Vitamin C im Nature-Artikel in der Kritik
Ich selbst habe Krebs und bin durch die Berichterstattung über Vitamin C in der Welt Online verunsichert. Dort stand, dass Vitamin C angeblich das Tumorwachstum fördern könne. Sie empfehlen in Ihren Veröffentlichungen ausdrücklich die Anwendung des Vitamin C. Was ist von dem Bericht zu halten?
Schon am 19. August 2009 erschien unter der Rubrik „Letters" in der Zeitschrift Nature der ein Beitrag von Schafer und Kollegen. Die Veröffentlichung führte noch am selben Tag zu einer sehr negativen Berichterstattung in Welt-online mit dem Titel „Die dunkle Seite des Vitamin C". Diese Berichterstattung ist zugleich ein Beispiel dafür, dass in der Laienpresse bereits im Titel falsche Hinweise gegeben werden, da in der Studie von Schafer Vitamin C (eines der wichtigsten Antioxidantien des Körpers) überhaupt nicht vorkommt!
Schafer und Kollegen untersuchten im Reagenzglas unter anderem die Wirkung von Antioxidantien (N-Acetylcystein NAC und Trolox) auf die ersten Schritte der Tumorentwicklung von Brustkrebszellen. Und zwar wurde in dieser Versuchsanordnung u.a. der Einfluss auf Faktoren, die den natürlichen Zelltod beeinflussen, untersucht. Dabei wurde lediglich beobachtet, dass in Epithelzellen, die keinen Kontakt zu ihrem Ursprungsgewebe mehr haben, die Gabe von Antioxidantien wie N-Acetylcystein und Trolox die ATP-Bildung durch Oxidation von Fettsäuren erhöhen. (ATP ist die Abkürzung für Adenosintriphosphat, einem Molekül, welches in der Zelle für die grundlegenden energieverbrauchenden Prozesse aller Lebewesen eine entscheidende Rolle spielt.) Welche Relevanz diese Forschungsergebnisse für den Menschen haben, kann mit dieser Reagenzglasuntersuchung überhaupt nicht beurteilt werden. Denkbar wäre auch, dass die ATP-Bildung zu einem beschleunigten Zelltod führt, da Oxidationsprodukte die Zellen schädigen können. Die hier verwendeten Antioxidantien sind jedoch überhaupt nicht vergleichbar mit den Antioxidantien (z.B. Vitamin C, Vitamin E und Selen), die der Mensch mit der Nahrung direkt oder durch sogenannte Nahrungs-ergänzungsmittel (z.B. Vitamintabletten) aufnimmt. Insofern wurden hier völlig falsche Schlussfolgerungen gezogen, die allzu leichtfertig in der Laienpresse verbreitet wurden. Wir empfehlen weiterhin Krebspatienten in konkreten Belastungssituationen die individuell angepasste Gabe von Vitaminen und Spurenelementen. Im Zweifelsfall berät Sie sehr gern der ärztliche Beratungsdienst unserer Gesellschaft.