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Mamma-Ca: Lymphknoten bestrahlen verlängert nicht das Leben

26. Oktober 2016

Werden zusätzlich zur Bestrahlung der gesamten Brust die regionalen Lymphknoten mitbestrahlt, verringert das zwar das Rückfallrisiko, hat aber keinen Einfluss auf das Sterberisiko bzw. das Gesamtüberleben. Dies zeigte die kanadische MA-20-Studie (Whelan TJ et al. / N Engl J Med 2015) anhand von 1832 Frauen, die zwischen 2000 bis 2007 untersucht wurden und nodalpositive oder Hochrisiko-nodalnegative Mammakarzinome im Frühstadium hatten.
Nachdem die Patientinnen mit einer brusterhaltenden Operation und einer adjuvanten Therapie, behandelt wurden, erhielten sie 2:1 randomisiert entweder eine Bestrahlung der ganzen Brust plus eine regionale Lymphknotenbestrahlung (RNI-Gruppe) oder eine alleinige Ganzbrustbestrahlung (Kontrollgruppe). Primärer Studienendpunkt war das Gesamtüberleben, wobei die mediane Nachbeobachtungszeit 9,5 Jahre betrug.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Im Gesamtüberleben über 10 Jahre war kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen erkennbar: 82,8% in der RNI-Gruppe und 81,8% in der Kontrollgruppe. Nur in der Subgruppenanalyse zeigte sich, dass Patienten mit ER-negativem Brustkrebs in der RNI-Gruppe mit 81,3% ein signifikant höheres 10-Jahres-Gesamtüberleben als in der Kontrollgruppe (73,9%) hatten.
Beim krankheitsfreien 10-Jahres-Überleben (sekundärer Studienendpunkt) sah es etwas anders aus: Hier schnitt die RNI-Gruppe bei 82,0% im Vergleich zu 77,0% in der Kontrollgruppe um absolut 5% besser ab. Dieser minimale Unterschied zeigte sich auch in den Raten für das krankheitsfreie 10-Jahres-Überleben bis zum Auftreten vereinzelter lokoregionärer Rezidive (95,2% in der RNI-Gruppe versus 92,2% in der Kontrollgruppe) und bis zum Auftreten von Fermmetastasen (86,3% in der RNI-Gruppe versus 82,4% in der Kontrollgruppe).
Eine zusätzliche Bestrahlung der Lymphknoten war allerdings mit mehr Nebenwirkungen verbunden: So litten Patientinnen in der RNI-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe häufiger unter akuter Pneumonitis (1,2% versus 0,2%) und Lymphödemen (8,4% versus 4,5%).

GfBK-Kommentar: An dieser Studie sieht man, wie von Fachgesellschaften und daraufhin auch von der Presse eigentlich eindeutige Ergebnisse auch anders interpretiert werden können. So liest man in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie vom August 2015 mit Bezug auf die oben beschriebene Studie, das „viele Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium von einer erweiterten Strahlentherapie profitieren, bei der die Ärzte auch die benachbarten Lymphknoten in das Strahlenfeld einbeziehen“. Begründet wird dies vermutlich mit den Zahlen des krankheitsfreien Überlebens, deren Gebrauch in der Medizin aber umstritten ist, da dieser nicht patientenrelevant ist. In der Pressemitteilung heißt es weiter: „... stieg hierdurch der Anteil der Patientinnen, die ohne Tumorrückfall und am Leben blieben, um mehrere Prozentpunkte.“ Die viel wichtigeren Daten zum Gesamtüberleben werden dabei nicht erwähnt und somit der Eindruck erweckt, dass von der erweiterten Bestrahlung auch Frauen profitieren, deren Lymphknoten frei von Krebszellen sind. Es ist unserer Ansicht nach ungeheuerlich, dass eine medizinische Fachgesellschaft solche Schlussfolgerungen formuliert.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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