Mammakarzinom: 6 Zyklen sind nicht besser als vier
Was ist die optimale Dauer einer adjuvanten Chemotherapie bei Frauen mit einem Niedrig-Risiko-Mammakarzinom? Diese Frage wurde in einer aktuellen randomisierten Studie der Cancer and Leukemia Group B (CALGB 40101) untersucht (Shulman LN et al./ J Clin Oncol 2012).
Dabei erhielten zwischen den Jahren 2002 und 2008 3.171 Frauen mit operablem Mammakarzinom (davon 6 % mit 1–3 positiven Lymphknoten) entweder 4 Zyklen AC (n = 1.142; 1.002 in 2-Wochen und 140 in 3-Wochen-Zyklen), 6 Zyklen AC (n = 789; 645 in 2-Wochen und 144 in 3-Wochen-Zyklen), 4 Zyklen Paclitaxel (n = 1.151; 1.005 in 2-Wochen und 146 in 3-Wochen-Zyklen) oder 6 Zyklen Paclitaxel (n = 789; 648 in 2-Wochen und 141 in 3-Wochen-Zyklen). 90 % der Studienteilnehmerinnen hatten keine befallenen Lymphknoten hatten und 77 % waren HER2-negativ.
Primärer Endpunkt war das rezidivfreie Überleben. Nach median 5,3 Jahren war sowohl das rezidivfreie als auch das Gesamtüberleben von der Therapiedauer unbeeinflusst, wobei sich auch hinsichtlich des verwendeten Therapieregimes keine Unterschiede ergaben. Das rezidivfreie 4-Jahres-Überleben betrug 90,9 % in der Gruppe mit sechs Zyklen und 91,8 % in der Gruppe mit vier Zyklen. Beim 4-Jahres-Gesamtüberleben lagen die Werte bei 95,3 bzw. 96,3 %. Auch bestimmte Subgruppen profitierten von einer längeren Therapiedauer nicht.
Fazit der Autoren: Eine Verlängerung der Chemotherapie von vier auf sechs Zyklen kann Frauen mit primärem Mammakarzinom und maximal drei positiven Lymphknoten erspart werden.
GfBK-Kommentar: In der hier vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass die übliche Therapiedauer von 6 Zyklen adjuvanter Chemotherapie keinen Nutzen gegenüber 4 Zyklen hat. Sicher werden Kritiker einwenden, dass Paclitaxel alleine bisher nicht als Standardtherapie anzusehen ist und diese Therapien meistens in Kombination angewendet werden. Trotzdem sollten diese Ergebnisse zum Nachdenken anregen, zumal schon eine Analyse aus dem Jahr 2002 (Colleoni M et al. / Brit J Cancer 86, 2002) keinen Unterschied im rezidivfreien 5-Jahres-Überleben bei 3 Zyklen (54%) und bei 6 Zyklen (55%) CMF zeigte. Um wirklich jeden Kritiker zu überzeugen, wären zukünftig in diesem Bereich mehr Studien zu fordern, die die üblichen Standardtherapien miteinander vergleichen.