Skip to main content

Vitamin D und Hodgkin-Lymphome

30. März 2021

Borchmann S, Cirillo M, Goergen H, Meder L, Sasse S, Kreissl S, Bröckelmann PJ, von Tresckow B, Fuchs M, Ullrich RT, Engert A. Pretreatment Vitamin D Deficiency Is Associated With Impaired Progression-Free and Overall Survival in Hodgkin Lymphoma. Journal of Clinical Oncology 2019 37:36, 3528-3537

Ziel einer Studie von Kölner Forschern war, herauszufinden, ob ein Vitamin-D-Mangel bei Hodgkin-Lymphom-Patienten mit einer schlechteren Tumorkontrolle und mit einem schlechteren progressionsfreien Überleben und Gesamtüberleben verbunden ist.
Dazu untersuchten die Wissenschaftler 351 Patienten mit Hodgkin-Lymphomen über einen Beobachtungszeitraum von 13 Jahren. 50% der Patienten hatten vor der geplanten Chemotherapie einen Vitamin-D-Mangel (<30 nmol / l). Dabei galten in dieser Studie folgende Referenzbereiche: Ausreichend: ≥ 50 nmol/l, unzureichend: ≥ 30 und < 50 nmol/l, und mangelhaft: < 30 nmol/l.
Ergebnisse: Patienten mit Progression oder Rückfall wiesen signifikant niedrigere Vitamin-D-Spiegel auf, als Patienten ohne Rückfall (21,4 vs. 35,5 nmol/l). Sie hatten außerdem häufiger einen Mangel an Vitamin D (68 vs. 41%). Diesen Effekt beobachteten die Wissenschaftler konstant über alle Krankheitsstadien hinweg.
Die Zusammenschau der Ergebnisse ergab, dass Patienten mit einem Vitamin-D-Mangel eine Beeinträchtigung des Gesamtüberlebens und damit auch ein deutlich höheres Sterberisiko aufwiesen. Konkret bedeutete dies, dass nach zehn Jahren 81,8 Prozent der Patienten ohne Vitamin-D-Mangel progressionsfrei überlebten. Patienten mit Vitamin-D-Mangel überlebten jedoch nur zu 64,2 Prozent ohne Progression. Hinsichtlich des Gesamtüberlebens lebten nach zehn Jahren noch 87,2 Prozent der Patienten ohne Vitamin-D-Mangel. Von den Patienten, die einen Vitamin-D-Mangel hatten, waren es nur 76,1 Prozent.
Aufbauend auf der Hypothese, dass der Vitamin-D-Status für die Chemosensitivität von Hodgkin-Lymphomen, wichtig sein könnte, führte die Forschergruppe Laborversuche mit Zellen und Mäusen durch, um besser verstehen zu können, warum die Patienten mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln ein höheres Progressionsrisiko und Sterberisiko hatten. Dabei wurden Hodgkin-Lymphom-Zelllinien mit physiologischen Dosen von Vitamin D ergänzt. In Kombination mit einer Chemotherapie waren die antiproliferativen Effekte größer als ohne Vitamin D. Dies galt für den Versuch mit Zellen und Mäusen gleichermaßen.

GfBK-Kommentar: In dieser Studie hat ein Vitamin-D-Mangel das Risiko erhöht, am Hodgkin Lymphom zu versterben. Auch andere Studien zeigten bereits einen möglichen Zusammenhang mit Lymphomen. Zuletzt konnte Bittenbring anhand der RICOVER-60 Studie zeigen [7], dass ältere Patienten mit B-Zell-Lymphomen, die Rituximab erhielten, ein schlechteres 3-Jahres ereignisfreies Überleben (59% vs. 79%) und ein schlechteres 3-Jahres Gesamtüberleben (70% vs. 82%) aufwiesen, wenn ein Vitamin-D-Mangel vorlag (definiert als ≤ 8 ng/ml).
Die Rituximab-vermittelte zelluläre Zytotoxizität (RMCC) stieg übrigens in dieser Studie bei sieben von sieben Personen mit Vitamin-D-Mangel nach Substitution und Normalisierung ihrer Vitamin-D-Spiegel signifikant an. Schon damals schlussfolgerten die Forscher, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel ein Risikofaktor für ältere Patienten mit Lymphomen ist, die mit Rituximab behandelt werden.
Wir vermuten, dass die verbesserte Wirkung der antikörperabhängigen Zytotoxizität durch Vitamin D auch unter Trastuzumab bei Brustkrebs und anderen Antikörpertherapien eine Rolle spielt. Insofern sollte die Bestimmung der 25(OH)-Vitamin-D-Konzentration im Blut und eine daraufhin abgestimmte Substitution bei jedem Krebspatienten zur täglichen Routine gehören.
Interessant ist auch, dass in diesen Studien der Grenzwert von Vitamin D als sehr niedrig angesetzt wurde. Und zwar waren dies teilweise Werte, die inzwischen mit unter 8 ng/ml als sehr schwerer Mangel einzuschätzen sind. Werte über 8 ng/ml gelten dabei keinesfalls mehr als normal. Bei Vitamin D sollten die Werte (gemessen als 25-OH-Vitamin D) über 40 bzw. zwischen 50 und 70 ng/ml liegen. Bereits mit unter 30 ng/ml liegen die Patienten im Mangelbereich.
Beispielhaft eine Studie aus dem Jahr 2016: Ein Vitamin-D-Spiegel über 40 ng/ml senkt das Risiko für Brustkrebs im Vergleich zu unter 20 ng/ml um 67 % [8], ein Wert über 60 ng/ml um mehr als 80 % [9]. Je höher der Vitamin-D-Wert im Serum, desto niedriger war das Risiko für Brustkrebs.
Wichtig zu wissen: Da Vitamin D eng mit Vitamin K, Calcium und Magnesium zusammenarbeitet, sollten auch diese Nährstoffe ausreichend aufgenommen werden. Da Magnesium für die Aktivierung von Vitamin D benötigt wird, könnte eine Vitamin-D-Gabe ohne ausreichend Magnesium sogar nutzlos sein [10].

Literatur
[7] Bittenbring JT, Neumann F, Altmann B Achenbach B et al. Vitamin D deficiency impairs rituximab-mediated cellular cytotoxicity and outcome of patients with diffuse large B-cell lymphoma treated with but not without rituximab. J Clin Oncol 2014; 32(29): 3242-8
[8] McDonnell SL, Baggerly C, French CB, Baggerly LL, Garland CF, Gorham ED, Lappe JM, Heaney RP. Serum 25-Hydroxyvitamin D Concentrations >/= 40 ng/ml Are Associated with >65% Lower Cancer Risk: Pooled Analysis of Randomized Trial and Prospective Cohort Study. PLoS One 2016; 11(4): e0152441.
[9] McDonnell SL, Baggerly CA, French CB, Baggerly LL, Garland CF, Gorham ED, Hollis BW, Trump DL, Lappe JM. Breast cancer risk markedly lower with serum 25-hydroxyvitamin D concentrations >/=60 vs <20 ng/ml (150 vs 50 nmol/L): Pooled analysis of two randomized trials and a prospective cohort. PLoS One 2018; 13(6): e0199265.
[10] Uwitonze AM, Razzaque MS. Role of Magnesium in Vitamin D Activation and Function. J Am Osteopath Assoc 2018; 118(3): 181-189.


Ihre Spende

Unser Ziel ist es, wertvolles Infomaterial frei verfügbar zu machen, um Wissen und Selbstwirksamkeit zu fördern. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, unabhängig zu bleiben und dieses Material einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Jeder Betrag zählt und trägt dazu bei, unsere Mission zu verwirklichen.

Unterstützen Sie uns noch heute und werden Sie Teil unserer Bemühungen – herzlichen Dank!

©iStock, 1210358928, nortonrsx
©iStock, 1210358928, nortonrsx
GfBK Newsletter

Immer gut informiert

über Aktivitäten, Veranstaltungen und Angebote zu ganzheitlichen Krebstherapien sowie Gesundheitsimpulsen für Ihren Alltag.

Unser Newsletter ist ein kostenfreier Service der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.