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Besser schlafen mit Melatonin

04. August 2021

Seit einiger Zeit schlafe ich schlecht. Nun hat mir eine Bekannte Melatonin empfohlen. Was halten Sie davon? Kann ich dies als Krebspatientin einnehmen?

Sie sprechen ein wichtiges Thema an. In den letzten Jahren zeigt sich tatsächlich immer mehr, dass Melatonin viele positive Effekte hat, und zwar nicht nur für einen gesunden Schlaf. Inzwischen sind viele Me- chanismen bekannt, über die sich Melatonin positiv auswirkt.
Genau genommen ist Melatonin ein natürliches Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus unseres Körpers steuert. Vom menschlichen Organismus wird Melatonin in der Zirbeldrüse des menschlichen Gehirns gebildet. Dabei wird Melatonin vor allem in der Dunkelheit ausgeschüttet. Der Melatoninspiegel in der Nacht ist etwa zehnmal so hoch wie tagsüber. Bei Ein- und Durchschlafstörungen ist der nächtliche Melatoninspiegel im Blut meistens verringert (Riemann D / Psychiatry Res 2002).
Melatonin wirkt aber nicht nur schlaffördernd, sondern hat auch noch andere Auswirkungen auf den Organismus. So werden verschiedene Stoffwechselprozesse herunterreguliert (z. B. die Körpertemperatur) und andere aktiviert (z. B. das Immunsystem). In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Melatonin eine immunstärkende und gleichzeitig entzündungshemmende Wirkung hat, was bei chronischen Entzündungen von Bedeutung sein kann.
Dass Melatonin krebshemmend wirkt, ist ebenfalls gut untersucht. Erste Zusammenhänge zeigten Studien, die zum Thema Schichtarbeit gemacht wurden. Dadurch weiß man, dass durch Nachtarbeit weniger Melatonin gebildet wird, dass Melatonin wahrscheinlich antiöstrogen wirkt und speziell das Auftreten von Brustkrebs beeinflusst. So erkrankten Krankenschwestern, die regelmäßig Nachtdienst hatten, häufiger an Brustkrebs (Schernhammer ES / Epidemiology 2006). Je weniger Melatonin ausgeschieden wurde, umso höher war das Brustkrebsrisiko (Basler M / Breast Care (Ba- sel) 2014). Außerdem konnte im Tierversuch nachgewiesen werden, dass gedimmtes Licht die nächtliche Melatoninausschüttung stört und das Ansprechen des Tumors auf eine Tamoxifentherapie herabsetzt (Dauchy RT / Cancer Res 2014).
In mehreren Analysen wurde zudem ein geringeres Sterberisiko bei Krebspatienten beobachtet, wenn diese Melatonin eingenommen hatten. Allerdings lagen hier die täglichen Dosierungen mit 20 mg teilweise sehr hoch und sind bei uns so nicht erhältlich (Wang YM / Cancer Chemother Pharmacol 2012).
Die wichtigste Indikation für den Einsatz von Melatonin sind hierzulande vor allem Schlafstörungen, wobei Einschlafstörungen besser auf Melatonin ansprechen sollen als Durchschlafstörungen. Melatonin wird zur Schlafverbesserung bei Erwachsenen mit einer Dosierung von 1–3 mg kurz vor dem Schlafengehen eingenommen. Am besten und schnellsten resorbierbar sind Präparate, die direkt über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Da die individuelle Reaktion auf Melatonin unterschiedlich ist, kann es sein, dass bei manchen Menschen 1 mg bereits ausreicht, während andere 3 mg benötigen. Manche Therapeuten raten tendenziell zu eher höheren Dosierungen und empfehlen die Einnahme von 5 mg. Letzteres ist besonders bei nachgewiesenem Melatoninmangel anzuraten oder wenn eine niedrigere Dosis nicht den gewünschten Effekt bewirkt.
Sprechen Sie bitte auch unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt, ob ein Therapieversuch mit Melatonin für Sie infrage kommt. Wenn möglich, sollte immer auch der Melatoninspiegel (aus dem Nachturin oder dem Nachtspeichel) bestimmt werden.
Um den Tag-Nacht-Rhythmus wiederherzustellen, achten Sie bitte auch darauf, dass Licht die Melatoninausschüttung hemmt. Dies passiert besonders dann, wenn Sie während des Tages zu wenig oder am Abend zu hellem Licht ausgesetzt sind. Vor allem Blaulicht aus elektronischen Geräten (TV, PC, Tablet, Handy) hemmt die natürliche Melatoninausschüttung.
Davon abgeleitete „natürliche“ Maßnahmen für eine bessere Melatoninausschüt- tung in der Nacht sind: das Schlafzimmer komplett abdunkeln; Elektrogeräte, Handys, Smartphones und Laptops aus dem Schlafzimmer verbannen; zu spätes Fernsehen vermeiden; Entspannungsübungen praktizieren; ggf. eine Augenmaske tragen; sich regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten angewöhnen; sich tagsüber so oft wie möglich im hellen Sonnenlicht aufhalten; Bewegung an der frischen Luft. Vor allem Letzteres hat sich auch zur Rezidivprophylaxe bewährt und ist ein wichtiger Bestandteil einer ganzheitlichen Therapiebegleitung.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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