Mein Heilungsweg
Fast 55 Jahre lang war ich allgemein bei guter Gesundheit. Bei alltäglichen Beschwerden half mir mein Hausarzt und auch die Unterstützung von Heilpraktikern war mir mehrfach hilfreich gewesen. Im Laufe des Jahres 2012 schlichen sich dann diffuse, zeitweilig auftretende Beschwerden ein: eigenartige Hautausschläge, unerklärliche Sehstörungen, Leistungsverlust mit Müdigkeit und Erschöpfung, Blähungen und Darmgrummeln.
Die Fachärzte konnten sich keinen Reim darauf machen. Schließlich erhielt ich die Diagnose Reizdarm. Die Beschwerden besserten sich trotz Ernährungsumstellung nicht und so wechselte ich den Hausarzt. Meine neue Hausärztin ist Medizinerin und hat auch Seminare für Heilpraktiker besucht, was mir auf Anhieb zusagte. Nach einer ausgiebigen Anamnese hatte sie die entscheidende Idee und ließ die entsprechenden Blutwerte bestimmen. Sie eröffnete mir, dass mein Tumormarker CA19.9 dramatisch erhöht war – Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs. Mich erfasste eine eiskalte Angst, mir wurde schwindelig und der Schweiß brach mir aus. Aus fast völliger Gesundheit, war ich nun von heute auf morgen todkrank.
Im Was im Vorfeld geschah
Im Frühjahr 2011 hatte ich meinen Arbeitsplatz verloren – aus Gründen, die ich bis heute nicht nachvollziehen kann. Zwar fand ich ein Jahr später wieder eine verantwortungsvolle Position, doch von der Kündigung bis in die Probezeit hinein hatte ich monatelang immer wieder Existenzängste. Die Situation empfand ich als extrem bedrohlich. Die Lebensgrundlage meiner Familie hing von meinem Einkommen ab. Hinzu kam, dass es in meiner Ehe in den Jahren 2010/2011 ziemlich kriselte. Möglicherweise wurden bei mir traumatische Kindheitserlebnisse reaktiviert, die mit Bedrohung, körperlicher Gewalt und Hilflosigkeit zusammenhingen und die ich bis dahin nicht bearbeitet hatte. Vielleicht war auch einfach nur „das Fass zum Überlaufen voll″.
Die Gesundheits-Maschinerie
Durch persönliche Beziehungen bekam ich rasch einen Untersuchungstermin. Nach vier Tagen Labor, Endo-Sonographie, Gastroskopie, Sonographie, CT, Röntgen und Punktion stand die Diagnose fest: Ich hatte ein hochaggressives, inoperables Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse sowie massive Metastasen im Lymphsystem. Weitere Metastasen wurden in Leber, Hals und Lunge vermutet. Der Chef der Onkologie gab mir noch drei Monate zu leben, wenn nicht sofort etwas unternommen würde. Die mittelfristige Überlebenschance für diese Erkrankung liegt statistisch gesehen bei 5%. Wir starteten unverzüglich mit der Chemotherapie. Schon bei der ersten Sitzung stellte ich mir vor, wie die giftigen Substanzen meinen Körper durchfluten und nur die Krebszellen angreifen. Alles Übrige sollte heil bleiben. Geplant waren zwölf Chemos, jeweils drei Tage andauernd, im 14-tägigen Rhythmus. Am Ende sind in elf Sitzungen 50 Liter Giftflüssigkeit durch meinen Körper geflossen. Die ersten drei Zyklen habe ich relativ gut vertragen. Später hatte ich unter Übelkeit, Schwindel, Durchfall, Entzündungen der Mundschleimhaut sowie Geschmacks- und Geruchsverirrungen zu leiden. Die Haare fielen mir zum Glück nicht aus.
Noch vor der ersten Chemotherapie habe ich das psychoonkologische Angebot der Klinik in Anspruch genommen und begonnen, meine Ängste mit Meditationen und Klangschalentherapie zu bekämpfen. Gleichzeitig bildete sich bei mir der unbedingte Wille aus, die Diagnose voll zu akzeptieren, die Prognose lehnte ich jedoch für mich strikt ab – ich wollte alles daran setzen, wieder gesund zu werden. Durch die Psychoonkologin kam ich in Kontakt mit der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK) und mit Dr. Ebo Rau. Sein Bauchspeicheldrüsenkrebs, so erfuhr ich in einem Vortrag, konnte nach der Chemotherapie heilend operiert werden. Die Botschaften von Ebo Rau begeisterten mich. Ich war fest entschlossen, seinem Gesundungsbeispiel zu folgen. Also wurde ich Mitglied der GfBK und bekam Zugang zu wertvollen Informationen über den Umgang mit Krebs. Außerdem erhielt ich nützliche Empfehlungen für einschlägige Bücher und Internetseiten. Das war ein Meilenstein im Kampf gegen meinen Krebs und der Wendepunkt hin zu meinem Gesundungsweg. Für mich war es wichtig, mich umfassend über meine Erkrankung zu erkundigen. Nur ein informierter Patient ist ein mündiger Patient. So konnte ich bei den Gesprächen über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten – schulmedizinische und komplementäre – mitreden. Dadurch hatte ich ein gutes Gefühl von Eigenaktivität.
Ein starker Rückhalt
In einer solchen Situation braucht man einen starken Rückhalt. In meinem Fall waren das eindeutig meine Frau Martina und mein Sohn Marius sowie meine Eltern, die mich stets voll unterstützt haben. Ich bin ihnen aufrichtig und von Herzen dankbar. Für mich war noch ein zweiter Halt wichtig: meine Arbeit. Ärzte und Schwestern wunderten sich, dass ich am jeweils ersten Tag der Chemotherapie fleißig noch E-Mails am Notebook bearbeitete und dienstlich telefonierte. Erst als es mir dann elend wurde, habe ich mir die nötige Auszeit genommen. Ohne diesen Hauch von Alltagsnormalität wäre ich vielleicht zugrunde gegangen. Ein wichtiger Aspekt in jeder Phase der Krebserkrankung ist der Umgang mit der Angst und mit dem Stress, der durch Diagnosen und Behandlungen ausgelöst wird. Mir haben hierbei Entspannungstechniken und offene Begegnungen mit unterschiedlichsten Gesprächspartnern sehr geholfen, aber auch das meditative Zwiegespräch mit meiner Seele.
Wege aus dem Dschungel
Durch einen Flyer wurde ich auf die TEB Selbsthilfe e.V. (Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse) aufmerksam. Zusammen mit meiner Frau besuchte ich ein Ärzte- und Patientenseminar der TEB in Ludwigsburg. Dort bekamen wir ein unabhängiges, umfassendes Bild meiner Erkrankung und der vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten. Ein weiteres Informations-Highlight war der Kongress der GfBK in Heidelberg. Diese Veranstaltung war für mich ein Glücksfall und ein Segen zugleich. Hier konnte ich aus der undurchsichtigen Vielzahl der Angebote und Möglichkeiten die für mich richtigen Schlüsse ziehen und meinen Gesundungsweg einschlagen. Intuitiv suchte ich mir die Kurse aus, die mich ansprachen. Meine Frau besuchte parallel die Ernährungsseminare und nahm meine „Krebsernährung“ tatkräftig in die Hand. Wir sind schrittweise und konsequent auf die „vegane Bioernährung“ umgestiegen. Damals war die Ernährungsumstellung ein Experiment. Heute bin ich der Meinung, sie war und ist für mich lebensrettend. Auch die Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen war für mich ein wichtiger Gesundungsbaustein. Mein Bedarf an Zink, Selen und Vitamin D wurde durch eine Blutanalyse bestimmt.
Faszinierend ist für mich die wunderbare Fähigkeit des menschlichen Organismus zur Selbstheilung. Der Körper kann sich mit Hilfe unseres inneren Arztes in Verbindung mit der göttlichen Heilkraft und gesunden Gedanken selbst heilen. Diesen Prozess kann man ggf. durch Medikamente und Nahrungsmittel unterstützen.
Im Mai 2013 waren im PET-CT keine Krebsherde mehr erkennbar und die Tumormarker sanken im Sturzflug. Die 12. Chemotherapie wurde ausgesetzt. Das war mein erster Lichtblick nach einer langen und qualvollen Durststrecke.
Körper, Seele, Geist
Schon in den ersten Wochen nach der Diagnose ist mir bewusst geworden, dass ich alle Ressourcen und Ebenen meiner Persönlichkeit einsetzen muss, um diese schwere Krankheit zu überleben. Eines Nachts hatte ich die Eingabe, dass ich meine Krebsauslöser mit Hilfe von Hypnose ausfindig machen und bearbeiten muss. Ich entdeckte zufällig die Anzeige einer Heilpraktikerin für Hypnotherapie in der Tageszeitung. Nach 10 bis 12 Behandlungen hatte ich den „Schuldigen“ aus den Vergangenheitserlebnissen vergeben. Vergebung ist einer der mächtigsten Heilfaktoren, das wurde mir in dieser Phase klar. Die entspannenden Traumreisen, die ich im Rahmen der Hypnotherapie kennengelernt hatte, konnte ich zwischenzeitlich selbst durchführen.
Ungefähr zur gleichen Zeit fand ich durch einen Tipp von Ebo Rau zu Carl Simontons Buch „Wieder gesund werden“. Ich sog das Buch und die darin beschriebene Visualisierungstechnik innerhalb eines Tages in mir auf. Schlagartig wurde mir das mächtige Heilungspotenzial der Visualisierung bewusst.
Angesichts der lebensbedrohlichen Krankheit habe ich mich mit meinem Tod beschäftigt. Neben den rechtlichen Themen, wie z. B. der Patientenverfügung, ergeben sich natürlich noch andere, teils schmerzhafte und sorgenvolle Fragestellungen. Ich war jedoch stets mehr dem Leben zugewandt als dem Tod. Geholfen haben mir ein Buch über „Die Heilkraft buddhistischer Psychologie“ von Thich Nhat Hanh und der feste Glaube an die unsterbliche Seele. Im Alltag versuche ich, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Mitmenschlichkeit und Mitgefühl einzubauen. Auf solche Dinge hatte ich früher nicht viel Wert gelegt. Heute denke ich: Das sind die absolut positiven Seiten meiner Erkrankung.
Was den Körper anbelangt, mussten meine Hausärztin und ich zunächst einmal die Folgen der Chemotherapie verarbeiten. Als Erstes wurden der Säure-Basen-Haushalt und die Darmflora stabilisiert. Mittels Vitaminspritzen, Algenextrakten und chinesischen Heilpilzen wurde mein Immunsystem systematisch wieder aufgebaut und mit einer Ausleitungstherapie wurden Gifte ausgeschwemmt. Da sich erfreulicherweise mein Gesundheitszustand weiter besserte, auch Blutwerte und MRT-Ergebnisse in den Zwischenuntersuchungen positive Befunde brachten, konnten wir mit einer mehrmonatigen Enzymtherapie weitere Gesundungsschritte einleiten. Im Januar 2014 hatte ich es schwarz auf weiß: Vollremission – Tumormarker normal. Das zu lesen, war für mich der glücklichste Moment, den man sich als Krebspatient vorstellen kann. Im Dezember 2014 wurde nach weiteren positiven Zwischenbefunden der Venenport entfernt.
Zurück ins Leben
Die Tatsache, dass ich unbefristet als 100 % schwerbehindert anerkannt wurde, führt mir vor Augen, dass für mich nun andere Lebensgesetze gelten. Man sollte dem Leben mindestens so viel Aufmerksamkeit schenken wie der Krankheit. So war ich während der ersten Chemozyklen mit meinem besten Freund Wilfried zur Skilehrer-Weiterbildung, mit Kollegen zum Skilaufen und mit Familie und Freunden im Urlaub. Es gab viele, die mich damals für verrückt erklärten.
Im Sommer nach der Chemotherapie verbrachte ich mit meiner Frau und meinem Sohn einen lang ersehnten Insel-Urlaub und wir waren mit lieben Freunden gemeinsam in Hamburg. Die familiäre und freundschaftliche Geborgenheit, gepaart mit wunderschönen Erlebnissen, waren für mich beste Heilmittel.
Meine Frau und ich haben ein weiteres großes Lebensziel ins Auge gefasst. Wir wollen ein Haus bauen, auf einem schönen, ruhigen, funkwellenarm und erdstrahlenfrei gelegenen Grundstück. Lebensziele sind mächtige Heilfaktoren, sie stärken den Lebenswillen und tragen dazu bei, Ängste zu lindern.
Alles in allem ist das Leben nach der Erkrankung viel intensiver und tiefgründiger geworden. Vielfältige neue Erkenntnisse und wunderbare menschliche Kontakte haben sich eingestellt. Meine Frau und ich glauben fest daran, dass ich mit meiner Lebensweise den Krebs noch sehr lange in Schach halten kann.
Andere Patienten möchte ich mit meinem Bericht anregen, intuitiv den für sie passenden, individuellen und durchaus auch außergewöhnlichen Weg zu finden, um mit der Krankheit möglichst lange zu leben oder sogar wieder gesund zu werden. Sich allein der ärztlichen Kunst auszuliefern, ist sicher nicht zielführend. Dazu gehören sehr viel Mut und Selbstvertrauen.
Weitere Informationen
Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.