Die körpereigenen Abwehrkräfte sind ein wesentlicher Schutzfaktor vor Krankheiten, bei akuten Infektionen wie auch bei Krebs. Wie Sie Ihr Immunsystem stärken und was Sie zur Abwehr von Krankheitserregern tun können, erfahren Sie in diesem Schwerpunkt.
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Unser Immunsystem sorgt dafür, dass Krankheitserreger und Fremdkörper keinen Schaden anrichten können. Aber auch körpereigene, veränderte Zellen kann das Immunsystem erkennen und vernichten. Bereits im Jahr 1863 beobachtete Rudolf Virchow die Einwanderung von Zellen des Immunsystems in Tumorzellen. Aus diesen Erkenntnissen ist das Forschungsgebiet der sogenannten Tumorimmunologie entstanden. Dieses Wissen wird in der Schulmedizin mithilfe neuer Therapieansätze (z.B. Antikörper, Checkpoint-Inhibitoren) umzusetzen versucht.
Aber was kann jeder einzelne Krebspatient tun, um unabhängig von modernen Immuntherapien die Immunabwehr zu stärken?
Wenn Sie etwas für Ihre Abwehrkräfte tun möchten, halten Sie in jedem Fall Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt, Ihrer behandelnden Ärztin. Diese können unter anderem auch die Blutspiegel von Selen und Vitamin D bestimmen.
Die wichtigste Empfehlung ist, an eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung zu denken. Vitamin D wirkt antientzündlich und immunstabilisierend. Es fördert die Fähigkeit der Immunzellen, Feinde zu erkennen und Abwehrmechanismen einzuleiten. Ein Vitamin-D-Mangel erhöht außerdem die Anfälligkeit für Infektionen der oberen Atemwege. Studien zeigen, dass die Gabe von Vitamin D bei Erwachsenen und Kindern das Risiko für Atemwegsinfektionen um 20–30 % verringern kann. Die Einnahme von täglichem Vitamin D zeigte dabei bessere Ergebnisse als wöchentliche Gaben (Bergman P et al. / PLoS One 2013). Amerikanische Ärzte empfehlen Menschen, die einer Risikogruppe angehören, einige Wochen lang täglich 10.000 I.E. Vitamin D3 einzunehmen, gefolgt von 5000 I.E. täglich (Grant WB et al. / Nutrients 2020). Das Ziel ist, die 25(OH)-Vitamin-D-Konzentration im Blutserum auf 40–70 ng/ml (100–150 nmol/l) zu erhöhen.
In der Krebstherapie ist die Wirkung von Vitamin D durch Studien belegt. Menschen mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel im Blut erkranken bis zu 40 Prozent seltener an Darmkrebs. Das ergab eine große europäische Studie an mehr als 520.000 Personen aus zehn westeuropäischen Ländern n (Jenab et al. / British Medical Journal 2010). Ähnliches gilt für Brustkrebs. Auch hier senkt ein hoher Vitamin-D-Spiegel das Risiko für eine Erkrankung. Inzwischen zeigen Studien bei Krebspatienten, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung auch vor Rückfällen und Metastasen schützen kann.
Generell ist zu empfehlen, den Vitamin D-Spiegel mindestens einmal jährlich im Blut untersuchen zu lassen. Dadurch kann die jeweils individuelle Gabe optimiert werden.
Vitamin C ist ebenfalls sehr wichtig für die Immunantwort, aber auch für die Abwehr von Viren. So erhöht ein Vitamin-C-Mangel das Risiko und die Schwere von Infektionen mit Influenzaviren. Bei Gesunden wird hierzulande eine tägliche Zufuhr von 200 mg Vitamin C empfohlen. Dies erreicht man durch den täglichen Verzehr von etwa fünf Portionen frischem Obst und Gemüse (z. B. Kiwi, Stachelbeere, Orange, Paprika, Brokkoli) oder durch eine Nahrungsergänzung (Gröber et al. / DZO 2020). Eine kurmäßige hoch dosierte Verabreichung von Vitamin C als Infusion hat sich insbesondere zur Stärkung des Allgemeinbefindens und bei fortgeschrittenen Erkrankungen bewährt.
Krebspatienten haben während oder nach belastenden Therapien einen besonders hohen Bedarf an Vitalstoffen, also Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Fett- und Aminosäuren. Grundsätzlich sind dabei pflanzliche Vitamine synthetischen Vitaminen vorzuziehen. Mehr zur antioxidativen Wirkung der Vitamine A, C und E die finden Sie in unserem Schwerpunktthema vom Oktober 2019.
Als wichtiger Bestandteil von Selenenzymen ist das Spurenelement Selen für eine ganze Reihe wichtiger Stoffwechselvorgänge unverzichtbar. Dazu gehören u.a. die Regulation des Immunsystems, sowie die Entgiftung und die Reparatur des Erbmaterials. Viele Forschungsarbeiten belegen den hohen Stellenwert von Selen bei der Vorbeugung von Krebserkrankungen. Außerdem kann Selen dazu beitragen, die Nebenwirkungen von schulmedizinischen Therapien abzumildern.
Zink war im Laborversuch in der Lage, die Vermehrung und das Andocken von Erkältungsviren an die Rezeptoren der Schleimhäute zu verhindern. Außerdem aktiviert Zink bestimmte Abwehrzellen. Umgekehrt bedeutet das wie bei vielen anderen Vitaminen, dass ein Zinkmangel zu einer Störung des Immunsystems und damit zu erhöhter Infektanfälligkeit führen kann. Auch hier kann eine Bestimmung des Blutspiegels sinnvoll sein.
Pilze können ebenfalls das Immunsystem stärken. Dazu zählt auch der Shiitake-Pilz, den Sie ganz einfach als leckeres Pfannengericht zubereiten können. In der traditionellen chinesischen Medizin werden Präparate aus Heilpilzen seit mehreren tausend Jahren verwendet und seit längerem in Japan in der Krebstherapie eingesetzt. In der begleitenden Krebsmedizin werden vor allem Maitake und/oder ABM sowie Reishi und Coriolus eingesetzt. Heilpilze wirken antioxidativ, entgiftend und enthalten essenzielle Aminosäuren sowie eine Vielzahl bioaktiver Substanzen.
Mehr als hundert Studien haben in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt, wie wichtig die Misteltherapie bei der Begleitung von Krebskranken ist hilft (Kienle GS, Kiene H/Eur J Med Res 2007). So stimuliert eine Misteltherapie die tumorgerichtete Immunantwort sowie unspezifische Immunreaktionen und kann das Wachstum von Tumorzellen hemmen und damit Rückfällen und Metastasen vorbeugen. Bei Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Eierstockkrebs ist auch eine Verbesserung der Überlebenschancen nachgewiesen (z. B. Grossarth-Maticek R / Arzneimittelforschung 2007 und Troger W / Evid Based Complement Alternat Med 2014).
Der Darm ist mit seiner 400 Quadratmeter großen Schleimhautfläche nicht nur für die Verdauung wichtig. Der Darm und die beteiligten Darmbakterien (Darmflora) sind das größte Immunorgan des Körpers (darmassoziiertes Immunsystem) und spielen daher für unser Immunsystem eine zentrale Rolle (Belkaid Y / Cell 2014). In bestimmten Lymphknoten des Darms werden zum Beispiel B-Lymphozyten und Antikörper auf ihre Abwehraufgaben vorbereitet. Eine intakte Darmschleimhaut ist daher unerlässlich, um Eindringlinge wie Bakterien und Viren daran zu hindern, ins Blut zu gelangen. Ist dieses Schutzsystem gestört, reichen die Folgen von Verdauungsstörungen bis hin zu Erkrankungen auch an anderen Schleimhäuten, dazu gehört auch die Infektanfälligkeit. Neben einer vollwertigen und pflanzenbetonten Ernährung wirken sich milchsaure Lebensmittel (Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kanne-Brottrunk) günstig auf die Darmflora aus. Bei schweren Störungen, beispielsweise nach einer Chemotherapie, kann eine sogenannte „probiotische“ Therapie helfen. Oft ist es ratsam, einen individuellen Stuhlbefund bestimmen zu lassen.
Auch einfache Maßnahmen können stärken: Gehen Sie in den Wald, lachen Sie, entdecken Sie neue Dinge und seien Sie für die kleinen Dinge im Leben dankbar. Das kann das Lächeln eines Nachbarn sein oder auch ein entspannter Spaziergang.
Vielleicht starten Sie in den Morgen mit einer Bürstenmassage und danach mit einem bunten Obstsalat. Als Tagesabschluss oder als Getränk zwischendurch genießen Sie einen Tee mit Ingwer oder Ingwerwasser. Und denken Sie bitte daran, dass eine vitalstoffhaltige pflanzliche Ernährung zusammen mit einer auf Sie abgestimmten Bewegung (am besten an frischer Luft) das Beste ist, was Sie sich selbst schenken können.
Ergänzen können Sie dies mit weiteren Mitteln, aus denen Sie Ihr ganz individuelles „Immunstärkungspaket“ schnüren können. Natürlich sind diese Mittel nur Empfehlungen, und Sie entscheiden selbst, welche Sie wählen – am besten in Abstimmung mit den Sie derzeit behandelnden Ärzten.
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