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Soja und Phytohormone bei Brustkrebs

24. November 2011

Darf ich während der Einnahme von Tamoxifen Sojaprodukte essen? Sie enthalten doch sogenannte Phytoöstrogene...?

Fachleute raten davon ab, Tamoxifen und Soja beziehungsweise hochdosierte Phytohormone gemeinsam einzunehmen. Man fürchtet, dass die Wirkung des Antihormons geschwächt werden könnte, weil die Phytohormone dieselben Rezeptoren besetzen. Tatsache ist, dass in Tierversuchen bei der gleichzeitigen Gabe von Tamoxifen und dem Soja-Isoflavon Genistein Wechselwirkungen beobachtet wurden. Solche unerwünschten Wirkungen ließen sich allerdings in Studien am Menschen nicht bestätigen.

Stattdessen häuften sich die Studienhinweise über positive Effekte von Phytohormonen bzw. Soja bei Brustkrebspatienten. In den U.S.A. beobachteten Wissenschaftler 3.088 Frauen nach überstandenem Brustkrebs über einen Zeitraum von 7,3 Jahren (Caan BJ/Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2011). Das Wiederauftreten von Krebs und die Sterblichkeit wurden mit der Zufuhr von Isoflavonen (Sojainhaltsstoffe) in Zusammenhang gebracht. Das Ergebnis: Keine der Frauen, die Isoflavone zu sich nahmen, hatten ein höheres Sterblichkeitsrisiko oder ein erhöhtes Risiko, erneut an Brustkrebs zu erkranken. Das Gegenteil war der Fall: Je höher die zugeführte Menge an Isoflavonen desto länger lebten die Frauen und desto geringer war ihr Risiko, erneut an Krebs zu erkranken.
Ähnliches trifft für eine ebenfalls in den USA durchgeführte Studie mit 1.954 Teilnehmerinnen zu (Guha N/Breast Cancer Research 2009). Die Frauen hatten keine unerwünschten Effekte durch den Verzehr von Isoflavonen bezüglich ihrer Brustkrebsprognose. Der Schutzeffekt durch Soja zeigte sich vor allem bei Frauen mit Brustkrebs nach den Wechseljahren, die Östrogen-Rezeptor-positiv waren und die mit Tamoxifen behandelt wurden. Ihr Rückfallrisiko wurde durch die Sojainhaltsstoffe um etwa 60 Prozent gesenkt.
Eine Studie aus China (Shu XO/JAMA 2009) mit über 5.000 Betroffenen kommt zum selben Ergebnis: Der Verzehr sojahaltiger Nahrungsmittel nach einer Krebsdiagnose verbessert die Prognose. So hatten Patientinnen, die am meisten Isoflavone aufnahmen, ein 29 Prozent niedrigeres Risiko, während der Studienperiode zu sterben. Bei ihnen lag die Wahrscheinlichkeit, dass der Brustkrebs zurückkehrte 32 Prozent unter dem der Betroffenen mit dem geringsten Sojakonsum.
Eine britische Übersichtsstudie fasste Untersuchungen an fast 10.000 Brustkrebs-Patientinnen zusammen und stellte fest, dass der regelmäßige Verzehr von Soja-Produkten keine negativen Auswirkungen hatte. Er ging teilweise sogar mit einem geringeren Risiko einher, an der Erkrankung zu sterben oder einen Rückfall zu erleiden (Magee PJ/ Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2012). In dieser Studie konnte übrigens auch keine Wechselwirkung zwischen Soja und der Gabe von Tamoxifen bzw. Anastrozol festgestellt werden.

Diese und andere Studien zeigen, dass der Verzehr sojahaltiger Nahrungsmittel nach einer Krebsdiagnose die Aussicht auf Heilung nicht, wie oft behauptet wird, verschlechtert, sondern verbessert. Die weit verbreiteten Vorbehalte gegenüber Soja bei Brustkrebs, die vor allem auf Laborexperimenten beruhen, dürfen Sie daher kritisch betrachten.
Dass aufgrund laborchemischer Daten zur Vorsicht geraten wird, können wir nicht nachvollziehen. Solch ein voreiliges Urteil wird dem komplexen Wirkungsmechanismus der Phytohormone nicht gerecht. Erst kürzlich hat das American Institute for Cancer Research (AICR) festgestellt, dass ein täglicher Sojakonsum, der maximal 160 g Tofu oder 500 ml Sojamilch entspricht, als unbedenklich gelten darf. Grundlage dieser Aussage war eine Übersichtsanalyse aus 40 Studien.
Eine vielseitig zusammengestellte pflanzenkostreiche Ernährung, die einen natürlichen Verbund an Phytohormonen (Soja, Linsen, Hülsenfrüchte und Leinsamen) enthält, ist durchaus zu befürworten. Wir raten nur von hochdosierten Sojabestandteilen in Nahrungsergänzungsmitteln und von stark verarbeiteten und oftmals genmanipulierten Sojaprodukten ab.

Bedenklicher im Hinblick auf eine Brustkrebserkrankung sind Milch und Fleisch. In einer Studie an über 25.000 Norwegerinnen zeigte sich ein um 191 Prozent erhöhtes Krebsrisiko bei Frauen, die mehr als 750 ml Vollmilch täglich tranken, im Vergleich zu einem Konsum von weniger als 150 ml (Gaard M/ Int J Cancer 1995). Fleisch und tierische Produkte allgemein erhöhen das Brustkrebsrisiko deutlich um durchschnittlich 87 Prozent (Toniolo P/ Epidemiology 1994).

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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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