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Antioxidanzien bei Brustkrebs

03. Dezember 2019

Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie rät davon ab, während einer Chemotherapie Antioxidanzien einzunehmen. Was halten Sie davon?

Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie lancierte im April 2019 eine Pressemitteilung, in der Teilergebnisse der „MARIE“-Studie kommentiert wurden (Jung AY, Cai X, Thoene K et al. / Am J Clin Nutr 2019). Darin erklärte die Universitätsprofessorin Dr. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO): „Antioxidantien wirken Oxidationsvorgängen entgegen und können somit offensichtlich auch Schäden an Krebszellen abwenden, die man mit einer Bestrahlung und/oder Chemotherapie gerade erreichen möchte.“
Die MARIE-Studie untersuchte die Lebensstilfaktoren, Laborparameter und Genpolymorphismen von 2.223 postmenopausalen Patientinnen mit Brustkrebs. Aus diesen Daten wurden zahlreiche Schlussfolgerungen gezogen, u.a. dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut mit einer schlechteren Prognose einhergeht.
Die aktuelle Veröffentlichung untersuchte, welchen Einfluss Antioxidanzien auf die Prognose haben, wenn sie zeitgleich oder nach einer Chemo- bzw. Strahlentherapie eingenommen werden. Die Einnahme von Antioxidanzien nach einer Chemo- und Strahlentherapie zeigte keine Auswirkungen. Wenn Antioxidanzien hingegen schon parallel zur Chemotherapie verabreicht wurden, traten Rückfälle früher auf, der Faktor dieser Intervallverkürzung lag bei 1,8.
Als „Antioxidanzien“ wurden in dieser Studie Vitamin C, Vitamin E, Vitamin A, Selen, Zink und ganz allgemein Multivitaminpräparate zusammengefasst.
Leider wurde nicht nach den einzelnen Substanzen unterschieden. Man hat physiologische Substanzen chemisch unterschiedlichster Art einfach „in einen Topf“ geworfen. Selbst die Höhe der Dosis spielte bei dieser Analyse keine Rolle.
Außerdem bleibt unklar, ob andere Einflussfaktoren das Ergebnis der Studie verfälscht haben könnten, z.B. der vorzeitige Abbruch einer Antihormontherapie.
Immerhin kommen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass es generell keinen Hinweis auf einen negativen onkologischen Effekt von Antioxidanzien gibt.
Sie schränken diese Aussage aber ein und empfehlen, dass Antioxidanzien während einer Chemo- oder Strahlentherapie nur mit Vorsicht eingesetzt werden sollten.
Dabei ist inzwischen bekannt, dass es das Antioxidans so nicht gibt, sondern dass ein Mikronährstoff je nach biologischem Kontext als Oxidans oder als Antioxidanswirken kann. Ein klassisches Beispiel ist Vitamin C, das vielfältige positive Wirkungen auf die Gesundheit hat. In extrem hohenDosen kann Vitamin C jedoch dazuführen, dass sich in Krebszellen vermehrt zellschädigendes Wasserstoffperoxid bildet. Oder nehmen wir anorganisches Selen als Beispiel: In Laborexperimentenist es zwar als Antioxidans wirksam, in biologischen Systemen wird es aber sehr schnell in Selenenzyme eingebaut. Dann trägt es dazu bei, die Zellteilung zu regulieren, ist in der Schilddrüse bei der Produktion von Schilddrüsenhormonen behilflich oder unterstützt die Immunantwort. Außerdem konnten Mücke et al.bei Patientinnen mit Unterleibstumoren nachweisen, dass unter anorganischer Selengabe strahlungsbedingte Durchfälle seltener auftraten (Muecke et al. / International Journal of Radiation Oncology Biology Physics 2010). Die Wirksamkeit der Strahlentherapie wurde durch das Selen nicht negativ beeinflusst. Auch andere Arbeiten fanden keine negativen Auswirkungen auf Brustkrebspatientinnen durch den Einsatz von Vitamin E, Vitamin C oder Multivitaminen. Die Einnahme unter Chemotherapie zeigte sogar positive Effekte auf die Prognose,während bei Frauen unter Strahlentherapie zumindest keine negativen Effekte auftraten. (Nechuta S, Lu W, Chen Z et al. / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2011). Eine weitere Studie zeigte, abgesehen von Karotinoiden, einen prognostisch positiven Effekt für Vitamin C und E und zumindest keinen prognostisch negativen Effekt für Selen (Greenlee H, Kwan ML, Kushi LH et al. / Cancer 2012).
Wenn Antioxidanzien die Chemotherapie beeinträchtigen würden, dürften Patient*innen keine vitaminhaltigen Lebensmittel wie Obst und Gemüse verzehren und auch keine frischen Säfte trinken. Eine solche Empfehlung wird auch von Schulmedizinern nicht ausgesprochen.
Aus unserer Sicht ist die pauschale Ablehnung von Antioxidanzien, Vitaminen oder Spurenelementen während einer Chemotherapie nicht gerechtfertigt. Optimal wäre es allerdings, bei einigen der Substanzen (v.a. Vitamin D, Vitamin B12, Selen) die Blutspiegel zu bestimmen, um gezielt Mangelzustände auszugleichen.
Immerhin bestätigt dies auch Frau Prof. Combs von der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie: „Tatsächlich kann es durch Therapienebenwirkungen wie Erbrechen oder Schleimhautentzündung zur Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen kommen. Ein solcher Mangel kann aber gezielt diagnostiziert und mit geeigneten Präparaten behoben werden.“


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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