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Brustkrebs: Test erspart Frauen mit sehr geringem Rezidivrisiko unnötige antihormonelle Therapie

30. April 2020

Esserman LJ, Yau C, Thompson CK, van 't Veer LJ, Borowsky AD, Hoadley KA, Tobin NP, Nordenskjöld B, Fornander T, Stål O, Benz CC, Lindström LS. JAMA Oncol 2017; 3(11): 1503-1510. doi:10.1001/jamaoncol.2017.1261

Um die Notwendigkeit einer Chemotherapie besser abschätzen zu können, gibt es zahlreiche Prognosefaktoren, die zusätzlich zu den etablierten Kriterien wie Tumorgröße oder Hormonrezeptorausprägung vorhersagen können, wie hoch das Rückfallrisiko ist. Zusätzliche Entscheidungshilfen sind immer mehr bestimmte Genexpressionstests, wie beispielsweise der Oncotype DX®, der EndoPredict- oder der MammaPrint®-Test.
Nun untersuchte eine Studie, ob mithilfe des 70-Gen MammaPrint®-Tests Frauen identifiziert werden können, die nach einer Operation und Bestrahlung gar keine weitere Therapie mehr benötigen. Dazu wurden 652 Frauen aus der Stockholm Tamoxifen (STO-3) Studie (1976 bis 1990) mit Lymphknoten-negativem Brustkrebs untersucht. Bei ihnen wurde der Tumor bereits vor Jahren mittels Mastektomie oder brusterhaltender Operation und Radiatio entfernt. Etwa die Hälfte der Patientinnen erhielten im Anschluss randomisiert Tamoxifen (40 mg pro Tag), der zweite Teil der Studiengruppe erhielt gar keine antihormonelle Therapie. Anhand der Ergebnisse aus dem MammaPrint®-Test wurden die Patientinnen einer von drei Risikogruppen zugeordnet: hohes Risiko (58 Prozent), niedriges Risiko (42 Prozent), ultra-geringes Risiko (15 Prozent).
Im Vergleich zu den Patientinnen, die anhand des MammaPrint®-Tests zur Hoch- und Niedrigrisikogruppe zählten, lag das Sterberisiko aufgrund von Brustkrebsrezidiven in der Ultra-gering-Risikogruppe insgesamt deutlich niedriger. Die kleine Gruppe mit einem ultra-geringen Risiko hatte eine sehr gute Prognose. Und zwar war diese unabhängig davon, ob die Patientinnen Tamoxifen erhalten hatten oder nicht. Mit Tamoxifen überlebten 97 Prozent die kommenden zwanzig Jahre, ohne Tamoxifen waren es 94 Prozent. Die Forscher empfehlen daher, den MammaPrint®-Test zu Rate zu ziehen, um eine Übertherapie von Brustkrebspatientinnen nach einer Operation und Bestrahlung zu verhindern.

GfBK-Kommentar: Konkret bedeuten diese Studienergebnisse, dass man eventuell einen Genexpressionstest (MammaPrint®) zu Rate ziehen könnte, um zu entscheiden, ob Patientinnen eine antihormonelle Therapie benötigen. Die Forscher schätzen, dass etwa 20 bis 25 Prozent der diagnostizierten Tumoren heutzutage der Gruppe mit einem ultra-geringem Risiko zuzuordnen sind. Wenn dies stimmt, benötigen 20 bis 25 Prozent der Brustkrebspatientinnen nach Operation und Bestrahlung überhaupt keine antihormonelle Therapie. Leider hat sich dies noch nicht herumgesprochen, denn fast alle Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom bekommen eine antihormonelle Therapie empfohlen.
Frauen mit günstigen Risikofaktoren (kein Lymphknotenbefall, kleiner Tumor, geringem Ki-67, positiver Hormonrezeptor und negativer Herceptinrezeptor) sollten sich bewusst sein, dass der absolute Vorteil einer antihormonellen Therapie eher klein sein wird. Hier kann es hilfreich sein, sich von einem Arzt das Wiedererkrankungsrisiko mit oder ohne antihormonelle Therapie berechnen zu lassen. Dieses ist mit einem von der Universität Cambridge entwickelten Modell (www.predict.nhs.uk) möglich.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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