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Vitamin D und COVID-19: Hinweise auf Immunschutz

10. Februar 2021

Die Gabe von Vitamin D kann den Verlauf und den Schweregrad von COVID-19-Erkrankungen abmildern. Darauf weisen die Ergebnisse einer Reihe von Studien hin. Der Vorteil des Vitamins: Es ist günstig, leicht verfügbar und praktisch ohne Nebenwirkungen. In Schottland und England erhalten Ältere und Vorerkrankte Vitamin-D-Präparate mittlerweile kostenlos. Die GfBK empfiehlt – besonders jetzt in den Wintermonaten – für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung zu sorgen.

Die Gabe von Vitamin D kann den Verlauf und den Schweregrad von COVID-19-Erkrankungen abmildern. Darauf weisen die Ergebnisse einer Reihe von Studien hin. Der Vorteil des Vitamins: Es ist günstig, leicht verfügbar und praktisch ohne Nebenwirkungen. In Schottland und England erhalten Ältere und Vorerkrankte Vitamin-D-Präparate mittlerweile kostenlos. Die GfBK empfiehlt – besonders jetzt in den Wintermonaten – für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung zu sorgen.

„Experten: Kein Nachweis für Anti-Corona-Wirkung von Vitamin D“, so meldete SPIEGEL-Online am 9. Februar reißerisch und bezog sich auf die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Die hatte jedoch geschrieben, dass die „aktuelle Studienlage einen potenziellen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Serumspiegel und einem erhöhten Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion bzw. für einen schweren COVID-19-Verlauf vermuten“ lässt. Um gleich zurückzurudern: Trotzdem sei keine pauschale Empfehlung für eine Vitamin-D-Supplementation möglich. Gleichzeitig stellt die DGE jedoch fest: „Die Häufigkeit einer unzureichenden Versorgung mit Vitamin D in Deutschland ist jedoch hoch.“

Die Fachgruppe COVRIIN am Robert Koch-Institut, die medikamentöse Therapien bei COVID-19 bewertet, ist mittlerweile etwas weiter. Sie empfiehlt die Substitution des Vitamins „bei Patienten mit nachgewiesenem oder vermutetem Mangel, bei denen ein erhöhtes Risiko für COVID-19 besteht oder bereits eine COVID-19-Erkrankung vorliegt.“ Bei kritisch kranken Patienten empfiehlt sie die Substitution bei nachgewiesenem Vitamin-D-Defizit (≤ 30 nmol/l).

Mediziner, Fachgesellschaften, zahlreiche Medien und auch die Politik in Deutschland tun sich schwer mit dem Vitamin, dessen antientzündliche und immunstabilisierende Wirkung auch in zahlreichen Studien der Krebstherapie nachgewiesen ist. Das ist kaum verständlich und schwer vertretbar.

Vitamin D kostenlos für Risikogruppen

Es geht auch anders. In Schottland erhalten Ältere und Vorerkrankte Präparate mit Vitamin-D kostenlos. Die Gesundheitsbehörden in England verteilen in diesem Winter Vitamin-D-Präparate kostenlos an mehr als 2,5 Millionen vulnerable Personen - besonders in Altenheimen.

Machen Sie sich selbst ein Bild über die bisher bekannten Ergebnisse zu Vitamin D bei COVID-19. Wir stellen Ihnen knapp die wichtigsten Ergebnisse einiger aktueller Studien vor.

Erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen bei Vitamin-D-Mangel

Bei einem Vitamin-D-Mangel steigt die Anfälligkeit für Infektionen der oberen Atemwege deutlich. Das ist aus zahlreichen Studien bekannt.

  • Hierzu gibt es eine Meta-Analyse (Pham et al., 2019): In der Gruppe mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln gab es 83 Prozent mehr Atemwegsinfekte, die Sterblichkeit an Atemwegsinfekten war verdreifacht. Der Anstieg war bei sinkenden Vitamin-D-Spiegeln exponentiell. Unterhalb eines Spiegels von 37,5 nmol/l fand sich der steilste Anstieg des Risikos.
    Pham H, Rahman A, Majidi A, Waterhouse M, Neale RE: Acute Respiratory Tract Infection and 25-Hydroxyvitamin D Concentration: A Systematic Review and Meta-Analysis. Int J Environ Res Public Health. 2019 Aug 21;16(17).
  • Eine weitere Metaanalyse wertete 25 interventionelle Studien aus. (Martineau et al., 2017). Diese wiesen allerdings eine große Heterogenität auf. Die täglich eingesetzten Dosen lagen zwischen geringen 400 IE und 4000 IE täglich, auch die Therapiestrategien unterschieden sich von einmaliger bis wöchentlicher Gabe. Alle Studien zusammengenommen fand sich eine Verminderung von Atemwegsinfekten um 12 Prozent. Bei den Studien mit täglichen Gaben traten 19 Prozent weniger Infekte auf. Menschen mit niedrigen Spiegeln unter 25 nmol/l profitierten am meisten mit 42 % weniger Infekten.
    Martineau AR et al.: Vitamin D supplementation to prevent acute respiratory tract infections: systematic review and meta-analysis of individual participant data. BMJ 2017; 356 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.i6583

Studien zeigen Nutzen von Vitamin D bei COVID-19

Vitamin D kann den Verlauf und den Schweregrad von COVID-19-Erkrankungen abmildern, darauf weisen die Ergebnisse einiger Studien hin.

  • Schon im letzten Sommer kam eine Studie der Universität Hohenheim zum Ergebnis, dass die Vitamin-D-Versorgung ein Indikator für den Schweregrad und das Sterblichkeitsrisiko bei einer COVID-19-Erkrankung sein kann.
    Hans K. Biesalski: Vitamin D deficiency and co-morbidities in COVID-19 patients – A fatal relationship? NFS Journal, Volume 20, August 2020, Pages 10-21
    https://doi.org/10.1016/j.nfs.2020.06.001
  • Kaufman, Holick et al. untersuchten mehr als 190.000 US-Amerikaner, bei denen das Corona-Test-Ergebnis und der Vitamin-D-Spiegel bekannt waren. Das Ergebnis: Bei Menschen mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln gab es 12-13 Prozent positiv Getestete, bei hohen Spiegeln lediglich 6-7 Prozent.
    Harvey W Kaufman, Justin K Niles, Martin H Kroll, Caixia Bi, Michael F Holick: SARS-CoV-2 positivity rates associated with circulating 25-hydroxyvitamin D levels. PLoS One. 2020 Sep 17;15(9): e0239252. doi: 10.1371/journal.pone.0239252. eCollection 2020.
  • Pereira et al., 2020, beobachteten einen positiven Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und dem Schweregrad der Erkrankung. Sie stellten in ihrer Studie fest, dass schwere Fälle von COVID-19 64 Prozent mehr Vitamin-D-Mangel im Vergleich zu leichten Fällen aufweisen. Eine unzureichende Vitamin-D-Konzentration erhöhte die Hospitalisierung (und die Sterblichkeit an COVID-19.
    Pereira M et al.: Vitamin D deficiency aggravates COVID-19: Systematic review and metaanalysis. Crit Rev Food Sci Nutr. 2020 Nov 4:1-9. doi: 10.1080/10408398.2020.1841090.

Macht ein guter Vitamin-D-Spiegel auch einen Unterschied, wenn Menschen bereits an COVID-19 erkrankt sind?

  • In einer englischen Beobachtungsstudie (Ling at al., 2020) erhielten 151 von 986 Teilnehmern mit COVID-19 und einem Vitamin-D-Mangel eine Booster-Vitamin-D-Therapie in verschiedenen Dosierungen, die von 20.000 IE alle zwei Wochen bis 40.000 IE täglich für eine Woche lang reichten. Die Einnahme von Vitamin D verringerte das Risiko für eine COVID-19-Mortalität, so die Wissenschaftler.
    Stephanie F Ling, Eleanor Broad, Rebecca Murphy, Joseph M Pappachan, Satveer Pardesi-Newton, Marie-France Kong, Edward B Jude: High-Dose Cholecalciferol Booster Therapy is Associated with a Reduced Risk of Mortality in Patients with COVID-19: A Cross-Sectional Multi-Centre Observational Study. Nutrients. 2020 Dec 11;12(12): E3799. doi: 10.3390/nu12123799.
  • In einer Studie von Macaya et al., 2020 wurden 80 Patienten, die sich bereits auf der Intensivstation befanden, in zwei Gruppen eingeteilt: > oder < 20 ng/ml (50 nmol/l). Bereinigt um Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Übergewicht, Herz- und Nierenerkrankungen blieb noch ein 3,2fach erhöhtes Risiko für schwere Verläufe in der Gruppe mit dem Vitamin-D-Mangel übrig.
    Fernando Macaya, Carolina Espejo Paeres, Adrián Valls, Antonio Fernández-Ortiz, Juan González Del Castillo, F Javier Martín-Sánchez, Isabelle Runkle, Miguel Ángel Rubio Herrera: Interaction between age and vitamin D deficiency in severe COVID-19 infection. Nutr Hosp. 2020 Oct 21;37(5):1039-1042. doi: 10.20960/nh.03193.
  • Die Schwere der Verläufe untersuchte auch eine Studie am Universitätsklinikum Heidelberg vom Herbst 2020. Radujkovic et al. untersuchten 185 Patienten, bei denen COVID-19 diagnostiziert worden war. Sie prüften, wie viele der Patienten intensivpflichtig wurden oder starben. Dabei wurden die Patienten mit einem niedrigen Spiegel von kleiner oder größer 30 nmol/l unterschieden. „Unsere Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Schweregrad/Mortalität von COVID-19“ so die Mediziner. Das Fazit der Mediziner: Die Studie unterstreiche die Notwendigkeit interventioneller Studien zur Vit-D-Supplementierung bei SARS-CoV-2-infizierten Personen.
    Aleksandar Radujkovic, Theresa Hippchen, Shilpa Tiwari-Heckler, Saida Dreher, Monica Boxberger, Uta Merle: Vitamin D Deficiency and Outcome of COVID-19 Patients. Nutrients. 2020 Sep 10;12(9):2757. doi: 10.3390/nu12092757.

Therapiestudien zu Vitamin D bei Covid-19

Studien, bei denen Patienten mit Vitamin D behandelt wurden, gibt es aktuell noch wenige:

  • In einer spanischen Studie (Castillo et al., 2020) erhielt eine Gruppe von Patienten, die mit COVID-19 stationär aufgenommen wurden, Vitamin D, die andere nicht. Ohne Vitamin D musste die Hälfte der Patienten auf die Intensivstation verlegt werden, bei der Gabe von Vitamin D waren nur zwei Prozent. Allerdings waren die Gruppen inhomogen. In der Gruppe ohne Vitamin D gab es mehr Diabetiker und Hypertoniker, was beides ein höheres Risiko bedeutet. Dafür gab es in der Vitamin-D-Gruppe aber mehr Ältere und Patienten mit immunsuppressiven Medikamenten, was beides das Risiko auch erhöht.
    Castillo ME, Entrenas Costa LM, Vaquero Barrios JM, Alcala Dıaz JF, Miranda JL, Bouillon R, Quesada Gomez JM, Effect of Calcifediol Treatment and best available Therapy versus best Available Therapy on Intensive Care Unit Admission and Mortality Among Patients Hospitalized for COVID-19: A Pilot Randomized Clinical study. Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology (2020
  • In einer zweiten Studie vom Frühjahr 2020 (Annweiler et al. 2020) wurden an COVID-19 erkrankte hochbetagte Bewohner eines Pflegeheims hochdosiert mit Vitamin D behandelt. 57 der 66 Erkrankten erhielten einmalig 80.000 IE, ihre Sterberate lag niedriger als bei den Patienten, die keine Vitamin D erhalten hatten.
    Cédric Annweiler, Bérangère Hanotte, Claire Grandin de l'Eprevier, Jean-Marc Sabatier, Ludovic Lafaie, Thomas Célarier: Vitamin D and survival in COVID-19 patients: A quasi-experimental study. J Steroid Biochem Mol Biol. 2020 Nov; 204:105771. doi: 10.1016/j.jsbmb.2020.105771. Epub 2020 Oct 13.

Für ausreichenden Vitamin-D-Spiegel sorgen

Die Europäische Gesellschaft für Endokrinologie veröffentlichte 2019 eine Stellungnahme, nach der in West-, Süd- und Osteuropa 30 bis 60 Prozent der Bevölkerung einen Vitamin-D-Mangel aufweisen (<50 nmol/l oder 20 ng/ml), zehn Prozent sogar einen schweren Mangel. Zu den Risikogruppen gehören vor allem ältere Personen. Und diese sind auch am stärksten gefährdet, schwer an COVID-19 zu erkranken. Deshalb ist aus Sicht der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. besonders in den Wintermonaten wichtig, für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung zu sorgen.

Die GfBK empfehlt zusätzlich Vitamin-D-Präparate mit mindestens 2000 bis 3000 IE täglich einzunehmen. Noch besser ist, den Vitamin-D-Spiegel im Blut prüfen zu lassen, um dann die optimale Dosierung festzulegen. Der Spiegel sollte mindestens 30 ng/ml betragen, optimal ist ein Wert oberhalb von 40 ng/ml, so unsere Empfehlung

Weitere Informationen zur Anwendung von Vitamin D finden Sie im GfBK-Infoblatt Vitamin D – Ein wichtiger Schutzfaktor.


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