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Misteltherapie und monoklonale Antikörper

03. Dezember 2019

Schad F et al: Safety of Combined Treatment with Monoclonal Antibodies and Viscum album L Preparations. Integrative Cancer Ther 2018; 17(1): 41-51

Die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen einer Krebstherapie mit monoklonalen Antikörpern kann durch die zusätzliche Gabe von Mistelpräparaten deutlich verringert werden. Dies hat ein Forschungsteam um den Berliner Arzt Friedemann Schad in einer retrospektiven Kohortenstudie mit 56 Patienten herausgefunden.
Ziel der Studie war die Ermittlung der Häufigkeit unerwünschter Ereignisse im Verlauf einer Kombinationstherapie von Mislelpräparaten mit monoklonalen Antikörpern. Dabei erhielten die Patienten (medianes Alter: 65 Jahre) entweder die Kombinationstherapie (n=43), oder für mindestens einen Monat - vor oder nach der Kombinationsphase - auch eine Misteltherapie (n =12) oder eine Therapie mit monoklonalen Antikörpern (n=8) erhielten.
Die Dauer der Kombinalionstherapie betrug je nach Behandlungsgruppe im Median zwischen 3,5 und 7,9 Monaten. Die Misteltherapie wurde als intravenöse Infusion verabreicht.
Ergebnisse: Es traten bei 61 % aller Patienten insgesamt 142 Nebenwirkungen auf. Die höchste Frequenz wurde in der Gruppe mit zeitweise ausschließlicher Antikörpertherapie beobachtet (63 % der Patienten betroffen), gefolgt von der Gruppe, die die Kombinationstherapie erhielten (56 % der Patienten). Die geringste Nebenwirkungsrate wies die Gruppe mit zeitweiser Mistelmonotherapie auf (42 %). Die Prüfung der Häufigkeit der Nebenwirkungen in den verschiedenen Therapiephasen ergab die höchste Rate (32 %) während der Antikörpertherapie. Wenn zusätzlich eine Misteltherapie erfolgte, verringerte sich die Häufigkeit auf 21 %. Die geringste Rate fand sich in der Phase, in der nur eine Misteltherapie erfolgte (6 %). Somit traten Nebenwirkungen im Rahmen der Kombinationstherapie deutlich seltener auf als während der Behandlung mit monoklonalen Antikörpern.


GfBK-Kommentar: Inzwischen gilt die Misteltherapie als wissenschaftlich gut erforscht. Es gibt eine sehr gute Evidenz (LoE 1a) dafür, dass die Behandlung mit Mistelpräparaten zur Steigerung der Lebensqualität, zur Verringerung von Schwäche (Fatigue) und zu eine besseren Verträglichkeit von schulmedizinischen Tumortherapien führt.
Neue Medikamente aus der Klasse der monoklonalen Antikörper oder die Checkpointinhibitoren werden zunehmend im Sinne einer onkologischen Immuntherapie eingesetzt. Diese Studie zeigt, wenn auch an nur wenigen Patienten, dass sich die Verträglichkeit einer monoklonalen Antikörpertherapie durch eine gleichzeitige Mistelgabe verbessert und nicht verschlechtert. Anhand weiterer Daten scheint die Kombination mit Checkpointinhibitoren ebenfalls unproblematisch zu sein
[1].
Bedenken zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Mistel und einer herkömmlichen Chemotherapie konnten übrigens weder in Zell- noch in Tierversuchen bestätigt werden. Auch bei der HER2-positiven Brustkrebszelllinie SK- BR-3 führte die Hinzunahme der Mistel nicht zu einer Abschwächung der Trastuzumab-Wirkung. Im Gegenteil: Sie brachte verstärkende Effekte (Weissenstein U et al. Interaction of a standardized mistletoe
[2].
Einzig bei hämatologischen Erkrankungen (Leukämien, Lymphome) ist es eher nicht ratsam die Mistel einzusetzen. Bei allen anderen Tumorarten ist eine Misteltherapie zeitgleich mit anderen Immuntherapien möglich. Wenn während der Behandlung Infektionen und Fieber auftreten, sollte die Mistelgabe gestoppt bzw. unterbrochen werden. 1-2 Wochen nach Abklingen der Symptome kann sie fortgesetzt werden. Außerdem ist bei Autoimmunerkrankungen Vorsicht geboten, z.B. bei Hashimoto-Schilddrüsenentzündung, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Literatur:

[1] Thronicke, A et al: Clinical safety of combined therapy of immune checkpoint inhibitors and Viscum album L. therapy in patients with advanced or metastatic cancer. BMC Complementary and Alternative Medicine 2017; 17: 534

[2] Weissenstein U et al. Interaction of a standardized mistletoe (Viscum album) preparation with antitumor effects of Trastu- zumab in vitro. BMC Complement Altern Med. 2016;16:271


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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