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Graviola, ein Wundermittel?

24. Februar 2021

Aus der Presse habe ich von der Wunderwaffe Graviola gegen Krebs erfahren. Was ist das und sind die überaus positiven Aussagen ernst zu nehmen?

Die Graviola oder Stachelannone (Annona muricata) ist ein kleiner, immergrüner Baum der sogenannten Annonengewächse, der in den Regenwäldern Afrikas, Südamerikas und Südostasiens vorkommt. Die stacheligen Früchte des Baumes werden auf den einheimischen Märkten der Tropenregionen verkauft. Die Früchte sind je nach Herkunftsland und Unterart unter den Namen Guanabana, Guyabana, Graviola u. a. bekannt. Wegen ihrer schlechten Lagerfähigkeit sind Graviolafrüchte bei uns im Handel selten frisch zu kaufen. Für den Export erfolgt meist die Verarbeitung zu Saft oder Konserven. In der Ethnomedizin werden den verschiedenen Teilen des Baumes unterschiedliche Wirkungen zugesprochen. Bisher gibt es erste Erkenntnisse jedoch nur aus Zell- und Tierversuchen. Einige dieser Studien deuteten auf eine Aktivität gegen Zelllinien von Brust-, Lungen-, Dickdarm-, Prostata-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber- und Hautkrebs hin. In Brustkrebszellen war die EGFR-Expression unter Graviolaextrakten herunterreguliert.
Im Jahr 2002 zeigten japanische Forscher (Wang L / Bioorganic & Medicinal Chemistry 2002; https://doi.org/10.1016/S0968-0896(01)00303-0 ), dass die Hauptwirkstoffe, die sogenannten Acetogenine, Lungentumore verkleinern konnten und in diesem Experiment minimal besser wirkten als eine Chemotherapie mit Adriamycin (Verkleinerung der Tumormasse von 54,6% unter Adriamycin gegenüber 57,9% unter Acetogeninen).
Aus diesen Ergebnissen wird jedoch im Internet und von den Herstellern oft die Schlussfolgerung getroffen, dass das Mittel besser als eine Chemotherapie sei. Hieran sieht man, wie vorschnell Ergebnisse aus einem Tierexperiment auf den Menschen übertragen werden, ohne dass wirklich ein Nachweis erbracht worden ist.
Außerdem können die verschiedenen Acetogenine womöglich nervenschädigende Nebenwirkungen auslösen, wenn sie in großen Mengen eingenommen oder verzehrt werden. In einigen Ländern, in denen sehr viel Graviola-Frischsaft, -Fruchtmark oder auch Tees aus den Blättern konsumiert werden, scheinen sich diese parkinsonartigen Krankheitsbilder zu häufen (Lannuzel A / J Neural Transm Suppl 2006; doi:10.1007/978-3-211-45295-0_24). Auch wenn immer wieder Hoffnung geschürt wird, Graviola sei besser als eine Chemotherapie: Entsprechende Präparate wurden noch nie an Menschen getestet.
Lediglich ein Fallbericht ist veröffentlicht worden, bei dem eine Patientin mit metastasiertem Brustkrebs fünf Jahre lang eine stabile Erkrankung unter Graviola und Xeloda hatte (Hansra D / Advances in Breast Cancer Research 2017; DOI:10.4236/abcr.2014.33012). Xeloda ist allerdings ein Chemotherapeutikum, das ebenfalls zu längeren Verläufen führen kann.
Aufgrund mangelnder Studiendaten gibt es daher auch keine Medikamente auf Basis von Acetogeninen. Allerdings werden Tees, Säfte und Nahrungsergänzungsmittel aus Graviolablättern vollmundig mit antitumoraler Wirksamkeit beworben. Bisher ist jedoch nicht ausreichend belegt, dass diese wirklich bei Krebserkrankungen helfen.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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