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© Isabelle Castera

Mut zu eigenen Wegen – die Geschichte meiner Krebsheilung

Rosie Castera in momentum 1/2022

Erschöpfung, anhaltender Stress und schließlich Überforderung – so sah die berufliche Situation von Rosie Castera über mehrere Jahre hinweg aus. Obwohl sie ihre Tätigkeit als Lehrerin liebte und sie sich immer für Schüler und Schülerinnen einsetzte, stellt sie im Rückblick fest, dass die Dauerbelastung zu ihrer Erkrankung beigetragen hat. Nach ihrer Genesung hat sie vieles in ihrem Leben verändert. Heute genießt sie ihr vielseitiges, aktives und buntes Rentenalter – und sie kämpft für die Kostenerstattung naturheilkundlicher Therapien.

Als Grund- und Hauptschullehrerin war ich viele Jahre im Schuldienst in der Region Hannover tätig. Ich habe zu den engagierten, kreativen Lehrkräften gehört, die etwas bewegen wollten. Mit der Zeit konnte ich jedoch immer schwerer eine Abgrenzung zu meinen eigenen Bedürfnissen finden. Muße, Erholung und Regeneration sind zu kurz gekommen. Oft bin ich sonntags in die Schule gefahren, um den Klassenraum für den nächsten Schultag herzurichten, den Geburtstagstisch zu dekorieren, neue Bücher in die Leseecke zu stellen – alles in der Absicht, dass sich die Kinder während des Unterrichts wohlfühlen.
Die Worte einer Frauenärztin wollte ich damals überhaupt nicht annehmen: dass Schule mir nicht guttun würde. Ich sei dafür zu sensibel, und ich müsse aufpassen, gesund zu bleiben. Schon längere Zeit hatte ich Schlafstörungen, quälte mich mit Herzrasen durch die Nächte, mit zunehmenden Ängsten, dass ich meine Arbeit einfach nicht mehr schaffen würde.
Anstatt auf die körperlichen Warnsignale zu hören, entschied ich mich für noch mehr Stress und Unruhe: 2006 entdeckte ich die Stellenanzeige einer deutschen Schule im spanischen Baskenland, die eine „innovative Grundschullehrkraft“ suchte. Dieses Angebot ließ mich nicht mehr los. Ich dachte, dass ein beruflicher Wechsel in ein anderes Land vielleicht positive Veränderungen in meinem Leben bewirken würde. Ich besprach mich mit Mann und Tochter und bewarb mich schließlich dort mit mittlerweile 53 Jahren. Zu meinem Erstaunen wurde ich eingeladen, flog nach Bilbao und bekam die Stelle.

Im spanischen Baskenland

Allein den Umzug mit der Familie nach Spanien zu bewältigen, in ein Land zu kommen, ohne die Sprache zu verstehen, bedeutete schon viel mehr Stress, als ich zugeben wollte. Zusätzlich zum Unterricht sollte ich Tätigkeiten einer Konrektorin übernehmen. Die neuen Aufgaben in der Schulverwaltung – Stundenpläne anfertigen, Vertretungsunterricht bestimmen, Konferenzen mitgestalten – überforderten mich bald. Innerlich geriet ich in den Zustand einer Daueranspannung: Schlaflose Nächte mit Herzbeschwerden waren bald wieder meine bekannten Begleiter.

Nach einem Jahr hieß es, dass die Schule in einem finanziellen Engpass sei und eine langfristige Weiterbeschäftigung der Ortskräfte nicht garantiert werden könne. Als angestellte Lehrerin gehörte auch ich zum Kreis mit unsicherer Zukunft. So entschlossen wir uns, schon nach einem Jahr wieder die Koffer zu packen. Zurück in Deutschland hat der Stress erst richtig zugeschlagen: Mein Mann hatte vor dem Umzug seine gut bezahlte Stelle aufgegeben, unsere Tochter hatte den Anschluss zu ihrer ehemaligen Klasse verloren, und ich musste schulisch mit voller Stelle einsteigen, um die Familie finanziell über Wasser zu halten. Eine unsensible Schulleitung hat mir gleich eine doppelte Klassenleitung übertragen, die sonst niemand freiwillig übernehmen wollte. Ich weiß noch gut, wie ich einmal weinend im Lehrerzimmer saß und einfach keine Kraft mehr hatte. Dennoch versuchte ich, meine Aufgaben weiterhin verantwortungsvoll zu bewältigen – innerlich mit großer Anstrengung und starker Erschöpfung.

Meine Diagnose und die Operation

Und dann kam im Frühjahr 2011 der Tag, an dem ich beim Duschen den steinharten Knoten in der Brust ertastete. Plötzlich war er da und fühlte sich irgendwie fremdartig, nicht zu mir gehörig an. Nach einem Ultraschall beim Frauenarzt wurde ich ziemlich schnell zur Biopsie in eine Klinik geschickt, mit dem Ergebnis: „ein bösartiger Tumor“. Mein erster Gedanke nach der Diagnose war: „Vorher hatte ich ja auch keinen Krebs, dann kriege ich den auch wieder weg.“ Den Knoten wollte ich nicht mehr haben, da war ich mir sicher – also entschied ich mich für eine Operation. Ich wollte einen Schritt nach dem anderen gehen, um dann weiterzuschauen, wie sich das Ganze anfühlt, ehe neue Entscheidungen getroffen werden. Als ich aus der Narkose erwachte, hörte ich von ferne, dass mein Wächterknoten nicht befallen sei, dass der Knoten nicht gestreut hatte. Ich empfand eine große Dankbarkeit und gleichzeitig ein aufkommendes Gefühl von Stärke und Vertrauen meinem Körper gegenüber – es entstand eine tiefe Ruhe in mir.

Ich bin jedoch in Schockstarre verfallen, als die Ärztin im Krankenhaus mir im Anschluss an die Operation weitere Therapien nahebringen wollte. Das habe ich nur noch „wie im Nebel“ wahrgenommen. Für mich ist diese Situation wie in einem Film abgelaufen, in dem ich nicht zu den handelnden Personen gehörte. Es dauerte einige Zeit, bis ich mir klargemacht hatte, dass es jetzt an mir war, mich bewusst für einen bestimmten Behandlungsweg zu entscheiden. Leider war der Sicherheitsabstand zum entnommenen Tumorgewebe nicht ausreichend, sodass ich noch zweimal operiert werden musste, bis die Ärzte dann zufrieden waren. Kurz nach meiner dritten Operation stand plötzlich wieder ein Chirurg an meinem Bett, der mir eröffnete, dass man mir am nächsten Tag einen Port für die Chemotherapie einbauen wolle. Ich war schockiert, und mein Bauchgefühl signalisierte mir entschieden: „Bloß nicht!“ Ich sagte dem Arzt, dass ich keinen Port haben möchte, ich wolle mir das alles erst einmal gründlich überlegen, auch wie die anschließenden Therapien aussehen sollen. Inzwischen kann ich diese Situation in Verbindung bringen mit einer Kindheitserinnerung, die mich schwer traumatisiert hat: Als vierjähriges Kind war ich aufgrund einer Parathyphuserkrankung drei Monate von meiner Familie isoliert in einer Klinik, wo aufgrund wiederholter Zyklen starker Medikamente meine Haare ausgefallen sind.

Mit dem Befund auf Recherchereisen

Der histologische Befund des Tumors stellte sich folgendermaßen dar: Mammakarzinom 1,7 cm Durchmesser, Stadium G3, Östrogen stark positiv, Her2/NEU stark positiv. Empfehlung der Tumorkonferenz: Bestrahlung, Chemotherapie, Aromatasehemmer, Herceptin. Nach Entlassung aus der Klinik verstärkte sich zunehmend der Gedanke, mich erst einmal umfassend über die vorgeschlagenen Therapien zu informieren. Ich wollte auch Meinungen von ganzheitlich orientierten Ärztinnen und Heilpraktikern einholen, Adressen, die ich mir mühsam aus dem Internet zusammengesucht hatte. In den nächsten drei Monaten bin ich quer durch Deutschland gereist: Freiburg, München, Heidelberg, Rostock, Wilhelmshaven, Hannover, Bonn, Hildesheim waren einige meiner Stationen. Mein Ziel war, Biologische Medizin, Mitochondrienmedizin und Hyperthermie, Umweltmedizin und natürlich die Gynäkologie in einer möglichst ganzheitlichen Perspektive zusammenzubringen.

Rückblickend kann ich sagen, dass mir die Tumorzentren in Freiburg und München damals eindringlich geraten haben, die empfohlenen Standardbehandlungen ohne großen Zeitverzug konsequent anzugehen - nur die Summe dieser Therapiebausteine würde die Heilungschancen erhöhen. Welche gesundheitlichen Konsequenzen wie Nebenwirkungen oder Spätfolgen das mit sich bringen würde oder inwiefern man eventuell alternative Behandlungen in Betracht ziehen könne, wurde mir hier in keinem der Gespräche nahegebracht. Im Gegensatz dazu haben mir die ganzheitlich orientierten Ärztinnen und Ärzte, Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker ausführlich sowohl schulmedizinische als auch alternative Konzepte erläutert. Mit einer großen Tasche voller Informationen bin ich wieder zu Hause eingetroffen und habe all die Gespräche erst einmal sortiert und sacken lassen.

Meine persönlichen Therapieentscheidungen

Meine Familie hat mir keinerlei Druck gemacht und mir allein die Entscheidung überlassen, den für mich stimmigen Weg herauszufinden und einzuschlagen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe einen starken Drang empfunden, meine Krebserkrankung nicht einfach als etwas „wie aus heiterem Himmel“ hinzunehmen, sondern Ursachenforschung zu betreiben. Ich besorgte mir zahlreiche Bücher, um all die Aspekte zu verstehen, die zu so einer schweren Erkrankung, aber auch zur Krebsvorsorge führen können. Dabei bin ich auf die äußerst interessanten Forschungsergebnisse der kanadischen Wissenschaftler Richard Béliveau und Denis Gingras gestoßen. In ihren Tierversuchen hat sich gezeigt, dass Mäuse, die „gut behandelt“ worden sind, weniger Tumorzellen gebildet haben als Tiere, die dauerhaftem Stress ausgesetzt waren. Sie konnten teilweise sogar eine vollständige Rückbildung von Tumoren erreichen.

Im Vergleich mit meinem bisherigen Leben konnte ich hier für mich eine entscheidende Parallele finden. Ich habe gelernt, dass der Verzehr von bestimmten Gemüse- und Obstsorten sowie von Kräutern zur Reduzierung des Krebsrisikos beitragen kann. Daraufhin habe ich meine Ernährung konsequent umgestellt. Entscheidende Anhaltspunkte dazu stammen aus dem Buch „Krebszellen mögen keine Himbeeren“. Außerdem habe ich von der Mitochondrientherapie erfahren, die zum Ziel hat, die Kraftwerke unserer Zellen wieder mit verschiedenen Vitaminen und Mineralien aufzufüllen. Eine Laboruntersuchung hatte ergeben, dass meine Mitochondrienaktivität im Keller war, sodass ich mich für eine intensive Infusionstherapie entschieden habe, um den Mangelzustand auszugleichen.

Des Weiteren habe ich mich mit der Teil- und Ganzkörperhyperthermie beschäftigt: Tumorzellen haben einen primitiven Stoffwechsel und können nicht schwitzen. Wenn der Körper in eine Art künstliches Fieber versetzt wird, besteht die Chance, dass die Eiweißstrukturen des tumorösen Gewebes zerstört werden, die gesunden Zellen überleben. Chemotherapie und Bestrahlung haben zum Ziel, einer möglichen Metastasierung oder einem Rezidiv infolge von eventuell noch vorhandenen Krebszellen vorzubeugen – die gleiche Zielsetzung hat auch die Hyperthermie.

Keine Therapieform garantiert absolute Heilung, also wollte ich diejenige mit den geringeren Nebenwirkungen wählen. Das Ergebnis eines Labortests zur Bestimmung der Restlast im Blut zirkulierender Tumorzellen fiel sehr niedrig aus, und ich begann mit Hyperthermiebehandlungen dreimal pro Woche. Ich habe lange Wege nach Bonn und Wilhelmshaven auf mich genommen, schließlich habe ich die Hyperthermie in den nächsten drei Jahren in Hannover fortgesetzt. Der Antrag auf Kostenübernahme wurde von meiner Krankenkasse abgelehnt, weil Hyperthermie keine Kassenleistung sei – fertig. Nur durch die finanzielle Unterstützung meiner Mutter sowie einen zusätzlichen kleinen Kredit wurden mir diese privatärztlich verrechneten Behandlungen ermöglicht.

Die rechtliche Seite der Kostenerstattung beschäftigt mich bis heute: Das Sozialgericht, das meine Klage auf Kostenerstattung abgelehnt hat, hat sich auf das sogenannte „Nikolaus-Urteil“ aus dem Jahre 2005 berufen: Patientinnen und Patienten werden die Kosten für Therapien, die außerhalb der Leitlinien der Krankenkassen liegen, höchstens dann erstattet, wenn die Maßnahmen der Leitlinienmedizin a) durchgeführt wurden, b) nicht (mehr) greifen oder c) keine andere leitliniengerechte Therapie (mehr) zur Verfügung steht. So kann ich als Krebspatientin die Option biologischer Behandlungsmethoden erst dann in Erwägung ziehen, wenn ich Chemotherapie und Bestrahlung „hinter mir habe“. Dies entspricht nicht meiner Auffassung von Therapiefreiheit, zumal manche Therapiebausteine ihre Wirksamkeit nach einer Chemotherapie oder Strahlentherapie nicht mehr entfalten können. Da ich inzwischen wieder gesund bin und über mehr Zeit und Energie verfügen kann, habe ich der Kostenübernahme-Ablehnung durch viele Instanzen widersprochen und im Oktober 2021 eine Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht (siehe auch „Rosie Castera, Mein Weg durch die Instanzen“ auf Seite 36 in momentum 1/2022).

Was für mich wichtig ist …

Noch einmal zurück zu meinem Heilungsweg: Besonders wichtig war für mich die psychoonkologische Sichtweise, nämlich zur Medizin „von außen“ entscheidend die Medizin „von innen“ mit dem Schwerpunkt „Gesundheit aus eigener Kraft“ einzubeziehen. Hier konnte ich an meine inneren Bilder anknüpfen, die insbesondere während meiner Erkrankungsphase auftraten: Wenn ich mich auf meine innere Sichtweise konzentrierte, sah ich anfangs immer nur große schwarze Kreise, die ich als meine erschöpften Zellen interpretierte. Im Zuge meiner Behandlungen veränderten diese Kreise ihre Farbe in schimmerndes Blau-Violett bis schließlich hin zu strahlend hellem Gelb, sodass ich innerlich genau betrachten konnte, inwieweit ich wieder in die Kraft und damit in die Heilung kam. Ich war immer zuversichtlich, dass ich es schaffen würde!

Die psychische Ursachenforschung der Erkrankung war für mich ein wesentlicher Baustein, „innerlich aufzuräumen“ und Veränderungen in Gang zu setzen.

Aus der Unterrichtstätigkeit bin ich ausgestiegen und habe an der Landesschulbehörde einen neuen Aufgabenbereich zur Wiedereingliederung langzeiterkrankter Lehrkräfte übernommen. Die Beratung der Lehrkräfte hat mir sehr viel Freude und Sinnhaftigkeit gegeben: Hier konnte ich nach meinem eigenen Weg der Gesundung anderen Menschen Mut machen, ebenfalls aus ihrer Krise herauszufinden. Inzwischen bin ich seit Februar 2020 in Rente und genieße mein Dasein ohne Rezidiv oder Metastasierung, teile mir mit einem befreundeten Maler ein Atelier, wo ich wieder angefangen habe zu malen, und singe in einer Jazz-Combo. Rückblickend kann ich sagen, dass die Krebserkrankung einen tiefen Einschnitt in meinem Leben bewirkt hat, der in der Folge zu großen Veränderungen hin zu meinem eigentlichen Selbst geführt hat.

Das Atelierbild soll deutlich machen, dass wieder Licht und Fluss in mein Leben gekommen sind und die jahrelange „Stagnation“ ein Ende gefunden hat.

© Rosie Castera – Leben im Fluss

Malen im Atelier gehört heute zu Rosie Casteras Alltag.

Weitere Informationen

  • Béliveau R, Gingras D. Krebszellen mögen keine Himbeeren: Nahrungsmittel gegen Krebs. Gold mann (2018)
Information zu unseren Betroffenenberichten

Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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