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Omega-3-Fettsäuren und Brustkrebs

04. August 2021

Ich mache gerade eine Chemotherapie wegen eines Brustkrebses und frage mich, ob ich Omega-3-Fettsäuren zu mir nehmen sollte. Was halten Sie davon? Und falls ja, in welcher Form?

Auch wir raten zu einer Einnahme von Omega-3-Fettsäuren während einer Chemotherapie. So hat im Jahr 2019 eine kleine Studie mit 48 Frauen, die vor der Operation eine neoadjuvante Chemotherapie erhielten, gezeigt, dass bei täglicher Einnahme von 1 Gramm Omega-3-Fettsäuren eine verminderte Zellteilung in den Gewebeproben auftrat (Darwito D / Asian Pac J Cancer Prev 2019; doi:10.31557/APJCP.2019.20.3.911).
Bei der Nachbeobachtung war das krankheitsfreie Überleben bei den Frauen, die Omega-3-Fettsäuren eingenommen hatten, um fünf Monate und das Gesamtüberleben um sechs Monate länger als in der Kontrollgruppe. Auch wenn die Nachbeobachtung mit knapp einem Jahr zu kurz war, um das Überleben wirklich zu beurteilen, gibt diese Studie erste Hinweise darauf, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei Brustkrebs sinnvoll ist. Eventuell zeigen sich bei höheren Dosierungen sogar noch bessere Effekte. Tendenziell war in dieser Studie die Gabe von Omega-3-Fettsäuren mit 1 g täglich etwas zu niedrig angesetzt. Eine gute Versorgung liegt eher bei einer täglichen Omega-3-Zufuhr von 2 g EPA/DHA vor. Dies entspricht 300 g Makrelenfilet, 15 konventionellen Fischölkapseln oder 1 TL eines hochwertigen und gereinigten Algenöls (Volker Schmiedel, Naturarzt 9/2020).
Auch andere Studien haben gezeigt, dass Brustkrebspatientinnen von der Gabe von Omega-3-Fettsäuren profitieren. So kann ein hoher Fischkonsum das Brustkrebsrisiko um 3/4 bzw. 4/5 reduzieren (Kim J / BMC Cancer 2009). Und in einer anderen Studie hatten Frauen nach den Wechseljahren mit einer hohen Zufuhr an Omega-6-Fettsäuren ein verdoppeltes Brustkrebsrisiko (Chajès V / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2012). Eine hohe Omega-3-Zufuhr halbierte dagegen das Risiko für Brustkrebs. Letzteres zeigte sich in dieser Studie aber nur für übergewichtige Frauen. Eine Erklärung wäre, dass Omega-3-Fettsäuren möglicherweise die entzündliche Wirkung von Übergewicht kompensieren könnten (Schmiedel V / Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2015).
Wenn Sie genau wissen möchten, wie viel Omega-3-Fettsäuren Sie benötigen, lassen Sie Ihr Omega-6:3-Verhältnis im Blut überprüfen. Wenn das Verhältnis deutlich über 5:1 liegt, werden zu viele Omega-6-Fettsäuren im Vergleich zu Omega-3-Fettsäuren aufgenommen. Liegt das Verhältnis zum Beispiel zwischen 7:1 und 15:1, so lautet die Empfehlung, 1 EL Fischöl oder 1 TL Algenöl zu sich zu nehmen. Bei einem Verhältnis über 15:1 darf es ruhig etwas mehr sein, z. B. 1,5 EL Fischöl bzw. 1,5 TL Algenöl oder am Wochenende die doppelte Dosis (2 EL oder 2 TL).
Und wie sieht es mit pflanzlicher Alpha-Linolensäure (ALA) beispielsweise aus Leinöl aus? Fast alle Studien beschränken sich auf die maritimen Omega-3-Fettsäuren EPA/DHA. Man weiß aber inzwischen, dass ALA nur in minimaler Menge vom Organismus in EPA und DHA umgewandelt wird.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 hat das Potenzial von pflanzlichen und marinen Omega-3-Fettsäuren zur Hemmung der Entwicklung von Brusttumoren verglichen. Allerdings wurde hier nur die Entwicklung von Brusttumoren bei Mäusen untersucht, die gezüchtet wurden, um HER2-positiven Brustkrebs zu entwickeln. Das Ergebnis dieser Laborstudie: Aus Fischöl gewonnene Omega-3-Fettsäuren konnten die Entwicklung aggressiver Brustkrebstumoren wirksamer stoppen als solche aus pflanzlichen Quellen. Mäuse, die den aus Fischöl stammenden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA ausgesetzt waren, hatten um 60–70% kleinere Tumore sowie 30% weni ger Brusttumoren. Um den gleichen Effekt zu erzielen, mussten die Mäuse viel höheren ALA-Dosen ausgesetzt werden. Die Autoren dieser Studie schätzen, dass pflanzliches ALA 1/8 so wirksam ist wie EPA + DHA (Liu J / The Journal of Nutritional Biochemistry 2018). Aufgrund der bisherigen Forschungen wür- den wir (nicht nur bei einer Brustkrebser krankung) empfehlen, das Omega-6:3-Verhältnis im Blut zu überprüfen und daraufhin abgestimmt ein Fisch- oder Algenöl einzu nehmen. Wegen der zunehmenden Ver schmutzung der Meere sind gereinigte und hochwertige Öle besonders sinnvoll. Wenn Sie zusätzlich Fisch essen möchten, achten Sie auf nachhaltige Fangmethoden (MSC-Siegel). Abraten möchten wir Ihnen von Meeresfrüchten oder Thunfisch, die eher mit Schadstoffen belastet sind. Bei Fisch in Dosen kommt ein weiteres Problem hinzu: Biphenol-A-diglycidylether. Dieser Stoff ist ein Bestandteil der Innenbeschichtung und wird von öl- oder fetthaltigen Lebensmitteln aus den Dosen herausgelöst (www.ugb. de/lebensmittel-im-test/ist-fisch-noch-geniessbar/).
Selbstverständlich können auch Omega- 3-reiche pflanzliche Nahrungsmittel (Leinsamen und Co.) in die Ernährung integriert werden. Sie sind bedeutend besser als Omega-6-reiche Pflanzenöle wie Sonnenblumen- oder Distelöl und können dank der enthaltenen Lignane ebenfalls positive Wirkungen entfalten (Buck K / J Clin Oncol 2011).
Achten Sie auch darauf, dass Omega-3-Fettsäuren aufgrund ihrer ungesättigten Doppelbindungen sehr oxidationsempfindlich sind. Öle, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind (neben Algenöl oder Fischöl sind das z. B. Leinöl, Hanföl, Rapsöl, Walnussöl), dürfen nicht zu hell gelagert werden und auch nicht zu warm oder zu lange. Keinesfalls sollte man sie zum Braten verwenden, denn dies kann krebserregende Stoffe erzeugen.
Außerdem kommt es natürlich darauf an, wie das Ernährungskonzept in Gänze aussieht. Fette sind nur ein Teil der Betrachtung, wenn auch ein wichtiger. Detaillierte Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung finden Sie in der GfBK-Broschüre Ernährung bei Krebs.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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