Skip to main content

Vitamin B12

16. November 2022

Ich bin 60 Jahre alt, hatte vor mehr als 10 Jahren Krebs und bin heute tumorfrei. Ich möchte zur allgemeinen Kräftigung ein Präparat einnehmen, das Vitamin B12 enthält. Was halten Sie davon?

Vitamin B12 ist vor allem bei der Entwicklung aller Körperzellen von Bedeutung. Im Verbund mit Folsäure wird es für die Intaktheit und Reparatur der Zellmembranen benötigt. Bei Vitamin-B12-Mangel kann es zu Blutarmut und Störungen im Nervensystem kommen. Vitamin B12 ist ebenfalls an Zellteilungsprozessen beteiligt und kann dadurch sich schnell teilende Zellen, wie z. B. Blutzellen, beeinflussen.
Da Krebszellen ebenfalls rasch wachsen und damit theoretisch durch Vitamin B12 in ihrer Vermehrung unterstützt werden könnten, wurde die Anwendung von Vitamin B12 bei Krebs in der Vergangenheit oft kontrovers diskutiert.
2009 zeigte sich in zwei randomisierten kontrollierten Studien erstmals ein Zusammenhang zwischen der Anwendung von Vitamin-B12- bzw. Vitamin-B9 (Folat)-Supplementen und dem vermehrten Auftreten von Lungenkrebs (Ebbing M et al./JAMA 2009). In der Kohortenstudie VITamins And Lifestyle (VITAL) konnte dies bestätigt werden: Männer, die über mehrere Jahre hochdosiert Vitamin B6 und B12 einnahmen, hatten ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko (Brasky TM et al./J Clin Oncol 2017). Dies scheint ähnlich wie bei anderen Vitaminen vor allem für Raucher und Ex-Raucher eine Gefahr zu sein.
Inzwischen konnte übrigens auch der Einwand widerlegt werden, dass Lungenkrebs zu erhöhten Vitamin-B12-Spiegeln führt (Fanidi A et al./Int J Cancer 2019). In konkreten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken, bei Personen mit einer hohen Vitamin-B12-Konzentration im Blut um 15 % höher ist.
Die bedenklichen Vitamin-B12-Dosierungen sollen bei mehr als 55 μg täglich liegen. Die meisten bei uns erhältlichen Nahrungsergänzungsmittel überschreiten jedoch diese Dosis. So sind in Vitamin-B-Komplex-
Präparaten, die weitere Vitamine der B-Reihe enthalten, häufig 100 μg enthalten.
Problematisch scheint vor allem eine Langzeiteinnahme über mehrere Jahre
zu sein: So führte eine Einnahme von Folsäure und Vitamin B12 über zwei Jahre bei älteren Menschen zu Auswirkungen auf die DNA-Methylierung mehrerer Gene, darunter auch Gene, die an der Krebsentstehung beteiligt sind (Kok DE et al./Clin Epigenetics 2015). Andererseits ist durch Studien ebenfalls belegt, dass die Versorgung mit B-Vitaminen aufgrund ihrer Bedeutung im Stoffwechsel essenziell für die korrekte DNA-Synthese und -Reparatur ist.
Unsere Empfehlung lautet daher: Eine bedarfsgerechte Zufuhr von Vitamin B12 ist bei Krebspatienten oder ehemalig Erkrankten wichtig.
Insbesondere bei vegetarischer Ernährung kann es zu einem Mangel kommen, da Vitamin B12 v. a. in tierischen Produkten (Rindfleisch, Filet, Kalbsleber, Hühnerei, Lachs) enthalten ist.
Aber auch ältere Menschen sind häufig davon betroffen. Medikamente können ebenfalls einen Mangel an Vitamin B12 auslösen, indem sie die Aufnahme behindern: Dies sind vor allem Magenblocker, sogenannte Protonenpumpeninhibitoren oder das Diabetesmittel Metformin. Anzeichen für einen Mangel an B-Vitaminen sind vor allem Müdigkeit und Abgeschlagenheit, aber auch Kribbeln, Ameisenlaufen, Muskelschwäche, Sturzneigung und sogar Anzeichen einer Demenz.
Wenn Sie Ihren Blutspiegel von Vitamin B12 nicht kennen, nehmen Sie B-Komplexpräparate bitte nur kurweise ein, z. B. über 6–8 Wochen.
Eine längerfristige Einnahme ist vor allem dann gerechtfertigt, wenn ein Mangel von Vitamin B12 oder anderen B-Vitaminen im Blut nachgewiesen werden konnte.
Bestimmen lässt sich dies zum Beispiel anhand der Marker Holotranscobalmin und/oder Methylmalonsäure. Und beachten Sie: Der Blutspiegel von Vitamin B12 ist nicht immer aussagekräftig, da hier der Grenzbereich weit gefasst ist und im unteren Normbereich (200–400 pg/ml) fast immer ein Mangel vorliegt, der dann mittels der oben genannten Marker bestätigt werden kann. Fragen Sie Ihren behandelnden Therapeuten danach.


Ihre Spende

Unser Ziel ist es, wertvolles Infomaterial frei verfügbar zu machen, um Wissen und Selbstwirksamkeit zu fördern. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, unabhängig zu bleiben und dieses Material einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Jeder Betrag zählt und trägt dazu bei, unsere Mission zu verwirklichen.

Unterstützen Sie uns noch heute und werden Sie Teil unserer Bemühungen – herzlichen Dank!

©iStock, 1210358928, nortonrsx
©iStock, 1210358928, nortonrsx
GfBK Newsletter

Immer gut informiert

über Aktivitäten, Veranstaltungen und Angebote zu ganzheitlichen Krebstherapien sowie Gesundheitsimpulsen für Ihren Alltag.

Unser Newsletter ist ein kostenfreier Service der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.