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© Petra Isermann

Entweder den Kopf in den Sand stecken oder durchgehen

Petra Isermann in Impulse 4/2004

Ich war erst 26 als ich im Januar 1989 erfuhr, ich habe Morbus Hodgkin, Lymphknotenkrebs. Ich wusste zwar, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt, aber an Krebs hatte ich nicht im Traum gedacht. Ich spielte damals leistungsmäßig Handball. Mein Trainer sagte „Mensch Petra, im Training machst du die Tore und im Spiel bringst du keinen Ball ins Netz″.  Ich hatte ständig Infekte, aber weder der Internist, bei dem ich in Behandlung war, noch der Heilpraktiker erkannten die Warnsignale.

An dem Tag bevor alles so richtig los ging, war ich beim Jazzdance und wir machten viele ungewohnte Bewegungen mit dem Hals. Am nächsten Morgen wachte ich mit einem hühnereigroßen Ei am Hals auf. Ich dachte, ich hab´ mir den Hals verrenkt. Aber mein Hausarzt war gleich auf der richtigen Fährte und schickte mich zum Radiologen.
Ich wurde direkt in die Onkologie in der Medizinischen Hochschule Hannover eingewiesen. Ich wusste damals nicht mal, dass Onkologie etwas mit Krebs zu tun hat. Das Wochenende, das dann folgte, war das Schlimmste das ich je erlebte. Die Ungewissheit hat mich fast verrückt gemacht. Zwei Wochen später stand fest, ich habe Lymphknotenkrebs und einen Tumor im Lungenvorraum.

Die Sekretärin des Krebsspezialisten, der mich behandelte, sagte zu mir „Das ist jetzt zwar hart, aber wenn Sie bereit sind, sich damit abzufinden und leben wollen, dann schaffen Sie das″. Ich hab´ erst nur geweint, dann spürte ich eine große Kraft in mir.

Mir wurde ein Teil der Milz entfernt, ich bekam Chemotherapie und Bestrahlungen. Am Anfang hat mein Körper dagegen nur rebelliert. Dann habe ich ein Ritual daraus gemacht. Nach jeder Infusion bin ich zu meinen Eltern, hab´ mich dort ins Bett gelegt und geschlafen. Anschließend hab´ ich eine Suppe und Vanillepudding gegessen und mir selbst gesagt, das vermischt sich jetzt alles, damit  geht es mir nicht so schlecht. Erst viel später hab´ ich die Kraft von Vorstellungsbildern kennen gelernt. Ohnehin hatte ich einfach einen starken Willen und hab´ immer sehr positiv gedacht. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten, entweder ich stecke den Kopf in den Sand oder ich geh´ da durch. Und ich hatte mich für letzteres entschieden. Ich habe viel über das geredet, was mit mir los war und so meine Krankheit verarbeitet.

In dieser Zeit habe ich Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe bekommen. Dort bekam ich auch die Adresse von meinem Heilpraktiker. Er arbeitet mit Elektroakupunktur nach Voll und testete so die naturheilkundlichen Medikamente aus, die ich bekam. Durch die biologischen Therapien wurde die zelluläre und humorale Abwehr und das Grundimmunsystem gestärkt. Gleichzeitig wurde mein Körper nach der Chemo- und Strahlentherapie entgiftet und aktiviert. Dieser Heilpraktiker erkannte einen Zusammenhang zwischen dem Pfeiffer´schen Drüsenfieber, das ich als Kind durchgemacht hatte, und meiner Hodgkin-Erkrankung und so zielte die Behandlung auch darauf, diesen alten Infekt auszuheilen.

Durch meine Erkrankung erkannte ich, dass mein Beruf nicht mehr zu mir passt. Ich wollte mehr mit Menschen zu tun haben und entschloss mich, Sozialpädagogik zu studieren und wollte selbst Krebspatienten beraten. Ich trennte mich von meinem damaligen Freund, der inzwischen selbst schwer erkrankt war.

Erst zwei, drei Jahre später lernte ich meinen heutigen Mann kennen. Ich wusste nur, dass es nach den Therapien, die ich bekommen hatte, sinnvoll war, sieben Jahre mit dem Kinderwunsch zu warten. Das fiel mir schon schwer. Aber als dann 1995 unsere Zwillinge zur Welt kamen, war das alles vergessen. Erst viel später hörte ich von anderen Betroffenen, dass es bei meiner Erkrankung und nach den Chemo- und Strahlentherapien, die ich bekomme hatte, gar nicht so selbstverständlich war, noch Kinder zu bekommen. Ich glaube, es war einfach mein Glück, nicht so viel zu wissen und so selbstverständlich positiv zu denken.

Mein Immunsystem ist immer noch ein bisschen anfälliger als das von anderen. Ich arbeite in einem Alten- und Pflegeheim mit Dementen und wenn dort eine Grippe oder ein Magen-Darminfekt umhergeht, stecke ich mich leicht an. Um mich zu schützen, nehme ich Vitamine ein und gehe regelmäßig zum Heilpraktiker, um mein Immunsystem mal wieder zu stärken. Damit geht es mir gut.

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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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