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Entgiften einmal ganz anders

Bei Bedrohung richtet sich unsere Aufmerksamkeit vollautomatisch auf die Quelle der Gefahr und auf mögliche Auswege. Alle anderen Wahrnehmungen treten in den Hintergrund. Das ist evolutionstechnisch ausgesprochen sinnvoll. Wenn der Säbelzahntiger vor unseren Vorfahren stand, war es lebenswichtig, den potenziellen Angreifer zu fixieren, falls man blitzschnell zur Seite springen musste, und gleichzeitig nach einem Fluchtweg Ausschau zu halten.

AdobeStock, 36034112.

Informationen, die in dieser Situation keine Priorität hatten, z. B. ob es hier reife Früchte zu ernten gab, gelangten nicht in unser Bewusstsein. Unser Gehirn reagiert nach archaischen Mustern – auch heute noch.

Unsere Spiegelneuronen sorgen dafür, dass wir Erregungen im Nervensystem bei Menschen in unserem Umfeld auch in uns spüren. Dieser Mechanismus dient ebenfalls dem Überleben. Entdeckt ein Mitglied einer Gruppe eine Bedrohung, überträgt sich diese Information in Windeseile auf alle anderen, die dann ohne weitere Kommunikation Bescheid wissen. Im Idealfall flüchten dann alle unverzüglich und entkommen. Wenn es schlecht läuft, können Spiegelneuronen aber auch beispielsweise im Theater eine Massenhysterie auslösen.

Eine durchaus gewünschte Form der Erregungsübertragung erleben Sie, wenn Sie einen Spielfilm ansehen. Durch die Mimik und noch mehr durch die Körperhaltung der Schauspieler übertragen sich die Gefühle der Figuren ein Stück weit auf den Zuschauer. Die entsprechenden Erregungszentren im Gehirn werden aktiviert, wir verziehen sogar unser Gesicht entsprechend der Filmszene in sogenannten Mikrobewegungen. Manche Menschen sind für solche Übertragungen empfänglicher, andere weniger. Wenn die Nerven blank liegen durch seelischen oder körperlichen Stress, kann es verstärkt zu diesen Reaktionen kommen. Warum ist es wichtig, das zu wissen?

Die Menschen in unserer Umgebung machen etwas mit uns. Unbewusst und vollautomatisch werden wir von ihrem Erregungszustand »angesteckt«. Das gilt nicht nur für hohe Erregungslevels. Haben Sie schon einmal erlebt, wie jemand herzzerreißend gähnt und Sie unwillkürlich mitgähnen müssen, auch wenn Sie eigentlich gar nicht müde sind und auch genügend Sauerstoff haben?

Der tägliche Terror

Der Erregungszustand der Menschen in unserem Umfeld und ihre Fähigkeit, ihr Nervensystem zu regulieren, haben einen direkten Einfluss auf unser eigenes Nervensystem. »In unserem täglichen Leben sind wir ja nicht sooo oft mit Menschen in Kontakt, die sich gerade bedroht fühlen! « denken Sie jetzt vielleicht. Das ist anders, wenn Sie ein TV-Gerät besitzen oder Bilder von Nachrichten im Internet verfolgen. Die modernen Medien bringen Ihnen tagtäglich Krieg, Gewalt, Tod und Seuchen direkt in Ihr Wohnzimmer. Jedes Mal, wenn Sie in die angstgeweiteten Augen eines Katastrophenopfers sehen, springt Ihr Nervensystem an. Das gilt auch für Augen hinter Schutzbrillen bei medizinischem Personal im Ganzkörperschutzanzug.

Ob Sie sich die Nachrichten im Fernsehen ansehen oder eine Zeitung lesen, um zu erfahren, was in der Welt passiert, macht dabei einen deutlichen Unterschied. Bilder sprechen unsere Seele direkter an als das geschriebene Wort. 80 Prozent der Menschen sind auf dem visuellen Wahrnehmungskanal am empfänglichsten. Allerdings produzieren manche von uns auch während der Zeitungslektüre postwendend schreckliche Szenen in ihrem Kopf, je nachdem, mit welchem Maß an bildhafter Vorstellungskraft jemand gesegnet ist. »Ja, aber man muss doch informiert sein!« höre ich immer wieder. Muss man das? Welchen Mehrwert bringen mir für mein persönliches Leben die Weltnachrichten? Und wiegen die Vorteile die Nachteile tatsächlich auf? Wenn ich immer
wieder sehe, was alles Schreckliches passiert, ohne dass ich daran wirkungsvoll etwas ändern kann, hält mich das in einem gefühlten Zustand andauernder Ohnmacht. Wem nützt das?

Davon profitieren nur die potenziellen Retter. Bürger werden einem Gesetz zum Ausspionieren von privaten Telefongesprächen eher zustimmen, wenn sie sich direkt vom Terror bedroht fühlen. Wähler werden für einen Politiker stimmen, der ihnen verspricht, sie vor der drohenden Regression zu bewahren, wenn sie das Gefühl haben, ihre Existenz stünde auf dem Spiel. Patienten werden sich einen Impfstoff spritzen lassen, der mit einem lächerlichen Minimum an klinischen Tests auf den Markt darf, wenn sie sich dem Risiko einer lebensbedrohlichen Seuche unmittelbar ausgesetzt fühlen.

Zuversicht und Hoffnung statt Angst

Scharlatane und Beutelschneider in unterschiedlichen Berufsgewändern verkaufen kranken Menschen angebliche Wundermittel mit zweifelhaften Erfolgsaussichten besser, je mehr Angst die Betroffenen haben. Wir erleben das in der Beratung leider immer wieder. Besonders Krebspatienten sind häufig verschreckt durch ihre Diagnose, die Aussicht auf nebenwirkungsreiche Behandlungen, niederschmetternde Statistiken, unheilvolle Prognosen und Behandler, die selber keine Hoffnung haben. Manch einer »liest sich krank« in irgendwelchen Internet-Foren, die nur so vor ungefilterten Schreckensmeldungen strotzen. Bedauerlicherweise sind derart verängstigte Krebspatienten leichte Beute für halbseidene Geschäftemacher. Wählen Sie Ihre Informationsquellen daher mit Bedacht! Gerade in einer kritischen gesundheitlichen Lage ist es essenziell wichtig, dass Sie sich insgesamt mit Menschen umgeben, deren Grundhaltung – bei aller verständlichen Angst – von Zuversicht und Hoffnung geprägt ist. Von den Angehörigen ist das natürlich viel verlangt. Erwarten dürfen Sie das aber von medizinischem Personal. Wenn ein Arzt oder eine Krankenschwester selber Angst hat, wie soll er oder sie Ihnen dann vermitteln, dass Sie Ihre Situation positiv betrachten können? Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber.

Achten Sie darauf, wie Ihr Therapeut mit Ihrer Angst umgeht. Wenn er sie bagatellisiert, ist das genauso wenig zweckdienlich, wie wenn er Ihnen noch mehr Panik macht. Es ist wichtig, dass er Ihre Ängste ernst nimmt, Verständnis zeigt und neben den sachlichen Erklärungen auch auf Ihre Gefühlslage eingeht. Nur ein Therapeut, der seine eigenen Emotionen gut regulieren kann, ist Ihnen in einer Krisensituation eine Hilfe.

»Giftige« Informationen meiden

Viele lebensbedrohliche Erkrankungen führen letzten Endes zu Nierenversagen, woran die Menschen dann sterben. Die Niere ist gemäß dem asiatischen Weltbild mit der Emotion Angst verknüpft. Das wichtige Entgiftungsorgan leidet darunter, wenn der Mensch Angst hat und wird gestärkt, wenn wir lernen, unsere Ängste zu regulieren. Das bedeutet keineswegs, die Ängste zu verdrängen. Ihnen in einer angemessenen Form zu begegnen, ist das Ziel. Hierfür gibt es sicher individuell sehr unterschiedliche Ansätze, wovon jeder den für sich passenden heraussuchen kann (siehe Interview »Umgang mit der Angst«, Signal 4/2014). Im Zweifelsfall weisen Ihnen Psychoonkologen oder Psychotherapeuten einen gangbaren Weg.

Mein Tipp: Halten Sie sich fern von allen Arten der »informativen Umweltverschmutzung«. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr ohnehin schon angespanntes Nervensystem noch mehr aktiviert wird. Wägen Sie ab, ob Sie sich in Zeiten persönlicher Unsicherheit oder gar Lebensbedrohung auch noch zusätzlich mit den Ängsten der Welt belasten wollen. Vielleicht lohnt sich ein Verzicht auf Tageszeitung, Radio-Nachrichten und entsprechende Dokumentationen im Fernsehen für eine Weile.

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Zur Person: PetRa Weiß ist medizinische Heilpraktikerin und Traumatherapeutin, sie ist in eigener Praxis niedergelassen. Außerdem arbeitet sie als Medizinjournalistin. Gemeinsam mit Dr. med. Peter Vill hat sie das Buch „Gesundheit gestalten mit den 4 Elementen” veröffentlicht. Für die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. betreut sie die Mitgliederzeitschrift momentum-gesund leben bei Krebs redaktionell. Sie hält Vorträge und Kurse zu psychologischen und naturheilkundlichen Themen. Im Vorstand von Ganimed (Ganzheit in der Medizin) e.V. und als 2. Vorsitzende des Naturheilvereins Heidelberg und Umgebung e.V. ist sie ebenfalls aktiv.

Kontakt:
PetRa Weiß, Peterstraße 9, 69469 Weinheim, www.praxis-lichtblick.eu

Dieser Artikel erschien in der GfBK-Mitgliederzeitschrift momentum-gesund leben bei Krebs, Ausgabe 1/2015


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