Skip to main content

Wechselwirkungen Grüner Tee und Johanniskraut

02. Dezember 2011

Ich bin Krebspatientin und habe in einem Zeitungsartikel gelesen, dass vor der Einnahme von grünem Tee und Johanniskraut bei Krebspatienten gewarnt wird. Was können Sie mir dazu sagen?

Ob und in welchem Umfang sich Naturstoffe und schulmedizinische Substanzen in ihrer Wirkung beeinflussen können, ist ein Thema, zu dem schon viele Halbwahrheiten geschrieben wurden. Die Betroffenen werden oft mehr verunsichert als aufgeklärt.

Ein Beispiel ist der Grüne Tee: Mehrere Untersuchungen haben darauf hingewiesen, dass grüner Tee die Chemotherapie unterstützen und die Nebenwirkungen mildern kann. Nur bei einem bestimmten Medikament (Bortezomib) ließ im Reagenzglas und bei Mäusen der krebszerstörende Effekt des Mittels nach, wenn EGCG (Hauptwirkstoff von grünem Tee) dazugegeben wurde. Bortezomib ist ausschließlich für die Behandlung einer eher selten auftretenden Unterart von Lymphkrebs zugelassen. Bei anderen ähnlich wirkenden Substanzen zeigte sich diese Wechselwirkung nicht. Dies liegt wohl daran, dass nur Bortezomib einen bestimmten Borsäure-Rest enthält, an den EGCG sich binden kann, was Bortezomib unwirksam werden lässt. Auch Vitamin C in Dosierungen von mehr als 1g soll an den Borsäure-Rest binden und Bortezomib unwirksam werden lassen.
Dieses Beispiel zeigt, dass Studienergebnisse stets im Zusammenhang gesehen werden müssen. Nach Veröffentlichung dieses Experimentes erschienen in der Presse immer wieder verallgemeinernde Meldungen wie „Grüner Tee kann Chemotherapie behindern" (so auch im Deutschen Ärzteblatt, wobei Bortezomib per definitionem keine Chemotherapie ist) oder „Grüner Tee stört Krebschemotherapie" (Ärztezeitung). Diese Meldungen verunsichern die Betroffenen, denen die genauen Hintergründe solcher Untersuchungen oft genauso unbekannt sind wie ihren behandelnden Ärzten.
Dabei ist mit diesem Experiment lediglich bewiesen worden, dass ein Bestandteil des Grünen Tees bei einem in der Krebstherapie eher selten eingesetzten Medikament (keine Chemotherapie!) die Wirksamkeit im Mausmodell und im Reagenzglasversuch gesenkt hat. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass diese Ergebnisse sich auch im menschlichen Körper so zeigen müssen. Dieses Problem wird leider allzu selten angesprochen. Viele Zusammenhänge bleiben ungeklärt, wie z.B. ob die Dosis im Tierversuch auch tatsächlich der beim Menschen verabreichten entspricht. Auch ist fraglich, ob die beiden Substanzen im menschlichen Körper überhaupt zusammentreffen, wenn die Tabletteneinnahme und das Trinken des Tees zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Johanniskraut. In Deutschland ist das Pflanzenpräparat für milde Depressionen zugelassen. Es wird oft von Krebspatienten nachgefragt.
Johanniskraut ist an einer Vielzahl von Enzym– und Transportsystemen in der Leber beteiligt. Dadurch kann es den Abbau anderer Medikamente beeinflussen. Dies soll vor allem zu einem langsameren Abbau und dadurch zu einer erhöhten Giftigkeit oder auch zu einem beschleunigten Abbau und dadurch zu einer geschwächten Wirksamkeit von anderen Medikamenten führen. Auch Grapefruitsaft beeinflusst auf diese Weise die Abbautätigkeit der Leber.
Unklar ist, ob sich diese Wechselwirkungen im komplexen menschlichen Organismus ebenfalls so beobachten lassen wie im Labor. Im Zweifelsfall empfehlen wir, leichte Depressionen durch homöopathische Komplexmittel oder Bachblüten zu behandeln. Manchmal kann auch alleinige psychoonkologische Betreuung die Einnahme eines Präparates ersetzen.
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass es nicht sicher ist, inwieweit Experimente im Reagenzglas oder Tier auf den menschlichen Organismus übertragbar sind. Bevor dies nicht eindeutig geklärt ist, empfehlen wir, Grünen Tee oder Johanniskraut am Tag zeitlich versetzt zu anderen Medikamenten einzunehmen. Auf Grünen Tee deswegen ganz zu verzichten, halten wir für schlichtweg übertrieben.


Ihre Spende

Unser Ziel ist es, wertvolles Infomaterial frei verfügbar zu machen, um Wissen und Selbstwirksamkeit zu fördern. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, unabhängig zu bleiben und dieses Material einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Jeder Betrag zählt und trägt dazu bei, unsere Mission zu verwirklichen.

Unterstützen Sie uns noch heute und werden Sie Teil unserer Bemühungen – herzlichen Dank!

©iStock, 1210358928, nortonrsx
©iStock, 1210358928, nortonrsx
GfBK Newsletter

Immer gut informiert

über Aktivitäten, Veranstaltungen und Angebote zu ganzheitlichen Krebstherapien sowie Gesundheitsimpulsen für Ihren Alltag.

Unser Newsletter ist ein kostenfreier Service der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.