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Protonenpumpeninhibitoren und Antibiotika verringern die Wirksamkeit von Checkpointinhibitoren

05. Oktober 2021

Chalabi M, Cardona A, Nagarkar DR, Dhawahir Scala A, Gandara DR, Rittmeyer A, Albert ML, Powles T, Kok M, Herrera FG; imCORE working group of early career investigators. Efficacy of chemotherapy and atezolizumab in patients with non-small-cell lung cancer receiving antibiotics and proton pump inhibitors: pooled post hoc analyses of the OAK and POPLAR trials. Ann Oncol 2020; 31(4): 525-531. doi: 10.1016/j.annonc.2020.01.006

Schon wieder deutet eine Studie auf eine schlechtere Wirksamkeit von Checkpointinhibitoren hin, wenn Patienten zeitgleich Antibiotika oder Protonenpumpeninhibitoren (PPI) einnehmen. Onkologen vom Niederländischen Krebszentrum haben aufgrund solcher Studien Daten der Phase-2-Studie POPLAR sowie der Phase-3-Studie OAK retrospektiv ausgewertet. An diesen beiden Studien nahmen über 1500 Patienten mit nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen im Stadium IIIB oder IV und ein bis zwei Chemotherapien teil. Die eine Hälfte bekam den PD-L1-Hemmer Atezolizumab, die andere Docetaxel. Bei allen Patienten war die Begleitmedikation erfasst worden, was die Voraussetzung für die Datenanalyse war.
Ergebnis: Das Gesamtüberleben war um bis zu 45% reduziert, wenn die Patienten im Zeitfenster von 30 Tagen vor bis 30 Tage nach dem Therapiebeginn Antibiotika oder PPI erhalten hatten. Das galt jedoch nur für die Therapie mit dem PD-L1-Hemmer Atezolizumab, nicht für Docetaxel.
Unter Berücksichtigung der Faktoren wie Alter, Geschlecht, Tumorcharakteristika und ECOG-Status, war die Lebenszeit der Atezolizumab-Patienten um 32% verkürzt, wenn sie zusätzlich Antibiotika bekamen, und um 45%, wenn sie zusätzlich PPI bekamen. Laut Autoren der Studie ist die Wirksamkeit dann sogar so, als wenn die Patienten gar keine Therapie erhalten hätten. Die Gabe von PPI oder Antibiotika scheint die Wirksamkeit einer zielgerichteten Therapie mit Checkpointinhibitoren also aufzuheben.

GfBK-Kommentar: Diese Studie ist sehr wichtig, da viele Patienten Antibiotika oder Protonenpumpeninhibitoren bereits prophylaktisch erhalten. Auch in der obigen Studie war dies bei einem Viertel bzw. einem Drittel der Fall, und etwa 10% der Patienten wurden mit beiden Substanzen behandelt.
Übrigens ist eine Wirkungsabschwächung nicht nur zwischen Protonenpumpeninhibitoren und Checkpointinhibitoren bekannt, sondern auch zwischen Protonenpumpeninhibitoren und Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI). Letztere benötigen einen möglichst niedrigen Magen-pH-Wert, damit sie ausreichend in Lösung gebracht und anschließend gut aus dem Gastrointestinaltrakt absorbiert werden können. Wird in der Begleitmedikation ein Protonenpumpeninhibitor eingesetzt, kann die Aufnahme um mehr als 40 Prozent reduziert werden. Da die PPI-assoziierte Magen-pH-Wert-Erhöhung aufgrund des irreversiblen Wirkungs¬mechanismus über mehr als 16 Stunden anhalten kann, ist es schwierig, gewis¬se Zeitinter¬valle zu definieren, wann der TKI und wann der PPI ver¬abreicht werden kann [2].
Daran sieht man, wie wichtig es ist, immer nach der konkreten Begleitmedikation zu fragen, wenn Checkpointinhibitoren und andere neue Immuntherapeutika eingenommen werden sollen. Bei den PPI ist natürlich auch das bewusste Mitgehen des/der Betroffenen gefragt und die Bereitschaft Symptome nicht nur medikamentös, sondern komplexer mit Unterstützung des Mikrobioms und Lebensstiländerungen anzugehen.

Literatur
[2] Lipp H-P. Wechselwirkungsrisiken mit zielgerichtet wirksamen, oralen Tumortherapeutika – ein Überblick. Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2017; 49: 1–5


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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