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Hilfe aus dem Darm bei Immuntherapien mit Checkpoint-Inhibitoren

23. Juni 2020

Ich bekomme seit kurzer Zeit einen Checkpoint-Inhibitor und habe gehört, dass Antibiotika ein schlechteres Ansprechen bewirken. Was wissen Sie darüber?

Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Ipilimumab, Nivolumab) sind in der Schulmedizin eingesetzte Substanzen, die die krebsbedingte Schwächung des Immunsystems verhindern und die körpereigene Abwehr auf die Krebszellen lenken sollen. Sie tun dies, indem bestimmte Kontrollpunkte (sogenannte „Checkpoints“) des Immunsystems, die durch Tumorzellen aktiviert wurden, ausgeschaltet werden. Die potenziellen Nebenwirkungen sind auch eine Folge dieses Wirkungsmechanismus. Denn werden die „Bremsen“, die überschießende Reaktionen gegen gesunde Zellen verhindern sollen, ausgeschaltet, erhöht sich gleichzeitig die Entzündungsbereitschaft des Körpers. Dies kann zur Folge haben, dass sich die Immunzellen gegen den eigenen Körper richten, so wie das zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen der Fall ist. Mögliche Nebenwirkungen sind daher Hautausschlag, aber auch Entzündungen der Schilddrüse, der Leber, der Lunge oder des Darmes. Der Einfluss von Antibiotika auf die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren ist vielleicht auch der erhöhten Entzündungsbereitschaft geschuldet. Allerdings zeigte sich ein schlechteres Ansprechen nur bei den Patienten, die vor dem Therapiebeginn mit einem Checkpoint-Inhibitor ein Antibiotikum erhalten hatten, nicht aber bei denen, die parallel oder nach der Therapie ein Antibiotikum erhielten (Pinato DJ et al. / JAMA Oncol 2019; doi:10.1001/jamaoncol.2019.2785). Warum das so ist, kann nicht abschließend beurteilt werden, zumal es die erste Studie ist, die zwischen den Zeitpunkten der Antibiotikaeinnahme unterschieden hat. Die Autoren dieser Studie vermuten, dass antibiotikabedingte Veränderungen der Darmflora eine geschwächte Immunantwort auslösen können, in deren Folge es zu einem verringerten Ansprechen auf die Immuntherapie kommen kann. Da wir aus anderen Studien wissen, dass der Erfolg einer Krebstherapie wahrscheinlich auch dadurch bestimmt wird, wie die Darmflora zusammengesetzt ist, ist dieser Erklärungsansatz nachvollziehbar.

Probiotika während Chemotherapie

Ob die Gabe von Probiotika, also von bestimmten Bakterienstämmen, zusätzlich hilfreich sein kann, ist schwierig zu beantworten. Eine Wunderwaffe sind sie sicherlich nicht, vor allem dann, wenn sie unspezifisch und ohne Rücksprache mit einem darin erfahrenen Therapeuten eingesetzt werden. Denn unter den Begriff Probiotika fallen sehr viele frei verkäufliche Produkte, die jedoch völlig unterschiedliche Bakterienstämme in verschiedensten Konzentrationen enthalten können. Vielleicht liegt es auch an der unterschiedlichen Auswahl der eingesetzten Präparate, dass die bisherigen Studienergebnisse stark divergieren. Aktuelle Studien zeigten bei Patienten mit Darmkrebs für bestimmte Bakterienstämme eine gute Sicherheit für die Einnahme während Chemotherapie (Zaharuddin L et al. / BMC Gastroenterol 2019; doi:10.1186/s12876-019-1047-4), und auch eine Studie aus China konnte durch die Gabe von Probiotika den Schweregrad einer Mundschleimhautentzündung unter Radiochemotherapie reduzieren helfen (Jiang C et al. / Cancer 2019;doi:10.1002/cncr.31907), während andere Untersuchungen (www.aacr.org/Newsroom/Pages/News-Release-Detail.aspx?ItemID=1273) nur einen positiven Effekt durch eine ballaststoffreiche Ernährung, aber nicht durch Probiotika sahen.

Ernährungsumstellung für Krebspatienten mit Darmproblemen

Unabhängig davon leistet eine Umstellung der Ernährung in Richtung pflanzen- und ballaststoffreich sicherlich einen wichtigen Beitrag, und dies nicht nur bei neueren Therapieverfahren, wie den onkologischen Immuntherapien. So konnte man zeigen (Peled JU et al. / Journal of Clinical Oncology 2017; doi:10.1200/JCO.2016.70.3348), dass das Risiko für ein Ansprechen auf eine allogene Knochenmarktransplantation mit der Anwesenheit bestimmter Darmbakterien zusammenhängt. Wahrscheinlich wirkt sich eine ballaststoffreiche Ernährung mit dem Verzehr von Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Ballaststoffen auch deswegen so positiv aus, weil diese die Artenvielfalt der Darmflorabakterien fördert. Von daher ist der Einfluss der Ernährung auf den Krankheitsverlauf bei Krebspatienten nicht zu unterschätzen. Vor allem wenn Sie wiederholt an Darmproblemen leiden, sollte eine gezielte Stuhluntersuchung erfolgen, die neben Darmbakterien und Pilzen auch die Bauchspeicheldrüsenfunktion und Entzündungsmarker untersucht.

Probiotika für Krebspatienten unter Chemotherapie

Was kann ich noch tun? Oft wird dazu geraten, Probiotika bei Patienten mit starker Immunschwächung unter Chemotherapie nur eingeschränkt anzuwenden, da sie Lebendbakterien enthalten und damit theoretisch ein Risiko für Infektionen gegeben ist. Neben Präparaten mit Lebendbakterien können bei stark immunsupprimierten Patienten und Darmproblemen zum Beispiel der Einsatz von sogenannten Bakterienlysaten (Colibiogen, Prosymbioflor), präbiotischen Stoffen (Symbiointest, Omnilogic plus) oder bestimmten Phytotherapeutika (z. B. Myrrhe, Curcuma oder L-Glutamin) eine Alternative sein.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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