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Der beste Tageszeitpunkt für Checkpointinhibitoren

20. Mai 2022

Qian DC, Kleber T, Brammer B et al. Effect of immunotherapy time-of-day infusion on overall survival among patients with advanced melanoma in the USA (MEMOIR): A propensity score-matched analysis of a single-centre, longitudinal study. Lancet Oncol 2021; 22:1777-1786. doi: 10.1016/S1470-2045(21)00546-5

Die Wirkung von „zielgerichteten“ modernen Immuntherapien scheint davon abhängig zu sein, zu welcher Tageszeit sie gegeben werden. Zumindest betrifft dies die große Gruppe der sogenannten Checkpointinhibitoren, die dann die beste Wirksamkeit haben, wenn die Infusionen morgens oder mittags gegeben werden.
Hintergrund dieser Erkenntnis ist eine Studie um David Qian und seinen Team, die die zirkadiane Wirkungsweise der Therapie mit Checkpointinhibitoren an 299 Melanompatienten im Stadium-4 untersucht haben, die mit Ipilimumab, Nivolumab oder Pembrolizumab behandelt worden waren. Ein Viertel von ihnen hatte mindestens 20% der Infusionen nach 16.30 Uhr (abends) erhalten. Diese Patienten hatten in der Auswertung deutlich schlechtere Überlebenschancen als Patienten mit einem geringeren Anteil von abendlichen Infusionen. Der Effekt zeigte sich auch in den gemachten Gruppen, die bezüglich Tumoreigenschaften und Radiotherapie vergleichbar waren.
Fazit der Studie: Das Risiko, im Beobachtungszeitraum zu sterben, war bei einem mindestens 20%igen Anteil von Infusionen nach 16:30 Uhr doppelt so hoch wie bei einem geringeren Anteil. Auch interessant: Die Applikationszeit hatte keine Auswirkungen auf die Rate der Nebenwirkungen. Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass Infusionen mit Checkpointinhibitoren besser vor dem Nachmittag eingeplant werden sollten.

GfBK-Kommentar:
Der Grund für die nachlassende Wirkung in dieser Studie der sonst gut wirksamen Checkpointinhibitoren liegt wahrscheinlich darin, dass die Zellen des Immunsystems einer zirkadianen Rhythmik folgen, mit einem Nadir um 16 Uhr. Dadurch ist auch erklärbar, warum abendliche Impfungen gegen Influenzaviren eine eher schwächere spezifische Immunantwort hervorrufen als Impfungen am Tag [1].
Die Bedeutung des Immunsystems bei schulmedizinischen Immuntherapien wird dadurch unterstrichen, dass auch bei anderen Krebsarten die Therapie dann am wirksamsten sind, wenn vorher keine Chemotherapie verabreicht wurde, da dann unter Umständen nur wenige Abwehrzellen (Lymphozyten) vorhanden sind, die für eine Immunantwort wichtig sind. Außerdem scheint generell eine gesunde Darmflora wichtig zu sein. Und Patienten sollten vor und während einer Immuntherapie keine Antibiotika erhalten, da die gleichzeitige Einnahme die Prognose verschlechtert. Auch hier liegt wahrscheinlich der Effekt in einer ungünstigen Beeinflussung der Darmflora und einer dadurch hervorgerufenen Schwächung des darmassoziierten Immunsystems.

Literatur
[1] Long JE, Drayson MT, Taylor AE, Toellner KM, Lord JM, Phillips AC. Morning vaccination enhances antibody response over afternoon vaccination: A cluster-randomised trial. Vaccine 2016; 34(24): 2679-85. doi: 10.1016/j.vaccine.2016.04.032. Erratum in: Vaccine. 2016 Sep 14;34(40):4842. PMID: 27129425; PMCID: PMC4874947


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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