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Handlungsfähig werden – handlungsfähig bleiben, auch mit Krebs

Wie erleben Patientinnen und Patienten ihre Erkrankung? Die Diagnose Krebs bricht ins Leben ein, und nichts ist mehr, wie es gerade eben noch war. So beschreiben viele ihre erste Reaktion. Für andere erfüllt sich eine Befürchtung, sie sind weniger überrascht, manche hören die Mitteilung auch nicht zum ersten Mal.

© Caroline Veronez, unsplash

Aus dem Notfallmodus aussteigen

Plötzlich steht der Patient, die Patientin am Anfang eines Weges, von dem niemand weiß, wie lange er dauert und wohin er führt. „Mein Leben ist bedroht“, so verstehen viele die Botschaft: „Sie haben Krebs“.In einer bedrohlichen Situation stellt der Körper auf „Notfall“ um, Energie wird bereit gestellt, um eine plötzliche Gefahr zu überstehen. Doch die Bedrohung durch eine Krebserkrankung ist eine länger andauernde Situation. Die akuten, energieintensiven Notfallprogramme Kampf und Flucht führen hier nicht zum Ziel. Wichtig ist deshalb, Ruhe in die Situation zu bringen, die Gefühle sprechen zu lassen – und auch die eigene Erfahrung. Was hilft mir bei Aufregung, Angst, wie finde ich heraus, was ich jetzt brauche? Aussteigen aus dem Notfallmodus ist ein erster Schritt, „das Heft selbst in die Hand zu nehmen“.

Sich Zeit zu nehmen, um die eigenen Bedürfnisse kennen lernen, ist wichtig, denn was in dieser Situation hilft, ist sehr unterschiedlich. Vielleicht habe ich schon einmal eine Krise erlebt, und erinnere mich daran, was mir damals geholfen hat. Auch an unsere menschlichen Grundbedürfnisse dürfen wir denken: ausruhen und schlafen, gut – mit Qualität und Genuss – essen, sich gut ernähren. Nähe und Verbundenheit mit unseren Mitmenschen. Wollen wir Unterstützung von anderen erfahren, brauchen sie unsere Aufrichtigkeit. Wenn ich meine Bedürfnisse in der neuen Situation kennen lerne, kann ich auch anderen sagen, was ich brauche.

Für die erste Zeit nach der Diagnose und zum Umgang mit der Angst, die auf die Diagnose folgen kann, haben wir auf unserer Website wertvolle Hilfestellungen und praktische Übungen für den Alltag zusammengestellt:

Individueller Informations- und Beratungsbedarf

In der Beratung stellen wir immer fest: Auch das Informationsbedürfnis ist individuell ausgeprägt, jeder Mensch informiert sich anders. Es gibt Informationen, die uns gut tun, es gibt aber auch ein „zuviel“ an Information. Wann es zuviel wird, kann nur der Einzelne, die Einzelne für sich feststellen. Wichtig ist auch: Von wem kommt die Information? Vertraue ich der Quelle, vertraue ich der Person, die mir diese Information gibt? Gerade beim Recherchieren im Internet ist es wichtig, die Orientierung zu behalten und zu merken, wann es genug ist. Oft kommen Betroffene alleine auch nicht weiter, und eine fachliche Einordnung schafft Klarheit. Kompetente und fürsorgliche Gesprächspartner, Ärztinnen, Therapeuten, sind dann gefragt.

Verschaffen Sie sich einen Überblick über unsere sorgfältig erstellten Broschüren und Infoblätter.

Vertrauen, Selbstverantwortung und Eigenaktivität

Oft ist es naheliegend, dass Patientinnen und Patienten nach der ärztlichen Aufklärung die Empfehlungen und Vorschläge ihrer Behandler übernehmen. Hier brauchen wir ein besonders gutes Gespür für uns selbst: Vertraue ich der Empfehlung, oder füge ich mich einer Autorität und unterwerfe mich einer fremden Entscheidung, die ich letztlich als „aufgedrückt“ empfinde? Der Unterschied mag hauchfein sein, für den Verlauf der nächsten Schritte ist er von Bedeutung: sich der Therapieempfehlung zu beugen, weil keine andere Möglichkeit in Sicht ist, lässt uns in der Opferrolle verharren. Sich aktiv mit der Empfehlung auseinanderzusetzen, zu überlegen, welche Chancen und welche Risiken zu erwarten sind, bringt die Eigenaktivität der Betroffenen in Schwung.

In den Videobeiträgen ehemaliger Krebspatientinnen und -patienten finden Sie auch den Beitrag von Dr. med. Ebo Rau, dem die Eigenaktivität besonders am Herzen liegt. Er war als Arzt vor vielen Jahren selbst von einer fortgeschrittenen Erkrankung betroffen.

Die Macht der Profis, Ermächtigung der Betroffenen

Die Struktur der Situation zeigt eine ungleiche Machtverteilung: Ärztinnen, Therapeuten haben den Vorsprung an Wissen, sie sind als Gesprächspartnerinnen und -partner sehr wohl persönlich herausgefordert, aber: sie sind nicht selbst betroffen von der Erkrankung. Dies sind klare Vorteile im Gespräch, Betroffene sind demgegenüber oft vom Tempo überrollt und haben immer wieder die Aufgabe, sich existenziell mit der eigenen Situation zu arrangieren. Mir selbst Zeit zu geben, Ruhe zu finden, um das Gehörte zu verarbeiten, das Gespräch bei Bedarf zu einem anderen Zeitpunkt fortzusetzen – immer wieder in meiner eigenen Situation anzukommen, alles das sind Möglichkeiten der Patientin, des Patienten, in eigener Sache aktiv zu sein. Und je aktiver Patientinnen und Patienten sich äußern, sagen, was sie brauchen, desto einfacher ist es für Therapeutinnen und Ärzte eine begleitende Rolle einzunehmen und die Situation gemeinsam mit den Betroffenen auf Augenhöhe zu besprechen.

Dr. med. György Irmey, der Ärztliche Direktor der GfBK, spricht im Videobeitrag über den Faktor Zeit, Sie finden weitere hilfreiche Beiträge in unserer Videothek.

Gemeinsam entscheiden, geht das?

Wir wissen alle: die letzte Entscheidung über Therapien, einzelne Maßnahmen trifft die Patientin, der Patient, sei es, weil sie sich unterwerfen, sei es, weil sie sich verweigern, oder sei es, weil sie aus Einsicht und Vertrauen einer Therapie zustimmen. Dabei sind sie auf Unterstützung, oft auch auf Hilfe angewiesen. Sie sind darauf angewiesen, gut informiert zu werden, um sich möglichst gut in einem meist völlig neuen Thema zurecht zu finden. Professionelle medizinische Expertise ist unverzichtbar, und gemeinsam suchen Ärztin und Patient die Balance zwischen dem vertrauensvollen Abgeben von Verantwortung an professionelle Unterstützerinnen und Unterstützer einerseits und der aktiven Übernahme von Verantwortung in Lebensbereichen, die bisher im Alltag vielleicht nur eine geringe Aufmerksamkeit bekommen haben.
Oft fragen Patientinnen und Patienten nach einer zweiten Meinung oder nach einer zusätzlichen Behandlungsoption, oder sie wollen Therapeutinnen und Therapeuten, bei denen sie sich bisher in guten Händen gefühlt haben, auch weiterhin konsultieren. Das ganzheitliche interdisziplinäre Therapieteam, das sich regelmäßig über Verlauf und Nebenwirkungen abstimmt und gemeinsam mit der betroffenen Person entscheidet, bleibt wohl bis auf Einzelfälle einstweilen Utopie. Entscheiden Sie selbst, welche professionellen Gesprächspartner und Ratgeberinnen Sie brauchen.

Zum Weiterlesen empfehlen wir unseren Hintergrund-Artikel zum Thema.

Den Videobeitrag von Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard legen wir Ihnen an dieser Stelle ans Herz, weitere hilfreiche Beiträge finden Sie in unserer Videothek:

Was ist das Ziel der Therapie?

Auch das Gespräch über die Ergebnisse bestimmter Maßnahmen und Therapien ist ein wichtiger Baustein für die Ermächtigung zur Entscheidung. Was erwartet der Behandler, die Behandlerin konkret, und kann ich mich dieser Erwartung anschließen? Was folgt als nächster Schritt, wenn diese Therapiemaßnahme abgeschlossen ist? Darf ich erwarten, dass der Krebs, der Tumor dann verschwunden ist, oder werde ich länger mit ihm zu tun haben? Kann ich lernen, mit dem Krebs zu leben, wenn ja – wie will ich leben?

Wenn Therapieziele ausschließlich in der Vermeidung negativer Folgen bestehen, geht nur eine geringe – oder auch gar keine – motivierende Kraft von ihnen aus. Wenn ich nicht weiß, welche Vorteile ich konkret im Alltag erwarten darf, wird – indirekt – die Angst vor Schmerz und Belastungen angesprochen, wiederum ein Angriff auf Heilung und Gesundheit.
Erwartungen, Befürchtungen und Zielsetzungen beeinflussen unsere Entscheidungen und wirken sich bis auf die Zellebene unseres Körpererlebens aus, sie können uns stärken und schwächen. Sie motivieren uns, können uns aber auch ausbremsen.

Vorbereitung auf die Therapie – biologisch von Anfang an

Im Miteinander der verschiedenen Methoden ist oft die Reihenfolge entscheidend: Wenn mit negativen Begleiterscheinungen einer Therapie zu rechnen ist, die wir aus der konventionellen Krebstherapie hinlänglich kennen, ist es sinnvoll, sich im Detail mit den zu erwartenden Belastungen auseinanderzusetzen und den Nebenwirkungen vorzubeugen. Naturheilkunde, Homöopathie und die Orthomolekulare Medizin können dazu beitragen, die Voraussetzungen, die ein Patient, eine Patientin in die Therapie mitbringt, zu verbessern. Es lohnt sich Organ- und Zellsysteme, die von Chemo- und Strahlentherapie besonders strapaziert werden, zu stärken, bevor die Therapie eingreift.

Auch im Lebensstil lassen sich Gewohnheiten verankern, die den Therapieverlauf unterstützen, Nebenwirkungen abfedern, oder es nach einer durch die Therapie erzwungenen Pause erleichtern, körperliche Aktivitäten und Kräfte wieder aufzubauen. Alle diese verschiedenen Maßnahmen sind gemeint, wenn wir davon sprechen „biologisch von Anfang an“ zu behandeln.

Wir empfehlen Ihnen diesen Videobeitrag von Dr. med. György Irmey, weitere hilfreiche Beiträge finden Sie in unserer Videothek:

Was kann ich selbst tun?

Sie brauchen zur Aktivierung ihrer Selbstwirksamkeit im Heilungsprozess ein positives Verständnis ihrer eigenen Entscheidung: um was geht es eigentlich, wie weit reicht meine Entscheidung, was sind die Alternativen? Gibt es überhaupt verschiedene Möglichkeiten, habe ich genügend Informationen – kann ich die Ungewissheit aushalten, die zum jetzigen Zeitpunkt offen bleibt?

Stellen Sie sich selbst, stellen Sie auch Ihrer Ärztin und Ihrem Therapeuten die Frage: „Was kann ich selbst tun?“ Diese Frage ist ein wichtiges Signal für Ihr Gegenüber, und sorgt dafür, dass Sie immer wieder zu Ihrer Eigenaktivität zurückfinden können. So merken Sie, was Ihnen gut tut, wie Sie selbst die Therapie unterstützen können und Ihrem Körper helfen, Belastungen zu verarbeiten.

Jede Entscheidung kann zu einem späteren Zeitpunkt revidiert werden. Sich umentscheiden und einen anderen Weg einschlagen, etwas anderes ausprobieren – auch diese Möglichkeit sollten Behandlerin und Patient sich gegenseitig offenhalten.

Lesen Sie die gesammelten Berichte ehemaliger Krebspatientinnen und -patienten über ihre Erkrankung, Therapie und über ihre Genesung:


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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