Omega-3-Fettsäuren bei Prostatakrebs?
Wie ich gelesen habe, wurde in einer Studie gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren Prostatakrebs fördern können. Können Sie das bestätigen?
Das ist richtig. Vor einigen Monaten wurde eine Studie aus den U.S.A. veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kam, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren die Bildung von Prostatakrebs fördern können (Brasky M et al./ JNCI J Natl Cancer Inst 2013). Dabei fiel auf, dass hohe Blutspiegel von EPA, DPA und DHA – drei in fettigen Fischen enthaltenen und häufig in Nahrungsergänzungsmitteln verwendeten Omega-3-Fettsäuren – mit einem erhöhten Prostatakrebsrisiko verknüpft waren.
Dies ist nicht die erste Studie, die auf mögliche Risiken der lange Zeit eher positiv bewerteten Omega-3-Fettsäuren hinweist. Auch andere Wissenschaftler stellen die schützende Wirkung von Fischölkapseln in Frage. Die sogenannte DART-Studie zeigt, dass der Effekt bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen fraglich ist: Der anfängliche Nutzen wurde nach längerer Einnahme durch eine erhöhte Schlaganfallrate und andere Komplikationen wieder aufgehoben (Ness AR/Europ J Clin Nutr 2002). Bei den Eskimos kommt es durch ihre fischreiche Ernährung entgegen weit verbreiteter Meinung nicht zu einem Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Ebbesson SOE et al./ Int J Circumpolar Health 2005). Im Gegenteil: Ihr Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, ist sogar erhöht.
Es gibt aber auch Studien, die zu anderen Ergebnissen kommen: So senkte zum Beispiel eine fischreiche Ernährung bei Patienten mit Prostatakrebs das Sterblichkeitsrisiko um 63 Prozent (Konrad M et al. / American Journal of Clinical Nutrition 2010) und eine mit Omega-3-fettsäuren-reiche, fettarme Diät reduzierte die Teilungsrate von Prostatakrebszellen (Aronson W et al. / Cancer Prevention Research 2011).
Die scheinbar widersprüchlichen Studienergebnisse legen die Vermutung nahe, dass es auf die Qualität und die Verarbeitung der Öle ganz wesentlich ankommt. Omega-3-Fettsäuren sind aufgrund ihrer ungesättigten Doppelbindungen sehr oxidationsempfindlich und können damit auch potentiell krebsfördernd wirken. Öle, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind (z. B. Leinöl, Hanföl, Rapsöl, Walnussöl), dürfen nicht zu hell gelagert werden und auch nicht zu warm oder zu lange. Keinesfalls sollte man sie zum Braten verwenden; denn dies erzeugt wiederum krebserregende Stoffe, wie zum Beispiel Lipidperoxide.
Außerdem kommt es natürlich darauf an, wie das Ernährungskonzept in Gänze ausschaut. Fette sind nur ein Teil der Betrachtung, wenn auch ein wichtiger. Wir empfehlen Eiweiß und Fett möglichst nur in geringen Mengen in Form von Fleisch und Wurst. Meiden oder reduzieren Sie Zucker, Weißmehlprodukte, hocherhitzte Speisen (über 180° C), Fertigprodukte und Fast Food, Bevorzugen Sie stattdessen Vollkorngetreide und –produkte (nicht zu grob!) sowie Rohkost (in kleinen Mengen) und Biogemüse. Detaillierte Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung finden Sie in der GfBK-Broschüre Ernährung bei Krebs.