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Resveratrole oder Polyphenole als Ergänzung zur Krebstherapie

11. November 2020

In einer Zeitschrift habe ich von Polyphenolen und hier im Speziellen von Resveratrol gelesen, das besonders vielversprechend bei Krebserkrankungen sein soll. Was halten Sie davon?

Natürliche Polyphenole sind ein Oberbegriff von unterschiedlichsten Pflanzenstoffen. Meistens schützen sie die Pflanzen vor Fressfeinden, Bakterien, Pilzen und UV-Strahlen und geben den Pflanzen ihre charakteristische Farbe. Essbare Pflanzen mit hohem Polyphenolgehalt sind zum Beispiel Walnüsse, Granatapfel, Oliven, Zistrosenkraut und Weintrauben. Die Trauben der Weinreben enthalten das Polyphenol Resveratrol, das sich auch im Rotwein wiederfindet.
Viele Polyphenole wirken antioxidativ, entzündungshemmend und wahrscheinlich auch krebsvorbeugend. Im Rahmen verschiedener Studien mit Granatapfel-Polyphenolen wurde zum Beispiel ein gehemmtes Wachstum von Krebszellen in der Brustdrüse, Lunge, Haut, dem Darm und der Prostata beobachtet (Lansky EP et al. / J Ethnopharmacol 2007; doi:10.1016/j.jep.2006.09.006).
Gerade die Entzündungshemmung scheint wichtig zu sein, da niederschwellige Entzündungen am Beginn von Krebserkrankungen stehen können. Außerdem können Polyphenole durch die antioxidative Wirkung die Häufigkeit von Mutationen verringern und dadurch der Entstehung weiterer Tumorzellen vorbeugen. Bisher gibt es jedoch hauptsächlich Zell- kulturversuche, die diese Wirkung beschreiben. Die Wirkung von Resveratrol zum Beispiel wurde nur in wenigen klinischen Studien, vor allem mit Darmkrebspatienten, untersucht (Ko JH et al. / Int J Mol Sci 2017; doi:10.3390/ijms18122589). Zwar deuten die bisherigen Studien darauf hin, dass Resveratrol den natürlichen Zelltod (Apoptose) von Krebsgewebe fördern kann, indem es hemmend auf ein Protein einwirkt, welches für das Über- leben von Krebszellen entscheidend ist. Ein Überlebensvorteil an Krebspatienten konnte jedoch nicht nachgewiesen wer- den bzw. wurde erst gar nicht untersucht. Außerdem wurde berichtet, dass Resveratrol die Resistenz in Krebszellen um- kehren und für Chemotherapien sensibilisieren kann. Wahrscheinlich trifft dies nicht auf alle Chemotherapien zu: Beim Paclitaxel, einer Substanz, die häufig bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt wird, wurde die Wirksamkeit gegenüber Krebszellen abgeschwächt (Mao QQ et al. / Molecular Nutrition & Food Research 2010; doi: 10.1002/mnfr.200900392). Eine zeit- gleiche Einnahme während Chemotherapie ist insofern nicht immer sinnvoll.
Bei Frauen sollen Resveratrole übrigens die Umwandlung von körpereigenen Hormonen zu schädlichen Abbauprodukten hemmen und dadurch möglicherweise indirekt brustkrebshemmend wirken. Zwar konnte die Antikrebswirkung an Brustkrebspatientinnen bisher nicht nachgewiesen werden, der positive Effekt auf den Hormonhaushalt hingegen schon: In einer placebokontrollierten Studie verbesserten sich die Hormonwerte von Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) deutlich, wenn drei Monate lang täglich eine Resveratrol-Kapsel eingenommen wurde (Banaszewska B et al. / The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2016; doi:10.1210/jc.2016-1858).
Die schlechte Bioverfügbarkeit von Resveratrol ist ein wichtiges Problem, weshalb es in den vorliegenden Studien häufig in sehr hohen Konzentrationen eingesetzt wurde (bis zu 5 g pro Tag). Betrachtet man die Konzentration im Rotwein, geht man sogar davon aus, dass man, um eine therapeutische Dosis zu erreichen, 8 Liter Rotwein am Tag trinken müsste!
Unser Fazit: Ob Resveratrole oder andere Polyphenole in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder Infusionen als potenzielle Antikrebsmittel angesehen werden können, ist noch völlig unklar. Viel besser scheint es in unseren Augen, zunächst einmal auf die „Power“ einer gesunden Ernährungsweise zu vertrauen, in der die Polyphenole hochkonzentriert und vielfältig enthalten sind und wahrscheinlich Synergieeffekte auftreten. Im Einzelfall kann natürlich auch ein Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden, vorausgesetzt dieses garantiert eine hohe Wirkstoffmenge, ist rein pflanzlich und wird gut vertragen.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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