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Immunprofil bei Krebs

29. November 2019

Vor Kurzem habe ich eine Chemotherapie abgeschlossen. Mein Hausarzt schlägt mir nun vor, ein Immunprofil machen zu lassen. Er will daraus Rückschlüsse ziehen, wie meine Immunabwehr funktioniert. Was halten Sie von dieser Untersuchung? Und worauf sollte ich dabei besonders achten?

Bei Krebserkrankungen ist die Aktivität des Immunsystems häufig verändert, insbesondere nach einer Chemo- oder Strahlentherapie. Es gibt zwar sehr komplexe Untersuchungsmöglichkeiten, die Labormedizin kann den Zustand des Immunsystems allerdings nur ansatzweise prüfen.
Anhand eines Immunprofils (andere Bezeichnungen sind Lymphozyten-Differenzierung oder Lymphozyten-Untergruppenbestimmung) werden bestimmte Abwehrzellen der weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten und deren Untergruppen, bestimmt. Die Anzahl der Abwehrzellen lässt aber leider nur bedingt Rückschlüsse auf deren Funktion zu. Selbst wenn alle Zellen des Abwehrsystems absolut gesehen in richtiger Anzahl nachgewiesen sind, können Immundefizite bestehen.
Beim Immunprofil werden die Lymphozyten in T- und B-Lymphozyten sowie Killerzellen aufgeteilt. Die T-Lymphozyten reifen in der Thymusdrüse heran. Sie sind für die zelluläre Immunantwort verantwortlich. Die B-Lymphozyten reifen im Knochenmark heran und vermitteln die humorale Immunantwort. Durch sie werden Antikörper gebildet.
Wichtige Hinweise, dass die Immunabwehr nicht in Ordnung ist, ist neben erniedrigten Lymphozytenzahlen auch ein verschobenes Verhältnis zwischen zytotoxischen und regulatorischen T-Zellen. Regulatorische T-Zellen (TReg) wurden früher als Suppressor-T-Zellen bezeichnet. Diese spezialisierte Untergruppe der T-Zellen hat die Funktion, die Aktivierung der Abwehr zu unterdrücken und so die Selbsttoleranz des Immunsystems zu regulieren. Je höher der Anteil der regulatorischen T-Zellen, desto mehr steht das Immunsystem auf der Bremse. Ein hoher Anteil an zytotoxischen Zellen unterstützt hingegen den Kampf gegen Tumorzellen. Nachgewiesen ist unter anderem ein inverser Zusammenhang zwischen der Anzahl der TRegs im Tumorgewebe und der Überlebensrate (Curiel TJ / Current Opinion in Immunology 2008).
Daher sollte bei der Untersuchung darauf geachtet werden, dass die Werte für regulatorische T-Zellen nicht zu hoch sind.
Erhöhte Werte können auf eine „immunologische Erschöpfung“ bei Virusinfektionen und chronischen Entzündungen hindeuten. In diesen Fällen liefe man mit einer starken Immunstimulation Gefahr, vor allem die falschen Zellen zu begünstigen. Sie wäre daher eher kontraindiziert. Die zahlenmäßige Bestimmung der Killerzellen spielt eine untergeordnete Rolle. Denn diese sind bei Tumorpatienten häufig bereits in das Gewebe ausgewandert und im Blut daher meistens reduziert. Mithilfe eines NK-Zell-Funktionstests kann bestimmt werden, in welchem Maß sich die Funktion dieser Zellen durch eine Immunstimulation verbessert. Ähnliches gilt auch für einen weiteren Funktionstest, den Lymphozytentransformationstest (LTT). Mit einem LTT wird versucht, die Reaktion auf bestimmte Substanzen der biologischen Krebsmedizin (Mistel, Thymus, Selen etc.) besser einzuschätzen, um die Therapie zu optimieren. Hier gilt wie an anderer Stelle auch: Nicht alles, was unter Laborbedingungen gemessen wird, funktioniert ebenso innerhalb des menschlichen Körpers.
Um ein aussagefähiges Immunprofil zu erstellen, werden Untersuchungen im Abstand von etwa vier Monaten gemacht. Sie geben in der Gesamtschau Hinweise auf eine bestehende Immunschwäche bzw. auf den Erfolg einer immunstimulierenden Therapie. Wie bei vielen anderen diagnostischen Methoden setzt die richtige Bewertung der Befunde eine entsprechende Erfahrung voraus. Fragen Sie Ihre*n Hausarzt/Hausärztin ruhig, ob er oder sie diese Erfahrung hat. Denn nur so dient das Immunprofil der individuellen Anpassung Ihrer Therapie.
Achten Sie auch auf eine darmgesunde Lebensweise mit Ballaststoffen, frischem Gemüse und Bewegung. Schließlich sind 80% aller Abwehrzellen im Darm tätig und üben über dieses Organ wichtige Impulse für den ganzen Organismus aus.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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