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SELECT - Studie in der Kritik

29. November 2011

Ich hatte vor einigen Jahren Krebserkrankung, an der ich damals operiert wurde, und nehme seit einiger Zeit vorbeugend die Vitamine E und C wie auch das Spurenelement Selen ein. Ich bin sehr verunsichert, da ich aktuell immer wieder in der Presse lese, dass eine große Studie abgebrochen wurde, weil Vitamin E und Selen darin nicht vor Krebs schützen konnten. Sollte ich diese Substanzen überhaupt noch weiter einnehmen?

Ende Oktober 2008 wurde die groß angelegte SELECT-Studie (Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial) unter großem Medienecho abgebrochen, eine Studie, mit der untersucht werden sollte, ob durch Gabe von Vitamin E und Selen die Häufigkeit von Prostatakrebs verringert werden kann.
Der Grund für den vorzeitigen Abbruch: Eine im September 2008 vorgenommene Zwischenauswertung ergab, dass weder Selen noch Vitamin E, noch beide Substanzen kombiniert eindeutig das Risiko auf ein Prostatakarzinom senken. Außerdem zeigten sich zwei Trends: Im Studienarm mit der alleinigen Vitamin E-Gabe kam es zu einem leichten Anstieg der Erkrankungen am Prostatakrebs und im Studienarm mit der alleinigen Selen-Gabe stieg die Zahl der Diabeteserkrankungen.
Die daraufhin häufig zu lesende Schlussfolgerung, dass der Abbruch der SELECT-Studie quasi die Bedenklichkeit von Antioxidantien belege, kann so jedoch nicht nachvollzogen werden, da die gemessenen Effekte gering und nach statistischen Kriterien nicht bedeutsam waren. So gibt selbst das National Cancer Institute zu, dass dies durchaus Zufallsergebnisse gewesen sein könnten.

Darüber hinaus ist es sehr fraglich, inwieweit eine Zufuhr Sinn macht, ohne dass man diese dem wirklichen Versorgungszustand des Betroffenen anpasst. Gerade beim Selen besteht die Gefahr einer Überdosierung, weshalb viele Therapeuten eine vorherige Bestimmung des Selenspiegels im Vollblut empfehlen. Diese Problematik zeigt sich auch in der Veröffentlichung der Zwischenergebnisse: Während bei uns in Deutschland Serum-Selenwerte von etwa 60 - 80 Mikrogramm pro Liter gemessen werden, lagen die Selenwerte bei den Studienteilnehmern in den USA um 135 Mikrogramm, also bei etwa 170 Mikrogramm bei Messung im Vollblut - weit über dem deutschen Referenzbereich von 100 - 140 Mikrogramm! Durch die Gabe von grundsätzlich 200 Mikrogramm Selenomethionin wurden diese Werte sogar bis auf 250 Mikrogramm angehoben, so dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Studienteilnehmer einen Selenmangel hatten.
Außerdem geben Experten zu Bedenken, dass die falsche Molekülform von Vitamin E sowie von Selen gegeben und es versäumt wurde, eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C sicherzustellen, um das Vitamin E im Organismus zu regenerieren.

Insofern sollte der Abbruch der SELECT-Studie nicht dazu führen, die Gabe von Antioxidantien bei Krebspatienten oder Gesunden verallgemeinernd in Frage zu stellen. Vielmehr ist es erforderlich, dass jeder eine auf ihn abgestimmte individuelle Antioxidantiengabe erhält und dass natürlich auch eine gesunde Ernährung dazu beiträgt, Defizite auszugleichen.
Auch aufgrund einer anderen aktuellen amerikanischen Untersuchung wurde Krebspatienten geraten, während der Chemo- oder Strahlentherapie keine zusätzlichen Antioxidantien einzunehmen, weil das die Wirksamkeit der Behandlung beeinträchtigen könnte. Absolut unverständlich bleibt jedoch, warum bei dieser Veröffentlichung die Autoren vor einer Antioxidantieneinnahme warnen, obwohl es bei den analysierten sechzehn Studien keine Hinweise gab, dass Antioxidantien den Behandlungserfolg einer konventionellen Therapie reduzieren!
So ist es auch kein Wunder, dass andere Wissenschaftler aufgrund der Studienlage zu anderen Ergebnissen gelangen und die zeitgleiche Gabe von Antioxidantien zur Chemotherapie positiv bewerten.
Insofern kann die GfBK der Empfehlung nicht folgen, unter laufender Therapie keine Antioxidanzien einzunehmen. Im Gegenteil: Die Gabe von Vitaminen und Spurenelementen reduziert die Nebenwirkungen belastender Therapien, wie z. B. der Schleimhäute. Und es gibt sogar Studien, die zeigen, dass z. B. durch die Gabe von Selen gesunde Zellen vor Strahlung geschützt und Tumorzellen sogar strahlensensibler werden. Selen sollte in Form des anorganischen Natriumselenit und Vitamin-E nur auf pflanzlicher Basis gegeben werden.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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