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Vitamin C Infusionen bei Krebs

07. August 2015

Mein Heilpraktiker hat mir Vitamin-C Infusionen empfohlen. Ist das aus Ihrer Sicht für Krebspatienten sinnvoll? Und was sollte man dabei beachten?

Krebspatienten leiden besonders häufig an Vitamin-C-Mangel. Doch die meisten wissen nichts davon. Besonders nach einer schulmedizinischen Behandlung mit Operation, Strahlen- oder Chemotherapie ist der Verbrauch an Vitamin C im Körper so hoch, dass der Vitamin-C Spiegel unter die Nachweisgrenze fallen kann. Jeder 30. Krebspatient entwickelt sogar die Vitamin-C-Mangel-Erkrankung Skorbut, an der früher Seefahrer litten, die monatelang ohne frisches Obst und Gemüse auskommen mussten.
Der Vitamin-C-Bedarf kann dann weit über die Menge hinausgehen, die der Organismus über den Magen-Darm-Trakt aufnimmt. Zudem sind die Darmschleimhäute durch die Krankheit häufig so geschädigt, dass ihre Aufnahmefähigkeit reduziert ist. Mangelerscheinungen  lassen sich durch eine hoch dosierte Vitamin-C-Therapie vermeiden, bei der Vitamin C per Injektion oder Infusion direkt über die Blutbahn in den Körper gelangt.

Bereits vor etwa 30 Jahren haben erste klinische Studien ergeben, dass Krebspatienten von intravenös verabreichtem Vitamin C profitieren können. So berichteten Cameron und Pauling in den 1970er-Jahren, dass hoch dosiertes Vitamin C die Überlebenszeit von Krebspatienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen verlängert. Den Patienten wurden 10 g Vitamin C pro Tag gespritzt. Die Untersuchung wurde wegen ihres Studiendesigns heftig kritisiert: Die Patienten, die das Vitamin C erhielten, waren nicht zufällig bestimmt worden (keine Randomisierung). Außerdem äußerten Kritiker Zweifel an der Vergleichbarkeit mit der Kontrollgruppe.

Daraufhin führte die Mayo-Klinik kurze Zeit später zwei Studien durch, in denen die Teilnehmer ebenfalls 10 g Vitamin C erhielten. Diese Studie entsprach den Kriterien der Kritiker. Die Ergebnisse zeigten keinerlei Wirkung des Vitamin C gegen Krebs. Sie standen damit im Widerspruch zu der vorangegangenen Studie. Allerdings gab es einen entscheidenden Unterschied: Cameron und Pauling hatten das Vitamin gespritzt. Die Studienteilnehmer der Mayo-Klinik hatten es geschluckt. Vermutlich muss hoch dosiertes Vitamin C gespritzt werden, um eine Wirkung gegen Krebs zu entfalten, weil die Kapazität des Darmes zur Aufnahme von Vitamin C begrenzt ist.

Warum macht Vitamin C Krebszellen unschädlich, während gesunde Zellen unbehelligt bleiben? Mit dieser Frage befassten sich vor einigen Jahren Forscher um Marc Levine (Chen Q et al. / Proc Natl Acad Sci USA 2005 und Chen Q et al. / Proc Natl Acad Sci USA 2008). Ihre Studien bestätigen, dass manche Wirkungsmechanismen nur auftreten können, wenn Vitamin C intravenös verabreicht wird. So bewirkt Vitamin C in hohen Dosen die vermehrte Bildung von zellschädigendem Wasserstoff peroxid in den Krebszellen. Tumorzellen verfügen über sehr viel weniger Superoxid-Dismutase und können deshalb Wasserstoff peroxid schlecht entgiften. So erklärt sich auf biochemischer Ebene, warum Vitamin C Tumorzellen schädigt und gesunde Zellen nicht. Andere Forschungsergebnisse zeigen, dass dieser Mechanismus durch das saure Milieu in der Tumorumgebung noch verstärkt wird.

Eine deutsche Studie konnte übrigens zeigen, dass durch Vitamin-C-Infusionen die Lebensqualität verbessert wird. An dieser Studie nahmen 125 Brustkrebspatientinnen teil. Diese erhielten nach der Operation zusätzlich zur konventionellen Behandlung 7,5 g Vitamin C, das zweimal pro Woche über einen Zeitraum von 6 Monaten injiziert wurde (Vollbracht, C., et al., Intravenous vitamin C administration improves quality of life in breast cancer patients during chemo-/radiotherapy and aftercare: results of a retrospective, multicentre, epidemiological cohort study in Germany. In vivo, 2011. 25(6): 983-90). Die Ergebnisse sprachen eindeutig für die Vitamin-C-Behandlung: Die Patientinnen, die Vitamin C erhielten, waren in einem besseren Allgemeinzustand und auch ihr psychisches Befinden war deutlich besser.

Diese positiven Ergebnisse konnten in einer Übersichtsarbeit von insgesamt 5 klinischen Studien und 2 Fallstudien bestätigt werden (Carr AC, Vissers MC et al. The effect of intravenous vitamin C on cancer- and chemotherapy-related fatigue and quality of life. Front Oncol 2014; 4: 283). Das Ergebnis zeigte, dass hochdosierte Vitamin-C-Infusionen die Lebensqualität bei Tumorpatienten– insbesondere Magen-Darm-Beschwerden, Fatigue und Schmerzen - verbessern helfen.

Eine Kur mit hoch dosierten Vitamin-C Infusionen hat sich zur Besserung des Allgemeinbefindens und zur Tumorabwehr auch in der Praxis bewährt. Während der Nachsorge und auch bei Metastasen wird Vitamin C insbesondere bei sehr geschwächten Patienten eingesetzt. Sie erhalten acht bis zehn Wochen lang wöchentlich mindestens 15 Gramm Vitamin C. Das genaue Behandlungsschema stimmt der Therapeut individuell auf die Situation des Patienten ab.
Bei Patienten mit Nierensteinen, Nierenschwäche, Eisenspeichererkrankungen oder einem bestimmten Enzymmangel (G-6-PDH-Mangel) darf Vitamin C nicht eingesetzt werden.

In Laborstudien (Ma Y et al./Sci Transl Med 2014) zeigt Vitamin C eine synergistische Wirkung zu diversen Chemotherapeutika.
Einzige Ausnahme: Borteomib, was bei Patienten mit Plasmozytomen (einer seltenen Lymphomerkrankung) eingesetzt wird. Bei Tumoren des blutbildenden Systems sowie bei Lymphomen wird aufgrund der uneinheitlichen Studienlage die Gabe von Vitamin C-Hochdosis-Infusionen jedoch sowieso nicht empfohlen.

Die meisten Hersteller und Therapeuten empfehlen, Vitamin C zeitversetzt zur Chemotherapie und Strahlentherapie zu verabreichen, da aussagekräftige Daten über mögliche Wechselwirkungen aus Studien am Patienten bisher nicht vorliegen. Zwischen der Vitamin-C-Infusion und einer darauffolgenden Chemotherapie sollten mindestens 24 Stunden liegen.
Nach der Chemotherapie empfehlen die Hersteller einen Mindestabstand von drei bis vier Halbwertszeiten der angewendeten Chemotherapeutika, bevor Vitamin C infundiert werden soll. Das sind in der Regel mindestens ein bis drei Tage. Außerdem sollte Vitamin C nicht zusammen mit anorganischem Selen verabreicht werden, da sich die Wirkungen der beiden Substanzen sonst gegenseitig aufheben. Mit der Einnahme von Selen nach Vitamin C und umgekehrt sollte man mindestens zwei Stunden warten.

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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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