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Nebenwirkungen unter Indol-3-Carbinol

19. August 2022

Ich möchte gerne wissen, ob die Einnahme von Indol-3-Carbinol Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Sekundäre Pflanzenstoffe – wie zum Beispiel das schwefelhaltige Glucosinolat-Derivat „Indol-3-Carbinol“ – sind insbesondere in der Behandlung von Brustkrebs interessant. Der Mensch nimmt Indol-3-Carbinol (I3C) vor allem beim Verzehr von Kreuzblütlern wie Brokkoli, Rosenkohl oder auch Grünkohl zu sich, die Senföle enthalten und die je nach Kohlart im menschlichen Organismus zu unterschiedlichen Substanzen, wie beispielsweise dem Indol-3-Carbinol, weiter verstoffwechselt werden. Eine Besonderheit beim Indol-3-Carbinol ist, dass durch ein saures Milieu oder den Magensaft aus Indol-3-Carbinol „DIM“ entsteht, das als aktives Stoffwechselendprodukt angesehen wird. DIM wird inzwischen genauso wie Indol-3-Carbinol als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Forscher vermuten, dass neben entgiftenden, antientzündlichen und wachstumshemmenden Effekten Indol-3-Carbinol in der Lage ist, Östrogensignale abzuschwächen, indem es bewirkt, dass aus Östradiol vorwiegend das „gute“ 2-Hydroxyestradiol und nicht das „gefährliche“, weil wachstumsfördernde 16-alpha-Hydroxy- estradiol gebildet wird (Fowke JH/Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2000). Aus diesem Grund nehmen einige Brustkrebspatientinnen Indol-3-Carbinol zu sich, allerdings ohne dass es klinische Studien gäbe, die diesen vorteilhaften Effekt auch außerhalb von Laborexperimenten belegen könnten.
Da sich aufgrund unserer Beratungstätigkeit die Rückmeldungen von Neben wirkungen infolge der Einnahme von Indol-3-Carbinol häufen (Haarausfall, Magen-Darm-Probleme, selten Schilddrüsenvergrößerung), möchten wir auch darauf hinweisen, dass Indol-3-Carbinol in natürlicher Form und in hoher Konzentration in Brokkolisprossen enthalten ist. Aber auch hier können bei individuell zu hoher Dosierung Nebenwirkungen auftreten (meistens bei mehr als 2 EL täglich). Eine relativ harmlose, aber lästige Nebenwirkung von Brokkolisprossen kann das Auftreten von Blähungen sein. Dies ist auch teilweise bei der Einnahme von Indol-3-Carbinol zu beobachten.
Ob die Einnahme von Indol-3-Carbinol zusammen mit Tamoxifen, einem Antihormon, das bei Brustkrebs eingesetzt wird, sinnvoll ist, kann nicht abschließend beurteilt werden. Erste Studien zu Indol- 3-Carbinol bzw. Kreuzblütlern waren vielversprechend. So konnte gezeigt werden, dass der Verzehr von Kreuzblütlern Frauen vor Brustkrebs schützen kann (Laidlaw M/Breast Cancer 2010 und Liu X/Breast 2013). In der „Women‘s Healthy Eating and Living (WHEL)“-Studie, an der über 3000 Brustkrebspatientinnen teilnahmen, sank das Rückfallrisiko, wenn die Tamoxifentherapie durch die gleichzeitige Einnahme von Kreuzblütler-Gemüse ergänzt wurde (Thomson CA/Res Treat 2011). Allerdings zeigte eine randomisierte klinische Studie von Thomson (Breast Cancer Res Treat 2011) zur Verwendung von DIM-Ergänzungsmitteln, dem oben erwähnten Metaboliten aus Indol-3-Carbinol, zusammen mit Tamoxifen einen Trend zur Verringerung des wirksamen Tamoxifen-Metaboliten, der in der Leber umgewandelt wird. Hier müssen weitere Studien mehr Klarheit bringen, ob die verringerten Spiegel der Tamoxifen-Metaboliten die Wirkung von Tamoxifen reduzieren würden. Außerdem ist unklar, ob dies auch bei der Einnahme von Indol- 3-Carbinol der Fall ist, da in der zitierten Studie ja DIM und nicht Indol-3-Carbinol verabreicht wurde.
Unser Fazit: An diesem Beispiel sieht man, wie schwierig und komplex eine konkrete Einschätzung bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist. Die meisten Patientinnen, die wir beraten, nehmen Indol-3-Carbinol ohnehin meistens nicht begleitend, sondern nach Beendigung der Einnahme von Tamoxifen ein. Für den Fall, dass Nebenwirkungen auftreten, würden wir ein Absetzen empfehlen, damit man feststellen kann, ob die Nebenwirkungen dann zurückgehen. Im Zweifelsfall sind die Inhaltsstoffe einer vielfältigen, mit Kreuzblütlern angereicherten Ernährung, wie zum Beispiel in Brokkoli und allen weiteren Kohlsorten, aber auch Kresse, Kapuzinerkresse, Rucola, Rettich, Radieschen, Meerrettich, Kohlrübe mit Rübstiel, Raps und Senf, die bessere Alternative. Achten Sie bei einer mit Kreuzblütlern angereicherten Ernährung auch immer auf eine gute Jodversorgung, da die im Kohl enthaltenen Substanzen die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse hemmen (früher führte dies sehr häufig zu den sogenannten „Kohlkröpfen“).


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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