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Duktales Carcinoma in situ und Brustkrebsvorstufen

24. November 2011

Ich bin 34 Jahre und leide seit einiger Zeit an einer Mastopathie (chronisch entzündliche Veränderung meiner Brustdrüse). Meinem Frauenarzt kam der Befund verdächtig vor und er überredete mich zu einem operativem Eingriff. Dabei wurde eine Vorstufe eines ca. 5 mm großen Ca, ein sogenanntes DCIS (einer bestimmten harmloseren Art bzw. Vorstufe des Brustkrebses) festgestellt und im Gesunden entfernt; die Lymphknoten waren nicht befallen, der Tumor erwies sich als hormonabhängig. Prophylaktisch wurde mit für die Dauer von 5 Jahren eine antihormonelle Therapie mit dem Präparat Tamoxifen vorgeschlagen. Ist das nach Ihrer Meinung sinnvoll ?

Die von Ihnen beschriebene Vorstufe einer Krebserkrankung, ein sog. DCIS (Duktales Carcinoma in situ) ist nicht als invasiver Tumor anzusehen. Daher ist dieses Krankheitsbild unserer Ansicht nach im Anschluß an den operativen Eingriff meist auch ohne konventionelle Behandlungsmethoden therapierbar. Der Sinn einer Nachbehandlung mit Tamoxifen wird vielfach inzwischen auch von Schulmedizinern in Frage gestellt. Dem geringen Therapieeffekt bei einer Vorstufe eines Mamma-Karzinoms stehen Nebenwirkungen (klimakterische Beschwerden) und potentielle Risiken (Thromboembolien - Blutgerinnungsstörungen, Endometriumkarzinom - Krebserkrankung der Schleimhäute in der Gebärmutter, Leberschäden, Augenschäden) gegenüber, deren langfristige Folgen nicht abzuschätzen sind. Bei einem DCIS sollte daher einer intensiven biologischen Nachbehandlung ohne antihormonelle Therapie der Vorzug gegeben werden.

Nutzen der Bestrahlung

In der großen UK/ANZ-DCIS-Studie (Cuzick J/Lancet Oncology 2011) konnte dies bestätigt werden: Lokale Rückfälle wurden in dieser Studie nicht durch Tamoxifen, sondern nur durch eine Strahlentherapie verhindert: Nach 12,7 Jahren kam es zu einer Reduktion der Rückfallrate von 19,4 % auf 7,1 %. Außerdem zeigte sich, dass vor allem Frauen unter 40 Jahren mit mäßig oder schlecht differenziertem DCIS und nicht eindeutig tumorfreien Operationsrändern von einer Strahlentherapie profitierten.

Tamoxifen niedriger dosieren

Eine aktuelle Studie (Decensi A/J Clin Oncol 2019) zeigte sogar, dass niedrig dosiertes Tamoxifen mit 5 mg täglich genauso gut das Risiko für die Entwicklung eines lokalen Rückfalls oder einer erneuten Erkrankung bei Frauen mit duktalem bzw. lobulärem „Carcinoma-in-situ“ oder atypischer duktaler Hyperplasie verringert wie normal dosiertes Tamoxifen mit 20 mg pro Tag, und das bei geringeren Nebenwirkungen.
Diese Medikation erhielten 500 Patientinnen mit DCIS, LCIS oder ADH nach der Operation und – falls notwendig – nach zusätzlicher Bestrahlung über insgesamt drei Jahre.
Im Vergleich zu Placebo senkte Tamoxifen das Rezidivrisiko zwar um die Hälfte, in absoluten Zahlen waren dies jedoch „nur“ 5,5% gegenüber 11,3%.

Expertenmeinungen

Auch die Experten auf der 16. Internationalen St.-Gallen-Konsensus-Konferenz waren sich 2019 einig, dass Patientinnen mit einem kleinen DCIS eine günstigere Prognose haben und eine weniger intensive Behandlung benötigen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Patientin älter als 50 Jahre alt ist und das DCIS günstige Tumoreigenschaften aufweist.
Die deutsche Expertengruppe betonte anlässlich dieses Meetings auch, dass der Einsatz von Tamoxifen bei DCIS eine individuelle Abwägung von Nutzen und Risiko erfordert. Denn bisher ist für das DCIS weder durch die antihormonelle Therapie noch durch die Bestrahlung ein Überlebensvorteil beschrieben worden. Mit Tamoxifen kann man also bei den Brustkrebsvorstufen nicht das Überleben, sondern „nur“ Zweitkarzinome und Lokalrezidive verhindern.

Wir halten es daher für sinnvoll, diese Faktoren bei der Therapieentscheidung bezüglich Tamoxifen zu berücksichtigen.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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