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Nutzen von Vitamin E

03. November 2021

Was halten Sie von einer zusätzlichen Vitamin-E-Gabe?

Vitamin E ist ein wichtiges fettlösliches Antioxidans, das Zellmembranen schützen und die Bildung von krebsauslösenden Stoffen (z. B. Nitrosaminen) verhindern kann. Außerdem steigert Vitamin E die Immunantwort und schützt Vitamin A und Selen vor Oxidation. Durch Studien ist auch bekannt, dass höhere Vitamin-E-Spiegel die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Krebs und Atemwegserkrankungen reduzieren (Huang J et al. / Circ Res 2019).
Dabei gibt es Unterschiede in der Wirksamkeit, abhängig davon, welche der acht verschiedenen Formen von Vitamin E betrachtet werden. So kann alpha-Tocopherol bei hochdosierter Anwendung auch negative Folgen haben, da es möglicherweise prooxidativ wirkt. Gamma-Tocopherol hingegen hat bessere antientzündliche Eigenschaften und scheint eine stärkere präventive Wirkung bei Krebs zu haben als alpha-Tocopherol (Campbell S et al. / Crit Rev Oncol Hematol 2003 und BMC Cancer 2003). In Laborexperimenten wurde dies bei Zellen von Prostatakrebs, Lungenkrebs und Darmkrebs nachgewiesen.
Bei Prostatakrebs zeigte eine Studie mit über 10.000 Männern sogar einen Zusammenhang zwischen dem Prostatakrebsrisiko und den Konzentrationen von alpha-Tocopherol und gamma-Tocopherol sowie Selen im Blut (Helzlsouer KJ et al. / J Natl Cancer Inst 2000). Männer mit besonders hohem gamma-Tocopherol-Spiegel hatten ein 81% geringeres Risiko für Prostatakrebs als Männer mit niedrigem gamma-Tocopherol-Spiegel. In dieser Studie hatten Selen und alpha-Tocopherol aber nur dann eine Schutzwirkung, wenn auch der gamma-Tocopherol-Spiegel hoch war. Insofern scheinen sich beide Vitamin-E-Formen, also gamma-Tocopherol und alpha-Tocopherol, in ihrer Wirksamkeit zu ergänzen.
Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und Vitamin-E-Status zeigte sich auch für Gebärmutterhalskrebs (Hu X et al. / PLoS One 2017), Kopf-Hals-Tumoren (Ma E et al. / J Epidemiol 2018), Speiseröhrenkrebs (Cui L et al. / Nutrients 2018), Blasenkrebs (Lin JH et al. / Int J Vitam Nutr Res 2019) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (Li D et al. / J Nutr 2019).
Eine Studie ergab jedoch, dass Vitamin E nur vor Prostatakrebs schützt, wenn gamma-Tocopherol über Nahrungsmittel aufgenommen wird (Wright ME et al. / Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2007). Wenn Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden, scheint weniger Vitamin E vielleicht sogar die bessere Wahl zu sein. So zeigte in der SELECT-Studie die Gabe von 400 I.E. Vitamin E nicht mehr dieselben günstigen Effekte, die sich in Studien mit niedrigen Dosierungen um 50 I.E. gezeigt hatten (Lippman SM et al. / JAMA 2009).
Eine neue Studie der Harvard-Universität widerlegt dies allerdings und zeigt, dass auch höhere Dosierungen von Vitamin E sich nicht negativ auf das Prostatakrebsrisiko auswirken (Wang L et al. / Am J Clin Nutr 2014). Bei Blasenkrebs führte die tägliche Gabe von 400 I.E. Vitamin E zu einer geringeren Rückfallrate oberflächlicher Karzinome (Mazdak H et al. / Int J Prev Med 2012). Allerdings scheint es bei der Wahl von Nahrungsergänzungsmitteln darauf anzukommen, dass eher gamma-Tocopherol bzw. die Kombination von alphamit gamma-Tocopherol eingesetzt wird. Dies würde auch die Widersprüche in den Studienergebnissen erklären. So traten bei Patient*innen mit Kopf-Hals-Tumoren und Gebärmutterhalskrebs unter Chemotherapie negative Effekte auf (Meyer F et al. / Nutr Cancer 2007 und Ismail MS et al. / Gulf J Oncolog 2010). Und auch andere Studien zeigten bei gastrointestinalen Tumoren (Bjelakovic G et al. / Cochrane Database Syst Rev 2008) und Brustkrebs (Kabat GC et al. / Am J Clin Nutr 2009) ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Eine Vitamin-E-haltige Ernährung ist demnach wahrscheinlich besser und sicherer als hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel. Der Vitamin-E-Bedarf wird am besten gedeckt durch eine pflanzliche Ernährung, die neben Vitamin E noch weitere gesunde Inhaltsstoffe enthält. Gute Quellen für Vitamin E sind Nüsse, Samen und Pflanzenöle (zum Beispiel Olivenöl als Klassiker der mediterranen Ernährung) sowie Vollkorngetreide und Gemüse. Besonders reich an gamma-Tocopherol sind Sesamsamen (Vorsicht wegen möglicher Belastung mit Ethylenoxid-Rückständen), Walnüsse, Leinsamen, Kürbiskerne, Sojaöl, Paprika, Vollkorn-Buchweizen, Moringa, Quinoa und Erbsen.
In den letzten Jahren wird auch immer wieder die Wirkung der sogenannten Tocotrienole diskutiert. Tocotrienole weisen im Gegensatz zu den Tocopherolen eine dreifach ungesättigte Seitenkette auf. Diese ungesättigten Doppelbindungen sollen zu einer besseren antioxidativen Wirksamkeit führen. Nahrungsmittel mit hohen Gehalten an Tocotrienolen sind Cranberryöl, Annattosaat, rotes Palmöl, Traubenkernöl, Reiskeimöl, Schwarzkümmelöl, Weizenkeimöl und Kokosnussöl. Inzwischen gibt es auch viele Hersteller, die Tocotrienol alleine oder in Kombination mit Tocopherolen anbieten.
Erst kürzlich wurde eine klinische Studie veröffentlicht, in der 23 Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs alle drei Wochen 10 mg/kg Bevacizumab (Avastin) sowie dreimal täglich 300 mg Tocotrienole erhielten. Im Vergleich mit anderen Studien und dem Chemotherapeutikum allein verdoppelten sich das krankheitsfreie Überleben sowie das allgemeine Überleben annähernd. Die Lebensqualität wurde durch die Behandlung nicht verschlechtert, sondern sogar deutlich verbessert (Brenner Thomsen C et al. / Pharmacological Research 2019).
Zusammenfassend ist festzuhalten:
Eine pflanzliche Ernährung bietet die besten Voraussetzungen, um sich Vitamin-E-haltig zu ernähren.
Das Zusammenspiel der verschiedenen Vitamin-E-Formen für die gesundheitsförderlichen Wirkungen ist wichtig.
Alpha-Tocopherol ist als Nahrungsergänzungsmittel nicht zu empfehlen, sondern nur in Kombination mit gamma-Tocopherol. Eventuell sind niedrigere Dosierungen besser wirksam.
Vitamin-E-Präparate sollten nur in Rücksprache mit den behandelnden Ärzten eingenommen werden, da die Blutungsneigung durch Vitamin E erhöht werden kann.
Olivenöl enthält viel Vitamin E und eignet sich für kalte wie für warme Speisen. Zum leichten Anbraten ist biologisches Kokosöl ein guter Lieferant für Tocotrienole. Denken Sie auch daran, Nüsse, Samen und Saaten in den täglichen Speiseplan zu integrieren.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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