Bei Therapieformen, die vereinzelt durch vereinfachte Heilsversprechungen umworben werden, ist grundsätzlich Vorsicht angebracht. Bevor Sie sich auf oftmals kostspielige Behandlungen einlassen, sollten Sie sich ausführlich bei einem unabhängigen Arzt beraten lassen. Denn eine Verbesserung der Heilungschancen bei Krebserkrankungen erfordert eine ganzheitsmedizinische Behandlung unter Berücksichtigung der individuellen Konstitution des Patienten.

Miracle Mineral Supplement (MMS)

Miracle Mineral Supplement (MMS) wird im Internet als Natriumchlorit (NaClO2) angeboten, nicht zu verwechseln mit Kochsalz (Natriumchlorid = NaCl). Durch Zugabe einer verdünnten Säure (Citronensäure oder Weinsteinsäure) entsteht daraus die eigentliche Wirksubstanz, das Chlordioxid (ClO4). Das ist eine hochreaktive instabile chemische Verbindung aus Chlor und Sauerstoff, auch Chlorbleiche genannt. In der Industrie wird diese Substanz als Desinfektionsmittel von Wasser, als Anti-Schimmelmittel sowie zum Bleichen genutzt.

Der Begründer dieser Therapie, der amerikanische Ingenieur Jim Humble, beschreibt MMS als ein wahres Wundermittel. Er infizierte sich während einer Dschungelexpedition mit Malaria. Statt die üblichen Medikamente zu schlucken, nahm Humble große Mengen Chlordioxids ein, wodurch die Krankheit angeblich binnen weniger Stunden ausheilte. Durch dieses persönliche Erlebnis vertritt er die Meinung, dass das Wasserdesinfektionsmittel in der Lage ist, schädliche Mikroben im Körper abzutöten.

Viele Anhänger von Jim Humble postulieren, dass die innerliche Einnahme von MMS eine Vielzahl schwerer Erkrankungen heilen könne. Belege für diese Behauptung gibt es nicht. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat keine einzige Studie gefunden, die einen Nutzen von MMS bei Krebs oder sonstigen Erkrankungen belegt. Eine aktuelle Stellungnahme des BfArM weist darauf hin, dass Produkte mit Natriumchlorit bzw. das daraus entstehende Chlordioxid in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen sind. Außerdem warnt sie von Verätzungen des Magen-Darm-Trakts sowie Erbrechen und Durchfall, wozu es bei hoch dosierter Einnahme des Mittels kommen kann. Ungeklärt ist außerdem die Frage, was mit den gesunden Darmbakterien passiert, wenn man ein unspezifisch auf alle Mikroben abtötend wirkendes Desinfektionsmittel einsetzt.
Die bisherige Studienlage ist unzureichend, um eine Beurteilung der Substanz für die Anwendung am Patienten zu treffen. Die Aussagen über die angebliche Wirksamkeit bei Krebs beruhen lediglich auf Erfahrungsberichten und sind für uns nicht nachvollziehbar. Wir empfehlen daher, eher der zahlreichen bewährten Therapiemethoden aus der biologischen Medizin zu bevorzugen.

Neue Medizin nach Dr. Hamer

Dr. Hamer führt jede Krebserkrankung auf ein akutes persönliches Konflikterlebnis zurück. Daraus schließt er, die Lokalisation von bösartigen Tumoren und deren Verlauf werde durch den Konfliktinhalt bestimmt. Problematisch ist dabei die von Herrn Dr. Hamer gemachte Aussage, dass die Konfliktlösung die einzig wirksame Therapie sei und dass nur bei der Beseitigung sog. Konfliktherde das Tumorwachstum aufhöre. Sicherlich zu einfach und dogmatisch gedacht, auch wenn der Ansatz, dass Psyche und Körper zusammenwirken inzwischen hinreichend bekannt ist. Besonders problematisch ist die Aussage von Dr. Hamer einzuschätzen, dass er die Schulmedizin, aber auch alle naturheilmedizinischen Therapieverfahren bei der Behandlung von Krebskranken ablehnt und medizinisch notwendige Behandlungen womöglich unterbleiben. Auch eine psychotherapeutische Begleitung wird von Herrn Hamer ebenfalls nicht empfohlen, so dass der Hinweis, der grundlegende Konflikt müsse gelöst werden, dem betroffenen Patienten ohne eine professionelle Betreuung meist nicht viel Nutzen bringt.

Therapie nach Hulda Clark

Für die US-Amerikanerin Hulda Clark ist ein bestimmter Darmegel der Verursacher sämtlicher Krebsarten. Mithilfe eines Gerätes namens "Zapper" soll dieser Egel aus dem Versteck in den Darmzotten gelockt und dann durch die Gabe einer Kräutermischung eliminiert werden. Der wissenschaftliche Beleg für die Wirksamkeit bei Krebserkrankungen ist bisher nicht erbracht worden. Außerdem wird bei der Übertragbarkeit dieser Therapie auf den europäischen Raum leichtfertig übersehen, dass dieser Darmegel ausschließlich in Asien und Nordamerika nicht aber in Europa und anderen Teilen der Welt auftritt! Es erscheint insbesondere zweifelhaft, ob man wirklich den Egel "Fasciolopsis buscii" als universellen Krebserreger bezeichnen kann, da an der Entstehung einer Krebserkrankung immer verschiedene Faktoren beteiligt sind.

Ukrain®

ist ein halbsynthetisches Misch-Präparat aus Alkaloiden des Schöllkrauts und dem Chemotherapeutikum Thiotepa. Es soll Krebszellen dazu veranlassen, sich selbst zu zerstören. Größere Behandlungsstudien liegen nicht vor. Einige Studien mit kleinen Patientenzahlen (jeweils 8 bis 36 Patienten mit verschiedenen Tumorleiden) wurden in Ostblockstaaten durchgeführt, die (angeblich) nicht dem westlichen Standard entsprechen. Im Jahr 1999 bis 2001 wurde an der Universität Ulm (Prof. Beger) eine Studie mit UKRAIN an 90 Personen mit Pankreas-Ca. durchgeführt, deren Ergebnisse jedoch angezweifelt werden. Die Behandlung läuft als Injektionsbehandlung über ungefähr sechs Monate und kostet monatlich ca. 1000 € bei direktem Bezug vom Hersteller. Da bisher keine Studienergebnisse vorliegen, die den Effekt von Ukrain an einer entsprechend großen Zahl von Tumorerkrankten beweisen, solten nicht zuviel Erwartungen in dieses Präparat gesetzt werden. Keinesfalls ist es ratsam, wegen Ukrain bewährte biologische Therapien wie z.B. die Misteltherapie zu vernachlässigen bzw. abzusetzen.

Galavit®

ist ein russischer Immunmodulator, der in der Raumfahrt entwickelt wurde, um Kosmonauten vor Erkrankungen des Immunsystems auf Grund hoher Strahlenbelastungen im Weltraum zu schützen. Es ist nur in Russland als Mittel bei verschiedensten akuten und chronischen Infektionen zugelassen, nicht aber als Anti-Krebsmittel! Für die in Illustrierten verbreiteten Informationen, dass ein Wachstum von Tumoren gestoppt werden könne und die Lebenszeit durch die Anwendung dieses Mittels verlängert würde, ließen sich bislang keine Belege finden. Eine Behandlung dauert knapp einen Monat, wobei anfangs täglich, ab der zweiten Woche nur noch alle zwei Tage eine Ampulle Galavit in die Muskeln gespritzt wird. Die Kosten belaufen sich in Deutschland auf bis zu 10000 € – ein Preis, der für eine fragwürdige Therapie dieser Art zu hoch erscheint. Das gilt um so mehr, als in Russland dieselbe Menge des Mittels nur ein paar hundert Euro kostet. Die derzeitige Anwendung in Deutschland gilt als rein profitorientiert, was um so mehr gilt, als keine gesicherten Aussagen über die Wirksamkeit des Mittels vorliegen.