Ich würde gerne wissen, inwieweit Schlafmangel Auswirkungen auf eine Krebserkrankung haben kann?
Mehrere Studien gehen der Frage nach, ob Schichtarbeit Krebs auslösen kann. Der Zusammenhang gilt als weitestgehend nachgewiesen. In Dänemark ist Brustkrebs bei Frauen, die regelmäßig in Schichten arbeiten, daher als Berufskrankheit anerkannt. Durch Nachtarbeit wird weniger Melatonin gebildet. Dieses Schlafhormon unterdrückt das Tumorwachstum und hemmt die Produktion von Östrogenen. So erklärt sich auch die Beobachtung aus Studien, dass Nachtschwestern deutlich weniger Melatonin und mehr brustkrebsfördernde Östrogene im Blut haben. Ältere Untersuchungen bestätigen diesen Mechanismus: In einer Studie zeigte sich, dass Wechselschichten über ein bis vierzehn Jahre mit einem erhöhten Krebsrisiko von acht Prozent und einem erhöhten Brustkrebsrisiko um 23 Prozent einhergingen (Schernhammer ES et al./J Natl Cancer Inst 2001; 93). Eine andere Untersuchung zeigte sogar, dass bei Patientinnen häufiger aggressive Brusttumore auftraten, wenn sie sich im Mittel für höchstens sechs Stunden schlafen gelegt hatten (Thompson CL/Breast Cancer Res 2012).
Auch eine Auswertung von kanadischen Forschern kommt zu dem Schluss, dass Nachtschichten für ein erhöhtes Tumorrisiko verantwortlich sind (Parent M-E et al./Am J Epidemiol 2012; 176: 751–759). Bei der Auswertung fiel auf, dass Männer mit Krebs deutlich häufiger als solche ohne Krebserkrankung in der Vergangenheit nachts gearbeitet hatten. Die Wissenschaftler bereinigten die Studie um andere bekannte Risikofaktoren und errechneten, dass Schichtarbeiter ein etwa dreifach erhöhtes Risiko für Prostatakrebs, ein 2,3-fach erhöhtes Risiko für Non- Hodgkin-Lymphome und Pankreaskarzinome, ein doppelt so hohes Risiko für Kolon- und Rektalkarzinome sowie ein 1,8-fach erhöhtes Risiko für Lungen- und Blasenkrebs hatten. Dagegen schien das Risiko für Magen-, Leber- und Ösophagustumoren sowie Melanome nicht oder nur geringfügig erhöht zu sein. Aus diesen Forschungsergebnissen lässt sich die Bedeutung eines ausgeglichenen Tag-Nacht-Rhythmus in Zusammenhang mit dem Krebsrisiko ableiten.
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