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MMS – Desinfektion als Therapie?

15. Februar 2012

Eine Kollegin aus meiner Selbsthilfegruppe ist davon überzeugt, dass MMS bei allen möglichen Erkrankungen hilft – auch bei Krebs. Was ist das überhaupt und was halten Sie davon?

Miracle Mineral Supplement (MMS) wird im Internet als Natriumchlorit (NaClO2) angeboten, nicht zu verwechseln mit Kochsalz (Natriumchlorid = NaCl). Durch Zugabe einer verdünnten Säure (Citronensäure oder Weinsteinsäure) entsteht daraus die eigentliche Wirksubstanz, das Chlordioxid (ClO4). Das ist eine hochreaktive instabile chemische Verbindung aus Chlor und Sauerstoff, auch Chlorbleiche genannt. In der Industrie wird diese Substanz als Desinfektionsmittel für Wasser, als Anti-Schimmelmittel sowie zum Bleichen genutzt. In den USA wird Chlordioxid außerdem zur Desinfektion von Hühnerfleisch (»Chlor-Hühnchen«) und anderem Fleisch verwendet.

Der Begründer dieser Therapie, der amerikanische Ingenieur Jim Humble, beschreibt MMS als ein wahres Wundermittel. Er infizierte sich während einer Dschungelexpedition mit Malaria. Statt die üblichen Medikamente zu schlucken, nahm Humble große Mengen Chlordioxids ein, wodurch die Krankheit angeblich binnen weniger Stunden ausheilte. Durch dieses persönliche Erlebnis vertritt er die Meinung, dass das Wasserdesinfektionsmittel in der Lage ist, schädliche Mikroben im Körper abzutöten. Unserer Meinung nach ist dieses Mittel in Schwimmbädern besser aufgehoben, wo es Fußpilzkeime im Wasser abtötet, als in der äußerlichen oder innerlichen Anwendung beim Menschen. Chlordioxid wirkt reizend auf Haut und Schleimhaut. Je nach Dosis können Verätzungen auftreten.

Selbst Jim Humble gibt zu bedenken, dass MMS vor allem bei geschwächten und sensiblen Menschen unangenehme Nebeneffekte hervorrufen kann, wie z. B. Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen. Dass eine äußerst sensible Dosierung entscheidend ist, haben US-Forscher von der Northwestern University in Chicago in Tests mit an Neurodermitis erkrankten Kindern und Jugendlichen gezeigt. Hier waren regelmäßige Bäder mit einer geringen Menge an Chlorbleiche ein einfaches Mittel, um den Hautzustand in kurzer Zeit zu verbessern und neuen Schüben vorzubeugen. Laut der Forscher soll die Bleiche wirken, indem sie Bakterien abtötet, darunter auch Staphylococcus aureus, der Erreger findet sich  häufig in den aufgekratzten Bereichen. Äußerlich angewandt soll stark verdünntes MMS auch bei Zahnabszessen, Infekten der Rachenschleimhaut, Kopfschuppen, Insektenstichen, Sonnenbrand und anderen Hautverbrennungen wirken. Viele Anhänger von Jim Humble postulieren, dass die orale Einnahme von MMS eine Vielzahl schwerer Erkrankungen heilen könne. Belege für diese Behauptung gibt es nicht. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat keine einzige Studie gefunden, die einen Nutzen von MMS bei Krebs oder sonstigen Erkrankungen belegt. Eine aktuelle Stellungnahme des BfArM weist darauf hin, dass Produkte mit Natriumchlorit bzw. das daraus entstehende Chlordioxid in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen sind. Außerdem warnt sie vor Verätzungen des Magen-Darm-Trakts sowie vor Erbrechen und Durchfall, wozu es bei hoch dosierter Einnahme des Mittels kommen kann.

Ungeklärt ist außerdem die Frage, was mit den gesunden Darmbakterien passiert, wenn man ein unspezifisch auf alle Mikroben abtötend wirkendes Desinfektionsmittel einsetzt.
Die bisherige Studienlage ist unzureichend, um eine Beurteilung der Substanz für die Anwendung am Patienten zu treffen. Die Aussagen über die angebliche Wirksamkeit bei Krebs beruhen lediglich auf Erfahrungsberichten und sind für uns nicht nachvollziehbar. Wir empfehlen daher, im Falle einer Einnahme achtsam und vorsichtig mit der Substanz umzugehen bzw. eher eine der bewährten Methoden zu bevorzugen.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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