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DDT und Brustkrebs

03. Dezember 2019

Cohn BA, Cirillo PM, Terry MB. DDT and Breast Cancer: Prospective Study of Induction Time and Susceptibility Windows. Journal of the National Cancer Institute 2019; djy198. https://doi.org/10.1093/jnci/djy198

Das bis in die 70iger Jahre am meisten eingesetzte Pestizid DDT, das sich auch heute noch im Blut der meisten Menschen nachweisen lässt, löst vermutlich auch heute noch Brustkrebserkrankungen aus. Dabei kann die Latenzzeit, in der DDT als Agonist am Östrogenrezeptor Brustkrebs auslösen kann, vier Jahrzehnte oder länger betragen. Dies zeigen Ergebnisse um Barbara Cohn von der Universität von Berkeley in Kalifornien an einer Fall-Kontroll-Studie.
Die Epidemiologen werteten Daten von 20.754 Frauen aus, die zusammen mit ihren Müttern in den Jahren 1959 bis 1967 an den „Child Health and Development Studies“ teilgenommen hatten. Damals waren mehrmals Blutproben von den Kindern entnommen und eingefroren worden, sodass sie später auf DDT und seine Metaboliten hin untersucht werden konnten.
In einer früheren Studie hatten die Forscher die DDT-Konzentrationen von Kindern verglichen, die später bis zum Alter von 50 Jahren an einem prämenopausalen Mammakarzinom erkrankt waren, und solchen, die gesund geblieben waren. Die Analyse ergab, dass bereits eine pränatale Exposition mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden war. Die vulnerable Phase, in der DDT bei diesen Frauen die spätere Entwicklung eines prämenopausalen Mammakarzinoms angestoßen hat, reichte ungefähr bis zum 14. Lebensjahr. Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, stieg bei erhöhter DDT-Belastung in utero für die Töchter fast um den Faktor Vier [2].
Jetzt verglich Cohn eine zweite Gruppe von 153 Frauen, die erst nach den Wechseljahren im Alter von 50 bis 54 Jahren am Brustkrebs erkrankten, mit 432 gesunden Frauen. Auch hier war eine signifikante und dosisabhängige Assoziation nachweisbar. Betroffen waren allerdings anders als in der ersten Studie vor allem die Frauen, die im Alter zwischen 4 und 24 Jahren mit DDT exponiert worden waren.

GfBK-Kommentar: Das Pestizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) gehörte zu den ersten Umweltgiften, für die eine hormonartige Wirkung belegt werden konnte. Als sogenannter „endokriner Disruptor“ kann es in kleinster Menge das Hormonsystem im Organismus und die fetale Frühentwicklung stören sowie das Erbgut verändern. Die Liste der endokrinen Disruptoren, die oft in sehr geringer Konzentration in das Hormonsystem von Menschen und Tieren eingreifen, ist lang, und die meisten sind keinesfalls verboten! Neben Pestiziden wie DDT zählen auch Schwermetalle wie Quecksilber dazu, oder Triclosan, das in Zahnpasta und Seifen verwendet wird. Bisphenol A, das als Bestandteil von Kunststoffen (z.B. Plastikflaschen und Dosen) an die Nahrung abgegeben wird, steht ebenso im Verdacht, und auch Parabene, die als Konservierungsmittel in Kosmetika verwendet werden. Ganz verboten ist DDT übrigens auch nicht. Das Stockholmer Übereinkommen von 2004 erlaubt die Herstellung und Verwendung von DDT weiterhin zur Bekämpfung von krankheitsübertragenden Insekten, insbesondere den Überträgern der Malaria. In Afrika und Asien wird es zu diesem Zweck auch heute noch eingesetzt.

Literatur:
Cohn BA, La Merrill M, Krigbaum NY, Yeh G, Park JS, Zimmermann L, Cirillo PM. DDT Exposure in Utero and Breast Cancer. J Clin Endocrinol Metab 2015; 100(8): 2865-72. doi: 10.1210/jc.2015-1841


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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