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Krebstherapie: Das Geschäft mit der Evidenz

Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. kritisiert zum Weltkrebstag 2015 Geschäft mit der Krebstherapie. Viele Wirksamkeitsstudien testen nur Arzneimittel, die Gewinn versprechen. Kostengünstige, erfolgversprechende Therapien werden vernachlässigt.

„Evidenzbasierte Medizin″ gilt hierzulande als höchster Standard in der Krebstherapie. Die Wirkung von Medikamenten muss bewiesen sein. Das ist der Anspruch. „Wir halten es für einen Mythos, dass Wirksamkeitsstudien objektiv sind – und nur die besten Medikamente zum Einsatz kommen,″ sagt Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. (GfBK) in Heidelberg. „Auf den Markt kommt oft das, was Gewinn verspricht.″

Die meisten randomisierten kontrollierten Studien, die oft mehrere Millionen Euro kosten, sind von Pharmaunternehmen finanziert. Der SPIEGEL geht von 80 Prozent der Arzneimittelstudien aus. „Pharmaunternehmen testen vorzugsweise Arzneimittel, an denen sie selbst verdienen können,″ so Dr. med. Gunver Kienle vom Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie (IFAEMM) e. V. und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der GfBK. Nichtpharmakologische und kostengünstige Therapien würden vernachlässigt. Erfolgversprechende Therapien ohne Aussicht auf breite Vermarktung und Gewinn seien Verlierer der Forschungsgesellschaft, sagte Prof. Dr. Harald Sommer vom Klinikum der Universität München bei einem Vortrag auf dem GfBK-Kongress 2011. Dazu zähle auch die Hyperthermie. Prof. Dr. Sommer arbeitet an einer langjährigen Studie zur Wirksamkeit von Hyperthermie bei Mammakarzinom.

Wirksamkeit komplementäronkologischer Methoden
Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. (GfBK) macht immer wieder die Erfahrung, dass komplementäre, biologische Therapien als unwissenschaftlich abgetan werden. „Dabei ist Wirksamkeit zahlreicher komplementäronkologischer Therapien wissenschaftlich klar belegt: Ob Hyperthermie, Tumorimmuntherapie, Misteltherapie, körperliche Bewegung, seelisch unterstützende Methoden wie das Visualisieren oder Ernährungstherapie,″ so Dr. Irmey. Auch der Zusammenhang von Ernährung und Krebs sei heute anerkannt. Körperliche Aktivität schützt Tumorpatienten vor Rezidiven – auch das belegen wissenschaftliche Studien. Zudem gebe es zahlreiche Beispiele von Patienten, die trotz „wissenschaftlich fundierter schlechter Prognose″ jahrelang mit ihrer Krebserkrankung leben bzw. wieder gesund werden.
„Wir müssen in der Krebstherapie stärker die Patienten in den Blick nehmen,″ meint Dr. med. Irmey. Die GfBK hält das Schubladendenken „evidenzbasierte Medizin = wirksam, komplementäre Therapie = unwissenschaftlich, also unwirksam″ für fatal. „Wir setzen auf eine sinnvolle Kombination von konventionellen, innovativen Verfahren und komplementären Krebstherapien,″ so der Ärztliche Direktor der GfBK weiter. Die ganzheitliche biologischen Behandlung stützt sich dabei auf die vier Säulen: psychische Stabilisierung, körperliche Aktivierung, Ernährung und Stoffwechsel sowie Stärkung und Regulation des Immunsystems.

Wirksamkeit ist nicht gleich Nutzen für Patienten
Die GfBK empfiehlt ein kritisches Augenmerk auf die Kriterien, die für die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten herangezogen werden. So ließ die Europäische Arzneimittelagentur EMA 2011 den Angiogenesehemmer Avastin® als Zusatz zur Chemotherapie für die Behandlung des neu diagnostizierten Ovarialkarzinoms zu. Angiogenesehemmer sollen die Blutversorgung des Tumors reduzieren. Grundlage waren zwei Studien, in denen das progressionsfreie Überleben um wenige Monate verlängert wurde. Die US-Arzneibehörde FDA fordert bei Krebsmedikamenten als Nachweis der Wirksamkeit eine Verlängerung des Gesamtüberlebens.

Ende 2011 entzog die US-Arzneibehörde FDA dem Medikament die Zulassung zur Behandlung von metastasierendem Brustkrebs. Laut FDA können lebensbedrohliche Nebenwirkungen auftreten, ohne dass es Belege für eine Verlängerung der Lebenszeit oder -qualität gibt. Avastin® wird in Deutschland weiterhin für verschiedene Krebsarten genutzt und kostet zwischen 3000 bis 6000 Euro im Monat. 2013 machte der Pharmahersteller Roche mehr als sechs Milliarden Schweizer Franken Umsatz mit Avastin®.

Bei der Definition von Wirksamkeit würden oft wichtige Faktoren wie Lebensqualität vernachlässigt, so die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr. Dies fördere die Tendenz zur Übertherapie. Ein Beispiel ist die palliative Chemotherapie bei Krebspatienten mit Metastasen. Eine aktuelle Studie aus den USA (Wright AA/BMJ2014) fand heraus, dass es den Patienten deutlich schlechter ging und sie sogar zum Teil kürzere Zeit lebten als die Patienten ohne Chemotherapie. Nach Ansicht der GfBK geht es in der palliativen Medizin darum, schwer kranken Menschen ein Leben in Geborgenheit und Würde zu ermöglichen.

 

Pressekontakt
Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. (GfBK)
Rainer Lange, Pressereferent
06221 43 32 108
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 Presseinformation (PDF) zum Weltkrebstag: Krebstherapie: Das Geschäft mit der Evidenz

 

Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. (GfBK) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der Krebspatienten, Angehörige und Therapeuten unterstützt.
Mit 20 000 Mitgliedern und Förderern ist sie die größte Beratungsorganisation für ganzheitliche Medizin gegen Krebs im deutschsprachigen Raum.
Die GfBK setzt sich ein für eine individuelle, menschliche Krebstherapie, in der naturheilkundliche Methoden besonders berücksichtigt werden. Die Gesellschaft berät kostenfrei und unabhängig über bewährte biologische Therapieverfahren. Die Arbeit wird ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und private Spenden finanziert. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat der GfBK das Spendensiegel zuerkannt.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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