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Scheidentrockenheit und die lokale Anwendung von Hormonen

30. Mai 2022

Ich habe Brustkrebs, bekomme eine antihormonelle Therapie und habe zunehmend ein trockenes Gefühl in der Scheide. Laut Empfehlung meines Gynäkologen soll ich lokal eine Östrogencreme anwenden. Welchen Rat können Sie mir geben? Kann ich dies bedenkenlos machen?

Durch eine antihormonelle Therapie oder die Wechseljahre wird die Schleimhaut der Scheide (Vagina) und des äußeren Genitale (Vulva) sehr häufig trockener und empfindlicher. Oft werden vaginal anzuwendende Cremes oder Zäpfchen empfohlen, die ein weibliches Hormon, das Östriol, enthalten. Einige Frauenärzte halten die lokale Anwendung von Östriol inzwischen für ungefährlich bei Brustkrebs.
In den Beipackzetteln der Hersteller findet man allerdings immer noch den Hinweis, dass bei bestehendem oder früherem Brustkrebs das Arzneimittel nicht eingesetzt werden sollte, vermutlich weil immer noch nicht ganz geklärt ist, ob nicht doch winzige Mengen in den Blutkreislauf gelangen können. Dies scheint aber wohl nur dann der Fall zu sein, wenn zu Beginn der Therapie die Schleimhäute noch sehr trocken und dadurch durchlässiger sind. Manchmal kann sich dies in einem Brustspannen äußern.
Da Östriol aber an den guten Östrogenrezeptor bindet, sollte es eher eine Schutzwirkung haben. In einigen Studien zeigte sich daher auch keine Erhöhung des Rückfallrisikos. Zum Beispiel ergab eine französische Studie mit über 13.000 Brustkrebspatientinnen, die mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern behandelt wurden, keine Hinweise darauf, dass die Rückfallrate bei den 271 Frauen, die lokal Östrogene erhielten, erhöht gewesen war (Le Ray I / Breast Cancer Res Treat 2012; 135: 603–609).
Eine andere Studie zeigte bei 61 Frauen, dass ultraniedrig dosiertes Vaginalgel mit 0,005% Östriol die Östrogen-, FSH- und LH-Spiegel bei Frauen mit Brustkrebs nicht erhöhte. Allerdings wurde eine vorübergehende, sehr geringe Resorption von Östriol beobachtet. Diese Ergebnisse geben laut der Forscher Vertrauen in die sichere Anwendung von Vaginalgel mit 0,005% Östriol bei Frauen mit Brustkrebs mit Indikation zur Behandlung mit vaginalen Östrogenen (Sánchez-Rovira P /
Oncologist 2020. doi: 10.1634/theoncologist. 2020-0417).
Wenn Sie Zweifel haben, gibt es aber auch gut wirksame hormonfreie pflanzliche Hilfen, die bei Scheidentrockenheit angewandt werden können. Die meisten Produkte werden dabei vaginal verabreicht.
Eines gibt es, das oral eingenommen wird, eine Kapsel mit dem Sanddornöl-Extrakt SBA 24®, in Deutschland als Femisanit® erhältlich. In dem kaltgepressten Öl aus Kern und Fruchtfleisch der Sanddornfrucht sind unter anderem Fettsäuren, Betacarotin und Vitamin E enthalten. In einer doppelblind randomisierten und placebokontrollierten Studie mit 116 Frauen in der Postmenopause, die über drei Monate dieses Sanddornprodukt einnahmen, verbesserte sich der Zustand der Scheidenschleimhaut deutlich (Larmo PS / Maturitas 2014). Inzwischen wurden neben positiven Wirkungen auf Haut und Schleimhäute auch Wirkungen auf das Immunsystem beschrieben sowie eine Verbesserung des kardiovaskulären Risikos (Gerhard I / Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2018).
Bei Scheidentrockenheit behelfen sich viele Frauen mit Befeuchtungsgels. Viel besser ist es laut Frau Prof. Ingrid Gerhard (https://www.netzwerk-frauengesundheit.com), mit einer fetthaltigen Creme zu therapieren, die durch antientzündlich wirkende Pflanzenextrakte einen Zusatznutzen bringt. Aus demselben Grund sind zu Anfang milchsäurehaltige Cremes oder Zäpfchen nicht sinnvoll und können zu Schmerzen führen. Es lohnt sich übrigens, immer einen Blick auf die Zusatzstoffe zu werfen, die auch zu Reizungen führen können. Vermeiden Sie in jedem Fall Präparate, in denen Parabene enthalten sind. Empfehlenswerte pflanzliche Präparate für die lokale Anwendung (Beispiele, kein Anspruch auf Vollständigkeit) sind: Femisanit Intimcreme® (Sanddornextrakt, Rosmarin), Sagella® Vaginalcreme (Ringelblume), Delima® Feminin Vaginalzäpfchen (Traubenkernöl, Granatapfelsamenöl), Vulniphan® Vaginalovula (Hyaluronsäure, Wassernabel, Ringelblume, Aloe vera).
Intimpflege bedeutet dabei auch das regelmäßige Einölen und Eincremen des äußeren Genitales und des Scheideneinganges. Geeignet sind reines Pflanzenöl, z. B. Sesamöl, Kokosöl, Olivenöl oder auch das Intimpflegeöl von Primavera bzw. das Damm-Massageöl von Weleda.
Sesamöl ist in der lokalen Anwendung besonders zu empfehlen. In der Ayurvedischen Medizin gilt es als ein tief eindringendes Öl, das in der Lage ist, die Poren zu öffnen und die Haut und Schleimhaut von innen zu versorgen. Abgesehen davon ist es gut verträglich und kann auch vaginal verwendet werden.
Empfehlenswert ist die Kombination mit Maßnahmen, die die Scheidenflora unterstützen. Dabei werden Döderlein-Bakterien verabreicht (z. B. SymbioVag oder 4Vag Vaginalzäpfchen). Achten Sie auch hier auf die enthaltenen Zusatzstoffe, bevor Sie ein Präparat kaufen.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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