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Verlängerung der endokrinen Therapie erhöht Zahl der Knochenbrüche, ohne vor Krebs zu schützen

20. Mai 2022

Gnant M, Fitzal F, Rinnerthaler G, Steger GG, Greil-Ressler S, Balic M, Heck D, Jakesz R, Thaler J, Egle D et al for the Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group. Duration of Adjuvant Aromatase-Inhibitor Therapy in Postmenopausal Breast Cancer. N Engl J Med 2021; 385: 395-405. DOI: 10.1056/NEJMoa2104162

Bei postmenopausalen Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs ist die effektivste Dauer für eine adjuvante Therapie mit einem Aromatasehemmer unklar.
Nun wurden in einer prospektiven Phase-3-Studie 3484 postmenopausale Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs, die 5 Jahre lang eine adjuvante endokrine Therapie erhalten hatten, randomisiert, um den Aromatasehemmer Anastrozol für weitere 2 Jahre (2-Jahres-Gruppe, Gesamtdauer 7 Jahre) oder für weitere 5 Jahre (5-Jahres-Gruppe, Gesamtdauer 10 Jahre) zu erhalten. Der primäre Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben. Sekundäre Endpunkte waren Gesamtüberleben, kontralateraler Brustkrebs, zweiter primärer Krebs und klinische Knochenfraktur.
Die Verlängerung der 5-jährigen Antihormontherapie um weitere 5 Jahre gegenüber einer Verlän¬gerung um lediglich 2 Jahre hat jedoch nicht häufiger vor einem erneuten Krebswachstum oder dem Tod bewahrt. Weder bei dem krankheitsfreien Überleben noch bei den meisten sekundären Endpunkten (Ausnahme: Knochenfrakturen) traten Unterschiede zwischen den Gruppen oder Subgruppen auf.
Die Verlängerung der endokrinen Therapie verschlechterte hingegen die Verträglichkeit. Der Anteil der Patientinnen mit wenigstens einer Nebenwirkung erhöhte sich vom 26,5 % auf 40,2 %. Die Häufigkeit von schwer¬wiegenden unerwünschten Ereignissen stieg von 2,3 % auf 4,0 %. Die häufigste Nebenwirkung war eine Osteoarthritis mit 1,7 % in der 2-Jahres-Gruppe und 4,3 % in der 5-Jahres-Gruppe. Der wichtigste Nachteil waren Knochenfrakturen (einer der sekundären Endpunkte), deren Häufigkeit von 4,7 % auf 6,3 % anstieg.

GfBK-Kommentar: Eine äußerst wichtige Studie. Denn sie zeigt, dass eine verlängerte antihormonelle Therapie über insgesamt 10 Jahre keinen zusätzlichen Nutzen bringt. Leider wurden keine Patienten mit einer 5-jährigen Gabe untersucht und mit der längeren Gabe verglichen.
Für die betroffenen Frauen bedeutet dies aber in jedem Fall, dass Sie sich in Ruhe überlegen können, ob dieses Vorgehen wirklich das richtige für Sie ist, wenn Ihnen eine 10-jährige antihormonelle Therapie vorgeschlagen wird. Eventuell geben kommende Analysen besser darüber Aufschluss, welche Patienten wirklich von einer längeren Antihormontherapie profitieren.
Und denken Sie auch daran: Die wichtigste Grundlage ist die Kombination aus gesunder Ernährung und Bewegung. Denn der Konsum von viel frischem Gemüse und etwas Obst liefert dem Körper nicht nur wichtige Nährstoffe. In Kombination mit körperlicher Aktivität verzeichnen Brustkrebspatienten durch diese Lebensweise nach 5 Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patienten, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben [5].
Neben Rauchen, das Schätzungen zufolge für ca. 20 % aller Krebserkrankungen verantwortlich ist, stellen Adipositas und das Thema Alkohol bei Brustkrebserkrankungen zwei weitere Faktoren dar, die das Krebsgeschehen mitbeeinflussen. Ein Mehrkonsum von 50 g Alkohol pro Tag (etwa 3 alkoholische Getränke) ist Studien zufolge mit einer relativen Risikoerhöhung um 50 % für Brustkrebs assoziiert [6].
Zusammengenommen kann die Berücksichtigung dieser Faktoren vielleicht sogar besser geeignet sein, um Brustkrebsrezidive zu verhindern.

Literatur
[5] Pierce JP, Stefanick ML, Flatt SW, Natarajan L, Sternfeld B, Madlensky L, Al-Delaimy WK, Thomson CA, Kealey S, Hajek R, Parker BA, Newman VA, Caan B, Rock CL. Greater survival after breast cancer in physically active women with high vegetable-fruit intake regardless of obesity. J Clin Oncol. 2007; 25(17): 2345-51. doi: 10.1200/JCO.2006.08.6819. PMID: 17557947; PMCID: PMC2274898
[6] Baan R, Straif K, Grosse Y, Secretan B, El Ghissassi F, Bouvard V, Altieri A, Cogliano V; WHO International Agency for Research on Cancer Monograph Working Group. Carcinogenicity of alcoholic beverages. Lancet Oncol. 2007; 8(4): 292-3. doi: 10.1016/s1470-2045(07)70099-2. PMID: 17431955


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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