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Palliative Chemotherapie – eher Schaden als Nutzen?

24. November 2011

Mein Arzt rät mir dringend zu einer sogenannten palliativen Chemotherapie. Ich habe Krebs mit Leber- und Lungenmetastasen. Was meinen Sie, soll ich mich der Tortur aussetzen?

Eine palliative Chemotherapie wird dann durchgeführt, wenn bereits Metastasen vorliegen. Meistens zielt sie darauf, ein weiteres Wachstum der Metastasen zu verhindern oder – in seltenen Fällen – diese zur Rückbildung zu bringen. Während eine kurative Therapie auf Heilung ausgerichtet ist, will man mit einer palliativen Behandlung die Beschwerden lindern. Das Anliegen von palliativen Maßnahmen, auch schwer kranken Menschen ein Leben in Geborgenheit und Würde zu ermöglichen, spiegelt sich in der Herleitung des Begriffes wieder: Er stammt vom lateinischen pallium (Mantel) oder palliare (umhüllen), also »ummantelnde, umsorgende« Medizin. Unsere Erfahrung ist leider die, dass eine Heilung durch chemotherapeutische Substanzen ab einem gewissen Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich ist, auch wenn Schulmediziner das immer wieder in Aussicht stellen. Es ist zu beobachten, dass die Tumorzellen nach der palliativen Chemotherapie meistens sehr schnell wieder zu wachsen anfangen. Ein dauerhafter Erfolg durch Zytostatika ist bei den meisten Patienten mit Metastasen nicht erreichbar.

Eine Chemotherapie am Ende des Lebens bewirkt keine Überlebensverlängerung. Sie erhöht nur die Wahrscheinlichkeit, auf einer Intensivstation zu sterben. Das macht eine Studie aus den USA deutlich (Wright AA/BMJ 2014). Die Forscher wollten untersuchen, welchen Nutzen eine palliative Chemotherapie hat. Dafür wurden die Daten von 386 Krebspatienten ausgewertet, die zwischen 2002 und 2008 in die Studie aufgenommen wurden und in ihrem Verlauf gestorben sind.
56 Prozent der Patienten erhielten eine palliative Chemotherapie, als sie in die Studie aufgenommen wurden. Es wurde ausgewertet, welcher Anteil der Patienten wie viele Wochen vor dem Eintritt des Todes eine Chemotherapie erhielt. Zwei Wochen vorher waren es nur 6,2 Prozent, vier Wochen vorher zwischen 20 und 50 Prozent und acht Wochen vorher sogar 62 Prozent.
Nur 37 Prozent der Patienten mit Chemo hatten mit ihren Ärzten darüber gesprochen, wie sie sich ihr Lebensende wünschen.
Bei Patienten ohne palliative Chemotherapie war das dagegen bei fast jedem Zweiten der Fall. Außerdem starben wesentlich mehr Patienten mit Chemotherapie während des Aufenthaltes auf einer Intensivstation (11 gegenüber 2 Prozent) und weniger zu Hause (47 gegenüber 66 Prozent). Insgesamt ging es den Patienten mit Chemotherapie am Lebensende deutlich schlechter als den Patienten ohne Chemotherapie. So waren in der letzten Lebenswoche bei den Patienten mit Chemotherapie häufiger Wiederbelebungsmaßnahmen, Beatmungen oder beides erforderlich (14 gegenüber 2 Prozent).

Die wichtigste Aussage der Studie betrifft die Überlebenszeit: Patienten mit palliativer Chemotherapie lebten nicht länger als Patienten ohne palliative Chemotherapie!

Daher unser Rat: Entscheiden Sie sich zu einer Chemotherapie nicht aufgrund von Druck seitens der behandelnden Ärzte. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für Ihren Entschluss und suchen Sie sich einen Arzt, der sowohl schulmedizinische als auch naturheilkundliche Methoden einschätzen kann. Idealerweise ist dies ein Mediziner, der Sie begleitet und Ihnen zuhört, der an Ihrem Schicksal Anteil nimmt und authentisch ist. Auch wenn Sie bereits eine palliative Chemotherapie begonnen haben: Sie müssen diese nicht endlos fortführen. Die Wirksamkeit einer Chemotherapie sollte spätestens nach den ersten Behandlungen (meistens zwei bis drei Zyklen) überprüft werden, um sie ggf. zu stoppen, wenn der Tumor nicht darauf anspricht. Jeder Patient hat das Recht, eine Chemotherapie bei zu heftigen oder unerträglichen Nebenwirkungen abzubrechen. Insbesondere bei schwerwiegenden Nebenwirkungen ist fraglich, ob diese in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen der Behandlung stehen. Es gibt hoffnungsvollere Ansätze: Untersuchungen zeigen, dass beispielsweise Zuwendung einen lebensverlängernden Effekt haben kann (Temel J/New England Journal of Medicine 2010).


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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