Forschung / Studien

Dronabinol, Hauptwirkstoff der Cannabispflanze wird hierzulande gerne als wirksames Therapeutikum zur Appetitsteigerung umworben. In der einzigen veröffentlichten Studie zu diesem Thema konnte jedoch ein klinischer Effekt nicht hinreichend nachgewiesen werden. Es wurden 469 Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren in drei Gruppen randomisiert (Jatoi et al. / J Clin Oncol 20, 2002) und erhielten entweder einmal täglich 800 mg Megestrolacetat, zweimal täglich 2,5 mg Dronabinol oder eine Kombination der beiden. Ergebnis war, dass in Bezug auf Appetit –und Gewichtszunahme Dronabinol in der Monotherapie signifikant schlechter abschnitt als Megestrolacetat. Auch die Kombination beider Substanzen wirkte nicht besser als Megestrolacetat alleine.

GfBK-Kommentar: Dronabinol ist in Deutschland zwar verkehrsfähig, jedoch nur in den USA für die Indikation zur Appetitsteigerung zugelassen. Angesichts der umstrittenen Wirksamkeit zur Appetitsteigerung und des in der Literatur beschriebenen Nebenwirkungspotentials sollte die Anwendung zurückhaltend erfolgen. Da sowohl unter der Gabe von Megestrolacetat (erhöhte Thromboseneigung, Müdigkeit, Hitzewallungen, Ödeme) als auch von Dronabinol (Somnolenz, Schwindel, Angstzustände, Verwirrtheit, Halluzinationen, Tachykardien) vermehrt mit Nebenwirkungen zu rechnen ist, sollten nebenwirkungsarme Maßnahmen der Naturheilmedizin vorrangig eingesetzt werden. Bewährt haben sich zur Verhinderung einer Tumorkachexie spezielle Ernährungsmaßnahmen, Appetitanregung durch Artischockenfrischpflanzensäfte oder Pepsinwein, sowie eine gezielte Mikronährstoffsubstitution und ggf. Eiweißsubstitution. Zur Bekämpfung von chronisch spastischen Schmerzen hingegen kann die Anwendung von Dronabinol jedoch eine wertvolle Hilfe sein.