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Brokkoli bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs

03. März 2020

Ich habe Krebs und interessiere mich für das Thema Brokkoli. Bei welchen Tumorarten ist der Verzehr besonders vielversprechend?

Brokkoli gehört zur großen Gruppe der Kreuzblütler, einer Pflanzenfamilie, zu der nicht nur Brokkoli, Blumenkohl und andere Kohlsorten gehören, sondern auch Kresse, Kapuzinerkresse, Rucola, Radieschen, Rettich, Meerrettich, Senf und Raps(-öl). Besonders gut erforscht ist ein bestimmtes Senföl, das Sulforaphan, das in hoher Konzentration in Brokkoli und seinen Sprossen steckt und das durch das Zerschneiden oder Zerkauen des Gemüses durch das Enzym Myrosinase aktiviert wird. In zahlreichen Labor studien konnte eine Antikrebswirkung von Sulforaphan nachgewiesen werden. Einige klinische Studien belegen diese Wirkung nun auch beim Menschen.

Brokkolisprossen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Eine Forschergruppe aus Heidelberg hat 2019 zum ersten Mal eine Brokkolisprossenstudie mit Wirkstoffgruppe und Placebogruppe durchgeführt (Lozanovski VJ et al. / Invest New Drugs 2019). An dieser kleinen Pilotstudie nahmen 40 Patienten mit fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs teil. 29 Patienten erhielten Brokkolisprossen und 11 Patienten ein Placebo, beides in Kapseln verpackt. Die Brokkolisprossenkapseln enthielten 90 mg Sulforaphan, zusätzlich zu 180 mg des Vorläuferstoffs Glucoraphan. Im Vergleich zur Placebogruppe war die ermittelte durchschnittliche Sterblichkeitsrate während der ersten 6 Monate in der Brokkoligruppe niedriger (Tag 30: 0%/18%, Tag 90: 0%/25%, Tag 180: 25%/43%). Obwohl diese Daten statistisch gesehen leider nicht aussagekräftig waren, da zu wenige Patienten an dieser Studie teilgenommen hatten, bewerten wir das Ergebnis als positiv. Allerdings brachen viele Patienten (72% in der Brokkolisprossengruppe und 55% in der Placebogruppe) die Einnahme der täglich 15 Kapseln ab, was wahrscheinlich an der Verstärkung von Verdauungsbe schwerden durch Brokkolisprossen lag. Ob und in welchem Rahmen die zusätzli che Gabe sinnvoll und praktikabel ist, zumal in so hoher Dosierung, ist deswegen schwierig zu beantworten.

Frau Professor Herr aus Heidelberg empfiehlt beispielsweise nicht unbedingt 90 mg Sulforaphan, sondern aufgrund ihrer Erfahrungen in den Laborversuchen eine Dosis von 0,36 mg pro kg Körpergewicht. Dies entspricht 25,2 mg Sulforaphan täglich für einen 70 kg schweren Menschen.

Sulforaphan bei Prostatakrebs

Bei Prostatakrebs kam es in einer klinischen Studie sogar zu einer Verringerung des PSA-Anstiegs durch Sulforaphan (Cipolla BG et al. / Cancer Prev Res 2015). Die Behandlung in dieser Studie umfasste die tägliche orale Verabreichung von 60 mg Sulforaphan für 6 Monate, gefolgt von 2 Monaten ohne Behandlung. Die Veränderungen der PSA-Werte waren in der Sulforaphangruppe signifikant niedriger. Die PSA-Verdopplungszeit war in der Sulforaphangruppe 86% länger als in der Placebogruppe (28,9 bzw. 15,5 Monate). Der PSA-Anstieg war in der Placebogruppe ebenfalls (71,8%) signifikant höher als in der Sulforaphangruppe (44,4%). Im Gegensatz zur Heidelberger Studie aus 2019 war die Gabe jedoch gut verträglich.

Fazit. In Patientenstudien wurde vor allem der Einfluss auf Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs untersucht. Wir sind jedoch der Ansicht, dass vom Verzehr von Gemüsen aus der Kreuzblütlerfamilie alle Krebspatienten profitieren. Am besten ist der Genuss in Form von Sprossen, weil diese etwa 20- bis 100-mal so viel Wirksubstanz wie ein ausgewachsener  Brokkolikopf enthalten.

Generell halten wir eine ausgewogene und pflanzenbasierte Ernährung für wichtig, in die täglich auch eines der vielen Kreuzblütlergemüse integriert ist. Für die Verwendung von Brokkoli gilt: Die Inhaltsstoffe bleiben am besten erhalten, wenn kleine Röschen abgetrennt und diese fünf Minuten in Olivenöl angedünstet werden. Laut Prof. Herr aus Heidelberg ist Sulforaphan eigentlich gar nicht so besonders hitzeempfindlich, wie es immer heißt. Außerdem gilt: Wenn man den Kohl kochen möchte, möglichst immer das Kochwasser mitverarbeiten, denn darin laugen sich die gesunden Inhaltsstoffe aus. Und durch die Zugabe von Senf, Meerrettich, Rucola oder Brunnenkresse können die Wirkstoffe von Brokkoli und Co. im Darm besser aufgenommen werden (Cramer JM et al. / Br J Nutr 2011).


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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