„Mikronährstoffe sind für mich absolut unverzichtbar“
Interview mit Dr. med. Volker Schmiedel
von Petra Barron
Dr. med. Volker Schmiedel ist seit 40 Jahren als Arzt tätig, davon 20 Jahre als Chefarzt der Inneren Abteilung der Habichtswald-Klinik in Kassel. Von 2015 bis 2024 praktizierte er im ganzheitlichen Ambulatorium Paramed in Baar, Schweiz. Seine Schwerpunkte liegen in der Naturheilkunde, insbesondere in der Anwendung von Mikronährstoffen zur Unterstützung der Gesundheit. Dr. Schmiedel hat zahlreiche Publikationen verfasst, darunter das Buch „Omega-3 – Öl des Lebens“, in dem er die Bedeutung von Omega-3-Fettsäuren für die Gesundheit hervorhebt.

Dr. Petra Barron: Ich freue mich sehr, dass ich einen der führenden Experten für dieses Interview gewinnen konnte. Besonders mag ich deinen Leitsatz, lieber Volker, der ganz den Ansatz der GfBK widerspiegelt: „So wenig Schulmedizin wie nötig und so viel Naturheilkunde wie möglich.“ Es geht nicht darum, das eine auszuschließen und das andere zu idealisieren oder gar zu verteufeln, sondern darum, beides miteinander zu kombinieren und zu prüfen, was dem Menschen am besten dient.
Du bist seit vielen Jahren in der naturheilkundlichen Medizin tätig, und es gibt viele verschiedene Richtungen. Wie kam es dazu, dass du dich besonders auf die Mikronährstoffe spezialisiert hast?
Dr. med. Volker Schmiedel: Schon während meines Studiums, also mittlerweile vor mehr als 40 Jahren, habe ich erkannt, dass unsere sogenannte Schulmedizin vor allem in der Akut- und Notfallmedizin ihre Stärken hat. Wenn ich mir ein Bein gebrochen habe oder einen Herzinfarkt erleide, möchte ich nicht nur mit Pflanzen oder Nährstoffen behandelt werden, sondern alle Errungenschaften der konventionellen Medizin in Anspruch nehmen. Doch bei chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise Autoimmunerkrankungen, Migräne oder auch Krebs, ist die konventionelle Medizin allein oft nicht ausreichend wirksam.
Bei komplexen Erkrankungen müssen wir komplex denken und handeln. Für mich bedeutet dies, dass die Basis immer die Ernährung bildet. Von der Ernährung aus ist es dann nur ein kleiner Schritt zu den Mikronährstoffen, denn mit unserer heutigen Nahrung erhalten wir oft nicht mehr alle essenziellen Nährstoffe in der Menge, die für uns optimal wäre. Gerade wenn es um das Immunsystem geht, sei es zur Infektabwehr oder zur Krebsabwehr, ist es unerlässlich, dieses durch Nährstoffe zu unterstützen.
Ja, das finde ich auch immer wieder erstaunlich. Egal mit wem ich zu diesem Thema spreche, am Ende kommen wir immer zu derselben Erkenntnis: Die Basis ist von entscheidender Bedeutung. Leider reicht die heutige Ernährung oft nicht mehr aus, um uns mit allen wichtigen Stoffen zu versorgen, insbesondere wenn eine Erkrankung wie Krebs vorliegt oder wenn eine Krebstherapie durchgeführt wird. Welche Rolle spielen Mikronährstoffe aus deiner Sicht bei der Unterstützung von Krebspatientinnen und -patienten, sowohl während einer Therapie wie der Chemotherapie als auch unabhängig davon?
Mikronährstoffe sind für mich absolut unverzichtbar. Beginnen wir mit der Prävention, denn hier gibt es eine sehr gute Datenlage. Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen haben zum Beispiel gezeigt, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen hinsichtlich ihrer Selen- oder Zinkzufuhr verglichen wurden und dabei signifikante Unterschiede in der Krebsinzidenz festgestellt wurden.
Oder ein anderes Beispiel: Beim Melanom, dem bösartigen schwarzen Hautkrebs, konnte nachgewiesen werden, dass gut mit Vitamin D versorgte Menschen ein nur halb so hohes Erkrankungsrisiko haben. Eine Halbierung der Melanomrate allein durch Vitamin D ist eine beeindruckende Erkenntnis.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat im Februar 2022 ebenfalls neue Metaanalysen zum Thema Vitamin D und Krebs veröffentlicht. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass, wenn alle Deutschen ab 50 Jahren Vitamin D einnehmen würden, jährlich 30.000 Krebstodesfälle verhindert werden könnten. Und das allein durch eine einfache Maßnahme, die nur wenige Cent kostet. Das ist ein Effekt, der Chemotherapien und andere Maßnahmen in den Schatten stellt. Doch warum wird eine so simple und effektive Prävention nicht flächendeckend umgesetzt?
Ja, das ist eine berechtigte Frage. Viele Patientinnen und Patienten setzen sich selbst mit diesen Themen auseinander, weil sie spüren, dass sie mehr tun können und wollen. Aber warum bleibt eine solch eindeutige wissenschaftliche Erkenntnis, selbst wenn sie vom DKFZ kommt, so oft unbeachtet?
Das ist genau das Problem. Die Erkenntnisse liegen vor, doch sie werden nicht konsequent in die Praxis umgesetzt. Ich frage oft: Kennst du Onkologen, die Vitamin D standardmäßig empfehlen? Die Antwort ist meistens nein.
Zum Thema Mammakarzinom haben Forscher vor etwa zehn Jahren untersucht, wie der Vitamin-D-Spiegel zum Zeitpunkt der Diagnose aussieht. Dabei wurden die Patientinnen in vier Gruppen eingeteilt: niedriger und bleibend niedriger Vitamin-D-Spiegel, niedriger, aber ansteigender Spiegel, hoher und bleibend hoher Spiegel sowie hoher, aber abfallender Spiegel. Die Ergebnisse zeigen, dass Patientinnen mit ansteigendem oder konstant hohem Spiegel eine deutlich bessere Überlebensrate hatten als jene mit dauerhaft niedrigem Spiegel. Die Sterblichkeit konnte von 30% auf nur noch 5% reduziert werden – und das allein durch Vitamin D! Keine andere Therapie wie Chemotherapie, Bestrahlung, Bewegung oder Ernährung war in diesen Studien enthalten, sondern nur dieser eine Faktor. Ist das nicht fantastisch?
Wie siehst du die allgemeine Empfehlung, dass man nur im Winter 1000 bis 2000 Einheiten Vitamin D nehmen soll und dass es im Sommer reicht, sich mit Unterarmen und Gesicht der Sonne auszusetzen?
Das reicht nicht! Da gibt es eine interessante Untersuchung des Robert Koch-Instituts. Sie haben Vitamin-D-Spiegel in der deutschen Bevölkerung gemessen und festgestellt: Zwei Drittel der Menschen liegen unterhalb des empfohlenen Wertes von 50 Nanomol pro Liter. Ein Drittel hat sogar Werte unter 30 Nanomol pro Liter – das ist extrem niedrig! Im Winter ist es natürlich besonders schlimm, aber auch im Sommer haben noch 10 % der Bevölkerung katastrophal schlechte Werte.
Meine Standarddosierung für Erwachsene mit normalem Gewicht und normaler Sonnenexposition liegt bei 5000 Einheiten Vitamin D pro Tag. Damit erreiche ich in der Regel die angestrebten Spiegel. Viele Patientinnen und Patienten denken, dass sie im Sommer nichts nehmen müssen, weil die Sonne scheint. Doch wenn ich im September ihre Werte messe, sind sie oft drastisch gesunken. Warum? Weil sie im Sommer das Vitamin D abgesetzt haben, obwohl sie nur kurze Zeit der Sonne ausgesetzt waren.
Ich empfehle daher: An Tagen mit intensiver Sonneneinstrahlung und voller Körperexposition kann man die Einnahme aussetzen. Aber an bewölkten Tagen oder wenn man viel in Innenräumen ist, sollte die Einnahme weitergehen. Und dann kommt oft die Frage: Was kostet das? Mein bevorzugtes Präparat kostet 5 Euro – im Jahr! Damit erhöht sich nicht nur die Vitamin-D-Versorgung, sondern es gibt auch weniger Infekte wie Grippe oder Corona und nachweislich ein reduziertes Krebsrisiko.
Dann gibt es noch die Angst vor der Überdosierung. Wie schätzt du das ein?
Das ist ein wichtiges Thema. Schon Paracelsus sagte: „Die Dosis macht das Gift.“ Das gilt auch für Vitamin D. Doch man muss schon viele Fehler machen, um sich wirklich überzudosieren. Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) gibt 4000 Einheiten als völlig unbedenklich an. Meine Erfahrung zeigt, dass selbst 5000 Einheiten in der Regel keine Probleme machen.
Genau! Man sieht den direkten Zusammenhang einfach nicht so offensichtlich. Aber Vitamin D ist ja nur ein Baustein. Welche anderen Mikronährstoffe hältst du noch für essenziell, besonders im Zusammenhang mit einer Krebstherapie?
Neben Vitamin D sind meine zweitwichtigsten und liebsten Nährstoffe die Omega-3-Fettsäuren. In der Regel nehmen wir davon zu wenig zu uns, denn täglicher Fischkonsum ist heute aus Umweltgründen kaum noch machbar. Würden alle Menschen täglich Meeresfisch essen, wären die Meere bald überfischt. Zudem kommt die Belastung durch Schadstoffe wie Quecksilber, Pestizide und Mikroplastik.
Deshalb empfehle ich, einmal pro Woche Meeresfisch und einmal pro Woche Binnenfisch zu essen. Doch selbst damit erreichen wir oft nicht die optimalen Werte. Um gute Omega-3-Spiegel zu erzielen, kommen wir um die Einnahme von Fischöl oder Algenöl nicht herum. Die Studienlage dazu ist sehr gut belegt.
Eine ältere Übersichtsarbeit zeigt bereits vor über zehn Jahren, dass Entzündungen das Tumorwachstum fördern. Omega-3 dient nachweislich der Krebsprävention, hilft, die Muskelmasse während einer Chemotherapie zu erhalten, und verstärkt sogar die Wirkung bestimmter Chemotherapien. Allerdings sollte man den Onkologen fragen, denn es gibt Wechselwirkungen, zum Beispiel mit Cisplatin. In den Therapiepausen hingegen ist eine ausreichende Versorgung mit Omega-3 sehr wichtig.
Das bedeutet, dass man es am Tag der Chemogabe sowie einen Tag davor und danach aussetzen sollte, aber in den Therapiepausen weiterhin einnehmen kann?Genau. Eine epidemiologische Untersuchung zu Unterleibskrebs bei Frauen verglich Patientinnen mit gesunden Kontrollpersonen, die hinsichtlich Alter, Gewicht und Einkommen statistisch vergleichbar waren. Dabei zeigte sich, dass das Risiko für Krebserkrankungen in der Gruppe mit der niedrigsten Omega-3-Versorgung fast doppelt so hoch war wie in der Gruppe mit der höchsten Versorgung. Konkret zeigte sich für EPA, eine maritime Omega-3-Fettsäure, eine Reduktion des Krebsrisikos um 43% und für DHA um etwa 33%. Das ist ein erheblicher Effekt!
Und das nur durch Omega-3! Wenn wir Vitamin D noch hinzunehmen, erhöht sich der Nutzen sicherlich noch weiter.
Ganz genau. Eine spannende Schweizer Studie hat das sogar untersucht. Probanden wurden in acht Gruppen aufgeteilt, um die Effekte von Bewegung, Vitamin D und Omega-3 zu erfassen. Allein eine einzige dieser Maßnahmen reduzierte das Krebsrisiko um ein Drittel. Zwei Maßnahmen zusammen halbierten das Risiko, und wer alle drei Maßnahmen berücksichtigte, hatte ein um zwei Drittel geringeres Risiko! Und dabei waren die Dosierungen in der Studie eher niedrig: 2000 Einheiten Vitamin D und 1 Gramm Omega-3 pro Tag. Ich empfehle höhere Mengen, sodass die Effekte möglicherweise noch deutlicher ausfallen könnten.
Das sind beeindruckende Zahlen. Was ist mit der Rolle von Omega-6-Fettsäuren?
Hier gibt es eine klare Erkenntnis: Ein hoher Omega-6-Spiegel, zum Beispiel durch Sonnenblumenöl, Distelöl oder Sojaöl, fördert Entzündungen und verdoppelt das Krebsrisiko.
Das heißt, Sonnenblumenöl, das in vielen deutschen Haushalten verwendet wird, wäre keine gute Wahl?
Ganz genau! Es ist ein sehr schlechtes Öl, da es reich an Linolsäure ist, die der Körper in Arachidonsäure umwandelt. Diese wiederum fördert Entzündungen und kann verschiedene Erkrankungen begünstigen. Gute Alternativen sind Olivenöl, Leinöl, Walnussöl und Rapsöl. Zum Braten empfehle ich Kokosöl, Butter, Ghee oder Olivenöl. Interessant! Was ist mit Leinöl? Viele Menschen setzen darauf als Omega-3-Quelle. Leinöl ist gut, reicht aber allein nicht aus. Die darin enthaltene Alpha-Linolensäure (ALA) kann nur begrenzt in EPA und DHA umgewandelt werden. Daher ist es wichtig, auch Fischöl oder Algenöl zu konsumieren.
Gibt es aus deiner Sicht irgendeinen Grund, warum man diese Maßnahmen nicht umsetzen sollte? Nebenwirkungen gibt es ja kaum, oder??
In der richtigen Dosierung sehe ich kein Risiko. Man hört gelegentlich über mögliche Zusammenhänge zwischen Omega-3 und Vorhofflimmern, aber dazu gibt es keine eindeutige Studienlage. Wer sich damit näher beschäftigen will, findet auf meinem YouTube-Kanal mehrere Videos zu diesem Thema. Die tägliche Supplementierung kostet etwa einen Euro – etwas mehr als Vitamin D, aber immer noch erschwinglich. Angesichts der Vorteile für die Gesundheit ist das eine lohnende Investition.
Mit Vitamin D und Omega-3 haben wir also zwei entscheidende Stellschrauben für eine bessere Versorgung und ein verringertes Krankheitsrisiko. Gibt es noch weitere Mikronährstoffe, auf die man spätestens mit einer Krebsdiagnose achten sollte?
Ja, unbedingt! Mein nächster wichtiger Nährstoff ist Vitamin C. Es gibt zahlreiche epidemiologische Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass eine gute Vitamin-C-Versorgung mit einem deutlich geringeren Krebsrisiko einhergeht. Ist eine Krebserkrankung bereits eingetreten, kann eine optimale Versorgung die Überlebenschancen verbessern oder zumindest die Lebensqualität steigern. Eine spannende Untersuchung zeigt, dass 30% der hospitalisierten Krebspatientinnen und -patienten an einem manifesten Skorbut leiden – also einem massiven Vitamin-C-Mangel. Das überrascht, denn Skorbut kennt man sonst nur aus Seefahrerzeiten. Doch die empfohlene Tagesdosis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von 100 mg ist sehr niedrig und reicht oft nicht aus. Mit einer Kiwi, zwei Orangen oder 100 g Rosenkohl erreicht man diese Menge zwar schnell, doch bei Krebspatient:innen ist der Bedarf deutlich höher. Daher sollte man mindestens ein paar Hundert Milligramm Vitamin C pro Tag zuführen.
Zwei weitere wichtige Spurenelemente sind Zink und Selen. Europa ist ein Selenmangelgebiet – unsere Böden enthalten generell zu wenig Selen. Tierärzte wissen das schon lange: Seit 1990 gibt es eine gesetzliche Vorschrift, dass Tierfutter mit Selen angereichert werden muss. Dadurch sind viele Mangelkrankheiten bei Tieren verschwunden. Doch für Menschen gibt es keine solche Regelung, obwohl auch wir oft zu wenig Selen aufnehmen. Besonders relevant ist das Natriumselenit – leider wurde in vielen Studien Selenomethionin verwendet, was ich für die Krebsvorsorge oder -therapie nicht optimal finde. Selen hat viele bedeutende Funktionen: Es schützt vor freien Radikalen, ist essenzieller Bestandteil der Glutathionperoxidase, einem der wichtigsten antioxidativen Enzymsysteme, unterstützt das Immunsystem, insbesondere die Aktivierung natürlicher Killerzellen, hemmt das Tumorwachstum und fördert die Apoptose, also den natürlichen Zelltod der Krebszellen. Zudem verbessert es die DNA-Reparaturmechanismen gesunder Zellen.
Eine epidemiologische Studie aus den USA – einem Land mit vergleichsweise selenreichen Böden – zeigt, dass eine hohe Selenaufnahme mit einer deutlich niedrigeren Krebssterblichkeit einhergeht. Eine Untersuchung des National Cancer Institute, also einer hochrangigen und seriösen Institution, ergab eine drastische Reduktion der Brustkrebssterblichkeit: Während es in der Gruppe mit niedriger Selenzufuhr 24 Todesfälle pro 100.000 Einwohner gab, waren es in der Gruppe mit guter Selenversorgung nur vier – also eine sechsfach niedrigere Krebsrate. Deutschland hingegen hat ohnehin selenarme Böden, und die durchschnittliche Selenaufnahme liegt bei Frauen nur bei 38 µg pro Tag – das ist sehr wenig. Daher empfehle ich eine gezielte Supplementierung.
Wie siehst du in diesem Zusammenhang Paranüsse?
Das Problem dabei ist, dass Paranüsse nicht die beste Selenquelle sind. Erstens enthält das darin enthaltene Selen organische Verbindungen, die nicht optimal in antioxidative Enzyme eingebaut werden. Zweitens weisen Paranüsse eine hohe Radioaktivität auf. Tatsächlich reichern sie Radium aus dem Boden an und haben laut Bundesamt für Strahlenschutz bis zu 1000-mal mehr Radioaktivität als andere Lebensmittel. Wer täglich drei Paranüsse isst, verdoppelt seine natürliche Strahlenbelastung – das möchte ich nicht empfehlen. Besser ist eine gezielte Einnahme von Natriumselenit. Eine Dosis von 50 bis 100 µg täglich reicht meist aus.
Häufig kommt die Frage auf: Kann ich mir mit Mikronährstoffen auch schaden? Gibt es eine mögliche Überdosierung, oder könnten sie in normalen Dosierungen sogar krebsfördernd wirken? Und wie sieht es mit Wechselwirkungen zu Strahlen-, Chemo- oder modernen Immuntherapien aus? Gibt es hier pauschale Empfehlungen oder spezielle Situationen, in denen man vorsichtig sein sollte?
Es sollte immer mit dem behandelnden Onkologen Rücksprache gehalten werden. Bei Vitamin D, Selen und Zink sind mir keine relevanten Wechselwirkungen bekannt. Andernfalls müsste man ja auch empfehlen, während einer Chemotherapie nicht in die Sonne zu gehen oder keinen Fisch zu essen, was offensichtlich nicht praktikabel ist. Diese Substanzen wirken als Immunmodulatoren – sie stabilisieren das Immunsystem in beide Richtungen. Das bedeutet, dass sie bei Autoimmunerkrankungen eine überschießende Immunreaktion dämpfen können, während sie bei immungeschwächten Menschen das Immunsystem stärken. Viele Krebspatientinnen und -patienten haben hohe CRP-Werte als Zeichen chronischer Entzündungen, und hier können Mikronährstoffe eine wertvolle Unterstützung bieten.
Danke für die Klarstellung! Wir haben jetzt viele praktische Tipps besprochen und einiges im Detail vertieft.
Ich möchte an dieser Stelle noch eine ganz wichtige Ergänzung machen. Wir haben nun fast ausschließlich über Nährstoffe gesprochen, und man merkt, dass ich ein großer Befürworter davon bin. Dennoch darf eines nicht vergessen werden: Die Basis für Gesundheit ist immer eine vollwertige, gesunde Ernährung. Ich empfehle eine vegetarisch orientierte Ernährung – nicht jeder muss Veganer werden, aber verglichen mit unserer westlichen Standardkost wäre eine pflanzenbetonte Ernährung eine große Verbesserung. Sie sollte frisch, ballaststoffreich und möglichst unverarbeitet sein.
Je höher der Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln, desto größer ist das Risiko für Krebs, Autoimmunerkrankungen und eine verkürzte Lebensspanne. Um lange und gesund zu leben, sind hochprozessierte, industriell hergestellte Lebensmittel aus unserer Ernährung zu streichen. Erst wenn diese Basis stimmt, sollte der nächste Schritt die gezielte Ergänzung einzelner Nährstoffe sein.
Und es gibt noch zwei weitere entscheidende Faktoren: Bewegung und eine gesunde Geisteshaltung. Jeder sollte sich fragen: Was gibt meinem Leben Sinn? Was hält mich am Leben? Welche Ziele habe ich? Möchte ich noch eine Weltreise machen? Möchte ich das Abitur meiner Enkelkinder erleben? Ziele und Perspektiven sind essenziell.
Gesundheit besteht nicht nur aus der materiellen und körperlichen Ebene, sondern auch aus der geistigen und spirituellen. Wenn wir diese drei Bereiche berücksichtigen, dann haben wir alles richtig gemacht.
Vielen Dank! Das war extrem informativ und ein richtiger Rundumschlag. Ein ganz herzliches Dankeschön in die Schweiz – wir freuen uns auf viele weitere gute Bücher und spannende Interviews von dir!
Das Interview gibt einen Einblick, doch für alle, die noch tiefer in das Gespräch eintauchen möchten: Das vollständige Video steht Ihnen in Kürze auf unserem YouTube-Kanal zur Verfügung.
Zur Person
Dr. med. Volker Schmiedel ist seit über 35 Jahren als Arzt tätig. Er praktiziert und lehrt in der Schweiz, im Ambulatorium Paramed.

Kontakt
Dr. med. Volker Schmiedel
Neugasse 42
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