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GfBK warnt: Untersuchungen zur Krebs-Früherkennung können mehr schaden als nutzen

Patienten sollen künftig zu Krebs-Vorsorgeuntersuchungen verpflichtet werden. Das sieht der Entwurf der Bundesregierung zur umstrittenen Gesundheitsreform vor. Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK) lehnt eine solche Verpflichtung ab. Sie weist darauf hin, dass Maßnahmen zur Früherkennung den Patienten unter Umständen mehr schaden als nutzen. Die Entscheidung für oder gegen eine Vorsorgeuntersuchung soll nur individuell getroffen und nicht per Gesetz vorgeschrieben werden.

Nach dem Willen der Bundesregierung müssen sich Patienten, die Früherkennungs-Maßnahmen verweigern, im Fall einer Krebserkrankung mit zwei Prozent ihres Bruttoeinkommens an den Behandlungskosten beteiligen. Menschen, die regelmäßig zu den Untersuchungen gehen, brauchen hingegen nur ein Prozent aufzubringen. Dabei geht es nur um Krebserkrankungen, die in der Vorsorge entdeckt werden können.

Zwar kann eine frühe Diagnose und Therapie von Krebstumoren für manche Betroffene lebensrettend oder zumindest lebensverlängernd sein. Doch ebenso ist unzweifelhaft, dass Früherkennungs-Untersuchungen Patienten schaden können. Denn noch immer sind die Methoden nicht ausgereift (siehe Infokasten).

Die Architekten der Gesundheitsreform hoffen, dass schwere Krankheiten durch reihenweise Früherkennungsmaßnahmen verhindert und so langfristig Kosten gespart werden. „Dies ist aber ein Trugschluss", meint György Irmey, der Ärztliche Direktor der GfBK. „Früherkennungs-Untersuchungen ziehen in vielen Fällen unnötige und hohe Kosten nach sich."

So erhielten gesunde Menschen bei Früherkennungsuntersuchungen positive Befunde, obwohl keine Krebserkrankung vorliegt, berichtet Irmey. Erst nach belastenden und teuren Zusatzuntersuchungen bis zur operativen Gewebeentnahme kann der Krebsverdacht ausgeräumt werden. Nach Angaben der Stiftung Warentest trifft das zwei von drei Patienten, die beispielsweise an einer Früherkennung für Brust- und Prostatakrebs teilnehmen.

Häufig kommt es auch vor, dass Patienten eine so genannte „Überdiagnose" erhalten. Mit Hilfe von Röntgenuntersuchungen der Brust, einer Darmspiegelung oder eines Tests zur Erkennung von Prostatakrebs wird ein Tumor im frühen Stadium zwar lokalisiert, der aber im Verlauf des Lebens die Gesundheit nie beeinträchtigt hätte. Die Betroffenen werden nach der Diagnose stattdessen aufwendig mit teuren Chemo- oder Strahlentherapien behandelt und belastet, obwohl der Krebsherd unbedeutend ist.

Selbst wenn die Diagnose richtig ist, heißt dies oft nur, dass der Patient länger mit dem Bewusstsein einer Krebserkrankung leben muss. Dabei ist nicht gesagt, ob der Betroffene durch eine frühe Diagnose bessere Überlebenschancen hat. Ein früher Befund bedeutet zunächst frühzeitiger Therapiebeginn mit allen Belastungen, die bei einer Behandlung entstehen. Dies ist oft lebensrettend, kann aber unter Umständen ohne Einfluss auf den Krankheitsverlauf bleiben.

Irmey fordert angesichts dieser Bedenken, dass für jeden Einzelfall der Nutzen einer Früherkennungsuntersuchung gegen den möglichen Schaden abgewogen werden muss. „Diese Entscheidung können nur Arzt und Patient gemeinsam treffen und nicht der Gesetzgeber. Eine Bestrafung wegen der Nichtteilnahme – wie sie im Gesetzesentwurf vorgesehen ist - ist ethisch nicht vertretbar".

Infokasten

Früherkennung Brustkrebs: Mammografie kaum Nutzen

Jahrelange Untersuchungen der Hamburger Professorin Dr. med. Ingrid Mühlhauser zeigen, dass Röntgenuntersuchungen zur Früherkennung von Brutkrebs (Mammografie) statistisch kaum einen Vorteil bringen. Demnach sterben in einem Zeitraum von zehn Jahren von 2.000 Frauen, die auf eine Mammografie verzichtet haben, acht an Brustkrebs. Im gleichen Zeitraum sterben sieben von 2.000 Frauen, die sich einer Mammografie unterzogen haben. (P. Gǿtzsche, M. Nielsen: Cochrane Review 2006, Issue 4, No. CD001877) Ein gravierender Kritikpunkt: Wie bei anderen Krebsuntersuchungen kann es auch bei der Mammografie zu einer Überdiagnose kommen. Das bedeutet, dass ein Tumor entdeckt und behandelt wird, der sich aber nie bemerkbar gemacht hätte. Zudem werden zwei von drei Patientinnen fälschlicherweise mit einem Krebsverdacht konfrontiert, ohne dass tatsächlich ein Tumor vorliegt. Das hat jüngst die Stiftung Warentest herausgefunden. Erst nach weiteren belastenden Untersuchungen stellt sich der Befund als Fehldiagnose heraus.

Hinzu kommt, dass die Röntgenbestrahlung der Brust als Krebs erregend gilt.

Früherkennung Darmkrebs: Darmspiegelung ohne Vorteil

Ob reihenweise durchgeführte Darmspiegelungen tatsächlich die Darmkrebssterblichkeit senken, ist wissenschaftlich nicht erwiesen.

Dafür sind unerwünschte Nebenwirkungen bekannt. Auch in diesem Fall weist die GfBK auf die Gefahr der Überdiagnose hin. Darüber hinaus sind Darmspiegelungen unangenehm, aufwendig und teuer. In seltenen Fällen treten Blutungen auf, Verletzungen der Darmwand oder Infektionen durch die Keime anderer Patienten.

Auch für die Darmkrebsfrüherkennung hat die Stiftung Warentest festgestellt, dass zwei von drei Patienten eine Fehldiagnose gestellt wird, die erst nach weiteren Untersuchungen ausgeräumt wird.

Früherkennung Prostatakrebs: wissenschaftlich zweifelhaft

Für einige Männer kann die frühe Entdeckung eines Prostatatumors lebensrettend sein. In vielen anderen Fällen führt der Prostatakrebs jedoch im Laufe des Lebens nicht zu Beschwerden. Die meisten Betroffenen sterben nicht am Prostatatumor. Wissenschaftlich ist es zudem zweifelhaft, ob die frühe Aufdeckung von Prostatakrebs die Überlebensrate überhaupt verlängert. Männer, bei denen die Prostata regelmäßig durch Ultraschall, Abtasten oder Bluttests (PSA-Test) überprüft wird, gehen das Risiko ein, jahrelang mit der psychisch belastenden Diagnose Krebs zu leben, ohne dass eine Behandlung notwendig geworden wäre. Die Behandlung ist oft mit Komplikationen verbunden. Sie kann zu Inkontinenz und Impotenz führen. Der Tumor wird aufwendig behandelt, dabei hätte der Tumor niemals zu Beschwerden geführt.

GfBK_Presseinfo_November_2006_Frueherkennung.pdf

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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