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Brokkoli bei Pankreaskarzinom, welche Dosis?

30. April 2020

Lozanovski VJ, Polychronidis G, Gross W, Gharabaghi N, Mehrabi A, Hackert T, Schemmer P, Herr I. Broccoli sprout supplementation in patients with advanced pancreatic cancer is difficult despite positive effects - results from the POUDER pilot study. Invest New Drugs 2019 doi:10.1007/s10637-019-00826-z

Eine Forschergruppe aus Heidelberg hat 2019 zum ersten Mal eine Brokkolisprossen-Studie mit Wirkstoffgruppe und Placebogruppe durchgeführt. An dieser kleinen Pilotstudie nahmen 40 Patienten mit nicht-operablem Bauchspeicheldrüsenkrebs teil. 29 Patienten erhielten parallel zur Chemotherapie Brokkolisprossen und 11 Patienten erhielten ein Placebo, beides in Kapseln (15 Stück täglich) verpackt. Die Brokkolisprossenkapseln enthielten 90 mg Sulforaphan, zusätzlich zu 180 mg des Vorläuferstoffs Glucoraphan. Im Vergleich zur Placebogruppe war die ermittelte durchschnittliche Sterblichkeitsrate während der ersten 6 Monate in der Brokkoligruppe niedriger (Tag 30: 0%/18%, Tag 90: 0%/25%, Tag 180: 25%/43%). Leider waren diese Daten statistisch gesehen nicht signifikant, da zu wenige Patienten an der Studie teilgenommen hatten.

Auffallend war zudem eine sehr hohe Aussteigerrate. Denn die Brokkolisprossen verursachten oder verstärkten bei einigen Patienten Verdauungsbeschwerden und Blähungen. Außerdem hat ein Aufstoßen des typischen Kohlgeschmacks nach Einnahme von 15 Kapseln mit Brokkolisprossen bei einigen Patienten Ekelgefühle erzeugt. Aufgrund dieser Nebenwirkungen brachen 72% der Patienten aus der Brokkolisprossengruppe und 55% der Patienten aus der Placebogruppe die Einnahme der täglich 15 Kapseln ab. Der Karnofsky-Index war jedoch zwischen beiden Gruppen 90 Tage nach Beginn der Studie vergleichbar

GfBK-Kommentar: Brokkoli gehört zur großen Gruppe der Kreuzblütler, einer Pflanzenfamilie, zu der nicht nur Brokkoli, Blumenkohl und andere Kohlsorten gehören, sondern auch Kresse, Kapuzinerkresse, Rucola, Radieschen, Rettich, Meerrettich, Raps (-öl) und Senf. Besonders gut erforscht ist ein bestimmtes Senföl, das Sulforaphan, das in hoher Konzentration in Brokkoli und seinen Sprossen steckt und das durch das Zerschneiden oder Zerkauen des Gemüses durch das Enzym Myrosinase aktiviert wird.
In zahlreichen Laborstudien konnte eine Antikrebswirkung von Sulforaphan nachgewiesen werden. Einige klinische Studien belegen diese Wirkung auch beim Menschen. Vor allem wurde bisher der Einfluss auf Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs untersucht.
Ob die zusätzliche Gabe von hochdosierten Brokkoliextrakten in so hoher Dosierung sinnvoll ist, ist anhand der vorliegenden Studie nur schwierig zu beantworten. Trotzdem sind diese Daten viel versprechend, da die Patienten in der Brokkolisprossengruppe eine bessere Überlebensrate hatten.
Frau Prof. Herr aus Heidelberg empfiehlt übrigens nicht unbedingt 90 mg Sulforaphan, sondern aufgrund ihrer Erfahrungen aus den Laborversuchen eine Dosis von 0,36 mg pro kg Körpergewicht. Dies entspricht 25,2 mg Sulforaphan täglich für einen 70 kg schweren Menschen. Frühere Studien verwendeten ebenfalls niedrigere Sulforaphankonzentrationen [1][2][3]. Dort war die Verträglichkeit auch besser als in der Heidelberger Studie.

Literatur
[1] Alumkal JJ, Slottke R, Schwartzman J, Cherala G, Munar M, Graff JN, Beer TM, Ryan CW, Koop DR et al. A phase II study of sulforaphane-rich broccoli sprout extracts in men with recurrent prostate cancer. Invest New Drugs 2015; 33(2): 480-9. doi: 10.1007/s10637-014-0189-z
[2] Shapiro TA, Fahey JW, Dinkova-Kostova AT, Holtzclaw WD, Stephenson KK, Wade KL, Ye L, Talalay P. Safety, tolerance, and metabolism of broccoli sprout glucosinolates and isothiocyanates: a clinical phase I study. Nutr Cancer 2006 55(1): 53-62. doi: 10.1207/s15327914nc5501_7
[3] Tahata S, Singh SV, Lin Y, Hahm ER, Beumer JH, Christner SM, Rao UN, Sander C, Tarhini AA et al. Evaluation of Biodistribution of Sulforaphane after Administration of Oral Broccoli Sprout Extract in Melanoma Patients with Multiple Atypical Nevi. Cancer Prev Res (Phila) 2018; 11(7): 429-438. doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-17-0268


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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