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Amygdalin oder Vitamin B17 bei Krebs

24. November 2011

In letzter Zeit habe ich immer wieder von Vitamin B17 gehört. Wie wirkt diese Substanz?

„Vitamin B17” ist genau genommen kein Vitamin. Die Bezeichnung ist im Sinne der Definition falsch. Die Substanz heißt korrekt Amygdalin. Sie zählt zu den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen und kommt vor allem in Aprikosenkernen und in Bittermandeln vor, in geringerer Menge auch in Apfelkernen. Amygdalin enthält eine inaktive Blausäureform. Sie zerfällt durch den Einfluss bestimmter Enzyme in Cyanid (Blausäure). Dieser Wirkstoff soll den gesunden Zellen nicht schaden, aber eine giftige Wirkung auf Krebszellen haben.
Forscher der Uniklinik Frankfurt haben inzwischen auch andere mögliche Wirkmechanismen von Amygdalin entdeckt. Sie konnten in Laborexperimenten zeigen, dass Amygdalin bestimmte Eiweiße verändert, die im Zellwachstum regulierend eingebunden sind. Dadurch konnte das Wachstum isolierter Tumorzellen gehemmt werden (Makarević J, Blaheta RA et al./ PLoS One. 2014)
Amygdalin ist als alternatives Heilmittel äußerst beliebt. Es wird von Patienten häufig nachgefragt. Im deutschen Sprachraum wird Amygdalin in erster Linie durch Philip Day propagiert. Er empfiehlt es in seinem Buch „Krebs-Stahl, Strahl, Chemo und Co - vom langen Ende eines Schauermärchens“.
Schon in den 1920er Jahren beschäftigte sich der Wissenschaftler Ernst Krebs mit Amygdalin. Basierend auf Tierversuchen wurden der Substanz tumorhemmende Eigenschaften zugeschrieben. Seit den 1970er Jahren ist Amygdalin in den Blickpunkt des naturheilkundlichen Interesses gerückt. Seine Bedeutung als potenzielles Antitumormittel wird kontrovers diskutiert. Zwei extreme Positionen stehen sich nahezu kompromisslos gegenüber. Befürworter betrachten Amygdalin als alternatives oder natürliches Mittel zur Behandlung von Tumorerkrankungen. Sie verweisen dabei auf angebliche Erfolge bei der Krebsbekämpfung. Gegner sehen in Amygdalin ein unseriöses Wundermittel und warnen vor möglichen Vergiftungen durch die Blausäure. Beide Seiten können ihre Meinungen nicht wissenschaftlich belegen. Detaillierte Studien zu dieser Fragestellung fehlen bis dato.
Das National Cancer Institute (NCI) und die FDA sponserten Ende der 1970er Jahre eine Amygdalin-Studie an Tumorpatienten. Bei der Untersuchung ließ sich das Zellwachstum nicht durch Amygdalin hemmen. Damals wurde daraus geschlossen, dass Amygdalin unwirksam in der Krebstherapie und mit teilweise erheblichen Nebenwirkungen behaftet sei (Moertel CG, Fleming TR et al./ N Engl J Med. 1982). Kritiker bemängelten allerdings das Design der Studie und die fehlende Vergleichsgruppe. Sie postulierten, dass eine unwirksame Substanz eingesetzt worden sei (“Laetrile”/ N Engl J Med. 1982).
Diese Unsicherheit wird in einem Übersichtsartikel deutlich, den Milazzo und seine Mitarbeiter veröffentlicht haben. Zwar fassen die Autoren zusammen, Amygdalin sei als Antitumor-Mittel ungeeignet, ihre Detailanalyse bringt aber ganz andere Aussagen auf den Tisch: 12,5 Prozent der Studienteilnehmer sprachen komplett oder teilweise auf Amygdalin an. Die Krankheit konnte durch den Wirkstoff bei 6,8 Prozent der Patienten stabilisiert werden und 22,9 Prozent der 368 untersuchten Tumorpatienten erlebten unter Amygdalin eine Linderung ihrer Beschwerden. Separat aufgeführte Einzelfallberichte dokumentieren einen positiven Effekt von Amygdalin in vier von neun Fällen (Milazzo S, Lejeune S, Ernst E/ Support Care Cancer 2007).
Zusammenfassend müssen wir feststellen, dass der aktuelle Wissensstand leider keine Bewertung zum Wirkungsgrad von Amygdalin erlaubt. Die positiven Aussagen über die Wirksamkeit bei Krebserkrankungen beruhen vor allem auf Erfahrungsberichten. Dennoch kann diese Therapieform im Rahmen eines individuellen Heilungsversuches und als ein Teilaspekt einer komplementären Krebsbehandlung durchaus erwogen werden.
Zur Höhe der Tagesdosis findet man in der Presse sehr unterschiedliche Empfehlungen. Gewarnt wird vor einer Blausäurevergiftung. Bei Einmaldosen von mehr als 1 g könnten lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Das Enzym, welches Amygdalin in die giftige Blausäure umwandelt, heißt ß-Glucosidase. Es soll in Tumorzellen in 3000fach höherer Konzentration enthalten sein als in gesunden Zellen. Außerdem kann die Leber durch die Aktivität des Enzyms Rhodanase Blausäure abbauen. Die Erfahrungen von Betroffenen und Ärzten bestätigen die gute Verträglichkeit der Aprikosenkerne: Selbst bei hohen Dosierungen von täglich 40 bis50 Aprikosenkernen treten keine toxischen Nebenwirkungen auf. Das Oberlandesgericht Niedersachsen stellte 2007 höchstrichterlich fest, dass das reine Amygdalin ungiftig ist, unabhängig davon, ob es oral oder als Infusion gegeben wird. Anfänglich können allerdings vorübergehend Übelkeit oder Schwindel auftreten. Wird die Dosis reduziert, klingen diese Nebenwirkungen vollständig ab. Steigern Sie also Anzahl der Aprikosenkene langsam: Beginnen Sie mit drei Kernen, z. B. abends. Die Substanz wird besser vom Organismus aufgenommen, wenn Sie getrocknete Aprikosen dazu essen. Bei guter Verträglichkeit kann die Dosis alle drei Tage um drei Kerne gesteigert werden bis auf maximal 20 bis 40 Kerne pro Tag. Kauen Sie die Kerne gut durch und schlucken Sie sie keinesfalls unzerkaut. Für Patienten, die einen wachsenden Tumor haben, ist die Wirkung durch das Verzehren von Aprikosenkernen alleine meistens nicht ausreichend. Hier sind hoch dosierte Infusionen über einen längeren Zeitraum notwendig. 18 Gramm Amygdalin je Infusion entsprechen der Wirkstoffmenge aus 36.000 Aprikosenkernen. Eine Infusion kostet etwa 180 Euro.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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