Skip to main content
© Isabelle Fischer

Aus scheinbar heiterem Himmel

Isabella Fischer in momentum 4/2019

Im Alter von 38 Jahren erkrankt Isabella Fischer wie aus heiterem Himmel an Chronisch Lymphatischer Leukämie (CLL). Dank des unerschütterlichen Glaubens an ihre Selbstheilungskräfte und dank teil massiven Änderungen der Ernährung kombiniert mit individuellen Maßnahmen aus dem Bereich der biologischen Medizin gelingt es ihr, die Erkrankung über 20 Jahre hinweg unter Kontrolle zu halten.

Wurde ich damals gefragt, wie ich meine Krankheit bewältigen werde, war die Antwort immer dieselbe: Ich werde sie überwältigen, ihr zeigen, wer hier der Chef ist. Gehört nicht zu mir, also weg damit. Damals, das war vor rund zwanzig Jahren.Der Tag, an dem das Blut durch den Hämatologie-Analysator floss und mich derHausarzt mit angestrengter Freundlichkeit nochmals ins Sprechzimmer bat. „Es tut mir leid, aber es sieht nach einer Leukämie aus.“ Päng. Leukämie, das elendeste aller elenden Worte. Eine Assoziation jagte die andere. Haarlose Köpfe, blutleere Gesichter, atomare Strahlung.

Bis zu jenem Tag schien ich alles unter Kontrolle zu haben. Jung, sportlich, weder Alkohol noch Zigaretten, keine Drogen, kein Fleisch, weder genetische Disposition noch toxische Exposition. Ich muss nach der Geburt wohl wie Obelix gebadet worden sein – nicht im Zaubertrank-Zuber mit magischen Kräften, aber mindestens in hoch energetisiertem Wasser, dessen Wirkung bis heute anhält. Ich konnte mich nicht erinnern, je einen Moment der Kraftlosigkeit oder Schlappheit erlebt zu haben. Die rosa Duracell-Hasen waren dagegen eine schlappe Truppe. Ich rettete Katzen in Griechenland, trug Frösche über die Straße, schrieb gegen Umweltzerstörung an, half jedem, der Hilfe benötigte. Die Batterien schienen nie leer zu werden. Perfekter könnte man sich selbst nicht täuschen. Gleichzeitig Jahre extremer Belastung am Arbeitsplatz, Unistudium und Forschungsarbeiten. Last but not least eine aus heutiger Sicht kolossale Mangelernährung, bestehend aus Gebäck, Schokolade, Pizza und Pasta. Diese Form von vegetarischem Junkfood konnten denn auch regelmäßig hübsch angerichtete und mit Grünzeug aufgetürmte Rohkostteller nicht mehr kompensieren.

Die Tage waren ausgefüllt, die Nächte voller verstörender Gedanken. Schlaftabletten, Antidepressiva, noch mehr Schlaftabletten. Die Nächte wurden apokalyptisch. Die Muskeln zuckten unkontrolliert, und der ganze Körper hüpfte, als poltere der Heilige Geist an die Unterseite der Matratze. Aber ansonsten fühlte ich mich kerngesund. Der Gang zum Arzt an besagtem Tag bereitete dann dem ganzen Spuk ein jähes und im Nachhinein betrachtet ein befreiendes Ende.

Schulmedizin, so wenig als möglich, so viel wie nötig

Eine Knochenmarkbiopsie und weitere Untersuchungen ergaben, dass mein Blutkrebs nicht heilbar war. Aber der Hämatologe zeigte sich sichtlich erleichtert, denn ich hätte eine ‚milde‘ Form erwischt. Sanft, aber bösartig. Was für Aussichten. Ich heulte vor Entsetzen und haderte mit meinem vermeintlich düsteren Schicksal.

Nach zwei Wochen war Schluss mit Selbstmitleid. Ich setzte mich an den Computer und begann zu recherchieren. Dank meinem journalistischen Hintergrund und meiner wissenschaftlichen Ausbildung fügte sich schnell Puzzlestein an Puzzlestein. Mich hat’s erwischt mit einer Leukämie, die normalerweise erst im hohen Alter diagnostiziert wird. Deshalb keine Forschung und deshalb nur eine heftige Chemo mit ungewissem Ausgang im damaligen schulmedizinischen Angebot. Das Knochenmark produziert unentwegt ‚untaugliche und unsterbliche‘ weiße Blut-zellen und verdrängt zunehmend die gesunden Blutbestandteile. Im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen lässt sich die meine nur schwer kategorisieren. Zu stark variieren die Symptome, zu ungewiss ist die Lebenserwartung. In der Fachliteratur sprach man damals von maximal zehn Jahren. Viele Patient*innen starben und sterben an den Folgen der Chemo, noch mehr Kranke aber an einer verminderten Immunabwehr. Jedes Erkältungsvirus bedeutete im wahrsten Sinne des Wortes tödliche Gefahr. Dank dem damaligen Professor, der nicht auf therapeutische Eile drängte, war für mich klar: Niemals würde ich eine Chemo machen. Ab sofort würde ich all meine Zeit investieren, um über Krebserkrankungen und deren Heilungschancen zu recherchieren. Ich höre nicht auf, und ich starte keine schulmedizinische Therapie, bis ich alles verstanden habe.

Die Ernüchterung war überwältigend. Dank dem Label ‚wissenschaftlich‘ wird mit Segen von Politik, Gesundheitsbehörden und den Medien Heilung versprochen. Die Wahrheit von heute ist der Irrtum von morgen. Jede Gewissheit ist in der Wissenschaft eine Falle. Ihre Aufgabe ist, Fakten zu hinterfragen und in immer neue Zusammenhänge zu stellen und Theorien zu falsifizieren. Aber nichts dergleichen geschieht. Ich stöberte in Presseartikeln und Statistiken, analysierte meinen Bekanntenkreis. Die Überlebensrate von fünf Jahren und mehr war und ist immer noch beschämend klein. Die Kollateralschäden durch die Therapien sind schockierend groß. Dies betrifft vor allem Patient*innen, die nur schulmedizinische Onkologie in Anspruch nahmen.

Was nun? Mein kooperativer Professor ließ mich nach wie vor in Ruhe, meine Krankheit ebenso. Die ‚Wahrheit‘ musste woanders liegen. Und wieder startete ich mit meiner Recherchearbeit, die bis zum heutigen Tage anhält. Auf meiner Reise durch das Internet habe ich etwas Essenzielles erfahren: Es gibt ein ‚anderes‘ Wissen, jenseits des (schul-)medizinischen Mainstreams. Wow, es war, als hätte ich Amerika entdeckt. Ich war mittendrin im großen Feld der integrativen Onkologie und der alternativen Heilmethoden. Ich habe Hunderte von Patientenberichten studiert, deren vollständige Heilung entweder auf ... alternativen Wegen oder auf Kombinationen ... aus Schulmedizin und naturheilkundlichen Verfahren basierte. Stetig vergrößerte sich mein Netzwerk von engagierten Ärzt*innen und Therapeut*innen, Patient*innen und unabhängigen Wissenschaftsjournalist*innen. Ich brauchte Vorbilder, Patient*innen, die es geschafft hatten.

Von wegen Heureka

Die Nadel im Heuhaufen, das Ei des Kolumbus oder eben DIE Ursache für meine Krankheit und DIE Therapie, die mich wieder heil macht. Ich hätte hier gerne vermeldet: „Ich hab’s gefunden!“ Schön wär‘s. Ich habe wohl alles ausprobiert, was jenseits der Schulmedizin angeboten wurde: Seriöses, Grenzwertiges, Experimentelles. Ich habe entgiftet, entstört und gefastet und ein eigenes vegan-vegetarisches Ernährungskonzept entworfen. Ich habe Unmengen von Grüntee, Kurkuma und weitere antikanzerogene Lebensmittel konsumiert. Ich habe Hyperthermie, B17 und DCA-Infusionen, venösen Sauerstoff und Ozon-Infusionen ausprobiert, um nur einige wenige zu nennen. Es ging mir gut, sehr gut. Aber die vermaledeiten weißen Blutkrebszellen interessierte das nicht – sie wurden stetig mehr.

Ich habe rund zehn Jahre meine Leukämie auf eine sehr rationale, technische Weise ‚bekämpft‘. Das Ziel, die Krankheit loszuwerden, hatte ich noch nicht erreicht. Aber ich schaffte es, mit Ernährung, Nahrungsergänzungsmitteln und komplementärmedizinischen Therapien meinen Gesundheitszustand stabil zu halten. Zudem habe ich Zeit gewonnen. Viele Jahre, in denen die Pharma inzwischen intensiv an Alternativen zu Chemo bei meiner Form von Leukämie forschte. Ich wusste, dass im Labor einer kleinen US-Biotechfirma an einer im wahrsten Sinne des Wortes ‚magic pill‘ geforscht wurde. Diesmal wirklich ein vielversprechender Wirkstoff, basierend auf gentechnisch veränderten Proteinen. Sie eliminieren selektiv die Leukämiezellen, ohne die gesunden Zellen zu schädigen. Diese Tabletten, ergänzt mit weiteren komplementärmedizinischen Maßnahmen – damit würde ich die Überlebensstatistik austricksen. Das war mein Plan. Aber ich brauchte Zeit. Viel Zeit. Denn bis zur Zulassung dauerte es noch mindestens fünf bis acht Jahre.

Selbstbestimmt entscheiden

Es sollte alles anders kommen als geplant. Fünfzehn Jahre nach der Diagnose ging die Zahl der Leukämiezellen urplötzlich durch die Decke, und das Hämoglobin rauschte in den Keller. Mein Körper war blutleer und sauerstoffarm. Ich war kaum mehr in der Lage, eine Treppe hochzusteigen. Herpes- und andere Viren starteten ihre Attacken. Jetzt ist aber wirklich höchste Zeit für eine Therapie, drängte mit gerunzelter Stirn ein Hämatologe. Wirklich? Könnte man einen Therapiestart nicht mit einigen Bluttransfusionen hinausschieben? Sie wissen schon, ich brauche Zeit, wegen diesen ‚magischen Tabletten‘. Ich erhielt die Bluttransfusionen. Hurra, wieder zwei Jahre gewonnen. Ich tat und tue es dem Philosophen Jean Jacques Rousseau gleich: Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will. Ich habe mir damit zwar Schwierigkeiten eingebrockt und einige Ärzte vergrault, aber Hauptsache mein Kopf und meine Intuition konnten sich durchsetzen. Kriegt man einen solchen Dickschädel bei Geburt geschenkt? Ich denke nicht. Vielmehr dreht sich alles um die zentrale Frage: Bestimme ich oder andere über mich, egal welch honorige Titel sie tragen oder welch politische Positionen sie belegen? Ich bin überzeugt, dass die meisten Menschen nicht das erstbeste Auto kaufen oder beim Hausbau den Architekten über Stil, Materia lund Größe entscheiden lassen. Aber ausgerechnet bei der Frage noch Leben und Tod delegieren so viele Patienten alles an eine einzige Person.

In den kommenden Jahren stand ich immer wieder vor schwierigen Entscheidungen und belastenden Situationen. Meine Blutwerte stürzten erneut ab, und wieder musste ich mir einen Hämatologen suchen, der bereit war, eine von mir ausgewählte, aber noch nicht zugelassene Antikörpertherapie durchzuführen. Das Ganze geriet bereits nach der ersten Infusion außer Kontrolle, der Arzt tauchte ab, und ich lag zu Hause mit einem Tumorlysesyndrom. Diese eine Infusion vernichtete auf einen Schlag Milliarden weißer Blutzellen. Es war ein Höllentrip. Ich habe ihn ohne ärztliche Unterstützung und ohne jegliche Folgeschäden überstanden. Ich bin heute noch davon überzeugt, dass meine gründliche Vorbereitung sowie meine exzellente körperliche Verfassung mich vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Obwohl mich diese Tortur zehn Kilo Körpergewicht gekostet hat, war ich innerhalb von vier Wochen wieder auf den Beinen. Denn ich hatte ein Ziel: Ich wollte unbedingt wieder wie jedes Jahr den Weihnachtsmarkt in Heidelberg besuchen. Ich bekam die verlorenen Pfunde schnell wieder auf die Hüfte.

Ziel erreicht, Krankheit noch da

Vier Jahre später – ich war inzwischen im zwanzigsten Jahr meiner unbehandelten Leukämie – war es endgültig Zeit für diese ‚Wunderpille‘. Mit meinen Blutwerten ging es nämlich wieder steil bergab. Dank eines respektvollen und engagierten Hämatologen habe ich es geschafft, an diese vielversprechende Tablette heranzukommen, obwohl sie nur für Patienten in klinischen Studien zugelassen war. Weitere Bluttransfusionen waren notwendig, bevor wir uns an die erste Dosierung heranwagten. Es wurde wieder ein Höllentrip. Nicht wegen der Therapie, sondern weil mich im Spital ein Virus erwischt hat. Wieder zehn Kilo Körpergewicht weg, endlose Fieberschübe und ein schwindender Wille, diese Höllenfahrt überleben zu wollen. Aber dieses Mal stand mir dieser fähige und feinfühlige Arzt zur Seite. Ich bin überzeugt: Ein essenzieller Bestandteil der Heilung ist ein Arzt/eine Ärztin, der/die für seine Patient*innen kämpft. Das ist die beste aller Möglichkeiten. Alles andere liegt in den Händen der Patient*innen. Und in der Wirksamkeit der therapeutischen Maßnahmen, egal ob aus dem alternativen oder schulmedizinischen Bereich. Was ich mir zu Beginn meiner Erkrankung vorgenommen habe, das habe ich erreicht. Dank dieser ‚Tabletten-Kur‘ und dank eines top gesunden Lebensstils habe ich das Blutbild einer Gesunden, auch wenn die Krankheit damit nicht eliminiert werden konnte. Immer noch schlummern Leukämiezellen im Knochenmark. Aber sie verhalten sich gesittet und gezähmt.

Fragen Sie mich heute, wie ich mit meiner Krankheit umgehe, so antworte ich mit Überzeugung: Ich lebe mit ihr, nicht gegen sie. Ich habe das Mittel meiner Wahl aus dem schulmedizinischen Angebot gefunden, und ich habe nun Zeit, neue Veränderungsprozesse entspannt anzugehen. Ich arbeite weiter an meinem Ernährungs- und Therapiekonzept, berate Patient*innen und gebe mein Wissen in Workshops und bei Kongressen weiter. Oft werde ich gefragt, ob ich denn nie Angst verspürt habe. Habe ich, aber nur in den ersten Tagen nach der Diagnose. Jedoch immer mal wieder verspüre ich Momente des Grübelns und der Zweifel. Bleibe ich gesund und motiviert genug, um diesen scheinbar endlosen Hürdenlauf zu bestehen?

Dranbleiben!

Man bleibt immer gefährdet, auch wenn Ärzt*innen bestätigen, dass man geheilt ist. Gefährlich wird‘s insbesondere, wenn man in die alten (Lebens-)Muster zurückfällt. Gesund werden und gesund bleiben ist ein steter Prozess und harte Arbeit. So meine Erkenntnis aus meiner Geschichte und aus unzähligen Fallbeispielen von Patienten, die seit vielen Jahren ohne Rezidiv und bei bester Gesundheit leben. Ich versichere Ihnen, es gibt keine One-Sizefits-all-Therapie. Jeder Patient, jede Patientinund jede Krankheit sind einzigartig und erfordern individuelle Lösungen. Sofern Sie gerade eben eine Krebsdiagnose erhalten haben, nehmen Sie sich die Zeit, den Arzt/die Ärztin und die Therapie Ihrer Wahl zu finden! Lassen Sie Kopf und Bauch entscheiden. Stellen Sie Ihre Ernährung radikal um. Suchen Sie sich einen Rückzugsort und denken Sie über die Frage nach, warum Sie gesund werden wollen. Auch wenn Sie wie ich die Welt retten wollen, lassen Sie sich von Ihren Plänen nicht abbringen, so unerreichbar sie erscheinen mögen. Warten Sie nicht, bis Ihnen Ihr Onkologe naturheilkundliche Begleittherapien vorschlägt. Ein Paradigmenwechsel in der Krebsmedizin liegt etwa in so weiter Ferne wie das Ziel, unseren Planeten von all dem Plastikzeug zu befreien. Formulieren Sie Ziele, hegen Sie Träume – es wird Ihnen Flügel und Superkräfte verleihen. Als hätten Sie einen ordentlichen Schluck von Obelix‘ Zaubertrank genossen.

Weitere Informationen

Information zu unseren Betroffenenberichten

Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
©iStock, 1210358928, nortonrsx
GfBK Newsletter

Immer gut informiert

über Aktivitäten, Veranstaltungen und Angebote zu ganzheitlichen Krebstherapien sowie Gesundheitsimpulsen für Ihren Alltag.

Unser Newsletter ist ein kostenfreier Service der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.