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Brustkrebs: Chemotherapie individuell abwägen

24. November 2011

Ich habe Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall und stehe nun vor der Entscheidung, vorsorglich eine adjuvante Chemotherapie machen zu lassen. Allerdings stehe ich einer Chemotherapie eher ablehnend gegenüber, da ich gehört habe, dass diese nicht sehr viel bringen soll. Was können Sie mir diesbezüglich raten? 

Die Entscheidung darüber, ob bei kleinen und mittelgroßen Tumoren ohne Befall der Lymphknoten (mittleres Risiko) im Anschluss an die Operation eine Chemotherapie durchgeführt werden soll oder nicht, muss heute nicht mehr nur anhand der Tumorklassifikation nach der Operation getroffen werden. Inzwischen gibt es neue Prognoseparameter, die eingesetzt werden können, um das individuelle Risiko besser abschätzen zu können. Mit den sogenannten Genexpressionstests (wie z.B.„Oncotype", „EndoPredict", „MammaPrint", „ProSigna" ) ist es möglich, vorab festzustellen, wie hoch das Risiko ist, dass der Tumor Metastasen bildet, ob also eine Chemotherapie notwendig ist oder nicht. Ein niedriger Oncotype-Recurrence-Score (RS < 18) bedeutet zum Beispiel, dass die Patientin auf eine Chemotherapie verzichten kann.

Die „PlanB“-Studie aus Deutschland hat inzwischen bestätigt, dass Patientinnen mit einem niedrigen Recurrence-Score (RS < 18) im Oncotype DX®-Test sehr gute Heilungschancen mit einer alleinigen Antihormontherapie haben, und das sogar bei bis zu drei befallenen Lymphknoten oder G3-Tumoren (Gluz O/JCO 2016). Neue Daten der TAILORx-Studie zeigen sogar, dass Patientinnen mit intermediärem Risiko im Oncotype DX®-Test (hier definiert als Score von 11 bis 25) keine Chemotherapie benötigen. Die 9-Jahres-Überlebensraten unterschieden sich mit 83,3% gegenüber 84,3% kaum. Die weitere Analyse zeigte, dass nur jüngere Patientinnen (< 50 Jahre) von einer Chemotherapie profitieren: Bei einem Recurrence Score zwischen 16-20 traten bei zusätzlicher Chemotherapie 1,6% weniger Fernmetastasen nach 9 Jahren auf. Bei einem Recurrence Score von 21-25 wurden Fernmetastasen nach 9 Jahren um 6,5% reduziert. Wenn man die Studienergebnisse in den praktischen Alltag überträgt, brauchen Frauen mit HR-positivem, HER2-negativem, nodal-negativem Brustkrebs, die älter als 50 Jahre sind und einen Recurrence Score von 0-25 im Oncotype DX® Test haben, keine Chemotherapie. (Kontaktadressen zu diesen Testverfahren finden Sie in unserer Brustkrebsbroschüre).

Jedoch ist, auch wenn keine Testung erfolgen konnte, in Anbetracht der möglichen Nebenwirkungen eine gründliche Information über Sinn und Zweck einer Chemotherapie unabdingbar. Wichtig ist, dass die Entscheidung zu einer Chemotherapie nicht auf Grund von Druck seitens der Ärzte erfolgt. Bis zu Beginn der Chemotherapie ist genügend Zeit, um eigene Wege im Umgang mit der Erkrankung zu finden und um Maßnahmen zu ergreifen, die das Immunsystem stärken helfen. So hat eine dänische Studie gezeigt (Cold S/Brit J Cancer 2005), dass ein früher Beginn der Chemotherapie innerhalb der ersten drei Wochen nach der Operation keinen Überlebensvorteil für die Patientinnen bedeutet. Wenn möglich, lassen Sie sich von den behandelnden Ärzten mithilfe eines Prognoseberechnungsprogramm der Universität Camebridge einen ersten Eindruck über die Wirksamkeit der Therapie geben.
Am besten besprechen Sie Ihre Entscheidung mit einem zweiten Arzt, der sowohl schulmedizinische als auch immunbiologische Therapieverfahren kennt und einschätzen kann.

Und nicht zuletzt sollte man bei der ganzen Diskussion auch einen wichtigen Punkt nicht außer Acht lassen: Die wichtigste Grundlage ist die Kombination aus gesunder pflanzenbasierter Ernährung und Bewegung. Durch diese Lebensweise verzeichnen Brustkrebspatientinnen nach 5 Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patienten, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben (https://ascopubs.org/doi/full/10.1200/jco.2006.08.6819). Es gibt derzeitig in der Medizin keine Therapie, die einen solchen Effekt annähernd erreichen könnte.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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