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Schlaf fördern mit Melatonin

16. März 2018

Als Krebspatientin brauche ich dringend meinen Schlaf. Dennoch leide ich unter Schlafstörungen. Könnte Melatonin für mich hilfreich sein?

In einer großen Studie wurde festgestellt, dass Nachtarbeit das Entstehen von Krebs begünstigen kann. Verglichen wurde das Risiko für Prostatakrebs bei Männern, die nie nachts gearbeitet hatten, mit regulären Nachtarbeitern. Letztere hatten ein um sage und schreibe 177% erhöhtes Risiko! Als Ursache wird eine durch den fehlenden Nachtschlaf verminderte Melatoninausschüttung vermutet (Parent ME et al. 2012: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23035019). Eine brandaktuelle Studie aus dem Jahr 2018 vergleicht Daten von 3,9 Millionen Frauen, von denen fast 115.000 an Krebs erkrankt waren. Die Untersuchung bestätigte, dass Nachtarbeit das Krebsrisiko von Frauen in Europa und Nordamerika erhöht. Die Nachtarbeiterinnen hatten ein um 19% höheres Risiko, an Brust-, Magen- oder Hautkrebs zu erkranken als tagsüber arbeitende Frauen (2018; doi:10.1158/1055-9965.EPI-17-0221). Besonders hoch war das Risiko für Hautkrebs (41% höher), für Brustkrebs (32%) und für Magenkrebs (18%). Am größten war das Krebsrisiko bei nachts arbeitenden Krankenschwestern: Sie hatten ein um 58% erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Für Magenkrebs lag das Risiko auch höher, und zwar um 35%. Forscher vermuten, dass der Effekt der Nachtarbeit auf Brustkrebs damit zusammenhängt, dass Melatonin die Produktion von Östrogenen hemmen kann. So konnte Schernhammer im Jahr 2006 nachweisen, dass Nachtschwestern deutlich weniger Melatonin und mehr brustkrebsfördernde Östrogene im Blut hatten (Schernhammer ES, Kroenke CH, Laden F, Hankinson SE / Epidemiology 2006).

Melatonin regelt den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus und ist dadurch auch an vielen anderen biologischen Abläufen beteiligt. „Schlafmangel kann, beeinflusst von anderen Faktoren, die Melatoninproduktion reduzieren“, sagt Studienautorin Sarah C. Markt. Sie untersuchte die Daten von Hunderten Männern in Island. Jene Männer, die einen stabilen Schlafrhythmus angaben, verfügten über wesentlich höhere Melatoninwerte als die Probanden mit Schlafstörungen. Ihr Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, reduzierte sich dadurch um erstaunliche 75% (Sigurdardottir L, Markt S et al. 2015: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25107635).
In einer anderen Übersichtsarbeit wurde der Einfluss von Melatonin auf solide Tumoren untersucht. Die Daten von 643 Patienten mit Brust-, Prostata-, Lungen-, Magen-, Darm- und Gebärmutterkrebs wurden ausgewertet. Auch hier bestätigte sich: Melatonin reduzierte das Sterberisiko nach einem Jahr um durchschnittlich 34%, unabhängig von Krebsart und Dosis des Schlafhormons (Mills et al., 2005: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16207291).

Bisher weiß man, dass Melatonin antioxidativ wirkt und die Immunfunktion des Körpers stärkt. Es bewirkt die Freisetzung von Interleukin- (IL-)2, IL-6, IL-10 und Interferon-gamma. So erhöht Melatonin die Antwort von T-Helferzellen, die wichtig für den Schutz vor bösartigen Tumoren sind. Zusätzlich schützt das Hormon Zellen, die im Knochenmark gebildet werden und wichtig für die Blutbildung sind, vor den unerwünschten Wirkungen der Chemotherapie (Srinivasan et al., 2008: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18815150).
Melatonin unterstützt die körpereigene Abwehr und kann dadurch das Wachstum von Tumoren unterdrücken. Es hemmt die Entartung von Zellen, z.B. von schwarzem Hautkrebs (Melanoms) sowie von Brust-, Prostata-, Eierstock- und Dickdarmkrebs. Ist ein Patient bereits an Brustkrebs, Leberkrebs oder malignem Melanom erkrankt, kann sich die Gabe von Melatonin ebenfalls vorteilhaft auswirken (Srinivasan et al. 2011: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22074586).

Wenn Sie Schlafstörungen haben, kann es daher durchaus empfehlenswert sein, 1–5 mg Melatonin vor dem Schlafengehen einzunehmen. Bitte stimmen Sie das unbedingt mit dem behandelnden Arzt ab. Statt der Pillen gibt es auch die Möglichkeit, die Melatoninproduktion auf natürliche Weise anzukurbeln. Die Melatoninsynthese wird durch Entspannungsübungen, Meditation und Schlaf vor Mitternacht angeregt. Außerdem haben sich bei Schlafstörungen auch Tryptophan, Melisse, Baldrian, Lavendel sowie homöopathische Kombinationspräparate und Einzelmittel bewährt. Suchen Sie sich am besten einen naturheilkundlich denkenden Therapeuten, der sich mit diesen Substanzen auskennt. Auch ein Blick auf die seelische Balance kann hilfreich sein. Hier finden Sie vielerlei Entlastungsmöglichkeiten. Und scheuen Sie sich nicht, auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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