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Dauer der Therapie mit Aromatasehemmern bei Brustkrebs

19. August 2022

Ich hatte Brustkrebs und möchte die verordnete Antihormontherapie mit einem Aromatasehemmer eigentlich nicht länger als fünf Jahre einnehmen. Haben Sie einen Rat für mich?

Da eine Studie aus dem Jahr 2021 darauf hindeutet (Gnant M et al. / N Engl J Med 2021; doi:10.1056/NEJMoa2104162), dass eine Verlängerung der Antihormontherapie nur die Zahl der Knochenbrüche erhöht, ohne vor Brustkrebs zu schützen, sind wir vorsichtig mit einer Empfehlung, die Gabe von Aromatasehemmern bei Nichtrisikopatientinnen über fünf Jahre hinaus zu verlängern.
Doch zunächst einmal zur Studie, für die 3484 postmenopausale Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs untersucht wurden. Diese Patientinnen hatten fünf Jahre lang eine adjuvante endokrine Therapie erhalten und wurden danach in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe erhielt den Aromatasehemmer Anastrozol für weitere zwei Jahre (2-Jahres-Gruppe, Gesamtdauer 7 Jahre), die andere Gruppe für weitere fünf Jahre (5-Jahres-Gruppe, Gesamtdauer 10 Jahre).
Die Verlängerung der 5-jährigen Antihormontherapie um weitere fünf Jahre schützte gegenüber einer Verlängerung um lediglich zwei Jahre nicht besser vor einem erneuten Krebswachstum. Allerdings verschlechterte die Verlängerung der endokrinen Therapie die Verträglichkeit. Der Anteil der Patientinnen mit wenigstens einer Nebenwirkung erhöhte sich von 26,5 % auf 40,2 %. Die häufigste Nebenwirkung war eine Osteoarthritis mit 1,7 % in der 2-Jahres-Gruppe und 4,3 % in der 5-Jahres-Gruppe. Der wichtigste Nachteil waren Knochenfrakturen, deren Häufigkeit von 4,7 % auf 6,3 % anstieg.
Leider wurden keine Patientinnen mit einer lediglich 5-jährigen Gabe untersucht und mit der längeren Gabe verglichen. Diese hätte womöglich ebenfalls einen ähnlichen Nutzen. Zumindest von einem anderen Aromatasehemmer (Letrozol) weiß man (Goss PE et al. / N Engl J Med 2016), dass eine Verlängerung der Antihormontherapie von fünf auf zehn Jahre das krankheitsfreie Überleben nur geringfügig verbesserte (95 % im Letrozol-Arm gegenüber 91 % im Placeboarm) und praktisch keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben hatte (95 % im Letrozol-Arm gegenüber 94 % im Placeboarm).
Aufgrund dieser Studienergebnisse wird inzwischen von der Erweiterung auf zehn Jahre wieder etwas abgewichen. Frauen mit höherem Rückfallrisiko (Lymphknotenbefall, G3-Tumoren) kann eine längere Gabe empfohlen werden. Frauen in den Wechseljahren mit niedrigem Rückfallrisiko haben von der verlängerten Therapie jedoch keinen zusätzlichen Nutzen.
Für alle betroffenen Frauen bedeutet dies aber in jedem Fall, dass sie sich in Ruhe überlegen können, ob dieses Vorgehen wirklich das Richtige für sie ist, wenn eine 10-jährige Antihormontherapie vorgeschlagen wird. Eventuell geben kommende Analysen besser darüber Aufschluss, welche Patientinnen tatsächlich von einerlängeren Therapie profitieren. Und denken Sie auch daran: Die wichtigste Grundlage ist die Kombination aus gesunder Ernäh- rung und Bewegung. Denn der Konsum von viel frischem Gemüse und etwas Obst liefert dem Körper nicht nur wichtige Nährstoffe. In Kombination mit körperlicher Aktivität verzeichnen Brustkrebspatientinnen durch diese Lebensweise nach fünf Jahren 50 % weniger Todesfälle als Patientinnen, die wenig Gemüse konsumieren und keinen Sport treiben (Pierce JP et al. / J Clin Oncol 2007).
Neben Rauchen, das Schätzungen zufolge für ca. 20 % aller Krebserkrankun- gen verantwortlich ist, stellen Adipositas und das Thema Alkohol bei Brustkrebserkrankungen zwei weitere Faktoren dar, die das Krebsgeschehen mitbeeinflussen. Ein Mehrkonsum von 50 g Alkohol pro Tag (etwa drei alkoholische Getränke) ist Studien zufolge mit einer relativen Risikoerhöhung um 50 % für Brustkrebs assoziiert (Baan R et al. / Lancet Oncol 2007). Zusammengenommen kann die Berücksichtigung dieser Faktoren vielleicht sogar besser geeignet sein, um langfristig Brustkrebsrezidive zu verhindern.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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