen und Getränke mit hohem glykämischen Index zu meiden. Bevorzugen Sie Vollkornprodukte, aus denen die Kohlenhydrate über einen längeren Zeitraum aufgenommen werden und setzen Sie am besten leicht gedünstetes Gemüse täglich auf Ihren Speiseplan. Asiaten und Italiener essen neben Reis und Nudeln – die nach den Maßgaben der ketogenen Diät eher nicht verzehrt werden sollten – sehr viel Gemüse. Asiaten trinken zudem viel grünen Tee. Beides trägt neben regelmäßiger körperlicher Betätigung und ausreichendem Schlaf zur Gesunderhaltung bei. Im Gegensatz zu den Verfechtern der ketogenen Diät sind wir der Ansicht, dass es eher um die sorgfältige und bewusste Auswahl und nicht um das Weglassen oder Überbetonen einzelner Nahrungsmittel geht. Außerdem ist gerade bei Krebskranken eine differenzierte Vorgehensweise erforderlich, welche das Tumorstadium, persönliche Verträglichkeiten sowie vor allem die individuelle Stoffwechselsituation berücksichtigt. Unser Rat lautet daher: Lassen Sie sich nicht verunsichern und hinterfragen Sie den Sinn einseitiger Ernährungsvorschläge kritisch. Und: Jede dogmatisch ausgelegte Diät ist die falsche Diät. Nehmen Sie generell mehr Gemüse als Obst zu sich. Wenn Sie den „täglichen Apfel” vom Magen-Darm-Trakt her vertragen, besteht kein Grund, sich diesen verbieten zu lassen.

Was sind Transfettsäuren?

Seit einer Darmkrebs-Operation vor sechs Monaten bin ich bemüht, meine Ernährung in Richtung Vollwertkost auszurichten. In diesem Zusammenhang habe ich von dem angeblich sehr negativen Effekt so genannter "Transfettsäuren" in der Nahrung gehört. Was ist darunter zu verstehen?

Bei der industriellen Be- und Verarbeitung flüssiger Fette zu festen, streichfähigen Fetten (z. B. Margarine) entstehen durch den technischen Prozess der Härtung so genannte "Transfettsäuren". Die ungesättigten Fettsäuren (CIS-Form) werden dabei in gesättigte Fettsäuren (trans-Form) umgewandelt. Neben Margarine enthalten z.B. Pommes frites und Kartoffelchips nennenswerte Mengen dieser Fettsäuren. Gehärtete Fette belasten generell die Verdauungsvorgänge im Darm und in der Leber und wirken langfristig schwächend auf das Darm assoziierte (= beigeordnete) Immunsystem ein. In einer gesundheitsfördernden Ernährung, zumal bei Darmkrebs, sollten diese Fette auf ein Minimum reduziert werden.

Ernährung als Vorbeugung

Meine Mutter ist an Brustkrebs leider verstorben. Daher bemühe ich mich seit Jahren, durch eine gesunde Lebensweise einschließlich der Ernährung mein Erkrankungsrisiko zu reduzieren. Zur Ernährung habe ich folgende Frage: Besteht nach Ihrer Ansicht ein Zusammenhang zwischen der asiatischen und mediterranen Küche und den dort niedrigeren Brustkrebserkrankungszahlen?

Es gibt durchaus einen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten in den asiatischen Ländern und dem dort wesentlich seltener auftretenden Brustkrebs. In Asien zum Beispiel, in denen vor fünfzig Jahren noch sehr wenig Fleisch und keinerlei Milchprodukte gegessen wurden, war Brustkrebs extrem selten: Frauen im ländlichen China hatten eine fünffach geringere Brustkrebs-Mortalität als US-Amerikanerinnen. Wanderten Asiatinnen jedoch in die USA aus, eigneten sie sich nicht nur die dortige Lebens- und Ernährungsweise, sondern auch das höhere Krebsrisiko an (Ziegler RG/J Natl Cancer Inst 1993). Die traditionelle Ernährungsweise der mediterranen Küche wiederum reduzierte mit hohen Mengen an Gemüse, Hülsenfrüchten, Fisch, Olivenöl, Nüssen und Vollkorngetreide das Brustkrebsrisiko nach den Wechseljahren um 20 bis 35% (Buckland G/International Journal of Cancer 2013).
Wir können Ihnen daher empfehlen, Ihre Ernährungsgewohnheiten an den Vorgaben einer asiatischen oder auch der mediterranen Küche auszurichten. Schwerpunktmäßig sollten Sie bevorzugt pflanzliche Lebensmittel, wertschonend gegart bzw. gedünstet in den Speiseplan einbauen und den Konsum von tierischen Produkten - auch von Milch bzw. Milcherzeugnissen - deutlich reduzieren.  Bedeutend ist bei der Entscheidung für eine Ernährungsform jedoch, dass Ihnen diese Ernährung schmeckt, Ihnen gut bekommt  und Sie nicht ständig das Gefühl haben auf irgendetwas verzichten zu müssen. Sehr hilfreiche Literaturempfehlungen zu diesem Thema sind die Bücher "Tomatenrot und Drachengrün" von Susanne Bihlmaier und "Krebszellen mögen keine Himbeeren" von Richard Beliveau. Ebenfalls wertvolle Hinweise können Sie unserer kostenlosen Broschüre Ernährung und Krebs entnehmen, die Sie jederzeit über unsere zentrale Beratungsstelle anfordern können.

Kuhmilch und Durchfälle

In Folge der Chemotherapie nach einer Dickdarm-Carcinomerkrankung treten bei mir gehäuft nach dem Konsum von Kuhmilchprodukten wie Joghurt, Quark, Kefir und Käse Blähungen und Durchfälle auf. Haben Sie hierfür eine Erklärung?

Zahlreiche Kombinationen der Chemotherapie bedingen in der Regel Schleimhautschäden vor allem im Dünn- und Dickdarmbereich. Dadurch kommt es zu einer vermehrten Allergisierung (= überempfindlichkeit) insbesondere auf solche Nahrungsmittel, die allgemein schon häufig als potentielle Allergieverursacher gelten wie Kuhmilchprodukte und Weizen. Sie sollten daher Ihre Ernährung entsprechend ändern und alternativ vermehrt Ziegenmilchprodukte und beispielsweise Dinkel konsumieren. Eine gezielte Regeneration der Darmflora durch ein so genanntes Immuntraining für den Darm ist bei Ihnen sinnvoll und zweckmäßig. Einzelheiten können Sie einem gleichlautenden Informationsblatt unserer Gesellschaft entnehmen.

Welche Fette sind gesund?

Meist wird vor dem Verzehr von zu viel Fett gewarnt, weil es der Gesundheit abträglich sein soll. Andererseits ist mir zu Ohren gekommen, dass es sehr auf die Art der Fette ankommt, die wir zu uns nehmen. Können Sie mir als betroffenem Tumorpatienten etwas zu den essentiellen Fettsäuren, insbesondere den Omega - 3 - Fettsäuren sagen und ihre Empfehlungen diesbezüglich deutlich machen, damit ich mich da richtig verhalte?

Es ist heute wissenschaftlich erwiesen, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren essentielle Nahrungsbestandteile sind, die im Organismus eine Fülle von wichtigen Aufgaben bei dem Stoffwechselgeschehen haben. Während man früher nur zwischen gesättigten und ungesättigten Fetten unterschieden hat, stellte sich in letzter Zeit auch ein Wechselspiel innerhalb der ungesättigten Fettsäuren heraus.
Essentielle Fettsäuren wie die Linol- oder Omega-6-Säure und vor allem Linolensäure oder Omega-3-Säure sind wichtige Stoffe für die Bildung von Hormonen, die dann ihrerseits Zellfunktionen steuern und das Zellwachstum regeln. Besonders die Linolensäure sorgt für Elastizität der Zellwände, wenn sie dort als Bausteine eingesetzt werden. Sind diese Fettsäuren nicht ausreichend vorhanden, so greift der Organismus auf gesättigte Fette zurück, die die Zellwände aber nicht geschmeidig halten können und somit auch die Reaktionsbereitschaft der Zelle abnimmt. Linol- und Linolen vermindern so die Entzündungsneigung.

Omega-3-Säuren (Linolen) vermindern außerdem die Klebrigkeit der Blutplättchen und erweitern die Gefäße, sodass der Körper besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt wird. Außerdem wird ihnen als Immunstimulanz eine vor Krebs schützende Funktion zugeschrieben. In Tierversuchen zeigte sich ein Rückgang des Tumorwachstums nach zusätzlicher Gabe von Omega-3-Fettsäuren wie auch eine Verlängerung der Überlebenszeit. Omega-3-Fettsäuren sind vor allem in Fischen wie Makrele, Hering, Lachs und Kabeljau enthalten, aber auch in Lebertran oder Wild. Ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche decken den normalen Bedarf.

Omega-3-Säuren sind mit höherem Anteil auch in einigen Pflanzenölen, wie Leinöl, Hanföl, Walnussöl oder Schwarzkümmelöl enthalten. Wer keinen Fisch essen möchte, sollte diese Nahrungsmittel bevorzugen, der Verbrauch von rotem Fleisch, Eiern und Milchprodukten mit den darin überwiegenden Omega-6-Säuren dagegen eher verringert werden.
Denn die vor Krebs schützende Wirkung von Omega-3-Säuren wird durch das Vorhandensein von zu viel Linol- oder Omega-6-Säure gemindert. Ein ideales Verhältnis wäre viermal so viel Omega-3 als Omega-6 bei der Nahrungsaufnahme. Tatsächlich ist in unserer Ernährung meist ein deutliches Übergewicht an Omega-6-Fettsäuren vorhanden.
Inzwischen bieten auch einige Labore sogenannte Fettsäureanalysen an, um das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 zu bestimmen.

Nebenwirkungen

Titandioxid schadet nicht nur dem Darm

Ich nehme seit einiger Zeit Tabletten, in denen Titandioxid enthalten ist. Nun habe ich gelesen, dass dieser Inhaltsstoff schädlich sein soll. Was wissen Sie darüber?

Sie haben recht: Die Verwendung von Titandioxid ist umstritten. So untersuchte eine Studie der Universität von Sydney die Auswirkungen von Titandioxidpartikeln im Darm von Mäusen und konnte zeigen, dass Titandioxid einen negativen Effekt auf die Darmflora hat und eine erhöhte Entzündungsbereitschaft des Darmes verursacht (Pinget G / Front Nutr 2019: https://doi.org/10.3389/fmicb.2019.02395). Die Zusammensetzung der Darmflora veränderte sich dahingehend, dass vor allem die Bakterien aktiv wurden, die im Verdacht stehen, Darmkrebserkrankungen auszulösen. Außerdem verminderte sich die Länge der Darmkrypten (das sind Einstülpungen der Darmschleimhaut), und es kam zu einer erhöhten Freisetzung von entzündungsfördernden Botenstoffen sowie zu einer Störung der Schleimhautbarriere.
Frühere Studien konnten ebenfalls zeigen, dass Titandioxid bestimmte Entzündungsparameter im Darm erhöht, zu einer vermehrten Darmdurchlässigkeit führt und möglicherweise die Entstehung von Tumoren, aber auch von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern kann (Guo Z / NanoImpact 2017: https://doi.org/10.1016/j.impact.2017.01.002 und Heringa MB / Nanotoxicology 2016: https://doi.org/10.1080/17435390.2016.1238113).
Dies ist unbedenklich, da der Weißmacher Titandioxid nicht nur in Tabletten, sondern auch in vielen Nahrungsmitteln vorkommt. Und das, obwohl eigentlich das Verwenden von Titandioxid völlig sinnlos ist. Denn es hat nur den Zweck, dass Nahrungsmittel oder Tabletten weißer aussehen.
Titandioxid, abgekürzt E171, befindet sich zum Beispiel in Kaugummis, Süßigkeiten, Hustenbonbons, Zahnpasta, aber auch in Mayonnaise, Mozzarella und Fertiggerichten.
Auch Sonnencremes und Kosmetika können Titandioxid enthalten. Es lohnt sich also immer, einen Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe zu werfen. Achten Sie bei Kosmetika auf die Bezeichnung CI 77891, hinter der sich Titandioxid verbirgt.
Obwohl schon andere Studien schlussfolgerten, dass Titandioxid Krebserkrankungen triggern könnte, ist der Stoff in Deutschland weiter zugelassen, im Gegensatz zu Frankreich, wo Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff seit Anfang 2020 verboten ist.
Anders als die orale Aufnahme wurde die Inhalation von Titandioxid im Jahr 2017 durch die EU-Chemikalienbehörde ECHA als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Grundlage war die eindeutige Beobachtung in Tierversuchen, dass Titandioxidpartikel tief in die Lunge eindringen und chronische Entzündungen hervorrufen und zu Lungentumoren führen können.
Am Universitätsspital Zürich erforscht Gastroenterologe Prof. Gerhard Rogler, welche Wirkung Nanopartikel aus Titandioxid auf unseren Darm haben. Die Ergebnisse deuten auf ein Risiko für Patienten hin, die besonders anfällig für Darmentzündungen sind (Ruiz PA / Gut 2017; https://doi.org/10.1136/gutjnl-2015-310297).
An diesen Beispielen sehen wir, dass solange Titandioxid nicht verboten wird, wir als Verbraucher selbst darauf achten müssen, ob in einem Medikament, einem Nahrungsmittel oder in einem Kosmetikum Titandioxid enthalten ist. Nutzen Sie auch die Apps von CodeCheck, Hautschutzengel und/oder ToxFox, um eine umfassende Produktbewertung zu erhalten.

Blähungen und Verstopfung unter Chemotherapie

Ich bekomme aktuell eine Chemotherapie und leide sehr stark unter Verstopfung und Blähungen. Haben Sie einen Tipp für mich, was ich tun kann?

Eine Verstopfung ist meistens die Folge von Schmerzmedikamenten oder Anti-Brech-Mitteln.
Einfache Hausmittel können Ihnen helfen: Weichen Sie abends zwei Backpflaumen in einem Glas Wasser ein, essen Sie diese am Morgen und trinken Sie den Saft. Außerdem regt ein Glas lauwarmes Wasser morgens nüchtern getrunken die Verdauung an. Milchsauer vergorene Produkte (Kefir, Jogurt, Sauerkrautsaft) und Extrakte (Kanne-Brottrunk, RegEnergetikum, Rechtsregulat) tragen zu einem gesunden Darmmilieu bei. Bei regelmäßiger Anwendung können sie einer Verstopfung ebenfalls vorbeugen.

Ballaststoffe und Bewegung bringen den Darm wieder in Schwung. Das heißt: Genügend Vollkornprodukte, Gemüse und Obst gehören auf den Speiseplan. Als besonders ballaststoffreich gelten Lebensmittel mit mehr als 5 Gramm Ballaststoffen pro 100 Gramm, dazu zählen: Haferflocken, Dinkelflocken, Vollkornroggenbrot, Amarant, Kleie, Artischocken, Schwarzwurzeln, Topinambur, Trockenfrüchte (v. a. Pflaumen, Aprikosen), Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen), Nüsse (Macadamia, Erd-, Pekan-, Haselnüsse, Walnüsse) und Samen (z. B. Leinsamen, Flohsamen). Quellen können die Ballaststoffe nur, wenn ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung steht. Darum ist es so wichtig, dass Sie bitte mindestens 2,5 Liter täglich trinken.
Stellen Sie während einer Chemotherapie nicht abrupt von wenigen auf viele Ballaststoffe um. Solche Veränderungen wollen mit Bedacht vollzogen werden. Sonst können die Probleme sich unbeabsichtigt noch verstärken. Bitten Sie Ihren Arzt um spezielle Blutuntersuchungen, um einen Magnesiummangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion auszuschließen. Wenn die Beschwerden nach der Chemotherapie oder einer Strahlenbehandlung des Bauches fortbestehen, sind eine Untersuchung der Darmflora und deren Sanierung empfehlenswert.

Um Blähungen zu lindern, können Sie Pfefferminzöl oder "Babybäuchleinöl" lokal einmassieren. Auch ein warmer Bauchwickel oder eine Wärmflasche können helfen.

Wer für Homöopathie empfänglich ist, erlebt häufig eine Entlastung für den Bauch mit Nux vomica. In Ihrem Fall könnten 3 × 5 Globuli Nux vomica D6 hilfreich sein. Es ist ein bewährtes Entgiftungsmittel. Beenden Sie die Einnahme sofort, wenn die Beschwerden sich legen oder wenn Sie nach dreimaliger Gabe keine Veränderungen feststellen.
Falls gleichzeitig eine große Schwäche bestehen sollte, kommt alternativ Carbo vegetabilis D6 in Betracht. Wenn der Stuhl wegen Leberschwäche verändert ist, also zu dünn und zu hell, hilft die Mariendistel Carduus marianus als Tinktur oder homöopathisch aufbereitet in der Potenz D4. Bei ganz hellem bis weißem Stuhl empfehlen wir Ihnen das Schöllkraut Chelidonium D6 als Dilution. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Homöopathen beraten, falls Sie unsicher sind.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Gadolinium im Kontrastmittel

Eine Fernsehsendung hat über das Kontrastmittel Gadolinium berichtet. In dem Beitrag wurden detailliert meine Beschwerden beschrieben, unter denen ich nach Chemotherapie und vielen Nachuntersuchungen leide. Über die letzten Jahre verteilt hatte ich mehr als ein Dutzend MRT-Untersuchungen mit Kontrastmittel. Wie soll ich mich verhalten? Was wissen Sie über die Nebenwirkungen von Gadolinium?

Das Metall Gadolinium wird in der Medizin als Kontrastmittel bei MRT-Untersuchungen (Magnetresonanztomografie eingesetzt. Lange galt Gadolinium als unbedenklich, doch jetzt geht man davon aus, dass es sich im Körper ablagert. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat nun auch offiziell bestätigt, dass sich nach Anwendung von gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln geringe Mengen Gadolinium im Gehirn ablagern.
Welche langfristigen Risiken mit einer Gadoliniumablagerung im Gehirn einhergehen, ist unbekannt. Daher empfahl die EMA, die Zulassungen für intravenöse lineare gadoliniumhaltige Kontrastmittel in der EU ruhen zu lassen. Die als stabiler geltenden sogenannten makrozyklischen Kontrastmittel sind nach wie vor auf dem Markt, obwohl sie ebenfalls Gadolinium enthalten. Studien zeigen, dass auch bei diesen Verbindungen Rückstände des giftigen Schwermetalls im Gehirn und in den Knochen gefunden wurden.

Von anderen Metallen weiß man, dass bereits geringe und noch unter den Grenzwerten liegende Mengen durchaus zu Vergiftungssymptomen führen können. Deshalb stufen wir den Einsatz von Gadolinium als problematisch ein.
Auf der Internetplattform www.gadolinium-vergiftung.de beschreiben die Betroffenen sehr eindrücklich ihre Beschwerden. Oft klagen Patient*innen nach MRT-Aufnahmen – wie auch bei anderen Kontrastmitteluntersuchungen – über Schlappheitsgefühl bzw. Körperschmerzen, die ein paar Tage andauern. Bisher unbekannt war, dass diese Symptome noch nach Wochen bis Monaten chronifizieren können. Beschrieben werden dabei Schmerzen (ähnlich einer Fibromyalgie), Muskelschwäche, Schwellungen, Missempfindungen, Krämpfe, Atemprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Hautveränderungen, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen, Sprachprobleme und Sehstörungen. Es soll außerdem zu einem Anstieg der Leberenzyme sowie der Herzenzyme und zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion kommen können.

Wenn Sie den Verdacht hegen, an einer Gadoliniumvergiftung zu leiden, lassen Sie Ihren Gadoliniumwert bestimmen. Labore, die diese Untersuchung durchführen, sind z.B. https://microtraceminerals.de/ (Microtrace Minerals Hersbruck), http://www.mlhb.de (Medizinisches Labor Bremen), http://www.imd-berlin.de (IMD Labor Berlin-Potsdam). Bei erhöhten Werten wenden Sie sich an einen Arzt oder eine Ärztin für Umweltmedizin.
Immerhin haben deutschlandweit viele Radiologen umgedacht. Sie verwenden gadoliniumhaltige Kontrastmittel nur noch dann, wenn es aus ihrer Sicht unvermeidbar ist, das heißt, wenn sie wichtige diagnostische Informationen mit einer Magnetresonanztomografie ohne Kontrastverstärkung nicht gewinnen können. Fragen Sie trotzdem im Vorbereitungsgespräch vor jeder MRT-Untersuchung nach, ob ein Kontrastmittel gespritzt werden soll, und entscheiden Sie vor Ort, ob Sie dem zustimmen. Alternativen zu diesen Kontrastmitteln gibt es leider noch nicht.

Übrigens: Die Patient*innen scheiden das Gadolinium über ihren Urin aus, sodass es dem Abwasser zugeführt wird. In unseren Kläranlagen kann das Metall Gadolinium nicht vollständig abgebaut werden. Es ist inzwischen in unserem Trinkwasser nachweisbar, wie der Geochemiker Professor Michael Bau aus Bremen zeigte. Diesen Umstand halten wir ebenfalls für bedenklich, auch wenn Forscher davon ausgehen, dass Gadolinium im Trinkwasser keine gesundheitliche Gefahr darstellt, sondern nur ein Indiz für die zunehmende Verschmutzung unserer Umwelt ist.

Honig hilft bei Mundschleimhautentzündung

Ich leide an Mundtrockenheit und Entzündungen als Folge der Strahlentherapie bei einem Kopf-Hals-Tumor. Kann Honig hier hilfreich sein?

Honig hat bei Mundtrockenheit und Mundschleimhautentzündungen tatsächlich eine lindernde Wirkung. Er kann zur Vorbeugung oder Therapie der sogenannten Mukositis (Mundschleimhautentzündung) und Mundtrockenheit bei bzw. nach einer Chemo- oder Strahlentherapie angewandt werden. Das süße Bienenprodukt hat sich auch bei anderen Wundheilungsstörungen als wirksam herausgestellt, z. B. bei offenen Wunden/Tumoren oder bei Wunden, die mit antibiotikaresistenten Problemkeimen belastet sind. Für Patienten, deren Mukositis sich in Zusammenhang mit einer Bestrahlung von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich gebildet hat, ist die Wirksamkeit von Honig besonders gut belegt.

Studienlage. Es gibt in der Tat so viel wissenschaftliche Forschung zu Honig, dass wir hier eine kleine Auswahl treffen mussten, um den Rahmen nicht zu sprengen. Eine Studie untersuchte die Wirkung von Honig auf Mukositiden bei 90 Patienten. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen aufgeteilt: Die erste erhielt Honig. Die zweite eine Mischung aus Honig, Olivenöl, Propolis und Bienenwachs. Die dritte diente als Kontrollgruppe. Bei leichter Mukositis (Grad 2) erwies sich Honig als beste Behandlungsmöglichkeit. Bei schwereren Mundschleimhautentzündungen waren sowohl der Honig als auch die Mischung aus Honig, Olivenöl, Propolis und Bienenwachs der Standardbehandlung überlegen (Abdulrhman M, Elbarbary NS et al. / Pediatr Hematol Oncol 2012).
In einer anderen Studie wurden drei Behandlungsoptionen verglichen: Eine Siruplösung, der 20 mg Betamethason (Kortison) zugesetzt wurden, mit einer Honiglösung sowie einer Honiglösung (300 g), der 20 g Instantkaffeepulver zugesetzt wurden. In allen drei Gruppen besserten sich die Beschwerden. Die Besserung war allerdings in der Sirup-Betamethason-Gruppe am geringsten, in der Honig-Gruppe am zweitbesten und in der Honig-Kaffee-Gruppe am deutlichsten ausgeprägt (Raeessi MA, Raeessi N et al. / BMC Complement Altern Med 2014).
Eine randomisierte Studie untersuchte Honig zur Prophylaxe von Mukositiden bei Kindern mit hämatologischen Erkrankungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe und fand ebenfalls positive Effekte für Honig (Al Jaouni SK, Al Muhayawi MS et al. / Evid Based Complement Alternat Med 2017). Einige Studien haben die Bedeutung von Honig zur Linderung der Nebenwirkungen von Strahlentherapie im Mund- und Rachenraum untersucht. Analysen sämtlicher Daten kommen zu dem Ergebnis, dass Honig für diese Patienten die beste Behandlung von Schleimhautentzündungen ist (Cho HK, Jeong YM et al. / Laryngoscope 2015 und Co JL, Mejia MB et al. / Head Neck 2016). Eine erste Studie (prospektiv, randomisiert) zur prophylaktischen Anwendung von Honig zum Vermeiden von Mundtrockenheit zeigte, dass Schmerzen und Schluckstörungen deutlich seltener auftreten (Charalambous A, Lambrinou E et al. / Eur J Oncol Nurs 2017).

Anwendung. Während der Bestrahlung sollte Honig mehrfach täglich im Mundraum auf die Schleimhäute einwirken können: Nehmen Sie daher mehrmals vor und nach der Bestrahlung einen Löffel Honig in den Mund, lassen Sie ihn etwas einwirken und schlucken Sie ihn dann. Mundspülungen mit Salbei und/oder Salbeiextrakt sind ebenfalls hilfreich. Auch das Ölkauen unterstützt den Heilungserfolg. Nutzen Sie das Ölkauen allerdings bitte erst nach dem kompletten Abschluss der Strahlentherapie und nicht währenddessen, da immer Ölreste auf der Mundschleimhaut verbleiben und diese durch die Strahlentherapie ähnlich wie in einer Bratpfanne überhitzt werden.
Honig wirkt über das lokale Geschehen im Mundraum hinaus. Oft führt die Entzündung der Mundschleimhaut zu Problemen beim Essen. Das kann einen ungewollten Gewichtsverlust zur Folge haben. Wird die Entzündung gelindert, kann besser gegessen werden, das Gewicht bleibt stabiler, und das Essen bringt zusätzlich ein nicht zu unterschätzendes Plus an Lebensqualität.

Qualität. Honig ist nicht gleich Honig. Der Nektar der verschiedensten Blüten, die es weltweit gibt, unterscheidet sich deutlich. Daher existieren erhebliche Unterschiede zwischen den Honigsorten. Bislang wurden kaum Studien durchgeführt, die mögliche Unterschiede in der Wirksamkeit verschiedener Honige hätten aufzeigen können. Die Forschung konzentriert sich derzeit auf den Manuka-Honig. Doch aktuelle Studien legen nahe, dass nicht (nur) der Manuka-Honig, sondern eher (auch) andere Honigarten wirksam sind, z. B. Waldhonig oder der malaysische Tualanghonig. Das Marktangebot an Manuka übersteigt die offiziellen Exportzahlen der Ursprungsländer. Das heißt, dass vermutlich einige falsche oder gestreckte Manuka-Honige im Handel sind. Nicht alles, was exotisch klingt und teuer ist, muss besser sein als einheimische Ware.

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Trockene Augen – was hilft?

Seit einiger Zeit sind meine Augen gereizt, sodass ich ständig daran reiben muss. Welche naturheilkundlichen Mittel können hier Linderung bringen?

Schätzungen zufolge leiden etwa 15 Prozent der Bevölkerung unter trockenen Augen. Auch bei Patienten, die eine Chemo- oder Antihormontherapie erhalten, können Beschwerden durch trockene Augen auftreten. Hormonelle Störungen oder Entzündungen der Tränendrüsen können dazu führen, dass der Tränenfilm nicht ausreicht.
Oft klagen die Betroffenen gar nicht über ein trockenes Auge, sondern darüber, dass es brennt, juckt oder tränt. Konsultieren Sie in diesem Fall immer zuerst einen Augenarzt. Dieser wird Ihnen wahrscheinlich Tränenersatzmittel als Gel oder Tropfen verschreiben. Augensprays mit Liposomen scheinen etwas besser die Fette in der Tränenflüssigkeit nachzuahmen. Achten Sie besonders darauf, dass diese Medikamente frei von Konservierungsmitteln sind.

Trockene Augen bzw. das sogenannte Sicca-Syndrom sollten vielschichtig angegangen werden.
In der Naturheilkunde hat sich die Anwendung von Augentrost (Euphrasia) als Augentropfen bewährt. Sie können die Tropfen alleine oder kombiniert mit Fencheltee auf Kompressen träufeln und diese zur Beruhigung auf die geplagten Augen legen.
Aufwändiger aber auch gut wirksam ist die Anwendung von Leinsamen-Kompressen: Hierzu wird ein Teelöffel Leinsamen mit 200 ml heißem Wasser überbrüht, nach Abseihen des abgekühlten Suds werden Wattepads mit dem leicht schleimigen Leintee getränkt und auf die Augen gelegt.
Die Anthroposophische Apotheke nutzt bei trockenen Augen außerdem die Wirkung von Schöllkraut: Chelidonium wird häufig als Lebermittel eingesetzt. Und so tragen beispielsweise die Weleda Chelidonium RhD4-Augentropfen der Beziehung zwischen Leber und Auge Rechnung, wie sie auch aus der östlichen Medizin bekannt ist.
Die Leber direkt zu stärken mit Leberwickeln oder pflanzlichen Mitteln (Mariendistel & Co.) kann ebenso Bestandteil einer ganzheitlichen Herangehensweise sein, wie die Sanierung der Darmflora (Symbioflor, Colibiogen etc.). Denn eine Störung des schleimhautassoziierten Abwehrsystems im Darm kommt ebenfalls als Ursache in Betracht.
Auch der gezielte und verantwortungsbewusste Einsatz von homöopathischen Arzneien kann erwogen werden. Wenden Sie sich bei anhaltenden Beschwerden an einen naturheilkundlich orientierten Arzt oder Heilpraktiker

Erythropoetin und Fatigue

Durch die schulmedizinische Behandlung - insbesondere der Chemotherapie - leide ich zunehmend an Schwäche und Müdigkeit. Mein Arzt hat mir wegen einer Blutarmut zusätzlich die Anwendung von Erythropoetin verordnet. Was halten Sie davon? Und was kann ich von biologischer Seite her zusätzlich tun?

Leiden Krebspatienten unter Schwäche, Müdigkeit und Erschöpfung, so liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit das sog. Fatigue-Syndrom vor. Dieses bezeichnet keine eigene Krankheit, sondern eine Vielzahl an Beschwerden. So unterschiedlich die verschiedenen Tumorerkrankungen und Behandlungsformen sind, so individuell werden auch die Beschwerden geäußert. Viele Betroffene fühlen sich schon nach kleinen Anstrengungen, wie Duschen, Treppensteigen oder beim Essen nachhaltig erschöpft. Andere wiederum können sich schlecht konzentrieren und bringen selbst zum Lesen, Telefonieren oder sogar zum Zähneputzen keine Kraft auf.
Das Fatigue-Syndrom kann durch viele Faktoren begünstigt werden. Als Hauptursache gilt die Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Belastende Therapien, wie Chemo– oder Strahlentherapie aber auch die Tumorerkrankung selbst stellen den häufigsten Auslöser dar. Es kommt zu einem Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie), wodurch der Körper nur noch mangelhaft mit Sauerstoff versorgt werden kann. Aber auch andere Therapiefolgen wie Übelkeit, Appetitlosigkeit und Mundschleimhautentzündungen führen durch verringerte Nährstoffaufnahme zum Nachlassen der Kraftreserven. Chronische Infektionen, Funktionsstörungen der entgiftenden Organe (Leber, Niere), Schmerzen und Mangel an körperlichem Training können ebenfalls Müdigkeit und Erschöpfung auslösen. Von großer Bedeutung ist auch die psychische Anspannung angesichts der Diagnosestellung und den damit verbundenen existentiellen Sorgen und Ängsten.
Schulmedizinisch konzentrieren sich die meisten Behandlungen darauf, den durch Blutarmut hervorgerufenen Sauerstoffmangel zu beheben. Neuerdings wird alternativ zu Bluttransfusionen ein körpereigenes Hormon eingesetzt: Erythropoetin, kurz EPO genannt. Es regt im Knochenmark die Bildung von roten Blutkörperchen an, die den Sauerstoff im Körper transportieren. Weltweit bekannt wurde das Hormon, seit Sportler es als Dopingmittel missbrauchten. Ein Maß für die Menge an roten Blutkörperchen ist das Hämoglobin (roter Blutfarbstoff). Dieses kann im Blut durch den sog. Hämoglobinwert - Abkürzung „Hb-Wert" - bestimmt werden. Grundsätzlich sollte bei der Behandlung mit Erythropoetin der Hämoglobin-Wert jedoch nicht auf über 12 g/dl angehoben werden, insbesondere da einigen Studien zufolge durch zu starkes „Doping" mit Erythropoetin die Überlebenchancen von Krebspatienten verringert werden können (z.B. Lappin T/Oncologist 2007 und Wright JR/J Clin Oncol 2007). Nachgewiesen ist dies bei Patienten mit Brustkrebs, Kopf-Hals-Tumoren und großzelligem Lungenkrebs. Ursache für diese Beobachtung könnte sein, dass der isoliert gegebene Wachstumsfaktor Erythropoetin auch das Wachstum von Tumorzellen anzuregen vermag. Wir raten deshalb, Erythropoetin nicht allein zur Hb-Wert-Korrektur, sondern nur bei zusätzlich vorliegenden, auf die Anämie zurückzuführenden Beschwerden einzusetzen.
Was man als Patient selbst tun kann, um mehr Sauerstoff ins Gewebe zu bringen, sind Spaziergänge an frischer Luft, Atemgymnastik sowie sportliche oder gymnastische Übungen. Auch die von ganzheitlich arbeitenden Therapeuten angewandte Sauerstoff-Therapie, z.B. als Inhalation, bringt in der ambulanten Behandlung schnelle Erfolge. Bei der Blutbildung wird Eisen gebraucht, daher können Eisenpräparate (pflanzliche bevorzugen), Folsäure oder Vitamin B12 zusätzlich helfen. Am besten ist es, man lässt vom Arzt bestimmen, ob ein Mangel an diesen Stoffen vorliegt. Auch Rote-Beete-Saft, Brennnesselsaft oder roter Traubensaft sollen die Blutbildung fördern. Damit das Eisen aus der Ernährung besser aufgenommen wird, hilft Vitamin C oder einfach nur ein frisch gepresster Orangensaft. Außerdem sollten Nährstoffdefizite ausgeglichen, Entgiftungsorgane gestärkt und die Darmschleimhaut regeneriert werden. (siehe GfBK-Infos: Darmregulation, Ausleitung und Entgiftung wie auch Vitamine) Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an den ärztlichen Beratungsdienst unserer Gesellschaft.

Weichteil- und Gelenkschmerzen nach Chemotherapie

Wegen eines hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphoms musste ich eine Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzellentransplantation durchführen lassen. Die Therapie hat optimal angeschlagen. Ich befinde mich seit zwei Jahren in einer Vollremission. Leider wird meine Lebensqualität durch ständige, wechselstark ausgeprägte Weichteil- und Gelenkbeschwerden getrübt. Gibt es eine naturheilkundliche Therapieoption als Alternative zu den empfohlenen Schmerzmitteln und Psychopharmaka?

Ihr Körper ist durch die Abbauprodukte der Hochdosis-Chemotherapie belastet, in Ihrem Bindegewebe sind Säuren sozusagen als »Altlasten« deponiert. Von dort aus können sie noch Jahre später vielfältige Beschwerden auslösen. Wir empfehlen Ihnen daher eine Ausleitungstherapie über wenigstens vier, besser acht Wochen und eine langfristige Basentherapie unter fachkundiger therapeutischer Begleitung. Über die Haut können Schadstoffe z.B. durch Basenbäder (www.p-jentschura.com) ausgeleitet werden. Wenn Schmerzpunkte tastbar sind, helfen durchwärmende Salben oder durchblutungsfördernde Öle (z. B. Weleda Arnika-Massageöl). Sie können auch eine ganzheitliche Behandlung im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) mit Akupunktur und Kräutermedizin in Betracht ziehen.

Achten Sie auch auf eine gute Versorgung mit Vitamin C und D und bewegen Sie sich. Versuchsweise können pflanzliche Schmerzmittel in Form von Weidenrinde (z.B. Salix Tropfen Bürger), Teufelskralle (z.B. Harpagophytum oder Presselin Teufelskrallen tropfen) oder Eschen- bzw. Zitterpappelrinde (Phytodolor) eingesetzt werden. Akupunktur kann bei Schmerzzuständen ebenfalls helfen.

Jederzeit können Sie gerne den ärztlichen Beratungsdienst der GfBK mit der Fragestellung ansprechen, Terminvereinbarung Tel. 06221-138020.

Yoga reduziert Nebenwirkungen

Inwieweit können Entspannungsverfahren bei belastenden Therapien hilfreich sein?

 Sie sprechen ein aktuelles Thema an. Vor einiger Zeit wurden die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, in der die Wirkungen von verschiedenen Entspannungsverfahren auf die Lebensqualität verglichen wurden (Chandwani D et al./JCO 2014). Forscher des Anderson Cancer Centers in Houston untersuchten 191 Brustkrebspatientinnen, die während einer Strahlentherapie der Brust entweder Yogaübungen, einfache Streckübungen oder gar keine Übungen durchführten. Sie übten sechs Wochen lang, und zwar dreimal wöchentlich. Anschließend beantworteten die Frauen einen Fragebogen zu den Nebenwirkungen der Strahlentherapie. Zusätzlich wurde bei ihnen das Stresshormon Cortisol im Speichel bestimmt. Die Untersuchung zeigte, dass die täglichen Cortisol-Werte bei der Yoga-Gruppe am stärksten abfielen. Dies ist eine wichtige Beobachtung, da angenommen wird, dass ein gestörter Cortisol-Tagesrhythmus den Erkrankungsverlauf bei Krebspatienten ungünstig beeinflussen kann. Außerdem litten die Teilnehmerinnen, die regelmäßig Yoga- oder Streckübungen durchführten, seltener an Schwäche oder Abgeschlagenheit. Die körperliche Lebensqualität wurde durch Yoga-Übungen mehr gefördert als durch Streckübungen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Entspannungsverfahren zur Linderung von Nebenwirkungen belastender Therapien. Auch eine andere Studie bestätigt die enorme Bedeutung: Durch Meditation und Entspannung können entzündliche Reaktionen verhindert werden (Kaliman P/Psychoneuroendocrinology  2014).

Säureblocker schwächen die Knochen

Ich nehme Magensäureblocker ein und habe Angst vor Nebenwirkungen. Worauf muss ich achten?

Magensäureblocker (Antazida) sollen die Magensäureproduktion verringern. Vor allem während der Chemotherapie werde sie häufig verschrieben, um Sodbrennen oder eine Magenschleimhautentzündung zu behandeln. Allerdings liegt die Ursache dieser Probleme während einer Chemotherapie nicht in einem Zuviel an Magensäure, sondern in der Schädigung der Magenschleimhaut durch die Zytostatika. Wenn dann Magensäure auf eine entzündete Schleimhaut trifft, verstärkt sich das Problem.

Die natürliche Säure im Magen ist wichtig für eine gesunde Verdauung. Außerdem schützt sie den Körper vor Krankheitserregern und Keimen. Wird diese Wirkung durch Medikamente beeinträchtigt, welche die Magensäure neutralisieren, kann es zu einer erhöhten Infektanfälligkeit im Magen-Darm-Trakt kommen. Dies wurde 2011 erstmals in einer Studie bestätigt: Patienten, die Magensäureblocker einnahmen, hatten ein höheres Risiko an den Folgen einer Infektion mit dem Krankenhauskeim Clostridium difficile zu sterben.

Magensäureblocker können außerdem die Aufnahme von arzneilichen Wirkstoffen im Organismus verringern. Daher dürfen sie grundsätzlich nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten eingenommen werden. Dies betrifft Antibiotika, die oral verabreicht werden, ebenso wie Eisen, Zink, B-Vitamine, Vitamin A und C. Zwischen der Einnahme eines Säureblockers und anderer Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel braucht es daher einen Abstand von etwa zwei Stunden. Berücksichtigen Sie auch, dass Schmerzmittel, wie z. B. Acetylsalicylsäure oder Diclofenac Sodbrennen verstärken können.

Die Nebenwirkungen, die Magensäureblocker in der dauerhaften Anwendung haben, werden oft nicht berücksichtigt. Eine aktuelle Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass Magensäureblocker aus der Gruppe der Protonenpumpenhemmer (Omeprazol oder Pantoprazol) das Risiko für Knochenbrüche erhöhen, wenn sie länger als zwei Jahre eingenommen werden.
Greifen Sie daher nur im Akutfall zu Antazida. Wir raten bei leichten Fällen von Sodbrennen und Gastritis eher zu naturheilkundlichen Mitteln. Versuchen Sie den Beschwerden ganzheitlich zu begegnen, z. B. durch Ernährungsmaßnahmen, Heilpflanzen (Melisse, Kamille), Heilerde, Homöopathie bzw. eine Säure-Basen-Regulation.

Durchfall während Chemotherapie

Ich bekomme eine Chemotherapie und habe ständig Duchfälle. Was kann ich dagegen tun?

Durch die Zytostatika werden auch gesunde Darmzellen geschädigt. Das kann zu Verdauungsstörungen führen. Manchmal wechseln sich Durchfälle und Verstopfungen ab. Auch bei Bestrahlungen des Bauchraums treten häufig anhaltende Durchfälle auf.
Die Behandlung mit LC-Extrakt (Colibiogen) vermindert nachweislich Durchfälle während einer hochdosierten Chemo- oder nach einer Strahlentherapie. Selen in hohen Dosen wird zur Linderung der Nebenwirkungen schon während der Chemo oder Bestrahlung eingenommen. Es vermindert die durch freie Radikale entstehenden Entzündungen der Darmschleimhaut.
Ein Kombinationspräparat aus Myrrhe, Kamille und Kafeekohle (Myrrhinil intest) sowie die innerliche Anwendung von Heilerde oder Zeolithen können ebenfalls Durchfälle lindern. Beide müssen jedoch wegen möglicher Wechselwirkungen im Darm eine Stunde zeltversetzt zu anderen oral zugeführten Medikamenten eingenommen werden.

Auch warme Bauchwickel oder eine Wärmflasche werden meistens als angenehm empfunden. Pfefferminzöl oder "Babybäuchleinöl" sanft lokal einmassiert lindert begleitende Blähungen.

Milchsauer vergorene Lebensmittel beeinflussen das Darmmilieu günstig. Daher hat es sich bewährt, sie schon vor dem Auftreten der Nebenwirkungen vorbeugend zu verzehren. Geeignet sind Sauerkraut, milchsauer eingelegtes Gemüse, Joghurt, Sauermilch, Kefir, fermentiertes Getreide, Kanne-Brottrunk oder Rechtsregulat. Bitte beachten Sie bei allen Ernährungstipps stets die individuelle Verträglichkeit.
Treten dennoch Durchfälle auf, ist es ratsam, nur fettarme Milchprodukte und diese eher sparsam zu verzehren, z. B. Quark, Joghurt, Magerkäse, Buttermilch oder abgekochte Magermilch. Bevorzugen Sie Bananen, Apfelmus oder geriebene Äpfel sowie Heidelbeeren als ungesüßtes Mus oder als getrocknete Beeren. Essen Sie leichte, blähungsfreie, fettarme, ballaststoffarme Gerichte und viele kleine Mahlzeiten. Cremesuppen aus verschiedenen Gemüsen oder gedünstetes Gemüse mit Kartoffeln oder Kartoffelmus werden meistens sehr gut vertragen.
Bitte trinken Sie reichlich, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bevorzugen Sie dabei stilles Wasser, Kamillen-, Fenchel- oder Leinsamentee.
Bei sehr starken Durchfällen ist es ratsam, den Getränken etwas Salz hinzuzufügen. Eher schlecht vertragen werden gebratene und fettreiche Speisen, Vollkornbrot, Nüsse, rohes Gemüse und rohes Obst (außer Äpfeln) sowie starke Gewürze, Süßigkeiten, Alkohol, Kaffee oder Chips.

Falls die Beschwerden sechs bis acht Wochen nach der Chemotherapie weiterhin bestehen, empfehlen wir eine Diagnostik der Darmflora durch eine mikrobiologische Untersuchung. Je nach Befund kann das gesunde Milieu dann gezielt mit bestimmten Präparaten wieder aufgebaut werden (Mikrobiologische Therapie, Symbioselenkung). Weitere Informationen erhalten Sie auch in unserer GfBK-Info Darmregulation.

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Ölkauen zur Schleimhautstärkung

Ich habe infolge einer chemotherapeutischen Behandlung immer wiederkehrende Entzündungen der Schleimhaut im Mundbereich. Nun habe ich vom sogenannten Ölkauen gehört? Wie kann ich dies anwenden und was kann ich lokal sonst noch für meine Schleimhäute tun?

Das Ölkauen beziehungsweise Ölziehen kann bei Krebserkrankungen angewandt werden und dazu beitragen, den Organismus nach belastenden Therapien zu entgiften. Zusätzlich hilft es bei Schleimhautproblemen im Mundbereich infolge einer Chemo- oder Strahlentherapie und ist insbesondere bei Tumoren im Mund-Rachen-Raum empfehlenswert.
Nach Dr. Karach besteht der Grundsatz dieses Verfahrens darin, einfach Öl in der Mundhöhle zu schlürfen und zu saugen. Während dieses Vorgangs wird der Stoffwechsel angeregt. Positive lokale Effekte zeigen sich auch in der Festigung lockerer Zähne, dem Unterbinden von Zahnfleischbluten und dem sichtbaren Weißwerden der Zähne.
So wird das Ölkauen durchgeführt: Nehmen Sie mindestens einen Teelöffel, höchstens einen Esslöffel eines Pflanzenöls in den Mund. Optimal geeignet ist Sonnenblumenöl. 15 bis 20 Minuten lang wird das Öl langsam gesaugt, gespült und durch die Zähne gesogen. Das macht man am besten morgens vor dem Frühstück. Will man die Wirkung verstärken, wird das Ölkauen dreimal täglich vor dem Essen und mit leerem Magen wiederholt. Schlucken Sie das Öl nicht hinunter! Wenn das anfangs dickflüssige Öl dünnflüssiger wird, soll es ausgespuckt werden. Die Flüssigkeit ist dann so weiß wie Milch. Falls sie noch gelb sein sollte, war das Spülen von zu kurzer Dauer. Nach dem Ausspucken ist es wichtig, dass man die Mundhöhle mehrmals gründlich mit Wasser spült die Zähne putzt und das Waschbecken reinigt, denn in der Flüssigkeit befinden sich große Mengen von Bakterien, verschiedene Krankheitserreger und andere schädliche Substanzen.
Neben dem Ölkauen können Sie lokal zum Beispiel vor dem Herunterschlucken mit Selen-Trinkampullen im Mund spülen bzw. etwas hin -und her kauen. Außerdem ist wie bei jedem Krebspatienten eine Sanierung der Zähne und insbesondere eine Entfernung von Amalgamfüllungen empfehlenswert (siehe auch  GfBK-Info: Ganzheitliche Zahnmedizin).
Beachten Sie bitte, dass unmittelbar vor einer Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich das Ölkauen nicht angewandt werden sollte, da immer Ölreste auf der Mundschleimhaut verbleiben und diese durch die Strahlentherapie ähnlich wie in einer Bratpfanne überhitzt werden können.

Krebstherapie mit Antikörpern – Behandlung von Hautausschlägen

Ich habe Lungenkrebs und bekomme seit einigen Monaten eine Antikörperbehandlung mit Tarceva. Nun treten seit einigen Wochen vermehrt akneartige Hautausschläge im Gesicht auf, die mich sehr belasten. Was kann ich dagegen tun?

Viele neue Therapieformen wie z.B. Antikörper, die bei Tumoren der Lunge oder des Darms zunehmend eingesetzt werden, haben völlig andere Nebenwirkungen als chemotherapeutisch wirksame Substanzen. Insbesondere die akneartigen Hautreaktionen, die sich auch entzünden können, machen den Betroffenen oft sehr zu schaffen. Ein kleiner Trost ist häufig dann nur, dass bei Auftreten dieser Hautveränderungen meist auch die Therapie anspricht. Insofern für viele Patienten ein wichtiger Grund, um die Behandlung trotzdem weiterzumachen.

Von schulmedizinischer Seite werden antientzündlich wirkende Präparate wie lokale Kortikoide oder Antibiotika eingesetzt, die aber auch wiederum Nebenwirkungen haben. Da die geschädigte Haut bei Untersuchung unter dem Mikroskop Ähnlichkeit mit der Psoriasis (Schuppenflechte) aufweist, wäre auch ein Behandlungsversuch mit Selen und Thymuspeptiden denkbar, da bei Psoriasis-Patienten Abheilungen der Hautveränderungen durch eine Kombinationstherapie mit Selen, Thymuspeptiden, Zink und Vitamin-B-Komplex beobachtet wurde. Ob dies jedoch auch auf Patienten übertragbar ist, bei denen Hautveränderungen durch Antikörper (wie z.B. Tarveca) aufgetreten sind, bleibt spekulativ. Da von Selen bekannt ist, dass es das die Nebenwirkungen von belastenden Therapien reduziert, möchten wir Ihnen als Therapieversuch zumindest eine Selengabe mit Natrium-Selenit empfehlen.

Gut helfen auch lokale Maßnahmen, wie z.B. eine Austrocknung durch Gels, die bei Entzündungen auch Antibiotika enthalten sollten. Zunächst sollte auf eine rückfettende Hautpflege verzichtet werden, sondern die Haut eher mit Lotionen gepflegt werden. Zur Beruhigung der Haut kann es auch sehr gut sein, ein mit reinem Aloe vera Saft getränktes Vlies auf die betroffenen Stellen einwirken zu lassen. Besonders im Sommer ist es wichtig, Lichtschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor zu verwenden bzw. die zu starke und zu lange Sonneneinstrahlung eher zu vermeiden. Bei der täglichen Hautreinigung ist es wichtig, Reinigungsgele oder milde Cremeseifen, die unparfümiert sind und den pH-Wert der Haut erhalten, zu verwenden. Außerdem ist es sinnvoll, Handtücher nach einmaliger Verwendung bei 60 Grad zu waschen, um Entzündungen vorzubeugen.

Hand-Fuß-Syndrom während Chemotherapie

Seitdem ich als Krebspatientin mit einem bestimmten neuen Medikament behandelt werde, schält sich bei mir die Haut an Händen und Füßen. Was kann ich tun, damit diese belastende Nebenwirkung etwas besser wird?

Vermutlich haben Sie ein Hand-Fuß-Syndrom: Darunter versteht man Störungen der Sensorik an den Handinnenflächen und an den Fußsohlen, die durch entzündliche Hautveränderungen ausgelöst werden. Es tritt meist infolge einer bestimmten Chemotherapie, insbesondere unter Capecitabin (Xeloda), aber auch unter 5-Fluorouracil und liposomalen Doxorubicin auf. Häufig finden sich zusätzlich ein Abschuppen der Haut, Taubheit, Kribbeln und eine Überempfindlichkeit für Wärme. Unbehandelt kann das Hand-Fuß-Syndrom schwere Funktionseinschränkungen auslösen, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen können.
Tritt ein Hand-Fuß-Syndrom auf, wird der behandelnde Arzt meistens eine Dosisreduktion der Chemotherapie empfehlen, in schweren Fällen auch ein Absetzen der Therapie. Begleitend erfolgt eine lokale Behandlung mit Feuchtigkeitslotionen, Cremes und Harnstoffhaltigen Salben.

In der biologischen Medizin liegen gute Erfahrungen mit der Einnahme von ß-Carotin, Vitamin D, E und Hanföl sowie der lokalen Anwendung von Hanföl vor. Vor allem das 2 bis 3-mal tägliche Eincremen der Hände und Füße mit speziellen Hanfölzubereitungen (z.B. Haut Hanföl von Sima) ist eine einfache und sehr effektive Maßnahme (Koula-Jenik H/DZO 2010). Beim Eincremen ist es wichtig, die betroffenen Stellen 3-4 x am Tag je 8-10 Minuten einzumassieren!

Außerdem können das lokale Aufsprühen von Apfelessig bzw. kühle oder auch warme Bäder hilfreich sein, zum Beispiel die Anwendung eines 15- bis 20-minütigen warmen Hand- und Fußbades, dem ein Auszug aus jeweils 10 g Ringelblumen- und Kamillenblüten sowie Salbeiblättern (mit 1,5 l kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 10 min ziehen lassen, Extrakt mit 1,5 l kaltem Wasser verdünnen) zugesetzt wurde.

Wie so häufig gibt es kein Patentrezept. Am besten, Sie wenden bereits vor Beginn einer Therapie, die ein Hand-Fuß-Syndrom auslösen kann (z.B. Capecitabin), lokale Massagen mit entsprechenden Ölen an.

Polyneuropathie naturheilkundlich behandeln

Ich leide an Nervenschmerzen durch eine Chemotherapie und möchte gerne wissen, was ich naturheilkundlich tun kann, um die Beschwerden zu lindern.

Unter dem Begriff Polyneuropathien versteht man Nervenschädigungen, wobei sich das Wort zusammensetzt aus poly (viele) und Neuropathie (Nervenerkrankung). Polyneuropathien können viele verschiedene Ursachen haben. In der Regel sind die Nerven mit besonders langen Leitungsbahnen betroffen, also die Nerven von Händen und Füßen. Am häufigsten betroffen sind Diabetiker und Alkoholkranke. Aber auch bestimmte Chemotherapeutika (z.B. Cisplatin, Carboplatin, Oxaliplatin, Taxol, Taxotere) können eine Polyneuropathie auslösen. Allerdings treten nicht bei allen Patienten, die eine solche Chemotherapie erhalten haben, Beschwerden im Sinne einer Polyneuropathie auf, so dass sich die Behandlung immer auch nach dem Schweregrad der Symptome richtet. So bemerken einige Patienten nur ein leichtes Kribbeln und Taubheitsgefühl in Händen und Füßen, das nach einigen Wochen wieder verschwindet. Bei anderen wiederum können die Beschwerden bis hin zu stechenden Schmerzen so ausgeprägt sein, das sie die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

In der biologischen Medizin haben einige Ärzte gute Erfahrungen mit der Einnahme von L-Carnitin, einer vitaminähnlichen Substanz gemacht. Hierbei werden Dosierungen von etwa täglich 3-4 g L-Carnitin vorbeugend eingesetzt. Allerdings führte eine doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie mit der Gabe von 3000mg Acetyl-L-Carnitin pro Tag bei Patientinnen mit Brustkrebs häufiger zu einer durch Taxane verursachten Neuropathie als in der Placebogruppe (Hershman DL, Unger JM, Crew KD et al. / J Clin Oncol 2013; 31: 2627–2633).

Vielversprechende Daten gibt es auch für die Gabe von Glutamin, Glutathion und Vitamin E. So gab es weniger Nervenschädigungen, wenn Vitamin E gegeben wurde; allerdings wurde dies in nur wenigen Pilotstudien mit unzureichendem Studiendesign dokumentiert. Ob sich diese Ergebnisse auch auf die breite Praxis übertragen lassen, müssen weitere Studien klären.

Hochdosiertes Selen, B-Vitamine (v.a. Vitamin B1) und alpha-Liponsäure werden auch häufig eingesetzt. Wir empfehlen diese dann, wenn lokale Maßnahmen und Massagen (siehe unten) keine Linderung bringen.

Generell ist bei einer nervenschädigenden Chemotherapie das 3-4 x tägliche Eincremen mit cannabinoidhaltigem Hanfölen (z.B. PNP-Öl) empfehlenswert. Beim Eincremen ist es wichtig, nicht nur einzucremen, sondern die betroffenen Stellen je 8-10 Minuten einzumassieren! Ggf. auch einen Noppenball verwenden.

Nicht vergessen: Auch krankengymnastische Maßnahmen haben eine große Bedeutung, wie z.B. Massagen und wechselnde Temperaturreizungen mit warmen und kalten Wasser.
Die lokale Anwendung eines Peelings kann ebenfalls schmerzlindernd sein: Einmal täglich Hände und/oder Füße mit 2 Teilen Olivenöl und 1 Teil Zucker, 10 Minuten einreiben, danach gut abspülen.
Einigen Patienten hilft auch die Bioresonanztherapie oder das lokale Aufsprühen von Apfelessig.
Dabei scheint wichtig zu sein, die individuell passende Therapie zu finden und ruhig verschiedene Maßnahmen auszuprobieren.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Was ist Fatigue?

Im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen und aggressiven Therapieformen wie Chemo- bzw. Strahlentherapie hört und liest man zunehmend öfter vom chronischen Fatigue-Syndrom. Was ist darunter zu verstehen?

Das chronische Fatigue- oder deutsch Müdigkeits-Syndrom (= verschiedene Beschwerden mit Erschöpfung, Antriebslosigkeit und Mattheit) ist eine häufige Folge einer Chemo- bzw. Strahlentherapie. Der menschliche Organismus wird durch die kontrollierte Zufuhr starker Zellgifte (bei der Chemotherapie) bzw. durch energiereiche Strahlung nicht selten maximal gefordert und häufig überfordert. Als Reaktion des Körpers kann der gesamte Stoffwechsel. negativ beeinflusst werden und in Folge eine Blutarmut auftreten. Indem weniger Sauerstoff zu allen Zellen gelangt, kann es letztlich zu dem chronischen Müdigkeits-Syndrom kommen. Weitere Erläuterungen und insbesondere viele bewährte Ratschläge zur wirksamen Verminderung des Fatigue-Syndroms enthält das gleichnamige Informationsblatt der GfBK.

Schäden am Blutbild durch Chemotherapie

Meine weißen und roten Blutkörperchen sind unter Chemotherapie, die ich infolge meiner Hodenkrebserkrankung bekam, stark abgesunken. Was kann ich dagegen tun?

Unter Chemotherapie stellt sich sehr häufig eine Verminderung von weißen und roten Blutkörperchen ein. Schulmedizinisch soll die Bildung von roten Blutkörperchen durch Erythropoetin angeregt werden. ähnliche Wachstumsfaktoren werden auch (z.B. GCSF) bei einem Mangel an weißen Blutkörperchen angewandt.

In der ganzheitlichen Medizin ist es möglich durch die Gabe von Mistel-, Enzym- und/oder Thymus/Organotherapeutika, Schäden am Blutbild zu reduzieren. Mistel hat auch in Studien Schäden am Blutbild durch eine Chemotherapie reduziert und wird daher von naturheilkundlichen Therapeuten sehr häufig empfohlen und angewandt (Pelzer F, Tröger W and Nat D R. Complementary Treatment with Mistletoe Extracts During Chemotherapy: Safety, Neutropenia, Fever, and Quality of Life Assessed in a Randomized Study. J Altern Complement Med, 2018; 24: 954-961. DOI: 10.1089/acm.2018.0159).

Royal Sun Agaricus, ein Pilz aus den Regenwäldern Brasiliens fördert ebenfalls die Regeneration des Knochenmarks und somit die Blutbildung und ist besonders während und nach einer Chemotherapie wichtig. Vorsicht: Bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen sind Leberwerterhöhungen möglich.

Bei der Blutbildung wird Eisen gebraucht, daher können Eisenpräparate, Folsäure oder Vitamin B12 zusätzlich helfen. Hier ist es aber wichtig, die Blutspiegel zu bestimmen, bevor man mit der Einnahme beginnt.

Auch Rote-Beete-Saft, Aronia-Saft oder roter Traubensaft sollen die Blutbildung fördern. Da unter Chemotherapie ein Mangel an roten Blutkörperchen auch bedeutet, dass weniger Sauerstoff in die Gewebe gelangt, bringt auch die Sauerstoff-Therapie, z.B. als Inhalation, Erfolge. Was man als Patient selbst tun kann, um mehr Sauerstoff ins Gewebe zu bringen, sind Spaziergänge an frischer Luft, Atemgymnastik sowie sportliche oder gymnastische übungen. Außerdem sollten Nährstoffdefizite ausgeglichen, Entgiftungsorgane gestärkt und die Darmschleimhaut regeneriert werden.

Übelkeit während Chemotherapie

Ich bekomme Chemotherapie und leide trotz verschiedener Antibrechmittel an ausgeprägter Übelkeit und Erbrechen. Was kann ich naturheilkundlich tun?

Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Die Ursache ist weniger eine Reizung von Magen oder Darm durch die Präparate, sondern eine Aktivierung des Brechzentrums im Gehirn. Zusätzlich werden bestimmte Darmzellen geschädigt, die dann einen Stoff (Serotonin) freisetzen, der über den Vagus-Nerv ebenfalls das Brechzentrum stimuliert. Die Beschwerden reichen von Übelkeit und Brechreiz bis zum Erbrechen. Meist beginnen sie ein bis vier Stunden nach der Medikamentengabe.

Das Erbrechen kann stunden- und tagelang anhalten. Oftmals löst schon die Angst davor einen Brechreiz aus. Auch kann sich ein Brechreflex ausbilden. Das Erbrechen wird mit bestimmten, vorher gegessenen Lebensmitteln in Verbindung gebracht. Dann genügen der Geruch oder der Anblick dieser Lebensmittel, um die Übelkeit auszulösen. Deshalb sollten vor der Therapie keine »Lieblingsspeisen« gegessen werden, um sich nicht den Appetit darauf für längere Zeit zu verderben.

Schulmedizinisch werden je nach Beschwerdegrad schwache bis starke Medikamente verordnet. Wichtig ist hier insbesondere, dass der Patient dem behandelnden Arzt rechtzeitig Rückmeldung gibt, dass die Antibrechmittel nicht ausreichend gewirkt haben, damit beim nächsten Mal ggf. eine andere Verabreichungsform, z.B. mittels Zäpfchen oder ein stärkeres bzw. länger wirksameres Präparat gewählt werden kann.
Bei schwerem Erbrechen oder Durchfall müssen außerdem in Absprache mit dem Arzt Elektrolyte (Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine) zugeführt werden.

Ein für jeden wirksames Rezept gegen Übelkeit gibt es auch aus naturheilkundlicher Sicht leider nicht. In leichteren Fällen genügen oft pflanzliche Beruhigungsmittel aus Baldrian oder Hopfen.
Auch eine Akupressurtherapie mittels eines Akupressurbandes (www.akupressur-band.de) und eine Akupunkturbehandlung können helfen.
Patienten berichten auch über die positiven Effekte von Ingwer als Tee oder Ayurveda-Ingwer-Wasser.
Direkt vor und nach einer Chemo-Infusion kommt auch die Gabe von homöopathischen Substanzen in Frage. Hierzu werden 3-4 Globuli von "Nux vomica D6" eingenommen (am besten im Mund zergehen lassen). Bei Bedarf kann die Einnahme natürlich mehrmals am Tag wiederholt werden.

Nach der Chemoinfusion helfen folgende Ernährungsmaßnahmen weiter: Nur eine kleine, leicht verdauliche Mahlzeit einnehmen. Fette, salzige oder stark gewürzte Nahrung meiden, ebenso starke Essensgerüche. Den Tag über sehr viel trinken, um die Ausscheidung der Zytostatika zu beschleunigen (etwa 2 bis 2,5 l Flüssigkeit). Nach dem Essen hinlegen und ruhen, dabei den Kopf deutlich höher legen als die Beine. Viel an die frische Luft gehen. Entspannungsübungen anwenden. Zu schlafen versuchen, eventuell auch mithilfe eines natürlichen Schlafmittels, z. B. Valeriana® Heel oder Avena Sativa Comp®

In schweren Fällen, einhergehend mit starkem Erbrechen kann auch die Gabe von Milzpeptiden als Infusion erwogen werden.
Nicht zuletzt sollte auch für eine angenehme und beruhigende Atmosphäre vor bzw. während der Chemotherapie gesorgt werden, am einfachsten mithilfe einer mitgebrachten Entspannungs-CD, um die Angst vor der bevorstehenden Infusion zu nehmen und/oder mit Aromaessenzen, die je nach persönlichen Vorlieben auszuwählen sind; Vorschläge wären: Basilikum, Orange, Blutorange, Zitrone, Bergamotte, Kiefer, Lavendel, Rosenholz oder Melisse. Manchmal hilft auch ein einfach zu transportierender "Aroma-Stick", um die Düfte bei Bedarf immer dabei zu haben.

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Kieferschäden durch Bisphosphonate

Ich habe Knochenmetastasen und bekomme zur Knochenstärkung sogenannte Bisphosphonate als Infusionen. Meine Information bis jetzt war, dass diese Bisphosphonate nebenwirkungsarm sind. Nun habe ich aber gehört, dass Bisphosphonate Kieferentzündungen auslösen können. Bin ich nun gefährdet, eine Schädigung des Kieferknochens zu bekommen? Sollte ich die Präparate mir lieber nicht mehr geben lassen?

Bisphosphonate (synthetische Phosphorverbindungen), die häufig in der Behandlung, aber auch zur Vorbeugung von Knochenmetastasen eingesetzt werden, können Knochenentzündungen und -defekte im Kieferbereich hervorrufen. Und zwar vor allem dann, wenn Bisphosphonate als Infusionen verabreicht werden.
Die schwer therapierbaren Defekte treten dabei häufig nach zahnmedizinischen Eingriffen auf und zeigen sich beispielsweise als lokale Entzündung mit freiliegendem Kieferknochen oder Knochenhautentzündung. Erstmals fiel Ärzten einer New Yorker Klinik für Mund- und Kieferchirurgie eine Häufung von Patienten mit hartnäckigen, teilweise schwerwiegenden Knochenentzündungen und -defekten unter einer Therapie mit Bisphosphonaten auf, die einem Krankheitsbild nach einer Bestrahlung des Kiefers glichen. Während diese so genannten Osteoradionekrosen (Knochenschäden infolge der Bestrahlung) mit ein bis zwei Erkrankungsfällen pro Jahr normalerweise eher selten auftreten, wurde bei 63 Patienten unter Bisphosphonattherapie innerhalb von zweieinhalb Jahren eine Knochennekrose des Kiefers beobachtet, ohne dass bei diesen Patienten eine Bestrahlung des Kiefers durchgeführt worden war. Eine deutsche Fallstudie aus Rostock und weitere Studien bestätigten schließlich die Beobachtungen aus den U.S.A., dass es bei Patienten in seltenen Fällen (5-10%) unter Bisphosphonatgabe zu entzündlichen, teilweise auch mit Antibiotika nicht beherrschbaren Schwellungen im Kieferbereich kommen kann (Steiner B / DMW 2005). Das Risiko dafür ist erhöht, wenn das Immunsystem sehr geschwächt ist, gleichzeitig Behandlungen mit Chemotherapie oder Cortison nötig sind oder wenn bereits Entzündungen im Mundraum bestehen. Insbesondere chronische Zahnfleischentzündungen mit Taschenbildung und vielen Bakterien sind gefährlich.
Seit Bekanntwerden dieser Studien wird daher immer eine zahnärztliche Untersuchung vor Therapiebeginn empfohlen. Außerdem sollten unter der Behandlung mit Bisphosphonaten zahnmedizinische Eingriffe möglichst vermieden werden. In der Frage, ob die Bisphosphonat-Therapie nach dem Auftreten von Kiefernekrosen fortgeführt werden kann, muss stets individuell Risiko und Nutzen für den Patienten abgewägt werden, da Bisphosphonate Monate bis Jahre, eventuell lebenslang im Knochen verweilen können und in seltenen Fällen die Ausbildung weiterer Nekrosen trotz Absetzens beobachtet wurde.

Diagnostik

Immunprofil bei Krebs

Vor Kurzem habe ich eine Chemotherapie abgeschlossen. Mein Hausarzt schlägt mir nun vor, ein Immunprofil machen zu lassen. Er will daraus Rückschlüsse ziehen, wie meine Immunabwehr funktioniert. Was halten Sie von dieser Untersuchung? Und worauf sollte ich dabei besonders achten?

Bei Krebserkrankungen ist die Aktivität des Immunsystems häufig verändert, insbesondere nach einer Chemo- oder Strahlentherapie. Es gibt zwar sehr komplexe Untersuchungsmöglichkeiten, die Labormedizin kann den Zustand des Immunsystems allerdings nur ansatzweise prüfen.
Anhand eines Immunprofils (andere Bezeichnungen sind Lymphozyten-Differenzierung oder Lymphozyten-Untergruppenbestimmung) werden bestimmte Abwehrzellen der weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten und deren Untergruppen, bestimmt. Die Anzahl der Abwehrzellen lässt aber leider nur bedingt Rückschlüsse auf deren Funktion zu. Selbst wenn alle Zellen des Abwehrsystems absolut gesehen in richtiger Anzahl nachgewiesen sind, können Immundefizite bestehen.
Beim Immunprofil werden die Lymphozyten in T- und B-Lymphozyten sowie Killerzellen aufgeteilt. Die T-Lymphozyten reifen in der Thymusdrüse heran. Sie sind für die zelluläre Immunantwort verantwortlich. Die B-Lymphozyten reifen im Knochenmark heran und vermitteln die humorale Immunantwort. Durch sie werden Antikörper gebildet.
Wichtige Hinweise, dass die Immunabwehr nicht in Ordnung ist, ist neben erniedrigten Lymphozytenzahlen auch ein verschobenes Verhältnis zwischen zytotoxischen und regulatorischen T-Zellen. Regulatorische T-Zellen (TReg) wurden früher als Suppressor-T-Zellen bezeichnet. Diese spezialisierte Untergruppe der T-Zellen hat die Funktion, die Aktivierung der Abwehr zu unterdrücken und so die Selbsttoleranz des Immunsystems zu regulieren. Je höher der Anteil der regulatorischen T-Zellen, desto mehr steht das Immunsystem auf der Bremse. Ein hoher Anteil an zytotoxischen Zellen unterstützt hingegen den Kampf gegen Tumorzellen. Nachgewiesen ist unter anderem ein inverser Zusammenhang zwischen der Anzahl der TRegs im Tumorgewebe und der Überlebensrate (Curiel TJ / Current Opinion in Immunology 2008).
Daher sollte bei der Untersuchung darauf geachtet werden, dass die Werte für regulatorische T-Zellen nicht zu hoch sind.
Erhöhte Werte können auf eine „immunologische Erschöpfung“ bei Virusinfektionen und chronischen Entzündungen hindeuten. In diesen Fällen liefe man mit einer starken Immunstimulation Gefahr, vor allem die falschen Zellen zu begünstigen. Sie wäre daher eher kontraindiziert. Die zahlenmäßige Bestimmung der Killerzellen spielt eine untergeordnete Rolle. Denn diese sind bei Tumorpatienten häufig bereits in das Gewebe ausgewandert und im Blut daher meistens reduziert. Mithilfe eines NK-Zell-Funktionstests kann bestimmt werden, in welchem Maß sich die Funktion dieser Zellen durch eine Immunstimulation verbessert. Ähnliches gilt auch für einen weiteren Funktionstest, den Lymphozytentransformationstest (LTT). Mit einem LTT wird versucht, die Reaktion auf bestimmte Substanzen der biologischen Krebsmedizin (Mistel, Thymus, Selen etc.) besser einzuschätzen, um die Therapie zu optimieren. Hier gilt wie an anderer Stelle auch: Nicht alles, was unter Laborbedingungen gemessen wird, funktioniert ebenso innerhalb des menschlichen Körpers.
Um ein aussagefähiges Immunprofil zu erstellen, werden Untersuchungen im Abstand von etwa vier Monaten gemacht. Sie geben in der Gesamtschau Hinweise auf eine bestehende Immunschwäche bzw. auf den Erfolg einer immunstimulierenden Therapie. Wie bei vielen anderen diagnostischen Methoden setzt die richtige Bewertung der Befunde eine entsprechende Erfahrung voraus. Fragen Sie Ihre*n Hausarzt/Hausärztin ruhig, ob er oder sie diese Erfahrung hat. Denn nur so dient das Immunprofil der individuellen Anpassung Ihrer Therapie.
Achten Sie auch auf eine darmgesunde Lebensweise mit Ballaststoffen, frischem Gemüse und Bewegung. Schließlich sind 80% aller Abwehrzellen im Darm tätig und üben über dieses Organ wichtige Impulse für den ganzen Organismus aus.

Liquid Biopsy - Zirkulierende Tumorzellen

Ich habe von der sogenannten Liquid Biopsy gehört und würde gerne wissen, was das ist und wie Sie dazu stehen.

Die Analyse von im Blut zirkulierenden Tumorzellen (CTC), zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) oder Tumorzellfragmenten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die moderne Sequenzierung ermöglicht es, Genveränderungen rasch zu identifizieren. Eine wahrlich personalisierte Therapie scheint in greifbare Nähe zu rücken. Das weckt Hoffnungen bei vielen Patienten und Therapeuten. Auf der Frühjahrstagung 2017 der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie plädierten die Experten auf dem Gebiet, Prof. Hallek aus Köln und Prof. Pantel aus Hamburg, jedoch für eine realistischere Diskussion.

Die Qual der Wahl. Bisher ist unklar, bei welchen Patienten eine Testung überhaupt sinnvoll ist und welcher Test die höchste Aussagekraft besitzt, zumal bei einigen dieser Verfahren nur Bestandteile von Tumorzellen aufgespürt werden. Beim EDIM-Test wird z.B. untersucht, ob in den Fresszellen (Makrophagen) Tumorzellmaterial zu finden ist. Makrophagen haben natürlicherweise die Aufgabe, entartete Zellen zu „fressen” und aufzulösen. Das tun sie fortwährend. Bei jedem Gesunden ist daher Tumorzellmaterial in Fresszellen zu finden. Ab welchem Befund von einer „Tumorzellbelastung” die Rede sein kann, ist fraglich. Noch gibt es keine verlässlichen Grenzwerte.
Eher besser geeignet sind der Maintrac-Test, der CellSearch-Test und die weiterentwickelte Real-Time-PCR (Polymerase Chain Reaction). Diese Tests weisen lebende Zellen anhand von Oberflächenmerkmalen nach. Das Cellsearch-Verfahren ist als einziges von der FDA zugelassen.

Interpretation der Analysen. Sie erfordert Erfahrung und Fachkenntnis: Der Wert an sich lässt noch keine sinnvollen Rückschlüsse auf das Krebsgeschehen zu, aussagefähig scheint eher die Dynamik der Zellzahl in weiteren Verlaufskontrollen zu sein. Hier muss die zukünftige Forschung untersuchen, ob aufgrund eines Zellzahlanstiegs durch weitere diagnostische Schritte frühzeitig Rezidive entdeckt werden und ob dies einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben kann.

Individuell. Kritisch möchten wir anmerken, dass der praktische Nutzen dieser Diagnostik für die Betroffenen immer individuell hinterfragt werden sollte. So kommt eine Studie mit sechsjähriger Beobachtungszeit zu dem Ergebnis, dass der Nachweis von Tumorzellen im Knochenmark zwar mit einem kürzeren Überleben assoziiert ist, der Unterschied in der 5-Jahres-Überlebensrate jedoch nur bei 4,9% (90,1% gegenüber 95,0%) liegt (Giuliano AE / JAMA 2011). Auch die SWOG-Studie kommt „nur” zu dem Schluss, dass die Prognose von Brustkrebspatientinnen mit der Zahl der im Blut nachweisbar zirkulierenden Tumorzellen zusammenhängt und dass ein therapiebedingter Abfall mit einer besseren Prognose einhergeht. Allerdings profitierten die Patientinnen, die nicht mit der CTC-Zahl angesprochen hatten und die daraufhin eine andere Therapie erhielten, nicht von der schnelleren Reaktion auf diese Veränderungen (Smerage JB / J Clin Oncol 2014).
Eine andere Studie gibt erste Hinweise auf die Rolle der CTC als Prognosefaktor. So zeigte die IMENEO-Studie, dass die Anzahl der CTC unter neoadjuvanter Brustkrebstherapie (Chemo oder Bestrahlung zur Tumorverkleinerung vor einem operativen Eingriff) abnahm. Patienten mit besonders wenig zirkulierenden Tumorzellen im Blut hatten die besten Prognosen (Bidard FC / Molecular Oncology 2016). Auch bei 16 Lungenkrebspatienten wurde festgestellt, dass bei Patienten mit wenig oder gar keinem CTC im Blut die  Erkrankung besser verlief (Riediger AL / Sci Rep 2016).

Blut oder Gewebeprobe? Studienergebnisse weisen darauf hin (Zill OA / ASCO 2016; Abstr LBA11501), dass die Flüssigbiopsie aus einer Blutprobe („Liquid Biopsy”) eine minimal-invasive Alternative zur Gewebetestung sein kann. Dies kann z.B. als Entscheidungshilfe vor einem Einsatz von neuen Tumortherapeutika („targeted therapies” etc.) genutzt werden, wenn eine Biopsie an Körperorganen nicht risikolos ist. So kann man im Vorfeld herausfinden, ob die Tumorzellen – zumindest im Labor – auf die neuen Therapien ansprechen. Von dem Test verspricht man sich außerdem, den Verlauf beziehungsweise die Prognose einer Krebserkrankung treffsicherer beurteilen zu können. Bisher werden Liquid-Biopsy-Untersuchungen nur im Rahmen von Studien durchgeführt. Ihr Einsatz in Praxen oder Kliniken ist noch keine Routine.

Umgang mit Testergebnissen. Was unter Laborbedingungen funktioniert, ist nicht automatisch auch auf die komplexen vielfältigen Mechanismen im menschlichen Organismus übertragbar. Das hat sich in der Vergangenheit immer wieder bewahrheitet. Ob die Euphorie der Testhersteller für die Betroffenen einen großen praktischen Nutzen bringen wird, zeigen die künftigen Erfahrungen. In unserer Beratung erleben wir leider immer wieder, dass solche Tests nicht nur ein Segen sind. Mit den Testergebnissen müssen die Patienten klarkommen, und zwar auch, wenn sie nicht das gewünschte Resultat bringen. Das kann zu belastenden Verunsicherungen führen. Schon allein die Wartezeit aufs Testergebnis ist für manche eine Qual. Daher empfehlen wir, gewissenhaft und individuell abzuwägen, ob Sie sich solch einem Test wirklich aussetzen wollen. Zumal gar nicht klar ist, ob der Test zu einer „Optimierung” der Therapie führen kann, geschweige denn, ob eine solche einen wirksamen Vorteil für die Gesundheit bringt.

Unser Rat. Einen Befund zu erheben macht nur Sinn, wenn er therapeutische Konsequenzen haben kann. Beim Patienten (und beim Arzt) sollte die Bereitschaft vorhanden sein, das therapeutische Vorgehen ggf. zu überdenken und anzupassen. Hat der Test keine Auswirkung auf die Therapie, dient er nur dem Umsatz des Herstellers und trägt schlimmstenfalls zur nervlichen Anspannung der ohnehin schon belasteten Patienten bei. Überlegen Sie sich diese Aspekte und besprechen Sie sie mit Ihrem Behandler, bevor Sie testen lassen.

Untersuchungen mit PET

Aus einem Zeitungsartikel habe ich von einem neuen bildgebenden Verfahren gelesen: von der Positronen-Emissions-Tomografie, kurz PET. Sie wird wohl zur Diagnose von Tumorerkrankungen angewendet. Der Bericht besagt, dass damit auch die Wirksamkeit einer Chemotherapie beurteilt werden kann. Stimmt das?

Das PET-Verfahren ist schon seit einigen Jahren im Einsatz, also nicht mehr ganz neu. Es handelt es sich um eine Verfeinerung der Computertomografie (CT): Vor der Untersuchung wird dem Patienten eine radioaktive Zuckerverbindung injiziert. Der Zucker verteilt sich im Körper. Durch die radioaktive Markierung wird sichtbar, wo der Zuckerumsatz im Stoffwechsel (Metabolismus) erhöht ist. Das Bild wird in diesen Regionen geschwärzt. In Tumorzellen reichert sich der Zucker deutlich mehr an als in normalen Zellen. Darauf beruht der Effekt dieser Methode. Allerdings kommt es in bestimmten Organen auch im gesunden Zustand aus physiologischen Gründen zu einem geschwärzten Bild, z. B. in den Nieren und in der Blase. Denn ein Teil des Zuckers wird zügig mit dem Urin ausgeschieden. Außerdem verdeckt die Blase mitunter ein Stück des Enddarms, wodurch die Darstellung in diesem Bereich ungenau sein kann. Wie bei allen anderen bildgebenden Verfahren kommt es nicht nur auf das Gerät an, sondern auch darauf, dass ein erfahrener Mediziner die Ergebnisse bewerten kann.

Die PET-Untersuchung kommt in verschiedenen Phasen einer Krebserkrankung zum Einsatz. Ärzte suchen mittels PET nach dem Krebsherd. Sie gewinnen über dieses Verfahren auch Erkenntnisse darüber, ob der Tumor bösartig ist, und erhalten Hinweise, die ihnen zum Bestimmen des Krankheitsstadiums dienen. Der Erfolg von Bestrahlungen oder Chemotherapie lässt sich mithilfe einer PET schon während oder unmittelbar nach der Behandlung feststellen. In der Nachsorge ermöglicht sie, Rückfälle und Metastasen frühzeitig zu erkennen.
Heute ist es üblich, die PET-Untersuchung in Kombination mit einer Computertomografie (CT) zu nutzen. Dadurch kann die Position des Tumors anatomisch genau zugeordnet werden. Eine PET ist auch sinnvoll, um einen Primärtumor aufzuspüren (beim CUP-Syndrom). Aktuell wird diese Methode vor allem bei Lungenkrebs eingesetzt, um festzustellen, wie weit sich die Erkrankung im Organismus ausgebreitet hat.
Auch bei anderen Tumoren kann es hilfreich sein, mittels PET nach Metastasen Ausschau zu halten. Das kann den Betroffenen unter Umständen unnötige Operationen ersparen. Denn wenn Tochtergeschwulste in anderen Körperregionen vorliegen, muss ohnehin über eine systemische Therapie nachgedacht werden.
Durch die PET-Untersuchung könnte die Wirkung einer Chemotherapie bei vielen Tumoren schon nach wenigen Zyklen bewertet werden. Ist die Therapie wirksam, dann sinkt der Zuckerverbrauch in den Tumorzellen. Dennoch wird das Verfahren derzeit nicht in der Verlaufskontrolle von Krebserkrankungen eingesetzt. Die Kosten einer solchen Untersuchung liegen etwa bei 1.400 Euro.
Sie werden leider selten als Kassenleistung anerkannt. Im Interesse der Patienten sollte hier dringend geforscht werden, damit wissenschaftliche Ergebnisse die Nützlichkeit der Methode dokumentieren.

Bluttest zum frühzeitigen Krebs Nachweis

Ich habe von einem neuen Bluttest gehört, mit dem Krebserkrankungen schon im Frühstadium erkannt werden können. Was halten Sie von einem solchen Test?

Bisher gibt es keinen Blut-Test, den man verwenden kann, um Krebserkrankungen in einem Frühstadium zu erkennen. Wir halten diese Meldungen schlichtweg für Sensationsmeldungen. Das gilt auch für Tests, die bei Tumorerkrankten angeblich dazu dienen, den Therapieverlauf zu kontrollieren (z. B. EDIM-Test, Apo-10, Adna Test, Maintrac, CellSearch). Bei den meisten dieser Verfahren werden Eiweiße, Zellkernmaterial oder Oberflächenmerkmale nachgewiesen, die spezifisch für Tumorzellen sein sollen. Es werden also nur Bestandteile von Tumorzellen aufgespürt. Ausnahmen sind der Maintrac-Test und der CellSearch-Test, bei denen anhand von Oberflächenmerkmalen lebende Zellen nachgewiesen werden können.
Beim EDIM-Test wird zum Beispiel nur untersucht, ob in den Fresszellen (Makrophagen) Tumorzellmaterial zu finden ist. Makrophagen haben natürlicherweise die Aufgabe, entartete Zellen zu „fressen″ und aufzulösen. Das tun sie fortwährend. Bei jedem Gesunden ist daher Tumorzellmaterial in Fresszellen zu finden. Ab welchem Grenzwert von einer Tumorzellbelastung die Rede sein kann, ist daher fraglich. Außerdem gibt es innerhalb der einzelnen Nachweisverfahren erhebliche Unterschiede. Vergleichende Studien zwischen diesen Tests liegen bislang nicht vor, weshalb man auch nicht sagen kann, welcher Test am sichersten und aussagekräftigsten ist. Rückschlüsse auf das Krebsgeschehen sind mit diesen Testverfahren allenfalls indirekt möglich.
Hinzu kommt, dass jeder gesunde Mensch Tumorzellen und damit auch Tumorzellfragmente im Blut hat, die jedoch im Laufe seines Lebens keinerlei Krebserkrankung verursachen. Wie viele Tumorzellen im Blut als „normal″ gelten können, lässt sich nicht wissenschaftlich fundiert behaupten. Unserer Ansicht nach ist es problematisch, wenn bei solchen Analysen festgelegt wird, dass bei mehr als fünf Tumorzellen in 7,5 ml Blut eine „Tumorzellpersistenz″ vorliegt. Immerhin gestehen selbst Experten auf diesem Gebiet ein, dass die prognostische Bedeutung von zirkulierenden Tumorzellen noch nicht eindeutig geklärt ist und in Studien überprüft werden muss.
Von den Anbietern des Maintrac-Tests wird betont, dass dieser Test nicht zur Krebsfrüherkennung angeboten wird und auch ganz bewusst keine Grenzwerte angegeben werden. Es sollte auch hier beachtet werden, dass die absolute Größe des Wertes nicht auf die Dynamik des Krebsgeschehens schließen lässt, eventuell aber die Dynamik der Zellzahl in weiteren Verlaufskontrollen. Hier muss die zukünftige Forschung zeigen, ob auf Grund eines Zellzahlanstiegs durch weitere diagnostische Schritte frühzeitig ein Rezidiv entdeckt werden und dies einen positiven Einfluss auf den weiteren Verlauf der Erkrankung haben kann. Fazit: Bisher kann man sagen, dass es noch nicht geklärt ist, wie die Information über Tumorzellbestandteile im Blut verwertet werden kann. Der praktische Nutzen dieser Diagnostik für die Betroffenen sollte individuell hinterfragt werden. So kommt eine aktuelle Studie mit sechsjähriger Beobachtungszeit zu dem Ergebnis, dass der Nachweis von Tumorzellen im Knochenmark zwar mit einem kürzeren Überleben assoziiert ist, der Unterschied in der 5-Jahres-Überlebensrate jedoch nur bei 4,9 Prozent (90,1 Prozent gegenüber 95,0 Prozent) liegt (Giuliano AE/AMA 2011).
Unser Rat: Wenn bei solchen Untersuchungen zirkulierende Tumorzellen oder Tumorzellbestandteile gefunden werden, ist es sinnvoll und notwendig, auch das therapeutische Vorgehen zu überdenken und anzupassen. Hat der Test keine Konsequenz für die Therapie, besteht unserer Ansicht nach die Gefahr, dass die Patienten psychisch unnötig belastet werden.

Macht ein Vitaminprofil Sinn?

In einem Informationsblatt Ihrer Gesellschaft las ich von der Empfehlung zur Einnahme von Vitaminen und Spurenelementen in der Nachbehandlung von Krebserkrankungen bzw. als Begleittherapie zur Minderung der Nebenwirkungen aggressiver Therapien. Ich habe nun von meinem Arzt gehört, dass man durch ein so genanntes Vitalstoffprofil im Labor exakt die Vitaminversorgung des Organismus feststellen und die Therapie darauf abstimmen kann. Stimmt das?

Es gibt heute auf diesem Sektor verschiedene Laboruntersuchungen, die auf unterschiedlichen Testmethoden beruhen und sehr häufig nicht miteinander vergleichbar sind. Bei diesen Testmethoden sollte immer hinterfragt werden, inwieweit durch die Bestimmung einzelner Parameter im Blut Rückschlüsse auf die genauen Vitalstoffkonzentration im Gesamtorganismus bzw. im Körperspeicher gemacht werden können.

Bei der Auswertung der Ergebnisse ist es vor allem wichtig zu wissen, ob bestimmte Werte im Vollblut gemessen wurden. Dies betrifft vor allem Zink und Magnesium. Erst dann sind die Werte für den praktischen Alltag auch aussagekräftig. Bei anderen Werten (Selen und Vitamin D) reicht eine Bestimmung im Blutserum meistens aus.

Auch wir empfehlen die Bestimmung von bestimmten Vitaminen und Spurenelementen. Dies sind:

  • Blutspiegel von Selen: Ziel 100-130 µg/l.
  • Blutspiegel von Vitamin D (25-Hydroxy-Vitamin-D): Ziel 40-60 ng/ml.
  • Blutspiegel von Zink im Vollblut: Ziel 4,0-7,5 mg/l
  • Blutspiegel von Magnesium (im Vollblut)
  • Blutspiegel von Vitamin B12 (als Holo-Transcobalmin)

Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bauchspeicheldrüsenkrebs und Mistel

Wie wirksam ist eine Misteltherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Umfragen und Studien belegen den Trend: Gut zwei Drittel aller Krebspatienten wünschen sich eine zusätzliche, das Immunsystem aufbauende Behandlung.
Die meisten Betroffenen entscheiden sich dabei für eine Misteltherapie. Seit 1917 werden Injektionspräparate aus Viscum album in der Krebsbehandlung eingesetzt. Diese Therapieform wurde von dem Anthroposophen Rudolf Steiner entwickelt. Sie fand in den letzten Jahrzehnten steigendes wissenschaftliches Interesse. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Studien, die die Wirksamkeit einer Misteltherapie auch bei Bauchspeicheldrüsenkrebs unterstreichen.
Bereits 2005, 2008 und 2010 untersuchte Matthes vom Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in mehreren Studien die Wirkung der Misteltherapie an Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Seine Ergebnisse verdeutlichen, dass Patienten mit Misteltherapie seltener tumor- oder therapiebedingte Beschwerden erleiden. Auch das Gesamtüberleben war in den Mistelgruppen länger. Eine aktuelle Untersuchung von Tröger aus 2013 dokumentiert in einem qualitativ hochwertigen Studien-Design (Phase-3-Studie) die Überlebenszeit mit und ohne Mistel. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass mit einer Misteltherapie das Überleben von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs um drei Monate verlängert werden konnte. Das Ergebnis ist deshalb von großer Bedeutung, weil selbst aggressive schulmedizinische Therapien meistens nur einen Gewinn von wenigen Monaten Überlebenszeit für die Betroffenen bringen – unter entsprechenden Nebenwirkungen der Therapien. Aus diesen Fakten leitet sich unsere dringende Empfehlung ab, bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zusätzlich und unverzüglich mit einer Misteltherapie zu beginnen.
Sie sollte in Kombination mit anderen Maßnahmen der biologisch ganzheitlichen Krebsbehandlung durchgeführt werden. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs haben sich vor allem L-Acetyl-Carnitin, Brokkoliextrakt und Vitamin-C-Infusionen in der Praxis bewährt, um die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten.

Chemotherapie zur Vorbeugung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Ich hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und mein Tumor wurde operativ entfernt. Nun hat mir mein Arzt eine adjuvante Chemotherapie nahegelegt. Welchen Nutzen kann ich davon erwarten?

Nach der Operation von Bauchspeicheldrüsenkrebs raten manche Ärzte zu einer vorbeugenden (adjuvanten) Chemotherapie. In den USA wird sogar die Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie durchgeführt. Allerdings haben bisher weder Strahlen noch Zytostatika die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können: Eine aktuelle Studie hat den Nutzen einer adjuvanten Chemotherapie bei 350 Patienten mit Pankreaskarzinom untersucht. Sie hatten zwischen 1998 und 2004 das Zytostatikum Gemcitabine erhalten. Die Langzeitdaten dieser Untersuchung wurden jetzt nach mehr als elf Jahren ausgewertet (Oettle H et al./ JAMA 2013). Demnach war die Erkrankung bis September 2012 bei 87 Prozent der Patienten erneut aufgetreten. In der Gruppe mit Gemcitabine lag die Rezidivrate bei 81 Prozent, in der ohne adjuvante Chemotherapie bei 93 Prozent. Nach zehn Jahren lebten mit der adjuvanten Therapie noch 12,2 Prozent und 7,7 Prozent ohne sie. Die Dauer der Lebenszeitverlängerung betrug allerdings nur 2,6 Monate. Es kann also keine Rede davon sein, dass eine adjuvante Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ein Wundermittel ist. Letztendlich kann niemand vorhersagen, welche Patienten von einer adjuvanten Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs wirklich profitieren werden. Daher sollte im Einzelfall ganz genau abgewogen werden, ob eine Chemotherapie unter Berücksichtigung der individuellen Lebensumstände sinnvoll ist. Weitere Entscheidungskriterien finden Sie in unserer Info Chemotherapie - eine Entscheidungshilfe.

Übrigens, es besteht auch die Möglichkeit, die Chemotherapie zunächst zu beginnen und dann bei einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität wieder abzubrechen. Und es gibt eine Vielzahl an naturheilkundlichen Möglichkeiten, um den Organismus während einer Chemotherapie zu stärken. Diese Maßnahmen sind auch in einer unserer Broschüren aufgeführt: Nebenwirkungen-aggressiver-Therapien

Vitamin-C-Infusionen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Ich habe Bauchspeicheldrüsenkrebs und mein Heilpraktiker würde mir gerne Infusionen mit Vitamin C während der Chemotherapie geben. Meine Chemo-Ärzte sind jedoch strikt dagegen. Was können Sie mir raten?

Vitamininfusionen, besonders hochdosiertes Vitamin C, können bei Bauchspeicheldrüsenkrebs nur empfohlen werden. Eine kleine Studie aus den USA hat ergeben, dass in die Vene gespritztes Vitamin C, das zusätzlich zur Standard-Chemotherapie mit Gemcitabine gegeben wird, die Überlebenszeit von Patienten mit Pankreas-Karzinom verlängern kann (Welsh JL/Cancer Chemother Pharmacol 2013). Dabei erhielten neun Patienten zweimal wöchentlich 15 bis 125 Gramm Vitamin C intravenös nach einem speziellen Titrationsschema. Das Ergebnis der Studie: Die Kombinationstherapie war sehr gut verträglich. Und die Überlebenszeit war mit 13 ± 2 Monaten gegenüber 5,65 Monaten deutlich verlängert. Die Vorteile von Vitamin C als Infusion bei Krebspatienten sind übrigens schon seit Langem bekannt. Bei Laborversuchen hat sich hochdosiertes Vitamin C für zahlreiche Krebsarten als zytotoxisch erwiesen. Zusätzlich konnte es sogar die Wirkung verschiedener herkömmlicher Chemotherapie-Medikamente verstärken.

Bereits vor etwa 30 Jahren haben erste klinische Studien ergeben, dass Krebspatienten von intravenös verabreichtem Vitamin C profitieren können. So berichteten Cameron und Pauling in den 1970er Jahren, dass dieser Vitalstoff die Überlebenszeit von Krebspatienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen verlängert. Auch erste kleinere Studien haben gute Erfolge bei Brustkrebspatientinnen gezeigt.

Den biochemischen Hintergrund, warum hochdosiertes Vitamin C Krebszellen unschädlich macht, während gesunde Zellen unbehelligt bleiben, hatte vor einigen Jahren eine Studie von Levine (Chen Q/PNAS 2005) beleuchtet. Ein möglicher Wirkungsmechanismus könnte sein, dass sich unter Vitamin-C-Einfluss in Krebszellen vermehrt zellschädigendes Wasserstoffperoxid bildet. Offensichtlich wirkt Vitamin C im Tumorgewebe anders als in gesunden Zellen. Diesen Mikronährstoff in hohen Dosen kurmäßig als Infusion zu verabreichen, hat sich insbesondere zur Stärkung des Allgemeinbefindens und zur Tumorabwehr bewährt und gewinnt durch diese Studienergebnisse auch für Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs an Bedeutung.

Hersteller empfehlen, Vitamin C zeitversetzt zur Chemotherapie zu verabreichen, da klinische Daten über mögliche Wechselwirkungen bisher nicht vorliegen. Die Infusionen sollten daher spätestens 24 Stunden vor der Chemotherapie gegeben werden. Bei Vitamin-C-Infusionen nach der Chemotherapie empfehlen die Hersteller einen Abstand von mindestens drei bis vier Halbwertszeiten der angewendeten Chemotherapeutika. Die Wirkungen von Vitamin C und anorganischem Selen heben sich gegenseitig auf.

Bitte achten Sie daher darauf, dass zwischen der Anwendung bzw. Einnahme dieser beiden Substanzen mehr als zwei Stunden liegen.
Patienten mit Nierensteinen, Nierenschwäche, Eisenspeichererkrankungen oder einem bestimmten Enzymmangel (G-6-PDH-Mangel) können therapeutische Mengen von Vitamin C nicht bedenkenlos einnehmen. Sie sollten die Behandlung mit hochdosiertem Vitamin C unbedingt im Vorfeld mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs

Ich habe Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lebermetastasen und würde gerne wissen, was außer einer Chemotherapie noch getan werden kann?

Eine Heilung ist bei metastasierendem Bauchspeicheldrüsenkrebs selten möglich. Die Erfolge einer Chemotherapie sind begrenzt und verbessern nur in Einzelfällen auch tatsächlich das Überleben. Auch der Einsatz neuer Chemotherapeutika, wie z. B. Irinotecan und Oxaliplatin erzielen keine Verbesserung der Überlebenszeit (Conroy T / NEJM 2011), haben jedoch meistens erhebliche Nebenwirkungen. Insofern sollte vor dem Einsatz von belastenden schulmedizinischen Therapien sorgfältig zwischen voraussichtlicher Lebenserwartung und Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Nebenwirkungen abgewogen werden.

Holen Sie sich vor allem eine Zweitmeinung in einer radioonkolologischen Fachklinik ein da eine wichtige Säule bei der Behandlung von Lebermetastasen die mimimal-invasiven, interventionellen Therapieverfahren aus der Radioonkologie sind. Dadurch können Lebermetastasen mithilfe extrem hoher Temperaturen von innen heraus „verschmort“ und zerstört werden.

Es gibt zwei Naturstoffe, die für Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs besonders interessant sind: L-Carnitin und Sulphoraphan. L-Carnitin ist eine vitaminähnliche Substanz, die aus Aminosäuren gebildet wird und vor allem in Fleisch (besonders in rotem Fleisch, insbesondere in Schaf- und Lammfleisch) enthalten ist. Aktuelle Studienergebnisse der Universität Greifswald (Kraft M, Kraft K, Gärtner S et al. L-Carnitine supplementation in advanced pancreatic cancer (CARPAN) – a randomized multicentre trial.
Nutr J 2012; 11: 52) zeigen, dass bei Patienten mit fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs die orale Gabe von L-Carnitin die Lebensqualität verbessert und sogar zu einer Verdoppelung der Überlebenszeit führen kann. Laut der Forschergruppe sind die Ergebnisse, die mit L-Carnitin erzielt wurden, durchaus mit dem Erfolg einer Chemotherapie vergleichbar. Durch L-Carnitin erreichten die Patienten in dieser Studie trotz des weit fortgeschrittenen Tumorstadiums eine Prognose, die mit der nach Entfernung des Tumors vergleichbar ist. Auch wenn es das 5-Jahres-Gesamtüberleben nicht verbessern konnte, empfehlen wir die Gabe von L-Carnitin mit dreimal einem Gramm zusätzlich zur Chemotherapie, da die Patienten so eine deutlich bessere Lebensqualität hatten. Der andere Naturstoff, das Sulphoraphan, ist ein Wirkstoff aus Kohlgewächsen, besonders in Brokkoli enthalten. Forschungsergebnisse des Deutschen Krebsforschungszentrums aus Tierexperimenten zeigen, dass diese Substanz widerstandsfähige Tumorstammzellen von Bauchspeicheldrüsenkrebs mehr schwächen kann als herkömmliche Krebsmedikamente (Herr I / DZO 2009). Jetzt soll geprüft werden, welche Wirkung Sulphoraphan beim Menschen hat. Dazu wird ein Schrot aus gefriergetrockneten Keimlingen (Grünkohl, Brokkoli, Rosenkohl) verwendet, welche auf einen besonders hohen Gehalt an Glukosinolaten hin gezüchtet wurden. Ein solcher Extrakt bzw. Tabletten gibt es zum Beispiel von der Firma Agrinova (www.agrinova.biz) oder von der Firma Supersmart (www.supersmart.com, »Broccoli Sprouts Extract«). Eine gute Alternative ist der Verzehr von Brokkolisprossen (in Feinkostläden und Bioläden erhältlich). Setzen Sie neben Brokkoli auch andere Kohlgewächse wie Blumenkohl, Rosenkohl, Grünkohl, Wirsing, Rotkohl, Kohlrabi, Chinakohl sowie Kresse, Senf, Rettich, Radieschen, Meerrettich und Raps (Rapsöl!) häufig auf Ihren Speiseplan.

Eierstockkrebs

Metastasen im Bauchraum und Bauchfell

Wegen einem Eierstockkrebs musste ich mich im letzten Jahr einer Unterleibstotal-Operation unterziehen und wurde mehrfach mit unterschiedlichen Formen der Chemotherapie nachbehandelt. Inzwischen ist leider eine ausgedehnte Metastasierung im Bauchfell mit starker Bauchwasserbildung (Aszites) aufgetreten. Dem Vorschlag einer erneuten systemischen Chemotherapie stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Gibt es aus Ihrer Sicht dazu Alternativen? 

Ein besonderer Verabreichungsweg, die intraperitoneale Chemotherapie, wird derzeit bei einem Tumorbefall im Bauchraum oder bei Auftreten von örtlichen Rezidiven in Spezialkliniken bzw. Universitätskliniken (Regensburg, Tübingen, Berlin) angewandt. Bei diesem Verfahren werden die Zytostatika über einen Katheter direkt in den Bauchraum an die Krebszellen verabreicht. Sinn einer solchen regionalen Anwendung ist die Erhöhung der lokalen Wirkstoffkonzentration und Verbesserung der Wirksamkeit bei gleichzeitiger Reduktion von Nebenwirkungen für den Gesamtorganismus.

Ein neues Therapieverfahren zur Behandlung von Bauchfellkrebs, die sog. Druck-Aerosolchemotherapie (Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapie = PIPAC) wird am Marienhospital in Herne von Prof. Strumberg angewandt. Dabei wird über eine Mikropumpe die Chemotherapie als feiner Nebel (Aerosol) in die Bauchhöhle geblasen, wodurch die Wirkstoffe besser an die Tumoren gelangen sollen.

Häufig wird bei Bauchfellmetastasen die regionale Chemotherapie mit einer Überwärmung kombiniert (intraperitoneale Perfusions-Hyperthermie = IPHT oder hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion = HIPEC). Dabei wird der Unterleib mit einer 43° heißen Flüssigkeit durchspült, der chemotherapeutische Substanzen beigegeben werden. Diffus zwischen Becken und Zwerchfell verstreut liegende Metastasen können so erfasst und behandelt werden. Eine holländische Studie zeigte hier erstmals einen Überlebensvorteil (van Driel et al. / N Engl J Med 2018).

Besonders bei Eierstockstumoren, die auf anderere therapeutische Methoden kaum reagieren, aber auch bei anderen Geschwülsten, die in das Bauchfell metastasieren (= Tochtergeschwülste bilden), wie beispielsweise Magen-, Darm- und Lebertumore, können diese Behandlungsmethoden erfolgreich sein.

Weitere Einzelheiten über die Therapie und Anwenderadressen erhalten Sie in der GfBK-Info Hyperthermie oder in der GfBK-Info Eierstockkrebs.

Misteltherapie bei Eierstockkrebs

Ist Ihnen eine negative Wirkung von Mistelpräparaten bei Eierstockkrebs bekannt ? Nach neueren Erkenntnissen sollen angeblich Mistelpräparate bei Eierstockkrebs möglicherweise krebsfördernd wirken im Gegensatz zur krebshemmenden Wirkung bei Brustkrebs ?  Stimmt diese Aussage? Gibt es dazu Untersuchungen bzw. Veröffentlichungen? Müßte ich dann nicht dieses Präparat absetzen?

Bei der Anwendung einer Misteltherapie bei Eierstockskrebs bestehen keinerlei Bedenken. In mehreren klinischen Studien an insgesamt 419 Patientinnen mit Eierstockskrebs konnte die krebshemmende Wirkung der Mistel nachgewiesen werden. Dies zeigen auch die höheren überlebenszeiten von mit Mistel behandelten Patientinnen sowie deren gesteigerte Lebensqualität. Behauptungen, die Mistel könne den Eierstockskrebs fördern, gehen auf Untersuchungen mit isolierten Wachstumsfaktoren (Vorstufen und Botenübertragungsstoffe der weißen Blutkörperchen), den sog. Zytokinen (wie z.B. Interleukin-6, Tumor-nekrosefaktor- a) zurück. Dort wirkten im Reagenzglas die einzelnen Zytokine gegenüber Eierstockskrebszellen sowohl wachstumshemmend als auch stimulierend. Obwohl durch eine Misteltherapie die körpereigene Freisetzung von diesen Zytokinen gefördert wird, kann man allerdings nicht die umgekehrte Schlussfolgerung ziehen, Mistel wirke bei Eierstockskrebs negativ. Denn es ist schon lange bekannt, dass man die Wirkung von isolierten Zytokinen nicht mit der Beeinflussung des gesamten Zytokinspektrums - so wie es bei der Mistelgabe der Fall ist - vergleichen kann. Die positive Wirkung der Misteltherapie bestätigt sich auch in den oben beschriebenen Untersuchungen an Patientinnnen mit Eierstockskrebs. Leider geschieht es jedoch immer wieder, dass Untersuchungen im Reagenzglas allzu leicht auf den Patienten übertragen werden. Dieser Widerspruch zeigt sich auch darin, dass durch die direkte Einspritzung in Bauchdeckenmetastasen bei Eierstockskrebspatientinnen sowohl durch Mistel als auch durch isolierte Zytokine (TNF-a) Tumorrückbildungen erreicht werden konnten !

Studienquellen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17596694/ und http://ar.iiarjournals.org/content/24/1/303.abstract

Hautkrebs

Vitamin D verbessert das Überleben bei Hautkrebs

Ich habe Hautkrebs und möchte gerne wissen, ob ich Vitamin D einnehmen kann.

Die Einnahme von Vitamin D bei Hautkrebs (Melanomen) ist sehr wichtig, denn eine Studie aus dem Jahr 2022 (Gracia-Darder I/Melanoma Res 2022) zeigt, dass ein Vitamin-D-Mangel das Gesamtüberleben verschlechtert.
Und zwar wurden in dieser Studie 264 Patienten untersucht und entsprechend ihrer Vitamin-D-Spiegel in zwei Gruppen unterteilt: Vitamin-D-Mangel-Gruppe mit < 10 ng/ml und eine Vergleichsgruppe mit (vermeintlich normalem) Vitamin-D-Spiegel (> 10 ng/ml).
Ergebnis: Die 5-Jahres-Überlebensrate der Vitamin-D-Mangel-Gruppe lag bei 84,2 Prozent (gegenüber 90,1 Prozent für die Vergleichsgruppe). Hinsichtlich dem melanomspezifischen Überleben konnte die Studie jedoch keinen Unterschied zeigen. Die Forscher*innen schlussfolgern daraus, dass Vitamin-D-Mangel bei Hautkrebspatient*innen eine wichtige Rolle spielen könnte.
Unser Kritikpunkt ist allerdings, dass in dieser Studie ein sehr ausgeprägter Mangel (< 10 ng/ml) mit einem immer noch deutlichen Mangel (> 10 ng/ml) verglichen wurde. Inzwischen weiß man aber, dass erst ab einem Vitamin-D-Spiegel über 40 ng/ml optimale Werte erreicht werden. Dadurch bleibt unklar, welche Effekte bei noch höheren Blutspiegeln aufgetreten wären.
Eine andere Studie aus dem Jahr 2009 zeigte übrigens, dass höhere Vitamin-D-Werte mit einem geringeren Rückfallrisiko und einem verbesserten Gesamtüberleben assoziiert waren (Newton-Bishop JA/J Clin Oncol 2009).
Insofern ist es ratsam, dass Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel bestimmen lassen und daran angepasst Vitamin D erhalten.

Was bringen Immuntherapien?

Ich habe metastasierten Hautkrebs und soll eine schulmedizinische Immuntherapie erhalten. Wie sind hier die Erfolgsaussichten?

Das metastasierte Melanom galt noch bis vor wenigen Jahren als unheilbar. Dank der sogenannten „zielgerichteten Therapien“ hat sich die Überlebenszeit von Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren wesentlich verbessert. So können mit diesen neuen Wirkstoffen (Dabrafenib, Vemurafenib und Ipilimumab), die an Oberflächenmerkmale der Tumorzellen andocken und dadurch wachstumshemmend wirken, deutliche Rückbildungen von Metastasen erzielt werden. Auch hier kommt wie bei anderen Tumoren der Untersuchung von Markern im Tumorgewebe immer mehr Bedeutung zu. So weiß man zum Beispiel, dass nur Patienten mit einer sog. B-Raf-Mutation (50% der Melanom-Patienten) von der Vemurafenib-Gabe profitieren. Allerdings weiß man noch nicht, wie lange das Ansprechen anhält.
Und auch wenn diese Substanzen verträglicher als eine Chemotherapie sind, können in einigen Fällen Nebenwirkungen (Darm- und Leberentzündungen, Darmwanddurchbrüche etc.) auftreten.
Sehr wahrscheinlich ist, dass Immuntherapien auch bei anderen Krebsarten dann am wirksamsten sind, wenn vorher keine Chemotherapie verabreicht wurde, da dann eventuell nur wenige Abwehrzellen (Lymphozyten) vorhanden sind, die für eine Immunantwort wichtig sind.
Außerdem scheint generell bei den neuen Immuntherapien eine gesunde Darmflora von Bedeutung zu sein. Und Patienten sollten vor und während einer Immuntherapie keine Antibiotika erhalten, da die gleichzeitige Einnahme die Prognose (wahrscheinlich über eine ungünstige Beeinflussung der Darmflora) deutlich verschlechtert.
Erstaunlich sind in Anbetracht des durch die Sonnenbestrahlung erhöhten Hautkrebsrisikos die Ergebnisse einer Studie an 872 Hautkrebspatienten, die bei höheren Vitamin-D-Werten dünnere Tumore, ein geringeres Rückfallrisiko und ein verbessertes Gesamtüberleben hatten (Newton-Bishop JA / J Clin Oncol 2009). Begleitend ist daher vor allem die Gabe von Vitamin D (auch bei Hautkrebs) sinnvoll.

Hirntumore

Mistel bei Hirntumoren

Ich bin an einem Glioblastom, einem bösartigen Hirntumor, erkrankt und würde gerne Mistel spritzen. Ich bin mir allerdings unsicher, ob dies wirklich sinnvoll ist, da mein Onkologe gesagt hat, dass eine Mistelgabe bei Hirntumoren Hirnschwellungen auslösen kann. Wie beurteilen Sie die Gabe von Mistel bei Hirntumoren?

Eine Mistelgabe wird bei Hirntumorpatient*innen vor allem zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt. Klinische Studien zum Einfluss auf das Überleben gibt es kaum. Lediglich eine Studie aus dem Jahr 2000 hat gezeigt, dass Patient*innen mit fortgeschrittenen Gliomen etwas länger lebten, wenn eine Misteltherapie durchgeführt wurde (Lenartz D / Anticancer Res 2000; PMID: 10928154). In dieser Studie fanden sich keinerlei Hinweise, dass unter einer Misteltherapie vermehrt Hirnschwellungen (Hirnödeme) auftreten.
Eine Untersuchung zur Arzneimittelsicherheit aus dem Jahr 2019 bestätigt noch einmal die Erfahrungen, dass das Risiko für ein Hirnödem nicht erhöht ist, wenn bei Hirntumoren eine Misteltherapie durchgeführt wird (Tröger W / Phytomedicine 2019; https://doi.org/10.1016/j.phymed.2019.09.090). Dabei wurden die Datenbanken der führenden Mistelpräparatehersteller auf Meldungen von Hirndruckerhöhungen unter subkutaner Misteltherapie zwischen den Jahren 2000 und 2018 (141,3 Mio. verkaufte Ampullen) überprüft. Zusätzlich wurden 45 klinische Studien mit insgesamt 8.923 behandelten Patienten auf unerwünschte Ereignisse mit Hirndruckerhöhung untersucht. Das Ergebnis: Unter allen Herstellern traten insgesamt sieben Fälle einer Hirndruckerhöhung auf. Somit beträgt die Wahrscheinlichkeit für das mögliche Auftreten einer Hirndruckerhöhung unter einer Mistelgabe 1:20 Millionen. Bezogen auf die Anzahl verkaufter Mistelampullen entspricht das einem sehr geringen Risiko.
Zusammenfassend kann aus den bisher vorliegenden Veröffentlichungen nicht der Schluss gezogen werden, dass eine Misteltherapie bei Hirntumoren nicht angewandt werden sollte. In der Praxis lassen sich die Bedenken, dass eine Misteltherapie bei Hirntumoren Hirnödeme bzw. Hirndrucksteigerungen hervorrufen kann, ebenfalls nicht bestätigen.
Selbstverständlich gibt es Patienten mit schnell wachsenden Hirntumoren, bei denen der Hirndruck krankheitsbedingt zunimmt und Beschwerden verursacht, die behandelt werden müssen. Die Hirndruckzeichen sind dann aber nicht unbedingt eine Kontraindikation für die Misteltherapie, sondern eine Indikation für eine adäquate Behandlung mit Kortison und/oder Weihrauch.
Außerdem ist es wichtig, dass die Misteltherapie bei Tumorerkrankungen von einem in dieser Therapieform erfahrenen Arzt durchgeführt wird. Kontaktieren Sie diesbezüglich eine/n naturheilkundlich orientierte/n Arzt/Ärztin vor Ort.

Weihrauch bei Hirnmetastasen

Mein Mann ist seit etwa zwei Jahren an einem kleinzelligen Bronchialcarcinom erkrankt. Nach Operation und Chemo- bzw. Strahlentherapie sind inzwischen leider Hirnmetastasen aufgetreten. Ist auch in diesem Fall eine Weihrauch-Therapie unterstützend sinnvoll ?

Unserer Erfahrung nach kann eine Weihrauch-Therapie sowohl bei primären Hirntumoren als auch bei Hirnmetastasen, egal aus welchem Organtumor abgesiedelt, eingesetzt werden. Bestandteile des Weihrauchs, genauer die Boswelliasäuren, bewirken wissenschaftlich belegt eine Verminderung der Ödembildung (= Wasseransammlung im Gewebe). Dadurch gelingt es häufig, Beschwerden wie z. B. Lähmungen, Sprachstörungen oder Kopfschmerzen wie auch die im Regelfall verordnete Anti-Ödem-Therapie mit einem Cortisonpräparat zu verringern.  Weitere Details der Weihrauchtherapie einschließlich von Bezugsadressen enthält das Informationsblatt der GfBK über "Hirntumore".

Weihrauch statt Cortison?

Mein Sohn ist an einem bösartigen Gehirntumor, einem Glioblastom, erkrankt. Nach Operation und Bestrahlung steht er weiterhin unter einer Cortisontherapie, um die Ödembildung im Gehirn (Wasseransammlung im Gewebe) zu begrenzen. Inzwischen sind die Nebenwirkungen des Cortison, insbesondere eine starke Gewichtszunahme und eine Wasseransammlung im Gesichtsgewebe, zu beobachten. Kann eine Weihrauchtherapie eigentlich das Cortison ersetzen?

Die grundlegenden Empfehlungen der GfBK für ein biologisches Therapiekonzept bei Gehirntumoren umfassen auch die Weihrauchtherapie.
In einer Freiburger Studie aus dem Jahr 2011 zum Beispiel erhielten Hirntumorpatienten eine Woche lang neben der Radiotherapie das Weihrauchextrakt H15. Bei 60 Prozent der Patienten verringerte sich das Hirnödem um mehr als 75 Prozent (Kirste S et al./Cancer 2011; 117:3788-3795). Gleichzeitig sprach der Tumor besser auf die Radiotherapie an. Medizinisch wirksam sind dabei die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren, die eine stark entzündungshemmende und abschwellende Wirkung haben.

Um eine solche Wirkung zu erzielen, sind allerdings gewisse Konzentrationen des Wirkstoffes im Blut notwendig, so dass eine tägliche Einnahme von vier bis sechs Gramm der Wirkstoffe des Weihrauchextraktes erforderlich sind. Darunter kann nach einem Vorlauf von drei Wochen versucht werden, die Cortisondosis schrittweise langsam abzubauen. Wir empfehlen, diesen Versuch nur unter ärztlicher Kontrolle vorzunehmen. Ob das Cortison völlig durch Weihrauch ersetzt werden kann, lässt sich im Individualfall nicht im Voraus bewerten.

Leberkrebs

Leber stärkende Ernährung bei Lebermetastasen

Nach einer Dickdarm-Carcinom-Erkrankung sind Lebermetastasen aufgetreten. Da eine lokale Behandlung aufgrund der Vielzahl der Metastasen nicht möglich ist, wurde mir eine Chemotherapie empfohlen. Nach Abwägung von Pro und Contra habe ich die Chemotherapie abgelehnt. Auch wenn mir bewußt ist, dass es keine direkte Alternative zur Chemotherapie gibt, möchte ich dennoch durch eine biologische Therapie mein Immunsystem und meine Leber stärken und damit den Krankheitsverlauf vielleicht bremsen. Gibt es eine Leber stärkende Ernährung?

Der Darm und die Leber können durch eine entlastende, d. h. den Stoffwechsel nicht zusätzlich belastende Kostform in ihrer Funktion gestärkt werden. Sie sollten dabei so wenig Rohkost wie möglich, Vollkorn nur in fein vermahlenem Zustand und Säfte nur stark verdünnt zu sich nehmen. Weiterhin sind Masttierprodukte, raffinierter Zucker, Fertigprodukte und Fast Food absolut zu meiden. Wenn Sie statt mit Pfeffer und Salz eher mit Kräutern würzen, gründlich kauen und beim Einkauf weniger durch Dünge- und Sprühmittel belastete Nahrungsmittel bevorzugen, verschaffen Sie sich weitere Vorteile.
Unterstützend auf die Darmflora und den Leberstoffwechsel können milchsauer vergorene Getränke, wie beispielsweise Brottrunk oder Rechtsregulat wirken. Zinn- oder Schachtalmkrauttee in Maßen getrunken und/oder auch äußerlich als Leberwickel angewandt oder Präparate mit Artischockenblätterextrakt sind ebenfalls sinnvolle Zusatzmaßnahmen. Weitere Informationen finden Sie in der GfBK-Info Leberkrebs und Metastasen.

Resektion der Leber

Vor vier Wochen habe ich den linken Leberlappen entfernt bekommen, wobei der histologische (Gewebs-) Befund bösartig war. Da die Ärzte in der Uniklinik kein Risiko eingehen wollen, sollen mir demnächst weitere Teile der Leber entfernt werden. Jetzt stellt sich für mich die Frage, wie es sich mit einem Leberanteil von 40-50% leben lässt ? Denn dies konnten mir die  Ärzte nicht sagen? Was denken Sie darüber?

Lebergewebe ist grundsätzlich in der Lage, sich schnell zu regenerieren und auch bei sehr starker Schädigung, als Entgiftungsorgan funktionsfähig zu bleiben. Dies sieht man in der Medizin insbesondere bei Patienten mit Leberzirrhose (fortgeschrittene Lebererkrankung nach einer Leberentzündung), bei denen oftmals eine Schädigung von mehr als 70% des Lebergewebes vorliegt, ohne dass sich Funktionseinschränkungen zeigen. Nach Entfernung z.B. des linken Leberlappens regeneriert der verbliebene rechte Leberlappen, und schon nach etwa 2 Jahren kann er meistens die Gesamtgröße der ehemals gesunden Leber erreichen. Unterstützend können Sie sicher die Einnahme pflanzlicher Leberschutzstoffe erwägen. Zu nennen sind vor allem Löwenzahn, Mariendistel, Artischocke, Bärlapp und Berberitze. Abends eingenommen, wirken sie besonders gut, da nach der chinesischen Organuhr der traditionellen chinesischen Medizin die Leber nachts zwischen 1.00 und 3.00 Uhr ihre höchste Aktivität entfaltet.

Magenkrebs

Magenkrebs – was tun bei Gewichtsverlust ?

Seit meiner Magenkrebsoperation vor einigen Monaten habe ich leider noch mehr an Gewicht verloren, da ich an immer wiederkehrenden Durchfällen unabhängig von den Mahlzeiten leide. Was raten Sie mir, damit ich wieder zunehme und was kann die Ursache für die Durchfälle sein?

Leider sinkt bei Magenkrebspatienten nach der Operation durch die veränderten Verdauungswege und die evt. sehr belastenden Therapien das Körpergewicht häufig noch weiter. Daher ist es nach der Operation umso wichtiger, dass sowohl Patienten wie auch betreuende Angehörige rechtzeitig dieses Problem anzugehen versuchen. Spezielle diätetische Empfehlungen sind gerade bei Magenkrebsoperierten unbedingt einzuhalten. Diese sollten aber individuell angepasst werden; mit viel Geduld, um herauszufinden, was schmeckt und bekömmlich ist.

Die wichtigste Maßnahme ist das langsame Essen vieler kleiner, über den Tag verteilter Mahlzeiten. Gerade wenn der Magen fehlt, muss die Nahrung gründlich gekaut und durch den Speichel vorverdaut werden. Deswegen sollte man sich für die Mahlzeiten ausreichend Zeit nehmen und langsam essen. Außerdem sollten sehr süße Speisen und Getränke gemieden werden. Besser sind ballaststoffreiche, stärkehaltige Kohlenhydrate (z. B. in Vollkornerzeugnissen und Kartoffeln). Obwohl auch Magenkrebspatienten viel trinken müssen, ist es besser, die Nahrung beim Essen nicht noch zusätzlich zu verdünnen, sondern nur vor oder einige Zeit nach den Mahlzeiten zu trinken.

Gelingt das Zunehmen trotzdem nicht oder ist die Nahrungspassage durch den Tumor verhindert, können hochkalorische Nahrungskonzentrate (Astronautenkost) oder eine Sondenernährung weiterhelfen.

Nahrungsmittel, die eher schlecht vertragen werden, sind: Unreifes, unzerkleinertes rohes Obst, Nüsse, grobe Kohlgemüse, Hülsenfrüchte, gebratene Speisen, frisches Brot, Blätterteig, fette oder süße Backwaren, Süßigkeiten, fettes Fleisch, fette Fischsorten, Bohnenkaffee, kohlensäurehaltige Getränke, Limonaden, saure Fruchtsäfte, panierte oder stark gewürzte Speisen, hocherhitztes Fett.

Ein weiteres Problem ist, dass aufgrund der eingeschränkten Durchmischung der Nahrung mit Verdauungsenzymen der Hauptkalorienträger Fett, einschließlich der fettlöslichen Vitamine (A, D, E und K) nicht vollständig verwertet werden kann. Bei fast allen Patienten ist dies der Fall; sie leiden unter Blähungen, neigen zu durchfallartigen Fettstühlen, und scheiden die eigentlich wertvollen und dringend gebrauchten Kalorien zu schnell wieder aus.
Eine Gewichtszunahme erreichen Magenkrebspatienten daher normalerweise nicht dadurch, dass einfach fetter gegessen wird; viel wichtiger ist die ausgewogene Zusammenstellung kalorienreicher, aber nicht belastender Ernährung. Damit auf Fett nicht ganz verzichtet werden muss, helfen die schon erwähnten Verdauungsenzyme, die der Arzt verschreibt. Abhilfe können auch sogenannte mittelkettige Fette (MCT-Fette) schaffen, die auch nach einer Magenoperation vom Darm aufgenommen werden können. MCT-Fette gibt es u. a. als Öl, Streichfett, Brotaufstrich.

Die Ursachen für Durchfälle bei Magenoperierten sind vielfältig. Denken sollte man neben einer Unverträglichkeit von bestimmten Nahrungsmitteln und einer gestörten Fettverwertung auch an eine bakterielle Fehlbesiedelung des Darmes, da bei Magenoperierten die „Säure-Barriere“ des Magens für die Passage von Bakterien fehlt. Da bei vielen Magenoperierten auch eine Milchzuckerunverträglichkeit und damit eine Unverträglichkeit von Milchprodukten besteht, kann dies auch die Ursache für Durchfälle und starke krampfartige Bauchschmerzen sein, da das nun allein von der Bauchspeicheldrüse abgegebene Enzym Lactase den Milchzucker nicht ausreichend aufspalten kann. Ggf. kann man die bereits im Handel erhältlichen lactosefreien Milchprodukte (sogenannte „Minus-L-Milch“) ausprobieren oder das in Milchprodukten enthaltene Kalzium gesondert zuführen. Eine Darmregulation nach Bestimmung der vorhandenen Darmbakterien ist anzuraten (siehe auch GfBK-Info Darmregulation GfBK-Info Magenkrebs).

Immunsystem

Hilfe aus dem Darm bei Immuntherapien mit Checkpoint-Inhibitoren

Ich bekomme seit kurzer Zeit einen Checkpoint-Inhibitor und habe gehört, dass Antibiotika ein schlechteres Ansprechen bewirken. Was wissen Sie darüber?

Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Ipilimumab, Nivolumab) sind in der Schulmedizin eingesetzte Substanzen, die die krebsbedingte Schwächung des Immunsystems verhindern und die körpereigene Abwehr auf die Krebszellen lenken sollen. Sie tun dies, indem bestimmte Kontrollpunkte (sogenannte „Checkpoints“) des Immunsystems, die durch Tumorzellen aktiviert wurden, ausgeschaltet werden. Die potenziellen Nebenwirkungen sind auch eine Folge dieses Wirkungsmechanismus. Denn werden die „Bremsen“, die überschießende Reaktionen gegen gesunde Zellen verhindern sollen, ausgeschaltet, erhöht sich gleichzeitig die Entzündungsbereitschaft des Körpers. Dies kann zur Folge haben, dass sich die Immunzellen gegen den eigenen Körper richten, so wie das zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen der Fall ist. Mögliche Nebenwirkungen sind daher Hautausschlag, aber auch Entzündungen der Schilddrüse, der Leber, der Lunge oder des Darmes. Der Einfluss von Antibiotika auf die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren ist vielleicht auch der erhöhten Entzündungsbereitschaft geschuldet. Allerdings zeigte sich ein schlechteres Ansprechen nur bei den Patienten, die vor dem Therapiebeginn mit einem Checkpoint-Inhibitor ein Antibiotikum erhalten hatten, nicht aber bei denen, die parallel oder nach der Therapie ein Antibiotikum erhielten (Pinato DJ et al. / JAMA Oncol 2019; doi:10.1001/jamaoncol.2019.2785). Warum das so ist, kann nicht abschließend beurteilt werden, zumal es die erste Studie ist, die zwischen den Zeitpunkten der Antibiotikaeinnahme unterschieden hat. Die Autoren dieser Studie vermuten, dass antibiotikabedingte Veränderungen der Darmflora eine geschwächte Immunantwort auslösen können, in deren Folge es zu einem verringerten Ansprechen auf die Immuntherapie kommen kann. Da wir aus anderen Studien wissen, dass der Erfolg einer Krebstherapie wahrscheinlich auch dadurch bestimmt wird, wie die Darmflora zusammengesetzt ist, ist dieser Erklärungsansatz nachvollziehbar.

Probiotika während Chemotherapie

Ob die Gabe von Probiotika, also von bestimmten Bakterienstämmen, zusätzlich hilfreich sein kann, ist schwierig zu beantworten. Eine Wunderwaffe sind sie sicherlich nicht, vor allem dann, wenn sie unspezifisch und ohne Rücksprache mit einem darin erfahrenen Therapeuten eingesetzt werden. Denn unter den Begriff Probiotika fallen sehr viele frei verkäufliche Produkte, die jedoch völlig unterschiedliche Bakterienstämme in verschiedensten Konzentrationen enthalten können. Vielleicht liegt es auch an der unterschiedlichen Auswahl der eingesetzten Präparate, dass die bisherigen Studienergebnisse stark divergieren. Aktuelle Studien zeigten bei Patienten mit Darmkrebs für bestimmte Bakterienstämme eine gute Sicherheit für die Einnahme während Chemotherapie (Zaharuddin L et al. / BMC Gastroenterol 2019; doi:10.1186/s12876-019-1047-4), und auch eine Studie aus China konnte durch die Gabe von Probiotika den Schweregrad einer Mundschleimhautentzündung unter Radiochemotherapie reduzieren helfen (Jiang C et al. / Cancer 2019;doi:10.1002/cncr.31907), während andere Untersuchungen (www.aacr.org/Newsroom/Pages/News-Release-Detail.aspx?ItemID=1273) nur einen positiven Effekt durch eine ballaststoffreiche Ernährung, aber nicht durch Probiotika sahen.

Ernährungsumstellung für Krebspatienten mit Darmproblemen

Unabhängig davon leistet eine Umstellung der Ernährung in Richtung pflanzen- und ballaststoffreich sicherlich einen wichtigen Beitrag, und dies nicht nur bei neueren Therapieverfahren, wie den onkologischen Immuntherapien. So konnte man zeigen (Peled JU et al. / Journal of Clinical Oncology 2017; doi:10.1200/JCO.2016.70.3348), dass das Risiko für ein Ansprechen auf eine allogene Knochenmarktransplantation mit der Anwesenheit bestimmter Darmbakterien zusammenhängt. Wahrscheinlich wirkt sich eine ballaststoffreiche Ernährung mit dem Verzehr von Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Ballaststoffen auch deswegen so positiv aus, weil diese die Artenvielfalt der Darmflorabakterien fördert. Von daher ist der Einfluss der Ernährung auf den Krankheitsverlauf bei Krebspatienten nicht zu unterschätzen. Vor allem wenn Sie wiederholt an Darmproblemen leiden, sollte eine gezielte Stuhluntersuchung erfolgen, die neben Darmbakterien und Pilzen auch die Bauchspeicheldrüsenfunktion und Entzündungsmarker untersucht.

Probiotika für Krebspatienten unter Chemotherapie

Was kann ich noch tun? Oft wird dazu geraten, Probiotika bei Patienten mit starker Immunschwächung unter Chemotherapie nur eingeschränkt anzuwenden, da sie Lebendbakterien enthalten und damit theoretisch ein Risiko für Infektionen gegeben ist. Neben Präparaten mit Lebendbakterien können bei stark immunsupprimierten Patienten und Darmproblemen zum Beispiel der Einsatz von sogenannten Bakterienlysaten (Colibiogen, Prosymbioflor), präbiotischen Stoffen (Symbiointest, Omnilogic plus) oder bestimmten Phytotherapeutika (z. B. Myrrhe, Curcuma oder L-Glutamin) eine Alternative sein.

Checkpointinhibitoren - Immuntherapien bei Krebs

Ich habe von Checkpointinhibitoren und der neuen Immuntherapie gegen Krebs gehört. Ist das eine naturheilkundliche Behandlung?

Nein, Checkpointinhibitoren (z.B. Ipilimumab, Nivolumab) sind keine naturheilkundlichen Substanzen. Doch ihr Wirkungsmechanismus verfolgt ähnliche Ziele wie die seit Jahren von Naturheilkundlern angewandte Stärkung der Immunabwehr. Man will die krebsbedingte Schwächung des Immunsystems verhindern und die körpereigene Abwehr auf die Krebszellen lenken. Solch ein Prinzip verfolgte schon Coley vor mehr als hundert Jahren: Bei seiner Fiebertherapie versuchte er, mit Bakterien die Immunantwort zu aktivieren.  In der Naturheilkunde werden heute zu diesem Zweck z.B. Mistel, Thymus, Heilpilze oder proteolytische Enzyme eingesetzt.
Komplexe Zusammenhänge. In der Schulmedizin beginnt mit den Checkpointinhibitoren ein Umdenken. Das Aktivieren des Immunsystems steht immer mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit, vor allem mithilfe bestimmter Immunzellen. Zytotoxische T-Zellen können entartete Zellen anhand bestimmter Merkmale erkennen, direkt angreifen und zerstören. Tumorzellen schaffen es aber durch verschiedene Mechanismen, dem Angriff des Immunsystems zu entkommen. Diese Ausweichmanöver werden mithilfe der neuen Immuntherapien gezielt ausgeschaltet. Ihre differenzierte Wirkweise unterscheidet die Checkpointinhibitoren von naturheilkundlichen Methoden wie der Misteltherapie, die unspezifisch Lymphozyten und zytotoxische T-Zellen aktiviert.
Checkpointinhibitoren richten sich gegen Kontrollpunkte („Checkpoints”) oder „Bremsen” im Immunsystem, die normalerweise überschießende Reaktionen gegen gesunde Zellen verhindern sollen. Viele Tumorzellen sind in der Lage, diese „Bremsen” zu aktivieren, um das Immunsystem zu hemmen. So erreichen sie, dass die Immunantwort gegen den Krebs abgeschwächt wird. Checkpointinhibitoren wirken dem entgegen: Sie verhindern die Unterdrückung der Immunantwort und bewirken so, dass das Immunsystem den Tumor verstärkt angreift. Im Vergleich zur zytotoxischen oder molekular zielgerichteten Therapie richtet sich der immunonkologische Therapieansatz daher nicht direkt gegen Tumorzellen, sondern bindet das Immunsystem mit ein.
Risiken und Nebenwirkungen. Eine zu starke Aktivierung des Immunsystems birgt die Gefahr, dass sich die Immunzellen gegen den eigenen Körper richten. Mögliche Nebenwirkungen sind beispielsweise Autoimmunreaktionen wie Hautausschlag, aber auch unterschiedlich stark ausgeprägte Entzündungen der Schilddrüse, der Leber der Lunge oder des Darmes. Solche Nebenwirkungen müssen dann ggf. medikamentös behandelt werden. Zu diesem Zweck wird das Immunsystem wiederum unterdrückt. Sie sehen also, dass die neue Immuntherapie zwar einen ähnlichen Ansatz verfolgt wie naturheilkundliche Verfahren bei Krebs, aber keineswegs eine naturheilkundliche, sondern eine schulmedizinische Therapie ist – mit teilweise erheblichen Nebenwirkungen.
In Deutschland sind inzwischen für die Immuntherapie von Krebs viele Medikamente bei ganz unterschiedlichen Krebsarten zugelassen. Die Immuntherapie hilft jedoch nicht jedem Patienten. Aktuell prüfen mehrere Studien, welche Patienten am meisten profitieren. Bei den Patienten, deren Tumor gut auf die Immuntherapie anspricht, kann die Erkrankung häufig für eine lange Zeit unter Kontrolle gehalten werden. Ersten Schätzungen zufolge profitiert jeder fünfte Krebsptient. Die Wissenschaftler müssen noch herausfinden, wie sie diese Patienten in Zukunft besser identifizieren können.
Natürliche Immunstärkung. Für alle anderen (und das sind die meisten!) Krebspatienten lohnt es sich in jedem Fall, über eine naturheilkundliche Stärkung der  Immunabwehr nachzudenken, z.B. durch Mistel oder Thymus. Außerdem empfehlen wir dringend, vorhandene Mikronährstoffdefizite (Selen und Vitamin D) auszugleichen. Auch eine Regulierung der Darmflora ist ratsam. Will man den weißen Blutkörperchen ihre Arbeit erleichtern, verringert man Entzündungsreaktionen und sorgt für ein basisches Milieu. Dadurch können aktivierte Lymphozyten ins Tumorgewebe einwandern. Wenn auf diese Weise die natürlichen Mechanismen im Körper und die Behandlungsmaßnahmen von außen optimal  zusammenwirken, kann die Lebenserwartung verlängert und sogar eine Heilung möglich sein. Am besten, Sie kombinieren eine schulmedizinische Immuntherapie mit diesen Maßnahmen.

Darmflora als Schaltstelle des Immunsystems

Immer wieder höre ich, dass die Darmflora wichtig für das Immunsystem des Körpers ist. Was hat es konkret damit auf sich? Gibt es hierzu Untersuchungen in Zusammenhang mit Krebs?

Die Oberfläche der menschlichen Darmschleimhaut ist enorm: Auf 400 bis 600 m² leben ungefähr 100 Billionen Bakterien – in einem Ökosystem, das aus zehn bis hundertmal mehr Zellen besteht als der menschliche Körper. Die Gesamtheit dieser Mikroorganismen wird als intestinale Mikroflora oder Darmflora bezeichnet. Diese Mikroorganismen leben von der Nahrung, die wir aufnehmen. Sie bilden mit uns und wir mit ihnen eine Symbiose. Dafür leisten sie uns wertvolle Dienste: Erst durch Darmbakterien werden viele Nahrungsteile aufgeschlossen und für den menschlichen Körper verwertbar gemacht. Außerdem bilden einige Mikroorganismen Vitamine und essenzielle Fettsäuren, die vor krebserregenden Schadstoffen schützen. Und sie errichten an der Darmwand eine Abwehrfront gegen Viren, Bakterien oder Pilze. So verhindern sie, dass es zu Infektionen kommt. Diese nützliche Symbiose ist nur möglich, wenn die Mikroorganismen im Darm in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Dann ist gewährleistet, dass sich nicht schädliche Keime an Stelle der nützlichen ausbreiten.

Die Darmflora ist für den Menschen so bedeutend, dass einige Wissenschaftler sie als »lebenswichtiges Organ« bezeichnen. Die Formulierung vom »darmassoziierten Immunsystem« etabliert sich immer mehr. Denn der Darm ist das größte Immunorgan des Körpers. 80 Prozent aller Abwehrzellen sind hier tätig. Im Bauch liegen die meisten Lymphknoten und das mit gutem Grund: Der Darm stellt die größte Berührungsfläche des Körpers mit der Umwelt dar. Die Haut z. B. bietet der Umwelt zwei Quadratmeter Kontaktfläche, die Lunge mit ihren vielen Verästelungen hat eine Oberfläche von etwa 80 Quadratmetern. Und beim Darm sind es rund 300 Quadratmeter. Die Fläche eines Darms, würde man sie glätten, wäre so groß wie der Garten eines Reihenhauses. Es ist einleuchtend, dass hier die Abwehrkräfte konzentriert sind. Sie sollen verhindern, dass mit der Nahrung aufgenommene Schadstoffe oder Krankheitserreger in den Körper gelangen. Darüber hinaus gehen von den Immunzellen im Darmbereich wichtige Impulse für das ganze Abwehrsystem aus. Rund 70 Prozent seiner Leistung sind auf den ständigen Kontakt mit den Mikroorganismen der Darmflora und den mit der Nahrung aufgenommenen Erregern zurückzuführen. Über den Darm findet also ein ständiges und notwendiges Immuntraining statt. Erst in den vergangenen Jahren belegten Forschungsergebnisse, dass die Darmflora bei der Bildung des Immunsystems im Darm eine wesentliche Rolle spielt. Sie zeigten auf, dass Veränderungen der Darmflora ein gesteigertes Risiko für Lebensmittelallergien oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen darstellen. Aktuelle Untersuchungen der Freiburger Mikrobiologen Diefenbach und Ganal an Tieren ergaben, dass Signale von natürlichen Darmbakterien notwendig sind für eine effektive Immunantwort gegen virale oder bakterielle Erreger. Erstmals sprechen die Forscher davon, dass man möglicherweise epigenetische Veränderungen beeinflussen kann, die auf die Reifung von Abwehrzellen positiv wirken.

Wie die Ernährung Einfluss auf die Ausbildung der Darmflora hat, untersuchten kanadische Wissenschaftler. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass eine Ernährung mit einfachen Kohlenhydraten das Darmkrebsrisiko erhöhen kann. Und zwar produzieren Darmbakterien aus Kohlenhydraten Butyrat, das bei Mäusen die Bildung von Polypen förderte (Belcheva A et al./Cell 2014). Durch eine kohlenhydratarme Ernährung hingegen konnte die Bildung von Darmpolypen bei den Tieren reduziert werden. Außerdem wiesen die Forscher nach, dass sich die Darmflora unter einer kohlenhydratarmen Ernährung verändert. Gerade die Bakterienpopulation, die Kohlenhydrate in Butyrat verstoffwechselt, wurde seltener nachgewiesen. Andere Studien um Hazen (Nature/2011; 472:57–63) zeigten schon früher, dass die Beschaffenheit der Darmflora von der Ernährungsweise abhängt. So gibt es Unterschiede in der Darmflora von Vegetariern und starken Fleischessern. Sie entscheiden wahrscheinlich darüber, ob ein schützendes oder schädigendes Milieu entsteht. Diese Ergebnisse sind insofern bedeutsam, da sie offenkundig zeigen, dass unser Lebensstil erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Immunsystem hat, weil unsere Ernährung die Verteilung der Darmbakterien beeinflusst. Und nicht nur, was wir essen, ist entscheidend, sondern auch, unter welchen Umständen: Wir brauchen Ruhe und Schlaf für eine gesunde Verdauung. Unter Stress fährt das Nervensystem automatisch die parasympathische Aktivität herunter, wodurch der Darmtätigkeit praktisch lahmgelegt wird. Zwangsläufig kommt es dann zu Blähungen und einem reizbaren Darm, und es werden deutlich weniger Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei verwertet. Bei vielen Naturvölkern hat daher die Ruhe nach dem Essen Vorrang. An ihnen können wir uns ein Beispiel nehmen.

Kolloidales Silber?

Eine Bekannte hat mir die Anwendung von kolloidalem Silber als Immunstärkung nach meiner Darmkrebserkrankung empfohlen. Meine Recherche im Internet hat mich vollkommen verwirrt. Ist Ihnen dieses viel gepriesene Allheilmittel bekannt? Was halten Sie davon?

Das auch als Silberwasser bekannte kolloidale Silber besteht aus kleinsten Partikeln und Ionen, die in Wasser verteilt sind. Eine klare wissenschaftliche Definition der Wirkung scheint schwierig. Silber wurde früher schon zur Infektionsbekämpfung bzw. als natürliches Antibiotikum eingesetzt und im Altertum als keimtötendes Element in Form von Behältern für Flüssigkeiten und als Geschirr angewandt. Auch heutzutage wird Silber aufgrund seiner antimikrobiellen Wirkung äußerlich z. B. in Cremes, Lotionen, Wundauflagen verwendet.

Alle bisherigen antimikrobiellen Anwendungen von Silber, sei es in der Industrie oder der Medizin, beruhen wohl auf der Wirkung von Silber-Ionen, nicht Silberpartikeln, wie mancherorts behauptet wird. Von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) wird kolloidales Silber als Naturheilmittel bewertet. In Deutschland ist kolloidales Silber laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ein Arzneimittel nach den Bestimmungen des Arzneimittelgesetzes und kann daher nicht als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden. Äußerlich kann insbesondere bei Neurodermitis oder eitrigen Wunden eine Behandlung mit kolloidalem Silber sinnvoll sein. Zur innerlichen Einnahme soll kolloidales Silber vorwiegend gegen Viren, Bakterien oder Pilze wirken. Angewandt kann es daher werden bei Gelenksentzündungen, Herpes, Nagelpilzbefall, Borreliose nach Zeckenstich uvm. Im Gegensatz zu den meisten Antibiotika sind wohl keine schädigenden Einflüsse auf die Darmflora bekannt. Kurmäßig eingesetzt ist durchaus eine Abwehrstärkung durch eine Entlastung des Immunsystems denkbar.
Bezugsquellen von Fertiglösungen von kolloidalem Silber gibt es zwar vielfältig im Internet – das Internet ist inzwischen aber auch zur Quelle der größten Irritationen geworden, da jeder behaupten und verkaufen kann, was er will. Gut möglich ist heute auch eine Eigenproduktion im häuslichen Umfeld durch eine sogenannten Ionic Pulser® und Aqua bidest. Da das Silberwasser leicht herzustellen ist, glauben viele, damit ein Geschäft machen zu können und nehmen jede Gelegenheit wahr, das selbst gebraute Wunderwasser mit den kühnsten Behauptungen an den Mann oder die Frau zu bringen. Doch die andere Seite ist nicht besser: Kritiker und sogar regelrechte Gegner gibt es inzwischen viele. Vom einfachen Infragestellen der Wirkung bis hin zum Ausmalen von Horrorszenarien durch Schwermetallvergiftung reicht die Palette der oft fragwürdigen Argumente.

Fazit: Obwohl Nebenwirkungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden können, stellt kolloidales Silber bei entsprechender Indikation und einer verantwortungsvollen Verwendung eine mögliche Alternative zu herkömmlichen Antibiotika dar. Unter: www. kolloidales-silber.org bekommen Sie relativ ausgewogene und gute Informationen zum Thema.
Empfehlenswerte Literatur: Pies/Reinelt : Kolloidales Silber – Das große Gesundheitsbuch.
Im Zweifelsfall wenden Sie sich bitte an unseren ärztlichen Beratungsdienst.

Grippeschutz biologisch und natürlich

Ich habe Krebs und würde gerne etwas für die akute Abwehrstärkung in den Wintermonaten tun, um keine grippalen Infekte zu bekommen. Ich halte nicht viel von einer Grippeschutzimpfung. Was können Sie mir diesbezüglich raten?

Eine Grippeschutzimpfung wollen auch wir nicht allgemein, sondern nur in besonders begründeten Krankheitssituationen empfehlen, z.B. bei stark immungeschwächten, lungenerkrankten oder älteren Menschen.

Von Seiten der Pflanzenheilkunde gibt es verschiedene Möglichkeiten, einem grippalen oder schon bereits beginnenden Infekt vorzubeugen. So wärmt ein Ingweraufguss von innen und ist vor allem abends eine gute Alternative zu herkömmlichen Teesorten. Wird der Geschmack des Ingwers als zu unangenehm empfunden, kann man dem Ingweraufguss (3 cm Ingwer aufschneiden und 10 Min. lang köcheln) auch ein bisschen Kräutertee hinzufügen.

Wer gerne Holunderblütentee trinkt, kann damit die Schleimhäute vor Bakterien und Viren schützen. Bei ersten Infektanzeichen ist übrigens die innerliche Einnahme eines Extraktes aus Kapuzinerkresse und Meerettichwurzel (in Apotheken erhältlich) empfehlenswert, das es wie ein natürliches Antibiotikum wirkt.
Selbst hergestellter Saft aus Zwiebeln oder Rettich hilft bei beginnendem Husten; dann auch unbedingt mit Thymian und/oder Kamille inhalieren.
Wichtige Nahrungsergänzungsmittel bei Infekten sind übrigens Vitamin C (am besten natürlich aus der Acerolakirsche oder als Sanddornextrakt) bzw. Zink.
Auch auf eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung sollte man achten, da Vitamin-D-Mangel die Infektanfälligkeit zusätzlich erhöhen kann. Vorbeugend wirken auch Extrakte aus dem roten Sonnenhut, der Taigawurzel oder homöopathische Grippemittel, die einen Influenza Virus in potenzierter Form enthalten.

Grippeschutzimpfung dringend notwendig?

Ich bin 65 Jahre und ehemaliger Krebspatient, allerdings habe ich keine Metastasen. Mein Hausarzt hat mir dringend empfohlen, eine Grippeschutzimpfung durchzuführen. Was halten Sie davon?

Die Empfehlungen für eine Grippeschutzimpfung werden aus unserer Sicht zu pauschal und zu wenig individuell gegeben. Wenn bei Ihnen keine wesentlichen Herz-Lungen-Belastungen bestehen, die eine als Folge eines grippalen Infektes auftretende Lungenentzündung riskant werden lassen könnten, oder Sie durch z. B. eine Chemotherapie nicht zu stark beeinträchtigt sind, halten wir eine Grippeschutzimpfung für nicht sehr sinnvoll. Außerdem gibt es homöopathische Grippemittel, die Influenza Virus vom Typ H1N1 in potenzierter Form enthalten und die sich ebenfalls zur Grippeprophylaxe eignen. Auch die tägliche Gabe von mindestens 1000 I.E. (bei Erwachsenen eher 2000 I.E.) Vitamin D ist in der Lage, das Abwehrsystem positiv zu beeinflussen und das Risiko für eine echte Influenza-Grippe zu senken. So konnte bei Schulkindern durch die tägliche Einnahme von 1200 IE Vitamin D das Risiko für eine echte Influenza-Grippe um die Hälfte und bei zu Infekten neigenden Kindern um fast Zweidrittel gesenkt werden.

Infrarot-Wärmekabine

Seit meiner Brustkrebsoperation führe ich eine Misteltherapie durch. Seither fühle ich mich deutlich wohler. Eine Bekannte empfahl mir zur gezielten Immunsystemaktivierung zusätzlich eine Art häuslicher Schwitztherapie mittels einer Infrarotwärmekabine. Was halten Sie davon?

Wenn bei Ihnen keine Lymphabfluss-Störungen bzw. keine fortgeschrittene Herz-Kreislauf- Erkrankungen vorliegen, können Sie regelmäßig eine häusliche Schwitztherapie in der o. a. Form durchführen. Zur Ihrer Sicherheit sollten Sie aber die Anwendung mit Ihrem in Naturheilverfahren erfahrenen Arzt absprechen. Empfehlenswert sind dabei eine Verweildauer von jeweils 30 bis 50 Minuten in der Wärmekabine, um die Körpertemperatur auf ca. 38 Grad zu bringen, sowie eine Nachruhephase von ca. 30 Minuten. Das Schwitzen wird zusätzlich gefördert durch die vorherige Einnahme eines Homöopathikums wie "Ferrum phosphoricum" D 3, 2 Tabl., sowie durch eine Mischung von Lindenblüten- und Holundertee. Von der regelmäßigen (zwei- bis dreimal die Woche) Schwitztherapie können Sie sich neben der Aktivierung Ihres Immunsystems eine verstärkte Entgiftung über die Haut, eine Stärkung des Kreislaufs, eine Lockerung von Muskelverspannungen sowie insgesamt eine deutliche Steigerung Ihres Allgemeinbefindens erwarten.

Kann man das Immunsystem überstimmulieren?

Kann man das Immunsystem eigentlich durch biologische Therapieverfahren überstimulieren? Lässt sich eine "überstimulation" durch Laboruntersuchungen feststellen? 

Nach dem Verständnis der Biologischen Medizin geht mit der Tumorerkrankung auch ein geschwächtes Immunsystem einher. Im Umkehrschluss bedarf daher das geschwächte Immunsystem einer erfolgreichen Aktivierung und Stabilisierung, um eine gute Prognose hinsichtlich einer Rezidiv- bzw. Metastasenprophylaxe zu erreichen. Dabei sollte jedoch keinesfalls nach dem Grundsatz "Viel hilft viel" therapiert werden. Ein biologisches Grundgesetz mit dem Hinweis, dass starke Reize hemmen und schwache Reize stärken, verpflichtet indirekt zu einer Vermeidung der Kombination stark aktivierender Immuntherapeutika wie z. B. der Mistel-, Thymus-, Organpräparate-, Sauerstoff-, Ozon-, Eigenblut- und Echinacintherapie. Neben der therapeutischen Erfahrung des Arztes können sich durch entsprechende Blutbildkontrollen der "Lymphozyten-Untergruppen" aus einem deutlich erhöhten Quotienten für das Verhältnis der Helfer-/Suppressorzellen ("CD4/CD8-Quotient") Hinweise für eine "Überstimulation" ergeben. Allerdings sind diese Laborbefunde von Ärzten zu interpretieren, die sich mit diesen Untersuchungen wirklich auskennen.

Allergie gegen Thymus?

Zur Aktivierung meines Immunsystems nach Operation eines Ovarial-Carcinoms (Eierstockkrebserkrankung) und daran anschließender Chemotherapie schlägt mein behandelnder Arzt für Naturheilverfahren u. a. eine Thymustherapie vor. Ich habe Bedenken wegen möglicher allergischer Reaktionen. Wie schätzen Sie das Risiko ein?

In der komplementären Therapie bei onkologischen Erkrankungen werden häufig auch Thymuspeptide zur Aktivierung des Abwehrsystems eingesetzt. Durch die bisherigen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften konnte belegt werden, dass Thymuspeptide bei Tumorerkrankten eine Verbesserung der Lebensqualität, eine Verringerung der Infektanfälligkeit und der Rezidivrate sowie eine überlebenszeitverlängerung bewirken. Thymus-Gesamtextrakte werden seit mehr als 30 Jahren in standardisierter pharmazeutischer Qualität hergestellt und in der komplementären Onkologie von erfahrenen Therapeuten mit Erfolg eingesetzt. Daher kann auch in Ihrem Erkrankungsfall in Absprache mit dem behandelnden Arzt eine Thymustherapie prinzipiell empfohlen werden. Die möglicherweise sehr unterschiedlichen Reaktionen und die unterschiedliche Immunsituation von Patienten machen eine sehr individuelle Therapie mit Thymuspeptiden notwendig.  Die Gefahr von örtlichen allergischen Reaktionen mit Rötungen, Schwellungen und/oder Juckreiz wie auch ähnlichen Symptomen im ganzen Organismus mit möglicher Atemnot und/oder übelkeit ist bei sachgerechter Anwendung der Thymustherapie als allgemein gering anzusehen. Durch eine Vortestung des Thymuspräparates in sehr geringer Dosierung an der Unterarm-Innenseite lässt sich zudem Ihre individuelle Allergiebereitschaft bewerten. Detaillierte Erklärungen zur Thymustherapie enthält eine Informationsschrift der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr über "Thymusextrakte und Peptide" .

Mistel

Misteltherapie

Wie erfahre ich, welches Mistelpräparat für mich geeignet ist?

Die Misteltherapie mit der weißbeerigen Mistel (Viscum album) ist das am intensivsten erforschte Verfahren aus der Naturheilkunde. In Studien nachgewiesen ist zum Beispiel eine Stimulation der Phagozytose-Aktivität von Immunzellen sowie von bestimmten Botenstoffen des Immunsystems.Eine antitumorale Wirksamkeit ist ebenfalls denkbar. Außerdem gibt es Hinweise auf eine Verbesserung der Lebensqualität (Kältegefühl, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Erschöpfung, depressive Stimmung, Schmerzen).
In-vitro-Ergebnisse haben gezeigt, dass kein Sicherheitsrisiko durch Wechselwirkungen zu erwarten ist, wenn Krebszellen gleichzeitig Chemotherapeutika und einer Misteltherapie ausgesetzt werden (Weissenstein U/BMC Complement Altern Med2014).
Für die Wahl des geeigneten Mistelpräparats wird von erfahrenen Ärzt*innen neben der Erkrankungssituation und der Art des Tumors auch die Konstitution des Patienten mit einbezogen. Dabei spielt bei den am häufigsten eingesetzten Mistelgesamtextrakten vor allem die Wahl des Wirtsbaums eine Rolle. Hier gibt es drei wichtige Unterarten der Mistel, die auf Laubbäumen, auf Tannenarten oder auf Kiefern wachsen.
Inzwischen weiß man auch, dass die drei Unterarten sich in der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe unterscheiden. Laubbaummisteln enthalten zum Beispiel mehr Lektine als Nadelbaummisteln, was die Beobachtung erklärt, warum Laubbaummisteln stärkere entzündliche Reaktionen auslösen können als Nadelbaummisteln. Die stärkste kräftigende Wirkung hat hingegen die Tannenbaummistel, weshalb sie besonders häufig bei stark geschwächten Patienten unter Chemotherapie eingesetzt wird. Die Apfelbaummistel hingegen ist das Mittel der Wahl bei hormonellen Tumoren, also zum Beispiel bei Brustkrebs. Wenn Laubbaummisteln (Apfelbaum, Eiche, Esche etc.) eine zu starke Reaktion hervorrufen, ist eine Dosisreduktion oder eine Umstellung auf eine Nadelbaummistel (z. B. Tanne) oft hilfreich.
Neben der Art des Tumors spielt also auch die Erkrankungssituation eine Rolle. Deswegen überlegen viele Therapeuten zuerst, ob der Patient geschwächt ist und eventuell gerade eine belastende Chemo- oder Strahlentherapie bekommt. Nach Abschluss einer Chemo- oder Strahlentherapie kann dann die Mistelsorte gewechselt werden, wenn zum Beispiel eine stärkere Immunstimulation erwünscht ist.
Manche Therapeut*innen berücksichtigen auch konstitutionelle Gesichtspunkte: So soll die Tannenmistel am besten zum eher schlanken Stoffwechseltyp passen, wohingegen die Apfelbaummistel eher beim adipösen Stoffwechseltyp geeignet sein soll.
Sie sehen also, die Wahl der Mistelsorte ist sehr komplex und sollte am besten in die Hände eines erfahrenen Misteltherapeuten gelegt werden. Viele der Herstellerfirmen bieten für noch unerfahrene Ärztinnen und Ärzte eine Beratung zur jeweiligen Therapieempfehlung an.

Dauer einer Misteltherapie

Ich habe Krebs, werde vorbeugend mit einer Chemotherapie behandelt und möchte eine Misteltherapie beginnen. Nun habe ich gehört, dass dies eine dauerhafte Therapie ist. Wie lange wird die Misteltherapie durchgeführt?

Der Einsatz von Mistelpräparaten bei Krebspatienten ist nicht nur sehr weit verbreitet (Matthes H / Altern Med 2020), sondern in Studien auch am besten untersucht. Die deutsche AGO-Leitlinie Brustkrebs (2020) empfiehlt sogar, dass die Misteltherapie zur Verbesserung der durch die laufenden onkologischen Standardtherapien bewirkten Nebenwirkungen verwendet werden kann. Zwei aktuelle Übersichtsarbeiten bestätigen, dass die Misteltherapie die Lebensqualität und das Überleben von Krebspatienten verbessern hilft (Loef M / Complement Med Res 2020 und Ostermann T / Complement Med Res 2020).
Mistelpräparate sind jeweils in verschiedenen Stärken bzw. Serien erhältlich. Die Serien beginnen mit der niedrigsten Stärke und gehen im Verlauf auf höhere Konzentrationen über. Das Präparat wird im Allgemeinen subkutan (unter die Haut) gespritzt, was auch vom Patienten oder von seinen Angehörigen nach Anweisung des Arztes durchgeführt werden kann.
In der Zeit nach der Diagnosestellung einer Krebserkrankung ist eine intensive Misteltherapie besonders wichtig. Später kann die Behandlung bei tumorfreien Patienten durch zunehmend längere Therapiepausen aufgelockert werden.
Ein Beispiel für eine sinnvolle Intervallbehandlung ist folgendes Schema: 8–12 Wochen Therapie, dann 4–6 Wochen Pause für die Dauer von 3–7 Jahren. Nach drei Jahren kann die Therapie aufgelockert werden. Das Vorgehen kann und sollte aber immer individuell angepasst werden, je nach Allgemeinzustand und Behandlungsbedarf des Patienten. Wenn Metastasen vorliegen, wird die Misteltherapie sogar so lange gegeben, wie ein Behandlungsbedarf besteht. Die Anwendungsdauer ist dann nicht begrenzt.
Bei Tumoren mit Neigung zu Spätrezidiven (z. B. Brustkrebs, Nierenzellkrebs, Hautkrebs) kann die Rezidivprophylaxe laut Herstellern auch nach dem 5. Jahr fortgesetzt werden, zum Beispiel in Form von zwei Mistelkuren pro Jahr (im Frühjahr und Herbst) mit jeweils 14 Injektionen. Es gibt aber auch Menschen, die sich während einer Mistelgabe so wohl fühlen, dass sie sich unabhängig vom Stadium der Erkrankung dafür entscheiden, auch nach Beendigung der Misteltherapie immer mal wieder eine Mistelkur durchzuführen.
Sie sehen an diesen Beispielen, dass hier eine individuelle Abwägung und Erfahrung wichtig sind. Am besten, Sie lassen sich von einem Therapeuten beraten, der die Misteltherapie mit Ihnen vor Ort durchführen kann. Weitere Hinweise und Informationen zur Misteltherapie erhalten Sie auch in unserem ausführlichen Infoblatt zur Misteltherapie.

Mistel bei Corona-Infektion

Bei mir besteht der Verdacht auf eine Corona-Infektion, und ich warte gerade auf das Testergebnis. Sollte bei Verdacht auf eine Covid-19-Infektion die Misteltherapie unterbrochen werden?

Nein, wenn keine Beschwerden einer Infektion bestehen, kann die Misteltherapie bei Verdacht auf eine Covid-19-Infektion fortgesetzt werden. Sobald aber die typischen Entzündungszeichen wie Fieber, Atemnot oder Husten auftreten, sollte die Therapie pausiert werden. Dieses Vorgehen empfehlen nicht nur die Hersteller sondern auch Ärzte, die die Misteltherapie verordnen.
Das gilt aber generell auch für andere akute entzündliche Erkrankungen, wie die saisonale Grippe. Vor allem wenn Fieber auftritt, ist die Misteltherapie immer abzusetzen. Erst wenn die Beschwerden vollständig abgeklungen sind, kann dann die Misteltherapie wieder gegeben werden.
Ob bei nachgewiesener Covid-19-Infektion und leichtem Verlauf ohne Beschwerden auch eine Pause erfolgen sollte, ist schwierig zu beantworten, da uns hierzu Erfahrungen fehlen. Wegen des Risikos einer überschießenden Immunreaktion, die durch eine Misteltherapie theoretisch verstärkt werden kann, wären wir jedoch eher vorsichtig und würden zu einer Pause raten. Dies bezieht sich übrigens nicht nur auf die Misteltherapie, sondern auch auf die Gabe von Echinacin und Thymus. Bei Covid-19-Infektion empfehlen wir vor allem die hochdosierte Gabe von Vitamin D sowie C und Zink.

Mistel spritzen während Chemotherapie

Ich möchte eine Misteltherapie während einer Chemotherapie durchführen und stoße auf Widerstand bei den Schulmedizinern. Meine Frage: Kann man während einer Chemotherapie Mistel spritzen?

Zur Mistel sind weit mehr als 100 klinische Studien veröffentlicht, 39 sind wissenschaftlich besonders hochwertig („prospektiv-randomisiert“). In der Mehrzahl belegen die Studien die Wirksamkeit der Mistelpräparate. Misteltherapie verbessert die Lebensqualität und hilft, die Nebenwirkungen belastender Therapien wie Müdigkeit (Fatigue), Depression, Angst, Schmerzen und Übelkeit/Erbrechen zu verringern. Einige Studien dokumentieren auch günstige Auswirkungen auf das Überleben, etwa in einer Studie mit 240 Patienten, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Stadium IV erkrankt waren. Durch die Kombination von Chemotherapie und Mistel verlängerte sich das Gesamtüberleben von 7,3 (Chemo ohne Mistel) auf 12,1 Monate (Tröger W et al. / Eur J Cancer 2013).

Mistelstudie am anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe

Gesamtüberleben. Dass die Misteltherapie zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens führen kann, zeigte auch eine Studie von Ärzten am anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe bei Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkrebs, die Daten von 158 Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkrebs im Stadium IV (mit Metastasen) ausgewertet haben. 108 Erkrankte erhielten dabei eine Chemotherapie und/oder eine Bestrahlung. 50 Patienten wurden zusätzlich mit der Weißbeerigen Mistel (Viscum album L.) behandelt. Das Ergebnis: Das durchschnittliche Überleben in der Mistelgruppe betrug 17 Monate, in der Vergleichsgruppe ohne Mistel lediglich acht Monate (Schad F et al. / PLoS One 2018; https://dx.doi.org/10.1371%2Fjournal.pone.0203058). Das Ergebnis ist deswegen erstaunlich, weil nichtkleinzelliger Lungenkrebs, der bereits gestreut hat, eher eine schlechte Prognose hat, vor allem wenn sich die Patienten in einem schlechten Allgemeinzustand befinden. Hier wirkt die Misteltherapie ebenfalls entgegen, indem sie das Allgemeinbefinden und die Verträglichkeit von schulmedizinischen Therapien verbessert.

Chemotherapie und Mistel. Außerdem bestärkt diese Untersuchung, dass man eine Misteltherapie sehr gut auch parallel zur Chemotherapie einsetzen kann. Dies konnten bereits andere Studien zeigen, nämlich dass grundsätzlich keine Wechselwirkungen zwischen einer Misteltherapie und einer schulmedizinischen Therapie über ein bestimmtes Leberenzym, das Cytochrom P450, zu erwarten sind (Dröhmer J und Eisenbraun J / Phytother Res 2012 und Weissenstein U et al. / BMC Complement Altern Med 2019) und dass eine Misteltherapie während einer Checkpoint-Inhibitor- und Antikörpertherapie eingesetzt werden kann (Thronicke et al. / BMC Complement Altern Med 2017 und Schad F et al. / Integr Cancer Ther 2018).
Für die Wirksamkeit verantwortlich sind die sogenannten Mistellektine, das sind Wirkstoffe der Mistel, die zellzerstörende Eigenschaften haben. Viscotoxine, die in jungen Blättern und Trieben die höchste Konzentration haben, stimulieren das Immunsystem. In der Regel wird das gewählte Präparat zwei bis dreimal pro Woche direkt unter die Haut gespritzt. Eine individuelle Betreuung durch einen erfahrenen Therapeuten ist immer nötig, um das Vorgehen individuell anzupassen. Vor allem sollte, wenn während der Behandlung Infektionen und Fieber auftreten, die Mistelgabe gestoppt bzw. unterbrochen werden. Ein bis zwei Wochen nach Abklingen der Symptome kann sie fortgesetzt werden. Aufgrund der tendenziell besseren Überlebensraten in Studien raten wir bereits während einer Chemotherapie zu einer Misteltherapie, die am besten bereits einige Wochen vorher begonnen wurde.

Kostenerstattung Misteltherapie bei Krebs

Bei Patienten mit Fernmetastasen oder wenn die Krebserkrankung inoperabel ist, ist eine Kostenerstattung zu Lasten der Krankenkassen sogar auf Kassenrezept möglich. In der unterstützenden, adjuvanten Therapie bei einer heilbaren Krebserkrankung sind Mistelpräparate nach einem Urteil des Bundessozialgerichts zwar arzneimittelrechtlich zugelassen, allerdings nicht mehr auf Kassenrezept. Die gesetzlichen Krankenkassen dürfen die Kosten auf Antrag übernehmen, müssen es aber nicht. Leider lehnt die Mehrzahl der gesetzlichen Krankenkassen die Erstattung der Mistelpräparate in der adjuvanten Situation ab, dennoch sollte im Einzelfall nichts unversucht bleiben.

Misteltherapie und neue Immuntherapien

Wie verträgt sich eine Misteltherapie mit den neuen Immuntherapien? Kann beides parallel verabreicht werden?

Inzwischen gilt die Misteltherapie als wissenschaftlich gut erforscht. Es gibt eine sehr gute Evidenz (LoE 1a) dafür, dass die Behandlung mit Mistelpräparaten zur Steigerung der Lebensqualität, zur Verringerung von Schwäche (Fatigue) und zu einer besseren Verträglichkeit von schulmedizinischen Tumortherapien führt. In einer systematischen Übersichtsarbeit von 2009 wurden Lebensqualität, Überleben, Tumoransprechen und Sicherheit untersucht (Kienle GS et al. / J Exp Clin Cancer Res. 2009). Insgesamt 19 randomisierte klinische Studien, 16 nichtrandomisierte klinische Studien und 11 Kohortenstudien fanden in der Analyse Berücksichtigung. Günstige Auswirkungen auf das Überleben wurden in zwölf der 22 Studien dokumentiert. Auch eine aktuelle Arbeit bestätigt den positiven Einfluss der Misteltherapie auf das Gesamtüberleben bei Lungenkrebspatienten (Schad F et al. / PLoS One 2018). Die spektakulärsten Daten wurden in Zusammenhang mit Bauchspeicheldrüsenkrebs veröffentlicht. In einer Studie wurden 240 Patienten untersucht, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Stadium IV erkrankt waren. Durch die Kombination von Chemotherapie und Mistel verlängerte sich das Gesamtüberleben von 7,3 (Chemo ohne Mistel) auf 12,1 Monate (Axtner J et al. / BMC Cancer 2016).

Neue Medikamente aus der Klasse der monoklonalen Antikörper oder die Checkpointinhibitoren werden zunehmend im Sinne einer onkologischen Immuntherapie eingesetzt. Ihre Frage ist berechtigt, ob sie mit einer Misteltherapie kombiniert werden können.
Für die schon länger gebräuchlichen monoklonalen Antikörper (wie Trastuzumab, Bevacizumab etc.) zeigt sich diese Kombination als unproblematisch (Schad F et al. / Integrative Integr Cancer Ther 2018).
Weitere Daten legen nahe, dass die Kombination mit Checkpointinhibitoren ebenfalls unproblematisch ist (Thronicke A et al. / BMC Complementary and Alternative Medicine 2017): Mehr als die Hälfte der Patienten, die parallel zu den neuen schulmedizinischen Immuntherapien Mistel erhalten hatten, konnten die Therapie mit einem Antikörper oder einem Checkpointhemmer fortsetzen, wobei Teilnehmer*innen aus der Gruppe ohne Mistel viel häufiger abbrechen oder umgestellt werden mussten. Allerdings wurden hier nur 16 Patienten betrachtet, die verschiedene Medikamente erhielten (Nivolumab (75%), Ipilimumab (19%), Pembrolizumab (6%)). Eine wirkliche Aussage ist daher vor allem bei der großen Gruppe der Checkpointinhibitoren schwierig zu treffen, zumal einige der neuen Substanzen auch überschießende Immunreaktionen auslösen können. Am besten, Sie besprechen die Gabe mit ihrem behandelnden Onkologen. 

Bedenken zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Mistel und einer herkömmlichen Chemotherapie konnten übrigens weder in Zell- noch in Tierversuchen bestätigt werden. Auch bei der HER2-positiven Brustkrebszelllinie SK-BR-3 führte die Hinzunahme der Mistel nicht zu einer Abschwächung der Trastuzumab-Wirkung. Im Gegenteil: Sie brachte verstärkende Effekte (Weissenstein U et al. / BMC Complement Altern Med. 2016).
Einzig bei hämatologischen Erkrankungen (Leukämien, Lymphome) ist es eher nicht ratsam, die Mistel einzusetzen. Bei allen anderen Tumorarten ist eine Misteltherapie möglich. Wenn während der Behandlung Infektionen und Fieber auftreten, sollte die Mistelgabe gestoppt bzw. unterbrochen werden. 1–2 Wochen nach Abklingen der Symptome kann sie fortgesetzt werden. Außerdem ist bei Autoimmunerkrankungen Vorsicht geboten, z.B. bei Hashimoto-Schilddrüsenentzündung, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Reaktionen auf die Mistel – sind ihre Wirkungen fühlbar oder messbar?

Ich spritze seit mehreren Jahren einen Mistelextrakt. Nun hat mir ein Arzt eine relativ teure Blutuntersuchung empfohlen, um festzustellen, ob die Mistel wirksam ist. Was halten Sie von solchen ergänzenden Untersuchungen?

Zunächst einmal ist der wichtigste Anhaltspunkt, um einfach festzustellen, ob die Mistel wirksam ist, eine immer wieder auftretende leichte Lokalreaktion an der Einstichstelle bis maximal 5 cm im Sinne einer Rötung oder Schwellung. Medizinisch gesehen handelt es sich hierbei um eine bestimmte entzündliche Reaktion, indem bestimmte Abwehrzellen in die Haut einwandern und dort eine Antwort des Abwehrsystems hervorrufen.

Oft ist in der Einleitungsphase der Misteltherapie diese Hautreaktion ein brauchbarer Hinweis zur Dosisfindung. Während der Langzeittherapie kann jedoch die Hautreaktion immer mehr abklingen. Hier kann dann ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt (die Temperaturreaktion) zu Rate gezogen werden, um einfach festzustellen, ob die Misteltherapie noch wirksam ist.
Typischerweise findet man dosisabhängig eine Steigerung des Tagesmittelwertes der Körpertemperatur sowie der Tagesamplitude, die 0,7 – 1,5 °C betragen sollte. Auch an den injektionsfreien Tagen kann man gegenüber den Vorbefunden einen Anstieg der Tagesamplitude beobachten. Diejenige Dosis, die eine deutliche Temperaturerhöhung bewirkt, sollte beibehalten werden. Kommt es längerfristig zu einer zunehmenden Abnahme der Amplitude, sollte der behandelnde Therapeut grundsätzlich an eine Steigerung der Dosis oder auch an einen Sortenwechsel denken.
Allerdings ist die Temperaturmessung nur bei exakter Messtechnik aussagefähig; und sie ist nicht verwertbar bei Tumorfieber oder Chemotherapie Die Temperatur sollte während der Einleitungsphase täglich, während der längerfristigen Therapie nur noch sporadisch zur Kontrolle (z. B. alle 3 Monate eine Woche lang) gemessen werden.

Dem Therapeuten steht mit dem Differentialblutbild ein weiteres wichtiges und relativ preiswertes diagnostisches Mittel zur Verfügung, um die Wirksamkeit einer Misteltherapie einzuschätzen. Dies sollte bei jedem Patienten in regelmäßigen Abständen bestimmt werden. So kommt es im Blutbild unter einer Misteltherapie zu einem Anstieg der Lymphozyten bzw. Neutrophilen und oft auch der Eosinophilen.
Die relativ teure Bestimmung der sog. Lymphozyten-Subpopulationen ist in ihrem Wert umstritten. So werden anhand eines so genannten Immunprofils bestimmte Abwehrzellen, die Lymphozyten und deren Untergruppen bestimmt. Experten kritisieren vor allem, dass anhand der Untergruppenbestimmung der Lymphozyten nur deren Absolutzahl und nicht deren Funktion bestimmt werden kann. Vor allem bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren, bei denen es in erster Linie um die Besserung der Lebensqualität geht, ist diese Untersuchung nicht sinnvoll. Bei den meisten Patienten ist daher die Bestimmung der absoluten Lymphozytenzahl vollkommen ausreichend. Wird die Misteltherapie jedoch mit anderen immunwirksamen Substanzen wie z.B. Thymus kombiniert, sind Lymphozyten-Subtypisierungen empfehlenswert, um eine Überstimulation des Abwehrsystems nicht zu übersehen.

Fazit: Zur Beurteilung des Ansprechens auf eine Misteltherapie sind die Kontrolle der Lokalreaktion und des Differentialblutbildes unerlässlich, während teure und aufwändige Immunanalysen in vielen Fällen entbehrlich sind. Sehr zu empfehlen ist auch die kostenlose, aber zeitaufwändige Temperaturkontrolle. Am allerwichtigsten ist jedoch, dass sich das Allgemeinbefinden bessert. Viele Betroffene berichten z.B. von einer deutlichen Stimmungsaufhellung, wenn sie Mistel spritzen.

Misteltherapie und Herceptin

Ich habe Brustkrebs und soll demnächst eine Therapie mit Herceptin® beginnen. Nun hat mein Arzt gehört, dass man Mistel und Herceptin® nicht zusammen einer Patientin geben sollte. Ist diese Aussage Ihrer Meinung nach begründet? Wie soll ich mich verhalten?

Der Antikörper Trastuzumab (Markennname Herceptin®) ist für die Behandlung von Brustkrebs zugelassen. Er blockiert die Wirkung eines wachstumsfördernden Botenstoffes (humaner epidermaler Wachstumsfaktor). Der Rezeptor dieses Botenstoffes mit dem Namen HER2 kommt auf Zellen eines Teils bösartiger Brusttumoren zahlreicher vor als auf normalen Zellen. Der Antikörper bindet an den HER2-Rezeptor und „sperrt" ihn so für Wachstumssignale, wodurch sich das Wachstum von entsprechenden Tumoren möglicher-weise verlangsamen lässt.
Am ehesten verspricht eine Behandlung bei stark positivem HER2-Status Erfolg (20 – 30 % der Brusttumoren). Das bei einer Biopsie oder Operation entnommene Tumorgewebe wird im Labor daraufhin untersucht, ob und wie viele HER2-Rezeptoren auf Krebszellen zu finden sind. Danach wird die Entscheidung getroffen, ob eine Behandlung mit Trastuzumab in Frage kommt.
Der HER2-Rezeptor ist in viel geringerem Umfang im Vergleich zu Tumorzellen auch auf normalen Zellen nachweisbar, daher ist die Herceptin-Behandlung nicht nebenwirkungsfrei, auch wenn sie weniger belastend ist wie eine Chemotherapie. Insbesondere bei der ersten Infusion haben viele Patienten grippeartige Symptome mit Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit; auch Gelenkschmerzen und Hautausschläge können auftreten. Selten kommt es zu einer allergischen Reaktion auf die Infusion. Viele der Nebenwirkungen sind selten stark ausgeprägt und lassen sich meist gut mit entzündungshemmenden, fiebersenkenden oder antiallergischen Medikamenten behandeln. Sie treten ab der zweiten Infusion in der Regel nicht mehr auf oder lassen deutlich nach. Zurzeit werden auch Herzschäden durch Herceptin® diskutiert, da HER2-Rezeptoren sich auf Herzmuskelzellen finden lassen. Einzelne Patientinnen hatten starke gesundheitliche Probleme am Herzen als Folge der Therapie.

Inzwischen gibt es auch die ersten klinischen Studien, die gezeigt haben, dass die Kombination von Antikörpern, wie Herceptin®, und einer Misteltherapie unproblematisch ist (Schad F et al. / Integrative Integr Cancer Ther 2018) und dass die Patienten, die keine Mistel erhielten, die schulmedizinische Therapie wegen unerwünschten Nebenwirkungen häufiger abbrachen.
Auch bei der HER2-positiven Brustkrebszelllinie SK-BR-3 führte die Hinzunahme der Mistel nicht zu einer Abschwächung der Trastuzumab-Wirkung. Im Gegenteil: Sie brachte verstärkende Effekte (Weissenstein U et al. / BMC Complement Altern Med. 2016).

Insofern ist nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand eine mögliche Gefährdung der Patienten oder eine Reduktion der onkologischen Wirkung dieser Antikörper weitgehend ausgeschlossen. Vielmehr ist es denkbar, dass eine Misteltherapie durch ihren apoptotischen (Apoptose = Förderung des natürlichen Zelltodes von Tumorzellen) und ihren antiangiogenetischen Effekt (Antiangiogenese: Hemmung der Blutgefäßneubildung von Tumoren) die Wirksamkeit einer Chemotherapie als auch der Antikörpertherapie unterstützt. Auch nach ersten praktischen Erfahrungen spricht nichts gegen die kombinierte Anwendung, so dass wir nicht der Meinung sind, dass bei einer laufenden Herceptintherapie eine Misteltherapie nicht durchgeführt werden sollte. Vorsicht ist lediglich bei entzündlichen Nebenwirkungen der Antikörpertherapie wie Fieber, Schüttelfrost, Gelenkschmerzen und Hautausschläge geboten. Dann sollte mit der Mistelgabe so lange abgewartet werden, bis diese Beschwerden abgeklungen sind.

Mistel bei Leukämie

Ich habe eine Form der akuten Leukämie (Blutkrebs) und möchte gerne wissen, ob eine Misteltherapie bei dieser Erkrankung empfohlen wird?

Prinzipiell liegt der Hauptschwerpunkt bei der Behandlung von Leukämien, besonders dann wenn sie akut verlaufen, auf einer konventionellen schulmedizinischen Behandlung. Von biologischer Seite kommen bei Leukämien und Lymphomen die Nahrungsergänzung mit Vitalstoffen (Vitamine und Spurenelemente), die Gabe von Enzymen sowie gezielte Maßnahmen im Sinne einer Entgiftung und Ordnungstherapie in Betracht. Stark wirksame Immunsystem-Aktivatoren wie z. B. Mistel, Thymus, Sauerstoff, Ozon, Echinacin und Eigenblut bleiben außen vor, da man bei einer sogenannten Systemerkrankung wie den Leukämien und Lymphomen damit »Öl ins Feuer schütten« kann.

Auch wenn bisher Studienergebnisse nicht dagegen sprechen und Erfahrungswerte darauf hinweisen, dass die Mistel bei Lymphomen und insbesondere bei chronisch verlaufenden Leukämien sinnvoll sein kann, sind wir mit einer generellen Empfehlung zurückhaltend. Bei Leukämien und Lymphomen sind Blut- bzw. Abwehrzellen in besonderer Weise betroffen. Mistel-Therapeuten mit ausreichend Erfahrung bei diesen Blutkrebserkrankungen sind eher selten zu finden. Schöpfen Sie daher zunächst alle Möglichkeiten einer Ordnungs- und Nährstofftherapie aus (s. o.), bei denen negative Einflüsse auf die Grunderkrankung ausgeschlossen sind. Für alle anderen Tumoren (solide Tumoren wie Darmkrebs, Magenkrebs, Leberkrebs, Hautkrebs, Brustkrebs etc.) ist eine Mistelbehandlung selbstverständlich sinnvoller Bestandteil einer biologischen Tumortherapie.

Mistel während Chemotherapie

Ich möchte gerne während der Chemotherapie eine Misteltherapie durchführen. Nun hat mir mein behandelnder Arzt gesagt, dass ich dies besser nicht tun sollte, da dies das Tumorwachstum fördern könnte? Wie ist Ihre Meinung dazu?

Eine Misteltherapie kann und sollte wenn möglich während einer Chemotherapie eingesetzt werden, um die Verträglichkeit der Chemotherapie zu verbessern und das Abwehrsystem zu stärken. Dabei ist es wichtig, niedrig dosiert zu beginnen und langsam die Dosis zu steigern. Bei richtiger Handhabung sind Nebenwirkungen relativ selten. Außerdem sollte die Einleitung einer Misteltherapie möglichst frühzeitig, am besten noch vor Beginn der Chemotherapie begonnen werden.
Die Aussagen zur Misteltherapie und möglichen krebsfördernden Eigenschaften beziehen sich vor allem auf einzelne Laborversuche, in denen die Versuchsanordnung nicht unumstritten war. Am wichtigsten sind in diesem Zusammenhang jedoch nicht Laborversuche, sondern das Vorliegen von mehr als 100 veröffentlichten klinischen, d.h. am Menschen durchgeführten Studien, die einen tumorwachstumsfördernden Effekt nie nachgewiesen haben und außerdem zeigen konnten, dass eine Misteltherapie während Chemotherapie die Nebenwirkungen reduzieren und die Lebensqualität verbessern hilft (Kienle GS, Kiene H/Eur J Med Res 2007). Unter der Misteltherapie verbesserten sich in diesen Studien vor allem die unter Chemotherapie sehr belastenden Nebenwirkungen wie Müdigkeit (Fatigue), Depression, Angst, Schmerzen und Übelkeit/Erbrechen, sowie teilweise auch der Abfall der weissen Blutkörperchen (Leukopenie).
Weitere begleitende Maßnahmen während Chemotherapie sind z. B. Ernährungsmaßnahmen, Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen, die Gabe von Enzymen sowie gezielte Maßnahmen im Sinne einer Ausleitung und Entgiftung. Informationen hierüber erhalten Sie jederzeit gern bei der GfBK.

Misteltherapie bei Krebs – Wirtsbaum und Therapiepausen?

Ich habe Lungenkrebs und wurde operiert. Jetzt wird eine konventionelle Therapie mit Antikörpern (Tarceva) durchgeführt. Von der biologischen Seite möchte ich meine Heilkräfte unter anderem auch mit einer Misteltherapie unterstützen. Ich bin aber verwirrt, da andere Patienten in der anthroposophischen Klinik mit gleichem Krankheitsbild ein Präparat von einem anderen Wirtsbaum bekamen und diese durchgehend ohne Pausen verabreicht werden, während man mir zu Pausen zwischen den einzelnen Serien riet. Können Sie mit weiterhelfen?

Die Misteltherapie nach den Vorgaben einer anthroposophisch orientierten Medizin gestaltet sich wesentlich individueller als die Therapie mit Mistelpräparaten, die auf einen bestimmten Wirkstoff standardisiert sind. So kann es durchaus sein, dass Sie von Ihrem behandelnden Arzt ein Mistelpräparat von einem anderen Wirtsbaum bekommen als eine Patientin mit dem gleichen Krankheitsbild, da Frauen und Männern oft Mistelpräparate von unterschiedlichen Wirtsbäumen verordnet werden. Die nach anthroposophischen Gesichtspunkten entwickelten Mistelpräparate sind jeweils in verschieden Stärken und von unterschiedlichen Wirtsbäumen erhältlich. Die Serien beginnen mit der niedrigsten Stärke und gehen im Verlauf auf höhere Konzentrationen über. Die Behandlung erfolgt in rhythmischen Zyklen. Bei den auf den Inhaltsstoff Mistellektin standardisierten Präparaten, die im Allgemeinen von Laubbaummisteln stammen und die keine unterschiedliche Konzentration aufweisen wird beispielsweise nach dem Schema 8 bis 12 Wochen Therapie und dann 4 bis 6 Wochen Pause verfahren.

In Ihrem Fall bekamen Sie wahrscheinlich ein Mistelextrakt von der Eiche. Da diese Mistelextrakte dann in unterschiedlichen Serien, die in sich nochmals steigende Konzentrationen enthalten, verabreicht werden, hängt der Fortlauf der Therapie von Ihrer Reaktion ab : reagieren Sie beispielsweise recht  stark, d.h. Sie haben eine mehr als zwei Euro große Rötung an der Einstichstelle, die auch nach einem halben Tag nicht schwindet oder einen recht lang anhaltenden Juckreiz, so wird man eher langsamer die Serie steigern und größere Therapiepausen machen. Das Vorgehen kann und soll dem Patienten individuell angepasst werden - je nach seinem Allgemeinzustand und seiner Reaktion. Es würde den Rahmen dieser Frage sprengen alle Aspekte der Verordnung von Mistelextrakten zu besprechen, wir hoffen aber, dass wir Ihre Zweifel ein wenig beheben konnten. Die GfBK hat auch ein ausführliches Infoblatt zur Misteltherapie herausgebracht. Schließlich sei noch auf das ausgezeichnete und für den Laien gut verständliche Buch von Annette Bopp, Die Mistel – Heilpflanze in der Krebstherapie, erschienen 2006 bei Rüffer & Rub hingewiesen.

Mistelinjektion trotz Macumar?

Seit meiner Dickdarmtumor-Erkrankung vor zwei Jahren führe ich auch eine Misteltherapie durch. Im Gefolge eines Schlaganfalls vor acht Wochen muss ich jetzt bis auf Weiteres ein Blut verdünnendes Medikament (Marcumar) einnehmen. Aus Sorge, bei den Mistelinjektionen jeweils einen Bluterguss zu provozieren, habe ich die Misteltherapie abgesetzt. Sind meine Bedenken berechtigt?

Aus unserer Sicht und Erfahrung können Sie die Mistelinjektionen trotz der Marcumar-Therapie unbedenklich weiterführen. Da Sie auf einen sogenannten Quick-Wert von 25  -  30 % (= Maß der Blutverdünnung) eingestellt sind, haben Sie bei sachgerechter Injektionstechnik unter die Haut (Fachausdruck: subcutan) beispielsweise im Bauchbereich keine Bluterguss-Probleme um die Einstichstelle zu befürchten. Es ist ratsam nach der Injektion den Hautbereich mit einer Calendula-Echinaceasalbe einreiben. Eine Alternative zum normalerweise empfohlenen Injektionsareal um den Bauchnabel herum wäre der Bereich der äußeren Oberschenkelregion, der relativ gefäßarm ist. Allerdings kann dort die Injektion deutlich schmerzhafter sein. Injektionen tief in den Muskel, die allerdings bei der Misteltherapie nicht üblich sind, dürfen natürlich nicht durchgeführt werden.

Rezidiv trotz Mistel

Trotz meiner intensiven therapeutischen Bemühungen mit Mistel- und Enzymtherapie sowie der Einnahme von Vitaminen etc. trat im Bereich der linken Brust ein Rezidivtumor auf. Ich bin über diese Entwicklung frustriert. Wie ist das zu erklären?

Ein Wundermittel gibt es leider weder in der biologischen noch in der schulmedizinischen Medizin. Ein „Heilsversprechen“ kann daher nicht gegeben werden, da auch scheinbar gleiche Tumorerkrankungen unterschiedlich verlaufen und Betroffene unterschiedlich auf Behandlungen reagieren.

Biologische Therapien können außerdem nur so gut wirken, wie der Organismus regulationsfähig ist. Das Regulationsvermögen hängt von vielen individuellen Faktoren wie z.B. der genetischen Vorbelastung, Vorerkrankungen und der Lebensführung ab. Zusätzlich wird es von sogenannten Herd- und Störfeldern wie z.B. durch Zahnmetalle, wurzeltote Zähne, Narben, Elektrosmog, Umweltgifte, Schlafplatzbelastungen und insbesondere durch psychische Belastungen negativ beeinflußt. Demnach müssen parallel zu jeder biologischen Therapie Korrekturen von möglichen Regulationsstörungen durchgeführt werden, um langfristig die Voraussetzung für Behandlungserfolge zu erreichen.

Prostatakrebs

Mikronährstoffe beim Prostatakrebs

Ich bin Prostatakrebspatient und weiß nicht, welche Vitamine und Spurenelemente für mich sinnvoll sind. Was empfehlen Sie mir?

Um die Lebensqualität und vielleicht auch die Prognose von an Prostatakrebs Betroffenen zu verbessern, werden von vielen Patienten Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Insofern ist es gut, dass Sie nachfragen, um einen Überblick zu gewinnen, welche davon hilfreich sind. Zunächst werden Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe als sogenannte Mikronährstoffe bezeichnet. Diese spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und bei der Zellteilung. Bei einigen Mikronährstoffen (Vitamin A, β-Carotin, Vitamin C, Vitamin D und Selen) konnte gezeigt werden, dass niedrige Blutspiegel mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Prostatakrebs verbunden sind.
Der Einfluss von Folsäure, Vitamin E und Zink ist umstritten (Mücke R / Uro-News 2020: https://doi.org/10.1007/s00092-020-4059-z). Hier zeigten Präventionsstudien eher eine Risikoerhöhung durch die zusätzliche Einnahme von Vitamin E, Folsäure und Zink. Aus anderen Studien weiß man allerdings auch, dass hier mitentscheidend ist, in welcher Form Vitamin E und Folsäure eingenommen werden. So erhöhen pflanzliches Vitamin E oder natürliches Metafolin das Krebsrisiko nicht. Außerdem ist es wichtig, den individuellen Blutspiegel zu kennen. Dieser sollte zum Beispiel bei Selen zwischen 100 und 140 µg/l liegen. Menschen, die sowohl deutlich erniedrigte als auch erhöhte Werte aufwiesen, starben häufiger, und zwar nicht nur an einer Krebserkrankung (Bleys J / Arch Intern Med 2008: https:// jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/414000). Bei Werten unter 100 µg/l ist daher die zusätzliche Selengabe zu empfehlen, während bei Werten ab 140 µg/l empfohlen wird, die Selengabe zu pausieren.
Eine Sonderstellung scheint Zink einzunehmen. So enthält die Prostata besonders hohe Konzentrationen an Zink. Der genaue Mechanismus, warum in Studien eine hochdosierte Zinkgabe (100 mg/Tag) das Risiko für das Auftreten einer Prostatakrebserkrankung erhöht (Leitzmann MF / J Natl Cancer Inst 2003: https://academic.oup.com/jnci/article/95/13/1004/2520319), ist noch unklar. Eventuell ist auch hier wie bei anderen Mikronährstoffen eine langjährige und hochdosierte Gabe, ohne den Spiegel (bei Zink immer im Vollblut) zu kontrollieren und die Gabe individuell anzupassen, als nicht empfehlenswert anzusehen.
An diesen Beispielen sieht man, dass es sinnvoll ist, nicht nur „blind“ Mikronährstoffe einzunehmen, sondern diese an den Blutspiegel anzupassen. Außerdem ist es wichtig, eine pflanzlich betonte Ernährung einzuhalten. So weiß man, dass eine westliche Ernährung die Prostatakrebssterblichkeit deutlich erhöht: In Ländern mit hohem Konsum von Milchprodukten, Fleisch und Zucker ist die altersstandardisierte Prostatakrebssterblichkeit mit 27 Todesfällen pro 100.000 Männer bis zu 27-mal höher als in asiatischen Ländern mit Konsum pflanzlicher Kost und wenig tierischen Lebensmitteln (Ferlay F / Epidemiology 2014: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ijc.29210 ).
Günstig gegen Prostatakrebs wirken also nicht nur isolierte Vitamine oder Spurenelemente, sondern eine pflanzliche Ernährung und wahrscheinlich auch die darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, wie zum Beispiel Linsen, Leinsamen und Walnüsse, Kurkuma, Granatapfel, Brokkolisamen und deren Sprossen sowie Grüntee und das in Tomatenmark enthaltene Lycopin. Auch hier gibt es weitere Studien, die deren Nutzen bekräftigen.

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Nebenwirkungen unter 5-Fluorouracil

Ich bekomme als Chemotherapeutikum 5-Fluorouracil (5-FU) und habe mit heftigen Nebenwirkungen zu kämpfen (Durchfälle, Schleimhautentzündungen). Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?

Grundsätzlich sind Durchfälle und Schleimhautentzündungen eine typische Begleiterscheinung einer Chemotherapie mit 5-Fluorouracil (5-FU). Sind diese Nebenwirkungen schwerwiegend und tritt gleichzeitig ein deutlicher Abfall der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) auf, so kann dies auch an der Aktivität von bestimmten Entgiftungsenzymen liegen, die mitverantwortlich dafür sind, dass Chemotherapeutika abgebaut werden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt daher, bereits vor einer Therapie mit 5-Fluorouracil (also auch dessen Vorstufen Capecitabine oder Tegafur) die Funktionstüchtigkeit des Enzyms Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) zu bestimmen und einen Mangel auszuschließen. Denn Patienten mit vollständigem DPD-Mangel dürfen eigentlich nicht mit Fluorouracil und dessen Vorstufen behandelt werden. Bei teilweisem DPD-Mangel sollte eine reduzierte Anfangsdosis gewählt werden. Bei der Einnahme von Capecitabine verstärkt sich durch einen DPD-Mangel meistens zusätzlich zu Durchfällen und Schleimhautentzündungen die Neuropathie der Hände und Füße, die sogar mit Hautablösungen einhergehen kann (sogenanntes Hand-Fuß-Syndrom). Dies kann jedoch auch bei einer Infusion mit 5-Fluorouracil auftreten. Sprechen Sie daher bei schwerwiegenden Nebenwirkungen infolge einer 5-FU-Gabe (egal ob Tablette oder Infusion) immer Ihren behandelnden Arzt vor Ort an, der eine Dosisreduktion und/oder die Bestimmung von DPD (im Blut) veranlassen kann.
Bei etwa 5% der Patienten, die 5-Fluorouracil als Chemotherapie erhalten, treten sogar Herzrhythmusstörungen auf. Grund für diese schwerwiegende Nebenwirkung ist vermutlich neben einer Vorschädigung des Herzens ebenfalls die genetisch bedingte verminderte Aktivität der Dihydropyrimidindehydrogenase, die am besten vor der 5-FU-Gabe routinemäßig bestimmt wird.
Vermeiden Sie unter Chemotherapie bitte auch unbedingt den Verzehr von Grapefruit. Denn diese Frucht enthält Stoffe, die verschiedene Subtypen des Cytochrom P450 hemmt, die für den Abbau verschiedener Chemotherapeutika (über den sog. First-Pass-Effekt im Darm) zuständig sind. Es treten dann deutlich mehr Nebenwirkungen auf.

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Pilze und Heilpilze für Prostatakrebspatienten

Ich habe Prostatakrebs und esse gerne Pilze. Ist das gut für mich?

Ja, denn Pilze enthalten nicht nur eine Vorstufe von Vitamin D, Selen und Eisen, sondern auch L-Ergothionein, ein Antioxidans, und sogenannte Beta-Glucane. Letztere sind biologisch aktive Polysaccharide, also Ballaststoffe bzw. Mehrfachzucker, die in der Lage sind, Killerzellen zu aktivieren und das Immunsystem zu stärken (Lindequist U et al. / MMP 2010;doi:10.1055/s-0042-117964) und die nicht nur in Pilzen, sondern auch in Vollkornhaferflocken enthalten sind. Darüber hinaus sollen Pilze auch Antikrebseigenschaften und -wirkungen gegen die Tumorentwicklung haben. Dies wird durch eine aktuelle Studie bestätigt, in der gezeigt werden konnte, dass häufiger und regelmäßiger Pilzkonsum dazu beiträgt, Prostatakrebs zu verhindern. Dies kann auch bei bereits an Prostatakrebs Erkrankten sinnvoll sein.

Studie zur Ernährung von Prostatakrebs-Patienten mit Pilzen

Aber schauen wir uns die Studie zunächst einmal genauer an. Denn der Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Pilzen und dem Auftreten von Prostatakrebs beim Menschen wurde bisher noch nie untersucht. In dieser Studie wurden insgesamt 36.499 Männer im Alter von 40–79 Jahren durchschnittlich 13,2 Jahre lang untersucht (Zhang S et al. / Int J Cancer 2019; doi:10.1002/ijc.32591). Dabei fanden japanische und US-amerikanische Forscher heraus, dass Männer, bei denen mindestens 1–2-mal wöchentlich Pilze auf dem Speiseplan standen, ein geringeres Risiko hatten, an Prostatakrebs zu erkranken.

Dieser Zusammenhang war besonders offensichtlich bei Teilnehmern, die 50 Jahre und älter waren, und unterschied sich nicht durch das Krebsstadium und die Aufnahme von Gemüse, Obst, Fleisch und Milchprodukten. Insofern ergibt sich daraus, dass die regelmäßige Einnahme von Pilzen zur Vorbeugung von Prostatakrebs beitragen könnte. Allerdings wurden in dieser Studie keine Informationen zu Pilzarten gesammelt. Dadurch ist es schwierig, genauer einzuschätzen, welche(r) Pilz(e) zu diesen Ergebnissen besonders beigetragen haben.

In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen haben bisher gezeigt, dass Pilzextrakte von Agaricus blazei Murill (Yu CH et al. / J Nutr Biochem 2009; doi:10.1016/j. jnutbio.2008.07.004), Coriolus versicolor (Hsieh TC et al. / Int J Oncol 2001;doi:10.3892/ijo.18.1.81), Cordyceps militaris, Coprinus comatus, Ganoderma lucidum (Zaidman BZ et al. / Mol Biol Rep 2008; doi:10.1007/s11033-007-9059-5), aber auch unser Kulturchampignon (Adams LS et al. / Nutr Cancer 2008;doi:10.1080/01635580802192866) die Zellproliferation in menschlichen Prostatakrebszelllinien hemmen und das hormonabhängige Fortschreiten von Prostatatumoren einschränken können.

Zum Agaricus bisporus, dem Kulturchampignon, gibt es sogar eine Studie am Menschen, in der die biologische Aktivität der Pilzaufnahme beim Wiederauftreten von Prostatakrebs untersucht wurde (Twardowski P et al. / Cancer 2015; doi:10.1002/cncr.29421). In dieser Studie nahmen Prostatakrebspatienten mit PSA-Rezidiv verschiedene Dosen von Agaricus bisporus als Pulver ein.
Während der Studie wurde bei 36% der Patienten ein Abfall des PSA-Spiegels beobachtet. Dies lässt ebenfalls darauf schließen, dass die Einnahme von Pilzen den PSA-Spiegel und die Rückfallwahrscheinlichkeit bei Prostatakrebs beeinflussen könnte.

An diesen Studien sieht man, dass es sehr empfehlenswert ist, als Prostatakrebspatient regelmäßig Pilze, am besten in Bio-Qualität, zu essen. Möchte man höhere Konzentrationen einnehmen, so empfehlen wir die Kombination von verschiedenen Heilpilzen (v. a. Reishi, Agaricus, Coriolus) in Kombination von Pilzextrakten und getrocknetem Pilzpulver, um die positiven Eigenschaften beider Rohstoffqualitäten zu nutzen.

Vitamin D und Prostata

Ich habe gelesen, dass Vitamin D bei Prostatakrebs negative Wirkungen haben kann. Stimmt das?

Ein entsprechender Mechanismus trat zwar im Laborexperiment auf. Wie so oft ist es aber wichtig, zwischen Reagenzglas und klinischer Realität zu unterscheiden: Im menschlichen Organismus ist der Effekt nicht als relevant einzustufen, sodass die Gabe von Vitamin D für Männer mit Krebs der Vorsteherdrüse durchaus nützlich ist.
Schauen wir uns Studien mit Menschen an. Eine Fallkontrollstudie mit 749 Patienten aus den USA ließ vermuten, dass zu hohe Blutspiegel möglicherweise ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringen. (Ahn et al. 2008). Allerdings wurde in dieser Untersuchung nur ein einziger Vitamin-D-Serum-Wert pro Person ermittelt. Vitamin D ist sonnenabhängig und unterliegt daher starken saisonalen Schwankungen. Die Studie kann aus diesem Grund nicht als wirklich aussagefähig bewertet werden.

Demgegenüber steht eine Studie mit 54 Patienten und neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Prostatakrebs. Sie ging der Frage nach, ob der Vitamin-D-Serumspiegel Einfluss auf die Überlebensrate der Patienten hat (Vashi et al. 2013). Dazu wurde vor der Behandlung der Vitamin-D-Spiegel als 25(OH)Vitamin-D im Serum bestimmt. Als Mangelzustand waren Werte von ≤ 32 ng/ml bzw. 80 nmol/l definiert. Der mittlere 25(OH)Vitamin-D-Serumwert lag bei 30,1 ng/ml, wobei 38 Patienten (70,4 %) einen Mangel aufwiesen. Die Patienten mit Vitamin-D-Mangel hatten ein signifikant größeres Mortalitätsrisiko (mittlere Überlebensrate: 32,6 Monate) als Patienten mit ausreichend hohen Vitamin-D-Serumspiegeln (mittlere Überlebensrate: 62,4 Monate).
Dass die Überlebenszeit allein aufgrund des Vitamin-D-Serummarkers fast doppelt so lang ist, erscheint beachtlich. Allerdings muss man berücksichtigen, dass Männer mit normalen Vitamin-D-Werten vermutlich eine insgesamt gesündere Lebensweise an den Tag legen und sich häufiger im Freien aufhalten.
Untersuchungen an 622 Prostatakrebspatienten im Vergleich mit gesunden Personen zeigen hingegen, dass nicht nur zu niedrige (≤ 19 nmol/l), sondern auch zu hohe (≥ 80 nmol/l) Vitamin-D-Spiegel das Prostatakrebsrisiko erhöhen können (Tuohimaa et al. 2004).

Eine wertvolle Hypothese zur Erklärung der unterschiedlichen Studienergebnisse zu Vitamin D stellt Reinhold Vieth (2004 und 2009) auf. Er meint, dass es vielmehr auf die jährliche Schwankung des individuellen Spiegels ankommt als auf dessen absolute Höhe. Viele Organe, darunter Nieren, Pankreas und Prostata, besitzen Enzyme, die zur Umwandlung von Calcidiol in biologisch wirksames Calcitriol dienen. Sinkt der Serum-Calcidiol-Wert, dann müssen die Enzyme entsprechend reguliert werden, sodass die Calcitriol-Synthese steigt, bis der Ausgangslevel wieder erreicht wird. Die Niere als endokrines (hormonproduzierendes) Organ passt ihre Enzymtätigkeit durch verschiedene Regulationsmechanismen recht schnell an. Dadurch ist der Zeitraum, in dem zu wenig aktives Calcitriol produziert wird, nur relativ kurz.
Die Studienergebnisse zu Vitamin D müssten entsprechend der Hypothese von Vieth mit Blick auf die jeweiligen Breitengrade beurteilt werden. Nahe am Äquator ist die UV-Strahlung, die für die Bildung von Vitamin D geeignet ist, vergleichsweise geringen Schwankungen unterworfen. In nördlicheren Gegenden, z.B. in Norwegen, Finnland und Schweden, aber auch in Deutschland, sind diese Schwankungen hingegen deutlich größer. Personen, die hier leben, haben nur in den Sommermonaten relativ hohe Vitamin-D-Spiegel. Sie verfügen daher über das Jahr gesehen vermutlich über die weiteste Spanne an Calcidiol-Werten. Menschen mit dauerhaft niedrigen Calcidiol-Spiegeln weisen hingegen geringere Bandbreiten der Messwerte auf. Das könnte erklären, warum in manchen Studien hohe Calcidiol-Serumwerte mit einem erhöhten Prostatakrebsrisiko assoziiert sind: Durch die hohen Schwankungen im Jahresverlauf kann in der dunklen Jahreszeit kein ausreichender Spiegel an aktivem Calcitriol im Prostatagewebe erreicht werden (Vieth 2009).

Es erscheint also durchaus sinnvoll, seinen Vitamin-D-Spiegel über das Jahr hinweg zu beobachten. Wird ein Mangel festgestellt und schwanken die Werte stark, empfehlen wir, Vitamin D zu substituieren, bis ein Serumspiegel zwischen 75 nmol/l und maximal 150 nmol/l (Holick 2007) erreicht ist. Werte unter 19 nmol/l sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Trotz dieser Erklärungen ist bei fortgeschrittenem Prostatakrebs eine ungünstige Wirkung von Vitamin D vorstellbar, und zwar wenn ein mutierter Androgenrezeptor nicht nur Androgene, sondern auch andere Steroide wie Vitamin D „verwerten“ kann. Falls der PSA-Wert in die Höhe schnellt, während man Vitamin D einnimmt und dadurch hohe Serumwerte erreicht, ist es besser, einen moderaten OH-25-Wert von 50–80 nmol/l anzusteuern.
Beachten Sie bitte auch die Maßeinheiten. Wird in ng/ml gemessen, liegen die Normwerte deutlich niedriger.

Weitere Informationen erhalten Sie auch in der GfBK-Info Vitamin D.

Prostatakrebs: wie am besten diagnostizieren

Durch eine Prostatakrebserkrankung im Freundeskreis sensibilisiert, habe ich (63 Jahre) eine PSA-Bestimmung und eine manuelle Abtastung, d. h. eine digitale rektale Untersuchung (DRUS) bei einem Urologen durchführen lassen. Bei einem PSA von 6,3 und einem unklaren Befund drängt mich der Urologe zu einer baldigen Biopsie (Stanze). Diese möchte ich zunächst vermeiden und suche nach diagnostischen Alternativen.

Es gibt die sogenannte »biopsiefreie Diagnostik« mit verschiedenen bildgebenden Verfahren. Der weitere für Sie infrage kommende »unkonventionelle Diagnostikweg« könnte zunächst einen Computer-gestützten transrektalen Ultraschall, die »Echtzeit-Elastografie«, beinhalten. Falls sich hier ein konkreter Tumorherdverdacht ergibt, wären bildgebende Verfahren mit dem Kontrastmittel »Cholin«, das Cholin-PET/CT, bzw. das MRT/MRS anzuschließen (Infos dazu über www.prostatakrebs-bps.de). Wird dadurch der Tumorherdverdacht verstärkt, bietet sich statt der üblichen 12-Stanzen-Biopsie eine »Feinnadelaspirationsbiopsie« unter bildgebender Kontrolle an. Durch diese in den skandinavischen Ländern übliche Standardmethode bei Prostatakrebsverdacht wird die »DNA-Karyometrie« mit einer Aussage über den Malignitätsgrad des Prostatakarzinoms möglich. Davon hängt in entscheidendem Maße die Bewertung der Therapiepflicht ab. In vielen Studien wird die Vorhersagekraft der FNAB dem Gleason-Score (konventionelle Bewertung durch Stanzen) mindestens gleichgestellt. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie auch im Ergänzungsblatt der GfBK-Info Prostatakrebs. Zusätzlich können Sie biologische, Prostata-stärkende Therapieempfehlungen über den ärztlichen Beratungsdienst der GfBK in Heidelberg erhalten.

PSA-Wert erhöht: Was tun?

Mit 76 Jahren bin ich bisher »in Sachen Prostata« gut weggekommen. Mein aktueller PSA-Wert liegt bei 5,8. Die urologische Diagnostik mit DRU (digitaler rektaler Untersuchung) und TRUS (transrektalem Ultraschall) ergab einen unauffälligen Befund. Subjektive Beschwerden wie Probleme beim Wasserlassen oder vermehrter nächtlicher Harndrang machen mir nicht zu schaffen. Vor Kurzem las ich in einem Artikel eines bekannten Wochenmagazins, dass sich ein starker Trend zur Überdiagnostik und Übertherapie bei Verdacht bzw. bei Prostatakarzinom etabliert habe. Was ist darunter zu verstehen?

Aus Sicht des ärztlichen Beratungsdienstes der GfBK können wir diesen Trend leider nur bestätigen. Die S3-Leitlinien geben für die deutsche Urologie die Maßnahmen in Diagnostik und Therapie bei Verdacht auf Prostatakrebs und für dessen Behandlung vor. Dieses Regelwerk ist unserer Meinung nach zu pauschal und zu wenig individuell passend. In der Praxis wird häufig viel zu schnell biopsiert – schon ab einem PSA von 4,0 – ohne Fremdeinflüsse auf den Laborwert vorher zu prüfen und ohne die bildgebende Diagnostik ausreichend genutzt zu haben.

Vor einer Biopsie empfehlen wir zuerst die Differenzierung des PSA-Wertes in freies und gebundenes PSA. Mithilfe des Quotienten freies PSA/ Gesamt-PSA ist eine Unterscheidung zwischen gutartiger Prostatavergrößerung und Prostatakrebs eher möglich. Wenn die Analyse der Gewebeprobe ein Prostatakarzinom ergibt, wird die Malignität (Einschätzung, wie bösartig der Tumor ist) gegenwärtig in den meisten Kliniken nur nach dem Gleason-Score bewertet. Wir raten eindringlich dazu, zusätzlich eine DNA-Karyometrie zu veranlassen. Dabei wird die DNA-Menge (DNADesoxyribonucleinsäure) pro Zellkern an Zellkernen in einer Gewebeprobe durch eine spezifische Anfärbung der DNA und nachfolgend durch ein computerisiertes mikroskopisches Verfahren von speziell darin geschulten Pathologen bestimmt.

Damit hätten viele Prostatakrebspatienten die Chance auf eine »aktive Überwachung«. Dies würde den Betroffenen belastende und risikoreiche Behandlungen ersparen, wie operative Eingriffe, Bestrahlung-, Anti-Hormone oder Chemotherapie. Zurück zu Ihrer Person: Mit 76 Jahren dürfen Sie sich einen PSA von 5,8 »erlauben«, da der PSA auch altersabhängig ansteigt, ohne dass sich dahinter eine Krebserkrankung versteckt. Weitere Informationen finden Sie in unserem GfBK-Informationsblatt Prostatakrebs.

Prostatakrebs: Fremdeinflüsse auf den PSA-Wert

Seit vielen Jahren bin ich (48 Jahre) ein begeisterter Mountainbiker. Zwei bis drei Mal pro Woche sitze ich jeweils zwei bis drei Stunden auf dem Rad. Nun habe ich gehört, dass die mechanische Reizung der Dammregion (zwischen Hoden und After) durch den Fahrradsattel einen Einfluss auf meinen PSA-Wert haben kann. Was ist davon zu halten?

In der Tat beeinflussen verschiedene Faktoren von innen und von außen den PSA-Wert. Zu den äußeren Faktoren zählen beispielsweise Radfahren und Ejakulation sowie medizinische Maßnahmen wie Koloskopie, Zystoskopie, transrektaler Ultraschall und Prostatabiopsie. Von innen wirkt eine erhöhte Entzündungsbereitschaft auf den PSA-Wert, z. B. durch Herd-/Störfelder der Zähne oder Nasennebenhöhlen, durch Infektionskrankheiten oder chronische Erkrankungen wie Rheuma, Fibromyalgie, Autoimmunerkrankung oder Kolitis. Interessanterweise wird PSA, wenn auch nur in geringem Umfang, auch in Zellen außerhalb der Prostata gebildet: in Gehirn, Halsspeicheldrüse, Bronchien, Bauchspeicheldrüse, Leber, Nebennieren und Darm. Es gibt also noch andere Gründe, warum der PSA-Wert steigen kann, als eine krankhafte Veränderung der Vorsteherdrüse. Für Mountainbiker empfehlen wir einen Spezialsattel, der die Dammregion schont, und eine Sattelfederung – wahrscheinlich haben Sie diese bereits. Lassen Sie neben dem PSA-Gesamt-Wert stets den PSA-Quotienten und den CRP-Wert bestimmen. Letzerer ist ein sensibler Entzündungsmarker: das sogenannte C-reaktive Protein.

Omega-3-Fettsäuren bei Prostatakrebs?

Wie ich gelesen habe, wurde in einer Studie gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren Prostatakrebs fördern können. Können Sie das bestätigen?

Das ist richtig. Vor einigen Monaten wurde eine Studie aus den U.S.A. veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kam, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren die Bildung von Prostatakrebs fördern können (Brasky M et al./ JNCI J Natl Cancer Inst 2013). Dabei fiel auf, dass hohe Blutspiegel von EPA, DPA und DHA – drei in fettigen Fischen enthaltenen und häufig in Nahrungsergänzungsmitteln verwendeten Omega-3-Fettsäuren – mit einem erhöhten Prostatakrebsrisiko verknüpft waren.

Dies ist nicht die erste Studie, die auf mögliche Risiken der lange Zeit eher positiv bewerteten Omega-3-Fettsäuren hinweist. Auch andere Wissenschaftler stellen die schützende Wirkung von Fischölkapseln in Frage. Die sogenannte DART-Studie zeigt, dass der Effekt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen fraglich ist: Der anfängliche Nutzen wurde nach längerer Einnahme durch eine erhöhte Schlaganfallrate und andere Komplikationen wieder aufgehoben (Ness AR/Europ J Clin Nutr 2002). Bei den Eskimos kommt es durch ihre fischreiche Ernährung entgegen weit verbreiteter Meinung nicht zu einem Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Ebbesson SOE et al./ Int J Circumpolar Health 2005). Im Gegenteil: Ihr Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, ist sogar erhöht.

Es gibt aber auch Studien, die zu anderen Ergebnissen kommen: So senkte zum Beispiel eine fischreiche Ernährung bei Patienten mit Prostatakrebs das Sterblichkeitsrisiko um 63 Prozent (Konrad M et al. / American Journal of Clinical Nutrition 2010) und eine mit Omega-3-fettsäuren-reiche, fettarme Diät reduzierte die Teilungsrate von Prostatakrebszellen (Aronson W et al. / Cancer Prevention Research 2011).

Die scheinbar widersprüchlichen Studienergebnisse legen die Vermutung nahe, dass es auf die Qualität und die Verarbeitung der Öle ganz wesentlich ankommt. Omega-3-Fettsäuren sind aufgrund ihrer ungesättigten Doppelbindungen sehr oxidationsempfindlich und können damit auch potentiell krebsfördernd wirken. Öle, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind (z. B. Leinöl, Hanföl, Rapsöl, Walnussöl), dürfen nicht zu hell gelagert werden und auch nicht zu warm oder zu lange. Keinesfalls sollte man sie zum Braten verwenden; denn dies erzeugt wiederum krebserregende Stoffe, wie zum Beispiel Lipidperoxide.

Außerdem kommt es natürlich darauf an, wie das Ernährungskonzept in Gänze ausschaut. Fette sind nur ein Teil der Betrachtung, wenn auch ein wichtiger. Wir empfehlen Eiweiß und Fett möglichst nur in geringen Mengen in Form von Fleisch und Wurst. Meiden oder reduzieren Sie Zucker, Weißmehlprodukte, hocherhitzte Speisen (über 180° C), Fertigprodukte und Fast Food, Bevorzugen Sie stattdessen Vollkorngetreide und –produkte (nicht zu grob!) sowie Rohkost (in kleinen Mengen) und Biogemüse. Detaillierte Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung finden Sie in der GfBK-Broschüre Ernährung bei Krebs.

Prostatakrebs - Soja, Grüntee, Lycopine und Granatapfel: Unterstützung oder Heilmittel ?

In den asiatischen Ländern ist Prostatakrebs sehr selten. In meiner Prostataselbsthilfe-gruppe wird in diesem Zusammenhang immer wieder über das für und wider gesunder Nahrungsmittel bei unserer Erkrankung gesprochen. Ich selbst wurde vor einem Jahr mit einer Brachytherapie (spezielle Form der Strahlenbehandlung) behandelt, bekam keine weitere Nachbehandlung und bin tumorfrei. Mein PSA Wert ist im Normbereich. Macht eine sekundäre Prävention über die Ernährung Sinn?

Für das extrem geringe Auftreten von Prostatakrebs in Asien werden u.a. die Sojaisoflavone (Ballaststoffe, B-Vitamine, pflanzliches Protein, antioxidativ und phytoöstrogen wirksame Soja-Isoflavone) und Grüntee (Katechine, insbesondere EGCG) verantwortlich gemacht. Tatsächlich wirken beide Nahrungsmittel auf äußerst vielseitige Weise der Krebsentstehung entgegen. In klinischen Studien ist sogar eine milde PSA-Stabilisierung beobachtet worden. Für die Kombination von Soja und Grüntee sind sich ergänzende Synergieeffekte beschrieben worden. Das Ansprechen von Prostatakrebs-Patienten hängt scheinbar von dem Stadium der Erkrankung und dem individuellen Rezeptormuster ab. Isoflavone und potente Phytoöstrogene reduzieren deutlich das Risiko des lokalisierten Prostatakarzinoms, können aber selten einen negativen Einfluss auf das fortgeschrittene Prostatakarzinom haben.
Auch zum Grüntee gibt es eine Vielzahl teils widersprüchlicher Studien. Der Effekt scheint dosisabhängig zu sein: Für eine wirksame Prävention sollte man ca. 1 Liter pro Tag davon trinken.

Zur Prävention des Prostatakarzinoms rechtfertigen die Ergebnisse vieler Studien generell das Zuführen von lykopinreichen Tomatenprodukten, Soja, Grüntee, Kurkumin (Gelbwurz) und Granatapfelsaft-Polyphenolen wie auch die Nahrungsergänzung mit Vitamin E in Form von Tocopherolen und Selen bei nachgewiesenem Mangel. In der Regel dürfte dadurch auch eine gewisse Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung erreicht werden. Alle diese Naturstoffe können aber weder eine sichere Heilung erreichen noch eine notwendige kurative Behandlung ersetzen. Während Lykopin und Tocopherole besonders beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom zu einer Risikoreduktion führen können, scheint die Wirkung von Soja-Isoflavonen besonders das lokalisierte Prostatakarzinom zu betreffen.

Eine günstige Wirkung von Granatapfel-Polyphenolen, Grüntee und Selen dürfte in jedem Stadium zu erwarten sein. Neueste präklinische Forschungsergebnisse zeigen zudem auf, dass beim hormonrefraktären Prostatakarzinom die antientzündlich wirkenden Granatapfel-Polyphenole günstig wirken, indem sie u. a. den Androgenrezeptor und Androgensynthese-Enzyme herabregulieren, die Metastasierung und Tumorgefäßneubildung hemmen können. Auch sind sie möglicherweise eine wirkungsvolle Ergänzung zu den üblichen Standardtherapien (Chemo- und Strahlentherapie, Hormonblockade). Bioaktivität und -verfügbarkeit von Granatapfel-Polyphenolen sind am höchsten in ihrer lebendfermentierten Form. Im Zweifel halten Sie bitte Rücksprache mit dem ärztlichen Beratungsdienst der GfBK.

Prostatakrebs: DNA-Karyometrie als Entscheidungshilfe?

Durch eigene Recherchen habe ich herausgefunden, dass für Patienten mit Prostatatumoren neben der Bestimmung des PSA-Wertes die Durchführung einer sog. DNA-Karyometrie wichtig sein kann. Ich habe hierdurch in letzter Sekunde einen Operationstermin nicht wahrgenommen, da die entsprechenden Untersuchungen ergaben, dass eine Operation nicht sinnvoll gewesen wäre. Welche konkreten Informationen liegen Ihnen hierüber vor und können Sie eine solche Untersuchung befürworten?

Bei Prostatakrebs ist in der Tat der PSA-Wert alleine nicht aussagefähig für eine Bewertung, ob ein Tumorherd in der Prostata lokalisiert ist oder nicht. Wir empfehlen grundsätzlich, folgende Laborparameter zusätzlich zu überprüfen: PSA-Quotient (freies/gebundenes PSA), PSA-Anstiegsgeschwindigkeit sowie die PSA-Verdoppelungszeit.

Der für Sie in Frage kommende „unkonventionelle Diagnostikweg“ könnte zunächst ein Computer-gestützter transrektaler Ultraschall, die „Echtzeit-Elastographie“, und ein MRT vor einer Biospie beinhalten. Wird dadurch der Tumorherd-Verdacht verstärkt, bietet sich statt der üblichen 12 Stanzen-Biopsie auch eine „Feinnadelaspirationsbiopsie“ unter bildgebender Kontrolle und anhand dessen eine „DNA-Karyometrie“ an. In vielen Studien wird die Vorhersagekraft der DNA-Karyometrie dem Gleason-Score mindestens gleichgestellt bzw. überlegen (Böcking et al. 2017). Mögliche Ansprechpartner finden Sie in der GfBK-Info Prostatakrebs.

Die DNA-Zytometrie ist unserer Ansicht nach sicher kein alleiniges Entscheidungskriterium, ob eine Operation sinnvoll ist oder nicht. Daneben spielt immer auch das sogenannte Gleasongrading und die weitere Ausbreitungsdiagnostik (Knochen, Lymphknoten, PSA, PCA 3, Alter d. Patienten, Begleiterkrankungen, Familienanamnese) eine Rolle. Hier ist ein vertrauensvolles und aufklärendes Gespräch mit Ihrem behandlenden Urologen unerlässlich.

Antibiotika, PSA und Prostatakrebs

Seit Längerem habe ich einen leicht ansteigendenPSA-Wert. Nun habe ich gehört, dass die Anwendungvon Antibiotika den PSA-Wert senken kann. Ist das richtig?

Das PSA (prostataspezifisches Antigen) ist ein Protein (Eiweiß), das in der Prostata gebildet wird, auch bei Gesunden vorkommt und sich in der Samenflüssigkeit und im Blut nachweisen lässt. Die eigentliche Aufgabe des PSA ist es, das Sperma zu verflüssigen. Grundsätzlich ist das prostataspezifische Antigen jedoch trotz seines Namens nicht prostataspezifisch. Das heißt, nicht nur krankes Prostatagewebe scheidet PSA aus, das im Blut gemessen wird. Fast jede Zelle besitzt das genetische Programm zur PSA-Produktion. So kann PSA von Bronchial-, Herz-, Darm-, Pankreas-, Eierstock-, Leber- und Nierenzellen gebildet werden und bei 30 Prozent aller Betroffenen auch in Brustkrebszellen. Selbst die amerikanischen Urologen sprechen inzwischen von einem einmaligen »Marketing-Trick«, mit dem sehr viel Geld verdient wird. Schätzungen zufolge sind dies 600–800 Mio. Euro pro Jahr allein in Deutschland. Besonders Prostataentzündungen verursachen eine enorme PSA-Wert-Erhöhung, genauso wie mechanische Irritationen der Prostata (Abtasten, trans-rektaler Ultraschall, aber auch Fahrradfahren und Geschlechtsverkehr). Hier ergibt sich für viele Männer oft eine Grauzone, wenn der PSA-Wert zwischen 4 und 10 ng / ml liegt und nicht klar ist, ob diese Erhöhung von Krebszellen in der Prostata herrührt.
Liegt eine bakteriell bedingte Prostataentzündung vor, so ist es logisch, dass durch Abheilung mithilfe von Antibiotika auch der PSA-Wert sinkt. Wir empfehlen insbesondere bei PSA-Werten zwischen 4 und 10 ng / ml, die Prostatagröße mit Ultraschall messen zu lassen (eine im Alter größer werdende Prostata bedingt mehr Prostatagewebe und dadurch einen höheren PSA-Wert im Blut), und das freie PSA zu bestimmen. Der Quotient zwischen freiem und Gesamt-PSA gibt Hinweise, ob es sich um eine gutartige Prostatavergrößerung oder um Prostatakrebs handelt.
Im Blut kommt das PSA in Verbindung mit Transport- Eiweiß als sogenanntes gebundenes PSA und auch »alleine« (freies PSA) vor. Mit dem PSA-Wert meint man das »Gesamt-PSA« als Summe aus beiden Formen. Bei Prostatakrebs ist meistens das Verhältnis des freien zum Gesamt-PSA kleiner als bei einer gutartigen Prostatavergrößerung oder gesunden Männern. Auch der PSA-Verlauf (Messung des PSA-Wertes in kürzeren Zeitabständen) kann eine Verdachtsdiagnose erhärten. Ein Gramm Prostatakrebsgewebe erhöht den PSA-Wert zehnmal mehr als gesundes Prostatagewebe. Der Prostatakrebs kann stetig wachsen und so den PSA-Wert schneller ansteigen lassen als es bei einer gutartigen Prostatavergrößerung der Fall wäre. Lassen Sie daher im Zweifelsfall diese Zusatzuntersuchungen durchführen.

Vorbeugung bei Prostatakrebs durch Naturheilkunde

Ich bin 70 Jahre alt und wurde kürzlich an Prostatakrebs operiert. Was kann ich selbst tun, um einer erneuten Erkrankung vorzubeugen?

Das Prostatakarzinom ist meistens ein typisches, langsam wachsendes Alterskarzinom. Daher ist es besonders wichtig, die Zeit bis zur Metastasierung zu verlängern, damit der Patient möglichst lange eine hohe Lebensqualität genießt und nicht an seinem Prostatakrebs, sondern eines Tages mit seinem Prostatakrebs verstirbt. Hier bieten Veränderungen der Lebens- und Ernährungsweise einen vielversprechenden Ansatz. Zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte ist es ratsam, bei Prostatakrebs schon von Anfang an ergänzende Behandlungen mit Mistel- oder Thymusinjektionen durchzuführen, zusammen mit Selen und den antioxidativen Vitaminen A (bzw. Karotin), C und E sowie Vitamin D3. Durch sinnvolle Ernährungsmaßnahmen (Grüntee, Tomatenmark, Soja, Selen, Vitamin E, Fisch, wenig Fleisch, viel Pflanzenkost, Gemüse, Obst, Granatapfel) und eine positive Lebensweise (regelmäßige Bewegung und Entspannung, Visualisierungsübungen, Meditation) kann das Fortschreiten der Krankheit verzögert werden, wie verschiedene Studien zeigen (z.B. Frattaroli et al. 2008).

Außerdem ist die Zusammensetzung des Urins ein entscheidender Faktor: Saurer, konzentrierter Urin ist besonders reizend, vor allem die im Urin allgegenwärtige Harnsäure. Je saurer und konzentrierter der Urin, desto mehr reizt er Blase und Prostata. Je konzentrierter und saurer der Urin, desto mehr fördert er auch Entzündungsprozesse in der Prostata. Die Spülung der ableitenden Harnwege durch einen hohen Flüssigkeitskonsum, am besten reich an basenbildenden Mineralien (insbesondere Kalium- und Magnesiumcitrat), ist daher auch bei Prostatakrebs von großer Bedeutung.

Prostatakrebs ist in den westlichen Industrieländern zehnmal häufiger als in Ostasien. Das wird auf die dortige Ernährung zurückgeführt, die reichlich Pflanzenstoffe enthält, insbesondere Phytohormone aus Soja und Grüntee sowie Ballaststoffe und Fisch, aber wenig Fleisch. Weitere günstige Bestandteile in der Ernährung sind Kurkuma (Gelbwurz), Olivenöl, Rotwein und das in Tomatenmark enthaltene Lycopin. Bestandteile aus Ingwer können ebenfalls Prostatakarzinomzellen schädigen. So fand eine Gruppe von US-Wissenschaftlern Hinweise, dass schon relativ geringe Konzentrationen der im Ingwer enthaltenen Phenole das Wachstum von Krebszellen hemmen. Hier finden Sie Rezepte für die Zubereitung von ayurvedischem Ingwerwasser sowie für einen Gelbwurz-Tomaten-Cocktail.

Außerdem teilen sich durch Leinsamen möglicherweise die Prostatakrebszellen langsamer: Auf dem ASCO (ASCO Annual Meeting Proceedings / Journal of Clinical Oncology, 2007) wurde eine vielversprechende Studie vorgestellt, die zeigen konnte, dass Prostatakarzinompatienten von der täglichen Gabe von Leinsamen profitieren. In die randomisierte Studie wurden insgesamt 161 Männer eingeschlossen, bei denen eine Operation wegen Prostatakarzinom bevorstand, und diese in vier Gruppen eingeteilt. In einer Gruppe nahmen die Patienten jeden Tag 30 Gramm Leinsamen (etwa drei Esslöffel) ein. In einer zweiten Gruppe führten die Patienten zusätzlich zur Einnahme von Leinsamen eine fettarme Diät durch. Die dritte Gruppe ernährte sich fettarm, nahm aber kein Leinsamen zu sich, und die Teilnehmer der vierten Studiengruppe erhielten gar keine Intervention.
Nach der Prostatektomie untersuchten die Forscher das Tumorzellwachstum in den resezierten Prostatadrüsen. Sie stellten fest, dass sich die Krebszellen bei den Männern, die zuvor Leinsamen eingenommen hatten, langsamer teilten als in den anderen Gruppen und ein um 40 Prozent geringeres Tumorzellwachstum aufwiesen. Die fettarme Diät hatte dagegen keinen Einfluss auf das Wachstum der Tumorzellen, wobei die Kombination aus Leinsamen plus Diät am wirksamsten war. Das Forscherteam will nun prüfen, ob Leinsamen mit oder ohne Diät das Rezidivrisiko von Männern mit operiertem Prostata-Ca verringern kann.
Wir empfehlen gerade auch im Hinblick auf die Förderung der Darmregulation die tägliche Einnahme von 2 Esslöffeln mit etwas Jogurt oder im Müsli. Zur besseren Verwertbarkeit sollte der Leinsamen frisch gemahlen werden oder fein aufgebrochen sein (in Reformhäusern erhältlich).
Weitere Informationen zur Ernährung erhalten Sie auch in unserer Broschüre: https://www.biokrebs.de/images/download/broschueren/Ernaehrung-und-Krebs.pdf

In letzter Zeit zeigen verschiedene (auch klinische) Studien, dass Granatapfelsaft gerade bei Prostatakrebs eine schmackhafte und sinnvolle therapeutische Unterstützung ist. Durch die tägliche Aufnahme von Granatapfel-Extrakt über sechs Monate verlängerte sich die mittlere PSA-Verdopplungszeit, ein wichtiger Prognoseparameter, von 11,9 auf 18,5 Monate. Die Bioaktivität und Bioverfügbarkeit des Extrakts ist am höchsten in seiner fermentierten Form. Einige Vitalstoffe sollen in erhöhter Dosierung aufgenommen werden: 200 μg (Mikrogramm) Selen (Natriumselenit) – Dauereinnahme nur bei Mangel (sonst evt. Erhöhung des Diabetesrisikos), mindestens 2000 I. E. Vitamin D3 (immer Vitamin-D-Spiegel bestimmen lassen), 50 I. E. natürliches Vitamin E (am besten in Form von hochwertigen Pflanzenölen mit 1 bis 2 EL).
Generell sollten höher dosierte Supplemente unter Beobachtung der PSA-Dynamik genommen werden, da insbesondere beim fortgeschrittenen Prostatakrebs Substanzen ihre Wirkung verlieren oder verändern können.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Freies und gebundenes PSA zur Prostatakrebsfrüherkennung?

Ich bin 70 Jahre und habe Prostatakrebs. Obwohl mir von allen Seiten zu einem operativen Eingriff geraten wurde, habe ich mich dagegen entschieden und eine andere Vorgehensweise gewählt. Das ist aber nicht meine Frage. Immer wieder werde ich im Bekannten- und Freundeskreis von meinen Altersgenossen nach dem Sinn von PSA-bestimmungen zur Vorbeugung einer Tumorerkrankung befragt. Könnten Sie auf den Sinn der PSA-Bestimmung genauer eingehen, insbesondere auf die Bestimmung des freien und gebundenen PSA?

Zunächst einmal geht es darum ein wichtiges Missverständnis im Vorfeld zu klären: Mit der PSA-Bestimmung kann allenfalls ein Tumor früher erkannt werden, von einer Vorbeugung kann man dann nicht mehr sprechen. Eine weitere Tatsache: Bei ca. der Hälfte aller Männer über 70 Jahre wird das Vorliegen eines Tumors der Prostata vermutet. Die Mehrzahl dieser Tumore wird ihrem Wirt aber tatsächlich nicht schaden. Welche Tumore das sind, dafür gibt es Anzeichen, aber die Medizin kann das gegenwärtig noch nicht eindeutig herausfinden und daher ist ihr Vorgehen auf jeden Fall sehr mutig.

Das PSA (Prostata spezifisches Antigen) ist ein Protein (Eiweiß), das in der Prostata gebildet wird, auch bei Gesunden vorkommt und sich in der Samenflüssigkeit und im Blut nachweisen lässt. Die eigentliche Aufgabe des PSA ist es, das Sperma zu verflüssigen. Als Prostata spezifischer Tumormarker wird der PSA-Wert im Blut bestimmt. Dort kommt es in Verbindung mit sog. „Transport-Proteinen” (gebundenes PSA) und auch „alleine” (freies PSA) vor. Das gesamte PSA setzt sich aus der Summe von gebundenem und freiem PSA zusammen; mit dem PSA-Wert meint man das „gesamt-PSA”. Der PSA-Wert kann durch verschiedene Faktoren erhöht sein, wobei auch das Lebensalter eine Rolle spielt (im Alter größer werdende Prostata bedingt mehr Prostatagewebe und dadurch einen höheren PSA-Wert im Blut), so dass ein erhöhter PSA-Wert nicht unbedingt das Vorliegen eines Prostata- Ca bedeutet.

Bei Prostatakrebs ist jedoch das Verhältnis des freien zum gesamt-PSA kleiner als bei einer gutartigen Prostatavergrößerung oder gesunden Männern, da das Prostata-Ca wesentlich mehr gebundenes PSA produziert als die gesunde oder gutartig vergrößerte Prostata. Aus dem sog. PSA-Quotienten können sich somit Hinweise auf das mögliche Vorliegen eines Prostata-Ca ergeben. Auch der PSA-Verlauf (Messung des PSA-Wertes in kürzeren Zeitabständen, z. B. alle 4 Wochen) kann eine Verdachtsdiagnose erhärten. 1 g Prostatakrebs-Gewebe erhöht den PSA-Wert 10 Mal mehr als gesundes Prostatagewebe. Der Prostatakrebs kann stetig wachsen und so den PSA-Wert schneller ansteigen lassen als bei einer gutartigen Prostatavergrößerung.
Es gelten folgende Werte für den Gesamt-PSA:
•    normal:                         bis  4,0 ng/ml
•    Grauzone:                     4 bis  10,0 ng/ml
•    carcinomverdächtig:      über 10,0 ng/ml
Ab einem gesamt-PSA von 4,0 ng/ml ist gegebenenfalls die zusätzliche Bestimmung des freien PSA zu empfehlen, da mit Hilfe des Quotienten freies PSA/Gesamt-PSA eine Unterscheidung zwischen gutartiger Prostatavergrößerung (=benigner Prostatahyperplasie = BPH) und Prostata-Ca möglich sein kann. Eine sichere Festlegung ist die Bestimmung aber nicht!
Die alleinige Bestimmung des freien PSA bringt keinen diagnostischen Gewinn, sondern es ist folgender Quotient PSA-Ratio (PSA-Quotient oder f/t-PSA) zu bilden: freies PSA (f-PSA) : gesamt PSA (t-PSA)
Es findet sich folgende Verteilung in % gesunder Männer, Männer mit BPH und Männer mit Prostata-Ca:
Prostata-Ca:
65 % haben einen Quotienten  ≤ 0.15
35 % haben einen Quotienten  > 0.15
Gesunde u. BPH:
75 % haben einen Quotienten  > 0.15
25 % haben einen Quotienten  ≤ 0.15
Diese Werte sind nur ein Anhaltspunkt. Im Zweifelsfall sprechen Sie mit Ihrem Urologen oder holen Rat beim ärztlichen Beratungsdienst der GfBK.

Prostatakrebs und Paprika / Casaicin

Ich bin 62 Jahre und habe Prostatakrebs. Ich habe nun gelesen, dass Paprika gegen Prostatakrebs wirken soll. Was wissen Sie darüber? 

Der Wirkstoff Capsaicin scheint wie viele sekundäre Pflanzenstoffe den natürlichen Zelltod von Tumorzellen zu fördern. So stellten Forscher der Universität von Kalifornien fest, dass der Schotenextrakt das Wachstum von Prostatakrebszellen bei Mäusen reduzierte. Insgesamt verabreichten die Wissenschaftler den Mäusen über die Nahrung Capsaicin-Mengen, die drei wöchentlichen Dosen von 400 mg für einen 100 Kilo Mann entsprechen. Soviel Capsaicin steckt, je nach Schärfegrad, in drei bis acht mexikanischen Habanera-Schoten, der schärfsten bekannten Chilisorte.
Unser Kritikpunkt: In der Praxis dürfte es schwierig sein, diese Menge zu sich zu nehmen. Klinische Studien bei Tumorpatienten zu dieser Substanz sind bisher noch nicht durchgeführt worden. Außerdem ist letztendlich im Reagenzglas oder im Tierversuch für viele Antioxidantien in Obst und Gemüse nachgewiesen worden, dass sie entweder die Tumorentstehung verhindern oder das Tumorwachstum hemmen. Dazu gehören eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen, schätzungsweise über zehntausend Substanzen! Infolge Ihres weit verbreiteten Vorkommens in Obst und Gemüse halten wir es deshalb für besser, eine Krebsvorbeugung in Form von einer ausgewogenen vielseitigen Vitalkost mit viel Obst und Gemüse gegenüber isolierten Einzelextrakten vorzuziehen.
Die Palette der sekundären Pflanzenstoffe kommt in einer Vielzahl von Gemüsen (besonders in Broccoli, Knoblauch, Zwiebeln, Kohl, Sojabohnen und Tomaten) bis hin zu Gewürzen, Kaffee, Tee, Wein und Heilkräutern vor. Interessant ist für Prostatakrebsbetroffene insbesondere die Tatsache, dass Männer, die häufig Ketchup, Tomatenmark oder Tomatensaft verzehren, weniger häufig an Prostatakrebs erkranken. Diese Beobachtung wird auf das in Tomaten enthaltene stark antioxidativ wirksame Lycopin zurückgeführt. Lycopin wird durch vorheriges Erhitzen der Tomaten wohl besser für den Körper verfügbar gemacht, daher ist die bessere vorbeugende Wirkung von z.B. Tomatensaft im Gegensatz zu "rohen Tomaten" zu erklären. Diese Wirkung kann man sich mithilfe des sogenannten Gelbwurz-Tomaten-Drink zunutze machen. Grundsätzlich empfehlen wir zur Rezidivprophylaxe bei Prostatakrebs abwehrstärkende Maßnahmen, z.B. mit einer Mistel- oder Thymustherapie und die Gabe von best. Vitaminen und Spurenelementen (insbesondere Selen, Vitamin E und Vitamin D3) sowie den oben genannten Gelbwurz-Tomaten-Drink. Informationen hierüber können Sie bei der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr anfordern.

Boron bei Prostatakrebs

Ich bin an Prostatakrebs erkrankt, wurde operiert und bestrahlt und fühle mich heute gesund. Zu welchen unterstützenden Maßnahmen im Rahmen einer biologischen Zusatztherapie raten Sie? Immer häufiger taucht bei uns in der Selbsthilfegruppe die Frage auf, welchen Nutzen Boron im Rahmen einer Rezidivprophylaxe bei Prostatakrebs haben könnte. Ein Apotheker warnte mich sogar vor unkalkulierbaren Schäden bei der Einnahme von Boron. Was meinen Sie und welche Dosierung würden Sie gegebenenfalls empfehlen?

Grundsätzlich empfehlen wir zur Rezidivprophylaxe bei Prostatakrebs abwehrstärkende Maßnahmen, z.B. mit einer Mistel- oder Thymustherapie und die Gabe von bestimmten Vitaminen und Spurenelementen (insbesondere Selen, Vitamin E und Vitamin D3) sowie einen speziellen Gelbwurz-Tomaten-Drink, da insbesondere dem Kurkumin wichtige antitumoröse Eigenschaften gerade bei Prostatakrebs nachgesagt werden. (Das Rezept erhalten Sie jederzeit gern bei der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.)  Nahrungsergänzung mit Boron - die bioorganische Verbindung eines Bor-Salzes - ist bei an Prostatakrebs erkrankten Männern unserer Ansicht nach vorsichtig zu empfehlen. So zeigen Studien, dass Prostatakrebspatienten niedrigere Boronspiegel als gesunde Männer aufweisen und dass durch zusätzliche Gabe von Boron ein Fortschreiten von Prostatakrebs über die Hemmung der PSA-Aktivität verhindert werden kann. Ob jedoch Boron zusätzlich als Präparat eingenommen werden sollte oder ob es nicht einfach nur ausreicht, bestimmte Nahrungsmittel zu bevorzugen, kann gegenwärtig noch nicht eindeutig beantwortet werden. Sicher ist nur, dass die tägliche Aufnahme etwa 2 - 3 mg betragen sollte und in dieser Menge auf jeden Fall keine negativen Auswirkungen hat. Sinnvoll ist auch eine Kombination mit einer vermehrt vegetarischen Ernährung. Natürliche Boronquellen sind Trauben, getrocknete Früchte, Avocados, Rotwein und Traubensaft. Diese enthalten neben Boron auch viele andere wertvolle bioaktive Pflanzenstoffe, die bei Prostatakrebs hilfreich sein können. Andere bei Prostatakrebs günstige Pflanzenstoffe sind z.B. in gedünsteten Tomaten, Olivenöl und Soja enthalten. In asiatischen Ländern, in denen in der traditionellen Ernährung vorwiegend pflanzliche und Soja-Lebensmittel konsumiert werden, treten nur ein Fünftel so viel Prostatakrebserkrankungen auf wie bei uns.

Curcumin (Gelbwurz) und Prostatakrebs

Ich bekam unlängst in der Prostata-Selbsthilfegruppe die Empfehlung, zusätzlich zu einem biologischen Therapiekonzept Curcumin Kapseln zur Behandlung meines Prostatakrebses im Frühstadium (Krebs der männlichen Vorsteherdrüse) einzunehmen. Was halten Sie davon?

Kurkuma (Gelbwurz) ist ein traditionelles indisches Gewürz und gehört zur Ingwerfamilie. Das Gelbwurzpulver ist die Basis der bei uns bekannten Currygewürzmischung. In der indischen Medizin (Ayurveda) wird Gelbwurz als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten eingesetzt,sei es innerlich als Magentonikum, als blutreinigendes Mittel, bei Leber- und Harnwegserkrankungen bzw. äußerlich bei Hauterkrankungen. Die Bedeutung von Kurkuma in der Medizin hat mit der Entdeckung der antioxidativen (=Radikalempfänger) und entzündungshemmenden Eigenschaften der im Kurkuma natürlich vorkommenden sogenannten Phenole enorm zugenommen. Bisher zwar nur im Laborversuch nachgewiesen kann Kurkuma speziell bei Prostatakrebs die Umwandlung von hormonabhängigen Prostata-Zellen (=die Zellen, die auch auf eine Hormonblockade-Therapie ansprechen) zu hormonunabhängigen Krebszellen verzögern sowie den spontanen Zelltod (=Apoptosis) beider Zelltypen auslösen helfen.  Anstatt der Einnahme der recht teuren handelsüblichen Kurkuma Kapseln empfehlen wir eine mögliche natürliche Zubereitung eines Gelbwurz-Drinks nach folgendem Rezept:

500 ml Tomatensaft, 5 g Gelbwurzpulver (erhältlich in gut sortierten Bio-Läden oder Reformhäusern, ca. € 1,20 pro 100 g), 1 g schwarzen Pfeffer, 3 EL bestes Olivenöl    

Alles zusammen gut mit einem Mixstab sämig verrühren. Der Cocktail kann täglich auf einmal oder über den Tag verteilt über einen Zeitraum von zunächst vier Wochen getrunken werden. Da Gelbwurz in Indien zur Nahrungszubereitung in einer Dosis von täglich bis zu mehreren 100 mg verwendet wird, brauchen Sie mit Sicherheit keine Überdosierung zu befürchten.

Psyche

Natürliche Beruhigungsmittel

Ich habe Krebs und bin in psychoonkologischer Behandlung. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass dies allein nicht ausreicht, um mich psychisch zu stabilisieren, und bin auf der Suche nach geeigneter pflanzlicher Unterstützung. Was raten Sie mir?

In Zeiten des Umbruchs und der Sorge um sich selbst können pflanzliche Beruhigungsmittel durchaus hilfreich sein, wenn man das mit professioneller Begleitung, Atemübungen und/oder Entspannungsverfahren allein nicht oder noch nicht schafft. Wichtig ist es aber zunächst einmal, eine für sich passende Methode zu finden, die zur Entspannung und Angstreduzierung führt. Denn so unterschiedlich wir Menschen mit sorgenvollen Situationen umgehen, so unterschiedlich sind auch die Bedürfnisse und die Ansprüche an eine Entspannungsmethode.
Wenn Sie eher durch Bewegung entspannen, kann es sein, dass Tai-Chi oder ein moderates Ausdauertraining genau das Richtige für Sie ist. Wenn keine Gegenanzeigen bestehen (Gefahr von Knochenbrüchen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Bandscheibenvorfall), kann das sanfte Schwingen auf dem Trampolin Glückshormone ausschütten und Stress reduzieren helfen. Auch Yoga ist für bewegungsfreudige Menschen, die gleichzeitig Entspannung erreichen möchten, eine wertvolle Methode.
Wer sich eher Meditationsübungen ohne viel Bewegung vorstellen kann, wird vermutlich von Autogenem Training, der Achtsamkeitsmeditation nach Kabat-Zinn, Qigong oder auch von Hypnose profitieren. Und nicht zuletzt stärken kreative Therapien (Malen, Basteln, Musik) das Selbstbewusstsein und die Seele gleichermaßen. Übrigens: Meditation und Entspannung stärken nicht nur die Psyche, sondern auch das Abwehrsystem, indem entzündliche Reaktionen verhindert werden (Kaliman P / Psychoneuroendocrinology 2014: https://doi.org/10.16/j.psyneuen.2013.11.004). Ein Grund mehr, nach einer für sich passenden Entspannungsmethode zu suchen.
Zusätzliche homöopathische Mittel, die die seelisch-geistige Ebene stärken helfen, sind zum Beispiel:
• bei Angstzuständen nach der Diagnosestellung: Aconitum C200 – einmalig 3 Globuli einnehmen
• bei quälenden Gedanken über die Erkrankung, Grübeln und dadurch bedingte Einschlafstörungen: Ignatia C30 – abends 3 Globuli einnehmen
• Bei Angst und Schockzuständen haben sich auch die Bachblüten Notfalltropfen (mehrmals täglich 3–4 Tropfen) aus der Bachblütentherapie bewährt.
Nicht nur bei Angstzuständen, sondern zur allgemeinen Beruhigung und seelischen Stärkung helfen Passiflora-incarnata-Urtinktur (3 × 10 Tropfen) oder Kombinationspräparate, wie zum Beispiel Neurodoron oder Neurexan.
Passionsblume hilft übrigens nicht nur bei Unruhe und Ängsten, sondern kann Schlafstörungen lindern. Außerdem wirkt die Passionsblume krampflösend und kann den Blutdruck senken. Aus der Praxis berichten viele Frauen auch über deren positive Wirkung vor und nach einer Operation. Zur Beruhigung und Stärkung empfehlen wir daher die Einnahme als Urtinktur 3 Tage vor der OP und auch bis 3 Tage danach: täglich 2–3 × 10 Tropfen in etwas Wasser.
Naturheilmittel für einen guten Schlaf sind neben dem einfachen Hausmittel des Warmhaltens der Füße (z.B. warmes Fußbad mit Ingwer) die Einnahme von Baldrian und Hafer in homöopathischer Dosierung als Avena comp. Globuli von Wala (20–30 Globuli eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen unter der Zunge zergehen lassen) oder die Einnahme von Baldrian, Hafer, Hopfen und Passionsblume ebenfalls in homöopathischer Dosierung als Calmedoron von Weleda. Aber auch die bewährte Passionsblume als Urtinktur kann hier bei Bedarf oder als Dauermedikation helfen.
Überhaupt sind die Passionsblume (Passiflora incarnata) und Hafer (Avena sativa) die wichtigsten Pflanzen, die beruhigend und gleichzeitig stärkend wirken. Wer lieber Säfte trinkt, für den ist vielleicht auch eine Kur mit Heilpflanzensäften (z.B. von Schöneberger) das Richtige. Wer an Schwäche leidet, für den kann der Saft der Kaktusfeige zusätzlich sinnvoll sein.
Die oben genannten Maßnahmen haben den Vorteil, dass sie im Vergleich zu hochdosierten Zubereitungen von Johanniskraut oder Baldrian nicht die Wirkung einer Chemotherapie oder anderer Arzneimittel beeinflussen. Diese Gefahr besteht übrigens auch für Melatonin, das von bestimmten Entgiftungsenzymen abgebaut wird und zumindest theoretisch mit anderen Arzneimitteln konkurrieren kann.
Und nicht vergessen: Auch Düfte können dabei helfen, nährende Momente der Ruhe zu finden und uns mit uns selbst zu verbinden, und zwar ganz wechselwirkungsfrei. Die Firma Primavera zum Beispiel bietet hier hochwertige ätherische Öle an.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Familienstellen bei Krebs

Zu Ihrem 11. Internationalen Kongress in Heidelberg haben Sie den bekannten Therapeuten Bert Hellinger zu einem Vortrag und Seminar eingeladen. Im SPIEGEL  Anfang Februar las ich, dass Herr Hellinger sehr umstritten ist und sogar Patienten in seinen Seminaren demütigt.  Können Sie mir kurz Ihre Beweggründe erläutern, warum Sie Herrn Hellinger dennoch zu Ihrer Veranstaltung einladen ?

Der GfBK ist vollkommen bewusst, dass das Familienstellen nach Hellinger sowohl in Fachkreisen als auch in der Laienpresse sehr kontrovers diskutiert wird. Das von Hellinger geprägte Verfahren passt einerseits nicht in das Weltbild der heutigen Schulpsychologie, andererseits bringen zuviele selbsternannte und nicht adäquat ausgebildete Therapeuten dieses sehr tief wirkende Verfahren in Verruf. Der aggressiv-manipulativ gehaltene Spiegel-Artikel jedoch ist ein mustergültiges Beispiel politischer Meinungsmanipulation und zeichnet sich durch eine schlechte Recherche aus, die man jedoch erst bemerkt, wenn man mit dem Thema etwas vertrauter ist. Wenn auch die GfBK nicht mit allen äusserungen von Bert Hellinger konform geht, so kann von einer Demütigung von Patienten natürlich nicht die Rede sein! Die GfBK integriert bewusst auch kontrovers diskutierte Themen bei ihren Veranstaltungen.  Denn so unterschiedlich wie die Patienten sind, sind auch die Mittel und Methoden, die den Patienten helfen. So ist es durchaus möglich, dass für einige Teilnehmer das Familienstellen nach Hellinger keine adäquate Methode darstellt. Für andere Patienten ist das Familienstellen aber vielleicht ein ganz wichtiger Punkt auf ihrem Weg zur Genesung und diesen Patienten soll die Methode nicht vorenthalten werden. Bei dem Familienstellen nach Hellinger handelt es sich um eine Methode, bei dem auf einer sehr tiefen Ebene Emotionen angesprochen und angeregt werden. Der Therapeut sollte sehr sensibel und in der Methode erfahren sein, damit Patienten nicht in eine mögliche Krise stürzen. Darum sollte man sich gut kundig machen, bei wem man einen Kurs oder Seminar durchführt. Außerdem sollte gerade bei tiefergehenden Problemen auch eine therapeutische Nachbetreuung gewährleistet sein.

Seelische Faktoren

Meiner Meinung nach beschäftigt sich die Medizin viel zu wenig mit dem Einfluss seelischer Faktoren in der Behandlung von Brustkrebs? Immer wieder höre ich in den Kliniken, dass nur die Gene oder evidenzbasierte wissenschaftliche Therapien einen Einfluss auf den Krankheitsprozess haben. Welche Meinung vertritt die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr in dieser Hinsicht? Was können Patientinnen tun, die sich für diese Fragestellung interessieren?

Seelische Einflussfaktoren werden sowohl im Hinblick auf die Entstehung wie auch die Behandlung von Brustkrebs in der Psychoonkologie zu wenig erforscht. Wie in der Wissenschaft nicht selten scheinen bislang einerseits viele Ergebnisse widersprüchlich, andererseits werden wichtige Erkenntnisse bewusst nicht zur Kenntnis genommen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. So wird zwar seelischen Einflussfaktoren bei der Behandlung von Brustkrebs eine Verbesserung der Lebensqualität zugebilligt - die eindeutigen Hinweise auf die Verlängerung der Überlebenszeit bei diesem Krankheitsbild werden aber negiert.

Obwohl schon die Studienergebnisse von David Spiegel Anfang der 90-er Jahre die Verlängerung der überlebenszeit durch seelische Unterstützung bei Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs eindeutig belegten und auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die im Artikel Motivation und Hoffnung (Signal 1/2009, Seite 10) zitiert werden, eine Senkung der Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs um 68% beweisen, kümmert sich die Medizin um solche im Grunde genommen sensationellen Ergebnisse kaum. Im Vergleich zu den ungeheuren und mit Milliardenbeträgen finanzierten Forschungsanstrengungen mit pharmazeutischen Produkten und technischen Innovationen - denen die Berechtigung nicht grundsätzlich abgesprochen werden soll - sind die Fortschritte der Erkenntnisfindung und praktischen Umsetzung einzelner Forschungsergebnisse in der Psychoonkologie ein kleiner Tropfen auf einen heißen Stein.

Beispielsweise wurden in der wissenschaftlichen öffentlichkeit auch die Ergebnisse einer Aufsehen erregenden norwegischen Studie mit annähernd 110.000 Frauen, die unlängst in einer renommierten amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlicht (Journal Archives of Internal Medicine, Zahl - 2008) und sogar in der New York Times diskutiert wurden, nicht zur Kenntnis genommen. Die Studie diente dem Vergleich von Frauen, die das Mammographiescreening in Anspruch nahmen und einer vergleichbaren Gruppe, die dem Angebot nicht folgte. Da es in der Gruppe der Frauen, die nicht an dem Screening teilnahmen über ein fünftel weniger Brustkrebs gab, muss man davon ausgehen, dass es bei 22% der Frauen in dieser Gruppe zu einer Spontanheilung gekommen sein muss.
In dem Zusammenhang mit obiger Frage soll nicht über die Sinnhaftigkeit von Screeningprogrammen diskutiert werden. Es ist nur sehr bedauerlich, dass erneut ernsthaften Hinweisen auf Spontanheilungen nicht nachgegangen wird und dieses Phänomen trotz bahnbrechender Erkenntnisse der jungen Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie nicht eingehend erforscht wird.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich praktisch ziehen? Eine "hoffnungslose" Prognose gibt es nur für die Patientinnen, die die Hoffnung selbst aufgegeben haben. In jedem Menschen ist ein unendliches Heilungspotential angelegt, welches auch bei sehr fortgeschrittenen Krankheitsbildern noch eine Umkehr des Krankheitsprozesses bewirken kann. Daher können bei Krebskranken durchaus Mittel und Methoden eine positive Wirkung entfalten, denen die konventionelle Medizin eine Unwirksamkeit nachsagt.

Jeder Krebskranke wird von Angehörigen, Mitpatientinnen und Mitpatienten sowie Therapeuten und ärzten mit einer Vielfalt gut gemeinter Ratschläge überschüttet und ist mit sehr vielen Informationen sein Krankheitsbild betreffend konfrontiert. In dieser Situation ist es für den Betroffenen besonders wichtig, den "inneren Arzt" zu entdecken. Durch angstlösende Gespräche, Entspannungs- und Visualisierungsübungen, Meditation und ähnliche Verfahren kann der Krebskranke lernen, Entscheidungen für sich und nicht nur gegen die Krankheit zu fällen. Eine innere Stabilität hilft dem Patienten auch, sich im Spannungsfeld schulmedizinischer und unkonventioneller Heilmethoden besser zurechtzufinden. Viele weitere wertvolle Hinweise enthält die Broschüre "Wege zur seelischen Begleitung".

 

Ausleitung

Biologische Leberstärkung bei Krebs

Nach meiner abgeschlossenen Chemotherapie möchte ich etwas tun, um meine Leber zu stärken. Was empfehlen Sie?

Das Entgiftungsorgan Leber wird durch eine Chemotherapie, aber auch durch andere Therapien belastet. Daher ist es gut, wenn Sie nach Abschluss der Chemotherapie Maßnahmen ergreifen, um die Leber zu stärken.

Kräutertees. Ein wirksamer Leberschutz ist mithilfe von Kräutertees möglich. Sie unterstützen die Entgiftung und regen Leberzellen zur Regeneration und Neubildung an. Bewährt hat sich diese Kräutermischung: 20 g Mariendistelfrüchte (Silybi mariani fructus) regen allgemein die Leberfunktion an, 20 g Löwenzahnwurzel (Taraxaci radix) heizt den Stoffwechsel an, 20 g Artischockenblätter (Cynarae folium) fördern die Entgiftung, 20 g Pfefferminzblätter (Menthae folium) verbessern den Gallefluss. 10 g Schachtelhalm (Equiseti herba) dienen ebenfalls dem Stoffwechsel. 10 g Fenchelsamen (Foeniculi fructus) verhüten Blähungen. Überbrühen Sie 3-mal täglich 1 Teelöffel dieser Mischung mit einer Tasse kochendem Wasser, lassen Sie den Tee 5 Minuten ziehen, filtern Sie die festen Bestandteile aus. Genießen Sie das Getränk ungesüßt oder mit Honig schluckweise zu den Mahlzeiten. Sinnvoll kann auch eine Fertigtee-Mischung (Leber-Galle-Tee) aus der Apotheke oder aus dem Reformhaus sein. Die Komplexmittel Hepar Hevert® oder Hepeel® eignen sich für Menschen, die keinen Tee mögen. Viele der oben genannten pflanzlichen Mittel gibt es übrigens auch als Urtinkturen oder Frischpflanzensäfte. Hier hat sich vor allem Löwenzahn als Urtinktur (Ceres taraxacum 3 x 5 Tropfen) bewährt. Ganz entscheidend trägt die Mariendistel zur Leberregeneration und zur Normalisierung der Gallenfunktion bei. Sie unterstützt die Bildung neuer Leberzellen. Präparate mit dem Wirkstoff Silymarin helfen daher sogar bei Leberschäden, die durch Metastasen oder Leberoperationen verursacht wurden.

Bitterstoffe. Die Entgiftungsfunktion der Leber wird auch durch Bitterstern oder ein Lebermittel aus Blättern der Weinrebe und der Walderdbeere (Hepatodoron®) gefördert. Artischocken werden vor allem eingesetzt, wenn gleichzeitig die Cholesterinwerte erhöht sind.

Leberwickel. Der gute alte Leberwickel unterstützt die Leber und ist zusätzlich eine sehr entspannende Maßnahme zur Leberentgiftung. Nutzen Sie dieses Hausmittel besonders am Abend. In der Regel breitet sich mit dem Wickel eine wohlige Müdigkeit aus.

Darmflora stärken. Da auch eine gestörte Darmfunktion die Leber belastet, gehört es zu einer nachsorgenden Behandlung, eine gesunde Darmflora aufzubauen. Dazu gibt es viele abgestufte Möglichkeiten. Eine große Rolle spielt die Ernährung, die reich an Ballaststoffen (z.B. Leinsamen, Flohsamen, Weizenkleie) sein sollte. Milchsauer vergorene Lebensmittel fördern die Entwicklung nützlicher Darmbakterien, wie z.B. Joghurt, Kefir, fermentiertes Getreide (Brottrunk), Sauerkraut oder milchsauer eingelegte Gemüse. Bei schweren oder chronischen Darmbeschwerden hilft außerdem die sogenannte mikrobiologische Therapie (Symbioselenkung), bei der nützliche Darmbakterien verabreicht werden.
Bitte achten Sie darauf, dass es der Leber nicht gut tut, wenn Sie übermäßig viele säuernde Lebensmittel verzehren. Die Leber ist das Hauptorgan, das die säurebildenden Nahrungsbestandteile neutralisieren muss. Die stärksten Säurebildner sind tierisches Eiweiß (Fleisch) und Zucker (Süßwaren) sowie (weniger stark) Quark, Käse, Hülsenfrüchte oder Nüsse. Ausgleichende basische Lebensmittel sind vor allem Obst, Gemüse und Kartoffeln. Um das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper aufrechtzuerhalten, soll die Nahrung zu 70% basisch sein und nur zu 30% säurebildend. Zusätzlich zu den Ernährungsmaßnahmen können Sie Ihre Entsäuerung durch eine gezielte Nahrungsergänzung mit einem citrathaltigen Säure-Basen-Pulver unterstützen.
Stark säuernd wirkt der übermäßige Genuss von Alkohol. Gönnen Sie sich lieber etwas Bitteres mit Radicchio, Endivien, Chicoree oder Löwenzahn und stoßen Sie mit alkoholfreien Getränken an.

Proteine? Besonders bei Patient*innen mit Lebermetastasen kann die Proteinverwertung erschwert sein. In dieser Situation ist eine hohe Eiweißzufuhr natürlich kontraproduktiv. Zu viel tierisches Eiweiß und Fett (auch Quark) belasten dann die Leber unnötig. Bei Lebermetastasen empfehlen wir Arzneimittel mit den Wirkstoffen Ornithin und Aspartat (z.B. Hepa Merz®, Hepa-Vibolex®). Diese zwei Aminosäuren helfen dabei, das nervenschädigende Ammoniak zu entgiften.

Diese Information wurde von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr erstellt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

 

Mit Zeolith entgiften?

Ich bin an Krebs erkrankt und habe zusätzlich zur schulmedizinischen Therapie von meinem Heilpraktiker ein Präparat mit Zeolith empfohlen bekommen. Nun lese ich, dass dieses Mittel auch Schwermetalle aus dem Körper ausleitet. Wie stehen Sie dazu?

Das türkisgrüne Vulkanmineral Zeolith-Klinoptilolith entstand durch die Verbindung von flüssigem Magma mit dem Urmeer. Es ist die Ausgangsbasis für verschiedene Präparate. Meistens enthalten diese sehr fein zermahlene Siliziummineralien sowie bestimmte Anteile an Magnesium und Kalzium. Die Präparate sollen laut Herstellerangaben durch ihre spezielle Oberflächenstruktur in der Lage sein, schädliche Stoffwechselprodukte und Umweltgifte (Quecksilber, Blei, Aluminium etc.) wie ein Schwamm im Darm zu binden und den Organismus auf diese Weise zu entgiften. Die Gabe von Präparaten, die Zeolith enthalten, hat sich unserer Erfahrung nach vor allem bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und bei chronischen Darmentzündungen bewährt.

Schwermetallbelastung. Wenn Sie darauf zielen, Ihren Körper von Schwermetallen zu befreien, ist es unserer Ansicht nach sinnvoll, dass Sie zunächst überprüfen lassen, ob bei Ihnen tatsächlich eine Schwermetallbelastung vorliegt. Laborwerte geben darüber Aufschluss. Empfehlenswert ist es dann, die Schwermetalle mithilfe eines Chelatbildners auszuleiten. Dieses Verfahren gehört auf jeden Fall in fachkundige Hände. Ein dafür ausgebildeter Umweltmediziner ist der beste Experte für eine solche Therapie, die mit viel Sachverstand und Erfahrung durchgeführt werden sollte (Adressen erhalten Sie unter www.dbu-online.de).
Wenn Sie das Zeolith zur allgemeinen Entgiftung nutzen wollen, ist es wichtig, dass Sie das Präparat frühestens eine Stunde nach anderen Medikamenten einnehmen, um unkontrollierbare Wechselwirkungen zu vermeiden.

Ernährung. Bei Darmproblemen während der Chemotherapie haben sich gezielte Ernährungskorrekturen als hilfreich erwiesen, besonders das Bevorzugen von milchsäurehaltigen Lebensmitteln (wie z. B. Kanne Brottrunk®, Karottenmost, Rote-Beete-Most, Kefir, Sauerkraut) sowie die Zufuhr „nützlicher Darmkeime”.
Bei chronischen Darmentzündungen können Sie auch die gute alte Heilerde verwenden oder einen Extrakt aus Myrrhe und Kamille. Vor allem bei anhaltenden Beschwerden ist es oft aufschlussreich, die Darmflora untersuchen zu lassen (Kyberstatus), um dann gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Schauen Sie bitte hierzu auch in die GfBk-Info Darmregulation.

Darmregulation

Durchfälle und Gallensäureverlustsyndrom

Seit einigen Jahren leide ich unter einem lästigen Durchfall und unter Blähungen – besonders nach fetthaltigen Speisen. Haben Sie eine Idee, woran das liegen könnte?

Hinter Ihren Beschwerden kann das sogenannte Gallensäureverlustsyndrom stecken. Hierbei kommt es zu einem Verlust von Gallensäuren im Körper. Die Gallensäuren werden nach einer Mahlzeit mit der Gallenflüssigkeit aus der Gallenblase in den Dünndarm abgegeben. Gallensäuren dienen dazu, im Dünndarm Fette aus der Nahrung aufzuspalten und im Körper aufzunehmen. Normalerweise gelangen 90% der Gallensäuren durch Rückresorption am unteren Ende des Dünndarms über die Pfortader zur Leber zurück. Generell können alle Erkrankungen, bei denen der Endteil des Dünndarms beeinträchtigt ist, diesen Recyclingprozess behindern. Hauptursache ist der Morbus Crohn, eine Darmentzündung. Auch Operationen oder Strahlenbehandlungen des Unterleibs können den Dünndarm schädigen. Durch eine sogenannte chologene Diarrhö (Durchfall) kann dann die Aufnahme von Fetten, fettlöslichen Vitaminen und Vitamin B12 beeinträchtigt sein.

Diese Störung lässt sich mit einer einfachen Stuhlprobe nachweisen, die auf Gallensäuren untersucht wird. Bei leichter Erhöhung der Gallensäurewerte im Stuhl helfen vor allem Flohsamen nach den Hauptmahlzeiten, bei stark erhöhten Werten kommt eine gallensäurebindende Therapie mit Cholestyramin, ggf. in Kombination mit einem Artischockenpräparat zur Verbesserung der Fettverdauung, zum Einsatz.

Gallensäure kann übrigens je nach Menge die Darmschleimhaut reizen und wird teilweise in eine „sekundäre“ Form umgewandelt. Sie steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Der Umwandlungsprozess ist pH-abhängig. Welcher pH-Wert im menschlichen Körper gesund ist, variiert von Organsystem zu Organsystem. Im Darm ist ein leicht saures Milieu physiologisch. Die Umwandlung von Gallensäure in ihre potenziell krebserregende Form braucht einen alkalischen pH-Wert im Darm. Dieser entsteht durch proteinreiche Ernährung und Fäulnisflora. Das ist auch eine mögliche Erklärung dafür, dass hoher Fleischkonsum Darmkrebs auslösen kann. Auch eine längerfristige Einnahme von Natron kann sich ungünstig auf das Darmmilieu auswirken. Milchsäurehaltige Lebensmittel hingegen schützen den Darm – nicht nur bei Gallensäureverlustsyndrom.

Leaky Gut – durchlässiger Darm

Nach meiner Chemotherapie habe ich mit diversen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Sodbrennen zu kämpfen. Bitte geben Sie mir einen Tipp, was ich tun kann.

Beim Sodbrennen ist es sinnvoll, herauszufinden, was die genaue Ursache ist: Eher selten wird tatsächlich zu viel Magensäure produziert. Oft ist den Betroffenen schon geholfen, wenn sie weniger Kohlenhydrate und Zucker zu sich nehmen, das Essen langsamer verspeisen und in Ruhe kauen. Sonst kommt es durch Gärungs- oder Fäulnisprozesse zu einem aufgeblähten Darm, der den Magen nach oben drückt und damit auch die Magensäure. Auch ein Befall mit dem Erreger Helicobacter pylori sollte ausgeschlossen werden, insbesondere wenn Ihre Beschwerden schon länger bestehen.

Leaky-Gut-Syndrom. Als orthomolekularer Magenschutz dient eine Kombination aus Basenpulver (mind. ½ Stunde vor bzw. frühestens 2 Stunden nach dem Essen), Zeolith/Heilerde und 1–2 g Glutamin täglich. Letzteres ist auch für die Darmschleimhaut gut, vor allem bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten infolge einer Chemotherapie. Den Beschwerden liegt häufig ein Durchlässigkeitsproblem zugrunde, das Leaky-Gut-Syndrom.
Übersetzt heißt das „leckender/löchriger Darm“. Hierbei handelt es sich nicht um ein Loch im Darm, wie es bei Verletzungen vorkommt, bei denen der Darm perforiert wird und sein Inhalt in den Bauchraum austritt. „Leaky Gut“ ist eine Störung der Darmschleimhautbarriere. Größere Nahrungsbestandteile als sonst üblich dringen durch die durchlässigere Grenze der Darmwand in das Körperinnere ein.
Der Körper wird vermehrt mit Fremdeiweißen belastet. So können sich leichter Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien entwickeln. Woher das Leaky-Gut-Syndrom kommt, weiß man nicht mit Gewissheit. Als mögliche Ursachen werden der Konsum von Zucker, Weißmehl und Milchprodukten bzw. die Infektion mit Pilzen oder Parasiten vermutet.
Auch Medikamente wie Antibiotika, Rheumamittel, Kortisonpräparate und Chemotherapien können ein Leaky-Gut-Syndrom auslösen.

Diagnose. Im Stuhl kann man bei einem Leaky Gut erhöhte Konzentrationen von Alpha-1-Antitrypsin feststellen. Bei unklaren Blähungen, chronischen Bauchschmerzen, Durchfällen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten nach Chemotherapie empfehlen wir daher, dass Sie Ihre Darmflora analysieren lassen. Das Labor untersucht dafür Ihren Stuhl auf Verdauungsrückstände, Pankreas-Elastase und Gallensäuren. Die Kosten für solche Analysen werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sie belaufen sich auf etwa 200 Euro. Diese Investition kann sich sehr lohnen.

Naturheilkunde. Therapeutisch beeinflussbar ist das Leaky-Gut-Syndrom durch die Gabe von naturheilkundlichen Präparaten wie z. B. Probiotika, Zink (10–30 mg), Glutamin (2–3 × 1 g) und Zeolith/Heilerde. Ein bewährtes Naturheilmittel aus der Traditionellen Chinesischen Medizin sind asiatische Vitalpilze (Hericium). Bitte beachten Sie unbedingt, Zeolith frühestens eine Stunde nach anderen Medikamenten einzunehmen, damit Sie ungewünschte Wechselwirkungen vermeiden!

Sie müssen nicht alle hier vorgeschlagenen Tipps umsetzen. Oft helfen auch einzelne Maßnahmen und das Umstellen der Ernährungsgewohnheiten in Richtung einer basischen, pflanzenkostreichen Kost mit viel gedünstetem Gemüse. Wenn Ihre Beschwerden weniger werden, befinden Sie sich auf dem richtigen Weg.

Darmregulation

Seit der Chemotherapie plagt mich mein Darm. Ich habe mit unregelmäßigem Stuhlgang und Blähungen zu tun. Hätten Sie einen Tipp für mich, wie ich die lästigen Beschwerden in den Griff bekommen kann?

Die Die Krebsbehandlung führt häufig zu schweren Schäden am Darm. Zytostatika, Antibiotika oder Strahlen können die lebenswichtige Darmflora ganz oder teilweise zerstören. Dadurch wird die Funktion unseres Immunsystems geschwächt und der Heilungsprozess beeinträchtigt. Dann kann eine Regulation der Darmflora, die Mikrobiologische Therapie, auch Symbioselenkung oder Darmsanierung genannt, eine sinnvolle Ergänzung einer biologischen Behandlung sein. Ihr Ziel ist, therapiebedingte Schäden zu beseitigen, die Darmfunktion zu normalisieren, den Stoffwechsel anzuregen, den Körper von Schad- und Giftstoffen zu entlasten und dadurch eine Regenerierung und Stärkung der Abwehrkräfte zu bewirken. Bei länger bestehenden Beschwerden empfehlen wir, die Darmflora mittels Stuhluntersuchung analysieren zu lassen. Adressen von entsprechenden Labors erhalten Sie bei der GfBK. Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten ist, halten wir eine Darmsanierung für erfolgversprechend, die idealerweise auf den individuellen Befund abgestimmt ist. Geeignet sind Präparate, welche die schützenden Bakterien in sehr hoher Konzentration enthalten. Wenn die Stuhluntersuchung einen übermäßigem Pilzbefall zum Vorschein bringt, haben sich natürliche Mittel bewährt, wie z. B. Teebaumöl (dreimal täglich ein Tropfen in einem Glas Wasser vor den Mahlzeiten), Präparate mit Myrrhe (Myrrhinil intest®) oder eine Kur mit Aloe vera. Eine gute Alternative für alle, die es gerne natürlicher haben wollen, ist bei leichten Beschwerden das Trinken von milchsäurehaltigen Extrakten wie z. B. Kanne Bio Brottrunk® oder Rechtsregulat®. Damit können Sie fürs erste schon sehr viel für Ihren Darm erreichen. Auch eine Kur mit Colostrum kann hilfreich sein: www.colostrum.de oder www.biestmilch.com. Unterstützen Sie Ihre Darmsanierung durch eine ballaststoffreiche Pflanzenkost und milchsäurehaltige Nahrungsmittel (Kefir, Jogurt, Sauerkraut). Reduzieren oder meiden Sie nach Möglichkeit Zucker sowie tierische Eiweiße und Fette.

Heilerde zur Unterstützung des Darmes?

In unserer Frauenselbsthilfegruppe schwören einige Mitglieder auf die regelmäßige Anwendung von Heilerde, da viele Frauen über Sodbrennen als Folge der Chemotherapie klagen. Ist die Einnahme von Heilerde nicht gefährlich oder schädlich? Da ich mich ein wenig davor ekle, bitte ich Sie auch, auf Alternativen hinzuweisen. 

Aus ethnologischen Untersuchungen ist bekannt, dass sog. primitive Völker auch heute tonhaltige Heilerden bei bestimmten Erkrankungen konsumieren. Im griechisch-römischen Altertum war die Produktion von Säure bindenden Mineraliengemischen Teil des medizinischen Wissens.
Dass spezielle Mineralpulver, zu denen auch Heilerde zählt, tatsächlich Sodbrennen lindern können, zeigen wiederholt durchgeführte Untersuchungen. Untersucht wurde beispielsweise die Säurebindungskapazität eines Heilerde-Pulver Herstellers. Die Säurebindungskapazität beziffert die Fähigkeit eines Antazidums (eine die Magensäure ausgleichende Substanz), Säure im Magen zu neutralisieren bzw. zu binden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt in einem Monographie-Entwurf der B-Kommission die Säurebindungskapazität von 25 mVal für eine Einzeldosis eines säureblockierenden Arzneimittels. Dieser Wert kann schon mit einem Teelöffel, also ungefähr 6,5 Gramm des oben erwähnten Produktes erreicht werden. Wenn Ihnen die direkte Einnahme nicht so zusagt, können Sie Heilerde auch in Kapselform in der Apotheke bekommen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.luvos.de.
Bei der Einnahme bitte darauf achten, dass Heilerdeprodukte frühestens eine Stunde nach anderen Medikamenten eingenommen werden, um Wechselwirkungen zu vermeiden!

Eine andere Alternative aus der Naturheilkunde bei Sodbrennen wäre Kartoffelsaft aus rohen Knollen, der selbst hergestellt werden kann oder der als Frischpflanzen-Pressaft mit arzneilicher Zulassung in Reformhäusern oder Apotheken erhältlich ist, z.B. von Schöneberger.

Natürlich muss in diesem Zusammenhang auch grundsätzlich die Ernährung angesprochen werden und es ist darauf hinzuweisen, dass der Verzehr von basisch wirkenden Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an säurebindenden Mineralstoffen und Spurenelementen wie Gemüse, Kartoffeln, Obst und Nüssen wesentlich zur Entsäuerung beitragen kann. Erwähnt werden sollen in diesem Zusammenhang auch die Chufas-Nüssli. Dabei handelt es sich um eine Erdknolle der Sorte Cyperus esculentes - die Knollen schmecken ähnlich wie Haselnüsse oder natursüße Mandeln. Sie werden deshalb auch als Erdmandeln bezeichnet, feinflockig durch ein Spezialverfahren hergestellt und eignen sich hervorragend im Müsli, zu Joghurt, Rohkost, zum Kochen und Backen.

Homöopathie

Arnika nach einer Krebsoperation

Mein Arzt sagt, dass man Arnika 14 Tage vor einer OP nicht nehmen soll, weil es blutverdünnend wirkt. Was meinen Sie dazu?

Sie sprechen von einem homöopathisch aufbereiteten Wirkstoff, also Arnika D6, C30 oder Ähnlichem. Das homöopathische Prinzip ist, dass die Mittel beim Kranken diejenigen Symptome heilen, die sie beim Gesunden verursachen können. Welche das sind, findet man heraus, indem gesunde Probanden das Mittel über längere Zeit einnehmen und sorgfältig notieren, welche Symptome es auslöst. Das nennt man eine Homöopathische Arzneimittelprüfung (HAMP). Wenn Sie also schon 14 Tage vor einem operativen Eingriff täglich Arnika nehmen, ohne dass bei Ihnen eine akute Verletzung vorliegt, kommen Sie in eine Arzneimittelprüfung: Sie entwickeln Symptome des Arzneimittels, was im Falle von Arnika auch eine Blutverdünnung sein kann. Das ist tatsächlich nicht sinnvoll. Wenn Sie aber einmalig vor der Operation, genau wie von der GfBK empfohlen, ein Kügelchen Arnica C30 nehmen und nach der Operation einmal täglich über zwei bis drei Tage, dann können erfahrungsgemäß viele Schmerzen gelindert, Komplikationen vermieden und die Wundheilung verbessert werden. Bei entsprechenden Beschwerden sind häufigere Gaben hilfreich oder ein anderes individuell noch passenderes Mittel. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich von einem homöopathieerfahrenen Arzt oder Heilpraktiker begleiten. Zur besseren Wundheilung ist außerdem ein basenlastiger Stoffwechsel dienlich: Meiden Sie Kaffee, Schwarztee, Alkohol und Zigaretten. Sehr förderlich ist täglich ein Glas Karottensaft oder milchsauer vergorener Rote-Beete-Saft (siehe auch GfBK-Info Säure-Basen-Balance).

Pflanzenstoffe

Curcumin - ein Wundermittel?

Trotz einjähriger Einnahme vor meiner Krebsoperation hat Curcumapulver nicht geholfen. Wie viel Curcumin sollte man am Tag nehmen, damit es eine therapeutische Wirkung hat?

Curcuma oder volkstümlich Gelbwurz ist eine medizinische Heilpflanze (Curcuma longa) und zählt botanisch zu den Ingwergewächsen. Der gemahlene Wurzelstock der Heilpflanze verleiht einem der wichtigsten
Gewürze in Indien und Südostasien die charakteristische Gelbfärbung.

In unseren Breitengraden ist Curcuma vor allem als farbgebender Bestandteil des Curry-Pulvers bekannt.
Eins gleich vorneweg: Curcuma ist wie viele andere Pflanzenstoffe, wenn sie isoliert betrachtet werden, ohne die gesamte Ernährung zu berücksichtigen, kein Wundermittel. Bisher zeigen die Daten vor allem eins: Wahrscheinlich kann es Krebserkrankungen verhindern. Ob auch ein Einfluss auf bereits bestehende Krebserkrankungen besteht, ist unklar, zumal die Bioverfügbarkeit gering ist, wenn es als Nahrungsmittel eingenommen wird. Bitte bedenken Sie auch, bevor Sie regelmäßig frei verkäufliches Curcumapulver einnehmen: Curcumapulver ist leider laut Öko-Test mit Pestiziden und Mineralölen belastet. Nur ein Produkt, das das Naturland-Biosiegel trägt, erreichte die Bestnote „sehr gut“.
Bezüglich der genauen Dosierung des therapeutisch wirksamen Curcumins ist bekannt, dass es höchstwahrscheinlich unterhalb einer oralen Dosis von 3,6 g pro Tag seine Wirksamkeit nicht mehr hervorrufen kann (Sharma RA/Clin Cancer Res 2004). Forscher schließen daraus, dass die minimale orale Dosierung von Curcumin, um Wirkungen gegen Krebs erzeugen zu können, zwischen 3,6 und 4 g pro Tag liegen sollte. Mit der Einnahme von Curcumapulver lässt sich dies kaum erreichen. Es sei denn, Sie ernähren sich wie die indische Bevölkerung, bei denen Curcuma ein Grundnahrungsmittel seit der Kindheit ist.
Seit Längerem gibt es Versuche, die Bioverfügbarkeit von Curcumin durch geeignete Rezepturen zu verstärken. Neuere Zuführsysteme wie die Nanotechnologie, Mizellen, Liposome und Phospholipidkomplexe
zeigen viel Potenzial und sind Gegenstand aktueller Forschung. Auch ganz einfache Kombinationen können die Bioverfügbarkeit von Curcuma erhöhen. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Studie von Shoba (Planta Med 1998), die Curcumin mit Piperin kombiniert haben.
Das Alkaloid Piperin ist ein Bestandteil u. a. des schwarzen Pfeffers. Das Ergebnis der Studie war, dass Piperin die Bioverfügbarkeit von Curcumin beim Menschen um ein Vielfaches steigert. Größere Mengen an Pfeffer können aber möglicherweise die Verstoffwechselung von anderen Medikamenten verändern, sodass manche Therapeuten während der Chemotherapie die
Kombination von Curcuma und Piperin nicht empfehlen.
Wenn Sie Nahrungsergänzungsmittel als Kapseln einnehmen, achten Sie bitte auch auf Nebenwirkungen, wie beispielsweise Hautreaktionen, Durchfälle, Verstopfung, Blähungen, Magenbeschwerden, Übelkeit und Bauchschmerzen.
Nehmen Sie Curcuma nicht ein, wenn Sie eine Gallenwegsverengung haben, da Curcuma die Gallensekretion fördert und dies zu einem vermehrten Rückstau von Gallenflüssigkeit führen kann. Curcuma sollte außerdem nicht bei fortgeschrittener Leberentzündung sowie bei Metallspeichererkrankungen (Morbus Wilson) angewandt werden

Nebenwirkungen unter Indol-3-Carbinol

Ich möchte gerne wissen, ob die Einnahme von Indol-3-Carbinol Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Sekundäre Pflanzenstoffe – wie zum Beispiel das schwefelhaltige Glucosinolat-Derivat „Indol-3-Carbinol“ – sind insbesondere in der Behandlung von Brustkrebs interessant. Der Mensch nimmt Indol-3-Carbinol (I3C) vor allem beim Verzehr von Kreuzblütlern wie Brokkoli, Rosenkohl oder auch Grünkohl zu sich, die Senföle enthalten und die je nach Kohlart im menschlichen Organismus zu unterschiedlichen Substanzen, wie beispielsweise dem Indol-3-Carbinol, weiter verstoffwechselt werden. Eine Besonderheit beim Indol-3-Carbinol ist, dass durch ein saures Milieu oder den Magensaft aus Indol-3-Carbinol „DIM“ entsteht, das als aktives Stoffwechselendprodukt angesehen wird. DIM wird inzwischen genauso wie Indol-3-Carbinol als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Forscher vermuten, dass neben entgiftenden, antientzündlichen und wachstumshemmenden Effekten Indol-3-Carbinol in der Lage ist, Östrogensignale abzuschwächen, indem es bewirkt, dass aus Östradiol vorwiegend das „gute“ 2-Hydroxyestradiol und nicht das „gefährliche“, weil wachstumsfördernde 16-alpha-Hydroxy- estradiol gebildet wird (Fowke JH/Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2000). Aus diesem Grund nehmen einige Brustkrebspatientinnen Indol-3-Carbinol zu sich, allerdings ohne dass es klinische Studien gäbe, die diesen vorteilhaften Effekt auch außerhalb von Laborexperimenten belegen könnten.
Da sich aufgrund unserer Beratungstätigkeit die Rückmeldungen von Neben wirkungen infolge der Einnahme von Indol-3-Carbinol häufen (Haarausfall, Magen-Darm-Probleme, selten Schilddrüsenvergrößerung), möchten wir auch darauf hinweisen, dass Indol-3-Carbinol in natürlicher Form und in hoher Konzentration in Brokkolisprossen enthalten ist. Aber auch hier können bei individuell zu hoher Dosierung Nebenwirkungen auftreten (meistens bei mehr als 2 EL täglich). Eine relativ harmlose, aber lästige Nebenwirkung von Brokkolisprossen kann das Auftreten von Blähungen sein. Dies ist auch teilweise bei der Einnahme von Indol-3-Carbinol zu beobachten.
Ob die Einnahme von Indol-3-Carbinol zusammen mit Tamoxifen, einem Antihormon, das bei Brustkrebs eingesetzt wird, sinnvoll ist, kann nicht abschließend beurteilt werden. Erste Studien zu Indol- 3-Carbinol bzw. Kreuzblütlern waren vielversprechend. So konnte gezeigt werden, dass der Verzehr von Kreuzblütlern Frauen vor Brustkrebs schützen kann (Laidlaw M/Breast Cancer 2010 und Liu X/Breast 2013). In der „Women‘s Healthy Eating and Living (WHEL)“-Studie, an der über 3000 Brustkrebspatientinnen teilnahmen, sank das Rückfallrisiko, wenn die Tamoxifentherapie durch die gleichzeitige Einnahme von Kreuzblütler-Gemüse ergänzt wurde (Thomson CA/Res Treat 2011). Allerdings zeigte eine randomisierte klinische Studie von Thomson (Breast Cancer Res Treat 2011) zur Verwendung von DIM-Ergänzungsmitteln, dem oben erwähnten Metaboliten aus Indol-3-Carbinol, zusammen mit Tamoxifen einen Trend zur Verringerung des wirksamen Tamoxifen-Metaboliten, der in der Leber umgewandelt wird. Hier müssen weitere Studien mehr Klarheit bringen, ob die verringerten Spiegel der Tamoxifen-Metaboliten die Wirkung von Tamoxifen reduzieren würden. Außerdem ist unklar, ob dies auch bei der Einnahme von Indol- 3-Carbinol der Fall ist, da in der zitierten Studie ja DIM und nicht Indol-3-Carbinol verabreicht wurde.
Unser Fazit: An diesem Beispiel sieht man, wie schwierig und komplex eine konkrete Einschätzung bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist. Die meisten Patientinnen, die wir beraten, nehmen Indol-3-Carbinol ohnehin meistens nicht begleitend, sondern nach Beendigung der Einnahme von Tamoxifen ein. Für den Fall, dass Nebenwirkungen auftreten, würden wir ein Absetzen empfehlen, damit man feststellen kann, ob die Nebenwirkungen dann zurückgehen. Im Zweifelsfall sind die Inhaltsstoffe einer vielfältigen, mit Kreuzblütlern angereicherten Ernährung, wie zum Beispiel in Brokkoli und allen weiteren Kohlsorten, aber auch Kresse, Kapuzinerkresse, Rucola, Rettich, Radieschen, Meerrettich, Kohlrübe mit Rübstiel, Raps und Senf, die bessere Alternative. Achten Sie bei einer mit Kreuzblütlern angereicherten Ernährung auch immer auf eine gute Jodversorgung, da die im Kohl enthaltenen Substanzen die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse hemmen (früher führte dies sehr häufig zu den sogenannten „Kohlkröpfen“).

 

Flor Essence® bei Brustkrebs

Seit meiner Brustkrebsbehandlung trinke ich Flor-Essence®-Tee. Was wissen Sie über die Wirkung?

Flor Essence® oder Essiac-Tee ist ein Kräutertee und ein Mittel der indianischen Naturheilmedizin in Kanada. Dort galt er als heiliges Getränk, das den Körper reinigt und bei Krankheiten ins Gleichgewicht zurückbringt. Die Geschichte geht zurück auf die kanadische Krankenschwester Renée Caisse (1889–1978), die die Kräuterrezeptur bei einer alten Dame zufällig entdeckte. Diese hatte eine lebensbedrohliche Erkrankung dank des Kräutertees überstanden.
In einzelnen Fällen hat Flor Essence® wohl eine heilsame Wirkung bei schweren Krebserkrankungen entfaltet und wird von verschiedenen Ärzten für schmerzlindernd und belebend gehalten. Er wurde auch schon als „Heilmittel gegen Krebs“ bezeichnet, doch fehlen für die Gültigkeit dieser Aussage wissenschaftliche Belege. Bisherige Studien zeigten bei manchen Patienten eine Verbesserung des Allgemeinbefindens, jedoch keine Effekte auf das Krebswachstum. Andere Teesorten, wie zum Beispiel Grüner Tee, sind in ihrer Wirksamkeit bei Brustkrebs eindeutig besser belegt.
Zu den Bestandteilen von Flor Essence® gehörten zu Beginn die amerikanische Ulmenrinde, Kleiner Sauerampfer, Kletten- und Rhabarberwurzel. Im Laufe der Zeit wurde der Essiac-Tee um weitere Kräuter ergänzt, sodass das bei uns erhältliche Produkt Flor Essence® zusätzlich Brunnenkresse, Benediktenkraut, Rotklee und Braunalge enthält. Dadurch soll sich die Wirkung des Aufgusses verstärken.
Laborversuche zeigten an humanen Brustkrebszellen wiederum widersprüchliche Ergebnisse, von einer antiproliferativen und immunstärkenden Wirkung bis hin zu einer Östrogenrezeptor-vermittelten Stimulation von humanen Brustkrebszellen. Ob diese Ergebnisse durch den enthaltenen phytohormonartigen Rotklee bedingt sein könnten und ob sie sich auch auf den menschlichen Organismus übertragen lassen können, kann nach derzeitigem Wissensstand jedoch nicht beantwortet werden.
Flor-Essence®-Tee kann in der Krebsbehandlung zwar als ergänzende Maßnahme angewandt werden, allzu optimistische Darstellungen des Produktes sind jedoch mit Skepsis zu betrachten. Außerdem sollte Flor-Essence® nicht eingenommen werden, wenn eine Schilddrüsenentzündung oder eine erhebliche Überfunktion der Schilddrüse vorliegt und blutverdünnende Mittel eingenommen werden.

Passionsblume bei Unruhe und Einschlafschwierigkeiten

Ich habe mit Unruhezuständen und dadurch bedingten Einschlafstörungen zu tun. Was können Sie mir hier raten?

In Zeiten des Umbruchs und der Sorge um sich selbst können pflanzliche Beruhigungsmittel hilfreich sein, wenn eine professionelle Begleitung, Atemübungen und/oder Entspannungsverfahren nicht helfen.
Die Passionsblume (Passiflora incarnata) ist eine wichtige Pflanze, die beruhigend und gleichzeitig stärkend wirkt und dadurch die Psyche ausbalanciert. Eine Studie zeigte sogar, dass Passionsblume eine ähnliche Wirkung wie das Benzodiazepin Oxazepam hat (Baek JH et al. / Aust N Z Psychiatry 2014), und zwar ohne die bekannten Nebenwirkungen von Beruhigungsmitteln wie Müdigkeit, Schläfrigkeit oder Konzentrationsstörungen. Dies hatte auch zur Folge, dass die Europäische Arzneimittelagentur bei Schlafstörungen unter anderem Passionsblumenextrakt empfiehlt. Interessant ist übrigens auch, dass die Anwendung von Passionsblumenextrakt bei Kindern mit ADHS vergleichbare Effekte hatte wie die umstrittenen Methylphenidatpräparate (Anheyer D et al. / Complement Ther Med 2017).
Bei Unruhe, Ängsten und Einschlafstörungen empfehlen wir vor allem Passiflora-incarnata-Urtinktur (3 × 10 Tropfen). Aus der Praxis berichten viele Frauen über deren beruhigende Wirkung vor und nach einer Brustkrebsoperation.
Zur Beruhigung und Stärkung empfehlen wir daher die Einnahme als Urtinktur drei Tage vor der Operation und auch bis drei Tage danach: täglich 2–3 × 10 Tropfen in etwas Wasser. Außerdem soll die Passionsblume blutdrucksenkend wirken.
Homöopathische Mittel können ebenfalls die seelisch-geistige Ebene stärken und bei Einschlafstörungen helfen. Versuchen Sie es zum Beispiel mit Ignatia C30 (abends 3 Globuli) oder Avena-comp.- Globuli von Wala (20 Globuli eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen unter der Zunge zergehen lassen). Bei Angst- und Schockzuständen haben sich auch die Bachblüten-Notfalltropfen (mehrmals täglich 3–4 Tropfen) aus der Bachblütentherapie bewährt.
Und nicht vergessen: Auch Düfte können dabei helfen, Momente der Ruhe zu finden und uns mit uns selbst zu verbinden. Eine Lavendel-Herzauflage mit Aurum/Lavendula-Comp.-Creme hat übrigens eine ähnlich beruhigende Wirkung, und dies wie alle anderen genannten Möglichkeiten ganz nebenwirkungsfrei.

Rhodiola

Ich habe von Rhodiola als Stärkungsmittel gehört. Was wissen Sie darüber?

Rhodiola, auch Rosenwurz genannt, ist eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Crassulaceae, die vor allem in der nördlichen Hemisphäre wächst. Das Ursprungsgebiet dieser Pflanze liegt vermutlich in Südsibirien.
Der Rosenwurz-Wurzelstock enthält verschiedene Stoffe, die antioxidative, antientzündliche sowie neuro-, kardio- und hepatoprotektive Eigenschaften haben sollen. In Tibet wurde die Wurzel schon seit über 1000 Jahren zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit eingesetzt. Inzwischen ist Rosenwurz auch bei uns als Mittel gegen Stress und Müdigkeit bekannt. Genau genommen wirkt sie als sogenanntes Adaptogen, also ausgleichend, und soll dadurch dem Körper helfen, sich besser an Stresssituationen anzupassen.
Wichtig scheint auch die Wirkung auf Cortisol zu sein, das bei chronischem Stress vermehrt in der Nebennierenrinde gebildet wird, keiner Tagesdynamik mehr folgt und durch Rosenwurz reguliert wird (Khanum F et al. / Compr Rev Food Sci Food Saf 2005). Außerdem sollen Rosenwurzextrakte den Serotoninspiegel erhöhen, was ebenfalls mit einem stresshemmenden Effekt verbunden ist.
Bei Müdigkeit und Fatigue zeigen einige klinische Studien dessen Wirksamkeit (De Bock et al. / Int J Sport Nutr Exerc Metab 2004). Studien an Krebspatient*innen wurden bisher jedoch nicht durchgeführt.
Unsere Erfahrung spricht aber vor allem für den Einsatz bei Frauen mit Brustkrebs und Fatigue, wenn andere Therapien wie Ginseng oder Mistel keinen Erfolg zeigen oder nicht eingesetzt werden können.
Außerdem wird Rosenwurz von einigen Therapeuten als unterstützende Maßnahme bei Schilddrüsenunterfunktion empfohlen.
Laut Professor Roman Huber aus Freiburg (aus: Mind-Maps Phytotherapie, Thieme Verlag 2019) besteht bei Rosenwurzextrakten kein Wechselwirkungsrisiko über Leberenzyme, sodass auch eine Gabe während schulmedizinischer Therapien denkbar wäre. Auch Prof. Huber empfiehlt die Anwendung vor allem bei Erschöpfung und Burn-out, Nebennierenfunktionsstörungen, aber auch bei Depressionen.

Graviola, ein Wundermittel?

Aus der Presse habe ich von der Wunderwaffe Graviola gegen Krebs erfahren. Was ist das und sind die überaus positiven Aussagen ernst zu nehmen?

Die Graviola oder Stachelannone (Annona muricata) ist ein kleiner, immergrüner Baum der sogenannten Annonengewächse, der in den Regenwäldern Afrikas, Südamerikas und Südostasiens vorkommt. Die stacheligen Früchte des Baumes werden auf den einheimischen Märkten der Tropenregionen verkauft. Die Früchte sind je nach Herkunftsland und Unterart unter den Namen Guanabana, Guyabana, Graviola u. a. bekannt. Wegen ihrer schlechten Lagerfähigkeit sind Graviolafrüchte bei uns im Handel selten frisch zu kaufen. Für den Export erfolgt meist die Verarbeitung zu Saft oder Konserven. In der Ethnomedizin werden den verschiedenen Teilen des Baumes unterschiedliche Wirkungen zugesprochen. Bisher gibt es erste Erkenntnisse jedoch nur aus Zell- und Tierversuchen. Einige dieser Studien deuteten auf eine Aktivität gegen Zelllinien von Brust-, Lungen-, Dickdarm-, Prostata-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber- und Hautkrebs hin. In Brustkrebszellen war die EGFR-Expression unter Graviolaextrakten herunterreguliert.
Im Jahr 2002 zeigten japanische Forscher (Wang L / Bioorganic & Medicinal Chemistry 2002; https://doi.org/10.1016/S0968-0896(01)00303-0 ), dass die Hauptwirkstoffe, die sogenannten Acetogenine, Lungentumore verkleinern konnten und in diesem Experiment minimal besser wirkten als eine Chemotherapie mit Adriamycin (Verkleinerung der Tumormasse von 54,6% unter Adriamycin gegenüber 57,9% unter Acetogeninen).
Aus diesen Ergebnissen wird jedoch im Internet und von den Herstellern oft die Schlussfolgerung getroffen, dass das Mittel besser als eine Chemotherapie sei. Hieran sieht man, wie vorschnell Ergebnisse aus einem Tierexperiment auf den Menschen übertragen werden, ohne dass wirklich ein Nachweis erbracht worden ist.
Außerdem können die verschiedenen Acetogenine womöglich nervenschädigende Nebenwirkungen auslösen, wenn sie in großen Mengen eingenommen oder verzehrt werden. In einigen Ländern, in denen sehr viel Graviola-Frischsaft, -Fruchtmark oder auch Tees aus den Blättern konsumiert werden, scheinen sich diese parkinsonartigen Krankheitsbilder zu häufen (Lannuzel A / J Neural Transm Suppl 2006; doi:10.1007/978-3-211-45295-0_24). Auch wenn immer wieder Hoffnung geschürt wird, Graviola sei besser als eine Chemotherapie: Entsprechende Präparate wurden noch nie an Menschen getestet.
Lediglich ein Fallbericht ist veröffentlicht worden, bei dem eine Patientin mit metastasiertem Brustkrebs fünf Jahre lang eine stabile Erkrankung unter Graviola und Xeloda hatte (Hansra D / Advances in Breast Cancer Research 2017; DOI:10.4236/abcr.2014.33012). Xeloda ist allerdings ein Chemotherapeutikum, das ebenfalls zu längeren Verläufen führen kann.
Aufgrund mangelnder Studiendaten gibt es daher auch keine Medikamente auf Basis von Acetogeninen. Allerdings werden Tees, Säfte und Nahrungsergänzungsmittel aus Graviolablättern vollmundig mit antitumoraler Wirksamkeit beworben. Bisher ist jedoch nicht ausreichend belegt, dass diese wirklich bei Krebserkrankungen helfen.

Moringa - Nahrungsergänzung für Krebspatienten?

Schon wiederholt habe ich von Moringa gehört. Was halten Sie davon?

Der Moringabaum (Moringa oleifera) ist auch bekannt als Meerrettich- oder Behennussbaum. Die Bezeichnung Meerrettichbaum leitet sich davon ab, dass der Gehalt von Senfölglykosiden in den Wurzeln des Baumes für einen meerrettichähnlichen Geruch sorgt. In der Laienpresse wird von der Heimatregion des Himalaya gesprochen. Dabei erstreckt sich das Verbreitungsgebiet von Indien über die Arabische Halbinsel zum Schwerpunkt Ostafrika bis hin ins südwestliche Afrika. In diesen Regionen werden nicht nur die Blätter, sondern auch die Samen (als Öl, zur Wasserdesinfektion) und die Wurzeln (als Gemüse) verwendet.

Leider werden im Internet Heilaussagen gemacht, die nicht immer nachvollziehbar sind, zumal es bisher keine Untersuchungen zu dieser Pflanze bezüglich der Wirkung am Menschen gibt. Der Nährstoffgehalt an Vitaminen, Spurenelementen, Aminosäuren und Chlorophyll ist für mangel- oder unterernährte Menschen oder bei Blutarmut jedoch durchaus interessant.

Antitumoröse Wirkung von Moringa olifeira

Wirkung. In Tier- und Laborversuchen gibt es Hinweise, dass Moringa – wie andere Senfölglykoside auch – eine antibiotische und antitumoröse Wirkung hat und im Tierexperiment bei Magenbeschwerden besser als Omeprazol wirken kann (Vijayakumar M et al. / Planta Med 2011;doi:10.1055/s-0031-1282885). Ebenfalls im Tierversuch zeigte Moringaextrakt eine Schutzwirkung auf Leber und Herz. Zur Antitumorwirkung gibt es Studien, die zeigten, dass Moringa zellabtötende Wirkungen auf im Labor kultivierte Krebszellen hat, darunter Eierstockkrebszellen, Lungenkrebszellen, Bauchspeicheldrüsenkrebszellen, Leberkrebszellen, Dickdarmkrebszellen und Leukämiezellen.

Nahrungsergänzung. Wir würden eher loses Pulver empfehlen, das meistens preiswerter angeboten werden kann als Kapseln oder Tabletten. Achten Sie vor allem auf eine schadstoffgeprüfte Bio-Qualität der Produkte. Moringa als Blätter oder in Form von Pulver ist sehr vielseitig verwendbar. Als tägliche Verzehrmenge werden 1–2 Teelöffel (ca. 3 g) Moringapulver empfohlen. Die meisten Menschen trinken Moringa als Tee oder rühren sich das Moringapulver in einen Smoothie. Am einfachsten ist das Einrühren in Flüssigkeit. Hier sind der Fantasie kein Grenzen gesetzt: ob Wasser, Saft, Smoothie, Müsli, Porridge, Saucen, Curry, Suppen oder zum Würzen. Wichtig ist nur, bei der Einnahme mit Moringa auf Milchprodukte zu verzichten. Pflanzliche Milchalternativen (Mandelmilch, Hafermilch etc.) sind jedoch kein Problem.

Moringa und Mate. Die Wirksamkeit kann eventuell durch Mate gesteigert werden: Die polnische Anthropologin Monika Kujawska stellte fest (Kujawska J / Evid Based Complement Alternat Med 2018;doi:10.1155/2018/6849317), dass in der argentinischen Provinz Misiones Zubereitungen aus Moringa oleifera fast ausschließlich mit Mate eingenommen wurden. Dies soll die Wirkung verstärken helfen.

Wechselwirkungen. Wie bei vielen Naturstoffen gibt es keine Studien zu möglichen Wechselwirkungen mit anderen Substanzen. Da Moringa sogenannte CYP450-Enzyme (CYP3A4) hemmen soll, würden wir von einem übermäßigen Verzehr während einer Chemotherapie eher abraten.

Tipp. Weil die Wirkung von Moringa unter Umständen sehr stark sein kann (Wachheit wie nach Koffeingenuss), sollte man vor allem zu Beginn der Einnahme die angegebene Verzehrmenge nicht überschreiten und immer darauf achtgeben, wie der Körper auf das Lebensmittel reagiert.
Hier wie auch bei anderen Nahrungsergänzungen gilt: die Dosis erst einmal langsam steigern, um den Organismus nicht zu überfordern.

Ginseng bei Krebs

Meine Frau erhält eine Chemotherapie und möchte zur Stärkung Ginseng-Kapseln einnehmen. Nun haben wir gehört, dass dies während einer Chemotherapie nicht sinnvoll sei. Was genau ist Ginseng und wie sollte er verwendet werden?

Die getrockneten Wurzeln des Ginseng werden in der traditionellen asiatischen Medizin zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen eingesetzt. Die meisten Studien zu Ginseng stammen daher aus dem asiatischen Raum. In Laborstudien aktivierte Ginseng die Immunzellen. Verschiedene Ginsengextrakte sind Laborexperimenten zufolge in der Lage, das Wachstum von Tumorzellen zu verhindern und zu einem Absterben von Tumorzellen zu führen. Allerdings gibt es erst eine Studie an operierten Magenkrebspatienten, bei denen durch die Gabe von Ginseng eine verbesserte Überlebenszeit und eine schnellere Wiederherstellung der Abwehrlage erreicht wurden.

Besser sieht die Studienlage bei der Anwendung von Fatigue aus. Hier konnten mehrere Studien zeigen, dass Ginseng die Fatigue verbessern helfen kann.

Bei der Anwendung von Ginseng sollten vor allem mögliche Nebenwirkungen bedacht werden. Dies sind zum Beispiel eine erhöhte Herzfrequenz, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Unruhe und Hautausschläge. Wird parallel Koffein zugeführt, kann Ginseng vermehrt zu Schlafstörungen und Nervosität führen. Von manchen Menschen wird Ginseng daher als zu stark anregend empfunden.

Unbedingt zu beachten sind mögliche Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten. So wurde eine erhöhte Blutungsneigung bei gleichzeitiger Therapie mit Blutgerinnungshemmern wie Cumarin oder ASS beschrieben. Bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Antidepressiva (MAO-Hemmer) können Kopfschmerzen, neurologische Erscheinungen (Tremor) und ernst zu nehmende psychische Störungen (manische Episoden) auftreten. Die Wirkung von Antidiabetika, insbesondere Sulfonylharnstoffen und Insulin, kann verstärkt werden, so dass Unterzuckerungen möglich sind. Der Serumspiegel des Herzmittels Digoxin kann ansteigen und zu gefährlichen Überdosierungen führen. Wegen der möglichen Wechselwirkungen halten wir es daher für sinnvoll, in jedem Fall vor der Einnahme einen Arzt zu befragen.

Übrigens, „echten“ Ginseng erkennt man daran, dass in seinem Namen das „P.“ (= Panax) vorkommt. Der sog. „Sibirische Ginseng“ (Eleuthero) beispielsweise ist kein Ginseng, auch wenn er manchmal so genannt wird.

Brokkoli bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs

Ich habe Krebs und interessiere mich für das Thema Brokkoli. Bei welchen Tumorarten ist der Verzehr besonders vielversprechend?

Brokkoli gehört zur großen Gruppe der Kreuzblütler, einer Pflanzenfamilie, zu der nicht nur Brokkoli, Blumenkohl und andere Kohlsorten gehören, sondern auch Kresse, Kapuzinerkresse, Rucola, Radieschen, Rettich, Meerrettich, Senf und Raps(-öl). Besonders gut erforscht ist ein bestimmtes Senföl, das Sulforaphan, das in hoher Konzentration in Brokkoli und seinen Sprossen steckt und das durch das Zerschneiden oder Zerkauen des Gemüses durch das Enzym Myrosinase aktiviert wird. In zahlreichen Labor studien konnte eine Antikrebswirkung von Sulforaphan nachgewiesen werden. Einige klinische Studien belegen diese Wirkung nun auch beim Menschen.

Brokkolisprossen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Eine Forschergruppe aus Heidelberg hat 2019 zum ersten Mal eine Brokkolisprossenstudie mit Wirkstoffgruppe und Placebogruppe durchgeführt (Lozanovski VJ et al. / Invest New Drugs 2019). An dieser kleinen Pilotstudie nahmen 40 Patienten mit fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs teil. 29 Patienten erhielten Brokkolisprossen und 11 Patienten ein Placebo, beides in Kapseln verpackt. Die Brokkolisprossenkapseln enthielten 90 mg Sulforaphan, zusätzlich zu 180 mg des Vorläuferstoffs Glucoraphan. Im Vergleich zur Placebogruppe war die ermittelte durchschnittliche Sterblichkeitsrate während der ersten 6 Monate in der Brokkoligruppe niedriger (Tag 30: 0%/18%, Tag 90: 0%/25%, Tag 180: 25%/43%). Obwohl diese Daten statistisch gesehen leider nicht aussagekräftig waren, da zu wenige Patienten an dieser Studie teilgenommen hatten, bewerten wir das Ergebnis als positiv. Allerdings brachen viele Patienten (72% in der Brokkolisprossengruppe und 55% in der Placebogruppe) die Einnahme der täglich 15 Kapseln ab, was wahrscheinlich an der Verstärkung von Verdauungsbe schwerden durch Brokkolisprossen lag. Ob und in welchem Rahmen die zusätzli che Gabe sinnvoll und praktikabel ist, zumal in so hoher Dosierung, ist deswegen schwierig zu beantworten.

Frau Professor Herr aus Heidelberg empfiehlt beispielsweise nicht unbedingt 90 mg Sulforaphan, sondern aufgrund ihrer Erfahrungen in den Laborversuchen eine Dosis von 0,36 mg pro kg Körpergewicht. Dies entspricht 25,2 mg Sulforaphan täglich für einen 70 kg schweren Menschen ( https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/chirurgische-klinik-zentrum/allgemein-viszeral-und-transplantationschirurgie/forschung/pankreasforschung/sektion-pankreaskarzinomforschung/ag-molekulare-onkochirurgie/patienteninformationen ).

Sulforaphan bei Prostatakrebs

Bei Prostatakrebs kam es in einer klinischen Studie sogar zu einer Verringerung des PSA-Anstiegs durch Sulforaphan (Cipolla BG et al. / Cancer Prev Res 2015). Die Behandlung in dieser Studie umfasste die tägliche orale Verabreichung von 60 mg Sulforaphan für 6 Monate, gefolgt von 2 Monaten ohne Behandlung. Die Veränderungen der PSA-Werte waren in der Sulforaphangruppe signifikant niedriger. Die PSA-Verdopplungszeit war in der Sulforaphangruppe 86% länger als in der Placebogruppe (28,9 bzw. 15,5 Monate). Der PSA-Anstieg war in der Placebogruppe ebenfalls (71,8%) signifikant höher als in der Sulforaphangruppe (44,4%). Im Gegensatz zur Heidelberger Studie aus 2019 war die Gabe jedoch gut verträglich.

Fazit. In Patientenstudien wurde vor allem der Einfluss auf Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs untersucht. Wir sind jedoch der Ansicht, dass vom Verzehr von Gemüsen aus der Kreuzblütlerfamilie alle Krebspatienten profitieren. Am besten ist der Genuss in Form von Sprossen, weil diese etwa 20- bis 100-mal so viel Wirksubstanz wie ein ausgewachsener  Brokkolikopf enthalten.

Generell halten wir eine ausgewogene und pflanzenbasierte Ernährung für wichtig, in die täglich auch eines der vielen Kreuzblütlergemüse integriert ist. Für die Verwendung von Brokkoli gilt: Die Inhaltsstoffe bleiben am besten erhalten, wenn kleine Röschen abgetrennt und diese fünf Minuten in Olivenöl angedünstet werden. Laut Prof. Herr aus Heidelberg ist Sulforaphan eigentlich gar nicht so besonders hitzeempfindlich, wie es immer heißt. Außerdem gilt: Wenn man den Kohl kochen möchte, möglichst immer das Kochwasser mitverarbeiten, denn darin laugen sich die gesunden Inhaltsstoffe aus. Und durch die Zugabe von Senf, Meerrettich, Rucola oder Brunnenkresse können die Wirkstoffe von Brokkoli und Co. im Darm besser aufgenommen werden (Cramer JM et al. / Br J Nutr 2011).

Adaptogene - wirksame Pflanzenstoffe nicht nur bei Krebs

Ich habe von Pflanzen gehört, die ausgleichend wirken sollen. Was sind das für Pflanzen und wie können sie bei Krebspatienten eingesetzt werden?

Unter Adaptogenen versteht man Pflanzen, die den Organismus widerstandsfähiger gegenüber Stress machen sollen. Dazu gehören vor allem Ginseng, Ashwagandha, Schisandra, Eleuthero und Rhodiola, aber auch bestimmte asiatische Pilze, wie z.B. Reishi.

Eleuthero. Als Erstes wurde Eleuthero (auch kurz Taigawurzel genannt) untersucht. In den 1950er-Jahren wurde es zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von sowjetischen Olympiateilnehmern und Kosmonauten eingesetzt. Man meinte damals, dass dadurch Ausdauer, Konzentration, Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft verbessert werden können.
Bei der Verwendung von Adaptogenen gibt es einiges zu beachten. Denn einerseits ist unklar, ob es bei der Verabreichung mit anderen Medikamenten nicht auch zu Wechselwirkungen kommen kann. Andererseits scheinen besonders stimulierende Pflanzen bei zu starker Erschöpfung nicht immer, zumindest gleich am Anfang, sinnvoll zu sein (z.B. Eleuthero). Manche Therapeuten raten auch dazu, eine Pause einzulegen, damit der Körper wieder in die Lage versetzt wird, sich alleine zu regulieren. Bei älteren Menschen scheint eine geringere Dosis wegen des verlangsamten Stoffwechsels ohnehin besser zu sein. Bei der Auswahl der geeigneten Pflanze kann man sich nach den vorliegenden Beschwerden orientieren.

Ginseng. Dieses Adaptogen ist am besten erforscht. Im Zusammenhang mit der krebsbedingten Fatigue (Schwäche) wurden bisher zwei Ginseng-Arten untersucht: der asiatische Ginseng (P. ginseng) und der amerikanische Ginseng (P. quinquefolius).
„Echten“ Ginseng erkennt man daran, dass in seinem Namen das „P.“ (= Panax) vorkommt. Der sog. „Sibirische Ginseng“ (Eleuthero) beispielsweise ist kein Ginseng, auch wenn er manchmal so genannt wird. Zwei Studien (Younus et al. / Proc Am Soc Clin Oncol 2003 und Yennurajalingam S et al. / Integrative Cancer Therapies 2015) wurden mit dem asiatischen P. ginseng durchgeführt, zwei Studien mit dem amerikanischen P. quinquefolius (Barton DL et al. / Support Care Cancer 2010 und Barton DL et al. / J Natl Cancer Inst 2013). In allen Studien konnte gezeigt werden, dass es Patienten gibt, bei denen Ginseng die Fatigue verbessern kann.
In der Studie aus dem Jahr 2015 nahmen 30 Patienten mit krebsbedingter Fatigue täglich über einen Zeitraum von 29 Tagen eine Dosis Panax ginseng (800 mg) ein. Von den ursprünglich 30 Patienten waren 24 (80%) beurteilbar. Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf. Panax ginseng erwies sich als sicher und verbesserte bei der Mehrzahl der Studienteilnehmer die krebsbedingte Fatigue sowie die Gesamtlebensqualität, den Appetit und den Nachtschlaf (Yennurajalingam S et al. / Integrative Cancer Therapies 2015). Allerdings wirkt Ginseng sehr stimulierend und kann von manchen Menschen auch als zu stark anregend empfunden werden. Vermeiden Sie daher während der Einnahme von Ginseng unbedingt die Kombination mit Kaffee, da es vermehrt zu Schlafstörungen und Nervosität kommen kann. Und Vorsicht: Unter der Gabe von Ginseng können Wechselwirkungen auftreten. So kann Ginseng die Wirkung von Blutdrucksenkern, Blutgerinnungshemmern, Antidepressiva und Medikamenten zum Senken des Blutzuckerspiegels verstärken.
Dies gilt auch für Eleuthero, weswegen immer eine Rücksprache mit den behandelnden Ärzten erfolgen sollte.

Astragalus (Tragant). Er wirkt vor allem bei Nachtschweiß in den Wechseljahren oder nach einem akuten Infekt bzw. bei immer wiederkehrenden Infekten (Erkältungen, Blasenentzündungen).

Weißdorn (Crataegus). Er wirkt herzstärkend und regulierend sowohl bei zu hohem als auch bei zu niedrigem Blutdruck. Auf seelischer Ebene soll er bei Kummer und „gebrochenem Herzen“ helfen. Bei angstbedingtem Bluthochdruck kann es sinnvoll sein, Weißdorn mit Tulsi (indisches Basilikum) zu kombinieren. Der Vorteil bei Weißdorn: Es hat nur ein geringes Wechselwirkungspotenzial mit anderen Medikamenten.
Rhodiola (Rosenwurz). Rhodiola wirkt nicht ganz so gut bei Erschöpfung wie Ginseng, kann jedoch Winterdepressionen entgegenwirken und hat ähnlich wie Weißdorn nur ein geringes Wechselwirkungspotenzial mit anderen Medikamenten. Außerdem soll Rhodiola bei Fibromyalgie wirksam sein.

Reishi (Ganoderma lucidum). Hierbei handelt es sich um den wissenschaftlich am besten untersuchten asiatischen Heilpilz, der auch adaptogen wirken soll. Er kann gut bei hormonabhängigen Tumoren (Brust- und Prostatakrebs) eingesetzt werden, da es in Studien Hinweise auf Down-Regulation von Hormonrezeptoren gibt. Außerdem wirkt Reishi leberstärkend und soll bei Allergien und Heuschnupfen helfen.

Ashwagandha (Schlafbeere). Noch ist fraglich, ob Ashwagandha bei hormonabhängigen Tumoren eingesetzt werden kann. Zumindest bei Männern soll es die Fruchtbarkeit verbessern, indem das sogenannte Luteinisierende Hormon vermehrt gebildet wird und dadurch der Testosteronspiegel erhöht wird. Bei Schilddrüsenunterfunktion wirkt es ebenfalls positiv durch die Förderung der Bildung von Schilddrüsenhormonen. In Indien wird es zur besseren Aufnahme immer mit Milch oder Ghee zubereitet.

Schisandra (Chinesisches Spaltkörbchen). Es wirkt ebenfalls energiesteigernd und kann den Cholesterinspiegel senken. In der Lunge soll es schleimlösend wirken.

Bitte beachten Sie: Bei Frauen, die eine trockene Konstitution haben und zu trockener Haut und Haaren sowie Verstopfung neigen, helfen laut Traditioneller Chinesischer Medizin eher Kräuter, die leicht wärmend wirken. Dies sind z.B. Reishi, Ginseng, Rosmarin, Tulsi, aber bitte nicht Rhodiola. Außerdem sollte bei trockener Konstitution immer auch an eine Überprüfung der Schilddrüse gedacht werden. Übrigens: Es müssen nicht immer exotische Pflanzen sein, wenn man zu Adaptogenen greifen will. Es gibt neben Weißdorn auch weitere heimische Adaptogene, wie zum Beispiel die Echte Kamille, Zitronenmelisse und Passionsblume, die alle beruhigend wirken. Rosmarin kann durch Auftragen des ätherischen Öls Kopfschmerzen lindern.

Achtung bei der Jiaogulan-Pflanze, die von manchen auch als Adaptogen angesehen wird. Nehmen Sie sie – ähnlich wie Ginseng und Eleuthero – nicht zusammen mit Blutverdünnern, Beruhigungsmitteln oder Schlafmitteln ein, da es zu Wechselwirkungen kommen kann. Manche Pflanzen, wie Tulsi, sollten außerdem während einer Schwangerschaft gemieden werden.
Grundsätzlich und vor allem bei Einnahme von Ginseng und Jiaogulan gilt: Informieren Sie unbedingt Ihren Arzt über die Einnahme, wenn er Ihnen bereits andere Medikamente verordnet hat.

Salvestrole erst nach der Chemo?

Von Bekannten habe ich gehört, dass Salvestrol das Krebswachstum unterbinden soll. Ich habe im Internet recherchiert und das Mittel in Form von Kapseln gefunden. Was ist von der Empfehlung zu halten?

Salvestrole kommen in verschiedenen Gemüsesorten, Kräutern und Obst vor. Sie sollen Zellen vor Krebswachstum schützen. Studien belegen, dass das Enzym CYP1B1 sich in malignen Zellen nachweisen lässt. In gesunden Zellen kommt es eher nicht vor. Wenn Salvestrole auf Tumorzellen treffen, die das Enzym CYP1B1 enthalten, sollen sie bestimmte Stoffwechselprodukte bilden, die den natürlichen Zelltod (Apoptose) der Tumorzelle auslösen können (Potter GA, Burke DM / J Orthomol Med 2006). Bisher beschreiben jedoch nur Laborversuche und Fallberichte diese Wirkung. Klinische Studien mit Patient*innen wurden noch nicht durchgeführt.

Im Reagenzglas oder im Tierversuch ist für viele Pflanzenfarbstoffe nachgewiesen, dass sie entweder die Tumorentstehung verhindern oder das Tumorwachstum hemmen. Dazu gehören eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen: Insgesamt schätzungsweise mehr als 10.000 dieser Substanzen sind in Obst und Gemüse enthalten! Daher halten wir es  grundsätzlich für besser, zur Krebsvorbeugung eine ausgewogene vielseitige Vitalkost mit reichlich Obst und Gemüse gegenüber isolierten Einzelextrakten vorzuziehen.

Außerdem gehört CYP1B1 zur Gruppe der P450(CYP)-Enzyme, die insbesondere in der Leber am Abbau oder Umbau von Medikamenten beteiligt sind. Insofern kann durch die hochdosierte Einnahme von Salvestrolen zumindest theoretisch eine parallel verabreichte Chemotherapie in ihrer Wirkung beeinflusst werden. Ergänzen Sie daher Ihre gesunde pflanzlich basierte Kost bitte erst nach der Chemotherapie mit Salvestrolen.
Sekundäre Pflanzenstoffe kommen übrigens in zahlreichen Gemüsesorten und sogar in Gewürzen und Kräutern vor. Wenn Sie Salvestrole vermehrt aus der Nahrung aufnehmen möchten, bietet der Geschmack eine Orientierung: Salvestrole kommen vermehrt in bitteren Fruchtsorten vor. Natürliche Quellen von Salvestrolen sind z.B.: Äpfel, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Erdbeeren, Weintrauben, Orangen, Mandarinen, Avocados, Brokkoli, Blumenkohl, Chinakohl, Rosenkohl, Oliven, Artischocken, Mariendistel, Löwenzahn und eine Vielzahl von frischen Kräutern, wie Basilikum, Minze, Petersilie, Rosmarin, Salbei und Thymian.
Der Salvestrolgehalt in unseren Nahrungsmitteln ist in den vergangenen 50 Jahren gesunken.

Salvestrole sind Phytoalexine. Pflanzen bilden sie zum Schutz vor Schimmelpilzen. Der Kontakt mit Schimmel regt die Pflanze an, größere Mengen an Phytoalexinen zu produzieren. Durch den Einsatz von Pestiziden kommen konventionell angebaute Nutzpflanzen nur noch selten mit Schimmelpilzen in Berührung. Deshalb enthalten sie weniger Salvestrole als biologisch angebaute Nahrungsmittel. Auch aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, beim Lebensmitteleinkauf auf Bio-Qualität zu setzen.

Mariendistel während Tamoxifen und Chemotherapie

Als Brustkrebspatientin bekomme ich eine Chemotherapie und frage mich, ob ich parallel Mariendistel zur Leberstärkung verwenden sollte. Was meinen Sie dazu? Und kann ich es auch während Tamoxifen einnehmen?

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Mariendistel die Wirkung von Krebsmedikamenten negativ beeinflussen kann. Zwar hat Silybin, der Hauptinhaltsstoff von Mariendistelfrüchten, im Laborversuch bestimmte Stoffwechselenzyme gehemmt. Dieser Effekt konnte aber im menschlichen Organismus nicht reproduziert werden.

Experten kommen zu dem Schluss, dass die gängigen Medikamente aus der Pflanzenheilkunde in Bezug auf ihre Wechselwirkungen mit Tamoxifen Unschuldslämmer sind.
Eine Ausnahme davon bildet das Johanniskraut, welches sozusagen der „böse Bube” unter den Phytopharmaka ist. Bemerkenswert ist die gute Kombinierbarkeit in der Praxis vor allem deshalb, weil In-vitro-Daten mitunter anderes vermuten lassen (www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=64238).

Mariendistel und ihr Wirkstoff Silymarin sind bei Krebserkrankungen und den damit verbundenen Therapien hilfreich, um möglichen Leberschädigungen entgegenzuwirken. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt. Silymarin stabilisiert die Leberzellmembran und verhindert, dass toxische Substanzen aufgenommen werden. Es entfernt Toxine aus der Zelle, noch bevor Schaden entstehen kann (Boh M, Breakspear I / www.anpa.asn.au).
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Zubereitungen aus Silybum marianum möglicherweise die Wirkung einer Chemotherapie mit Cisplatin und Doxorubicin an Ovarial- und Mammakarzinomzellen verstärken (Scambia G et al. / Eur J Cancer 1996).

Tyagi et al. zeigten in einer In-vitro-Studie an menschlichen Mammakarzinomzellen, dass in Kombination mit Silibinin die Dosis von Doxorubicin, Cisplatin und Carboplatin reduziert werden konnte. Das Zellwachstum wurde mit rund der halben Dosis (!) chemischer Mittel und dem pflanzlichen Wirkstoff ebenso stark gehemmt (Tyagi AK et al. / Oncology Reports 2004).

Zur Anwendung von Silybum marianum bei Patienten während einer Chemotherapie gibt es bislang nur wenige qualitativ hochwertige Studien. So untersuchten Ladas et al. (Ladas EJ et al. / Cancer 2010) die Wirkung von Silybum marianum bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie, bei denen es unter Chemotherapie zu einem Anstieg der Leberwerte (ALT, AST, Bilirubin) gekommen war. In der Nachbeobachtungsphase waren die AST-Werte in der Behandlungsgruppe am Tag 56 signifikant niedriger und zeigten einen Trend zu niedrigeren ALT-Werten im Vergleich zur Placebogruppe.

Artemisia bei Krebs

Ich habe gehört, dass Artemisia bei Krebs helfen soll, und überlege daher, das Kraut als Tee zu trinken. Was halten Sie davon?

Artemisia bezeichnet die Pflanze, den Beifuß, während der eigentliche Wirkstoff Artemisinin ein sekundärer Pflanzenstoff ist, der in den Blättern und Blüten des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) vorkommt. Artemisinin wird weltweit zur Behandlung von Malaria eingesetzt. Die chinesische Pharmakologin Youyou Tu fand heraus, dass Artemisinin das Wachstum von Plasmodien hemmt, die Malaria auslösen. Für diese Entdeckung erhielt sie 2015 den Nobelpreis für Medizin.
Die Rolle von Eisen. In den letzten Jahren deutete sich an, dass der Einjährige Beifuß nicht nur gegen Malaria hilft. Zahlreiche Ergebnisse aus Labor- und Tierversuchen lassen hoffen, dass sein Wirkstoff auch bei der Therapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden könnte. Wahrscheinlich entfaltet Artemisinin seine zellschädigende Wirkung im Krebsgewebe ähnlich wie bei den Malariaerregern über die Entstehung von aggressiven Sauerstoffteilchen (H2O2). Für diese Reaktion wird Eisen benötigt. Dies erklärt vielleicht auch die spezifische Wirkung an Krebszellen: Tumorzellen enthalten oft mehr Eisen als gesunde Zellen.
Vorsicht bei Kombinationen. Die bisherigen Ergebnisse klingen vielversprechend, allerdings ist immer noch unklar, in welcher Dosierung eine Therapie am wirksamsten ist und ab wann Nebenwirkungen die positiven Effekte überschatten. Denn auch wenn Artemisinin und seine Derivate allgemein als gut verträglich angesehen werden: Ihre Kombination mit anderen Mitteln kann problematisch sein. So traten tödliche Wechselwirkungen bei Patienten mit Hirntumoren auf, die gleichzeitig eine Chemotherapie, chinesische Kräuter beziehungsweise Dichloracetat erhalten hatten (Efferth T et al. / Arch Toxicol 2017 und Uhl M, Schwab S, Efferth T / Front Oncol 2016). Es zeigt, dass auch wenn jedes Medikament für sich allein ein geringes Nebenwirkungsrisiko hat, die Kombination mit anderen Arzneien – auch aus der Naturheilmedizin! – zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.
Gute Verträglichkeit. Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie beobachtete Patienten mit Darmkrebs (Krishna S et al. / EBioMedicine 2015), die vor ihrer Operation entweder 14 Tage mit Artesunate oder Placebo behandelt wurden. Die Wissenschaftler beobachteten für die Auswertung, wie lange die Patienten lebten. Sie suchten Anhaltspunkte für das Absterben der Tumorzellen (Apoptose) und analysierten mehrere Tumormarker. 20 von 23 Patienten (Artemisinin = 9, Placebo = 11 vervollständigten das Testprotokoll. In der Summe verlängerte Artesunate die Überlebenszeit und wurde allgemein gut vertragen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Prüfung von Artemisinin als potenzielles Krebsmedikament noch in einem sehr frühen Stadium befindet. Aktuell liegen abgesehen von Tier- und Laborexperimenten nur wenige Ergebnisse aus Studien an Krebspatienten vor, die zudem mit sehr kleinen Gruppen durchgeführt wurden. Die positiven Aussagen über die Wirksamkeit bei Krebs beruhen vor allem auf Einzelfallbeobachtungen und Laborversuchen. Wenn die Forschung belastbare Daten für den Umgang mit arzneilichem Beifuß, seinen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorgebracht hat, ist es durchaus denkbar, dass er seinen Platz als Mosaikstein im Gesamtkonzept einer komplementären Krebsbehandlung findet. Auch wenn es sich im Ursprung umeine Pflanze und damit um eine natürliche Substanz handelt, sind die Risiken nicht zu unterschätzen. Artemisinin gehört daher ausschließlich in die Hände von erfahrenen Therapeuten. Von einer Eigenmedikation mit solchen Medikamenten raten wir ganz entschieden ab.
Aus der Praxis. Bisherige Rückmeldungen und Erfahrungen von Therapeuten deuten darauf hin, dass Artemisinin vor allem bei Krebsformen des Unterleibs (Eierstöcke, Gebärmutter, Prostata) hilfreich sein könnte. In der praktischen Anwendung hat sich herauskristallisiert, dass Infusionen besser zu wirken scheinen als orale Gaben. Auch wenn bisherige Studien noch nicht gezeigt haben, dass Beifuß auch in Form von Tee das Krebsgeschehen beeinflusst, halten wir das durchaus für möglich. Probieren Sie es aus, und spüren Sie aufmerksam in sich hinein, ob der Tee Ihnen wohltut. Wie bei allen potenziellen Heilkräutertees ist es sinnvoll, es mit der Menge nicht zu übertreiben und gelegentlich die Sorte zu wechseln.

Hier finden Sie unsere aktuelle GfBK-Kurz-Info Artemisia

Cannabis bei Krebs

Ich bin Krebspatient und überlege, Cannabis zu nehmen. Wie wirkt Cannabis? Und kann es jeder Arzt verschreiben?

Die Cannabispflanze gehört zu den Hanfgewächsen mit teilweise psychoaktiven Wirkstoffen (THC), die als Haschisch oder Marihuana (Gras) konsumiert bzw. geraucht werden. Cannabis (das lateinische Wort für Hanf) besitzt eine jahrtausendealte Tradition als Heil- und Nutzpflanze und wurde infolge der aufstrebenden Cellulose -und Erdölproduktion im letzten Jahrhundert weltweit zurückgedrängt und zum Rauschgift degradiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschwand Cannabis aus den Arzneibüchern, da die Präparate nicht standardisiert werden konnten.

Verschiedene Cannabis-Inhaltsstoffe (Cannabinoide) sind für die Wirksamkeit an den Rezeptoren des körpereigenen Cannabinoidsystem bedeutsam. Die Identifizierung der chemischen Struktur der meisten Cannabinoide gelang erst in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die bekannteste Substanz, das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), ist das wichtigste psychotrope Cannabinoid, das eine Rauschwirkung erzeugt. Neben THC ist auch der nicht psychotrope Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD) bedeutsam. THC-arme Hanfsorten werden auch als Faserhanf bezeichnet, THC-reiche Hanfsorten als Drogenhanf. Während für THC schmerzlindernde, appetitsteigernde und muskelentspannende Eigenschaften im Vordergrund stehen, wirkt CBD vor allem angstlösend und entzündungshemmend. Beide, THC und CBD, hemmen die Übelkeit. Viele Produkte enthalten sowohl THC als auch CBD, da die Kombination wirksamer zu sein scheint.

Studien zeigen, dass Cannabinoide einen schmerzlindernden Effekt bei Krebserkrankungen haben. Schätzungen zufolge profitieren 10 bis 20 Prozent der Schmerzpatienten von einer alleinigen konventionellen Schmerztherapie nicht, so dass hier eine Therapie mit Cannabinoiden denkbar wäre. Auch wenn die Schmerzlinderung durch Cannabinoide im Gegensatz zu den Opioiden als schwach eingeschätzt wird, können sie bei Krebsschmerzen eine Verbesserung der Beschwerden bewirken (Tateo S/Journal of the American Association of Nurse Practitioners 2016).

Cannabis ist jedoch kein Wundermittel und in seiner Wirksamkeit bei Krebspatienten bisher nur als zusätzliche Medikation bei Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust untersucht worden. Die Aussage, dass Cannabinoide in der Lage sein sollen, Tumorzellen abzutöten, beruht lediglich auf Laborversuchen, zum Beispiel an Ratten mit Hirntumoren, bei denen der Tumor bei einem Drittel der Tiere komplett zurückging (Galve-Roperh I/Nat Med 2000). Eine aktuelle plazebokontrollierte Pilotstudie mit 21 Patienten weist darauf hin, dass unter der Gabe von Sativex® und Temozolomid beim Glioblastom mehr Patienten ohne einen Rückfall überleben könnten. Die Bedeutung von Cannabinoiden in der Krebstherapie kann durch diese kleine Studie jedoch nicht abschließend beurteilt werden. Von daher beruhen die meisten positiven und teilweise nicht nachprüfbaren Aussagen zur Wirksamkeit bei Krebs auf Erfahrungsberichten von Patienten. In der Krebstherapie ist Cannabis somit ein Baustein unter vielen und besonders bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumorstadien geeignet, um zum Beispiel Schmerzen zu lindern oder einer Gewichtsabnahme entgegenzuwirken. Wie bei anderen Substanzen ist es bei Cannabis schwierig, im Einzelfall die Wirkung vorherzusagen.

Durch ein neues Gesetz, das im März 2017 in Kraft getreten ist, können Schwerkranke mittels Betäubungsmittelrezept Cannabisblüten und Extrakte in der Apotheke erhalten. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen und dürfen „nur in begründeten Ausnahmefällen“ von der Krankenkasse abgelehnt werden. Damit entfällt das bisherige Verfahren, dass Patienten bei der Bundesopiumstelle eine Ausnahmeerlaubnis beantragen müssen. Außerdem schreibt das neue Gesetz nicht vor, wann Cannabis eingesetzt werden darf, sondern überlässt diese Entscheidung weitgehend den Ärzten, wenn „eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung im Einzelfall nicht zur Verfügung steht“ oder wenn diese Leistung „im Einzelfall nach der begründeten Einschätzung des behandelnden Vertragsarztes unter Abwägung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Krankheitszustandes der oder des Versicherten nicht zur Anwendung kommen kann“. Laut Gesetz muss der verordnende Arzt für jede Cannabis-Behandlung Daten anonym an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte senden (www.begleiterhebung.de). Sind der Arzt oder der Patient dazu nicht bereit, werden die Kosten von den Krankenkassen nicht erstattet. Außerdem müssen Patienten vor der Einlösung eines Rezeptes bei den Krankenkassen einen Antrag stellen und den Bescheid abwarten, da sonst aus formalen Gründen die Kostenübernahme abgelehnt werden kann,

Allerdings ist es seit der Neuregelung für viele Patienten nicht leichter, sondern schwerer geworden, Cannabis zu erhalten. Das liegt daran, dass unscharf formulierte Paragraphen es den Krankenkassen erleichtern, die Anträge der Patienten für die teure Therapie abzulehnen. Das betrifft leider auch viele Patienten, die vor der neuen Gesetzesregelung bereits eine Ausnahmegenehmigung hatten. Außerdem ist die Nachfrage nach Cannabis so angestiegen, dass es immer wieder zu Engpässen kommt und manche Cannabisblüten über die Apotheken gar nicht mehr lieferbar sind.

Patienten sollten vor allem wissen, dass man nicht einfach in einer Praxis vorbeikommen kann, um sich mal eben Cannabis auf Rezept verordnen zu lassen, da sich (noch) nicht jeder Arzt mit der Verordnung und Dosierung von Cannabis auskennt. Die Einstellung der Dosis gehört definitiv in die Hand erfahrener Ärzte und muss individuell eingestellt werden. Wichtig ist, die Dosis niedrig dosiert zu starten und langsam zu erhöhen. Besonders bei Schmerzen sollte die Gabe von einem Schmerztherapeuten begleitet werden, der auch entscheiden kann, ob weniger gut verträgliche Schmerzmittel abgesetzt oder reduziert werden können.

Aprikosenkerne kauen oder als Infusion?

Ist das Kauen von bitteren Aprikosenkernen genauso gut wie die Gabe als Infusion?

Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da vergleichende Studien fehlen. Was wir wissen, ist, dass Amygdalin als sekundärer Pflanzeninhaltsstoff vor allem in Aprikosenkernen, Bittermandeln und in geringerer Menge auch in Apfelkernen vorkommt.
Amygdalin ist als alternatives Heilmittel ausgesprochen beliebt und wird von Patienten häufig nachgefragt, ohne dass bisher eine zufriedenstellende wissenschaftliche Einschätzung dieses Naturstoffes erfolgt ist. Seine Bedeutung als potenzielles Antitumormittel wird immer noch äußerst kontrovers diskutiert und zwei extreme Positionen stehen sich nahezu kompromisslos gegenüber. Die Befürworter betrachten Amygdalin als alternatives oder natürliches Mittel zur Behandlung von Tumorerkrankungen oder deren Symptomen. Sie verweisen dabei auf angebliche Erfolge bei der Krebsbekämpfung. Die Gegner hingegen sehen in Amygdalin ein unseriöses Wundermittel. Sie warnen vor möglichen Vergiftungen durch Cyanide/Blausäure. Beide Aussagen sind nicht überprüfbar, da detaillierte Studien zu dieser Fragestellung fehlen.
Die empfohlenen Tagesdosen werden in der Presse sehr unterschiedlich angegeben. Gewarnt wird vor allem davor, dass Amygdalin zum Teil in das starke Gift Blausäure umgewandelt wird und bei Einmaldosen von mehr als 1 g lebensbedrohliche Komplikationen aufgetreten sind. Allerdings soll gesunden Zellen das Enzym, das Amygdalin in Blausäure umwandelt, weitgehend fehlen, während Tumorzellen dieses Enzym (ß-Glucosidase) in 3000-fach höherer Konzentration enthalten. Außerdem kann die Leber durch die Aktivität des Enzyms Rhodanase Blausäure abbauen. Diese Mechanismen erklären die praktische Erfahrungen von Betroffenen und Ärzten, nämlich dass selbst bei hohen Dosen von täglich 40–50 Aprikosenkernen keine toxischen Nebenwirkungen auftreten. Die Verträglichkeit ist in der Regel gut. Bestätigt wurde dies 2007 höchstrichterlich vom Oberlandesgericht Niedersachsen. Es stellte fest, dass das hochreine Amygdalin sowohl oral eingenommen als auch in Form von Infusionen ungiftig ist.
Anfänglich können Übelkeit oder Schwindel auftreten, reduziert man dann die Dosis, klingen diese Nebenwirkungen vollständig ab. Daher ist es empfehlenswert, die orale Dosis zunächst langsam zu steigern: Beginnen Sie mit drei Kernen z.B. abends. Die Inhaltsstoffe können besser aufgenommen werden, wenn man die Kerne mitsamt den getrockneten Aprikosen verzehrt. Wenn Sie diese Portion gut vertragen, können Sie alle drei Tage drei Kerne mehr zu sich nehmen, bis Sie bei 20 oder 40 Kernen täglich angelangt sind. Wichtig ist es natürlich, die Kerne gut durchzukauen.
Ärzte setzen Amygdalin als Infusion ein, weil sie davon überzeugt sind, dass der Verzehr von Aprikosenkernen allein nicht ausreicht, um bereits metastasierte Tumoren wirksam zu bekämpfen. Sie geben dann hoch dosierte Infusionen über einen längeren Zeitraum hinweg, um die Wirkstoffe in ausreichender Menge bioverfügbar zu machen. Eine Infusion mit 18 g Amygdalin enthält die Wirkstoffmenge von 36.000 Aprikosenkernen.
Unser Fazit: Wie bei anderen Naturstoffen (z.B. Curcuma, Artemisia) kann in der Therapie die Höhe der Dosis im Einzelfall tatsächlich entscheidend dafür sein, ob eine Substanz überhaupt wirkt. Zur Prophylaxe halten wir es jedoch für gerechtfertigt, weiterhin das Kauen von Aprikosenkernen zu empfehlen.

Mariendistel zur Leberstärkung

Die Behandlung nach der Operation meines Darmtumors ist jetzt abgeschlossen. Von einem naturheilkundlich tätigen Arzt wurde mir neben anderen Maßnahmen ein pflanzliches Präparat empfohlen, dessen Hauptbestandteil die Mariendistel ist. Damit soll meine Leber unterstützt werden. Was meinen Sie dazu?

Die Mariendistel gehört zu den großen europäischen Heilpflanzen, die bereits seit der Antike bekannt sind. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass sie bei Krebserkrankungen und den damit verbundenen Therapien hilfreich ist, um möglichen Leberschädigungen entgegenzuwirken. Der Wirkstoffkomplex Silymarin aus der Mariendistel stärkt, entgiftet und schützt die Leber. Zudem fördert er den Fluss und die Zirkulation der Gallenflüssigkeit. So trägt die Mariendistel zur Leberregeneration und zur Normalisierung der Gallenfunktion bei. Sie unterstützt auch die Bildung neuer Leberzellen.

Präparate mit dem Wirkstoff Silymarin helfen daher auch bei Leberschäden, die durch Metastasen oder Leberoperationen verursacht wurden. Die Mariendistel ent faltet wie viele andere Schätze der Pflan zenheilkunde ihre Wirkung erst nach einer gewissen Zeit. Es ist empfehlenswert, sie konsequent über mehrere Monate hinweg einzusetzen. Dann können sich im Idealfall zeitweilig erhöhte Leberenzymwerte verbessern oder normalisieren. Die Patienten fühlen sich oft wohler, wenn Symptome wie Appetitstörungen, Blähungsneigung und Obstipation nachlassen.

Einige der gebräuchlichsten Präparate sind Legalon forte, Ardeyhepan, Hepa-Loges, Hepar-Pasc, Silymarin, Natuhepa. Die individuell passende Dosierung sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Die Entgiftungsfunktion der Leber wird auch durch Ornithinaspartat (z. B. Hepa Merz®, Hepa-Vibolex®) oder durch Bitterstern gefördert. Ein besonderes Lebermittel aus der anthroposophischen Apotheke ist Hepatodoron®. Es besteht aus Blättern der Weinrebe und der Walderdbeere. Wenn die Cholesterinwerte erhöht sind, ist allerdings die Mariendistel zu bevorzugen, z. B. Weleda Carduus marianus.

Der gute alte Leberwickel unterstützt das Organ und ist zusätzlich eine sehr entspannende Maßnahme zur Leberentgiftung. Viele Patienten berichten, dass sie nach seiner Anwendung (endlich wieder) schlafen konnten wie ein Murmeltier. All diese Mittel können begleitend zur Chemotherapie und auch danach eingesetzt werden.

Brokkolisamen keimen oder so essen?

Ich habe eine Frage zu den Brokkolisamen: Habe ich es richtig verstanden, dass die Samen auch ungekeimt – also pur – gegessen werden können und dabei genauso wirksam sind wie die gekeimten? Gibt es Brokkoli auch als Fertigpräparat?

Senföle wie zum Beispiel Sulphoraphan gehören zu den wertvollsten Inhaltsstoffen von Brokkoli. Leider wird Sulforaphan durch Hitze weitgehend zerstört. Deshalb sollte Brokkoligemüse nur ganz leicht gedünstet und noch knackig verzehrt werden. Im Vergleich zur ausgewachsenen Brokkolipflanze enthalten Brokkolisprossen je nach Sorte und Herkunft ein Vielfaches (20–100 ×) an Sulforaphan und Glukoraphan.
Leider gibt es bisher keine Untersuchungen darüber, ob es dieselbe gesundheitliche Wirkung hat, wenn man anstelle der Sprossen die Samen verzehrt. Denkbar ist es, da die wichtigen Inhaltsstoffe Laboranalysen zufolge bereits im ungekeimten Samen enthalten sind und nicht erst beim Keimen entstehen. Durch die Keimung werden allerdings bestimmte Enzyme erst aktiviert. Daher empfehlen wir, die Einnahme von Brokkolisamen mit der von Sprossen zu kombinieren. Erhitzen Sie beides nicht. Die Sprossen eignen sich hervorragend zum Mischen mit anderen Keimlingen. Sie können damit Suppen, Eintöpfen und Salate bestreuen. Das ist schmackhaft und gesund. Wenn Sie Brokkolisprossen selbst herstellen wollen, achten Sie bitte auf eine kurze Ankeimzeit. So werden die nützlichen Enzyme wie bei allen anderen Samen besser aktiviert. Sie können also die Keime (Sprossen) bereits nach etwa ein bis drei Tagen (je nach Temperatur) verwenden. Die ideale Länge der Keime liegt bei zwei bis drei Millimetern. Inzwischen sind zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel auf Brokkoli-Basis erhältlich. Ihre Qualität ist nur schwer überprüfbar. Anbieteradressen können Sie bei der GfBK erfragen. Die Präparate unterscheiden sich meistens darin, dass sie entweder Brokkoli-Extrakt oder einzelne Wirksubstanzen, z. B. Indol-3-Carbinol enthalten. Bei Brustkrebs raten wir eher zu Indol-3-Carbinol, da dieser Wirkstoff auch antihormonelle Eigenschaften hat. Achten Sie bei Indol-3-Carbinol-Präparaten darauf, dass Sie mindestens 400 mg der Wirksubstanz täglich einnehmen; bei einem Körpergewicht über 65 kg werden 600 bis 800 mg empfohlen. Wenn Kapseln oder Ähnliches eingenommen werden, halten wir es grundsätzlich für besser, diese durch Nahrungsmittel (Brokkoli, Brokkolisprossen oder deren Samen) zu ergänzen. So nutzen Sie das ganze Potenzial der Pflanze. Es ist wichtig, neben einzelnen Aspekten, wie dem Brokkoli, das gesamte Ernährungskonzept im Blick zu haben und insgesamt auf einen vitalstoffreichen Speiseplan zu achten. Denn das ultimative Wundermittel in der Medizin gibt es leider noch nicht.

Katzenkralle bei Krebs

Ich hatte vor mehreren Jahren Brustkrebs im Anfangsstadium ohne Tochtergeschwülste und fühle mich wohl. Die Nachsorge gibt keinen Anlaß zur Sorge. Im Internet habe ich nun gelesen, dass die Katzenkralle bei Krebserkrankungen helfen kann. Haben Sie dazu nähere Informationen?

Man kennt noch lange nicht das gesamte Anwendungsgebiet dieser im peruanischen Regenwald bekannten Pflanze "Uncaria tomentosa", die in der westlichen Welt hauptsächlich zur unterstützenden Schmerztherapie bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt wird. Bei den Indianern des Regenwaldes gilt die Katzenkralle als Liane mit besonderer Heilkraft, die bei den unterschiedlichsten Krankheitsbildern eingesetzt wurde.
Im Jahr 1970 beschäftigte sich erstmals ein deutscher Wissenschaftler mit der Katzenkralle und ihrer Wirkung und entdeckte in der Wurzel der Pflanze sechs verschiedene Inhaltsstoffe, die Alkaloide, die vor allem abwehrstärkend, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd wirken. Interessante Untersuchungen wurden auch am Institut für Arzneipflanzenforschung an der österreichischen Universität in Innsbruck durchgeführt, wobei man feststellte, dass Katzenkralle die Produktion der weißen Blutkörperchen erhöht und dass die Aktivität von Fresszellen gesteigert werden kann.
Zur Anwendung von Katzenkralle bei Krebs liegen bisher außer Erfahrungsberichten keine aussagekräftigen klinischen Untersuchungen vor, so dass eine Beurteilung der Wirksamkeit am Patienten schwierig ist. Wir geben daher zu bedenken, dass die Gabe von Katzenkralle nur ein Teilaspekt einer komplementären Krebsbehandlung sein kann. Zusätzliche begleitende und in der Krebsmedizin bewährte Maßnahmen sind z.B. Modifizierung der Ernährung, Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen, abwehrstärkende Maßnahmen mit Mistel und/oder Thymus, die Gabe von Enzymen und Maßnahmen zur Ausleitung und Entgiftung.

Wechselwirkungen Grüner Tee und Johanniskraut

Ich bin Krebspatientin und habe in einem Zeitungsartikel gelesen, dass vor der Einnahme von grünem Tee und Johanniskraut bei Krebspatienten gewarnt wird. Was können Sie mir dazu sagen?

Ob und in welchem Umfang sich Naturstoffe und schulmedizinische Substanzen in ihrer Wirkung beeinflussen können, ist ein Thema, zu dem schon viele Halbwahrheiten geschrieben wurden. Die Betroffenen werden oft mehr verunsichert als aufgeklärt.

Ein Beispiel ist der Grüne Tee: Mehrere Untersuchungen haben darauf hingewiesen, dass grüner Tee die Chemotherapie unterstützen und die Nebenwirkungen mildern kann. Nur bei einem bestimmten Medikament (Bortezomib) ließ im Reagenzglas und bei Mäusen der krebszerstörende Effekt des Mittels nach, wenn EGCG (Hauptwirkstoff von grünem Tee) dazugegeben wurde. Bortezomib ist ausschließlich für die Behandlung einer eher selten auftretenden Unterart von Lymphkrebs zugelassen. Bei anderen ähnlich wirkenden Substanzen zeigte sich diese Wechselwirkung nicht. Dies liegt wohl daran, dass nur Bortezomib einen bestimmten Borsäure-Rest enthält, an den EGCG sich binden kann, was Bortezomib unwirksam werden lässt. Auch Vitamin C in Dosierungen von mehr als 1g soll an den Borsäure-Rest binden und Bortezomib unwirksam werden lassen.
Dieses Beispiel zeigt, dass Studienergebnisse stets im Zusammenhang gesehen werden müssen. Nach Veröffentlichung dieses Experimentes erschienen in der Presse immer wieder verallgemeinernde Meldungen wie „Grüner Tee kann Chemotherapie behindern" (so auch im Deutschen Ärzteblatt, wobei Bortezomib per definitionem keine Chemotherapie ist) oder „Grüner Tee stört Krebschemotherapie" (Ärztezeitung). Diese Meldungen verunsichern die Betroffenen, denen die genauen Hintergründe solcher Untersuchungen oft genauso unbekannt sind wie ihren behandelnden Ärzten.
Dabei ist mit diesem Experiment lediglich bewiesen worden, dass ein Bestandteil des Grünen Tees bei einem in der Krebstherapie eher selten eingesetzten Medikament (keine Chemotherapie!) die Wirksamkeit im Mausmodell und im Reagenzglasversuch gesenkt hat. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese Ergebnisse sich auch im menschlichen Körper so zeigen müssen. Dieses Problem wird leider allzu selten angesprochen. Viele Zusammenhänge bleiben ungeklärt, wie z.B. ob die Dosis im Tierversuch auch tatsächlich der beim Menschen verabreichten entspricht. Auch ist fraglich, ob die beiden Substanzen im menschlichen Körper überhaupt zusammentreffen, wenn die Tabletteneinnahme und das Trinken des Tees zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Johanniskraut. In Deutschland ist das Pflanzenpräparat für milde Depressionen zugelassen. Es wird oft von Krebspatienten nachgefragt.
Johanniskraut ist an einer Vielzahl von Enzym– und Transportsystemen in der Leber beteiligt. Dadurch kann es den Abbau anderer Medikamente beeinflussen. Dies soll vor allem zu einem langsameren Abbau und dadurch zu einer erhöhten Giftigkeit oder auch zu einem beschleunigten Abbau und dadurch zu einer geschwächten Wirksamkeit von anderen Medikamenten führen. Auch Grapefruitsaft beeinflusst auf diese Weise die Abbautätigkeit der Leber.
Unklar ist, ob sich diese Wechselwirkungen im komplexen menschlichen Organismus ebenfalls so beobachten lassen wie im Labor. Im Zweifelsfall empfehlen wir, leichte Depressionen durch homöopathische Komplexmittel oder Bachblüten zu behandeln. Manchmal kann auch alleinige psychoonkologische Betreuung die Einnahme eines Präparates ersetzen.
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass es nicht sicher ist, inwieweit Experimente im Reagenzglas oder Tier auf den menschlichen Organismus übertragbar sind. Bevor dies nicht eindeutig geklärt ist, empfehlen wir, Grünen Tee oder Johanniskraut am Tag zeitlich versetzt zu anderen Medikamenten einzunehmen. Auf Grünen Tee deswegen ganz zu verzichten, halten wir für schlichtweg übertrieben.

Brokkolisprossen bei Krebs

Ich habe Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Von Bekannten habe ich über die positiven Wirkungen von Brokkolisprossen gehört. Gibt es dazu Forschungsergebnisse?

Vielen sekundären Pflanzenstoffen werden antikanzerogene Wirkungen zugesprochen. Während Unternehmen der Biotechnologie an der Entwicklung spezieller Krebsmedikamente arbeiten, kann der Mensch in seiner alltäglichen Ernährung die Entwicklung von Tumoren beeinflussen oder unterdrücken. Hierbei spielen die so genannten sekundären Pflanzenstoffe eine Schlüsselrolle. Geforscht wird derzeit insbesondere an Glukosinolaten bzw. am Sulphoraphan der Kreuzblütlergewächse – wie in Kohl, Senf und Meerrettich. In Zell- und Tierversuchen wirken sie krebsvorbeugend. Am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg wird der Einfluss von Sulphoraphan auf die Entstehung des Prostatakarzinoms untersucht: Das Risiko, ein Prostatakarzinom zu bekommen, sank, je mehr Sulphoraphan aufgenommen wurde um bis zu 30 %. Andere Untersuchungsdaten des Deutschen Krebsforschungszentrums weisen darauf hin, dass Sulphoraphan widerstandsfähige Tumorstammzellen von Bauchspeicheldrüsenkrebs mehr schwächen kann als herkömmliche Krebsmedikamente. Auch konnte die Wirkung von Krebsmedikamenten durch den Einsatz von Sulphoraphan verstärkt werden.
Alle Kohlarten enthalten Sulforaphan und dessen Vorläuferstoff Glukosinolat, in Brokkoli ist der Stoff am höchsten konzentriert. Brokkoli-Sprossen, die gelegentlich frisch in Naturkostläden angeboten werden, weisen einen zwanzig bis zu hundertfach höheren Gehalt auf als reifer Brokkoli, d.h. ein Teelöffel Brokkoli-Sprossen kann dieselbe Wirkstoffmenge enthalten wie ein ausgewachsener Brokkoli-Kopf. Zur unterstützenden therapeutischen Anwendung ist daher die regelmäßige Einnahme von Brokkoli-Sprossen bei Krebserkrankungen durchaus zu empfehlen.

Pflanzenstoff Apigenin bei Krebs

Ich habe im Internet etwas über Apigenin zur Krebsbehandlung gelesen und möchte gerne Näheres dazu erfahren. Würden Sie diesen Pflanzenstoff bei Krebserkrankungen empfehlen?

Apigenin ist ein hellgelber Pflanzenfarbstoff aus der Gruppe der Flavone. Es kommt unter anderem in verschiedenen Kräutern vor wie Basilikum, Estragon, Petersilie, Rosmarin, Thymian, Dill, Koriander, Minze, Salbei, schwarzem Pfeffer, ferner in Gemüse wie Artischocke, Sellerie, Möhren, Zwiebeln, in Obstsorten wie Äpfeln und in Heilpflanzen wie Kamille, Weißdorn, Mariendistel, Süßholz, Augentrost sowie im Teestrauch. Apigenin hat, wie andere Pflanzenfarbstoffe auch, antientzündliche Eigenschaften und soll das Absterben von Tumorzellen auslösen (sog. Apoptose). Dies konnte in Laborversuchen gezeigt werden. Darüber hinaus verminderte Apigenin in Laboruntersuchungen die Gefäßbildung in Tumoren. Andererseits gibt es jedoch auch andere Experimente, in denen Apigenin die tumorwachstumshemmende Wirkung von Tamoxifen, einem in der Therapie von Brustkrebs häufig eingesetztem Antihormon aufhebte.

Nur eine klinische Studie wurde bisher zu Apigenin veröffentlicht. In dieser wurde gezeigt, dass Apigenin (in Kombination mit Grünem Tee Extrakt) das erneute Auftreten von Darmtumoren und bösartigen Polypen bei operierten Darmkrebspatienten verhindern helfen kann (Quelle: Hönsch / World J Gastroentrol 2008). Der Leiter dieser Studie, Prof. Hönsch, hat dazu eine Kombination aus zwei Tee-Pflanzenfarbstoffen entwickelt (Apigenin und Epigallocatechin-Gallat aus Kamille und Grünem Tee), welches in Tablettenform als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar ist und vor allem bei Darmkrebspatienten eingesetzt wird. Da Apigenin in vielen Pflanzenstoffen enthalten ist, ist durchaus denkbar, mit einer vielfältigen Ernährung, die reich an og. Kräutern ist, den Bedarf an Apigenin zu decken.

Übrigens ist im Reagenzglas oder im Tierversuch für viele Pflanzenfarbstoffe nachgewiesen worden, dass sie entweder die Tumorentstehung verhindern oder das Tumorwachstum hemmen. Dazu gehören eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen, schätzungsweise über zehntausend Substanzen! Infolge Ihres weit verbreiteten Vorkommens in Obst und Gemüse halten wir es grundsätzlich für besser, eine Krebsvorbeugung in Form von einer ausgewogenen vielseitigen Vitalkost mit viel Obst und Gemüse gegenüber isolierten Einzelextrakten vorzuziehen. Die Palette der sekundären Pflanzenstoffe kommt in einer Vielzahl von Gemüsen (besonders in Broccoli, Kohl, Knoblauch, Zwiebeln, Sojabohnen, Weintrauben, Rote Beete und Tomaten) bis hin zu Gewürzen (Gelbwurz und Ingwer) und Kräutern (s.o) vor. Essen Sie daher alles was bunt ist und nutzen Sie die gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe von Kräutern.

Salvestrol, ein neues Wundermittel?

Im Internet und von Bekannten habe ich von dem Mittel Salvestrol erfahren, dass als Kapseln eingenommen werden und das Krebswachstum unterbinden soll. Was ist von dieser Empfehlung zu halten?

Salvestrol kommt in verschiedenen Gemüsesorten, Gewürzkräutern und Obst vor und soll die über eine Aktivierung eines bestimmten Enzymsystems aus dem Ruder gelaufene Zellen zur Apoptose (dem natürlichen Zelltod) veranlassen und vor Krebswachstum schützen. Bisher gibt es jedoch nur Reagenzglasversuche, die diese Wirkung beschreiben und keine am Menschen durchgeführten Untersuchungen. Auch wir haben bisher keine Erfahrungen gesammelt, die die Wirkung bei Krebserkrankten bestätigen konnten.
Übrigens ist im Reagenzglas oder im Tierversuch für viele Pflanzenfarbstoffe nachgewiesen worden, dass sie entweder die Tumorentstehung verhindern oder das Tumorwachstum hemmen. Dazu gehören eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen, schätzungsweise über zehntausend Substanzen! Infolge Ihres weit verbreiteten Vorkommens in Obst und Gemüse halten wir es grundsätzlich für besser, eine Krebsvorbeugung in Form von einer ausgewogenen vielseitigen Vitalkost mit viel Obst und Gemüse gegenüber isolierten Einzelextrakten vorzuziehen. Die Palette der sekundären Pflanzenstoffe kommt in einer Vielzahl von Gemüsesorten bis hin zu Gewürzen und Kräutern vor. Wenn Sie Salvestrole vermehrt aus der Nahrung aufnehmen möchten, bevorzugen Sie eher den bitteren Geschmack von Gemüse- und Obstsorten, da diese Sorten mehr Salvestrole enthalten. Natürliche Quellen von Salvestrolen sind zum Beispiel: Äpfel, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Erdbeeren, Weintrauben, Orangen, Mandarinen, Avocados, Brokkoli, Blumenkohl, Chinakohl, Rosenkohl, Oliven, Artischocken, Basilikum, Löwenzahn, Mariendistel, Minze, Petersilie, Rosmarin, Salbei, und Thymian.

Grapefruitkernextrakt – ein Allheilmittel?

Ich habe Pilze im Darm, und eine Bekannte hat mir Grapefruitkernextrakt empfohlen. Was wissen Sie darüber?

Grapefruitkernextrakt wird aus den zermahlenen Kernen der Grapefruit mithilfe eines Extraktionsmittels gewonnen. Im Internet finden sich die unterschiedlichsten Angaben zu seiner Anwendung. Am häufigsten wird Grapefruitkernextrakt bei Erkrankungen durch Viren, Bakterien oder Pilze empfohlen. Kritische Stimmen machen auf eine Untersuchung aufmerksam, die ergab, dass die antimikrobielle Wirkung nur bei den Präparaten nachzuweisen war, die die Konservierungsstoffe Benzethoniumchlorid und Triclosan enthielten (Thomas von Woedtke, Barbara Schlüter, Peter Pflegel, Ulrike Lindequist: Die wundersame Natur des Grapefruitkernextraktes. Pharmazeutische Zeitung 1999). Konservierungsstofffreie Präparate zeigten hingegen keine Wirksamkeit. Besonders problematisch ist daran, dass beide Konservierungsstoffe in Deutschland als Lebensmittelzusatzstoffe nicht zugelassen sind. Außerdem konnte damals nicht eindeutig geklärt werden, wie die Konservierungsstoffe in die Extrakte gelangten.
Das ehemalige Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) riet deswegen zur Vorsicht bei Produkten mit Grapefruitkernextrakten, da der Zusatz von Benzethoniumchlorid nicht unbedenklich sei.

Demgegenüber stehen die unzähligen positiven Erfahrungsberichte, die den Grapefruitkernextrakt als universelles Heilmittel anpreisen. In der Literatur lassen sich jedoch fast nur experimentelle Belege über die antimikrobielle Wirksamkeit finden. Zusammengefasst ist dies ein Beispiel dafür, dass man natürlich auch bei Nahrungsergänzungsmitteln auf die Qualität achten sollte. Meiden Sie Produkte, die zusätzliche Hilfsstoffe enthalten, insbesondere wenn Sie beim Lesen des Beipackzettels den Eindruck haben, dass Sie ein Chemiestudium brauchen. Wer von chronischem Pilzbefall des Darms geplagt ist, sollte vor allem auf eine zuckerarme Ernährung achten. Außerdem haben sich natürliche Mittel bewährt, wie z. B. Teebaumöl (3 × täglich 1 Tropfen in einem Glas Wasser vor den Mahlzeiten), die Einnahme von Präparaten, die Kamille und Myrrhe enthalten sowie die kurmäßige Verwendung von Kanne Brottrunk oder Rechtsregulat.

Übrigens: Da nicht nur das Grapefruitfleisch, sondern auch der Extrakt der Kerne die Inhaltsstoffe Naringin und Isonaringin enthält, sollte man während einer Chemotherapie eher keine Grapefruitkernextrakte und auch möglichst keine Grapefruit (als Frucht oder als Saft) zu sich nehmen.
Denn diese in der Grapefruit befindlichen Substanzen wirken als Unterdrücker von bestimmten Enzymen (CYP1A2 und CYP3A4) in der Dünndarmschleimhaut, was wiederum zur Folge hat, dass die Chemotherapie in höherer Konzentration im Organismus ankommt. Viele Patienten berichten dann von einer schlechteren Verträglichkeit der Therapie. Dieser Effekt hält sogar noch mehrere Tage nach der Einnahme an und ist umso stärker, je mehr Grapefruit verzehrt wird. Bitte kommen Sie auf keinen Fall auf die Idee, Ihre Chemotherapie mit Grapefruit „unterstützen" zu wollen. Das Ausmaß der Wechselwirkung ist nicht kalkulierbar.

Wie hilft Aloe vera?

Seit geraumer Zeit beobachte ich in den Medien sowie im Angebot der Reformhäuser und Naturkostläden einen wahren "Aloe vera"-Boom. Angeblich helfen Präparate, aus dieser Pflanze hergestellt, in gleichsam wundersamer Weise gegen alle möglichen körperlichen Beschwerden. Als Betroffene mit einem Ovarial-Ca ( Krebsgeschwulst der Eierstöcke ) bitte ich um Ihre kritische Bewertung.

In der Naturheilkunde und biologischen Medizin ist Aloe vera seit alters her als Heilpflanze mit vielfältig günstigen Wirkungen bekannt. Es ist aber kein Allheilmittel wie es in unkritischen Pressemeldungen oder Werbeschriften häufig dargestellt wird!

Äußerlich angewandt wirkt das aus dem Mark der Blätter gewonnene Gel sehr gut bei Hautausschlägen, Brand- und Schnittwunden sowie Insektenstichen entzündungshemmend. Aloe-vera-Präparate zur äußerlichen Anwendung sind auch geeignet, um Hautreaktionen während und nach einer Strahlentherapie zu vermindern.
Als Saft bzw. in homöopathischer Potenzierung als Tabletten oder Dilution (= alkoholischer Lösung) eingenommen, kann Aloe regenerativ auf die Darmschleimhaut einwirken und, was für Tumorkranke besonders wichtig ist, das Immunsystem aktivieren.

Beim Kauf von Aloe-Produkten sollte auf ein Qualitätssiegel des "International Aloe Science Council, IASC" geachtet werden, um nach bestimmten Regeln angebaute, geerntete, verarbeitete und konservierte Produkte zu erhalten. Bei homöopathischen Präparaten können Sie den geforderten Qualitätsstandard voraussetzen. Wegen der abführenden Wirkung einerseits und um Wechselwirkungen mit anderen biologischen Mitteln zu klären ist bei langfristiger Einnahme die Rücksprache mit einem erfahrenen naturheilkundlichen Arzt sinnvoll.

Nahrungsergänzung

Vitamine während Chemotherapie

Ich habe gehört, dass Vitamine nicht während einer Chemotherapie eingenommen werden sollen. Wie stehen Sie dazu?

Tatsächlich wurde aktuell eine systematische Literaturrecherche veröffentlicht, in der 37 Studien mit jeweils mehr als 1000 Teilnehmer*innen zu Nahrungsergänzungsmitteln und zum Vitaminkonsum bei Krebspatient*innen angeschaut wurden (Krejbich P/Antioxidants 2022). Erneut wird argumentiert, dass die meisten Krebsmedikamente reaktive Sauerstoffspezies und dadurch eine Stressreaktion gesunder und bösartiger Zellen erzeugen. Im Fazit der Studie heißt es etwas dürftig, dass die Autoren keine Hinweise auf einen positiven Nutzen durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln während einer Krebsbehandlung finden konnten.
Dabei gibt es durchaus auch positive Ergebnisse aus anderen Studien, die zeigen, dass durch die Einnahme von Multivitaminpräparaten die Wirksamkeit von schulmedizinischen Therapien nicht beeinträchtigt wird (zum Beispiel Gröber U/Breastcare 2009, Kwan ML et al./Breast Cancer Res Treat 2011 und Wassertheil-Smoller S et al./Breast Cancer Res Treat 2013).
Dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass der überwiegende Anteil der heute üblichen Chemotherapeutika seine Wirkung gar nicht primär über oxidativen Stress erzielt (Mutschler E/Arzneimittelwirkungen 2008, S. 907 ff.) und dass der Stoffwechsel der Tumorzelle mitentscheidet, wie ein Vitamin wirkt (Sagar SM/Focus on Alternative and Complementary Therapies 2004).
Außerdem sind einige Dinge bei der Verabreichung von Vitaminen zu beachten: So kann man aus anderen Studien, wie zum Beispiel der SELECT-Studie, ableiten, dass es einen Unterschied macht, ob ein Mensch einen Mangel an antioxidativen Substanzen, wie zum Beispiel Selen, aufweist oder nicht.
In diesem Zusammenhang halten wir es unbedingt für empfehlenswert, Vitamine nicht wahllos einzunehmen, sondern die Gabe an den Blutspiegel anzupassen. Dies gilt aufgrund der guten Datenlage besonders für Vitamin D und Selen.
Einzige Ausnahme, bei der Wechselwirkungen mit einer Chemotherapie auftreten können, ist die intravenöse Vitamin-C-Gabe während der Chemotherapie. Hier wird empfohlen, einen Abstand von 48 Stunden einzuhalten.
Und natürlich ist es immer besser, pflanzliche Vitamine synthetischen Vitaminen vorzuziehen. Diese sind in erster Linie in einer vitalstoffreichen Ernährung enthalten (Vollkornprodukte, Rohkost, Biogemüse und naturbelassene pflanzliche Öle), die vor allem während einer Chemotherapie immer die individuelle Verträglichkeit im Blick haben sollte.

Vitamin B12

Ich bin 60 Jahre alt, hatte vor mehr als 10 Jahren Krebs und bin heute tumorfrei. Ich möchte zur allgemeinen Kräftigung ein Präparat einnehmen, das Vitamin B12 enthält. Was halten Sie davon?

Vitamin B12 ist vor allem bei der Entwicklung aller Körperzellen von Bedeutung. Im Verbund mit Folsäure wird es für die Intaktheit und Reparatur der Zellmembranen benötigt. Bei Vitamin-B12-Mangel kann es zu Blutarmut und Störungen im Nervensystem kommen. Vitamin B12 ist ebenfalls an Zellteilungsprozessen beteiligt und kann dadurch sich schnell teilende Zellen, wie z. B. Blutzellen, beeinflussen.
Da Krebszellen ebenfalls rasch wachsen und damit theoretisch durch Vitamin B12 in ihrer Vermehrung unterstützt werden könnten, wurde die Anwendung von Vitamin B12 bei Krebs in der Vergangenheit oft kontrovers diskutiert.
2009 zeigte sich in zwei randomisierten kontrollierten Studien erstmals ein Zusammenhang zwischen der Anwendung von Vitamin-B12- bzw. Vitamin-B9 (Folat)-Supplementen und dem vermehrten Auftreten von Lungenkrebs (Ebbing M et al./JAMA 2009). In der Kohortenstudie VITamins And Lifestyle (VITAL) konnte dies bestätigt werden: Männer, die über mehrere Jahre hochdosiert Vitamin B6 und B12 einnahmen, hatten ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko (Brasky TM et al./J Clin Oncol 2017). Dies scheint ähnlich wie bei anderen Vitaminen vor allem für Raucher und Ex-Raucher eine Gefahr zu sein.
Inzwischen konnte übrigens auch der Einwand widerlegt werden, dass Lungenkrebs zu erhöhten Vitamin-B12-Spiegeln führt (Fanidi A et al./Int J Cancer 2019). In konkreten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken, bei Personen mit einer hohen Vitamin-B12-Konzentration im Blut um 15 % höher ist.
Die bedenklichen Vitamin-B12-Dosierungen sollen bei mehr als 55 μg täglich liegen. Die meisten bei uns erhältlichen Nahrungsergänzungsmittel überschreiten jedoch diese Dosis. So sind in Vitamin-B-Komplex-
Präparaten, die weitere Vitamine der B-Reihe enthalten, häufig 100 μg enthalten.
Problematisch scheint vor allem eine Langzeiteinnahme über mehrere Jahre
zu sein: So führte eine Einnahme von Folsäure und Vitamin B12 über zwei Jahre bei älteren Menschen zu Auswirkungen auf die DNA-Methylierung mehrerer Gene, darunter auch Gene, die an der Krebsentstehung beteiligt sind (Kok DE et al./Clin Epigenetics 2015). Andererseits ist durch Studien ebenfalls belegt, dass die Versorgung mit B-Vitaminen aufgrund ihrer Bedeutung im Stoffwechsel essenziell für die korrekte DNA-Synthese und -Reparatur ist.
Unsere Empfehlung lautet daher: Eine bedarfsgerechte Zufuhr von Vitamin B12 ist bei Krebspatienten oder ehemalig Erkrankten wichtig.
Insbesondere bei vegetarischer Ernährung kann es zu einem Mangel kommen, da Vitamin B12 v. a. in tierischen Produkten (Rindfleisch, Filet, Kalbsleber, Hühnerei, Lachs) enthalten ist.
Aber auch ältere Menschen sind häufig davon betroffen. Medikamente können ebenfalls einen Mangel an Vitamin B12 auslösen, indem sie die Aufnahme behindern: Dies sind vor allem Magenblocker, sogenannte Protonenpumpeninhibitoren oder das Diabetesmittel Metformin. Anzeichen für einen Mangel an B-Vitaminen sind vor allem Müdigkeit und Abgeschlagenheit, aber auch Kribbeln, Ameisenlaufen, Muskelschwäche, Sturzneigung und sogar Anzeichen einer Demenz.
Wenn Sie Ihren Blutspiegel von Vitamin B12 nicht kennen, nehmen Sie B-Komplexpräparate bitte nur kurweise ein, z. B. über 6–8 Wochen.
Eine längerfristige Einnahme ist vor allem dann gerechtfertigt, wenn ein Mangel von Vitamin B12 oder anderen B-Vitaminen im Blut nachgewiesen werden konnte.
Bestimmen lässt sich dies zum Beispiel anhand der Marker Holotranscobalmin und/oder Methylmalonsäure. Und beachten Sie: Der Blutspiegel von Vitamin B12 ist nicht immer aussagekräftig, da hier der Grenzbereich weit gefasst ist und im unteren Normbereich (200–400 pg/ml) fast immer ein Mangel vorliegt, der dann mittels der oben genannten Marker bestätigt werden kann. Fragen Sie Ihren behandelnden Therapeuten danach.

Zinkgabe - wann und wie?

Kürzlich wurde mein Zinkspiegel gemessen. Dieser sei normal. Soll ich trotzdem Zink einnehmen?

Das kommt darauf an, wo der Zinkgehalt gemessen wurde (ob im Vollblut oder im Serum) und ob konkrete Beschwerden vorliegen. Aber zunächst einmal eine kleine Einleitung zum Spurenelement Zink, damit wir besser verstehen lernen, wann und wie eine Einnahme sinnvoll ist.
Für Pflanzen und Säugetiere ist Zink essenziell. Es ist so wie Selen ein Spurenelement. Unter Spurenelementen versteht man anorganische Nährstoffe, die vom Menschen nur in sehr geringen Mengen (Spuren) benötigt werden. Sie gehören zu den Mineralstoffen. Das Spurenelement Zink ist für viele Körperfunktionen unentbehrlich, zum Beispiel DNA-Reparatur und Immunabwehr. Außerdem gibt es viele Enzyme im Körper, die ohne Zink ihre Stoffwechselprozesse nicht durchführen könnten.
Leider kommt Zink vor allem in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft vor (Muskelfleisch, Innereien und Hartkäse). Aber auch einige pflanzliche Nahrungsmittel enthalten viel Zink, zum Beispiel Weizenkeime, Weizenkleie oder Sonnenblumenkerne. Auch in Getreide und damit auch in Vollkornbrot ist Zink enthalten. Allerdings hemmen bestimmte Substanzen (Phytine in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten sowie Alkohol, Kaffee), die ebenfalls in der Ernährung vorkommen, die Zinkaufnahme, sodass viele Menschen mit einer vegetarischen Diät einen Zinkmangel haben.
Während in den Entwicklungsländern die Zinkversorgung grundsätzlich sehr schlecht ist, gehören in den entwickelten Ländern vor allem Kinder und Jugendliche, Schwangere und Stillende, ältere Menschen, Leistungssportler, Alkoholiker, Vegetarier und Veganer sowie Menschen mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts zu den Risikogruppen. Bei Krebspatient*innen können Durchfälle oder vermehrtes Schwitzen einen möglichen Mangel noch verstärken.
Ein Zinkmangel ist jedoch nicht immer zweifelsfrei festzustellen. Denn das Problem einer Zinkbestimmung im Blut ist, dass im Blutserum im Vergleich zum Gesamtkörperanteil nur sehr wenig Zink enthalten ist.
Der hauptsächliche Zinkanteil findet sich in den Blutzellen (Erythrozyten, Leukozyten) oder gebunden an andere Eiweiße, sodass eine Zinkbestimmung im Vollblut besser geeignet ist, aber von vielen Laboren nicht durchgeführt wird.
Problematisch an einer Zinkbestimmung im Blutserum ist auch, dass ähnlich wie bei Magnesium die Konzentration von Zink im Serum weitgehend konstant gehalten wird, sodass normale Werte nicht unbedingt bedeuten, dass kein Mangel vorliegt. Vielleicht kann man einem leichten Zinkmangel am besten auf die Spur zu kommen, wenn Zink einfach kurweise (für 4 bis 8 Wochen) eingenommen wird. Bessern sich die Symptome, kann davon ausgegangen werden, dass ein Zinkmangel vorlag.
Zink spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem, für eine intakte Hautbarriere sowie für die Augengesundheit. Von daher sind bei einem Zinkmangel vor allem folgende Beschwerden denkbar: trockene Haut, Akne, verzögerte Wundheilung, Haarausfall, verminderte Nachtsicht, Infektionsanfälligkeit.
Für die orale Anwendung kann bei erhöhten Bedarfssituationen bis 10 mg täglich empfohlen werden. Zur Therapie von sehr stark ausgeprägten Mangelerscheinungen sind auch 25 bis 50 mg täglich möglich. Zinkpräparate werden am besten aufgenommen, wenn sie zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Da manche Mahlzeiten die Aufnahme hemmen können, kann Zink auch gut nüchtern, am besten mit Wasser, eingenommen werden. Organische Zinkverbindungen werden besser aufgenommen als anorganische Zinkverbindungen.
Beachten Sie auch, dass sich wie bei anderen Nahrungsergänzungsmitteln eine Besserung der Beschwerden meistens erst nach zwei Wochen zeigt.
Nebenwirkungen einer Supplementierung mit Zinkpräparaten können Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle oder Magenreizungen sein, vor allem, wenn die Präparate auf nüchternen Magen eingenommen werden.

Nutzen von Vitamin E

Was halten Sie von einer zusätzlichen Vitamin-E-Gabe?

Vitamin E ist ein wichtiges fettlösliches Antioxidans, das Zellmembranen schützen und die Bildung von krebsauslösenden Stoffen (z. B. Nitrosaminen) verhindern kann. Außerdem steigert Vitamin E die Immunantwort und schützt Vitamin A und Selen vor Oxidation. Durch Studien ist auch bekannt, dass höhere Vitamin-E-Spiegel die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Krebs und Atemwegserkrankungen reduzieren (Huang J et al. / Circ Res 2019).
Dabei gibt es Unterschiede in der Wirksamkeit, abhängig davon, welche der acht verschiedenen Formen von Vitamin E betrachtet werden. So kann alpha-Tocopherol bei hochdosierter Anwendung auch negative Folgen haben, da es möglicherweise prooxidativ wirkt. Gamma-Tocopherol hingegen hat bessere antientzündliche Eigenschaften und scheint eine stärkere präventive Wirkung bei Krebs zu haben als alpha-Tocopherol (Campbell S et al. / Crit Rev Oncol Hematol 2003 und BMC Cancer 2003). In Laborexperimenten wurde dies bei Zellen von Prostatakrebs, Lungenkrebs und Darmkrebs nachgewiesen.
Bei Prostatakrebs zeigte eine Studie mit über 10.000 Männern sogar einen Zusammenhang zwischen dem Prostatakrebsrisiko und den Konzentrationen von alpha-Tocopherol und gamma-Tocopherol sowie Selen im Blut (Helzlsouer KJ et al. / J Natl Cancer Inst 2000). Männer mit besonders hohem gamma-Tocopherol-Spiegel hatten ein 81% geringeres Risiko für Prostatakrebs als Männer mit niedrigem gamma-Tocopherol-Spiegel. In dieser Studie hatten Selen und alpha-Tocopherol aber nur dann eine Schutzwirkung, wenn auch der gamma-Tocopherol-Spiegel hoch war. Insofern scheinen sich beide Vitamin-E-Formen, also gamma-Tocopherol und alpha-Tocopherol, in ihrer Wirksamkeit zu ergänzen.
Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und Vitamin-E-Status zeigte sich auch für Gebärmutterhalskrebs (Hu X et al. / PLoS One 2017), Kopf-Hals-Tumoren (Ma E et al. / J Epidemiol 2018), Speiseröhrenkrebs (Cui L et al. / Nutrients 2018), Blasenkrebs (Lin JH et al. / Int J Vitam Nutr Res 2019) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (Li D et al. / J Nutr 2019).
Eine Studie ergab jedoch, dass Vitamin E nur vor Prostatakrebs schützt, wenn gamma-Tocopherol über Nahrungsmittel aufgenommen wird (Wright ME et al. / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2007). Wenn Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden, scheint weniger Vitamin E vielleicht sogar die bessere Wahl zu sein. So zeigte in der SELECT-Studie die Gabe von 400 I.E. Vitamin E nicht mehr dieselben günstigen Effekte, die sich in Studien mit niedrigen Dosierungen um 50 I.E. gezeigt hatten (Lippman SM et al. / JAMA 2009).
Eine neue Studie der Harvard-Universität widerlegt dies allerdings und zeigt, dass auch höhere Dosierungen von Vitamin E sich nicht negativ auf das Prostatakrebsrisiko auswirken (Wang L et al. / Am J Clin Nutr 2014). Bei Blasenkrebs führte die tägliche Gabe von 400 I.E. Vitamin E zu einer geringeren Rückfallrate oberflächlicher Karzinome (Mazdak H et al. / Int J Prev Med 2012). Allerdings scheint es bei der Wahl von Nahrungsergänzungsmitteln darauf anzukommen, dass eher gamma-Tocopherol bzw. die Kombination von alphamit gamma-Tocopherol eingesetzt wird. Dies würde auch die Widersprüche in den Studienergebnissen erklären. So traten bei Patient*innen mit Kopf-Hals-Tumoren und Gebärmutterhalskrebs unter Chemotherapie negative Effekte auf (Meyer F et al. / Nutr Cancer 2007 und Ismail MS et al. / Gulf J Oncolog 2010). Und auch andere Studien zeigten bei gastrointestinalen Tumoren (Bjelakovic G et al. / Cochrane Database Syst Rev 2008) und Brustkrebs (Kabat GC et al. / Am J Clin Nutr 2009) ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Eine Vitamin-E-haltige Ernährung ist demnach wahrscheinlich besser und sicherer als hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel. Der Vitamin-E-Bedarf wird am besten gedeckt durch eine pflanzliche Ernährung, die neben Vitamin E noch weitere gesunde Inhaltsstoffe enthält. Gute Quellen für Vitamin E sind Nüsse, Samen und Pflanzenöle (zum Beispiel Olivenöl als Klassiker der mediterranen Ernährung) sowie Vollkorngetreide und Gemüse. Besonders reich an gamma-Tocopherol sind Sesamsamen (Vorsicht wegen möglicher Belastung mit Ethylenoxid-Rückständen), Walnüsse, Leinsamen, Kürbiskerne, Sojaöl, Paprika, Vollkorn-Buchweizen, Moringa, Quinoa und Erbsen.
In den letzten Jahren wird auch immer wieder die Wirkung der sogenannten Tocotrienole diskutiert. Tocotrienole weisen im Gegensatz zu den Tocopherolen eine dreifach ungesättigte Seitenkette auf. Diese ungesättigten Doppelbindungen sollen zu einer besseren antioxidativen Wirksamkeit führen. Nahrungsmittel mit hohen Gehalten an Tocotrienolen sind Cranberryöl, Annattosaat, rotes Palmöl, Traubenkernöl, Reiskeimöl, Schwarzkümmelöl, Weizenkeimöl und Kokosnussöl. Inzwischen gibt es auch viele Hersteller, die Tocotrienol alleine oder in Kombination mit Tocopherolen anbieten.
Erst kürzlich wurde eine klinische Studie veröffentlicht, in der 23 Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs alle drei Wochen 10 mg/kg Bevacizumab (Avastin) sowie dreimal täglich 300 mg Tocotrienole erhielten. Im Vergleich mit anderen Studien und dem Chemotherapeutikum allein verdoppelten sich das krankheitsfreie Überleben sowie das allgemeine Überleben annähernd. Die Lebensqualität wurde durch die Behandlung nicht verschlechtert, sondern sogar deutlich verbessert (Brenner Thomsen C et al. / Pharmacological Research 2019).
Zusammenfassend ist festzuhalten:
Eine pflanzliche Ernährung bietet die besten Voraussetzungen, um sich Vitamin-E-haltig zu ernähren.
Das Zusammenspiel der verschiedenen Vitamin-E-Formen für die gesundheitsförderlichen Wirkungen ist wichtig.
Alpha-Tocopherol ist als Nahrungsergänzungsmittel nicht zu empfehlen, sondern nur in Kombination mit gamma-Tocopherol. Eventuell sind niedrigere Dosierungen besser wirksam.
Vitamin-E-Präparate sollten nur in Rücksprache mit den behandelnden Ärzten eingenommen werden, da die Blutungsneigung durch Vitamin E erhöht werden kann.
Olivenöl enthält viel Vitamin E und eignet sich für kalte wie für warme Speisen. Zum leichten Anbraten ist biologisches Kokosöl ein guter Lieferant für Tocotrienole. Denken Sie auch daran, Nüsse, Samen und Saaten in den täglichen Speiseplan zu integrieren.

Magnesium, praktisch angewandt

Ich habe immer wieder mal Wadenkrämpfe, und man hat mir Magnesium empfohlen. Bringt das etwas?

Ja, denn wiederholt auftretende Wadenkrämpfe sind ein eindeutiges Zeichen für einen Magnesiummangel. Dieser wird in der Routine-Blutuntersuchung jedoch oft nicht nachgewiesen, da der Organismus bestrebt ist, das Magnesiumgleichgewicht im Blut aufrechtzuerhalten, um lebenswichtige Körperfunktionen, wie die Arbeit des Herzmuskels, nicht zu gefährden. Da Magnesium vor allem in den Zellen vorkommt und die Hälfte davon im Knochen, ist es besser, Magnesium nicht im zellfreien Serum, sondern im Vollblut zu bestimmen. Bitte fragen Sie Ihren Arzt danach.
Magnesium ist übrigens nicht nur für die Erregungsübertragung im Muskel verantwortlich, sondern ist auch ein wichtiger Aktivator für körpereigene Enzyme, vor allem im Energiestoffwechsel. Anzeichen eines Magnesiummangels sind erhöhte Erregbarkeit der Muskulatur, Krämpfe, Herzrasen, aber auch Unruhe und Verstopfung.
Bei Wadenkrämpfen sollte Magnesium immer hochdosiert eingenommen werden, zu Therapiebeginn am besten mit 250–350 mg täglich, bei Nierengesunden kann auf 450–600 mg erhöht werden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte eine Magnesiumgabe jedoch nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.
Die Dauer der Einnahme sollte mindestens zwei Monate betragen, oft dauert es auch länger, bis die Magnesiumspeicher wieder aufgefüllt sind. Wir empfehlen die gut löslichen organischen Magnesiumsalze
(Magnesiumcitrat oder Magnesiumaspartat), da diese deutlich besser bioverfügbar sind. Organische Magnesiumsalze sind als Pulver, aber auch als Kapseln oder Presslinge erhältlich. Achten Sie auf unbedenkliche Zusatzstoffe. Beutel enthalten häufig Süßstoffe und Tabletten bedenkliches Titandioxid.
Unterstützend wirkt Magnesiumchlorid als Spray, das direkt auf die Waden gesprüht wird und manchmal Beschwerden lindern kann. Wie viel davon aber tatsächlich über die Haut aufgenommen werden kann, ist noch unklar. Am sichersten und effektivsten ist daher immer die orale Einnahme.
Übrigens: Wenn Sie sich viel bewegen, sollten Sie eher eine höhere Dosis wählen, da durch das Schwitzen besonders viel Magnesium verloren geht. Achten Sie darauf, dass Sie Magnesium nicht gleichzeitig mit Magensäureblockern oder größeren Mengen Kalzium einnehmen, da sonst Magnesium über den Magen-Darm-Trakt vermindert bis gar nicht aufgenommen wird. Schränken Sie außerdem den Konsum von zu viel Alkohol und koffeinhaltigen Getränken ein.
Wenn es während einer Chemotherapie zu Erbrechen oder Durchfällen kommt, kommt es ebenfalls zu Magnesiumverlusten. Hier sollte natürlich neben einer zusätzlichen Magnesiumgabe vor allem die Linderung der Durchfälle und des Erbrechens im Vordergrund stehen.
Besonders bei Vitamin-D-Mangel ist die gleichzeitige Magnesiumeinnahme nicht zu unterschätzen, da viele Enzyme im Vitamin-D-Stoffwechsel, die Vitamin D zur aktiven Form umwandeln, Magnesium benötigen. Bei einem Magnesiummangel kann es also sein, dass Vitamin D trotz zusätzlicher Gabe nicht verstoffwechselt wird. Und umgekehrt kann die zusätzliche Einnahme von Vitamin D zu einem gesteigerten Verbrauch an Magnesium führen, was wiederum einen vorhandenen Mangel an Magnesium verstärken kann.
Sie sehen also, das Thema ist komplex, aber es lohnt sich, nicht nur bei Wadenkrämpfen an eine regelmäßige Magnesiumeinnahme zu denken.

Aminosäuren bei Krebs

Mir wurde von einer Freundin, die ebenfalls an Krebs erkrankt ist, ein veganer Eiweißtrunk empfohlen. Was halten Sie davon?

Unter solchen Eiweißtrünken versteht man Pulver aus Sojaprotein, Reisprotein, Erbsenprotein, Hanfprotein und/oder Lupinenprotein. Diese enthalten Aminosäuren, die unser Körper normalerweise aus tierischer und pflanzlicher Nahrung aufnimmt und sie in körpereigene Eiweiße umwandelt, die vielfältige Aufgaben erfüllen. Sie dienen als Ausgangssubstanzen für die Bildung von wichtigen körpereigenen Stoffen, zum Beispiel Botenstoffe, Schilddrüsenhormone, und decken den täglichen Energiebedarf. Aminosäuren werden vor allem Sportlern, aber auch
geschwächten Personen empfohlen.
Von den 20 Aminosäuren, die unser Körper benötigt, können wir einen Teil selbst herstellen, acht sind jedoch essenziell und müssen – bei erhöhtem Bedarf – im richtigen Verhältnis zueinander und am besten täglich zugeführt werden. Diese essenziellen Aminosäuren sind Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.
Die Aminosäuren Arginin, Lysin und Glutamin beeinflussen auch die Funktion von T-Zellen im Immunsystem. Von Arginin ist zum Beispiel bekannt, dass es die Zytotoxizität von natürlichen Killerzellen steigert. Lysin hemmt die Vermehrung von Herpesviren und hat ebenfalls eine T-Zell-immunstimulierende Wirkung. Und Glutamin verbessert das Immunsystem vor allem über den Schutz der Darmschleimhaut und den positiven Einfluss auf die Lymphozyten.
Besonders Glutamin spielt in der Physiologie des Menschen eine Schlüsselrolle. Zusammen mit Glutaminsäure dient es als Substrat für die Neubildung von Glutathion und wird in der Leber zur Entsorgung von Ammoniak aus dem Proteinabbau genutzt. Schwere Krankheitszustände wie Infekte, Traumata, Entzündungen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ziehen fast immer einen Glutaminmangel nach sich. Inzwischen weiß man auch aus Studien, dass die Gabe von Glutamin Schleimhautentzündungen in Darm und Mund, die infolge einer Chemotherapie
auftreten, reduzieren hilft (z. B. Pachon I / Nutrición Hospitalaria 2018; http://dx.doi.org/10.20960/nh.1467). In den meisten Studien wurden dafür täglich 3 x 10 g Glutathion eingenommen.
Der Gesamtbedarf an Aminosäuren ergibt sich übrigens aus dem Bedarf der essenziellen Aminosäuren. Dieser wird über die tägliche Proteinzufuhr (für Erwachsene 0,8 g/kg Körpergewicht) gedeckt. Bei Krebspatienten liegt der Bedarf eher etwas höher, sodass es ein guter Ratschlag ist, vor allem, wenn Sie sich hauptsächlich vegetarisch ernähren, ab und zu einen veganen Eiweißtrunk zu trinken.
Achten Sie beim Kauf des Eiweißpulvers vor allem darauf, dass alle essenziellen Aminosäuren enthalten sind und dass
keine unnötigen Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Geschmacksstoffe, zugesetzt wurden. Wenn Sie kein Getränk mögen, gibt es inzwischen auch Aminosäurekombinationen in Tablettenform.
Wahrscheinlich ist die Einnahme von Aminosäuremischungen grundsätzlich besser als eine unkontrollierte Zufuhr einzelner Aminosäuren. Vor allem bei stark geschwächten Patienten würden wir immer eine Aminosäureanalyse empfehlen, durch die eine individuell optimierte Zufuhr von Aminosäuren eingeleitet werden kann. Ein sogenanntes Aminosäurenprofil kostet etwa 70 Euro. Bei Depressionen oder Schlafstörungen achten Sie darauf, dass L-Tryptophan mitbestimmt wird. Einige Apotheken stellen auf der Basis dieser Aminosäurenprofile auch Individualmischungen
her.
Tipps für die Ernährung, wenn wenig Fleisch und Milchprodukte gegessen werden: Erhöhen Sie Ihre Eiweißaufnahme aus pflanzlichen Nahrungsmitteln, zum Beispiel Bohnen, Hülsenfrüchte, Nüsse, Reis, Quinoa, Amaranth. Denken Sie auch an die Verwendung von Lupinen als Mehl oder Fleischersatz mit einem sehr hohen Eiweißgehalt und viel weniger pflanzlichen Hormonen als Soja. Rezeptideen: Scheibe Brot mit eiweißhaltigen Streichcremes (zum Beispiel Protein-Aufstriche von Nabio) oder selbst gemacht: Avocado-Kokos-Quark, Tofu-Dip mit Avocado oder Bohnen, Hummus aus Kichererbsen oder Erbsen.

Coenzym Q10, nicht nur als Herzschutz

Ich bin Krebspatientin und habe von Coenzym Q10 gehört. Was wissen Sie über diese Substanz und deren Einsatz in der Medizin?

Die vitaminähnliche Substanz Coenzym Q10 ist vor allem ein Bestandteil der mitochondrialen Atmungskette und somit an der Energiegewinnung beteiligt. Das bedeutet: Ohne Coenzym Q10 können wir keinen Sauerstoff verbrennen und daraus Energie gewinnen. Die höchsten Coenzym-Q10-Konzentrationen findet man daher in Organen, die einen hohen Energiebedarf haben, vor allem im Herzmuskel, aber auch in der Leber, in den Nieren und der Bauchspeicheldrüse.
Studien haben gezeigt, dass Coenzym Q10 das Abwehrsystem stimulieren und das Herz vor Schäden durch bestimmte Zytostatika (Anthrazykline wie Epirubicin, Doxorubicin) schützen kann (Conklin KA / Integr Cancer Ther 2005: https://doi.org/10.1177%2F1534735405276191).
Die Gabe von Coenzym Q10 reduziert bei Krebspatienten übrigens auch die Konzentration entzündungsfördernder Botenstoffe und kann so vielleicht dazu beitragen, dass die Abwehrleistung des Immunsystems verbessert wird. Dies konnte in einer placebokontrollierten, randomisierten Studie mit 30 Brustkrebspatientinnen unterTamoxifentherapie und 29 gesunden Kontrollpersonen gezeigt werden (Zahrooni N / Ther Clin Risk Manag 2019: https://dx.doi.org/10.2147%2FTCRM.S234930).
Präparate werden am besten als Kapseln, in Ölform oder als Mundspray eingenommen. Experten empfehlen bei Krebspatient*innen unter anthrazyklinhaltiger Chemotherapie 150 bis 600 mg des Wirkstoffes täglich (z. B. 3 × 150 mg). Wenn Sie gleichzeitig cholesterinsenkende Statine einnehmen, bitten Sie Ihren Arzt unbedingt darum, den Q10-Spiegel im Blut zu messen. Denn Statine können auch einen Q10-Mangel auslösen und dadurch zu Erschöpfung und Muskelschmerzen führen.
Da körperliche Schwäche nicht nur unter Statineinnahme, sondern auch bei Krebspatient*innen durch einen Mangel an Coenzym Q10 mitverursacht sein kann, denken Sie auch hier an eine zusätzliche Einnahme beziehungsweise an eine Blutspiegelbestimmung. Die Kosten für eine Coenzym-Q10-Bestimmung betragen etwa 30 Euro.

Resveratrole oder Polyphenole als Ergänzung zur Krebstherapie

In einer Zeitschrift habe ich von Polyphenolen und hier im Speziellen von Resveratrol gelesen, das besonders vielversprechend bei Krebserkrankungen sein soll. Was halten Sie davon?

Natürliche Polyphenole sind ein Oberbegriff von unterschiedlichsten Pflanzenstoffen. Meistens schützen sie die Pflanzen vor Fressfeinden, Bakterien, Pilzen und UV-Strahlen und geben den Pflanzen ihre charakteristische Farbe. Essbare Pflanzen mit hohem Polyphenolgehalt sind zum Beispiel Walnüsse, Granatapfel, Oliven, Zistrosenkraut und Weintrauben. Die Trauben der Weinreben enthalten das Polyphenol Resveratrol, das sich auch im Rotwein wiederfindet.
Viele Polyphenole wirken antioxidativ, entzündungshemmend und wahrscheinlich auch krebsvorbeugend. Im Rahmen verschiedener Studien mit Granatapfel-Polyphenolen wurde zum Beispiel ein gehemmtes Wachstum von Krebszellen in der Brustdrüse, Lunge, Haut, dem Darm und der Prostata beobachtet (Lansky EP et al. / J Ethnopharmacol 2007; doi:10.1016/j.jep.2006.09.006).
Gerade die Entzündungshemmung scheint wichtig zu sein, da niederschwellige Entzündungen am Beginn von Krebserkrankungen stehen können. Außerdem können Polyphenole durch die antioxidative Wirkung die Häufigkeit von Mutationen verringern und dadurch der Entstehung weiterer Tumorzellen vorbeugen. Bisher gibt es jedoch hauptsächlich Zell- kulturversuche, die diese Wirkung beschreiben. Die Wirkung von Resveratrol zum Beispiel wurde nur in wenigen klinischen Studien, vor allem mit Darmkrebspatienten, untersucht (Ko JH et al. / Int J Mol Sci 2017; doi:10.3390/ijms18122589). Zwar deuten die bisherigen Studien darauf hin, dass Resveratrol den natürlichen Zelltod (Apoptose) von Krebsgewebe fördern kann, indem es hemmend auf ein Protein einwirkt, welches für das Über- leben von Krebszellen entscheidend ist. Ein Überlebensvorteil an Krebspatienten konnte jedoch nicht nachgewiesen wer- den bzw. wurde erst gar nicht untersucht. Außerdem wurde berichtet, dass Resveratrol die Resistenz in Krebszellen um- kehren und für Chemotherapien sensibilisieren kann. Wahrscheinlich trifft dies nicht auf alle Chemotherapien zu: Beim Paclitaxel, einer Substanz, die häufig bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt wird, wurde die Wirksamkeit gegenüber Krebszellen abgeschwächt (Mao QQ et al. / Molecular Nutrition & Food Research 2010; doi: 10.1002/mnfr.200900392). Eine zeit- gleiche Einnahme während Chemotherapie ist insofern nicht immer sinnvoll.
Bei Frauen sollen Resveratrole übrigens die Umwandlung von körpereigenen Hormonen zu schädlichen Abbauprodukten hemmen und dadurch möglicherweise indirekt brustkrebshemmend wirken. Zwar konnte die Antikrebswirkung an Brustkrebspatientinnen bisher nicht nachgewiesen werden, der positive Effekt auf den Hormonhaushalt hingegen schon: In einer placebokontrollierten Studie verbesserten sich die Hormonwerte von Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) deutlich, wenn drei Monate lang täglich eine Resveratrol-Kapsel eingenommen wurde (Banaszewska B et al. / The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2016; doi:10.1210/jc.2016-1858).
Die schlechte Bioverfügbarkeit von Resveratrol ist ein wichtiges Problem, weshalb es in den vorliegenden Studien häufig in sehr hohen Konzentrationen eingesetzt wurde (bis zu 5 g pro Tag). Betrachtet man die Konzentration im Rotwein, geht man sogar davon aus, dass man, um eine therapeutische Dosis zu erreichen, 8 Liter Rotwein am Tag trinken müsste!
Unser Fazit: Ob Resveratrole oder andere Polyphenole in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder Infusionen als potenzielle Antikrebsmittel angesehen werden können, ist noch völlig unklar. Viel besser scheint es in unseren Augen, zunächst einmal auf die „Power“ einer gesunden Ernährungsweise zu vertrauen, in der die Polyphenole hochkonzentriert und vielfältig enthalten sind und wahrscheinlich Synergieeffekte auftreten. Im Einzelfall kann natürlich auch ein Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden, vorausgesetzt dieses garantiert eine hohe Wirkstoffmenge, ist rein pflanzlich und wird gut vertragen.

Schwarzkümmelöl und Krebs

Ich habe gehört, dass man Schwarzkümmelöl sehr vielseitig einsetzen kann, nicht nur als Mundöl. Was wissen Sie darüber?

Schwarzkümmelöl wurde bereits im alten Ägypten verehrt und galt als das „Gold der Pharaonen“. Der Echte Schwarzkümmel (Nigella sativa), oft nur Schwarzkümmel genannt, gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Schwarzkümmelöl ist nicht nur zur Pflege der Mundschleimhäute und bei Zahnfleischentzündungen geeignet. Vorsichtig sollte man jedoch gegenüber allzu großen Versprechungen sein, da vieles noch nicht bis ins Detail erforscht ist. Laborversuche haben gezeigt, dass Inhaltsstoffe aus dem Schwarzkümmel auch Krebszellen abtöten und die natürlichen Killerzellen aktivieren können (Majdalawieh AF et al. / J Ayurveda Integr Med 2016; doi:10.1016/j.jaim.2016.07.004).
An isolierten Brustkrebszellen verstärkte der Inhaltsstoff Thymoquinon den durch Tamoxifen ausgelösten natürlichen Zell- tod von Tumorzellen (Ganji-Harsini S et al./ Cell J 2016; doi:10.22074/cllj.2016.4320). Auch bei anderen schulmedizinischen Substanzen verstärkte im Laborversuch Thymoquinon aus Schwarzkümmelsamen deren Wirkung: zum Beispiel Temodal bei Glioblastomzellen, Irinotecan bei Darmkrebszellen, Cisplatin bei Lungenkrebszellen, Oxaliplat bei Bauchspeicheldrüsenkrebszellen.
Dies sind nur einige Beispiele aus Labor- versuchen. Ob diese Wirkungen auch beim Menschen auftreten, ist allerdings noch unklar. Denn Studien mit Krebspatienten wurden nur wenige durchgeführt, so zum Beispiel eine Studie mit Kindern, die an einer seltenen Blutkrebsart erkrankt waren und die durch die Einnahme von Schwarzkümmelöl bessere Laborwerte hatten. Das Überleben konnte jedoch nicht verlängert werden. Eine weitere Studie untersuchte Kinder mit Hirntumoren, die eine Chemotherapie erhielten und täglich 5 g Schwarzkümmelsamen einnahmen. Die Kinder in der Kontrollgruppe, die keine Schwarzkümmelsamen aßen, hatten mehr Fieberschübe mit Neutropenien und waren länger im Krankenhaus (Mousa HFM et al. / Childs Nerv Syst 2017; doi:10.1007/s00381-017-3372-7).
Angesichts mangelnder Studien zur Wirksamkeit bei Krebs würden wir Schwarzkümmelöl daher eher bei Entzündungen einsetzen, und dies nicht nur im Mundbereich, sondern auch bei Entzündungen im Magen. So ist die Wirkung des Schwarzkümmels gegen Bakterien, Pilze und Parasiten inzwischen gut untersucht und rechtfertigt den Einsatz nicht nur als Küchengewürz. Studien konnten zum Beispiel zeigen, dass Schwarzkümmelsamen eine Eradikationstherapie bei einer Helicobacter-pylori-Infektion des Magens unterstützen helfen. Im Iran gilt Schwarzkümmelhonig als traditionelles Heilmittel bei Oberbauchbeschwerden.
Praktische Anwendungstipps: Schwarzkümmel wird am besten als Öl zu den Mahlzeiten eingenommen. Sehr gut ist auch der tägliche Verzehr in Joghurt oder Honig. Keinesfalls auf nüchternen Magen einnehmen, da dies meistens ein unangenehmes Aufstoßen verursacht. Als Vorbeugung gegen Grippe und Erkältungskrankheiten werden 3 TL pro Tag empfohlen. Bei Juckreiz und Hautproblemen kann Schwarzkümmelöl lokal aufgetragen helfen. Und nicht zu vergessen: Schwarzkümmelöl eignet sich hervorragend bei Zahnfleischentzündungen. Und wer den typisch würzigen Geschmack mag, kann es natürlich auch als Mundöl zum Ölziehen verwenden

Vitamin-D-Dosierung

Ich nehme jetzt schon seit einem Jahr eine Vitamin-D-Tablette à 1.000 I.E. Bei der letzten Bestimmung war der Blutspiegel immer noch bei unter 30 ng/ml. Jetzt habe ich gehört, dass die wöchentliche hochdosierte Gabe besser ist. Was raten Sie mir?

Bei Vitamin D sollten die Werte (gemessen als 25-OH-Vitamin D) über 40 und ganz optimal Werte zwischen 50 und 70 ng/ml angestrebt werden. Mit unter 30 ng/ml liegen Sie im Mangelbereich.

Vitamin D - Blutspiegel steigt nicht an

Dass der Blutspiegel nicht ansteigt, liegt wahrscheinlich an zwei Dingen: Erstens ist die tägliche Dosis mit 1.000 I.E. viel zu niedrig, und zweitens wird Vitamin D aus Tabletten, wenn die Tabletten nicht zu einer fetthaltigen Mahlzeit eingenommen werden, nicht genügend aufgenommen.
Dass der Blutspiegel nicht ansteigt, kann aber auch einen ganz anderen Grund haben. So benötigen übergewichtige Menschen mehr Vitamin D, um die empfohlene Vitamin-D-Konzentration zu erreichen, nämlich die 1,5-fache Dosis; fettleibige Personen brauchen häufig sogar die 2–3-fache Dosis (Ekwaru JP et al. / PloS one 2014; doi:10.1371/journal.pone.0111265).

Vermutlich ist auch zur Vorbeugung von Infektionen die tägliche Gabe besser geeignet (Martineau Adrian R et al. / BMJ 2017; doi:10.1136/bmj.i6583).

Dosis. Nun zur konkreten Dosiseinstellung. Die Therapieempfehlung der amerikanischen Endocrine Society bei einem Vitamin-D-Spiegel unter 30 ng/ml lautet 6.000 I.E. täglich über insgesamt acht Wochen, danach 2.000–3.000 I.E. als Erhaltungsdosis, und nach insgesamt drei Monaten eine erneute Blutspiegelbestimmung.
Die wöchentliche Gabe von 20.000 I.E. ist nicht so effektiv, da die Vitamin-D-Spiegel nach zwei Tagen im Gegensatz zur täglichen Gabe wieder abfallen.

Zwei Studien zu Vitamin D und der Wirkung bei Diabetes bestätigen dies: Während die eine Untersuchung bei einer täglichen Gabe von 7.000 I.E. Vitamin D3 an Patienten mit Diabetes Typ 2 nach 8 Wochen zu einer deutlichen Verbesserung der Insulinwerte führte (Talaei A et al. / Diabetology & Metabolic Syndrome 2013; doi:10.1186/1758-5996-5-8), ließen sich die Ergebnisse in einer ähnlichen Studie, in der die Einnahme nicht täglich erfolgte, nicht wiederholen (Krul-Poel YH et al. / Diabetes Care 2015; doi:10.12669/pjms.334.12288). Insofern scheint die tägliche Einnahme besser zu sein, am besten in Form von Kapseln oder Tropfen, vor allem auch weil Tabletten meistens viele zusätzlich Hilfsstoffe (z. B. Siliciumdioxid, Talkum) enthalten. Hier bieten inzwischen viele Hersteller Vitamin-D-Tropfen an, die 1.000, 2.000 oder sogar 5.000 I.E. enthalten. Nehmen Sie bitte die Tropfen immer vor oder mit einer Hauptmahlzeit ein. Dann sollte der Spiegel innerhalb von zwei Monaten ansteigen.

Blutspiegel. Entscheidend ist, dass der optimale Blutspiegel, der zwischen 50 und 70 ng/ml liegt, nicht wieder abfällt, sondern aufrechterhalten werden kann. Die Auffülldosis ist die tägliche Vitamin-D-Dosis, die benötigt wird, um die optimale Vitamin-D-Konzentration zu erreichen. Die Erhaltungsdosis ist die tägliche Vitamin-D-Dosis, die man nach Erreichen des optimalen Blutwertes benötigt, um diesen Wert zu halten. Im Internet gibt es inzwischen einige Vitamin-D-Bedarfsrechner, die die individuelle Dosis abhängig vom Körpergewicht ermitteln (zum Beispiel: https://sonnenallianz.spitzen-praevention.com/vitamin-d-bedarfsrechner/). Demnach benötigt ein 80 kg schwerer Mensch bei einem Vitamin-D-Spiegel von 24 ng/ml eine Initialdosis von 288.000 I.E. (die über sieben Tage verteilt eingenommen wird) und danach eine tägliche Erhaltungsdosis von 3.200 bis 4.800 I.E., um innerhalb von einer Woche einen Zielwert von 60 ng/ml zu erreichen und diesen danach auch zu halten. Nimmt man weniger ein, so dauert es auch etwas länger, bis man die optimale Vitamin-D-Konzentration erreicht. Allerdings sollte der Wert nicht auf über 100 ng/ml ansteigen. Achten Sie auch auf die Maßeinheiten: Denn ein Wert von 50 ng/ml entspricht einem Wert von 125 nmol/l.
Wenn ein Wert von 125 nmol/l gemessen wurde, ist dies also ein optimaler Wert und keine Überdosierung! Und umgekehrt bedeutet ein Wert von 60 nmol/l (= 24 ng/ml), dass ein Vitamin-D-Mangel vorliegt.

Vitamin D und Magnesium. Denken Sie auch daran, zeitgleich zu Vitamin D Magnesium einzunehmen, entweder über den Magen-Darm-Trakt und/oder über die Haut als Spray. Denn viele Enzyme im Vitamin-D-Stoffwechsel, die Vitamin D zur aktiven Form umwandeln, benötigen Magnesium.
Bei einem Magnesiummangel kann es also sein, dass Vitamin D trotz zusätzlicher Gabe nicht verstoffwechselt und transportiert wird und nicht genügend in die Zellen gelangt. Und umgekehrt kann die zusätzliche Vitamin-D Gabe zu einem gesteigerten Verbrauch an Magnesium führen.
Da Vitamin D zu einer besseren Aufnahme von Magnesium im Darm führt, ist ein starker Vitamin-D-Mangel immer mit einer schlechteren Magnesiumversorgung verbunden.
Vor allem bei älteren Menschen ist ein Magnesiummangel weit verbreitet. Deswegen sollte man hier in jedem Fall Magnesium in Citratform oder als transdermales Spray zusätzlich verwenden. Wenn man den Magnesiumgehalt bestimmen lassen möchte, sollte dies im Vollblut erfolgen, da Magnesium vorwiegend in den Zellen vorkommt und Magnesiumwerte im Serum keine Aussagekraft haben, da der Organismus bestrebt ist, den Magnesiumspiegel im Serum möglichst konstant zu halten. Dies kann aber bedeuten, dass in den Zellen trotz normalem Serumspiegel durchaus ein Magnesiummangel vorliegt.
Grundsätzlich gilt auch hier genauso wie bei Vitamin D: erst die richtigen Blutspiegel messen, dann substituieren. Beim Vitamin D wird der 25-OH-Vitamin-D-Wert im Serum gemessen, und bei Magnesium ist der Wert im Vollblut besser geeignet.

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Magnesium bei Osteoporose?

Ich habe Osteoporose und nehme regelmäßig Vitamin D ein. Nun möchte ich wissen, ob ich zusätzlich Magnesium brauche.

Osteoporose entsteht durch eine verminderte Regeneration im Knochenstoffwechsel, nicht durch Kalziumverlust. Daher sollte der Knochenabbau immer auch mit Silicium und  Magnesium behandelt werden.
Das Bindegewebe nimmt bei Osteoporose an Substanz ab, weshalb der Kalziumanteil relativ gesehen zunimmt. Möglicherweise ist das der Grund für das erhöhte Bruchrisiko, das entsteht, wenn zusätzlich zu viel Kalzium gegeben wird.
Die vermehrte Zufuhr von Vitamin D und Kalzium kann eine relative Hypomagnesiämie (zu wenig Magnesium im Blut) verursachen. Da Magnesium für die Aktivierung von Vitamin D benötigt wird (Uwitonze und Razzaque, 2018: doi:10.7556/jaoa.2018.037), ist es ratsam, bei Osteoporose oder generell während der Einnahme von Vitamin D gleichzeitig Magnesium einzusetzen. Empfehlenswert ist Magnesium als Glukonat, Citrat oder Aspartat. Diese organischen Magnesiumverbindungen werden vom Organismus besser aufgenommen als die anorganischen (-Oxid, -Sulfat).

Wenn Sie Kalzium einnehmen, müssen Sie Ihre Magnesiumzufuhr entsprechend anpassen. Das Verhältnis von Kalzium zu Magnesium sollte ungefähr bei 2:1 liegen. Sie brauchen also bei 1.000 mg Kalzium/Tag etwa 500–600 mg Magnesium, damit die Balance stimmt.

Achten Sie darauf, ob bei Ihrem Präparat die Menge von reinem Magnesium angegeben ist oder die des Magnesiumsalzes. Beispiel: 300 mg Magnesiumaspartat entsprechen nicht 300 mg Magnesium. Der Magensiumanteil im Magnesiumaspartat liegt bei 10%. Daher sind in einem solchen Präparat nur 30 mg reines Magnesium enthalten.

Magnesium wirkt nicht nur beim Klassiker: den Wadenkrämpfen. Auch viele andere Symptome kann es lindern helfen, z.B. Wechseljahresbeschwerden, Migräne, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Ängste. Denn Energiegewinnung und Reizübertragung in Nerven und Muskeln sind ohne Magnesium unmöglich.

Wenn Ihr Verdauungstrakt Magnesium nicht gut verträgt, können Sie auch an die transdermale Anwendung über die Haut denken. Sie ist besonders effektiv bei Wadenkrämpfen oder Muskelverspannungen.
Im Zusammenhang mit bestimmten Krebstherapien beugt Magnesium eventuell sogar Rückfällen vor. Eine Metaanalyse zeigte (Petrelli F et al. / Expert Opin Drug Saf 2012), dass 36,5% aller Patienten, die aufgrund von Tumoren im Magen-Darm-Trakt Cetuximab erhielten, eine Hypomagnesiämie bekamen. Die Ursache dafür ist wohl, dass in den Nieren weniger Magnesium zurückresorbiert wird, weil Cetuximab einen Magnesiumtunnel blockiert. Der häufig beobachtete drastische Abfall des Serum-Magnesiums unter Cetuximab hatte in einer anderen Studie (Vickers MM et al. / Ann Oncol 2013) sogar ein deutlich schlechteres Gesamtüberleben zur Folge. Unklar ist allerdings, ob man den Effekt umkehren kann, indem der Magnesiumspiegel angehoben wird. Den Spiegel im Auge zu behalten, lohnt sich auf jeden Fall bei Patient*innen, die Cetuximab erhalten. Ebenso wachsam sollte man aufs Magnesium schauen, wenn Cisplatin verabreicht wird. Hier treten nicht selten Magnesiummangeltetanien (schwere Muskelkrämpfe) auf.

Achten Sie beim Kauf von Magnesium auf schädliche Zusatzstoffe. Das giftige Süßungsmittel Sucralose kann z.B. in Trinkgranulat enthalten sein. Magnesiumstearat sollten Sie ebenfalls meiden, da es den Darm und das Immunsystem schädigt. Es ist oft bei Magnesiumcitrat-Produkten zu finden. Studieren Sie auf jeden Fall die Liste der Inhaltstoffe.

Schlaf fördern mit Melatonin

Als Krebspatientin brauche ich dringend meinen Schlaf. Dennoch leide ich unter Schlafstörungen. Könnte Melatonin für mich hilfreich sein?

In einer großen Studie wurde festgestellt, dass Nachtarbeit das Entstehen von Krebs begünstigen kann. Verglichen wurde das Risiko für Prostatakrebs bei Männern, die nie nachts gearbeitet hatten, mit regulären Nachtarbeitern. Letztere hatten ein um sage und schreibe 177% erhöhtes Risiko! Als Ursache wird eine durch den fehlenden Nachtschlaf verminderte Melatoninausschüttung vermutet (Parent ME et al. 2012: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23035019). Eine brandaktuelle Studie aus dem Jahr 2018 vergleicht Daten von 3,9 Millionen Frauen, von denen fast 115.000 an Krebs erkrankt waren. Die Untersuchung bestätigte, dass Nachtarbeit das Krebsrisiko von Frauen in Europa und Nordamerika erhöht. Die Nachtarbeiterinnen hatten ein um 19% höheres Risiko, an Brust-, Magen- oder Hautkrebs zu erkranken als tagsüber arbeitende Frauen (2018; doi:10.1158/1055-9965.EPI-17-0221). Besonders hoch war das Risiko für Hautkrebs (41% höher), für Brustkrebs (32%) und für Magenkrebs (18%). Am größten war das Krebsrisiko bei nachts arbeitenden Krankenschwestern: Sie hatten ein um 58% erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Für Magenkrebs lag das Risiko auch höher, und zwar um 35%. Forscher vermuten, dass der Effekt der Nachtarbeit auf Brustkrebs damit zusammenhängt, dass Melatonin die Produktion von Östrogenen hemmen kann. So konnte Schernhammer im Jahr 2006 nachweisen, dass Nachtschwestern deutlich weniger Melatonin und mehr brustkrebsfördernde Östrogene im Blut hatten (Schernhammer ES, Kroenke CH, Laden F, Hankinson SE / Epidemiology 2006).

Melatonin regelt den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und ist dadurch auch an vielen anderen biologischen Abläufen beteiligt. „Schlafmangel kann, beeinflusst von anderen Faktoren, die Melatoninproduktion reduzieren“, sagt Studienautorin Sarah C. Markt. Sie untersuchte die Daten von Hunderten Männern in Island. Jene Männer, die einen stabilen Schlafrhythmus angaben, verfügten über wesentlich höhere Melatoninwerte als die Probanden mit Schlafstörungen. Ihr Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, reduzierte sich dadurch um erstaunliche 75% (Sigurdardottir L, Markt S et al. 2015: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25107635).
In einer anderen Übersichtsarbeit wurde der Einfluss von Melatonin auf solide Tumoren untersucht. Die Daten von 643 Patienten mit Brust-, Prostata-, Lungen-, Magen-, Darm- und Gebärmutterkrebs wurden ausgewertet. Auch hier bestätigte sich: Melatonin reduzierte das Sterberisiko nach einem Jahr um durchschnittlich 34%, unabhängig von Krebsart und Dosis des Schlafhormons (Mills et al., 2005: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16207291).

Bisher weiß man, dass Melatonin antioxidativ wirkt und die Immunfunktion des Körpers stärkt. Es bewirkt die Freisetzung von Interleukin- (IL-)2, IL-6, IL-10 und Interferon-gamma. So erhöht Melatonin die Antwort von T-Helferzellen, die wichtig für den Schutz vor bösartigen Tumoren sind. Zusätzlich schützt das Hormon Zellen, die im Knochenmark gebildet werden und wichtig für die Blutbildung sind, vor den unerwünschten Wirkungen der Chemotherapie (Srinivasan et al., 2008: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18815150).
Melatonin unterstützt die körpereigene Abwehr und kann dadurch das Wachstum von Tumoren unterdrücken. Es hemmt die Entartung von Zellen, z.B. von schwarzem Hautkrebs (Melanoms) sowie von Brust-, Prostata-, Eierstock- und Dickdarmkrebs. Ist ein Patient bereits an Brustkrebs, Leberkrebs oder malignem Melanom erkrankt, kann sich die Gabe von Melatonin ebenfalls vorteilhaft auswirken (Srinivasan et al. 2011: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22074586).

Wenn Sie Schlafstörungen haben, kann es daher durchaus empfehlenswert sein, 1–5 mg Melatonin vor dem Schlafengehen einzunehmen. Bitte stimmen Sie das unbedingt mit dem behandelnden Arzt ab. Statt der Pillen gibt es auch die Möglichkeit, die Melatoninproduktion auf natürliche Weise anzukurbeln. Die Melatoninsynthese wird durch Entspannungsübungen, Meditation und Schlaf vor Mitternacht angeregt. Außerdem haben sich bei Schlafstörungen auch Tryptophan, Melisse, Baldrian, Lavendel sowie homöopathische Kombinationspräparate und Einzelmittel bewährt. Suchen Sie sich am besten einen naturheilkundlich denkenden Therapeuten, der sich mit diesen Substanzen auskennt. Auch ein Blick auf die seelische Balance kann hilfreich sein. Hier finden Sie vielerlei Entlastungsmöglichkeiten. Und scheuen Sie sich nicht, auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Vitamin C während Bestrahlung

Ich werde momentan bestrahlt. Hoch dosierte Vitamin-C-Infusionen sollen hilfreich sein, um die Nebenwirkungen zu lindern, wie ich höre. Darf ich sie mir schon während der Strahlentherapie geben lassen?

Von den Herstellern wird empfohlen, zwischen der Strahlentherapie und den Vitamin-C-Infusionen einen Abstand von 24 Stunden einzuhalten. Das würde bedeuten, dass bei täglicher Strahlentherapie Infusionen nicht möglich sind.
Aus Laborversuchen ist lediglich bekannt, dass Bestrahlungen nach 10–12 Stunden besonders stark wirken. Zu der Zeit erreicht die Fragmentierung der DNA einen Höhepunkt (Shinozaki K et al. / J Radiat Res 2011). Dieselbe Studie zeigte auch, dass Vitamin C die Apoptosewirkung der Bestrahlung an menschlichen Leukämiezellen verstärkt. Zum gleichen Ergebnis kam eine weitere Studie (Herst P et al. / Free Radical Biology and Medicine 2012), in der hoch dosiertes Vitamin C das Erbgut der Krebszellen ebenfalls schädigte. Die DNA-Schäden waren noch viel ausgeprägter, wenn Vitamin C kurz vor der Bestrahlung injiziert wurde.
Insofern ist unklar, ob wirklich ein zeitlicher Sicherheitsabstand eingehalten werden muss. Bisher gibt es keine Studien mit Patienten. Daher setzen die meisten Therapeuten Vitamin-C-Infusionen erst nach Abschluss der kompletten Strahlentherapie ein.

Eisenpräparate bei Krebs

Ich leide an einem metastasierendem Bronchialcarcinom (Lungenkrebserkrankung). Mir wurde von meinem Hausarzt ein Eisenpräparat empfohlen. Nun hab ich gehört, dass Eisen die Bildung von Tumoren begünstigen soll. Was soll ich tun?

Eisen ist ein Spurenelement, was von außen, d.h. über die Nahrung zugeführt werden muss, weil es unser Organismus nicht selber bilden kann. Eisen wird u.a. zur Bildung des Sauerstoff übertragenden roten Blutfarbstoffes Hämoglobin gebraucht. Eisenmangel kann sich in einer Anämie (Blutarmut) und den damit verbunden Beschwerden, wie Blässe, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Reizbarkeit, Haut- und Nagelveränderungen äußern. Die frühere Annahme, Eisen könne die Krebsentstehung begünstigen, beruht auf der Beobachtung im Laborversuch, dass Eisen durch Oxidation zur übermäßigen Bildung von sog. freien Radikalen führt, die wiederum Zell- und Gewebeschäden hervorrufen können. So kann man z.B. auch im menschlichen Organismus nachweisen, dass durch zusätzliche Gabe von Eisen die Bildung von freien Radikalen im Darm zunimmt. Außerdem scheinen Krebszellen einen erhöhten Eisenbedarf zu haben, der durch die Anhäufung von sogenannten Transferrinrezeptoren auf der Zelloberfläche gedeckt wird. Ob durch diese Beobachtungen das Krebsrisiko ansteigt oder sogar ein Tumorwachstum gefördert wird, kann nicht eindeutig beantwortet werden.
Jedenfalls ist es nicht ratsam, bei nicht nachgewiesenem laborchemischem Eisenmangel zusätzlich Eisenpräparate einzunehmen. Beachten sollte man auch, dass der Mensch Eisen sowieso nur in 10-15% aus der Nahrung über den Darm aufnehmen kann und die Aufnahmeleistung u.a. auch vom verabreichten Eisenpräparat abhängt. Am besten ist die Aufnahme von pflanzlich gebundenem Eisen (in Fleisch und Gemüse) oder als Präparat in Form von zweiwertigem Eisen. Außerdem empfiehlt es sich, zusätzlich Vitamin C inzunehmen, wodurch die Eisenaufnahme deutlich verbessert wird. Oft reicht es auch einfach aus, mehr eisenhaltige Nahrungsmittel (auch gegebenenfalls Fleisch) in Kombination mit Vitamin C zu sich zu nehmen. Menschen, die regelmäßig Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide zu sich nehmen, sollten darauf achten genügend eisenhaltige Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, da Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide Phytinsäure enthalten, das wiederum Eisen im Darm bindet und an der Aufnahme in den Stoffwechsel zu hindern vermag. Zu viel Kaffee oder Schwarzer Tee sollte ebenfalls gemieden werden, da dadurch die Eisenaufnahme ebenfalls beeinträchtigt wird. Ein weiteres Problem stellt insbesondere auch die bei Krebspatienten noch ungeklärte Problematik dar, ob das Eisen überhaupt adäquat verstoffwechselt werden kann. Bei vielen Krebspatienten liegt eine sog. Eisenverwertungsstörung vor, was zur Folge hat, dass das zusätzlich eingenommene Eisen nicht gespeichert und für den Organismus verbraucht werden kann, sondern der Patient meist nur die unangenehmen Nebenwirkungen der Eisenpräparate im Magendarmtrakt wie Übelkeitsgefühle und Verstopfung zu spüren bekommt.

Colostrum zur Abwehrstärkung

Eine Freundin hat mir Colostrum empfohlen. Das Mittel soll meine Abwehr stärken. Können Sie mir sagen, wie Colostrum auf das Immunsystem wirkt? Ist das ein sinnvoller Tipp?

Colostrum wird auch als Biestmilch oder Vormilch bezeichnet. Genau genommen ist es jedoch keine Vorstufe von Milch. Alle säugenden Muttertiere produzieren in den ersten Stunden nach der Geburt und bis zum 5. Tag danach Colostrum. Erst dann geben sie Milch zur Aufzucht und zum Wachstum. Da zum Zeitpunkt der Geburt die Abwehrfunktionen des Nachwuchses noch nicht ausgereift sind, bessert die Natur nach: Colostrum ist besonders reich an Abwehrstoffen. Seit etwa 1960 wird der medizinische Wert dieser Substanz auch in der deutschen Naturheilkunde anerkannt. Ärzte und Heilpraktiker setzen Colostrum bei einer Vielzahl von Erkrankungen ein, die mit einer Schwächung des Abwehrsystems einhergehen. Colostrum enthält einen Cocktail aus verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen sowie Immunfaktoren. Darin sind auch alle Immunglobuline IgA, IgM, IgE, IgG und IgD vorhanden. Das Colostrum der Kuh hat eine nahezu identische Zusammensetzung wie das des Menschen. Und einige Immunfaktoren sind höher konzentriert als in menschlicher „Vormilch“. Daher gilt das Colostrum der Kuh für die Behandlung von Menschen als besonders wertvoll. Das therapeutische Spektrum von Colostrum ist breit. Es wird besonders bei Patienten mit Haut- und Schleimhauterkrankungen eingesetzt, wie beispielsweise bei Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Allergien, Psoriasis und Neurodermitis. Bei Krebs ist Colostrum vor allem für Patienten mit hartnäckigen Darmbeschwerden (z. B. Durchfällen nach Chemotherapie) geeignet. Außerdem kann es beim Fatigue-Syndrom angewendet werden. Auch zum Vorbeugen von Infekten und bei chronischer Infektanfälligkeit hilft Colostrum: In einer Studie wurde sogar gezeigt, dass Colostrum grippale Infekte besser vorbeugen kann als eine Grippeschutzimpfung (Cesarone MR et al. / Clin Appl Thromb Hemost 2007). Colostrum wird in verschiedenen Varianten angeboten, z. B. als Getränk oder in Form von Kapseln. Um einen nachhaltigen Effekt auf Ihr Immunsystem zu erzielen, sollten Sie Colostrum täglich und mindestens drei Monate lang einnehmen. Viele Patienten wenden Colostrum oder Stutenmilch zweimal im Jahr als Kur an. Die Dauer einer Kur richtet sich nach dem individuellen Bedarf. Sie kann 90 bis 150 Tage und noch mehr betragen. Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Colostrum enthält geringe Spuren von Laktose. Dennoch ruft es bei Patienten mit Laktoseintoleranz fast nie Beschwerden hervor.

Theoretisch besteht das Risiko einer BSE-Kontamination. Um dieses Risiko auszuschließen, empfehlen wir, Colostrum aus verlässlichen Quellen zu beziehen, bei denen Sie genau wissen, aus welchem Herkunftsland das Mittel stammt. Weltweit gibt es noch drei BSE-freie Länder: Argentinien, Australien und Neuseeland. Nur dort werden die Rinder ohne Zufütterung von Futtermitteln gehalten und auch keine Tiere importiert. Kritiker bemerken allerdings, dass die enthaltenen Antikörper vor allem gegen die spezifischen Krankheitserreger aus den einzelnen Regionen wirksam sind. Daher sollten ihrer Ansicht nach Europäer Colostrum aus Europa bevorzugen. Kaufen Sie nur Colostrum, das innerhalb der ersten zwei bis drei Tage nach der Geburt entnommen wurde. Denn die Qualität sinkt ab dem 3. Tag nach der Geburt rapide ab. Dann enthält es kaum mehr Immunglobuline und andere Immunfaktoren, darf aber bis zum 5. Tag noch als Colostrum vertrieben werden. Für den therapeutischen Wert ist auch der Herstellungsprozess entscheidend. Colostrum muss sorgfältig und schonend verarbeitet werden. Man darf es nicht über 40 °C erhitzen oder mit Röntgenstrahlen behandeln. Und es sollten auch keine Konservierungsstoffe zugesetzt werden. Bevorzugen Sie Colostrum daher in Bio-Qualität aus artgerechter Haltung. Das hat natürlich seinen Preis. Preisgünstige Präparate sind hinsichtlich ihrer Qualität kritisch zu hinterfragen. Ein besonders billiges Colostrum ohne nennenswerten medizinischen Effekt ist trotzdem zu teuer.

Vitamine in der Kritik

In einem Zeitungsartikel las ich von Studien,in denen Tumoren unter dem Einfluss von Vitaminen vermehrt zu Metastasen neigten. Nun bin ich verunsichert, da ich als Krebspatient seit Längerem Vitamine zu mir nehme. Was ist Ihre Meinung?

Immer wieder finden sich in der Presse Meldungen, in denen vor der Einnahme von Vitaminen gewarnt wird. Der Artikel bezieht sich vermutlich auf eine Studie der Universität Göteborg. Dort wurde der Einfluss von Vitaminen und Antioxidanzien auf das Wachstum von Hautkrebs in einem Laborversuch an Mäusen untersucht. Die Mäuse, die an einem malignen Melanom erkrankt waren, erhielten das Antioxidans N-Acetylcystein sowie Trolox, ein wasserlösliches Vitamin-E-Derivat (Le Gal K et al. / Science Translational Medicine 2015).

In diesem Experiment zeigte sich, dass die Mäuse mit diesen beiden Substanzen doppelt so viele Metastasen aufwiesen wie die Tiere in der Kontrollgruppe. Auch die Zahl der befallenen Lymphknoten und die Menge der Tumorzellen in den Metastasen waren deutlich erhöht. Die Primärtumoren dagegen blieben unverändert. Die Forscher vermuteten deshalb, dass die Antioxidanzien den wandernden Tumorzellen geholfen hatten, sich auszubreiten.
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Autoren der Studie, dass Krebspatienten Nahrungsergänzungen mit antioxidativer Wirkung (also Vitamine und Spurenelemente) generell meiden sollen. Dieser Empfehlung schließen wir uns nicht an.

Die Thematik ist wesentlich komplexer als der Tunnelblick auf einen einzelnen Tierversuch verrät. Hier werden Ängste geschürt und Unsicherheiten gestreut, die dem Einzelnen nicht weiterhelfen.
Die Ergebnisse der schwedischen Forscher zeigen lediglich, dass im Tierversuch die synthetischen Vitaminabkömmlinge NAC und Trolox die Metastasierung von Tumoren der Haut fördern können. Andererseits ist bekannt, dass ein Mangel an Vitamin C aufgrund der unzureichenden Kollagenbildung ebenfalls die Metastasierung fördert (Cha J et al. / Exp Oncol 2011 und Cha J et al. / Int J Oncol, 2013). Außerdem konnten Wissenschaftler der Universität Tübingen nachweisen, dass hoch dosiertes Vitamin C die Erbsubstanz beim Melanom auf epigenetischer Ebene beeinflusst und den natürlichen Zelltod in Hautumorzellen auslösen kann (Venturelli S et al. / Frontiers in Oncology 2014).
Aus unserer Sicht kann man mögliche Therapien für den Menschen nur beurteilen, wenn man klinische Studien an Patienten zurate zieht und nicht Laboruntersuchungen an Zellkulturen oder Nagetieren. Mehrere aussagekräftige Untersuchungen belegen, dass die Einnahme von Multivitaminpräparaten die Wirksamkeit von schulmedizinischen Therapien nicht beeinträchtigt (z.B. Prasad KN et al. / J Am Coll Nutr 2001,
Gröber U/Breastcare 2009, Kwan ML et al. / Breast Cancer Res Treat 2011 und Wassertheil-Smoller S et al. / Breast Cancer Res Treat 2013). Auch andere Forscher befürworten den Einsatz von Antioxidanzien ergänzend zur schulmedizinischen Therapie. Beispiels